Israel/Palästina/Iran und sonstwo: Feinde des Vaterlands! Immer für den Verrat am Vaterland!
„Die Diktaturen verschleiern stets den ökonomischen Charakter der Gewalt und die Demokratien stets den Gewaltcharakter der Ökonomie.“ Bertolt Brecht
In der kapitalistischen Gesellschaft, wo nicht nur alle Menschen untereinander in Konkurrenz stehen, sondern genauso auch alle Nationen-Staaten, leben wir alle in einem ständigen Zustandes des Krieges. Auf militärischer Ebene gibt es zwei Formen, entweder man ist mitten drin, oder man befindet sich in einem Zustand der Vorbereitung. Warum bekleiden, ernähren, trainieren, rüsten, verpflegen (fast) alle Nationen-Staaten1, ein stehendes Heer? Die meisten falschen Kritikerinnen und Kritiker der herrschenden Ordnung haben wohl am Ende gedacht diese Heere seien als bloßes Ornament nur zu dekorativen Zwecken gedacht, würden nicht die Interessen und Souveränität einer jeden Nation-Staat mit der Waffen schützen und durchsetzen. Dann gibt es auch noch den ökonomischen Krieg um das nackte Überleben in welchem unzählige Proleten täglich sterben.
Die Herrschaft des Kapitalismus ist Weltweit, in der kapitalistischen Konkurrenz gibt es nur Sieg oder Niederlage, der Krieg ob mit Waffen oder mit anderen Mitteln, findet weltweit statt. Er betrifft und trifft uns alle. Der Krieg ist nicht wie Clausewitz sagte „(…) eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“, sondern deren konsequentester Ausdruck, keine Anomalie, sondern eine wichtige Säule seines Seins (Ontologie). Daher ist der Krieg, wie Clausewitz selbst sagte, „(…) ein Akt der Gewalt, und es gibt in der Anwendung der Gewalt keine Grenzen.“ Die Regierung des modernen Staates ist nichts weiteres als ein Instrument das die Geschäfte der bourgeoisen Klasse verwaltet. Der Staat ist die politische Organisation der ökonomischen Ausbeutung, und um zu überleben (seine Souveränität bewahren und durchzusetzen) wird er all seine zur Verfügung stehenden Mitteln verwenden (Gesetzte, Gewaltmonopol, Repression, Krieg im Inland wie im Ausland, etc.). Der (kapitalistische) Staat ist daher nicht neutral, er ist ein Instrument der eine Gesellschaft die in Klassen aufgeteilt ist, von einer Klasse ausgeübt um zu herrschen, und ständig versucht sie durch Ideologien, wie oben auch schon geschildert, In der Klassengesellschaft findet eun unversöhnlicher Konflikt statt, aber der Staat versucht durch Ideologien (Demokratie, Nationalismus, Menschenrechte, etc.) diese zu versöhnen, was ihr aber sehr oft nicht gelingt.
Je länger ein Krieg andauert, desto mehr Leichen wir zählen, desto größer die Zerstörung, desto enormer die Verzweiflung ist, desto horrender der Leid (körperlich wie geistig), desto unwahrscheinlicher unsere Zukunft … verbreiten sich zwei antagonistische, diametral entgegengesetzte und auch verfeindete Auffassungen, dennoch ist eins Falsch und das andere Richtig.
Entweder steigert sich der Hass auf die Seite, die für diesen Krieg verantwortlich gemacht wird2, oder aber die Natur und Logik des Systems in dem wir gezwungen werden zu leben, den Kapitalismus, und warum dieser sofort zerschlagen werden muss, wird verstanden und durchschaut.
Die erste Position ist die gängige, aber es ist die zweite die Menschen in der Geschichte dazu geführt hat die Waffen gegen die herrschende Klasse zu richten und zu den größten Ängsten bei letzteren geführt hat. Es wäre dennoch phantastisch und mystisch zu denken dass Menschen sofort oder zwingend revolutionär werden, sie verlieren aber ihren nationalistischen Elan – gerade für die eigene Nation-Staat – und dies ist eine Voraussetzung und die Grundlage für die soziale Revolution. Nicht die eigene Nation-Staat dient uns und unseren Interessen (Versehrtheit, Essen, Schutz des Lebens, usw.), sondern wir dienen den Interessen dieser oder jener Nation-Staat.
