Die Armut des linken Aktivismus

Hier gefunden, die Übersetzung ist von uns. Weitere Texte die sich mit der entfremdete Figur der (radikalen) Linken des Kapitals – ob militant oder aktivistisch – denen empfehlen wir folgende Texte:

Ganze Textreihe hier Kritik an Militanz-Organisation, eine weitere die sich mit ähnlicher Thematik beschäftigt hier Kritik an der (radikalen) Linke des Kapitals. Ansonsten:

Canenero – Die Fülle eines Kampfes ohne Adjektive

Do or Die, Give Up Activism – Aktivismus aufgeben

(Monsieur Dupont) Revolutionäre Organisationen und individuelles Engagement

Die Militanz als höchstes Stadium der Entfremdung (1972)

Der Militante im 21. Jahrhundert

(Spanischer Staat) AD NAUSEAM

Die Unfähigkeit der revolutionären Gruppe

Fragen der Organisation. 31 aufständische Thesen

(SI) Über das Elend im Studentenmilieu

Freedom Club – Die industrielle Gesellschaft und ihre Zukunft

Anarcho-linkstum & die Politik von libcom (2013)

(Subversion, Großbritannien, 1996) Die revolutionäre Alternative zur linken Politik

und noch viele mehr, Jacque Camatte zum Beispiel…


Die Armut des linken Aktivismus

Von Sauvage, Eden (2016)

Sauvage kritisiert den linken (also die Linke des Kapitals) Aktivismus. Aus https://web.archive.org/web/20170616211024/https://edensauvage.wordpress.com/2016/11/16/the-poverty-of-left-wing-activism/.

(…) so ist desto gewisser, was wir gegenwärtig zu vollbringen haben, ich meine die rücksichtslose Kritik alles Bestehenden, rücksichtslos sowohl in dem Sinne, daß die Kritik sich nicht vor ihren Resultaten fürchtet und ebensowenig vor dem Konflikte mit den vorhandenen Mächten. (Marx an Ruge, Brief (1843))

Einleitung

Der linke Aktivist ist nur ein Tier im Käfig, ein erbärmliches Wesen, gefangen in der realen Herrschaft der Kapitalverhältnisse.

  • Wie ein Tier im Käfig wirft sich der linke Aktivist mit seinem ganzen Körper gegen die Gitterstäbe, die ihn einsperren.
  • Wie ein Tier im Käfig versorgt der linke Aktivist seine Wunden und wirft sich dann immer wieder gegen die industriellen Stahlgitterstäbe.
  • Wie ein eingesperrtes Tier kämpft der linke Aktivist darum, sich von seinen psychologischen Ketten zu befreien, aber sein Widerstand bleibt für immer innerhalb der Grenzen des Kapitals eingeschrieben.
  • Wie ein eingesperrtes Tier brüllt der linke Aktivist aus Protest, aber sein Protest bleibt von seinen Entführern ungehört.
  • Wie ein eingesperrtes Tier fletscht der linke Aktivist seine Zähne gegenüber den grinsenden Gesichtern des Kapitals, das ihn umgibt.
  • Wie ein eingesperrtes Tier erreicht der linke Aktivist den höchsten Punkt bewaffneter Entfremdung.

Was ist die Psychologie hinter der Linken des Kapitals? Hoffnungslosigkeit. Die Liberalen mit ihren verbundenen Armen und Kerzenlichtmahnwachen, die Antirassisten mit ihrer Selbstgeißelung und Schuld, die Antisexisten mit ihren verzierten Körpern und militanten Gesichtern, die Stalinisten mit ihren Fahnen und Porträts, die Trotzkisten mit ihren Schildern und Megaphonen, die Maoisten mit ihren Waffen und roten Büchern, die Anarchisten mit ihren Masken und Sprühdosen. Verachtenswert. Hinter der Fassade des heroischen Radikalismus verbirgt sich das entfremdete und isolierte Individuum, ein Spielball fremder Kräfte, das von seinen eigenen Wünschen ebenso getrennt ist wie von anderen Individuen. Unter allen Individuen sind Linke besonders empfindlich für Entfremdung. Die elende Entfremdung durch den Kapitalismus treibt Linke dazu, Linke zu werden, und von da an wird die Linke zu einem wesentlichen Bestandteil der Psyche jeder sozialen Formation.

