(Agustín Guillamón) Sein und Wesen des Proletariats

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Sein und Wesen des Proletariats

GESTERN

Proletariat kommt vom lateinischen Wort proles, also Abstammung oder Nachkommenschaft. Der Begriff stammt aus der römischen Republik und dem Römischen Reich. Die Proletarier waren die Staatsbürger der untersten Klasse, die keinen Besitz hatten und nur Nachkommen (Kinder) zur Verfügung stellen konnten, um die Legionen Roms aufzustocken: Opferfleisch für den Krieg und die Unterwerfung und Versklavung der Nachbarvölker.

Der Ursprung des Wortes liegt in der Volkszählung, die alle fünf Jahre von den Behörden durchgeführt wurde, bei der die Staatsbürger und ihr Besitz erfasst wurden und aus der sich ihre Wehrpflicht und ihr Wahlrecht ergaben. Für Menschen ohne Besitz (oder ohne Wert) wurden die Kinder (proles) als einziger Reichtum registriert. Proletarier kommt von „proletarius”, was „derjenige, der Kinder zeugt” bedeutet. Bis zu den Reformen von Marius durften sie keine Waffen besitzen und nicht in die Armee eintreten. Die römische Gesellschaft war in fünf Klassen von Eigentümern oder Grundbesitzern unterteilt. Die Proletarier waren Staatsbürger der sechsten Klasse.

Die Frage (Problematik) nach dem Ursprung des modernen Proletariats als soziale Klasse geht auf die industrielle Revolution zurück. Im England des 16. Jahrhunderts wurde der Begriff für den vierten Stand verwendet. Die Verwendung blieb bis ins 18. Jahrhundert fast unverändert.

Mit der Französischen Revolution bekam das Wort Proletariat eine neue Bedeutung. Das Proletariat war die Klasse der Arbeiter, die von allen Rechten ausgeschlossen waren, sich aber ihrer Randstellung bewusst waren und für das Recht auf Leben (also nicht zu verhungern) als vorrangig gegenüber dem Recht auf Privateigentum kämpften.

Der Begriff Proletariat als Klasse der ausgebeuteten Arbeiter in der Industriegesellschaft taucht in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in der Sprache der Vormarxisten und utopischen Sozialisten auf. Für Saint-Simon ist das Proletariat die Masse derjenigen, die keinen Besitz haben. Für Blanqui hat das Proletariat zwei Bedeutungen: Es ist sowohl der arme Arbeiter als auch der Arbeiter gegenüber dem Kapitalisten.

Viele liberale Gelehrte wiesen auf die sozioökonomischen Ähnlichkeiten zwischen der schnell wachsenden modernen Industriearbeiterklasse und den klassischen Proletariern hin. Eine der ersten Analogien findet sich in einem Artikel des französischen Philosophen und Politikwissenschaftlers Lamennais aus dem Jahr 1808 in seinem Werk „De l’esclavage moderne“ (Über die moderne Sklaverei).

Der Schweizer Ökonom Sismondi war der Erste, der den Begriff Proletariat auf die unter dem Kapitalismus entstandene Arbeiterklasse anwandte. Seine Schriften wurden von Karl Marx häufig zitiert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Marx diesen Begriff nach dem Studium der Werke von Sismondi verwendete.

In der zweiten Hälfte der 1840er Jahre wurde der Begriff „Proletarier” von Engels und Marx grundlegend überarbeitet. Marx hatte außerdem an der Universität Berlin römisches Recht studiert. Der Begriff wird verwendet, um die Klasse ohne Besitz und Mittel zu bezeichnen, die frei ist, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Das Proletariat oder die Arbeiterklasse ist eine soziale Klasse, die der bourgeoisen Klasse gegenübersteht.

So oberflächlich, einfach und sogar unvollständig die bisher dargelegten Hintergründe zum historischen Begriff des Proletariats auch sein mögen, sie reichen aus, um mit Nachdruck zu behaupten, dass Miquel Amorós, wenn er sagt, das Proletariat sei eine Erfindung Lenins aus dem Jahr 1917, einen feierlichen, irrationalen und geschichtsfeindlichen Unsinn verbreitet.

