Was revolutionärer internationalistischer Defätismus im ‚ukrainischen‘ Krieg wirklich bedeutet

Gefunden auf materiales por la emancipación, die Übersetzung ist von uns.

Was revolutionärer internationalistischer Defätismus im ‚ukrainischen‘ Krieg wirklich bedeutet

Am 21. April, 2022 veröffentlich

PERLEN DER BOURGEOISIE: «Abgesehen von der NATO hat die Ukraine keine anderen Verbündeten, die ihr dabei helfen könnten. […] Deshalb muss mensch darüber nachdenken, Unterstützung von der NATO anzunehmen. […] „In Ermangelung einer schlagkräftigen Organisation zogen die ersten anarchistischen und antifaschistischen Freiwilligen als Einzelkämpfer*innen, Militärsanitäter*innen und Freiwillige in den Krieg. Sie versuchten, eine eigene Truppe zu bilden, was jedoch aufgrund mangelnder Erfahrungen und Ressourcen nicht gelang. Einige schlossen sich sogar dem Asow-Bataillon und der OUN (›Organisation Ukrainischer Nationalisten‹) an. Die Gründe dafür waren banal: Sie schlossen sich den Truppen an, die am leichtesten zugänglich waren. Infolgedessen wandten sich einige Menschen rechter Politik zu.“» (Fragment eines Interviews, das das Crimethinc-Kollektiv mit einigen „Anarchisten“ aus der Ukraine geführt hat.)

Für uns ist das Proletariat nicht nur so, wie es jetzt ist, sondern auch, was es glaubt und wie es jetzt handelt,
was es glaubt und wie es jetzt handelt,
sondern als das, wozu es gezwungen sein wird. Oder besser gesagt,
was es bewirken kann, wenn es auf den Prüfstand der Geschichte gestellt wird.

(Um Marx1 zu paraphrasieren)

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Zu Beginn des Krieges in der Ukraine tauchten einige Positionen auf, die – in Worten – Internationalismus und den revolutionären Kampf gegen das Kapital einforderten. In Wirklichkeit schlugen sie jedoch eine Beteiligung am Krieg auf ukrainischer Seite vor. Wir haben dies im Vereinigten Königreich, in Deutschland und in Spanien gesehen. Die verwendeten Argumente sind teilweise identisch mit denen einiger Trotzkisten, der italienischen Autonomia oder von Anarchisten, die auf ukrainischer Seite am Krieg teilnehmen. Da einige dieser Positionen von Gruppen und Einzelpersonen stammen, die bisher für die proletarische Revolution waren, hielten wir es für dringend erforderlich, mit ihnen zu diskutieren. Wir entdeckten, dass ihre Ungeduld, „jetzt etwas zu tun“, das verlorene Gegenstück zu einer Strategie ist, die auf internationalistischem revolutionärem Defätismus beruht2.

Fehlende Klassenautonomie

Diejenigen, die in die Kriegsbeteiligung hineingerutscht sind, erkennen im Allgemeinen, dass der Krieg einen innerimperialistischen und kapitalistischen Charakter hat. Aber sie beharren immer wieder darauf, dass die Sache des ukrainischen Widerstands Beachtung verdient, weil das Proletariat, dem es an Klassenautonomie fehlt, an diesem Widerstand teilnimmt, um sich gegen die russische Invasion zu verteidigen.

Natürlich weist das Proletariat auf den beiden Seiten, in die die Ukraine geteilt wurde, einen gefährlichen Mangel an Klassenautonomie auf. Dasselbe gilt für das Proletariat Russlands und das Proletariat des „Westens“ (USA, NATO-Länder, AUKUS und EU usw.). Kurz gesagt, dem Weltproletariat mangelt es an Klassenautonomie, auch wenn diese nur begrenzt verstanden wird, nämlich als Bewusstsein, andere Interessen als die der kapitalistischen Klasse zu haben, und als Kampf zur Verteidigung der eigenen Lebenssituation gegen die wachsenden Angriffe des Kapitals. Der Krieg in der Ukraine ist nicht wirklich ein ukrainisches Problem. Der Krieg selbst ist weder ein nationaler Krieg noch ein ukrainischer Krieg oder gar ein Krieg der „nationalen Befreiung“. Wäre Letzteres der Fall, müsste man sich fragen, ob der Krieg von Seiten Kiews oder von Seiten der Donbass-Republiken oder sogar von beiden Seiten „gerechtfertigt“ ist. Dieser Krieg, der ein innerimperialistischer Krieg ist, ist wie alle Kriege seit Beginn des 20. Jahrhunderts ein Problem für das Proletariat aller Länder.

