Der Aufstand im Alto Llobregat von 1932

Gefunden auf ser historico, die Übersetzung ist von uns.


Der Aufstand im Alto Llobregat von 1932

Historischer Kontext

„Die republikanische Verfassung wird nur ein kurzer Waffenstillstand sein, kein langer. Weder die Reaktion noch die Revolution sind zufrieden.“ Maurín, 1931

Am 14. April 1931 wurde die Zweite Spanische Republik ausgerufen, nachdem die pro-republikanischen Kandidaten bei den Kommunalwahlen in den städtischen Zentren gesiegt hatten. Die Errichtung der Republik bedeutete eine Veränderung in der Funktionsweise des Staates, da man von einer Monarchie unter der Führung von Alfonso XIII. zu einer Republik überging, von einem gescheiterten autoritären und diktatorischen Modell (Diktatur von Primo de Rivera) zu einem bourgeois-demokratischen System. Das monarchistische Projekt von Alfons XIII. scheiterte trotz der „demokratischen Öffnung“ hin zu einem konstitutionellen und parlamentarischen monarchistischen System in den letzten Phasen der Diktatur (Regierung Berenguer und Wahlen von 1931). Obwohl der König nicht förmlich abdankte, war die Republik Realität.

Politisch bedeutete dies eine Veränderung der staatlichen Strukturen, und selbst in Gebieten wie Katalonien kam es zu bedeutenden administrativen Veränderungen, wie der Schaffung oder „Wiederherstellung“ (je nach Sichtweise) der „Generalitat“.

Obwohl wir jedoch von einer Veränderung in der Verwaltung sprechen können, müssen wir feststellen, dass das neue Regime in seinen Formen in vielerlei Hinsicht eine Fortsetzung der vorherigen Periode darstellte. Spanien war weiterhin sozial gespalten, die Konflikte blieben hoch und nahmen in dieser Zeit sogar noch zu. Die Rechte, die die Republik vor dem 14. April zeitweise als geringeres Übel im Vergleich zum Alfonsinischen Regime betrachtete (außer für die Alfonsinischen Monarchisten), lehnte das neue Regime in der Regel ab. Der Putschversuch von Sanjurjo (Sommer 1932), die politischen Aktivitäten während der sogenannten „schwarzen Biennium“ oder der spätere „Aufstand“ sind Beispiele für ihre Ablehnung des republikanischen Staates. Die Zweite Republik fand kaum Unterstützung, da diejenigen, die sie hätte unterstützen können, eine Minderheit in der Gesellschaft darstellten. Für die herrschenden Eliten war es ein zu „offenes“ Regime, für die Volksschichten blieb es trotz anfänglicher Illusionen „das Gleiche wie immer“: politische Repression, keine Lösung sozialer Probleme (z. B. Scheitern der Agrarreform) usw.

Der Anarchismus nahm zwei sehr unterschiedliche Haltungen gegenüber der Republik ein. Auf der einen Seite gab es eher syndikalistisch/gewerkschaftlich geprägte Sektoren, die schließlich Teil dessen wurden, was als „Treintismus“ bezeichnet wurde, und die eine gewisse Unterstützung für die Republik und bestimmte Parteien wie ERC einnahmen. Dies bedeutete zwar nicht, dass der republikanische Staat bedingungslos unterstützt wurde, spiegelte jedoch die Überzeugung wider, dass sich die CNT und die libertäre Bewegung im Allgemeinen in einem legalen Rahmen besser entwickeln, wachsen und ihre „politische Druckkraft“ erhöhen könnten, um schließlich eine soziale Revolution zu erreichen. Die Ankunft der Republik führte zu einer raschen Reorganisation der libertären Bewegung und der CNT, und obwohl die republikanische Arbeitsgesetzgebung mit ihren „gemischten Gerichten“ nicht gut angesehen war, wurde das neue Regime von diesen Sektoren mit einer gewissen Sympathie und Wohlwollen begrüßt, selbst die gemäßigteren und opportunistischeren Elemente dieser Art von „pararepublikanischer“ Sichtweise der libertären Bewegung, angeführt von Ángel Pestaña, gingen sogar so weit, den vermeintlichen „apolitischen“ Charakter des Anarchismus zu leugnen und schufen schließlich den sogenannten Partido Sindicalista.

Die andere Position innerhalb der libertären und anarchosyndikalistischen Bewegung war völlig anders; eine feindliche Haltung, die auf Konfrontation und Frontalangriff auf die Republik aus war. Das neue politische System wurde als Fortsetzung des vorherigen kapitalistischen Systems angesehen. Sie sahen denselben Hund, aber mit einem anderen Halsband. Von Organen, die dem republikanischen Regime feindlich gesinnt waren, wie der Wochenzeitschrift der FAI Tierra y Libertad, wurden mit ziemlicher Sicherheit Dinge wie diese behauptet:

„(…) Wer glaubte, dass mit (…) der Republik einige Blumen der Freiheit sprießen würden, wer dachte, dass sich nach dem Sturz des bourbonischen Regimes das Verfahren der Herrschaft ändern würde, irrte sich leider oder kannte die archaische Struktur der kapitalistischen Regime überhaupt nicht (…). Hausdurchsuchungen, Überfälle auf Gewerkschaften/Syndikate, Gefängnisstrafen (…), kurz gesagt, die gesamte Bandbreite der Repression, die das frühere monarchistische Regime angewandt hatte (…). Es ist noch weiter gegangen. Es wurde ein prätorianisches Korps von Anhängern geschaffen, die „Guardias de Asalto“ genannt wurden, Menschen niederer Kategorie, die in Afrika rekrutiert wurden, wo sie im (…) „Tercio de Voluntarios“ dienten, (…) das parlamentarische Regime befindet sich in einem offenen Bankrott (…)“.

Im ökonomischen Bereich befinden wir uns in einem weltweiten Kontext der Krise nach dem Börsenkrach von 1929, obwohl dieser Zusammenbruch Spanien zwar betraf, jedoch nicht in einem so starken Ausmaß, wie Walter L. Bernecker: „Trotz der Depression sank die Produktion der spanischen Ökonomie (sowohl in der Industrie als auch im Agrarsektor) während der Jahre der Republik nicht auf ein Niveau, das deutlich unter dem der 1920er Jahre lag. Nicht einmal das Nationaleinkommen und das Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung scheinen sich verschlechtert zu haben, obwohl die Krise den Außenhandel beeinträchtigte, insbesondere ab 1931 mit einem drastischen Rückgang auf ein Niveau, das nicht einmal ein Drittel der Zahl von 1928 erreichte (Quelle: BERNECKER, Walter L. España entre…).