Lassen wir also neo-situationistische Dummheiten beiseite und definieren wir Kapitalismus und Proletariat rational, rigoros und historisch in diesen fünf grundlegenden Thesen:

1.- Der Kapitalismus ist EINE SOZIALE BEZIEHUNG der Produktion, die zwischen den Kapitalisten, die die Ware Arbeitskraft kaufen, und dem Proletariat, das seine Arbeitskraft für einen Lohn verkauft, besteht. Es handelt sich nicht um eine individuelle Beziehung, sondern um eine Beziehung zwischen Klassen. Das ist das Wesen des Kapitalismus und des Proletariats.

2.- Der Kapitalismus ist EINE HISTORISCHE BEZIEHUNG zwischen zwei antagonistischen Klassen, die die Mehrheit der Bevölkerung dazu zwingt und nötigt, ihre Arbeitskraft für einen Lohn an das Kapital zu verkaufen. (Ohne diesen historischen Prozess der ursprünglichen Kapitalakkumulation und der Enteignung und Vertreibung der Bauern aus den ländlichen Gemeinden in die Fabriken und großen Industriezentren gäbe es die soziale Beziehung aus Punkt 1 nicht).

3.- Der Kapitalismus verursacht EINEN WIDERSPRUCH oder Konflikt zwischen der SOZIALEN Entwicklung der Produktivkräfte und den aktuellen sozialen Produktionsverhältnissen, der privaten Aneignung des Wertes, die nicht dem sozialen Charakter dieser Produktivkräfte entspricht. (Dies führt zu einer ungleichen Verteilung des Reichtums in der Welt: Im Jahr 2007 besaßen drei US-Staatsbürger (Bill Gates, Paul Allen und Warren Buffett) ein Vermögen, das größer war als das BIP der 42 ärmsten Länder, in denen 600 Millionen Menschen leben; die 356 reichsten Menschen der Welt haben mehr Geld als 40 % der Menschheit; die USA machen 6 % der Weltbevölkerung aus, verbrauchen aber 48 % des gesamten Reichtums der Welt).

4.- Der Kapitalismus ist zu einem OBSOLETEN System geworden, weil der Prozess der Kapitalverwertung das Wachstum der Produktivkräfte selbst behindert. Der Kapitalismus ist in eine Phase des Niedergangs eingetreten, und die aktuelle Krise ist struktureller Natur. Wir haben es nicht mit einer klassischen Überproduktionskrise zu tun. Heute gibt es eine Krise der Kapitalverwertung und damit der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, die den Prozess der Reproduktion der Arbeitskraft nicht mehr garantieren. Aufgrund der unzureichenden Absorption der Arbeitskraft im kapitalistischen Produktionsprozess entsteht eine riesige (globale) industrielle Reservearmee.

Dies führt oder kann zu neuen, schwer einzuordnenden Phänomenen führen:

a. Abbau der sozialen Errungenschaften des sogenannten Wohlfahrtsstaates. Der europäische Arbeiter muss weltweit mit dem Existenzminimum und dem Fehlen von Sozialabgaben für Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Rente der asiatischen Arbeiter konkurrieren. Die vom IWF vorgeschlagenen Maßnahmen begünstigen das Finanzkapital, verschärfen aber die Krise und die Arbeitslosigkeit.

b. Ausschluss ganzer Länder und Kontinente vom kapitalistischen Produktionsprozess; massive Migrationsbewegungen aus ökonomischen, kriegerischen oder katastrophalen Gründen, ohne dass Länder oder Regionen bereit sind, ihnen mehr als eine teilweise und selektive Aufnahme zu gewähren.

c. Abschluss der Prozesse der ursprünglichen Kapitalakkumulation in Russland, China, Brasilien, Südafrika und Indien mit der Ausbreitung der Lohnarbeiterklasse in diesen Ländern.