Zweiteres passiert nicht nur aus Gründen des Bewusstseins, weil man die Jahre davor brav Malatesta und Bonanno, Mattick und Balius, usw. gelesen hat, Aktionen durchführte, es sind auch die vom Kapitalismus erzwungenen Verhältnisse die Menschen dazu zwingen, ob sie es wollen oder nicht, gegen diesen Kämpfen zu müssen. Wir alle sind nichts weiteres als eine Funktion (Schöpfung von Mehrwert) in diesem System. Der Einfluss anarchistischer und kommunistischer Gruppen3 kann und ist wichtig, sofern sie als ein unzertrennlicher Teil des Proletariats agieren, wenn dem nicht so ist, dann halt heiße Luft.
Wir sehen dies in gegenwärtigen und vergangenen Konflikten, die erste Position/Haltung, führt dazu alle und jeden der gegen die Kriege des Kapitals kämpft als Verräterin und Verräter des Vaterlands zu denunzieren – was in Gaza passiert (die Rede war schon von Fünfter Kolonne, vom Mossad finanzierte Agenten, wer die Hamas kritisiert begeht Verrat usw.), wie in Israel (Antisemiten, Judenhasser), oder in Iran (Zionisten, Imperialisten) aber auch im Krieg in der Ukraine, wo die einen entweder als russische Imperialisten und die anderen als NATO Imperialisten bezeichnet werden. Vergessen wir nicht die anbahnende Militarisierung aller NATO-Staaten, der Militärdienst, usw. all jene die dies kritisieren und anprangern sind auch Verräterinnen und Verräter (weil dies nur Russland dient). Überall Verräterinnen und Verräter. Der Vorwurf des Verrates ist in allen Momenten deckungsgleich und folgte qualitativ derselben Logik.
Deswegen ist es umso wichtiger der zweiten Position/Haltung vor Ort und/oder aus der Ferne Aufmerksamkeit zu schenken und diese zu verbreiten.
In der jetzigen Situation, wie es auch in der Vergangenheit passierte, unterstützt die (radikale) Linke des Kapitals die Narrative einer herrschenden Fraktion, anstatt die Interessen des Proletariats (der Unterdrückten, diejenigen die jeden Tag nur Scheiße fressen müssen) zu unterstützen. Zwar ist das Wissen von Protesten und Aktionen, gegen den Krieg, Sabotagen, Netzwerke von Deserteuren, Aktionen gegen (Zwangs)Rekrutierung usw. kein Geheimnis, aber dies interessiert der oben genannten Narrativ nicht. Für die (radikale) Linke des Kapitals die in jedem Konflikt sich einer herrschenden Fraktion unterstellt und einreiht gibt es nur Verräterinnen und Verräter und weil es in ihr Narrativ eben nicht passt, wird die Existenz und die Aktion jeglicher Deserteure, wie die Existenz von Aktionen und Sabotagen gegen den Krieg entweder verschwiegen oder dem Feind zugeschrieben. Die herrschende Ideologie artikuliert sich perfekt durch die (radikale) Linke des Kapitals, dessen Sprechrohr und dessen Prätorianische Garde sie ist.
„Vaterland, Vaterland, Land der Väter! Was für ein blutiger Hohn für den Menschen, der seiner Erde, seines Hauses, seiner Bildung beraubt, der Hygiene beraubt, der Bildung beraubt, auf seinen Lohn reduziert und noch dazu gezwungen ist, Verteidiger und Henker seiner Unterdrücker zu sein!“ Anselmo Lorenzo, Libertäres Kriterium
Langfristig sind die Alternativen der Prätorianischen Garde der Nation-Staat – also die (radikale) Linke des Kapitals – folgende; Verwaltung der Misere und keine Befreiung der Menschheit vom Joch der Lohnsklaverei (siehe Algerien, Angola, Mosambik, Südafrika, Kuba, Venezuela, UdSSR, Baskenland, Palästina, Kurdistan, Vietnam, und noch eine sehr lange Liste an Ländern die in den letzten 80 Jahren ihre „Unabhängigkeit“ – oder noch nicht – erreicht haben).