Das internationale Proletariat zahlt bereits seinen Preis in Form einer Verschlechterung seiner Lebens- und Arbeitssituation, in Form einer drohenden totalen atomaren und ökologischen Zerstörung. Es ist daher ein Fehler, sich auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine zu konzentrieren, die durch die Kriegspropaganda von beiden Seiten, aber vor allem von „unserer“ bourgeoisen Seite, an uns herangetragen werden. Dies gilt umso mehr, wenn man sich vor Augen führt, dass Defätismus das Schwierigste auf dem Schlachtfeld ist, sowohl für die Soldaten als auch für die Zivilbevölkerung im Kriegsgebiet. Wie wir an den minimalen Demonstrationen der „Staatsbürger“ in Russland, an der „Heimatfront“ sehen, gibt es mehr Möglichkeiten, die in groß angelegten industriellen Massenaktionen gegen den Krieg und seine Folgen für die Arbeiter gipfeln könnten.

Hier einige der Gründe für die Notwendigkeit einer revolutionären Strategie, die sich nicht auf einprägsame Slogans beschränkt

a. Beginn der russischen Invasion

Zu Beginn des Krieges (bzw. des Krieges, der seit 2014 in der Ukraine tobt und sich mit der russischen Invasion 2022 verschärft) führte der Wille, sofort etwas zu tun, viele dazu, die ukrainische bourgeoise Sache des national-populären (A.d.Ü., national-völkischen) bewaffneten Widerstands und insbesondere ihre demokratischen Fraktionen zu verteidigen, indem sie die Lieferung von Waffen für die ukrainische Verteidigung gegen Russland und seine Armee verteidigten, d.h. das, was die NATO und die „eigene“ „westliche“ Regierung tun. Dies wurde fälschlicherweise als „positive Maßnahme“ aus dem „Verständnis“ dessen, was die Ukrainer angesichts der russischen Invasion tun, verstanden. In dieser Zeit hörten wir von diesen Befürwortern des Krieges nicht viel über proletarischen Internationalismus.

Unser Verständnis des innerimperialistischen Charakters des Krieges, des imperialistischen Charakters sowohl der pro-westlichen Fraktion der ukrainischen Bourgeoisie als auch ihrer pro-russischen Fraktion, wurde als bedeutungslos angesehen, und sogar die Rhetorik über eine neue Art von „ultra-rotem Antiimperialismus“ als moralische und politische Verurteilung der Proletarier, die zu den Waffen greifen, um sich gegen die Invasion zu verteidigen. Die Lehren, die die kommunistische Linke aus früheren innerimperialistischen Kriegen gezogen hatte, wurden über Bord geworfen und trotzkistische Reflexe beherrschten die „Aktion“.

Diese tatsächliche Unterstützung für den ukrainischen Imperialismus wurde als Unterstützung für das Proletariat dargestellt. Die ukrainische Arbeiterklasse befand sich in einer Situation, in der sie sich nicht „militärische Autonomisierung“3 machen konnte, aber dennoch ihre Lebensbedingungen verteidigen musste. Diese Unterstützung wäre „kritisch“, ganz im Sinne des Trotzkismus, und würde dem militarisierten Proletariat helfen, sich politisch zu differenzieren, was eine Voraussetzung für die Autonomisierung wäre.