Eine weitere spürbare Folge der Weltwirtschaftskrise war der Anstieg der Arbeitslosenquote, insbesondere in der Landwirtschaft, wodurch die Konflikte in den ländlichen Gebieten noch unerträglicher wurden und die Unfähigkeit der Republik deutlich wurde, eine Agrarpolitik zu betreiben, die dieses in Spanien endemische Übel im ländlichen Raum beseitigen konnte. Dieses Übel war die miserable Verteilung des Landes und der Hunger, der aus der extremen Armut resultierte. Die „Agrarreform“ war notwendig, aber die Republik löste dieses Problem nicht effizient. Spanien war ein Staat mit starken sozialen Ungerechtigkeiten, mit in vielen Fällen drakonischen Arbeitsbedingungen, mit dem immer lauernden Hungerproblem und mit einem nicht existierenden System der sozialen Gerechtigkeit, das Dinge wie ein öffentliches Gesundheitswesen oder Arbeitslosenunterstützung oder Ähnliches garantieren konnte.

Es ist nicht verwunderlich, dass ein Teil der Arbeiterschaft angesichts der Ankunft der Republik schnell erkannte, dass die Politiker viel versprachen, aber in Wirklichkeit fast nichts erreichten. Dieser verarmten Masse stand ein anderer Sektor gegenüber, der aus wohlhabenden Landbesitzern und Industriellen bestand, die für diese Probleme blind waren, sowie eine ganze Schar von Politikern, sowohl von rechts als auch von links, die sich mehr um die Eroberung der Macht als um andere nützlichere Dinge kümmerten. Beide Seiten suchten möglicherweise die Konfrontation. Der Klassenkampf existierte in der Zeit der Republik ganz klar. Auf der einen Seite standen die revolutionären Elemente, die einen Großteil der Reihen der libertären Basisorganisationen und bestimmte Sektoren der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei (PSOE), der UGT und anderer marxistischer Basisformationen fütterten, und auf der anderen Seite die Reaktion, angeführt von einer Rechten, die immer mehr für eine bewaffnete Intervention eintrat, wie sie schließlich auch stattfand. Inmitten all dessen befanden sich die wenigen pro-republikanischen Sektoren, die ihren Traum verwirklichen konnten, der sich jedoch bald in ihr eigenes Albtraum verwandelte.

Andere statistische Daten geben uns eine ungefähre Vorstellung von der damaligen Gesellschaft. Was die Bevölkerung anbelangt, so befand sich die spanische Gesellschaft noch in einem demografischen Übergangsstadium zwischen dem für die Gesellschaft des Ancien Régime typischen (hohe Geburten- und Sterberate) und dem sogenannten modernen demografischen System (niedrige Sterbe- und Geburtenrate). Nur industrialisierte Gebiete wie Katalonien bewegten sich frühzeitig (um die Jahrhundertwende) in Richtung moderner demografischer Systeme, die im übrigen Europa üblich waren. Die damalige spanische Gesellschaft mit rund 23,5 Millionen Einwohnern war überwiegend ländlich geprägt, wie die Tatsache zeigt, dass nur 14,8 % der Einwohner in Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern lebten und nur 5,4 % in Städten mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern. Das heißt, fast 80 % der Bevölkerung lebten in Gebieten, die als ländlich gelten. Diese Statistiken werden durch die Tätigkeitsgruppen der spanischen Gesellschaft im Jahr 1930 bestätigt, in denen 47,2 % im Primärsektor, 25,7 % im Sekundärsektor und 27,1 % im Tertiärsektor tätig waren. Die Landwirtschaft und Viehzucht (sowie die Fischerei und Forstwirtschaft) beschäftigten fast 50 % der Bevölkerung, aber die Produktivität der Primärproduktion war gering und die Arbeitsbedingungen grenzten in vielerlei Hinsicht an Sklaverei. Auf diese Weise können wir das gravierende Agrar- und Landproblem verstehen, das im spanischen Staat bestand, insbesondere in Gebieten wie Andalusien, das 1930 19,6 % der gesamten spanischen Bevölkerung ausmachte. Weit hinter Andalusien lag mit 11,8 % Katalonien. Andere Gebiete mit bedeutendem demografischem Gewicht waren Galicien (9,5 %), Kastilien und León (10,5 %) und Valencia (8,0 %). Dies gibt uns eine Vorstellung von sehr dünn besiedelten Gebieten und großen Bevölkerungskonzentrationen in bestimmten Gebieten des Landes. Ein Aspekt, der auch heute noch aktuell ist.

Die Migration zwischen den verschiedenen Gebieten des Staates war bedeutend, insbesondere in städtische und industrielle Zentren wie Katalonien oder Zentren wie Madrid mit einem starken Anteil an Staatsbediensteten. Die überwiegend landwirtschaftlich geprägten Gebiete wie Andalusien waren die „Exportzentren“ für Arbeitskräfte in die industrialisierten und dienstleistungsorientierten Gebiete. Es ist nicht verwunderlich, dass die Gebiete mit den größten sozialen Konflikten in Katalonien oder Andalusien lagen, da die harten Arbeitsbedingungen in der Industrie im einen Fall oder die prekären Bedingungen in der Landwirtschaft im anderen Fall Auslöser für zahlreiche soziale Konflikte waren. Gleichzeitig ist es logisch, dass in diesen Gebieten die Arbeiterbewegung am besten organisiert oder koordiniert war, oder dass fast alle Aufstände und Konflikte in Katalonien, Andalusien, den Randgebieten dieser Regionen (Valencia usw.) oder in anderen industriellen Zentren des Kantabrischen Meeres mit einer Tradition der Vereinigung stattfanden, wie es in Asturien der Fall war.

Mit der Ausrufung der Republik wurde die Arbeiterbewegung neu organisiert, wobei die libertäre Ausrichtung vorherrschte, insbesondere in Gebieten wie Katalonien oder Andalusien, mit Gewerkschaften/Syndikate der CNT, Ateneos (Arbeiterkulturvereinen), Gruppierungen der FAI, autonomen Aktionsgruppen, propagandistischen Intellektuellen (z. B. der Familie Urales), der FIJL (Juventudes Libertarias) und später der Mujeres Libres usw. Es muss jedoch auch betont werden, dass die marxistisch geprägte Arbeiterbewegung in anderen Gebieten wie dem gesamten Kantabrischen Becken, dem Baskenland oder der zentralen Region der Halbinsel (Madrid) vorherrschend war, wobei die PSOE und die UGT organisatorisch hervorstachen und der Stalinismus in diesen ersten republikanischen Jahren zahlenmäßig eine sehr kleine Minderheit darstellte.

