(Tschechien) Internationalistische Beiträge zum Widerstand gegen den Krieg

Per Mail von Tridni Valka/Klassenkrieg erhalten und von uns korrigiert, bzw. ergänzt. Ein Text von Nakladatelství Subverze aus Tschechien.

Internationalistische Beiträge zum Widerstand gegen den Krieg

Der Text wurde per E-Mail auf Tschechisch empfangen und von uns übersetzt.

Der tobende Krieg auf dem vom ukrainischen Staat verwalteten Territorium entfacht leidenschaftliche Debatten darüber, welche Haltung die Partisanen der revolutionären Theorie und Praxis einnehmen sollten. Der Ansatz zahlreicher Einzelpersonen und Gruppen steht im Widerspruch zu den bisher vertretenen Positionen, als ob ein konsequenter Antimilitarismus nur in Zeiten des kapitalistischen Friedens legitim wäre, nicht aber, wenn sich der Krieg unseren Häusern nähert.

Der Krieg ist ein Drama, in dem Widersprüche und Grenzen immer wieder zum Vorschein kommen, weil es nicht mehr so einfach ist, sie zu leugnen, zu verschleiern und zu verbergen wie in der Zeit vor dem Krieg. Es wird sich immer zeigen, wer die revolutionäre Theorie mit der revolutionären Praxis in Einklang bringen kann und wer lediglich (ultra-)linke bourgeoise Politik unter den Slogans des Antikapitalismus betreibt.

Wir erleben heute, dass viele Anarchisten und Kommunisten den bourgeoisen Krieg als vermeintliche Lösung globaler Probleme befördern, sich staatlichen Armeen anschließen und sich an brudermörderischen Konflikten beteiligen. Mit anderen Worten: Sie kämpfen für die Interessen des Staates und der der Bourgeoisie. Dabei täuschen sie sich selbst und ihr Umfeld, indem sie behaupten, sie würden vor allem das Leben der Zivilisten schützen, ohne gleichzeitig die Position des Staates und der Bourgeoisie zu stärken. Als ob es in diesem Krieg nicht in erster Linie darum ginge, welche Staaten die Macht über ein bestimmtes Territorium, seine Ressourcen und seine Bevölkerung haben werden.

Sicherlich braucht jede widersprüchliche Haltung eine „Rechtfertigung“, wenn ihre Verkünder/Herolde die Tatsache verbergen sollen, dass sie sich in den eigenen Mund scheißen und mit ihren Aktionen heute leugnen, was sie gestern behauptet haben. Es ist wirklich deprimierend zu sehen, wie Menschen, die vor einigen Jahren noch unter der Parole „Krieg gegen Krieg“ durch die Straßen marschierten, heute, in einer Zeit, in der der Krieg tobt, mit der gleichen Inbrunst „Lasst uns in den Krieg ziehen“ rufen.

Das Gerede von Undogmatismus, Anpassung an die spezifischen Realitäten, temporärem Bündnis/Allianz mit dem Staat, Pragmatismus und vielem mehr sind nur ideologische Manipulationen, um den Verrat an der revolutionären Praxis und das Festhalten an der bourgeois-demokratischen Politik zu „rechtfertigen“.

Es zeigt auch, dass die Kriegspropaganda und die Selektivität der Informationen für alle gilt, die den Krieg unterstützen: Putin, Zelensky, Nationalisten auf beiden Seiten der Frontlinie sowie jene anarchistischen und kommunistischen Gruppen, die sich freiwillig dem Militärkommando unterwerfen.

Diejenigen, die für revolutionären Defätismus eintreten und statt eine der Kriegsparteien zu unterstützen, zur Subversion der Kriegsanstrengungen aufrufen, werden von der Kriegspropaganda als Anhänger einer arroganten westlichen Linken abgestempelt, die unfähig ist, Empathie zu empfinden und anzuerkennen, dass Menschen aus Ost- und Mitteleuropa selbstbewusste Subjekte des Wandels/der Veränderung sein können. Diese widerliche propagandistische Vorgehensweise darf nicht unwidersprochen bleiben. Nicht nur, weil sie dazu beiträgt, die imperialistische Teilung der Welt in einen westlichen und einen östlichen Block zu erhalten, sondern auch, weil sie dazu dient, die Realität zu verschleiern. Revolutionärer Defätismus und die Ablehnung der Teilnahme am bourgeoisen Krieg ist keine Position, die ausschließlich in Westeuropa und den USA vertreten wird. Es sind nur die kriegsbefürwortenden „Anarchisten und Kommunisten“, die versuchen, selektiv aus der Geschichtsschreibung zu tilgen, was ihnen nicht in ihre Kriegspropaganda und Kriegsmobilisierung passt. Lassen wir uns nicht täuschen: es gibt auch Anarchisten und Kommunisten in der Ukraine, Russland, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Polen, Weißrussland, Litauen, Lettland und vielen anderen Gebieten, die sich weigern, an diesem Krieg teilzunehmen. Sie definieren ihn richtigerweise als eine Rivalität zwischen verschiedenen imperialistischen Blöcken und nicht als einen Kampf zwischen Diktatur und Demokratie, wie es die Demokraten aller Couleur, einschließlich derjenigen, die rote, schwarze und schwarz-rote Fahnen schwenken, gewöhnlich erklären.

Das Verlagshaus Subverze hat im Juli 2022 mehrere Publikationen herausgegeben, um sicherzustellen, dass die Stimme der Kriegsgegner nicht unter der Last der Kriegspropaganda untergeht.

Im Einzelnen handelt es sich um folgende Texte:

Gegen Krieg und militärische Mobilmachung – Vorläufige Notizen zur Invasion in der Ukraine1
https://subverze.noblogs.org/post/2022/07/23/proti-valce-a-vojenske-mobilizaci-predbezne-poznamky-k-invazi-na-ukrajinu/

Kämpfe nicht für „dein“ Land! – International Perspective2
https://subverze.noblogs.org/post/2022/07/23/nebojuj-za-svou-zemi-international-perspectives/

Anarchismus, Nationalismus, Krieg und Frieden
https://subverze.noblogs.org/post/2022/07/22/anarchismus-nacionalismus-valka-a-mir/
* vier Texte, die von Libcom, A
narchist Comunist Group (zwei Texte auf Englisch) und KRAS-IAA veröffentlicht wurden.

Kritischer Kommentar zur politischen Ausrichtung des Textes von Kolektivně proti Kapitálu – Mouvement Communiste3
https://subverze.noblogs.org/post/2022/07/22/kriticky-komentar-k-politicke-orientaci-textu-od-kolektivne-proti-kapitalu-mouvement-communiste/


1A.d.Ü., In der Tat – Anarchistische Zeitschrift. Ausgabe 14, auf Deutsch, hier oder hier zu lesen.

2A.d.Ü., auf Deutsch, hier oder hier zu lesen.

3A.d.Ü., auf Deutsch, hier oder hier zu lesen.

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