Sie konkretisierten sie in der Idee, jene Kräfte „kritisch“ zu unterstützen, die der Errichtung eines „möglichst demokratischen“ politischen Regimes dienen [im imperialistischen Krieg vielleicht so demokratisch wie das von Kerenski 1917] und ihnen so helfen, die Kräfte zu besiegen, die sich dieser Form des politischen Regimes widersetzen. Inmitten einer westlichen Kriegskampagne, die die Zelenski-Regierung als Verteidigerin der „Demokratie“ gegen den „Totalitarismus“ darstellte, präsentierten sich unsere Kriegsteilnehmer im altmodischen Gewand des ultra-roten Demokratismus, nach dem Vorbild der CNT-FAI im Spanien der 1930er Jahre und der Rojava-Anhänger in unserer Zeit.

b. Die Belagerung der Städte

Angesichts der russischen Belagerung der Städte und der Trennung der eingezogenen Männer von ihren Familien, die ins Ausland geflohen waren, um den Schrecken des Krieges zu entgehen, erklärten unsere Kriegsbefürworter: „Je mehr Menschen sich den Milizen anschließen, desto unmöglicher ist es für sie, ‚vertikal‘ kontrolliert zu werden oder einem externen Kommando zu unterliegen (auch wenn sie von demjenigen abhängen, der die Lieferung von Waffen, Nachschub und allem anderen kontrolliert)“. Gleichzeitig gelang es der westlichen Kriegspropaganda, Kampagnen zu entwickeln und einzusetzen, um Geld und Güter für die Bevölkerung in der Ukraine und die Geflüchteten zu sammeln („Frauen und Kinder zuerst“) und Waffenlieferungen anzuregen.

Unsere Kriegsteilnehmer standen an der Spitze und betonten die Notwendigkeit, das ukrainische Proletariat mit den Mitteln auszustatten, die es braucht, um sich gegen die russische Invasion zu verteidigen, „d.h. Waffen, aber nicht nur das, sondern auch alle Arten von Material, um Widerstand leisten zu können“.

Sie waren der Ansicht, dass dies nicht mit der Förderung des elementarsten proletarischen Defätismus unvereinbar sei.

Als das „Elementarste“ erwies sich, ganz realistisch betrachtet, der Aufruf an die in den bestehenden Milizen organisierten Proletarier, sich in ihnen zu organisieren, sie zu demokratisieren und sie so weit wie möglich von der Armee zu autonomisieren.

Das Endziel, das für die Teilnahme am Krieg erfunden wurde, wäre der Sturz der russischen Autokratie, indem man den Ukrainern hilft, die Invasion zu besiegen und ein liberal-demokratisches Regime zu errichten. Inzwischen hat Biden durch einen Ausrutscher verraten, mit welchem Ziel er dieses Massaker am ukrainischen und russischen Proletariat unterstützt: die Ablösung Putins durch einen „Demokraten“. Glücklicherweise versichern uns unsere kleinen Trotzkisten, dass dieses neue Regime in Russland „so demokratisch wie möglich sein muss, zugunsten der zivilen und politischen Aktivität des Proletariats“. Diejenigen, die wie wir den proletarischen Internationalismus verteidigten, wurden als praktische Kollaborateure verleumdet, die den Sieg der russischen Armee und Regierung ermöglichten.

Es ist jedoch klar, dass die vermeintliche „Autonomisierung“ als „vernünftiges Minimalziel“ nur eine Illusion war, die nicht einer Möglichkeit des Handelns der Arbeiter entsprach. Das ist nicht geschehen, im Gegenteil, Teile der bourgeoisen Linken, vor allem die Anarchisten, haben sich in den Dienst der nationalistischen Milizen gestellt, d.h. das Gegenteil von dem, was man für möglich gehalten hat, ist eingetreten.

c. Der Stillstand

In dem Moment, in dem klar wurde, dass die eingebildete „Autonomisierung“, selbst in ihrer pervertierten militärischen und demokratischen „realistischen“ Form, in der realen Welt des Krieges nicht stattfand, erwies sich auch der Sieg der ukrainischen Streitkräfte über die russische Invasion als Illusion. Gleichzeitig saß die russische Armee im Norden um Kiew fest und schaffte es nicht, Mariupol im Südosten zu erobern, was die Eroberung aller Gebiete, die die Donbass-Republiken für sich beanspruchen, und natürlich der strategisch wichtigen Schwarzmeerküste behinderte. Dieser reale Stillstand, dieser lange und anstrengende Krieg, war genau das taktische Ziel der USA, Russland zu schwächen und das chinesisch-russische Bündnis zu untergraben. Russland beschloss, seine Truppen aus der Umgebung von Kiew abzulösen, um die Ostukraine und – wenn möglich – die Schwarzmeerküste zu erobern. Die Kriegspropaganda hat sich verändert. Das gilt auch für den „kommunistischen“ Diskurs der Unterstützer des ukrainischen Imperialismus.