Entgegen der Proklamierung der (radikalen) Linken des Kapitals, sind es die Verräter, die Deserteure und die Aktionen gegen den Krieg, die die wir unterstützen müssen, egal wie wenige, oder wie viele sie auch sein mögen. Jedes Individuum, jede Gruppe die sich auflehnt und gegen die Herrschaft des Kapitals kämpft ist ein Ausdruck der Tendenz der Negation des Kapitalismus. Wie Blaumachen, Absentionismus, Müßiggänger, Bummeln, usw. in der Lohnarbeit. Wer dies macht ist noch lange nicht für den Kommunismus/Anarchismus, aber macht trotzdem das Richtige. Es gilt diese Kämpfe auszuweiten und dieser Praxis das richtige Bewusstsein zu geben. Anarchisten wie Malatesta gingen in die Kasernen der Armee um unter den Soldaten Agitation zu machen, um genau diese Fragen zu stellen. Malatesta flog selbstverständlich sofort immer raus.
Ob es Menschen sind die in Gaza sind die auf den Straßen protestieren, die Parolen gegen Hamas und Israel skandieren, sowie ob es Menschen in Israel sind die auf den Straßen protestieren, die Parolen gegen Israel, den Ayatollahs und Hamas skandieren, ob Menschen in der Ukraine die gegen die Zwangsrekrutierung auf der Straße (eigentlich Entführungen) intervenieren, oder Sabotagen gegen Rekrutierungszentren in Russland, ganz zu schweigen von den Aufständen und Auseinandersetzungen die in Iran in den letzten Jahrzehnten regelmäßig stattfanden, wir dürfen nicht vergessen was für ein Mut diese Menschen aufzeigen, als Parias werden sie mehr gehasst als der Feind, denn sie sind der wahre Feind. Wenn wir als Anarchistinnen und Anarchisten wirklich und real gegen alle Staaten-Nationen kämpfen, DANN SIND WIR IMMER jene die VERRAT begehen. Denn wir kämpfen für das Leben und nicht für den Tod wie es der Kapitalismus und der Staat tut.
Denn die Deserteure im Krieg haben sich entschieden dass es eben falsch ist, sich entscheiden zu müssen unter wem sie abgeschlachtet werden wollen, dass es eben falsch ist, sich entscheiden zu müssen unter wem sie ausgebeutet werden wollen, egal im Namen welcher Religion, welcher Regierungsform des Kapitals, egal in welcher Sprache.
Sowohl in Gaza, in Westjordanland, in Israel, in Irak, in der Türkei, in Libanon, in Iran, usw. gab es in den letzten Jahrzehnten viele Proteste (nicht alle mit der gleichen Intensität natürlich) die sich gegen die herrschende Klasse richteten die in den jeweiligen Ländern regiert. Erinnern wir uns dass die erste Intifada sich auch gegen die palästinensische Herrschende Klasse (PLO) richtete, dass eine weitverbreitete aufständische Praxis seitens Proletarierinnen und Proletarier in fast allen aufgezählten Ländern immer wieder stattfindet.
Wir können es selber nicht oft genug wiederholen, der Widerstand den Menschen in Iran, in Palästina, in Israel, in der Ukraine, in Russland, etc., leisten, ist nicht nur inspirierend, sondern muss überall verteidigt werden.
Das Problem ist wie immer dass diese Kämpfe sich nicht verbinden und zu einer weltweiten sozialen Revolution führen, was die einzige Möglichkeit ist denn Kapitalismus auch weltweit zu zerschlagen (Nie wieder Sozialismus in einem Land!).
Wir haben mal gelesen dass „der Kommunismus war immer die Bewegung derer, die nichts sind und alles sein müssen, der Entfremdeten, die sich nur befreien können, indem sie die gesamte Gesellschaft befreien“, falls dies stimmt, muss dies auch ein Ausdruck von uns revolutionären Kreisen, Initiativen, Gruppen, usw. sein die als „wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt“ agiert und kämpft.
Weder die antiimperialistische noch die antideutsche (radikale) Linke des Kapitals kann und wird – vor allem im Fall von Palästina/Israel, aber nicht nur – eine revolutionäre Antwort noch Position auf die Konflikte des Kapitals haben, unter anderem weil sie erstens nicht den Kapitalismus, die Nationen-Staaten zerstören wollen, und weil ihr explizierter Ziel es ist die Frage in herrschender Form zu beantworten/konjugieren (Konsolidierung, Bildung von Nationen-Staaten; Verwaltung der Akkumulation und Mehrwerts, nicht seine Abschaffung), weil deren Antwort nur eine nationalistische und etatistische sein kann, entweder der Staat Israel oder der Staat Palästina, was im Ende bedeutet, dass die einzige Lösung ist für sie der Kapitalismus und seine (Elends-)Verwaltungsformen ist. In dieser Hinsicht finden wir zwei verschiedene Fraktionen des Kapitals die miteinander konkurrieren, was sie inhaltlich zu ebenbürtigen Positionen bringt, nationalistisch und etatistisch durch und durch, die Nation-Staat die sie unterstützen ist nur eine andere.