Die libertäre Bewegung von der Gründung der Republik bis zum Aufstand von 1932 im Gebiet des Alto Llobregat. Der Treintismus gegen den FAIismus

Wie bereits erwähnt, gab es innerhalb der libertären Bewegung und insbesondere innerhalb der CNT zwei gegensätzliche Positionen: Auf der einen Seite standen die maximalistischen Positionen, die dem neuen Regime mit Misstrauen begegneten, man misstraute dem Reformismus und war der Ansicht, dass man nicht mit der politischen Klasse sprechen oder Druck auf sie ausüben müsse, um schrittweise Verbesserungen zu erreichen. Man dachte vielmehr an die Zerstörung der herrschenden Ordnung, um die angestrebte revolutionäre Gesellschaft zu errichten. Diese Haltung war auf einen Aufstand ausgerichtet, da man sich für diesen Weg als Methode des Kampfes und des Angriffs entschied. Andererseits glaubten insbesondere einige CNT-Anführer, dass die Ankunft der neuen Ordnung positive Dinge mit sich bringen würde, da sie der Meinung waren, dass man noch nicht bereit sei, den revolutionären Sprung zu wagen. Daher vertrat man die Auffassung, dass die Situation nicht angespannt werden sollte und dass man sich an den rechtlichen Rahmen der Republik anpassen sollte, um zahlenmäßig zu wachsen. Diese beiden Positionen, die aufständische und die reformistisch-pragmatische, standen in einem harten Konflikt zueinander. Ein logischer Konflikt, da es sich um zwei unterschiedliche und in vielerlei Hinsicht unvereinbare Arten der revolutionären Auseinandersetzung handelte.

Zu den aufständischen Ereignissen in der Bevölkerung von Fígols ist die Lektüre des Artikels von Josep Pimentel zu diesem Thema sehr empfehlenswert

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die reformistisch-pragmatische Strategie den Kampf in Etappen verstand. Ausgangspunkt war die Schaffung einer Hauptorganisation oder „Avantgarde“, in diesem Fall der CNT, die durch Propaganda, Beteiligung an Konflikten und Einflussnahme auf die Politik (Druckgruppe) zahlenmäßig wuchs. Der revolutionäre Prozess wäre aus dieser Sicht nur möglich, wenn die Avantgard-Organisation über genügend Gewicht in der Bevölkerung verfügt, um ihn durchführen zu können. Im Falle der CNT geschah dies durch die Ausrufung des Generalstreiks und die damit einhergehenden verschiedenen Prozesse der sozialen Transformation. Diese Option angesichts der Gründung der Republik zielte nicht auf eine direkte Konfrontation ab, sondern eher auf Wachstum, um auf diese Weise in der Gegenwart Kräfte zu sammeln, um den revolutionären Prozess in der Zukunft lenken und steuern zu können, oder direkt davon auszugehen, dass die sozialistische Revolution nur durch einen langsamen Reformprozess möglich sein würde.

Diese Ideen sind grundlegend für den theoretischen Korpus des Anarchosyndikalismus oder revolutionären Syndikalismus. Die libertäre Bewegung entschied sich jedoch mehrheitlich für den Aufstand, wie Antonio Elorza in seinem Artikel „La utopía anarquista durante la segunda república española“ (siehe Bibliografie) feststellt. Die aufständische Taktik brach mit dem Stufenkampf als Grundlage des Kampfes und entschied sich für den unmittelbaren Weg, d. h. den frontalen und direkten Angriff auf die Machtstrukturen in der Gegenwart, um sie zu stürzen, sie auf diese Weise zu schwächen und ein Klima sozialer Spannungen zu schaffen, das zur Revolution führen sollte. Dieser aufständische Weg bedeutete auch eine Unsicherheit bei der Planung eines möglichen Datums, da man der Ansicht war, dass man diese nicht vorhersagen oder beziffern könne, und folgte damit der Tradition verschiedener historischer Bewegungen, die an den Aufstand und den Spontanismus als Schlüsselelemente des sozialen Wandels glaubten. Auch bestand bei den Anhängern des aufständischen Wegs die Möglichkeit, dass man in Anlehnung an die etapistischen Ansätze der Ansicht war, dass man sich bereits in der Phase befand, in der ein Aufstand notwendig sein sollte.

Diese beiden Strömungen kollidierten innerhalb der libertären Bewegung, da sie in vielerlei Hinsicht unvereinbar waren. Allgemein werden diese beiden Positionen als Treintismus (Posibilismus-Reformismus) und FAIismus bezeichnet. Die erste Strömung verdankt ihren Namen dem Manifest, das im August 1931 von verschiedenen Militanten der CNT mit reformistisch-pragmatischem Ansatz verfasst wurde. Darin wurden die aufständischen Ansätze scharf kritisiert und die Etappentaktik entschieden befürwortet. Unterzeichner dieses Manifests waren Persönlichkeiten wie Ángel Pestaña, Ricard Fornells, Progreso Alfarache, Sebastián Clará, Joan Peiró (der seine Zustimmung später zurückzog) usw. Die Anhänger des Treintismus wurden oft als ultrareformistischer und in vielerlei Hinsicht para-demokratischer Block bezeichnet, obwohl eine detaillierte Analyse zeigt, dass die meisten Unterzeichner dieses Manifests in Wirklichkeit orthodoxe Anarchosyndikalisten waren. Nur Einzelpersonen wie Ángel Pestaña, der sich später dem demokratischen Reformismus zuwandte (und den Partido Sindicalista gründete), kann man den Reformismus vorwerfen, der dem Treintismus vorgeworfen wird.