Plötzlich wurde uns gesagt, dass es falsch sei, sich klassenübergreifenden Milizen anzuschließen, ganz zu schweigen von staatlich kontrollierten Milizen mit professionellen Militärkommandeuren. Offensichtlich war es an der Zeit, über die Klassenautonomie innerhalb der Milizen, der zivilen Solidarität und der Hilfsorganisationen zu sprechen und Hilfsnetze zu schaffen, um den Boden für den Einsatz der Waffen gegen die ukrainische Regierung zu bereiten. Und natürlich wurde uns vorgeworfen, wir würden vorschlagen, nichts zu tun.

Zu Beginn des Krieges war von Defätismus kaum die Rede. Aber in dieser Phase des Krieges sind die Menschen in der Ukraine, vor allem die Arbeiter, eines Krieges überdrüssig, der sich mit unermesslichem Elend fortsetzt. Nun stellen die „kommunistischen“ Kriegsteilnehmer eine Zukunft vor, in der sie „zu den Waffen gegen die ukrainische Regierung greifen“, was revolutionären Defätismus bedeuten würde. Aber auch hier wird ein internationalistischer Slogan ins Gegenteil verkehrt, indem die Beteiligung am Krieg als Mittel zu dessen Beendigung dargestellt wird.

Gegen diese Verformungen sagten wir: „Ihr sagt immer wieder ‚Nein‘ zum Defätismus, aber ihr versucht, ihn … mit Zweideutigkeit zu konkretisieren. Niemand sagt hier, dass nichts getan werden darf, sondern dass dies auf einer angemessenen Grundlage außerhalb des bourgeoisen Rahmens und seiner Strukturen geschehen muss“. Anstatt „im Jetzt zu leben“, sollten wir auf einer echten proletarischen Klassenbasis handeln, mit einer Strategie, die versteht, welche zukünftigen Entwicklungen möglich sind.

Niveaus des revolutionären Defätismus

Die Art und Weise, wie Revolutionäre den revolutionären Defätismus angehen, hängt von verschiedenen Situationen ab.

Historische Slogans wie „Der Feind steht im eigenen Land“, „Der Krieg gegen den Krieg der Bourgeoisie“, charakteristisch für den revolutionären Defätismus usw. bringen unsere allgemeine Linie auf den Punkt. Diese werden konkretisiert, je nachdem, wo wir uns befinden: in den Schützengräben, in der (Rüstungs-)Industrie, unter den Proletariern in den Stadtvierteln oder unter den Geflüchteten. Befinden sich diese Orte im offenen Krieg oder nicht? Wie ist das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen, und wie ist der Einfluss der Kriegspropaganda? Und wir müssen verstehen, wie sich in diesen Situationen Gefühle, Bewusstsein und Handlungsmöglichkeiten verändern können. In unserer Diskussion mit den Teilnehmern am ultralinken Krieg haben wir zum Beispiel zwischen verschiedenen Niveaus des Widerstands gegen den Krieg unterschieden.

Wenn es in der realen Klassenbewegung keinen effektiven, groß angelegten Widerstand des Proletariats gibt, werden die Ereignisse von den Kräfteverhältnissen zwischen den beiden imperialistischen Seiten im Krieg diktiert. In einer solchen Situation wird es angesichts des internationalistischen revolutionären Defätismus auf niedrigem Niveau zu zahlreichen Repressalien, Verhaftungen, Folterungen und Ermordungen seiner Verteidiger kommen, die logischerweise versuchen werden zu fliehen oder sich zu tarnen. Nach einer solchen Katastrophe würden die bourgeoisen Kräfte gewinnen.