Der (radikalen) Linken des Kapitals (also all jene die nicht die Nation-Staat und Kapital zerschlagen, sondern nur anders verwalten – manchmal auch ohne die Begriffe Staat oder Nation in den Mund zu nehmen) haben nicht die Einsicht, dass es innerhalb der Gesellschaft antagonistische Widersprüche und Konflikte gibt, die auch ganz unabhängig revolutionäre Tendenzen hervorbringen die gegen den Staat-Nation und Kapital kämpfen, dies übersteigt offensichtlich die Vorstellungskraft, das Verstehen der vom Kapital aufgezwungenen sozialen Verhältnissen eben jener (radikalen) Linken des Kapitals. Was ist das Projekt was hier verteidigt wird? Neue Staaten zu gründen um sie danach abzuschaffen? Klingt nach dem Stärken des Staates um diesen danach abzuschaffen. Haben wir dies nicht schon einmal aus dem Maul einer mumifizierten Leiche gehört, die im Mausoleum noch vor sich hin vegetiert?
Die (radikale) Linke des Kapitals ist die Prätorianische Garde für den Staat, aber auch für dessen sehr effektive Ideologie namens Nationalismus. Wo die Klassengesellschaft vermeintlich nicht mehr existiert, gibt es nur noch unterdrückte Völker, vereinheitlichte Interessen, gute kleine (unterdrückte) Nationen (und Völker) gegen böse große (imperialistische) Völker und große (unterdrückende) Nationen. Der Kampf ums überleben dieser kleinen Staaten-Nationen, die auch nur um einen Platz unter den herrschenden ökonomischen Mächten kämpfen, wird dann Internationalismus (von unten quasi) genannt. Die (radikale) Linke des Kapitals kann nur nach dem Nationalismus greifen, denn ihr Projekt sind die Nation-Staat (Algerien, Angola, Mosambik, Südafrika, Kuba, Venezuela, UdSSR, Baskenland, Palästina, Kurdistan, Vietnam, ….). Die UdSSR ist seit langem im kapitalistischen Konkurrenzkampf zusammengebrochen, seine Parolen und seine Ideologien sind nicht totzukriegen. In der hier formulierten Problematik reichen sich tatsächlich alle Tendenzen der (radikalen) Linken des Kapitals (von stalinistischen bis hin zu anarchistischen (SIC) Gruppen) die Hand.
Genauso idiotisch und reaktionär ist die sowohl chauvinistische und rassistische Position das Land aufgrund eines „wir waren hier vorher“ zu legitimieren und rechtfertigen. Relativiert dies die Vertreibungen von Millionen von Proletariern aus den Orten in denen sie geboren wurden? Nein, denn dies passiert auch täglich in Form von Entlassungen, in Form von Räumungen von Wohnungen, aber dies scheint niemanden zu interessieren, obwohl dies auch tagtäglich, auf der ganzen Welt und vor allem nur einer Klasse widerfährt, nämlich dem Proletariat.