d. Ökologische Grenzen für die massive und wahllose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, ohne wirksame Maßnahmen gegen Umweltverschmutzung und Klimawandel. Durch industrielle Landwirtschaft und Viehzucht entstehen Pandemien. Die Natur wird zu einer Müllhalde. Gefahr des Aussterbens der Menschheit, ohne angemessene Präventionsmaßnahmen.

e. Entstehung zahlreicher Brennpunkte und Sektoren mit Sklavenarbeit (manchmal auch Kinderarbeit).

f. Entstehung einer virtuellen Öonomie als Folge einer enormen unkontrollierten und deregulierten Finanzspekulation, die eine unüberwindbare Kluft zur Realökonomiw verursacht, mit der Folge der Gefahr von Finanzkrisen und ökonomischen Krisen.

g. Entstehung imperialistischer Kriege um die Kontrolle über Öl und begrenzte natürliche Ressourcen. Betrachtung des Krieges als unmittelbare ökonomische Lösung für die Nachfragekrise, d. h. Krieg zwischen Großmächten als einzige Lösung für die internen Krisen aller Konfliktparteien.

h. Ökonomischer Wachstum ohne Schaffung von Arbeitsplätzen.

i. Neue Formen der Unternehmensorganisation, um die Arbeitsproduktivität zu steigern, die Arbeitskräfte flexibler zu machen (in Bezug auf Löhne, Vertragsdauer oder räumliche Verfügbarkeit), die sozialen Errungenschaften des Wohlfahrtsstaates zu zerstören und Gewerkschaften/Syndikate zu verhindern, die nicht unternehmensgebunden oder dem Staat unterworfen sind.

j. In Japan tauchte in den 1950er Jahren der Toyotismus auf, um den Kriegsbedarf der USA im Koreakrieg zu decken. Die nationalen Gewerkschaften/Syndikate wurden mit militärischer Gewalt zerschlagen und durch gefügige Betriebsgewerkschaften-, syndikate ersetzt. Die großen Unternehmen konzentrierten sich auf Regionen, die sie despotisch beherrschten. Es wurden Qualitätsteams gebildet, die unter den Arbeitern einen Wettbewerbsstandard etablierten, um die Unternehmensziele zu erreichen. Es kam zur Vergabe von Unteraufträgen an andere Unternehmen, wobei die Löhne mit jeder Untervergabe sanken. Hohe Arbeitsbelastung ist an der Tagesordnung und führt jährlich zu etwa 10.000 Todesfällen durch Karoshi. „Karoshi” ist ein zusammengesetztes Wort aus „karo” und „shi”, die „Überarbeitung” und „Tod” bedeuten und zusammen „plötzlicher Tod durch Überarbeitung” bedeuten, also Todesfälle durch Stress.

k. Armee, Polizei, Verwaltung, Mafia, Kirchen, Gewerkschaften/Syndikate und politische Parteien sind staatliche Institutionen im Dienste der Interessen des Kapitals, das sie finanziert und stützt. Der erste Schritt jedes autonomen Arbeiterkampfes ist ihre Zerstörung.

l. Das verlorene Klassenbewusstsein kann schnell wiedergewonnen und radikalisiert werden, auch wenn es anfangs etwas hinter der neoliberalen Offensive und der volksfeindlichen Gesetzgebung der Regierungen zurückbleiben wird. Es werden neue Formen der Organisation des Volkes und der Klassen entstehen, die die diskreditierten und nutzlosen Parteien und Gewerkschaften/Syndikate überwinden werden, die ihre wahre staatliche, polizeiliche und mafiöse Natur zeigen werden.