Die Linke als psychologische Tendenz entsteht aus der Entfremdung des Kapitals auf drei Arten: (1) Die Entfremdung des Menschen von seinem Wesen, also die Entfremdung des Menschen von seiner angeborenen bewussten dynamischen Rolle, seine Welt nach seinem Bild neu zu gestalten, führt den Linken in Verzweiflung, Schuldgefühle, Selbsthass und Ohnmacht. (2) Die Entfremdung der Menschen von den Produkten ihrer Arbeit, so dass diese Produkte als eine fremde Kraft über ihnen und außerhalb von ihnen erscheinen, macht den Menschen zu einem Spielball fremder Kräfte, gefangen in einer fremden Struktur. Die Verdinglichung der Produkte ihrer Arbeit als fremde Kraft zwingt dem Linken eine strenge Disziplin auf, die ihn in tausendfacher Weise psychologisch fesselt. (3) Die Entfremdung der Menschen voneinander, also die einsamen Massen und atomisierten, umherirrenden Individuen, die für den Spätkapitalismus charakteristisch sind, führt zu antisozialem Verhalten und der Neigung von Linken, sich sektenähnlichen Organisationen anzuschließen oder solche zu gründen, um sich mit einer illusorischen Gemeinschaft zu identifizieren.

Entfremdung vom Wesen der Spezies

Lass uns zunächst die Entfremdung der Linken von ihrem Wesen als Spezies diskutieren. Tief in der Psyche jedes Menschen ist der Wunsch nach Schöpfung verankert. Die Menschheit ist eine kreative Spezies. In den „Manuskripten von 1844“ schrieb Karl Marx: „Der Mensch macht seine Lebensaktivität selbst zum Gegenstand seines Willens und Bewusstseins. Er hat bewusste Lebensaktivität.“ Was ist der Prozess bewusster Lebensaktivität? Menschen müssen eigene kreative Ziele haben, auf die sie hinarbeiten, und sie müssen diese Ziele autonom (alleine oder in kleinen, nicht entfremdeten Gruppen) ohne Einmischung von oben erreichen. Der Kapitalismus, genauer gesagt die entfremdete Arbeit, greift in beide Schritte dieses Prozesses ein. Entfremdete Arbeit ist ein System, in dem Ziele von oben durch Vorgesetzte, durch Werbung und durch die Diktate der Ökonomie vorgegeben werden. Die Ziele sind oberflächlich, trivial, bedeutungslos und liegen außerhalb der persönlichen Kontrolle. Entfremdete Arbeit ist auch ein System, in dem der Prozess der Zielerreichung nicht autonom erfolgt, sondern durch ein Netzwerk von Bürokraten und Vorgesetzten. Auch außerhalb des Arbeitsplatzes schränken Vorschriften, Gesetze, moralische Normen, soziale Normen und persönliche Verstrickungen den Menschen auf tausendfache Weise ein, sodass kein Ziel jemals autonom erreicht wird. Diese Entfremdung vom Seinswesen führt zu Frustration, Elend und einem Gefühl der Ohnmacht, was letztlich zu geringem Selbstwertgefühl, Schuldgefühlen und Selbsthass führt.

Diese Charakteristika durchdringen das Milieu linker Aktivisten, auch wenn einzelne Individuen eine Ausnahme bilden mögen. Die politisch korrekte Kultur, ein wesentlicher Bestandteil praktisch der gesamten Linken, ist ein Beispiel für geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle und Selbsthass in Aktion. Wenn jemand alles, was über ihn oder eine Gruppe, mit der er sich identifiziert, gesagt wird, als beleidigend auffasst, dann ist das ein Zeichen für geringes Selbstwertgefühl und Selbsthass. Politisch korrekte Linke reagieren überempfindlich auf Begriffe, die marginalisierte Gruppen beschreiben, und sind übermäßig besorgt über alles, was darauf hindeuten könnte, dass eine marginalisierte Gruppe, mit der sie sich identifizieren, minderwertig ist. Diese politische Korrektheit ist nicht in den Massen der marginalisierten Gemeinschaften selbst vorherrschend, sondern in einer Untergruppe hochgebildeter Aktivisten, die oft in die Mittelklasse oder sogar in bourgeoise Positionen innerhalb der bourgeoise Gesellschaft aufsteigen. Aufgrund ihrer Schuldgefühle identifizieren sich politisch korrekte Linke stark mit den Problemen von Gruppen, die ein Bild von Minderwertigkeit oder Unerwünschtheit haben, wie ethnische Minderheiten, Frauen, Homosexuelle, Behinderte usw. Die Opferrolle ist aufgrund dieser intensiven persönlichen Identifikation mit marginalisierten Gruppen tief in der schuldbeladenen linken Denkweise verwurzelt. Linke selbst empfinden diese Gruppen oft auf einer gewissen Bewusstseinsebene als minderwertig oder unerwünscht. Sie würden jedoch niemals bewusst zugeben, dass sie solche Gedanken haben, obwohl ihre verinnerlichten Gefühle, dass diese Gruppen minderwertig oder unerwünscht sind, ihre intensive Identifikation mit deren Problemen bestimmen.