„Kein Volk erhielt seinen Platz auf der Erde zugesprochen nach Maßgabe rechtmäßiger Besitzansprüche von einer überirdischen Instanz, sondern jedes Volk hat sich irgendwann in der Geschichte seinen Platz mit Gewalt genommen; nicht nur aus praktischen Gründen – weil es eine überirdische gerechte Verteilungsinstanz nicht gibt –, sondern viel mehr noch deshalb, weil es im emphatischen Sinn kein Exklusivrecht für Deutsche, Franzosen, Israelis geben kann, irgendein Fleckchen Erde ausschließlich zu besitzen, und weil es ein Unrecht ist, wenn auf irgendeinem Fleckchen Erde Menschen nicht leben dürfen, nur deshalb, weil sie Türken, Vietnamesen, Juden oder Palästinenser sind. Das Recht auf nationale Autonomie und staatliche Souveränität ist nur ein anderer Name für das Unrecht, Leute zu schikanieren, auszuweisen, abzuschieben mit der Begründung, daß sie den falschen Paß oder die falsche Geburtsurkunde besäßen, und dieses Unrecht ist keine Verfälschung der Nationalstaatsidee, sondern ihr – bisweilen durch die Toleranz einsichtiger Menschen freilich gemildertes – Wesen.“ Wolfgang Pohrt, Linksradikalismus und nationaler Befreiungskampf (1982)4
Manche mögen erwidern dass was hier zur Geltung kommt, der expansionistische, koloniale und imperialistische Kerne des Israelischen Staates zu Ausdruck, den Israel hat seit seiner Gründung nicht aufgehört zu wachsen, in dem es zigtausende von Proletarier vertrieben hat. Was sich hier manifestiert sind aber in Wirklichkeit zwei Dinge, der Staat (in diesem Fall Israel) vergrößert sich weil er es kann – was alle anderen Ländern (im doppelten Sinne) genauso wollen – und stellt sich hier nochmals eine absolut grundlegende Frage, wie sind denn alle Staaten auf der Welt denn überhaupt entstanden? Verlief es denn anders? Warum bekämpfen sich Armenien und Aserbaidschan denn überhaupt nochmals? Wenn tagtäglich einer der Gründe für die Invasion von Russland in die Ukraine wiederholt wird, ist es doch dass seid dem Zerfall der UdSSR (was der Verlust enormer Territorien/Bevölkerung/Ressourcen/etc. bedeutete) Russland wieder ihre alte „Größe“ erlangen will. Damit wollen die Medien als Vehikel der herrschenden Gedanken uns das Narrativ reindrücken, dass Russland sehr böse wäre, genauso wie die (radikale) Linke des Kapitals wird die Realität verpasst. Alle Staaten auf der Welt stehen untereinander und zueinander in Konkurrenz und sind daher automatisch imperialistisch. Dies auf einige wenige zu reduzieren zeigt dass das Sein (im ontologischen Sinne) des Staates und das Kapitalismus nicht verstanden wird und daher kann keine Antwort zum Ausdruck gebracht werden, die nicht reformistisch und konterrevolutionär ist.
„Es gibt aber keine „imperialistischere“ Nation, weil es im Wesen jedes Nationalismus liegt, davon zu träumen, sich in ein Imperium zu verwandeln. Imperialismus ist nie eine Frage des Landes. Jede Nation ist per Definition imperialistisch. Die Linken nutzen eine Situation, in der einer der kapitalistischen Konkurrenten in einer schlechten Lage ist, um die Dummköpfe in den Krieg gegen die „aggressivste“ Nation zu treiben. Die linken Fraktionen sind so die perfekte Ergänzung zum „rechten“ Nationalismus; die Falle schließt sich und die Arbeiter werden ins Gemetzel geschickt.“ [GCI-IKG] Theorie der Dekadenz, Dekadenz der Theorie. Das schlimmste Produkt des Imperialismus: der Anti-Imperialismus.
Eins sollte auch klar sein, der jetzige Krieg begann weder am 07. Oktober 2023, noch mit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen im Jahr 20075, und wenn man weiter zurück gehen will, mit dem Zerfall des Osmanischen Reiches als dieses Gebiet britisches Mandatsgebiet wurde. Wer eine altertümliche Idylle verteidigt, die so oder so falsch ist, bedient sich der Logik und der Kohärenz herrschender Ideologien die wir bekannterweise Nationalismus nennen. Seit dem Sturz jener altertümlichen Überreste Imperien die genauso konkurrierten um einen Platz unter der Sonne des Kapitals zu haben, jenen Konkurrenzkampf den sie klaglos verloren haben, und der kapitalistischen Expansion nichts mehr in Weg stand, entwickelten sich diese neu gegründeten Ländern zwar am Rande, aber nie außerhalb des Kapitalismus und seiner Imperativen. Die Konstruktion des modernen Staates (der immer national ist) ist die falsche Vereinigung einer Gesellschaft die in Klassen aufgeteilt ist. Dies ist nirgends wo anders, auch Palästina noch Israel sind da keine Ausnahme.
Und wieder einmal ist es wichtig zu sagen dass wir nicht für den Frieden kämpfen, in der Geschichte der Menschheit hat es noch keine Gruppe, Organisation, Partei, kriminelle Organisation oder sonstiges gegeben welche sich nicht den Frieden auf die Fahne geschrieben hat. Doch wie schon der Anarchist Galleani vor über hundert Jahren sagte „wir haben nie gewusst was Frieden ist“. Frieden kann es nur in einer menschlichen Gemeinschaft geben die die Nation-Staat und den Kapitalismus abgeschafft hat.