Wenn man das Manifest liest, stellt man fest, dass es sich um eine Rückkehr zur etapistischen Theorie des Anarchosyndikalismus handelt, man kann also sagen, dass der Treintismus die gesamte reine anarchosyndikalistische Strömung innerhalb der CNT war, die die anarchosyndikalistischen Grundsätze durch das unmittelbare und aufständische Handeln gefährdet sah, da sie der Ansicht war, dass es noch nicht an der Zeit sei, den revolutionären Sprung zu wagen. Als Beispiel dafür möchte ich einige bekannte Auszüge aus diesem Manifest zitieren:

„(…) die Revolution (…) sei eine überwältigende Bewegung des Volkes in Massen, der Arbeiterklasse, die auf ihre endgültige Befreiung zusteuert, der Gewerkschaften/Syndikate und der Konföderation, die den Zeitpunkt, die Geste und den genauen Moment der Revolution bestimmt (…). Gegenüber dem chaotischen und inkohärenten Konzept der Revolution der Ersteren erhebt sich das geordnete, vorausschauende und kohärente der Letzteren. Das ist Meuterei, Aufstand, Revolution spielen; es ist in Wirklichkeit die wahre Revolution verzögern (…). Die Konföderation ist eine revolutionäre Organisation, keine Organisation, die Aufruhr, Meuterei und Aufstand kultiviert, die Gewalt um der Gewalt willen, Revolution um der Revolution willen verehrt (…) vergessen Sie nicht, dass dies der Confederación Nacional del Trabajo geschuldet ist (…) die Konföderation muss diejenige sein, die, ihren eigenen Kurs folgend, sagen muss, wie, wann und unter welchen Umständen sie handeln soll.“

Der FAIismus verdankt seinen Namen der Federación Anarquista Ibérica, einer Organisation, die 1927 an den Stränden von Valencia gegründet wurde, um die „Essenzen“ anarchistischen Essenz der CNT, aufgrund des hohen Grades an Infiltration durch Elemente, die den anarchistischen Ideen fremd waren, sowie aufgrund der ausgeprägten Flirtbereitschaft und Beteiligung an republikanischen Verschwörungen zur Zeit des Spanischen Bürgerkriegs durch prominente Militante der CNT, zu bewahren. Der FAIismus war mehr als die FAI, er repräsentierte insbesondere die libertäre Bewegung, die der Ansicht war, dass die Zeit der Revolution bereits gekommen sei. Sie betrachteten die CNT als Teil der Arbeiterbewegung, die sie bis zu anarchistischen Positionen radikalisieren sollten. Kurz gesagt, der FAIismus repräsentierte den härtesten Anarchismus, während der Treintismus den Anarchosyndikalismus und andere eher syndikalistische/gewerkschaftsorientierte Positionen vertrat. Sie wurden beschuldigt, „Diktatoren“ innerhalb der CNT zu sein, obwohl die FAI zu dieser Zeit kaum mehr als hundert Mitglieder hatte, tatsächlich Aktionsgruppen, die oft mit der FAI in Verbindung gebracht werden (Durruti, Ascaso, Sanz, García Oliver usw.), waren zu dieser Zeit oder nie Teil der FAI, ebenso wie intellektuellere und publizistischere Sektoren (Familie Urales, „La Revista Blanca“, „El luchador“ usw.). Tatsächlich war sich die FAI dessen bewusst und plädierte für eine einheitliche Aktion all dieser Sektoren, um durch ihren Einfluss auf die CNT die Arbeiterbewegung zu radikalisieren. Ein weiterer Unterschied zwischen diesem FAIismus und den Anhängern des Treintismus bestand in der unterschiedlichen Planung der Revolution. Für den FAIismus der Anfänge der Republik durfte die Revolution nicht vorbereitet werden, sie musste durch die Selbstorganisation und den eigenen Willen der Unterdrückten geschehen oder versucht werden. In diesem Agitationsschema braucht es keine führende Avantgarde (ein anderer Aspekt wäre die Analyse von Sektoren des FAIismus, die an den Avantgardismus glaubten, zum Beispiel Individualitäten wie Diego Abad de Santillán), was es brauchte, war, mit dem Bestehenden zu brechen und die Situation zu verschärfen, um das Ende des Staates-Kapital zu erreichen und den libertären Kommunismus einzuführen. Zu diesem Thema (auch als Antwort auf das Manifest der Trentisten) wurde im September 1931 auf den Seiten von Tierra y Libertad das Manifest der Anarchistischen Vereinigung von Valencia veröffentlicht, das diese Postulate klar zum Ausdruck brachte:

„(…) Der Zeitpunkt ist günstig, um diese Revolution zu entfesseln, ohne auf Befehle von Komitees, Syndikalistenbosse oder sonst jemandem zu warten, denn wenn wir warten, wird die Stunde vielleicht nie schlagen … (…). Es ist notwendig, (…) diesen revolutionären Moment nicht verstreichen zu lassen; es ist noch notwendiger, die Republik nicht stabilisieren zu lassen, denn damit würden Dutzende von Jahren und wer weiß, vielleicht Jahrhunderte erstickt werden!

Die von den reformistischen Politikern Pestaña, Peiró und anderen „Feuerwehrmännern“ propagierte soziale Revolution in Etappen ist ein Sophismus; ebenso die Vorbereitungszeit (…) Entweder die soziale Revolution oder die Fortsetzung der Sklaverei auf unbestimmte Zeit (…) – Das Volk muss zum bewaffneten Aufstand, zum revolutionären Generalstreik übergehen (…)“.

Angesichts der gegensätzlichen Lager innerhalb der libertären Bewegung ist die Vielzahl an Anfeindungen, Meinungsverschiedenheiten und internen Auseinandersetzungen, die von der Gründung der Republik bis zum Aufstand von Alto Llobregat existierten, verständlich. Mit der Ausrufung der Republik wuchs die CNT erheblich, ebenso wie ihre internen Spaltungen. In Katalonien verzeichnete die anarchosyndikalistische Organisation im Sommer 1931 mit über 300 000 Mitglieder, was der Hälfte der Arbeiterklasse in Katalonien entsprach.

In dieser Anfangszeit der Zweiten Republik waren die Führungspositionen der CNT in den Händen der Anarchosyndikalisten oder Reformisten-Possibilisten. Diese Sektoren kontrollierten zu dieser Zeit die Confederación Regional del Trabajo de Cataluña (katalanische CNT), die Zeitung Solidaridad Obrera sowie die meisten Komitees und Organe der syndikalistischen Meinungsäußerung. In dieser Zeit der Herrschaft der CNT-Treintistas wurde in der Praxis die Obergrenze für die Mitgliedschaft erreicht, aber es stimmt auch, dass die CNT und ihre Treintistas-Anführer mehr oder weniger offen mit republikanischen Parteien zusammenarbeiteten, in Katalonien zum Beispiel mit der Esquerra Republicana. In vielerlei Hinsicht standen sie den Anarchosyndikalisten nahe, und sogar eine doppelte Mitgliedschaft bei den Anarchosyndikalisten und der Esquerra war üblich. Auf den Seiten von Solidaridad Obrera ist eine starke Sympathie für die Republik zu erkennen, und die meisten Nachrichten hatten eine starke syndikalistische Komponente. Diese Situation gefiel den anarchistischsten Sektoren des FAIismus nicht, weshalb die Republik und „Verräter“ wie Pestaña von Tribünen wie Tierra y Libertad und anderen, dem FAIismus mehr oder weniger nahestehenden Organen heftig angegriffen wurden.

