[Antimilitaristische Initiative] Rückblick auf ein Jahr der AMI-Aktivitäten

Gefunden auf der Seite von Tridni Valka, die Übersetzung ist von uns.


[AMI] Rückblick auf ein Jahr der AMI-Aktivitäten

Quelle auf Tschechisch: https://antimilitarismus.noblogs.org/post/2023/10/14/ohlednuti-za-rocni-cinnosti-ami/

Im September 2022 gründeten einige Anarchistinnen und Anarchisten aus der mitteleuropäischen Region die Antimilitaristische Initiative [ AMI ]. Im Folgenden wird zusammengefasst, was im vergangenen Jahr geschehen ist und in welche Richtung sich die Initiative entwickelt hat.

Alles begann mit der Veröffentlichung des Textes „Anarchistischer Antimilitarismus und Mythen über den Krieg in der Ukraine“. Dieser Text ist ein Versuch, die aktuellen militaristischen Tendenzen in der anarchistischen Bewegung kritisch zu reflektieren. Gleichzeitig werden antimilitaristische Perspektiven als ein Weg vorgestellt, sich nicht nur theoretisch mit dem Krieg auseinanderzusetzen, sondern ihn auch in der Praxis zu sabotieren. Der ursprünglich auf Tschechisch verfasste Text stieß auf ein unerwartet großes internationales Echo. Er wurde nacheinander in englischer, deutscher1, französischer, italienischer, spanischer und griechischer Fassung veröffentlicht. Gleichzeitig gab es eine Vielzahl von Rückmeldungen, die zeigten, dass der Text in verschiedenen Teilen der Welt diskutiert wurde.

Kurz nach der Veröffentlichung dieser Publikation fand eine symbolische direkte Aktion statt, als die ukrainische Botschaft in Prag mit roter Farbe besprüht wurde. „Es ist verständlich, dass Putin und seine Anhänger für die Verbrechen kritisiert werden, die sie gegen die Menschen in der ukrainischen Region begehen. Die Mitschuld von Zelensky und der ukrainischen Regierung an diesen Massakern sollte jedoch nicht vergessen werden. Zu einer Zeit, in der Putins Armee ukrainische Städte bombardiert, verbietet Zelenskys Regierung den Menschen, sich über die Grenze in Sicherheit zu bringen. Sie hält sie unter Androhung von Strafen in beschossenem Gebiet fest und zwingt einige von ihnen, gegen ihren Willen ihr Leben an der Kriegsfront zu riskieren. Es muss klar gesagt werden: Zelensky ist genauso ein Stück Scheiße wie Putin! Beide haben das Blut von Zivilisten an ihren Händen.“2

Aus dem Kontext dieses Ereignisses ist ersichtlich, dass es zu einer Art Bruch geworden ist, der die Konstruktion der stereotypen Sichtweise stört, nach der der Krieg in der Ukraine eine Art bipolare Geschichte sein soll, in der es auf der einen Seite nur den Aggressor und auf der anderen Seite nur die Opfer gibt, die sich dem externen Aggressor widersetzen. Diese liberal-demokratische Vorstellung ist allmählich zum Kern der Kriegspropaganda geworden, die darauf abzielt, mehr Unterstützer und Ressourcen für die Kriegspolitik des ukrainischen Staates zu gewinnen. Diese wird oft als Widerstand des Volkes oder als Konflikt zwischen Demokratie und Diktatur dargestellt. Dies geschieht, um die Tatsache zu verschleiern, dass es sich um einen innerimperialistischen Konflikt handelt, in dem alle beteiligten Staaten die Proletarier als Kanonenfutter in den Kämpfen für ihre eigenen bourgeoisen Ziele benutzen.

Die Antimilitaristische Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Problem durch die Veröffentlichung mehrsprachiger Stellungnahmen und Analysen offenzulegen. Darin werden internationalistische Positionen, Antimilitarismus und revolutionärer Defätismus als die einzige Möglichkeit des Proletariats, sich dem Krieg wirksam entgegenzustellen und für seine Klasseninteressen einzutreten, vertreten. Die regelmäßigen Veröffentlichungen der AMI tragen zu der internationalistischen Tendenz bei, den Krieg zwischen den Staaten in einen Klassenkampf gegen die Staaten und alle bourgeoisen Fraktionen zu verwandeln.

Die AMI war nie eine formelle Gruppe oder Organisation, sondern eher ein informelles Netzwerk. Die Publikationstätigkeit kann als die erste Phase angesehen werden, in der dieses Netzwerk mit neuen Kontakten wuchs. Im tschechischen Kontext haben zum Beispiel andere autonome Gruppen und Projekte Materialien der AMI gemeinsam genutzt. Zu nennen sind hier zum Beispiel der Historische Verein Zádruha, die Anarchistische Föderation Ostrava, die Gruppe Třídní válka (Klassenkrieg) oder die Facebook-Gruppe Antimilitarista.