„Wenn wir nicht heute die Fabriken und die Knäste anzünden, werden sie uns morgen in ihnen wieder einsperren.“ Blouson noir
Wir haben sowohl Texte übersetzt und auch selber welche veröffentlicht die sich genau mit dieser Frage beschäftigen. Ohne auf die orwellschen Postulate zurückgreifen zu müssen, was wir aber dennoch tun, muss immer wieder, ohne dabei Müde zu werden, wiederholt werden dass im Kapitalismus die orwellsche Definition immer noch gültig ist: „Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke (…)“, bedeutet. Frieden ist nur eine weitere Feuerpause, aber nie das Ende des Krieges. Egal welcher, egal wo.
So leicht und so schwer tun sich viele darüber offen zu reden, gerade weil auch immer die mögliche Blamage in der Luft liegt was falsches zu sagen. Aber was kann denn daran falsch sein einen der Antriebskräfte des Kapitalismus anzugreifen? Was kann daran falsch sein als gegen den Kapitalismus und seinen Verwaltungsapparaten (Nationen-Staaten, Parteien, Gewaltmonopol, Rechte, Demokratie-Faschismus, Geld, Ware, Wert, Nationalismus, usw.) zu kämpfen, die die Ursache für das alltägliche Massaker gegen tausende von Proletariern weltweit sind? Kriege sind keine Anomalien im Kapitalismus, sondern ein elementarer Bestandteil dieses. Und dennoch wird von allen Seiten darüber geredet und behauptet dass es in Wirklichkeit um den Frieden geht. Komplette Landstriche und Städte werden weltweit dem Boden gleichgemacht um in Frieden leben zu können. Dass ist weder paradox noch absurd, sondern nur die Logik für den (sozialen) Frieden des Kapitalismus der mit Leichenbergen besiegelt wird. Ohne darüber zu reden dass in den Zeiten des (sozialen) Friedens die Gewalt weiter existiert. Überall und in jeglicher Form. Dass Wesen des Kapitals versteht nur Blei und Blut, Tod und Verzweiflung. Der (soziale) Frieden einiger wenigen ist der tägliche Krieg für das Proletariat.
Uns wird ständig eingehämmert – durch die herrschenden Ideologien (Demokratie, Nationalismus, Religion, (radikale) Linke und (radikale) Rechte des Kapitals), durch die herrschenden Institutionen (Schule, Familie, Lohnsklaverei, Militärdienst, Kirche, Linke und Rechte des Kapitals) – dass die Interessen unserer herrschende und ausbeutenden Klasse sich mit unseren decken. Die Interessen der Regierung, der Chefs sollen dieselben wie unsere sein. Arbeite mehr und für weniger, folge dem Ruf der Fahnen – falls nicht, kannst du im ersten Fall verhungern und im zweiten holen wir dich schon – und stirb in beiden fällen. Kein Staat schützt seine Bevölkerung, bedient und erfüllt die Interessen und Bedürfnisse der Menschen die in diesem leben, ganz im Gegenteil, die Realität ist komplett umgedreht, wie alle, vor allem das Proletariat dienen den Interessen des Staates (als Verwalter der Lohnsklaverei) als Arbeitskraft und als Kanonenfutter im Krieg. Keiner solch sich falsche Hoffnungen machen, auch wenn wir nicht in den Krieg ziehen wollen, der Staat wird uns schon holen.
Seid über 150 Jahren reden Anarchistinnen und Anarchisten darüber dass der Staat zerstört werden muss und dennoch tun sich die meisten so schwer überhaupt zu erklären was dieser ist, weder aus dem Ersten Weltkrieg gelernt (Parlamentarismus, Sozialdemokratie-Sozialismus), genauso wenig von der Russischen Revolution (Avantgarde, keine klaren Positionen, Territorialismus), noch von der Revolution von 1936 (Bündnisse mit reaktionären Kräften, Frontismus-Campismus, Antifaschismus), seit jeher, trotz der eigentlich physischen Bildung der Negation des Staates, entscheiden sich in Regel Anarchistinnen und Anarchisten stets für das „kleinere Übel“.