Der FAIismus betrachtete dieses zahlenmäßige Wachstum der Organisation aus einer anderen Perspektive, da er der Meinung war, dass sie um jeden Preis wuchs, wodurch die anarchistische Komponente des Anarchosyndikats verzerrt und die Integration der CNT in das politische Spiel gefährlich nahe gebracht wurde.

Der Kampf zwischen den beiden Lagern war grausam, aber das Gewicht des FAIismus innerhalb der libertären Bewegung nahm ebenfalls zu, obwohl auf dem Außerordentlichen Kongress vom 10. bis 16. Juni 1931, dem ersten nationalen Kongress, der seit dem berühmten Kongress von La Comedia im Jahr 1919 abgehalten werden konnte, die Tendenzen der Treintistas noch vorherrschend waren. Trotz allem wurden die starken Divergenzen zwischen den verschiedenen Lagern innerhalb der CNT bereits deutlich. Es war ein sehr angespannter Kongress mit Kämpfen, Beleidigungen, Drohungen mit Austritten aus verschiedenen Regionen (wie Galicien und Levante) usw. Schließlich „siegten“ die Thesen der „Treintistas“, obwohl die aufkommende Stärke der FAI und ihres Umfelds deutlich wurde. Hervorzuheben ist die auf diesem Kongress erfolgte Annahme der Nationalen Industrieföderationen, ein Thema, das bereits 1919 behandelt wurde, aber erst auf diesem Kongress von 1931 endgültig angenommen werden konnte. Hinter diesem Vorschlag stand eine der herausragendsten Persönlichkeiten des reformistisch-possibilistischen Flügels, Joan Peiró. Dies bedeutete den Übergang von einer Struktur, die ihre Tätigkeit stärker auf den sozialpolitischen Bereich konzentrierte (Berufsgewerkschaften- und syndikate) zu einer anderen syndikalistischen/gewerkschaftlichen Organisationsstruktur, die ökonomische und syndikalistische/gewerkschaftlichen Aktivitäten mehr Vorrang einräumte, wie es in dem Bericht heißt: „alle Gewerkschaften/Syndikate der von ihr vertretenen Industrie zusammenzubringen und ihre gewerkschaftliche/syndikalistische Aktion auf technischem, ökonomischen und beruflichem Gebiet zu koordinieren, ohne dass sie in andere Bereiche der allgemeinen gewerkschaftlichen/syndikalistischen Tätigkeit eingreifen darf, deren Funktionen vollständig den Gewerkschaften/Syndikaten und den nicht industriellen föderalen und konföderalen Organismen obliegen“. Der Anarchismus sah in dieser Art der gewerkschaftlichen/syndikalistischen Artikulation die Gefahr einer stärkeren Bürokratisierung der gewerkschaftlichen/syndikalistischen Strukturen, einer Abkehr von revolutionäreren Positionen hin zu eher reformistischen und der Tendenz, die CNT als ökonomisches Organ zu bevorzugen und ihre sozialen Funktionen in den Hintergrund zu drängen.

https://www.youtube.com/watch?v=BQGSpopQCFs

Die FAI und das anarchistischere Umfeld setzten jedoch trotz der „Niederlage“ auf dem Kongress von 1931 ihre Kampagne der aufständischen Agitation, der Diskreditierung der Republik und des Angriffs auf die „Treintistas“ fort. Nach und nach wuchs ihr Einfluss unter den Mitgliedern der Gewerkschaftszentrale/Syndikatszentrale und unter den unterdrückten Massen. Im Oktober 1931 ging die Redaktion von Solidaridad Obrera in die Hände von Personen über, die dem FAIismus näher standen, und Felipe Alaiz wurde zum Direktor der Zeitung und zum Sprachrohr der katalanischen CNT ernannt. Die Kämpfe um die Kontrolle der CNT nahmen in dieser Zeit zu, wobei sich die Waage immer mehr zugunsten der Interessen des FAIismus neigte. Die Ereignisse im Alto Llobregat waren der letzte Auslöser für den Verlust der Hegemonie des trentistischen Sektors, der noch immer einen Großteil der Komitees der anarchosyndikalistischen Zentrale dominierte.

Der Aufstand von Alto Llobregat und seine Folgen

Innerhalb des vom FAIismus ausgerufenen Kontextes sozialer Agitation kam es im Januar 1932 zum Aufstand von Alto Llobregat. Wie vierzig Jahre zuvor (Jerez) ging der Aufstand von Alto Llobregat in die Legende und in die kollektive anarchistische Vorstellungswelt ein. In der Kleinstadt Fígols (bekannt für ihre reichen Kaliumminen) fand einige Tage vor dem Aufstand ein großes Treffen der FAI statt. An diesem Treffen nahmen bemerkenswerte Persönlichkeiten der aufständischen Thesen wie Buenaventura Durruti, Pérez Combina oder Arturo Parera teil. Gemeinsam heizten sie die ohnehin feurigen und aufgebrachten Gemüter des Publikums mit antirepublikanischen Parolen an, betonten das Scheitern der Reformen, die sich aus der geltenden Gesetzgebung ergaben, und ermutigten die Arbeiter, zu den Waffen zu greifen und sich gegen die bestehende Ordnung und die herrschenden Klassen aufzulehnen. Einige Tage später zog eine Gruppe von Frauen die Textilarbeiter von Fígols mit sich, die für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen streikten. Die Aktion wurde sofort von den Bergarbeitern unterstützt, die unter der Führung des asturischen Anarchosyndikalisten Manuel Prieto die Rolle eines Aufstands übernahmen, der schließlich revolutionäre Züge annahm. Der Aufstand breitete sich auf verschiedene Orte im Alto Llobregat aus: Fígols, Sallent, Berga, Cardona, Suria, Manresa … Einige Tage lang herrschte ein zumindest vorrevolutionäres Klima, in dem in verschiedenen Orten der libertäre Kommunismus und die Abschaffung des Geldes proklamiert wurden und die Neuordnung der Gesellschaft in Richtung Anarchie begann.