Die Vernetzung wuchs bald über die Region der sogenannten Tschechischen Republik hinaus. Nach und nach wurden Kontakte zu anderen anarchistischen und kommunistischen Projekten in verschiedenen Teilen der Welt geknüpft. Die Kontakte dienen dem Informationsaustausch, der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen und der Koordinierung von Antikriegsaktivitäten. Die stärksten Verbindungen bestehen zu internationalistischen Projekten in den Regionen der sogenannten Ukraine, Russland, Slowakei, Deutschland, Italien, Ungarn, Serbien, Slowenien, Österreich, Frankreich und Großbritannien. Aber auch mit Menschen aus Australien, Indonesien, Spanien, Argentinien und Griechenland werden gewisse Verbindungen geknüpft. Dank all dieser Kontakte entwickelt sich der AMI-Blog allmählich zu einer mehrsprachigen Medienplattform, deren Besucherzahlen zwischen einigen hundert und mehreren tausend pro Monat liegen. Einige der verbündeten Projekte übersetzen dann AMI-Material in ihre eigenen Sprachen. Einige Beispiele sind „Appell: Tage der internationalen Solidarität mit Deserteuren3, der in elf Sprachen übersetzt wurde, oder das antimilitaristische Plakat, das von seiner tschechischen Originalfassung in dreizehn weitere Sprachvarianten übersetzt wurde. Darüber hinaus wurden mehrere umfangreichere Publikationen veröffentlicht.

Eine Sammlung von Artikeln über: Anarchismus und Krieg

Gegen alle Kriege… außer „gerechten“ Kriegen? Die verheerenden Auswirkungen des kleineren Übels und des Antiimperialismus in anarchistischen Kreisen4 [Text nicht auf Englisch verfügbar]

Pamphlet: Gegen kapitalistische Kriege, gegen kapitalistischen Frieden5

Die revolutionäre Bewegung und der Zweite Weltkrieg: Interview mit Marc Chirik, 1985

Alle AMI-Publikationen können auf dem Blog im PDF-Format heruntergeladen werden. Sie wurden auch in gedruckter Form auf Buchmessen in Prag, Graz, Ljubljana, Wien und Zagreb angeboten. Hunderte von Publikationen wurden verteilt und das anschließende Feedback hat bestätigt, dass die von der AMI vertretenen Positionen von vielen internationalistischen Projekten in verschiedenen Teilen der Welt geteilt werden. Obwohl unsere Gegner die AMI gerne als ein sektiererisches Projekt einiger weniger Individuen darstellen, ist das antimilitaristische Netzwerk in Wirklichkeit über verschiedene Länder, Gruppen und Organisationen hinweg ziemlich groß geworden.

Das erste Jahr der AMI diente vor allem der Veröffentlichung und Vernetzung, obwohl es auch finanzielle Unterstützung für die anarchistische Gruppe Assembly in Charkow, Ukraine, gab. Jetzt geht sie allmählich in die nächste Phase über. In dieser Phase liegt der Schwerpunkt stärker auf praktischen antimilitaristischen Aktivitäten wie der Unterstützung von Desertionen oder direkten Aktionen zur Unterwanderung der Kriegsanstrengungen, aber auch auf materieller Solidarität mit den vom Krieg Betroffenen.

Aus Sicherheitsgründen können diese Aktivitäten hier nicht näher spezifiziert werden, um niemanden der Repression oder physischen Beseitigung auszusetzen. Die bourgeoise Linke mag sich damit brüsten, wie viel Geld sie an die Front schickt oder wie viele karitative Projekte sie unterstützt hat, aber es ist klar, dass dies gerade deshalb geschieht, weil ihre liberale Politik auf dieselbe Art von legalistischen Aktivitäten ausgerichtet ist wie die der Staaten, die von der Kriegssituation profitieren. Niemand wird sie dafür belangen. Im Gegensatz dazu wird eine konsequente antimilitaristische Aktivität aufgrund ihres subversiven Charakters kriminalisiert, unterdrückt und stigmatisiert und muss daher eine bestimmte Sicherheitskultur anwenden. Erwartet also keine transparente Liste aller AMI-Aktivitäten.

Es geht uns nicht darum, Verdienste zu zählen oder Auszeichnungen zu vergeben, sondern darum, wie man proletarische Kämpfe im Hinblick auf definierte Ziele effektiv organisiert. Und weil Klassenkämpfe oft außerhalb der vom Staat festgelegten Regeln geführt werden, können sie auf den ersten Blick weniger offensichtlich sein. Aber das negiert nicht ihre Existenz und Bedeutung.

ANTIMILITARISTICKÁ INICIATIVA [ AMI ] – OKTOBER 2023

// ANTI-MILITARIST INITIATIVE // ANTIMILITARISTISCHE INITIATIVE // INIZIATIVA ANTI-MILITARISTA // INITIATIVE ANTI-MILITARISTE //


1A.d.Ü., eine Übersetzung die wir gemacht haben.

2(Tschechien) Rote Farbe an die Fassade der ukrainischen Botschaft – Blut unter der Fassade des ukrainischen Staates

3A.d.Ü., auch auf unseren Blog, Appell: Tage der internationalen Solidarität mit Deserteuren

4A.d.Ü., die meisten der Texte der Broschüre sind auf unseren Blog zu finden.

5A.d.Ü., zum Glück, aber auf deutscher Sprache hier auf unseren Blog.

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