Wenn auch das rasche Voranschreiten gewisser „anarchistischer“ Kreise in Richtung eines Stalinismus/Antiimperialismus/Nationalismus (ergo; die (radikale) Linke des Kapitals) nicht zu übersehen ist, sie lieber über Volk als über Klasse reden, über unterdrückte Nationen, anstatt über das Abschaffen von Nationen reden, lieber Nationalfahnen schwenken (der ewige Ruf nach den Fahnen), anstatt dass sie diese anzünden und Freudentänze ums Feuer machen, usw. und einige damit nervös in den „eigenen“ Reihen machen, uns nicht.
Wir sind sogar sehr dankbar dafür dass diese reaktionäre Gruppen endlich ihr wahres Gesicht zeigen, dennoch gibt es viele Gefährtinnen und Gefährten die von der gegenwärtigen Situation sehr überwältigt sind. Denen es schwerfällt Kriege als Konflikte zwischen kapitalistischen Fraktionen/Mächte zu bezeichnen und den Genozid gegen die Bevölkerung in Gaza als zentralen Punkt sehen, auch weil eben der Krieg in Gaza ein asymmetrischer wäre. Nicht mal im Schach ist der Kampf symmetrisch, genauso wenig waren es jemals Kriege, sie werden entweder aus einer (militärischen) Position der Übermacht oder als Akt der Verzweiflung geführt, aber um am Ende immer (zu versuchen) die Übermacht zu haben. Alles andere würde bedeuten das Kriege „fair“ sein könnten, wenn die Ausgangslage ausgeglichen wäre, was natürlich absurd ist.
Es wird inständig insistiert das Palästinenser ermordet werden, aber jene die tagtäglich massakriert werden sind nichts anderes als Proletarier, die herrschende Klasse, die Bourgeoisie, alle die konnten, sind vor langer Zeit aus Gaza geflohen, wer ist denn dort wirklich gefangen? Die Palästinenser oder das Proletariat?
Dasselbe gilt auch wenn auf Menschen in Ceuta oder Melilla geschossen wird, oder auf Boten im Mittelmeer, in der Sahara, an allen möglichen Grenzen, Ghettos und an tausend anderen Orten wo genauso wenig Interesse aufgebracht wird. Es wird ständig gesagt dass die Menschen sich nicht für den Tod von Palästinenser mehr interessieren, was niemanden aber wirklich auf der Welt interessiert ist das tagtägliche Ermorden an unzähligen Proletariern.
Die (radikale) Linke des Kapitals ist nur in der Lage alles durch die Brille der Identitäten sehen, daher sterben, oder verhungern, für sie Personen nur aufgrund ihrer religiösen und nationalen Identität (die sich niemand aussucht, die von herrschenden Ideologien erschaffen wurden und daher auch abgeschafft werden können) und nicht aufgrund der kapitalistischen Verhältnissen wo die Mehrheit der Menschheit im Elend überlebt.
Die Analogie eines Freiluftknastes, in Bezug auf Gaza, mag stimmen, doch auch hier kann gesehen werden dass die Gedanken nicht zu Ende geführt werden. Wer sitzt mehrheitlich im Knast? Unschuldige oder Proletarier? Abgesehen dass die kapitalistische Gesellschaft an sich ein Freiluftknast ist, mit all ihren Disziplinar-, Kontroll-, Repressions-, Überwachungs-, und Entfremdungsinstrumenten.
Zuletzt, dies ist kein Aufruf, sondern eine Erinnerung, nämlich dass es überall auf der Welt immer Menschen gegeben hat, und gibt, die Widerstand gegen ihre miserable Situation leisten. Besorgniserregend ist daher zu sehen, dass obwohl dieser Widerstand real und wirklich ist, lieber in das herrschende Narrativ einstimmen, welches sie als emanzipatorisch und befreiend ausgeben,, anstatt diejenigen zu unterstützen, nämlich das Proletariat, was massakriert wird. Der soziale – und Klassenkrieg verläuft nicht zwischen Ländern, sondern zwischen Klassen bis wir endlich diesen Zustand abgeschafft haben. Die Trennungslinie, bzw. theoretische und praktische Auseinandersetzung und Konflikt, verläuft nicht zwischen denen die den Faschismus oder die Demokratie wollen, die Frage ist nicht Pälastina, oder Israel, nicht zwischen der (radikalen) Linken und der (radikalen) Rechten des Kapitals, die Trennungslinie/Auseinandersetzung/Konflikt verläuft zwischen denen die die Nation-Staat-Kapitalismus abschaffen wollen und diejenigen die in aufrechterhalten. Sprich, zwischen sozialer Revolution und Konterrevolution, zwischen ein freies Gemeinwesen von und für alle Menschen und Spezies auf diesen Planeten, und der Versklavung aller Menschen durch die Lohnsklaverei und die Vernichtung aller Spezies auf diesen Planeten. Sprich zu definieren zu wissen, in der Theorie und in der Praxis, was die soziale Revolution von der Konterrevolution unterscheidet, das „was erscheint“ vom das „was ist“ zu unterscheidet. Es gibt nur zwei Seiten auf der Barrikade der sozialen Krieges die den Weg ebnet.