Die Ursachen des Aufstands sind vielfältig, und obwohl das vom FAIismus propagierte Klima der Spannung und sozialen Agitation von Bedeutung war, gab es diesem Klima nur einen Namen, nämlich dass der sozialen Ungerechtigkeit, die unter dem republikanischen Regime herrschte, die harte Repression, mit der die Zwangsgewalt des Staatsapparats die ärmsten Massen unterdrückte, und der erbitterte Klassenkampf zwischen Ausgebeuteten und Unterdrückern. Es genügt festzustellen, dass wenige Tage vor dem Aufstand vom 18. Januar, wie ein Titel der Zeitung Tierra y Libertad hervorhob, angesichts des Klimas der republikanischen Repression Aufstandsstimmung herrschte: „SPANIEN VON DER GUARDIA CIVIL ENTFÜHRT. In Almancha, Jerez, Calzada de Calatrava, Puertollano und Arnedo schießt die Guardia Civil blindlings auf wehrlose Menschenmengen. Alte Menschen, Frauen und Kinder werden erschossen.“ Auch auf den Seiten von Solidaridad Obrera erschienen zwei Tage nach dem Aufstand (und mit sehr verwirrenden Nachrichten darüber) verschiedene Schlagzeilen und Nachrichten im gleichen Tenor: „In Arnedo und Bilbao Zusammenstöße gegen die Requetés (…) – in Fígols – Entwaffnung des Somatén, schnell durchgeführt (…) wenn man die Strömung aufwärts folgt, sind diese Versuche, diese Funken, die sich zweifellos bald in ein Feuer verwandeln könnten, das alles zerstören wird, unvermeidlich (…) In Berga, anlässlich des Textilstreiks, dringen die Streikenden in die Bäckereien ein und beschlagnahmen das Brot. Unruhe und Unzufriedenheit im ganzen Spanien“.

Die wahren Ursachen des Aufstands waren die Ungerechtigkeiten, die dem kapitalistischen System innewohnen, sei es republikanisch oder monarchisch, demokratisch oder diktatorisch. Und wenn in einem historischen Kontext von Hunger und Unterdrückung Rache geschrien wird, ist es verständlich, dass diese Botschaft unterstützt wird, obwohl einige revolutionäre Gruppen, in diesem Fall die Anarchisten, sich so sehr bemühten, die Revolution für die Zukunft „einzudämmen“ und zu lenken. Diese Ereignisse bekräftigten die Überzeugung, dass die revolutionäre Flamme jederzeit aufflackern könnte, unabhängig von den Richtlinien der Komitees, der Führungsspitze und der Anführer, in diesem Fall der CNT und der treintistischen Seite. Die FAI und der FAIismus fügten nur noch mehr Öl ins Feuer, das zu jedem anderen Zeitpunkt bereits ausgebrochen wäre, und, was noch wichtiger ist, sie spielten eine Rolle bei der Bewusstseinsbildung, damit aus dem Aufstand eine Revolution wurde und er nicht in einer Revolte endete. Die etablierte Ordnung erzitterte und für einige Tage begann die anarchistische „Utopie“ Wirklichkeit zu werden.

Zurück zu den Ereignissen selbst: Es gibt Quellen, die ziemlich detailliert berichten, was in den verschiedenen aufständischen Kernen geschah. Als Beispiel werde ich berichten, was im „Herzen“ (Fígols) dieser aufständischen Bewegung geschah. Wie oben geschildert, kam es vor dem Kontext sozialer Agitation und Unruhen zu einem Generalstreik, der unter der moralischen Führung von Prieto – einem Bergarbeiter mit einer langen kämpferischen Vergangenheit, der bei vielen Arbeitern, vor allem unter den Bergarbeitern, Vertrauen genoss – revolutionäre Züge annahm. Von der Spitze des Sant Corneli aus – dem höchsten Berg der Ortschaft Fígols – leiteten einige entschlossene Gruppen den Prozess ein. Als erstes wurden die im Dorf vorhandenen Waffen beschlagnahmt. Der Somatén, die Bourgeois und sogar der Pfarrer der Ortschaft wurden entwaffnet. Die Guardia Civil suchte Zuflucht in ihrem Hauptquartier. Die Aufständischen beschlossen, es nicht anzugreifen (sie hatten es aufgrund seiner Lage leicht und besaßen Dynamit …) und niemand wurde getötet.

Der revolutionäre Prozess konzentrierte sich auf drei Fronten: die militärische Organisation, die ökonomische Reorganisation und die Schaffung einer neuen nichtstaatlichen Verwaltung. Es wurden freiwillige Milizen zur Verteidigung gegen mögliche Angriffe von außen gebildet, und auf ökonomischer Ebene wurde ein revolutionäres Komitee eingerichtet, das für Produktion und Konsum zuständig war. Die Produktion wurde auf freiwilliger Arbeit aufgebaut, auch in den Bergwerken, der Konsum basierte auf dem Economato (Konsumgenossenschaft). Das Geld wurde abgeschafft und jeder Kauf erfolgte mit Gutscheinen, die vom Revolutionskomitee ausgestellt wurden. Es ist anzumerken, dass der Konsum zu keinem Zeitpunkt explodierte. In fünf Tagen Revolution gab eine Bevölkerung von über 1000 Menschen nur 3500 Peseten im Economato aus. Im Verwaltungsbereich fanden am Mittwoch, dem 20., Wahlen zur Gemeinde statt, bei denen das allgemeine Wahlrecht galt. Die Verwaltung der Gemeinde bestand aus einem Generaldelegierten und acht weiteren Delegierten. In den ersten Tagen herrschte eine gewisse Ruhe, und in dieser Zeit beschloss Prieto, nach Barcelona zu fahren, um sich über alles zu informieren, was mit Fígols und den anderen aufständischen Zentren zu tun hatte.

In der kurzen Revolutionsperiode wurden Pläne zur Schaffung von Schulen, Bibliotheken, weiteren Sanatorien, Bädern usw. gemacht. Aber der Aufstand scheiterte, und am Freitag kehrte Prieto traurig und verzweifelt in die Ortschaft Fígols zurück, da die Anführer der CNT eine Ausweitung des Konflikts nicht unterstützten und sie kaum von dem Geschehen erfahren hatten.

