Auf der Seite von Tridni Valka/Klassenkrieg gefunden, die Übersetzung ist von uns.
Theorien der Dekadenz, Dekadenz der Theorie. Das schlimmste Produkt des Imperialismus: der Antiimperialismus (Teil 2)
Quelle: Groupe Communiste Internationaliste, Le Communiste Nr. 25, November 1986
Im Rahmen unserer Kritik an der „Theorie der Dekadenz“ (décadentisme) als einer Reihe von Ideologien, die den historischen Antagonismus zwischen Proletariat und Bourgeoisie verschleiern/aufbrechen, wollten wir eine seiner Varianten näher betrachten, die besonders von Linken (Trotzkisten, Stalinisten, Bordigisten, Maoisten …) vertreten wird: die Theorie vom Imperialismus als „höchster Stufe des Kapitalismus“. Es geht nicht darum, den Antiimperialismus als Kategorie der politischen Ökonomie zu kritisieren, die die Gefahr birgt, die Proletarier vom Weg der Revolution abzubringen, sondern darin, in ihm eine materielle Kraft zu sehen, die die Arbeiter in den Konkurrenzkämpfen zwischen den Fraktionen der Bourgeoisie in die Atomisierung und Zerstörung treibt. Den Imperialismus als höchste Stufe des Kapitalismus zu definieren, bedeutet, wie es jede Dekadenz-Theorie, der etwas auf sich hält, tut, einen Bruch im Programm des Kapitals herbeizuführen, und zwar sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Hinsicht. Eine imperialistische Phase in der Entwicklung des Kapitals zu theoretisieren und „neue“ Aufgaben vorzuschlagen, die durch den Beginn einer „neuen“ Periode gerechtfertigt sind, bedeutet vor allem, die „alte“ Praxis zu billigen… 1914 wollten die radikalsten Sozialdemokraten angesichts des konterrevolutionären Programms der II. Internationale „von vorne anfangen”, ohne jedoch Bilanz aus den vergangenen Jahren zu ziehen und ihre eigene Tätigkeit innerhalb der konterrevolutionären Organisation einer kritischen Prüfung/Bilanz zu unterziehen. Die Mediation, um diese kritische Bilanz zu vermeiden, bestand in der Ausarbeitung einer Reihe von Thesen, die darauf abzielten, einen Kapitalismus in seiner „höchsten Stufe“ darzustellen, um eine neue Ausrichtung zu theoretisieren, die darin bestand, die Aufgaben des Proletariats ab oder um das heilige Jahr 1914 herum zu übernehmen: für die Revolution durch die Reform (!) vor 1914, für die Revolution gegen die Reform nach 1914!! Die Sozialdemokraten können so weiterhin auf die „glorreiche Vergangenheit“ der II. Internationale verweisen und behaupten, der Reformismus vor 1914 sei nur ein Mittel zum Zweck gewesen: dem Kommunismus; aber die Realität ist das Gegenteil von dem, was es schien: Der Kommunismus – als Ideologie – war nur ein Mittel, um die Arbeiter dazu zu bringen, die reformistischen Ziele der Bourgeoisie zu verwirklichen. Diese Kritik nicht zu üben, bedeutet, nicht mit der sozialdemokratischen Praxis zu brechen!
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