Das Minderwertigkeitsgefühl der Linken führt auch dazu, dass sie generell alles verachten, was ein Image von Überlegenheit oder Erfolg hat, wie Amerika, die westliche Zivilisation, Weiße, Männer und Rationalität. Die Gründe, die Linke dafür angeben, dass sie Dinge mit einem Image von Überlegenheit hassen, stimmen nicht mit ihren tatsächlichen unbewussten Gründen dafür überein. Sie sagen, dass sie diese Dinge hassen, weil sie imperialistisch, kolonialistisch, klassistisch, rassistisch, misogyn, ableistisch usw. sind, aber sie finden leicht Ausreden für diese Tendenzen, wenn sie in Gemeinschaften, Identitäten und Ländern auftreten, mit denen sie sich stark identifizieren. Bestenfalls geben sie diese Tendenzen in Gemeinschaften, die sie verteidigen, nur widerwillig zu, während sie sie in der westlichen Kultur leidenschaftlich hervorheben und ihre Auswirkungen oft übertreiben. Deshalb verurteilt die radikale Linke Rassismus und Kolonialismus in Amerika leidenschaftlich, findet aber eifrig Ausreden für Rassismus und Kolonialismus in der Sowjetunion und in China. Manchmal verbirgt die nach außen gezeigte Verachtung der Linken für Dinge mit einem Image der Überlegenheit ihre innere Fetischisierung dieser Dinge. Daher gibt es Anti-Rassismus-Aktivisten, die nur mit Weißen ausgehen, und Feministinnen, die beim Sex männliche Dominanz bevorzugen.

Von einem anhaltenden Gefühl der Selbstzweifel geplagt, brechen Linke manchmal in überschwängliche Bekenntnisse zur Stärke und Macht der Gemeinschaften aus, mit denen sie sich identifizieren. Das liegt an einer verinnerlichten Angst, dass die Gemeinschaften, mit deren Problemen sie sich identifizieren, eigentlich unerwünscht oder minderwertig sind, was sie unbewusst auch glauben.

Linke, die kein Selbstvertrauen haben, versuchen durch „Virtue Signalling“ die Anerkennung anderer Linker zu gewinnen. Virtue Signalling ist der Ausdruck von Standpunkten, die mit dem eigenen ideologischen Umfeld übereinstimmen, mit der Absicht, dadurch den eigenen sozialen Status zu verbessern. Virtue Signalling ist im Wesentlichen oberflächlich, da der Virtue Signalling-Linke oft die langweiligsten und banalsten sozial progressiven Ansichten in der Öffentlichkeit vertritt, um niemanden zu verärgern. Virtue Signalling führt oft dazu, dass alle abweichenden Meinungen ausgeblendet werden und sich verschiedene Linke gegenseitig bestätigen, um ihr mangelndes Selbstvertrauen (und bis zu einem gewissen Grad auch ihren verinnerlichten Selbsthass) zu kompensieren.

Linke lehnen aufgrund ihres mangelnden Selbstvertrauens auch individuelle Fähigkeiten ab. Sie machen die Gesellschaft für das Versagen oder die Unterlegenheit eines Individuums verantwortlich und nicht das Individuum selbst. Das soll nicht heißen, dass die Gesellschaft nicht für das Versagen von Individuen verantwortlich ist, sondern lediglich die Psychologie von Linken aufzeigen. Selbstvertrauen ist für Linke ein Fremdwort. Linke wollen im Allgemeinen, dass die Gesellschaft die Probleme aller löst und für alle sorgt, weil sie zu viel Selbsthass haben, um Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten oder in die Fähigkeiten der Gemeinschaften zu haben, mit denen sie sich identifizieren.

Der Selbsthass der Linken führt dazu, dass sie masochistische Handlungen begehen, um ihre Ideale zu verteidigen. Linke provozieren oft die Polizei und rassistische/sexistische Vergeltungsmaßnahmen. Sie sagen, sie tun dies, weil diese Taktiken erfolgreich sind, aber in Realität sehen Linke Masochismus nicht als Mittel zum Zweck, sondern als Selbstzweck, weil sie masochistische Taktiken bevorzugen.