m. In der gegenwärtigen Phase des Niedergangs des Kapitalismus werden seine Grenzen und die Barbarei, die er uns ankündigt, deutlich sichtbar werden, wie wir in Gaza sehen können. Die Propaganda des Systems wird immer dreister, despotischer und irrationaler werden und sich in Richtung sozialdemokratischer, eindeutig faschistischer oder klug dosierter und miteinander kombinierter Auswege entwickeln. Demokratische Formalitäten werden aufgegeben (Trump). Es wird eine Art radikaler und obsessiver Militarismus aufkommen, sei es gegen einen äußeren Feind (aufgrund von Handelsrivalitäten) oder einen inneren Feind (aufgrund antisubversiver Erfordernisse).

n. Regierungen haben schon immer gegen ihre eigenen Völker zum Vorteil der Finanz- und Wirtschaftselite regiert, nur dass dies jetzt unverhohlen geschehen wird, ohne demokratische Verkleidungen und Schleier und ohne die letztendliche Rechtfertigung des allgemeinen Wohlstands. Die Regierungen werden eine Kriegsökonomie durchsetzen, eine „effiziente” Verwaltung des Elends und der Opfer, für die ein Feind oder Sündenbock gesucht werden muss: die Einwanderer, die Subversiven der etablierten Ordnung, die verrückten Anarchisten, die unproduktiven Alten und Kranken, die Diktaturen, dieser oder jener feindliche Staat, Russland, China, die arabischen Länder oder der Islam, die Ausgestoßenen und Elenden, die Arbeitslosen und „anderen Faulenzer” usw. usw.

o. Primitivismus, Ökologismus, Anti-Entwicklungsdenken (antidesarrollismo) und die unterschiedlichsten, verzweifeltesten und absurdesten postmodernen Alternativen wie der „Green New Deal“ werden kaum mehr als einen sozialdemokratischen Vorschlag zur Bewältigung von Chaos, Katastrophen und Elend inmitten eines veralteten und überholten Kapitalismus darstellen, der nicht mehr in der Lage ist, den Prozess der Kapitalverwertung sicherzustellen.

p. Solidarität, Ethik und das bloße kollektive Überleben werden zu mächtigen Waffen der Menschheit im Kampf gegen ein veraltetes, korruptes und von Natur aus kriminelles, krankes, räuberisches, unhaltbares und apokalyptisches ökonomisches System.

q. Eine starke soziale, kulturelle und politische Infantilisierung wird gefördert, weil Angst und Unwissenheit entscheidende Faktoren für die freiwillige Unterwerfung unter den Staat sind.

r. Die Alternative zwischen Kommunismus oder Barbarei, zwischen Revolution oder Reform, zwischen kollektivem Leben oder Tod wird dringend gestellt werden müssen… denn es geht um das Überleben der Menschheit selbst.

s. Es findet eine weltweite Proletarisierung migrantischer Arbeit statt, die zur häufigsten Form der Arbeit geworden ist, sowohl in Form der Auswanderung in andere Länder (wie die EU) als auch in Form der Binnenmigration, wie in China mit 130 Millionen Arbeitsmigranten, von denen 80 Millionen aus den armen Regionen des Landesinneren in die Küstenstädte abgewandert sind. Die Zahl der internationalen Migranten ist 2013 so hoch wie nie zuvor: 232 Millionen (im Jahr 2000 waren es 175 Millionen), von denen 20 bis 30 Millionen keine Papiere haben. Zwischen 2000 und 2013 stieg ihr Anteil an der Weltbevölkerung von 2,9 % auf 3,3 %. Die meisten von ihnen sind Arbeitsmigranten, keine Flüchtlinge oder Asylsuchenden.