Wenn es jedoch so etwas wie einen mittleren Niveau an internationalistischem revolutionärem Defätismus gibt, kann es passieren, dass die hellsichtigeren Bourgeois versuchen werden, den Krieg zu beenden und die Regierung zu stürzen, wie in Russland 1917 und noch mehr in Deutschland 1918. Diese bourgeoisen Kräfte wollen gleichzeitig einen ausgehandelten „Frieden“, einen „Frieden“ mit anderen Imperialismen, und bieten ein Ventil für die Gefühle von Wut, Hass und Rache, insbesondere unter den Arbeitern, die Streiks und Hungermärsche begonnen haben. Dieser Ausweg ist ein Regimewechsel; der Zar und der Kaiser mussten gehen, und die Demokratie und die bourgeoise Linke kamen an die Staatsmacht. Dieser künftige Regimewechsel würde die Frage aufwerfen, wer das Sagen hat und was verhandelt wird, um den Krieg zu beenden, und angesichts dessen zahlreiche Spannungen in der Bourgeoisie und verschiedene Positionen im Proletariat hervorrufen.

Wenn wir uns die Nichtexistenz eines unabhängigen und revolutionären Proletariats vor Augen führen, können wir verstehen, dass bestimmte ukrainische Proletarier und Bourgeoisie „Staatsbürger“ sind, die die massenhaften Zerstörungen und Tötungen von einem rationalen Standpunkt aus betrachten und als „Staatsbürger“ auf einer bourgeoisen Grundlage handeln würden. Sie würden dann pazifistische Slogans wie „Frieden durch Verhandlung“ verwenden. Natürlich kann selbst diese bourgeoise pazifistische Position weder von der in Kiew herrschenden pro-US-Fraktion noch von der in den Donbass-Republiken herrschenden pro-russischen Fraktion toleriert werden, die es vorziehen, mehr Blut zu vergießen, wie es ihre westlichen und russischen Herren verlangen.

In dieser verzweifelten Situation werden die Arbeiter, die den Krieg beenden wollen, wahrscheinlich für einen ausgehandelten „Frieden“ kämpfen.

Allerdings laufen unsere Teilnehmer am ultraroten Krieg zu diesem Zeitpunkt Gefahr, die Beteiligung an nationalistischen Milizen zu befürworten, die nur die Regierung auf der einen und die prorussische Bourgeoisie auf der anderen Seite verteidigen können.

Die Aufgabe der kommunistischen Revolutionäre besteht in solchen Situationen – wie in der Vergangenheit – darin, die bourgeoisen pazifistischen Kräfte der Bourgeoisie als „soziale Pazifisten“ zu denunzieren und den sozialen Frieden, den Frieden zwischen Proletariat und Bourgeoisie zu verteidigen. Wir sind dagegen, indem wir proletarische Kämpfe zur Verteidigung der Arbeits- und Lebensbedingungen anregen, um zu erreichen, dass die Entwicklung dieses Klassenkampfes zu einer Revolution führt4.

Unsere Analyse der verschiedenen Situationen wurde jedoch nicht verstanden und die Realität mit dem, was zu tun ist, vermischt: „Mit anderen Worten, du schlägst eine „populäre“ Diplomatie aus humanitären Gründen vor und gibst dem Putin-Regime einen wichtigen politischen Sieg“.

Wir wurden nicht verstanden, als wir antworteten, dass wir als Revolutionäre unsere Rolle nicht zu einem Appell an die kapitalistische Seite machen können um zu verhandeln. Dennoch müssen wir weiterhin zeigen, dass der einzige Weg der revolutionäre Weg ist, mit revolutionärem internationalistischem Defätismus, und dass er zur Weltrevolution führen muss.

Unter Anwendung des revolutionären internationalistischen Defätismus rufen wir das Proletariat auf, jede Kriegssituation für Boykottaktionen zu nutzen und sich zur Verteidigung seiner Interessen, seiner Sicherheit und seiner unmittelbaren und künftigen Bedürfnisse zusammenzuschließen. Wir geben diesen Aktionen eine revolutionäre Ausrichtung, die sich nicht darauf beschränkt, auf politische, ökonomische oder militärische Reformen zu drängen, Aktionen, die sich nicht darauf beschränken, Linderungsmaßnahmen zu erlangen. Wir sagen, dass dies auf beiden Seiten des Krieges getan werden muss. Es ist Sache der unmittelbar Beteiligten, den konkreten Weg zu bestimmen.