Die Entfremdung der Linken von ihrem eigentlichen Wesen führt auch dazu, dass Feindseligkeit ein großer Teil ihres Verhaltens wird, weil sie frustriert sind, dass sie nicht die Macht haben, die sie wollen. Deshalb ist ihr Verhalten oft nicht darauf aus, den marginalisierten Gruppen, denen sie angeblich helfen wollen, den größtmöglichen Nutzen zu bringen, sondern eher darauf, maximale Feindseligkeit zu erzeugen. Anstatt versöhnliche Ansätze zur Lösung sozialer Probleme zu verfolgen, bringen sie Feindseligkeit in Konflikte ein, verschärfen so Spannungen und verschlimmern in vielen Fällen die sozialen Probleme, die sie eigentlich lösen wollten. Der Drang der Linken zur Feindseligkeit ist so tief in ihrer Denkweise verwurzelt, dass sie sogar soziale Probleme erfinden würden, wenn es keine gäbe, um eine Ausrede für ihr feindseliges Verhalten gegenüber der Zivilgesellschaft zu haben. Der linke Drang zur Feindseligkeit ist auch maßgeblich verantwortlich für die zerbrochenen Fensterscheiben und verbrannten Flaggen, die für die radikale Linke charakteristisch sind. Es gibt keine rationale Grundlage dafür, dass diese Handlungen zu einer freien und humanen Gesellschaft führen, doch radikale linke Aktivisten tun sie weiterhin, um ihre Frustration und Feindseligkeit, die sie aufgrund der modernen Entfremdung empfinden, auszudrücken.

Die Postmoderne, ein wichtiger Bestandteil der Linken, greift Rationalität, Wissenschaft und Objektivität an. Die emotionalen Gründe dafür hängen auch mit einem Minderwertigkeitsgefühl zusammen. Postmodernisten hassen Wissenschaft und Vernunft, weil sie bestimmte Dinge als objektiv wahr (überlegen) und falsch (minderwertig) bezeichnen. Das Minderwertigkeitsgefühl der Postmodernisten ist so tief, dass sie die Einteilung von Dingen in überlegen und minderwertig nicht ertragen können und deshalb in einen kompletten Relativismus verfallen.

Linke aus privilegierten Verhältnissen aller Art beschäftigen sich aufgrund ihres Minderwertigkeitskomplexes mit langen, quälenden und letztendlich nutzlosen Abhandlungen über ihre Privilegien. Diese Art von Diskursen trägt nichts dazu bei, die Interessen der Marginalisierten zu fördern oder die Interessen des Kapitals zu stoppen, sondern dient nur dazu, die Schuldgefühle der weißen/männlichen/heterosexuellen/cis-Sprecher vorübergehend zu lindern. Im Allgemeinen verhalten sich Linke weitgehend nutzlos und rein symbolisch, meist um ihr gekränktes Ego angesichts ihrer Minderwertigkeitskomplexe aufzubessern. Linke stellen große Schilder und Banner auf, bedecken ihre Körper mit selbstbestätigenden und nach sozialer Gerechtigkeit klingenden Sprüchen, überprüfen die Privilegien anderer Individuen zusammen mit ihren eigenen, reden unter sich über „strukturelle Gewalt“, als ob sie etwas davon verstehen würden, und verhalten sich generell feindselig gegenüber denen, die nicht die Zeit, Energie oder Ressourcen haben, sich dem Vokabular und der Sprache der Linken anzupassen. Im besten Fall verändern sie Ideen, statt die materielle Realität, die die eigentliche Quelle nicht-linker und daher „unreiner” Ideen ist. Sie schneiden also die Blätter vom Baum der sozialen Hierarchie ab, nicht seine Wurzeln. Meistens ändern sie aber nicht mal Ideen, sondern streicheln nur ihr Selbstwertgefühl und schrecken mit ihrer versteckten Feindseligkeit ungewollt Leute von den Werten ab, an denen sie festhalten.