t. Bemerkenswert ist dieser Anstieg des Proletariats aus Wanderarbeitern, die über internationale Vermittlungsagenturen unqualifizierte Tätigkeiten in verschiedenen Ländern für einen niedrigen Lohn ausüben, obwohl sie zunächst nicht vorhaben, sich dort niederzulassen: Bauarbeiter aus Indien, Pakistan und Bangladesch auf den großen Baustellen der Golfstaaten, die in Lagern leben und deren kollektive Situation sie oft zu Streiks und Aufständen geführt hat, die mit brutaler Repression bekämpft wurden. Millionen von Hausangestellten aus den Philippinen, Indonesien usw., die für reiche Familien in den Golfstaaten, aber auch in Hongkong arbeiten. Hausangestellte, die alte Menschen pflegen und aus Osteuropa nach Westeuropa oder aus Lateinamerika nach Spanien (und Europa) reisen, um für Familien zu arbeiten, die vor Ort keine Pflegekräfte finden. Immer mehr „spezialisierte” Industriearbeiter werden in weit entfernten Ländern angeworben, um die lokale Arbeiterklasse zu schwächen.

u. Der Supermann der Stunde und sein Superstaat werden als Retter des Planeten und der Menschheit auftreten, obwohl sie in Wirklichkeit ihre Totengräber sind.

v. Es gibt keine Alternative zur Revolution oder zur Barbarei.

x. Nie zuvor in der Geschichte gab es ein wirklich globales Proletariat wie das im Jahr 2025. Man muss nur durch die Straßen der europäischen Großstädte gehen, um sich davon zu überzeugen.

5.- Der Kommunismus ist kein SCHÖNES IDEAL, sondern eine MATERIELLE NOTWENDIGKEIT, deren Voraussetzungen vom Kapitalismus geschaffen wurden, mit einer Produktivität, die bereits eine Gesellschaft sichern kann, die alle materiellen Bedürfnisse der Menschheit deckt. Das Proletariat muss den Staat zerstören, weil dieser die politische Organisation der ökonomischen Ausbeutung der Lohnarbeit ist. Die Zerstörung des Staates ist eine unabdingbare Voraussetzung für den Beginn einer kommunistischen Gesellschaft. Aber der kapitalistische Staat kann nicht wirklich zerstört werden, wenn nicht zuvor die Arbeiterklasse weltweit die ökonomischen, sozialen und historischen Bedingungen für die Existenz der Lohnarbeit und des Wertgesetzes beseitigt.

Was ersetzt den Staat? Die Verwaltung der Dinge im Kommunismus. Aber die proletarische Revolution ist keine Frage von Parteien oder Organisation. Was die Möglichkeit des Kommunismus bestimmt, ist eine gerechte Verteilung der Produktivkräfte und die Ausbreitung des Zustands der Lohnarbeit und des Proletariats.

Die historische Erfahrung des internationalen Proletariats zeigt, dass die russischen Sowjets, die deutschen Räte und die spanischen Komitees, also die Organisation des Proletariats in Arbeiterräten, die revolutionäre Organisationsform der Arbeiterklasse sind. Wir sprechen also nicht von dieser oder jener Organisationsform eines Komitees oder Rates, sondern von der räteartigen Organisation der Gesellschaft. Die Räte vertreten nicht die Arbeiter, sie sind das organisierte Proletariat. Sie sind ein Klassen- und Kampforgan. Sie sind kein politisches Organ, sondern die Organisation der Gesellschaft in neuen Produktionsverhältnissen und daher weder demokratisch noch diktatorisch, sie stehen über der Politik und vermeiden die für den Kapitalismus charakteristische Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre. Sowjets, Räte und Komitees waren die Antwort der Arbeiter auf die Lücke, die die Bourgeoisie hinterlassen hat, und nicht das Ergebnis der Radikalisierung des Kampfes. Die Rätekommunisten ersetzen den Begriff „Partei” der Leninisten durch den Begriff „Rat”. Beide Ideologien sind unfruchtbar. Die Räte werden nur das sein, was das Proletariat im Kampf für die Zerstörung des Staates und den Aufbau des libertären Kommunismus erreichen kann. Die soziale Revolution ist jetzt die einzige Lösung.

Eine Revolution muss nicht nur ökonomisch und politisch sein, sondern auch total, also gleichzeitig antiökonomisch und antipolitisch, um jede Möglichkeit einer Wiederherstellung der Macht des Kapitals auszuschließen. Antiökonomisch, weil sie sich nicht auf die Vergesellschaftung beschränkt und nicht in Produktivismus verfällt, sondern die Lohnarbeit und den Mehrwert abschafft.