Am Freitag rückten die Truppen bereits auf die Stadt vor, wo die Aufständischen von der Spitze des Sant Corneli aus gedeckt auf sie warteten. Letztendlich entschied man sich angesichts der militärischen Überlegenheit der zum Schutz der kapitalistischen Interessen entsandten Truppen, keinen Widerstand zu leisten; die am stärksten engagierten Elemente beschlossen jedenfalls, zu fliehen. Am Samstag, dem 23. Januar, in den frühen Morgenstunden, eroberten die Regierungstruppen die Stadt und setzten die demokratische republikanische Legalität durch. Kurz darauf wurde die libertäre Bewegung von einer starken Welle der Repression erfasst: Deportationen, Schließung von Syndikaten/Gewerkschaften und Zeitungen usw. Der Treintismus verlor seinerseits die organisatorische Kontrolle über die CNT, was in vielen Fällen zum Bruch der Organisation führte, die von da an unter die Kontrolle der faiistischen Sektoren fiel, wodurch sich die Aktionen der anarchosyndikalistischen Zentrale radikalisierten und in einen Zyklus von Aufständen, in diesem Fall geplant (wenn auch möglicherweise recht mittelmäßig), und direkten Kämpfen gegen die Republik mündeten. Doch auch die aufständischen Postulate verloren an Bedeutung, wenn man den gesamten Treintismus außer Acht lässt, der sich von der vorherrschenden Linie in der CNT abspaltete (Oppositionssyndikate, FSL, Beitritt zur UGT usw.), und zwar nicht etwa, weil keine neuen Aufstände mehr versucht wurden, sondern vielmehr, weil einige faiistischen Sektoren einen avantgardistischen und planerischen Diskurs über die Revolution verfolgten und damit die traditionelle spontaneistische Taktik beiseite ließen. Wenn die FAI 1931 eine sofortige Revolution verkündete, ohne auf die Befehle von Komitees oder Anführern zu warten, wie es im Manifest der anarchistischen Gruppierung von Valencia 1932 zu erkennen war, änderte sich der Diskurs bereits mit der von den faiistischen Sektoren dominierten CNT in den Formen, wenn auch nicht in der vermeintlichen Radikalität, wie es in verschiedenen Organen der libertären Presse gezeigt wurde: „(…) wenn es eine Zeit gab, in der die CNT den bourgeoisen Politikern zur Verfügung stand, dann deshalb, weil diese Organisation von Verrätern gekapert wurde, die sich als revolutionäre Syndikalisten ausgaben. Aber diese peinliche Zeit ist vorbei (…), und heute sind die FAI und die CNT die beiden unbesiegbaren Organisationen, die an der Spitze der ausgebeuteten und aufgebrachten, rebellischen und hungrigen spanischen Masse die befreiende Revolution einleiten werden, die den Triumph des anarchistischen Kommunismus bringen wird, vielleicht früher als man denkt (…).“

Der revolutionäre Avantgardismus, die Beleidigungen gegen die „falschen“ und „verräterischen“ revolutionären Syndikalisten (jetzt war der FAIisismus der wahre revolutionäre Syndikalismus), die Vorbereitung und Organisation der Revolution … Es war nicht mehr nötig, den allgemeinen und anonymen Aufstand zu schüren und zu fördern. Für die Sektoren des FAIisismus, die nach dem Aufstand von 1932 die Macht innerhalb der CNT kontrollierten, änderte sich der Diskurs und die Strategie, möglicherweise weil nun unter ihrer Führung das Anarchosyndikat stand und die Spontaneität nicht kontrolliert werden konnte und unter den neuen Parametern nicht mehr so interessant war. Jetzt wurde versucht, den Aufständen Tag und Datum zu geben.

Der aufständische und sofortige Weg ohne organisatorische Avantgarde entstand im Alto Llobregat, starb aber möglicherweise auch gleich nach seiner Entstehung. Wir sollten jedoch auch nicht glauben, dass alle Folgen des Aufstands im Alto Llobregat für die revolutionären Perspektiven katastrophal waren, Denn obwohl sich später abzeichnete, dass die Aufstände im Jahr 1933 gescheitert waren, zeigte dieses Ereignis auch vielen Kritikern des Anarchismus die Machbarkeit dieser Ideen, da sie tatsächlich zumindest einige Tage lang unter einem zumindest anarchisierenden System lebten. Es diente auch dazu, die Stimmung vieler Anarchisten zu heben, die den Aufstand von Alto Llobregat als Vorboten der zukünftigen Gesellschaft begrüßten. Eine weitere Konsequenz, die sich in diesem Fall nach den aufständischen Ereignissen verstärkte, ist die zunehmende Diskreditierung der Republik durch die unteren Bevölkerungsschichten. In vielerlei Hinsicht nahm der Hass auf alles, wofür sie stand, zu. Sogar Teile der Anarchisten wie Peiró kritisierten nach diesen Ereignissen die republikanischen Institutionen heftig, und die Vorwürfe gegenüber dem bestehenden System wurden von radikaleren Kreisen noch verschärft. Diese Diskreditierung der Republik macht deutlich, warum bei den Wahlen von 1933 die Rechte gewann, da ein Großteil der unteren Bevölkerungsschichten aufgrund der von der Republik hart erarbeiteten Diskreditierung nicht mehr zur Wahl ging. Obwohl die derzeitigen „Popen“ der Geschichtsschreibung darauf hinweisen, dass die anarchistische Stimmenthaltung ein sekundärer Faktor für den Sieg war, der das sogenannte „schwarze Biennium“ eröffnete („seltsamerweise“ sind es in der Regel Republikaner oder Demokraten durch und durch, die diese Hypothesen aufstellen), deutet alles darauf hin, dass diese Diskreditierung, verbunden mit einer beginnenden Vereinigung der Rechten, diesen Sieg ermöglichte. Andererseits, und wie bereits kurz zuvor angedeutet, bündelte die Rechte angesichts der angespannten Lage ihre Kräfte, tatsächlich zeichnete sich bereits im Januar mehr oder weniger deutlich die Möglichkeit eines Putschversuchs ab, der jedoch erst im Sommer 1932 mit dem gescheiterten Versuch von Sanjurjo erfolgte, der schließlich den erfolgreichen Staatsstreich von 1936 einleitete.