Die von Linken so geliebte politische Korrektheit und Identitätspolitik fetischisieren/verfestigen bestimmte marginalisierte Identitäten, die von der Klassengesellschaft erzeugt werden. Politische Korrektheit und Identitätspolitik tun dies, indem sie Identität feiern und sich über winzige Unterschiede in Privilegien den Kopf zerbrechen, wodurch sie ihnen den Anschein von Realität verleihen, anstatt Identität und Privilegien sowie die Klassensysteme, aus denen sie hervorgehen, zu zerstören. Die politische Korrektheit und Identitätspolitik der Linken lehren uns, andere Menschen nicht als Menschen an sich zu behandeln, sondern als Teile vergegenständlichter Identitäten. Diese Identitäten, die ein Produkt der ideologischen Vorstellungskraft sind und durch die sozialen Beziehungen zwischen den Menschen den Anschein von Subjektivität erhalten, nehmen dann Leben an und verfolgen uns wie das Gewicht tausender toter Generationen, sodass wir zu passiven Gefangenen der Identitäten werden, die uns das Kapital und der Zufall zuweisen. Alle Identitäten sind soziale Rollen, die uns von der Ideologie des Kapitals zugeschrieben werden, um die Reproduktion des Kapitals, die Arbeitsteilung und die Zersplitterung des proletarischen Widerstands voranzutreiben. Wenn die Reproduktion des Kapitals aufhört und das Proletariat Herr über sein eigenes Schicksal wird, entfällt auch die Notwendigkeit von Identität.

Politische Korrektheit und Identitätspolitik stehen daher im Widerspruch zur Mission des Kommunismus, der die Klassengesellschaft beseitigt und entmystifiziert, alle vom Kapital vordefinierten Identitäten abschafft und eine echte menschliche Gemeinschaft schafft, in der wir alle auf der Grundlage unserer gemeinsamen Menschlichkeit miteinander umgehen können, statt durch die vermittelnden Brillen tausender Identitäten. Wir werden nicht länger Gefangene der Identität sein, gefangen in fetischisierten Formen und ideologischen Mystifizierungen. Zu diesem Zweck wird der Kommunismus alle nationale Identitäten abschaffen. Der Kommunismus wird die Weißheit beenden, aber auch die Schwarzheit und andere marginalisierte rassische Identitäten. Der Kommunismus wird die Männlichkeit auslöschen, aber auch die Weiblichkeit.

In der echten menschlichen Gemeinschaft werde ich dich nicht als Mittel zum Zweck behandeln, als bloßes Symbol, um mein soziales Kapital unter meinen linken Gleichgesinnten zu erhöhen, sondern als menschliches Individuum. Ich werde dich nicht als vergegenständlichte Identität behandeln und dich oder andere durch die Brille der Identität betrachten, sondern endlich als echten und authentischen Menschen. Ich werde dich nicht aufgrund deiner Identität behandeln, sei sie nun bemitleidenswert, verachtenswert oder respektabel, sondern aufgrund deiner inneren Qualitäten und deiner Verbindung zur realen menschlichen Gemeinschaft. Wir sind Spezieswesen. Unser Speziesleben, also unser bewusstes, kreatives Leben, wird nicht mehr durch tausend Barrieren und Vermittlungen behindert, sondern fließt frei um die echte menschliche Gemeinschaft herum. Unser Speziesleben wird sich wie Liebende in Glückseligkeit und Ranken um einen Baum verflechten. Endlich werden wir menschlich geworden sein.

Spielball fremder Kräfte

Kommen wir jetzt zu dem Elend der Linken, das dadurch entsteht, dass die Arbeiter von den Produkten ihrer Arbeit entfremdet sind. Die Tatsache, dass in der bourgeoisen Gesellschaft die Produkte des Produzenten unter dem Kapitalismus als eine fremde Kraft über ihm erscheinen, die Tatsache, dass die Menschen bloße Spielbälle fremder Kräfte sind, die sie selbst entfesselt haben, zwingt allen Individuen einen sehr strengen Moralkodex auf. Warum? Die Gesellschaft wird von der Wertform und den Warenverhältnissen beherrscht. Waren müssen produziert, verteilt und konsumiert werden, um die Reproduktion des Kapitals zu sichern, und daher entwickelt sich ein ausgeprägtes moralisches Bewusstsein, um diesen Prozess so reibungslos wie möglich zu gestalten. Die Menschen werden somit von der bourgeoisen Gesellschaft sozialisiert, um ihre jeweilige Rolle in der Reproduktion des Kapitals gehorsam zu erfüllen. Die meisten Menschen sind in der Lage, einige dieser moralischen Regeln ohne allzu große psychische Qualen zu brechen.