Wenn heute Gruppen von Proletariern und Menschen mit pro-revolutionärem Bewusstsein so etwas in der Ukraine versuchen, werden sie letztendlich zu den Waffen greifen müssen, um sich gegen ihre Armee- und Milizführung zu wehren, sie werden mit ihnen brechen und sich den ukrainischen staatlich kontrollierten Organen entgegenstellen müssen.

Wir wissen, dass ein solcher Kampf an der Kriegsfront kompliziert ist. Aus diesem Grund haben wir bereits gezeigt, dass die meisten Möglichkeiten an der internen Front liegen. Das Gleiche gilt für die russische Seite. Die Beteiligung der Ultralinken am Krieg versuchte jedoch, etwas „Konkretes“ zu tun: entweder mit vagen Formulierungen oder mit dem, was dem ukrainischen national-populären Widerstand, d.h. dem ukrainischen Staat und der ukrainischen Armee, finanziell und mit von der NATO-Seite gelieferten Waffen im Krieg diente. Jetzt versuchen sie, mehr Nuancen zu entwickeln. Aber vorher sagten sie, was oben zusammengefasst ist. Sie haben den internationalistischen revolutionären Defätismus entstellt, ihn karikiert und uns vorgeworfen, dass wir, da wir nichts direktes und konkretes tun können, nur sektiererische Phrasen von Revolutionären wiederholen, die sich nicht schmutzig machen wollen. Sich schmutzig zu machen, bedeutete jedoch, den ukrainischen nationalen Widerstand zu verteidigen, der, im Gegensatz zu dem, was sie sagen, das Proletariat als Kanonenfutter und Manövriermasse benutzt, wie sie es in jeder kapitalistischen Sache nicht anders machen können. Ihr Interesse an der Anpassung an das Mögliche hat sie dazu verleitet, sich zu versprechen, um eine bourgeoise Sache/Ideal zu verteidigen.

Mögliche und unmögliche Strategien

Sehen wir es konkret und im Sinne von möglich/unmöglich: Es gibt keine Fakten, die uns sagen, dass sich Gruppen von Proletariern von den Milizen lösen und gegen sie und den Staat kämpfen können. Die berühmte „Autonomisierung“, die als „Konkretisierung“ dargestellt wird, basiert also nicht auf dem, was möglich ist, sondern auf dem, was notwendig ist, wie es die Revolutionäre tun, die die Anwendung des internationalistischen revolutionären Defätismus verteidigen.

Die Formulierungen über „Autonomisierung“ sagen nichts darüber aus, was diese Autonomisierung innerhalb der Milizen bedeuten würde; sie sind überhaupt nicht konkret. Wir können sie so verstehen, dass sie innerhalb dieser Milizen oder zivilen Solidaritäts- und Unterstützungskörperschaften spezifisch proletarische Sektionen organisieren. Doch die Bourgeoisie ist nicht dumm; sie sorgt dafür, dass das Proletariat dem ukrainischen militaristischen Nationalismus in den Arsch kriecht, der auch durch den Staatsterror des Gesetzes aufgezwungen wird. Oder bedeutet Autonomisierung, sich von diesen Strukturen zu trennen und damit mit ihnen in Konflikt zu geraten, die natürlich mit Härte und Nationalismus reagieren werden, geschützt durch die staatliche Struktur, die sie am Leben erhält? Dieser Diskurs über Autonomisierung ist zu rhetorisch und nicht sehr konkret und vermeidet es, zu benennen, was es bedeutet, das zu tun, was gesagt wird.

In Spanien – wie in allen westlichen Ländern – unterstützt die Bourgeoisie die ukrainische Seite und verstärkt die Ausbeutung und Ausplünderung des Proletariats. Anstatt die Kriegsbeteiligung „unserer“ Bourgeoisie, des Feindes im eigenen Land, der ein Verbündeter der ukrainischen Bourgeoisie (oder, im Falle Chinas und anderer, ein Verbündeter der russischen Bourgeoisie) ist, anzuprangern, versäumen es unsere ultralinken Kriegsteilnehmer, die Heimatfront auch nur zu erwähnen. Aber für kommunistische Revolutionäre ist der Kampf gegen unsere eigene Bourgeoisie ein wesentlicher und essentieller Teil der Anwendung des internationalistischen revolutionären Defätismus.