Sie ist antipolitisch, weil sie sich in Arbeiterräten organisiert, die alle staatlichen Strukturen zerstören und alle Grenzen abschaffen, weshalb sie zwangsläufig international ist.

HEUTE

Der Lohn ist die wichtigste Form der modernen Sklaverei. Das Lohnverhältnis ist nicht nur sozialer und ökonomischer Natur, sondern auch politischer Natur, da es die Existenzweise derjenigen bestimmt, die keine Entscheidungsgewalt über ihr eigenes Leben haben.

Das Proletariat definiert sich in Form sozialer Klasse, die keinerlei Eigentum hat und zum Überleben ihre Arbeitskraft für einen Lohn verkaufen muss. Zum Proletariat gehören, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht, Lohnabhängige, Arbeitslose, Prekäre, Rentner und ihre Angehörigen, die von ihnen abhängig sind. In Spanien gehören die rund 2,6 Millionen Arbeitslosen und die 21 Millionen Lohnempfänger und prekär Beschäftigten, die befürchten, in die Arbeitslosigkeit abzurutschen, zum Proletariat, dazu kommt eine unbestimmte Zahl von Ausgegrenzten, die in den Statistiken nicht auftauchen, weil sie aus dem System ausgeschlossen sind.

Die Arbeiterklasse ist eine OBJEKTIVE soziale Klassifizierung, die alle bezeichnet, die in einem LOHNBEZIEHUNG zu einem Arbeitgeber (sei er privat oder staatlich) stehen, dem sie ihre Arbeitskraft (ihre Hände und ihren Verstand) verkaufen. Die Arbeiterklasse ist Teil des Proletariats, zu dem auch Arbeitslose, Rentner und Ausgegrenzte gehören. Die Proletarier sind nicht Eigentümer der Produktionsmittel. Der Lohn ist die wichtigste Form der modernen Sklaverei.

Zur Mittelklasse gehören heute einige „selbstständige” Arbeiter, also Freiberufler und „Selbstausbeuter”, einige hochqualifizierte Techniker und Fachkräfte sowie Unternehmer ohne Angestellte. Die obere Mittelklasse würde aus Unternehmern mit einigen Angestellten bestehen, die aber keinen entscheidenden politischen Einfluss haben.

Kapitalisten sind alle Eigentümer von Produktionsmitteln oder Führungskräfte mit Entscheidungsbefugnis (auch wenn sie Angestellte sind) in großen privaten oder staatlichen Unternehmen. Sie machen weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus, haben aber absoluten politischen Einfluss und bestimmen die ökonomischen Leitlinien, die das tägliche Leben der gesamten Bevölkerung beeinflussen. Ihr Motto lautet: „Alle Regierungen im Dienste des Kapitals; jede Regierung gegen ihr Volk”.

Die europäische parlamentarische Demokratie hat sich seit Beginn der Depression (2008) rasch in eine „national nutzlose”, autoritäre und mafiöse Partitokratie verwandelt, die von dieser staatenlosen kapitalistischen Führungsklasse dominiert wird, die im Dienste der internationalen Finanzwelt und der multinationalen Konzerne steht. Es kommt zu einer tiefgreifenden und weitreichenden Proletarisierung der Mittelklasse, einer Massenverbreitung des Proletariats und des Prekariats (mit einer starken globalen Einwanderung) und zum gewaltsamen und zeitweiligen Ausbruch von unwiederbringlich verlorenen Gruppen, Vororten und marginalisierten Gemeinschaften, die sich gegen das System stellen (weniger aus Überzeugung als aus Ausgrenzung). Die Nationalstaaten werden zu veralteten Instrumenten (die aber immer noch gebraucht werden, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten und die Ausbeutung mit Waffengewalt zu verteidigen) dieser kapitalistischen Führungsschicht mit globalen Interessen.