Für das übersozialisierte Individuum ist das aber nicht möglich. Das übersozialisierte Individuum muss sich ständig an die zahlreichen und strengen moralischen Gebote seiner Gesellschaft halten, um keine kognitiven Dissonanzen zu empfinden. Da es unmöglich ist, alle moralischen Anforderungen einer Gesellschaft jederzeit zu erfüllen, bedeutet dies eine schwere Belastung für das übersozialisierte Individuum und schürt seine Schuldgefühle und seinen Defätismus. Das übersozialisierte Individuum muss seine eigenen Gedanken auf Verstöße gegen den etablierten Moralkodex überwachen, was sein Denken und Verhalten stark einschränkt. Das übersozialisierte Individuum ist daher durch „psychologische Ketten” gefesselt und kann nicht anders, als den Weg zu gehen, den die Gesellschaft für ihn vorgesehen hat. Dies führt zu einem ständigen Gefühl der Einschränkung und Ohnmacht, was große psychische Qualen verursacht.

Die Anführer linker Bewegungen, die in der Regel aus der intellektuellen Klasse oder anderen Mittelklassen stammen, neigen aufgrund ihrer Überbildung zu einer Übersozialisierung. Der übersozialisierte Linke führt eine Revolte gegen seine eigenen „psychologischen Fesseln” an und versucht, sein Spezies-Sein, seinen Wunsch, die Welt nach seinen eigenen Vorstellungen neu zu gestalten, durch Rebellion durchzusetzen.

Allerdings kann der übersozialisierte Linke nicht gegen die grundlegendsten Werte der Gesellschaft rebellieren, in der er lebt. Deshalb kämpft er für Rassengleichheit (Racial Equality), Geschlechtergleichheit (Gender Equality), Tierschutz, ökonomische Gerechtigkeit usw. Diese Ideen werden täglich von den Mainstream-Medien und dem Bildungssystem verbreitet, also von den Systemen, die den kapitalreproduzierenden Moralkodex einer Gesellschaft produzieren. Übersozialisierte Linke rebellieren für die Werte der Gesellschaft, in der sie leben, indem sie mit einem hohen Maß an Wahrheit behaupten, dass ihre Gesellschaft den von ihr geschaffenen Werten nicht gerecht wird.Eine Ausnahme von dieser Regel ist die Tatsache, dass viele Linke sich an nicht staatlich sanktionierter Gewalt beteiligen, was im Widerspruch zum Moralkodex fast aller bourgeoisen Gesellschaften steht. Linke wenden Gewalt als eine Form der „Befreiung” an, in dem Sinne, dass sie gegen ihre „psychologischen Fesseln” rebellieren, indem sie gewalttätige Handlungen begehen. Aber selbst dann rechtfertigen Linke ihre Militanz mit den Werten, die von den Mainstream-Medien propagiert werden, wie zum Beispiel die Rechtfertigung von Gewalt im Namen des Antirassismus oder Antisexismus.

Aufgrund ihrer Übersozialisierung und ihrer perversen Beziehung zu ihrem kreativen Wesen müssen Linke anderen ihre Moral aufzwingen; sie müssen den Linkstum in jeden Winkel der Realität drängen und alle Gedanken links ausrichten. Sie wollen ihre kreativen Wünsche verwirklichen, aber da ihr kreativer Horizont durch ihren strengen Moralkodex begrenzt ist, bezieht sich alles, was sie verwirklichen wollen, auf ihren Moralkodex. Infolgedessen ist der Linkstum von Natur aus totalitär und steht im Widerspruch zu einer freien Gesellschaft. Der natürliche kreative Antrieb des Linkstum wird in das Bedürfnis pervertiert, alles Mögliche zu regulieren. Der linke Typ fühlt sich daher wie eine Fliege von sozialen Reformbewegungen angezogen, weil der Linkstum für ihn die Rolle spielt, die die Religion für den Religiösen spielt: Diese Religion ist das Recht mit einem großen R, und alles, was außerhalb dieser Religion liegt, ist Sünde mit einem großen S. Ihre extreme Übersozialisierung und ihr Machtstreben bedeuten, dass der Linke nie mit dem aktuellen Stand der Regulierung und der Regierungsprogr

amme zufrieden ist. Sie müssen als Reformer ständig die Autorität von oben nach unten ausweiten, weil sie sich moralisch über der Gesellschaft, in der sie leben, sehen. Sie müssen ständig alle umerziehen und mit ihrer linken Philosophie indoktrinieren. Jede Abweichung muss bestraft werden. Jeder Fehler muss zerschlagen und unterdrückt werden. Der Linke springt von einer Sache zur nächsten, scheinbar so dringend wie möglich, während die Bourgeoisie lacht, wenn ihre nützlichen Idioten mit jeder Reform, die sie durchführen, die kapitalistische Regierungsmacht ausweiten.