Bewertung der Ereignisse im Alto Llobregat

Zunächst möchte ich die Wirksamkeit der aufständischen Taktik1 in diesem und jedem anderen historischen Moment hervorheben. Inmitten eines Klimas sozialer Spannungen regten einige wenige, in diesem Fall die Anarchisten, durch agitatorische Propaganda und eigene Aktionen mehrere Dörfer und Städte dazu an, zu den Waffen zu greifen und ohne jegliche externe Steuerung einen revolutionären Prozess einzuleiten. Tatsächlich ist es überraschend, wie es in der Geschichte immer wieder zu Ausbrüchen oder Aufständen kommt, ohne dass jemand sie geplant hätte, und wie diese Motoren des historischen Wandels sind: die Bauernunruhen in der Frühen Neuzeit, der Aufstand von 1905 im zaristischen Russland, die russische Revolution von 1917 selbst, die hier behandelten Ereignisse im Alto Llobregat oder auch aktuellere Episoden wie die der Zapatisten oder der Aufstand in Los Angeles im Jahr 1992 (infolge der Lynchjustiz der städtischen Sicherheitskräfte an einem jungen schwarzen Mann) zeigen uns, dass Systeme, die auf sozialer Hierarchisierung beruhen, zu Aufständen der unterdrückten Bevölkerung führen, wenn diese sich eines Unrechts oder einer Ungerechtigkeit bewusst wird, und dass die Rolle der Revolutionäre in diesen Kontexten nicht darin besteht, diese Bevölkerung zu „führen“, „zu planen“ oder zu „leiten“, sondern darin, Teil dieser Bevölkerung zu sein und als Teil davon zum sofortigen allgemeinen Aufstand aufzurufen.

Der Aufstand im Alto Llobregat zeigt uns jedoch auch einige der Mängel, die der Anarchosyndikalismus und der Anarchismus bei dem Versuch, eine Revolution zu beginnen, erlebten: Die starren und langsamen bürokratischen Strukturen des Anarchosyndikalismus blieben immer mehrere Schritte hinter den Ereignissen zurück, was dazu führte, dass die Ausbreitung der im Alto Llobregat begonnenen Revolte abgebrochen wurde. Ähnlich wie einige Jahre später im Bürgerkrieg, als die Strukturen der CNT in vielerlei Hinsicht ein revolutionäres Hindernis darstellten (dies wäre genauer zu analysieren).

Während im Alto Llobregat eine anarchistische Revolution begann, erfuhren die Komitees in Barcelona entweder nichts davon oder beschlossen, keine Parole für einen revolutionären Generalstreik auszusprechen, da sie der Ansicht waren, dass es nicht der richtige Zeitpunkt für eine Revolution sei. Ein weiterer Aspekt, der während der Ereignisse im Alto Llobregat als utopisch oder falsch bezeichnet wurde, war die übermäßige Nachsicht gegenüber den Ausbeutern. Tatsächlich wurde niemand getötet, was meiner Meinung nach nur Menschen mit einem großen Herzen und bewundernswertem Idealismus gelingt. Doch Revolutionen sind kein Zuckerschlecken, und in diesem Fall hätte man zumindest die Kaserne in Fígols und andere Standorte derselben Guardia Civil in die Luft jagen und die der Revolte feindlich gesinnten Elemente kontrollieren sollen. Umso mehr, wenn wir an die spätere Rache seitens der Republik denken, mit Deportationen, Gefängnisstrafen und sogar Todesurteilen, was uns zu der Annahme veranlasst, dass es sich bereits um einen Kontext einer sozialen Revolution handelte, wobei es möglicherweise ein Fehler war, den Zweig des Friedensolivenbaums als Paradigma der Revolution darzustellen, denn schließlich wurde die Reaktion auf den Bruch der republikanischen Legalität mit den üblichen Mitteln des kapitalistischen Staates beantwortet: Repression und Tod.

Ein möglicherweise positiver Aspekt der Ereignisse war die Schaffung einer freiwilligen Miliz zur Verteidigung des revolutionären Prozesses. Möglicherweise konnte dank dieser Miliz die Revolution begonnen werden, und obwohl die Regierungstruppen nicht angegriffen wurden, als sie sich auf den Weg zu den aufständischen Ortschaften machten, geschah dies nicht aus Mutlosigkeit, sondern aufgrund der überwältigenden Überlegenheit der reaktionären Truppen und der fehlenden Generalisierung des Konflikts. Letztendlich hätte die Flucht in die Berge, wenn der Aufstand von Figols und den umliegenden Ortschaften mehr Gewicht auf dem Territorium gehabt hätte, insbesondere wenn wir an Ballungszentren wie Barcelona denken, zumindest die Eröffnung eines Szenarios eines möglichen asymmetrischen Krieges bedeutet, da es in der spanischen Geschichte Präzedenzfälle gab, wenn wir an die Unabhängigkeit Kubas, die Konflikte im Rif oder die Vergangenheit im Zusammenhang mit den Karlistenkriegen denken.

In jedem Fall war der Aufstand von 1932 im Alto Llobregat ein Beispiel für die Kontinuität der aufständischen politischen Tradition im 20. Jahrhundert, die vorherrschend während des gesamten 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war, und auch ein Beispiel für die revolutionäre Fähigkeit der Bevölkerung, aber auch für die Probleme, die entstehen, wenn innerhalb einer revolutionären Organisation die unterschiedlichen strategischen Ansätze innerhalb einer revolutionären Organisation nicht zu komplementären revolutionären Strategien führen, sondern diese schwächen.


Konsultierte Quellen

– Tierra y Libertad aus den Jahren 1931 und 1932.

– Solidaridad Obrera aus den Jahren 1931 und 1932.

-Internet: http://www.ufba.br/ revista/02esenwe.html (abgerufen im Dezember 2002, derzeit defekte URL)

-ABELLÓ GUELL, Teresa, El movimiento obrero en España, siglos XIX y XX, Hipótesi, Barcelona, 1997.

-VEGA, Eulalia, El trentisme a Catalunya, Curial, Barcelona, 1980.

-BERNECKER, Walter L., España entre la tradición y modernidad. Política, economía, sociedad. (ss.XIX y XX), Siglo XXI, Madrid, 1999.

-GABRIEL, Pere (tria i introducció), Joan Peiró. ESCRITS, 1917 –1939, edicions 62, Barcelona, 1975.

– PAREDES, Javier (Hrsg.), Historia contemporánea de España (siglo XX), Ariel, Barcelona, 2002.

– ELORZA, Antonio, La utopía anarquista bajo la segunda república española, Ayuso, Madrid, 1973.

-ABAD DE SANTILLÁN, Diego, El anarquismo y la revolución en España, escritos 1930/38, Ayuso, Madrid, 1977.

– VILAR, Pierre (Hrsg.), Història de Catalunya, Band VI, – TERMES, Josep, De la revolució de setembre a la fi de la guerra civil, 1868-1939, Edicions 62, Barcelona, 1987.

– PEIRATS, José, La CNT en la revolución española, Band 1, Ruedo Ibérico, Paris, 1971.

– ANONYM, Propuesta para una manera distinta de entender la organización, o. J., o. J., o. J.

1A.d.Ü., XIX. Das Jahrhundert der Aufstände.

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