Die heutige kapitalistische Gesellschaft, die uns die obige Einteilung in drei Hauptklassen ermöglicht, lässt innerhalb jeder Klasse noch eine unendliche Abstufung der ökonomischen, sozialen, politischen und kulturellen Verhältnisse zu, identifiziert sich aber mit der AUSBEUTUNG der Arbeiter durch die Kapitalisten und tendiert zu einer schnellen Polarisierung zwischen dem Proletariat (plus der proletarisierten Mittelklasse) und der winzigen Minderheit der allmächtigen Anführer (weniger als ein Prozent und staatenlos).

Jeder versteht, dass Ausbeutung vorliegt, wenn von Kinderarbeit in Fabriken in Indien, Vietnam oder China die Rede ist, die für multinationale Konzerne Turnschuhe oder Markenkleidung herstellen, mit Arbeitszeiten von 18 oder 20 Stunden, ohne Bezahlung außer Essen und einer Schlafstätte am Arbeitsplatz, und deren Produkte in den USA oder Europa verkauft werden. Und sie sind zu Recht empört über diese Ausbeutung von Kinderarbeit.

Man muss verstehen, dass die AUSBEUTUNG von Lohnarbeit das WESENTLICHE der kapitalistischen Gesellschaft ist. Alle Lohnarbeiter leiden unter kapitalistischer Ausbeutung (nicht nur indische Kinder). Je höher die Produktivität der kollektiven Arbeit einer Gesellschaft ist, desto stärker werden ihre Arbeiter ausgebeutet, auch wenn sie mehr Waren konsumieren können. Der erbitterte Kampf der Kapitalisten, den Konkurrenten zu übertrumpfen und zu überleben, treibt die Ausbeutung der Arbeiter voran, unabhängig vom guten Willen oder der Ethik des einzelnen Unternehmers. Das Kapital fusioniert und konzentriert sich, greift die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter gnadenlos an und droht, in ein anderes Land abzuwandern oder unter den Millionen mittellosen Arbeitslosen billigere Arbeitskräfte einzustellen. In jedem Land erzielt eine Handvoll transnationaler Unternehmen Jahresumsätze, die die Staatshaushalte bei weitem übersteigen, und sie haben die Macht, Millionen von Habenichtsen Arbeit zu geben oder nicht.

Das Proletariat, das heute etwa 75 bis 80 Prozent der spanischen Bevölkerung ausmacht, lässt sich in Lohnabhängige, Prekäre, Arbeitslose, Frühverrentete, Rentner und Ausgegrenzte einteilen. Die Mittelklasse ist stark von Proletarisierung betroffen, wobei große Teile der Fachkräfte (in den Bereichen Medizin, Architektur, Bildung, Technologie und soziale Dienste), Beamte und mittelständische oder kleine Unternehmer (Gruppen, die noch vor wenigen Jahren ein hohes Einkommen hatten) proletarisiert oder sogar ökonomisch und sozial ausgegrenzt werden.

Die extrem hohe Zahl der Arbeitslosen und die statistisch nicht erfasste Zahl der Ausgegrenzten (aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit und/oder fehlendem Einkommen) führt dazu, dass die Arbeiter insgesamt in ihren Arbeits- und Lebensbedingungen kollektiv in eine prekäre Lage geraten, die vor einigen Jahren in Spanien und Europa noch undenkbar war. Sogar die Verhandlungen über Tarifverträge für Branchen oder Unternehmen verschwinden und werden durch minimale und miserable Arbeitsbedingungen ersetzt. Die Vororte werden zu Ghettos für diejenigen, die vom System ausgeschlossen sind, die der Staat voneinander zu isolieren versucht, indem er ihre Herrschaft Banden, Drogen, Mafias, Schulen, Sozialarbeitern, NGOs, Zeitarbeitsfirmas, Gefängnissen und der Polizei überlässt, um gemeinsam die Kontrolle und/oder die ökonomische, politische, soziale, moralische, willentliche und, wenn nötig, auch physische Ausbeutung „aller Überflüssigen” durchzusetzen, mit dem klaren und konkreten Ziel, ihr revolutionäres Potenzial zu neutralisieren und diese Vororte in Bienenstöcke von lebenden Toten zu verwandeln, denen die staatlichen Institutionen einen totalen Vernichtungs- und Ausrottungskrieg erklärt haben.