Die Linken werden nicht aufhören, eine Sache zu verfolgen, bis sie die vollständige Kontrolle über diesen Aspekt der menschlichen Existenz haben. Dann springen sie auf eine andere Sache und beginnen den Prozess von vorne. Das einzige, was damit erreicht wird, ist, dass der bourgeoise Staat, die Bourgeoisie und letztlich das Kapital selbst gestärkt werden. Die Bourgeoisie hat die Linken praktisch zum Narren gehalten, auch wenn Individuen der Bourgeoisie sich dieser Tatsache nicht bewusst sind.

Soziale Entfremdung

Die Entfremdung vom Gattungswesen führt auch zur Entfremdung von anderen Menschen. In den Manuskripten von 1844 schrieb Marx: „Eine unmittelbare Folge der Tatsache, dass der Mensch dem Produkt seiner Arbeit, seiner Lebensaktivität, seinem Gattungswesen entfremdet ist, ist die Entfremdung des Menschen vom Menschen. Wenn der Mensch sich selbst gegenübersteht, steht er dem anderen Menschen gegenüber. Was für die Beziehung des Menschen zu seiner Arbeit, zum Produkt seiner Arbeit und zu sich selbst gilt, gilt auch für die Beziehung des Menschen zum anderen Menschen, zur Arbeit des anderen Menschen und zum Gegenstand seiner Arbeit. „Mehr noch, der Kapitalismus führt durch das Spektakel zur Atomisierung der Individuen. In „Die Gesellschaft des Spektakels“ schreibt Guy Debord: „Die Zuschauer sind nur durch eine einseitige Beziehung zu dem Zentrum verbunden, das ihre Isolation voneinander aufrechterhält.“ Die Trennung des Zuschauers von seinem sozialen Wesen ist unter der realen Herrschaft des Kapitals absolut, und selbst die „Gemeinschaft“ ist nichts anderes als eine Pseudogemeinschaft isolierter Individuen, die sich versammelt haben, und nicht die materielle menschliche Gemeinschaft. Im selben Text sagte Debord: „Aber der allgemeine Trend zur Isolation, der die wesentliche Realität des Urbanismus ausmacht, muss auch eine kontrollierte Reintegration der Arbeiter auf der Grundlage der geplanten Bedürfnisse von Produktion und Konsum beinhalten. Eine solche Integration in das System muss isolierte Individuen als gemeinsam isolierte Individuen zurückgewinnen. Fabriken und Kulturzentren, Ferienlager und Wohnsiedlungen – alle sind ausdrücklich auf die Ziele einer solchen Pseudogemeinschaft ausgerichtet. Diese Imperative verfolgen das isolierte Individuum bis in die Zelle der Familie, wo der allgemeine Gebrauch von Empfängern der Botschaft des Spektakels dafür sorgt, dass seine Isolation mit den vorherrschenden Bildern gefüllt wird – Bildern, die tatsächlich nur aufgrund dieser Isolation ihre volle Kraft entfalten.

„Die antisoziale Natur des Kapitalismus führt natürlich zu den antisozialen Handlungen der Linken. Die Linken üben Gewalt aus, weil sie keiner menschlichen Gemeinschaft angehören und die Qualen der Einsamkeit stärker spüren als andere Individuen. Die zerbrochenen Fenster und zertrümmerten Geldautomaten des militanten Aktivismus sind Ausdruck der Entfremdung des Menschen vom Menschen im Kapitalismus. Der Linke schreit niemandem Bestimmten verdammende Parolen zu, während er durch die Straßen der Bosse marschiert. Völlig wirkungslos und wahrscheinlich sogar kontraproduktiv. Sind wir so dumm, dass wir nicht erkennen, dass dies lediglich der Hilferuf eines einsamen Individuums ist, das von der materiellen menschlichen Gemeinschaft abgeschnitten ist, abgeschnitten von jeder Art echter Zugehörigkeit?