„Der höchste heroische Aufschwung, dessen die alte Gesellschaft noch fähig war, ist der Nationalkrieg, und dieser erweist sich jetzt als reiner Regierungsschwindel, der keinen andern Zweck mehr hat, als den Klassenkampf hinauszuschieben, und der beiseite fliegt, sobald der Klassenkampf im Bürgerkrieg auflodert. Die Klassenherrschaft ist nicht länger imstande, sich unter einer nationalen Uniform zu verstecken; die nationalen Regierungen sind eins gegenüber dem Proletariat!“ Karl Marx, Bürgerkrieg in Frankreich.
Für eine klassenlosen Gesellschaft weltweit!
Für die Zerstörung aller Staaten-Nationen und des Kapitalismus!
Der Kommunismus kann nur anarchistisch sein!
Der Anarchismus kann (als eine Strömung des Proletariats) nur aufständisch sein!
Gegen alle Avantgarden, gegen alle Parteien, gegen alle Gewerkschaften/Syndikate!
Es lebe der Verrat am Vaterland!
Parias aller Länder vereinigen wir uns, wir haben eine Welt zu gewinnen, die wir auf der Asche der alten aufbauen werden!
1Es gibt allerdings sehr wenige Länder die kein stehendes Heer haben, wie Andorra, Samoa und ein paar weitere mehr.
2Eigentlich verantwortlich gemacht wird, denn in Kriegen gibt ist nicht eine angreifende und eine verteidigende Seite, sondern zwei herrschende Fraktionen die sich nur gegenseitig die Vernichtung wünschen. „Aus der Perspektive der Interessen der Arbeiterklasse gibt es keine „gerechten“ oder „defensiven“ Kriege. Solche Unterscheidungen sind eine Täuschung, die den Konflikt zwischen nationalen Kapitalen und imperialistischen Blöcken um die Kontrolle über Kapitalmärkte und Rohstoffe, Einflussbereiche und billige Arbeitskräfte verschleiern. Jede in einen Krieg verwickelte Seite stellt ihre Rolle als „defensiv“ und „gerecht“ dar. Ein Sieg des schwächeren Staates macht ihn stärker und der Teufelskreis beginnt von vorne, wie die Geschichte gezeigt hat. Die Niederlage einer stärkeren Staatsmacht bedeutet zwangsläufig die Stärkung des gegnerischen Nation-Staates und die Mobilisierung der Bevölkerung um ihn herum. Jeder Klassenwiderstand muss niedergeschlagen werden, um sozialen Frieden und nationale Einheit durchzusetzen.“
3Versteht sich von selbst dass hiermit keine leninistische Gruppen/Avantgarden/Parteien gemeint sind.
4Wir fanden diese Aussage von Wolfgang Pohrt zu dieser Thematik sehr treffend, ansonsten ist er uns egal.
5Davor herrschte die PLO. Die Hamas übernahm nicht nur alle herrschenden Institutionen, sondern verwaltete genauso dort, wie die PLO davor, die kapitalistische Verhältnisse. Oder gibt es denn dort nicht wie überall auch Lohnarbeit, Eigentumsverhältnisse (auch von Produktionsmittel), bourgeoises Recht, usw.? Auch wenn es im Gazastreifen keine schwere Industrie gibt, außer für das Bauen von Tunnels und Raketen evtl., darf man eins nicht vergessen, im Kapitalismus werden keine Waren produziert, weil diese einen gesellschaftlichen Nutzen haben, oder nützlich sind – dies ist immer sekundär -, sondern weil sie Profit erzeugen, und dies geschieht genauso wie überall, ergo existiert, wenn auch viele es negieren, auch dort eine Klassengesellschaft in der es antagonistische Positionen gibt.