Überall dort, wo die Bourgeoisie das Tempo forciert und den Grad der Ausbeutung in privaten, kollektiven und staatlichen Unternehmen erhöht, fördern ihre politischen und gewerkschaftlichen/syndikalistischen Kräfte die Isolierung der Arbeiter. Ihre Staaten fordern soziale Sanftmut und nationalistischen Eifer. Die Spannungen auf den Märkten wirken sich auf die kleineren und größeren Ökonomien aus und werden in alle Richtungen übertragen. Der Imperialismus muss den Militarismus finanzieren und ausbauen, während die Inflation in den großen kapitalistischen Ökonomien steigt und sich überall ausbreitet. Die Folge ist, dass die Kaufkraft der Löhne schwindet, die existenzielle Unsicherheit der Arbeiter zunimmt und die Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung steigt. In vielen Ländern kommt es zu Auswirkungen, die man vorher nicht für möglich gehalten hat und von denen man dachte, sie lägen in weiter Ferne.

Die Regierungen fordern mehr Geld für Rüstung und Armeen. Sie alle verbreiten Alibis und Zynismus, und sie sind gerissen. Sie wollen entschuldigt und unterstützt werden, weil sie angeblich für eine Sache kämpfen, die ihrer Meinung nach der ausgebeuteten Klasse zugute kommt. In Wirklichkeit sind die Hauptnutznießer die kapitalistische Klasse und ihre Zivilisation des Profits, des Wettbewerbs und der Ausbeutung, die überall Kriege hervorbringt. Die internationalen Beziehungen der kapitalistischen Ökonomie sind zwangsläufig widersprüchlich und katastrophal für die ausgebeutete Klasse und die Umwelt.

Überall verschlechtert sich die Umwelt in immer schnellerem Tempo. Der Krieg erweist sich als Vorwand, um weiterhin fossile Brennstoffe zu verwenden – es ist sogar „akzeptabel“, mehr Kohle zu verwenden -, um Pestizide und andere schädliche Chemikalien für die Politik der „billigen Lebensmittel“ einzusetzen. Gleichzeitig gehen die Katastrophen infolge von Umweltverschmutzung und globaler Erwärmung weiter und versprechen, ganze Regionen mit Hurrikans, Überschwemmungen, Dürren und unerträglicher Hitze mit ihren vielfältigen Auswirkungen zu verwüsten.

Ihre zentralen ökonomischen und finanziellen Gremien sprechen von einer bevorstehenden Rezession und von Problemen bei der Aufrechterhaltung des fiskalischen Drucks, der Verschuldung und von Problemen in den „Liefer- und Wertschöpfungsketten“. Die Diskussionen über die Geldpolitik und ihre Ausrichtungen spiegeln ihre schwindenden Kapazitäten und den daraus resultierenden geringeren Handlungsspielraum wider.

Das Kapital wird durch die enorme Konkurrenz immer aggressiver gegeneinander und gegen das Proletariat, aus dem es mehr Mehrwert (geleistete, aber nicht bezahlte Arbeit) herausholen muss, und es will dies mit dem bemerkenswertesten gesellschaftlichen Konsens tun, der den kapitalistischen Interessen förderlich ist.

Es gibt zahlreiche Anzeichen für soziale Unruhen, und in einigen Fällen kommt es zu Protesten und Streiks, wie jetzt in Sri Lanka, wo der Regierungssitz angegriffen wird, in Kasachstan mit Streiks trotz der jüngsten Repression durch Russland und die OVKS5, mit neuen Hungermärschen in Argentinien während der Neuverhandlung der Schulden mit einem IWF-Kredit. Überschwemmungskatastrophen in Südafrika bringen Tod und Elend über eine bereits verarmte Arbeiterklasse. Der Krieg im Jemen fordert viele Menschenleben und verschärft den Mangel an Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung, ebenso wie in Mosambik, Mali und Tigray (Äthiopien). In Myanmar führt die blutige Militärjunta einen internen Krieg, der von China unterstützt wird und in Pakistan durch den von der CIA inszenierten Staatsstreich, der den vom Parlament zurückgetretenen Präsidenten ablöste, einen Rückschlag erlitt. Und im eigenen Land wächst der Widerstand der Shanghaier Bevölkerung, die des Staatsterrors und der unzureichenden Maßnahmen gegen Covid überdrüssig ist.