Wie gehen Linke, die von allen Individuen am empfindlichsten auf Entfremdung reagieren, mit ihrem Mangel an Zugehörigkeit und ihrer schleichenden Einsamkeit um? Sie tun dies, indem sie halb-religiöse Sekten der einen oder anderen Art gründen oder sich ihnen anschließen, die den linken Aktivisten ein falsches Gefühl der Gemeinschaft vermitteln. Der religiöse Charakter der Linken zeigt sich am deutlichsten in dem Rekrutierungs- und Spendenmodell, das alle linken Organisationen gemeinsam haben. Die Akkumulation von Kapital durch Spenden und das Bedürfnis der Organisation, sich selbst zu erhalten und zu wachsen, bedeuten, dass die linke Organisation lediglich eine weitere bourgeois-religiöse Masche des Kapitalismus ist. Linke Organisationen unterliegen, egal wie sehr sie vorgeben, vom Kapitalismus getrennt zu sein, denselben ökonomischen Gesetzen wie jede kapitalistische Einheit. Wie jedes Unternehmen konkurriert auch die linke Sekte mit anderen Organisationen derselben Art um Mitglieder, die sowohl als Arbeiter als auch als Kunden fungieren. Da die Gewinnung neuer Mitglieder für die Akkumulation von Kapital und Prestige entscheidend ist, hat jede linke Organisation ihr eigenes Geschäftsmodell, um neue Arbeiter/Kunden anzuziehen, das sie selbst als ihre „ideologische Tendenz” bezeichnen. Und wenn das soziale Sein das soziale Bewusstsein bestimmt, dann folgt daraus, dass alle linken Sekten trotz ihrer Rhetorik lediglich Ideologen der Bourgeoisie sind, Vermittler einer radikalen bourgeoisen Ideologie.

Alle linken Organisationen sind Sekten, aber einige sind sektenähnlicher als andere. Ich gebe zu, dass es einen Unterschied zwischen Socialist Alternative und der Revolutionary Communist Party – USA gibt. Trotzdem werden alle linken Organisationen, egal wie sehr sie „demokratischen Zentralismus” oder „nicht-hierarchische Entscheidungsfindung” betonen oder fetischisieren, unter der tatsächlichen Herrschaft des Kapitals zu bürokratisch-zentralistischen Führungskulten. Es gibt eine Kernführung, die alle Entscheidungen trifft, und ein Transmissionsriemensystem, in dem die in radikale Gewänder gehüllte bourgeoise Ideologie in die Basis gepumpt wird, die diese Ideologie gehorsam aufnimmt und gelehrt wird, ihre Vorgesetzten zu verehren. Organisiert unter der tatsächlichen Herrschaft des Kapitals, das jeden Bereich der Zivilgesellschaft und des sozialen Lebens durchdringt, wird der linke Kult somit vom Kapital organisiert und reproduziert dieselben Hierarchien zwischen Anführern und Geführten, die unter dem Kapitalismus existieren.

Diese Pseudowelt ist nicht unsere Welt. Linke nennen sich gegenseitig Gefährte und Gefährtin, doch jeder von ihnen muss auf seine Worte achten, damit er nicht seine politische Linie oder seine Rhetorik versaut und sich einer weiteren Runde von Kampfversammlungen und sozialer Ächtung aussetzt. Linke nennen sich gegenseitig Gefährte und Gefährtin, doch linke Sekten sind voll von gut versteckten Vergewaltigern und anderen Arten von Missbrauchstätern. Können wir nicht schon jetzt erkennen, dass das linke Milieu nicht die echte materielle menschliche Gemeinschaft ist?

Fazit

In diesem Essay habe ich versucht, die Armut der linken Aktivisten aufzudecken. Der Kommunismus, die echte Bewegung des Proletariats, wurde historisch gesehen, im Guten wie im Schlechten, mit der Linken in Assoziation gebracht. Der Schlüssel zur Loslösung des Kommunismus von den gescheiterten Taktiken und der Politik der Linken liegt darin, die Linke einer gnadenlosen Kritik zu unterziehen, die direkt zum Kern der Ursprünge der linken Militanz vordringt. Mir ging es nicht darum, bestimmte Individuen zu beleidigen oder anzuprangern, sondern lediglich darum, zu veranschaulichen, wie der Linkstum vom Kapital reproduziert wird (und seinerseits das Kapital reproduziert) und warum Linke so handeln, wie sie es tun. Die wichtigste Erkenntnis für den Leser sollte sein, den Behauptungen der Linken skeptischer gegenüberzustehen und zu erkennen, dass die Linke vollständig vom Kapital bestimmt und unterworfen ist. Der „Radikalismus“ der Linken ist eine reine Farce, ein bloßes Werkzeug, das durch die Entfremdung der kapitalistischen Produktionsweise hervorgebracht wurde, und hat nichts mit der realen Bewegung des Proletariats zu tun, die unabhängig von den Provokationen verschiedener Kulte bürokratischer Extremisten ihren Lauf nimmt.

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