Die neosituationistische und millenaristische These vom Verschwinden des Proletariats zeigt nicht nur ihre Irrationalität und Falschheit angesichts des immensen Wachstums des Proletariats in Ländern wie China, Südafrika, Brasilien, Indien oder den mexikanischen Maquilas, sondern auch ihr Unverständnis der neuen europäischen Realität, die durch eine massive globale Einwanderung und die Proletarisierung der Mittelklasse gekennzeichnet ist, die mit der 2008 einsetzenden Depression entstanden ist.

Primitivisten und „Pro-Situs“, Carlisten der Kommune (Félix Rodrigo Mora und David Algarra) oder Propheten der Niederlage und des Endes des Proletariats (Miquel Amorós1) sind in ihren überholten Analysen stecken geblieben, die ebenso demobilisierend wie künstlich, chaotisch und nutzlos sind, und vermischen dabei leichtfertig die Merkmale der keynesianisch-fordistischen (1945-1975) und neoliberalen/toyotistischen (1976-2007) Phasen des Kapitalismus mit dessen Wesen.

Katastrophisten, Ludditen, Anti-Entwicklungs-Aktivisten, Linke oder Rechte des Kapitals, Technikfeinde und Idealisten unterschiedlicher Couleur und Ausrichtung, kaputte Theoretiker und Liebhaber des Spektakulären und der Neuheit sind sich in einem grundlegenden Punkt einig, der uns als revolutionäre Klasse im Kampf gegen das kapitalistische System entwaffnet: Sie behaupten, dass das Proletariat verschwunden ist und/oder aufgehört hat, das revolutionäre Subjekt zu sein. Sie setzen einen Teil mit dem Ganzen gleich. Sie verwechseln die industrielle Arbeiterklasse mit dem Proletariat. Sie verachten das Lumpenproletariat der Ghettos als ungehobelte Barbaren. Sie sind brillante, arrogante und konsequente Reaktionäre, die sich selbst für außerordentlich wichtig halten und heute für das Kapital sehr nützlich sind, um die Verwirrung zu verschärfen und uns in den Abgrund und in die Niederlage zu führen; aber sie werden bald in der Bedeutungslosigkeit ihrer Dummheit und Extravaganz verschwinden.

Der Klassenkampf ist nicht nur die einzige Möglichkeit des Widerstands und des Überlebens gegen die brutalen und sadistischen Angriffe des Kapitals, sondern auch der unverzichtbare Weg zur Suche nach einer endgültigen revolutionären Lösung für den Niedergang des kapitalistischen Systems, das heute veraltet und kriminell ist und sich zudem für unantastbar und ewig hält.

Diejenigen, die den Klassenkampf oder sogar die Existenz von Klassen leugnen und jedem, der es hören will, das Verschwinden des Proletariats verkünden, stehen auf der anderen Seite der Barrikade.

Revolution oder Barbarei; Klassenkampf oder grenzenlose Ausbeutung; Entscheidungsgewalt über das eigene Leben oder Lohnsklaverei und Ausgrenzung.

Agustín Guillamón Barcelona, Juni 2025


1Um die Wurzeln des enzyklopädistischen Denkens zu verstehen, aus dem Herr Amorós schöpft, empfiehlt sich die Lektüre des Textes „Del situacionismo al abismo” (Vom Situationismus in den Abgrund), der auf verschiedenen Websites verfügbar ist. (A.d.Ü., auch bei uns Vom Situationismus zum Abgrund)

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