Es gibt einen roten Faden, der sich durch alle Themen zieht. Einerseits der ökonomische Druck auf das Proletariat sowohl in den Ländern, die sich im offenen Krieg befinden, als auch in denen, die die Kriege indirekt unterstützen. Zum anderen die wiederholten Zusammenstöße und Rivalitäten zwischen den Staaten des imperialistischen Kapitalismus. Es ist die Aufgabe der Revolutionäre, zu zeigen, dass dieser ökonomische Druck auf das Proletariat aus der imperialistischen Beteiligung des inneren Feindes an diesen Kriegen resultiert. Daher sind die ökonomischen Angriffe in Wirklichkeit politische Angriffe, denn der Kampf des Proletariats gegen diese Angriffe ist auch ein politischer Klassenkampf. Sie gegen die Bourgeoisie selbst zu wenden, wird wahrscheinlich das Ergebnis von Massenkämpfen zu Hause gegen das Kapital und seine Forderungen, gegen die Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsbedingungen sein.

Alle nationalen Kapitale werden zwangsläufig gegeneinander ausgespielt. Die dem globalisierten Kapitalismus innewohnende Dynamik beruht auf Auseinandersetzungen um Märkte, Territorien, militärstrategische Kontrolle, Rohstoff- und Energiequellen und die Kontrolle der Arbeitsströme.

Der imperialistische Krieg wird nicht zum Nutzen des Proletariats geführt. Das Kapital und das Geld für all diese Kriege stammen von unserer Arbeit. In der kapitalistischen Gesellschaft kann es keinen Frieden geben, hat es nie gegeben und wird es nie geben. Revolutionäre internationalistische Aktionen müssen radikal sein, sie müssen die Wurzeln des Krieges und der Krise aufzeigen, sie müssen Forderungen stellen, die die proletarischen Kämpfe erweitern und vereinheitlichen können, sie müssen die Konsequenzen aufzeigen, die sich ergeben, wenn man nicht unabhängig gegen das Kapital kämpft, und sie müssen die Notwendigkeit aufzeigen, dies zu tun, wohl wissend, dass zahlreiche und gefährliche Schwierigkeiten auf uns zukommen, aber auch wissend, dass der Kapitalismus zwangsläufig diese Dynamik und andere, noch dramatischere Kriege hervorbringt.

Aníbal und Fredo Corvo, 16.04.2022


1A.d.Ü., eigentlich sagen Marx und Engels in Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik folgendes: „Es handelt sich nicht darum, was dieser oder jener Proletarier oder selbst das ganze Proletariat als Ziel sich einstweilen vorstellt. Es handelt sich darum, was es ist und was es diesem Sein gemäß geschichtlich zu tun gezwungen sein wird. Sein Ziel und seine geschichtliche Aktion ist in seiner eignen Lebenssituation wie in der ganzen Organisation der heutigen bürgerlichen Gesellschaft sinnfällig, unwiderruflich vorgezeichnet. Es bedarf hier nicht der Ausführung, daß ein großer Teil des englischen und französischen Proletariats sich seiner geschichtlichen Aufgabe schon bewußt ist und beständig daran arbeitet, dies Bewußtsein zur vollständigen Klarheit herauszubilden.“

2Die meisten der in diesem Artikel genannten Argumente und Vorschläge für eine Beteiligung am Krieg wurden in Spanien vorgebracht, aber sie sind nicht einzigartig.

3A.d.Ü., verstanden als autonom werdendt.

4Die Rolle der historischen Sozial-Pazifisten in den Revolutionen in Russland und Deutschland ist bekannt und eine Warnung für künftige Kerenskis und Noskes, ebenso wie die der weniger bekannten Abenteurer, die sich im Ersten Weltkrieg freiwillig an die Front meldeten, wie etwa Erich Kuttner.

5A.d.Ü., Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit

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