(2007) Die Lohnsklaverei (Teil 1)

Geschrieben und veröffentlicht von Grupo Ruptura, die Übersetzung ist von uns.


(2007) Die Lohnsklaverei (Teil 1)

Dieser Text soll eine Diskussion und kritische Reflexion über die aktuellen Arbeitsbedingungen, ihre Folgen und ihren Einfluss auf die Kämpfe am Arbeitsplatz anstoßen, wobei wir uns immer der Gesamtsituation bewusst sind, dass die prekären Lebensbedingungen weit über eine Hypothek oder einen Lohnjob hinausgehen. Außerdem soll er noch weiter gehen und die Notwendigkeit der Abschaffung der Lohnarbeit und der bourgeoisen Ordnung, die sie stützt, thematisieren. Dazu wollen wir mit einer Reflexion über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der Anti-(Lohn)Arbeit-Theorien und -Positionen beginnen.

Auf den ersten Blick mag die Anti-Arbeits-Kritik objektiv subversiv erscheinen in einer Welt, die um Arbeit herum organisiert ist1, in der diejenigen, die Arbeit haben, selbst unter den miserabelsten Bedingungen, diese mit Zähnen und Klauen verteidigen, und diejenigen, die keine Arbeit haben, diese als Recht einfordern, weil sie auf eine ökonomische Bezahlung angewiesen sind. Es geht nicht darum, dass man Lust hat, sich bei der Arbeit zu quälen, damit die Chefs den größten Teil abbekommen, sondern darum, dass man etwas ablehnt, das an sich schlimmer ist als Ausbeutung: Marginalisierung und Arbeitslosigkeit.

Zunächst stellen wir die (Un-)Nützlichkeit der bequemen Kritik an der Anti-Arbeit gerade außerhalb der Arbeit in Frage und fragen uns, warum so viele mit ihrer Arbeit als Saisonarbeiter prahlen, sich unter miserablen Bedingungen beschäftigen und dabei ihren begrenzten Konsum als Entschuldigung vorbringen, während sie jeden Kampf im Arbeitsbereich ablehnen und sich hinter dem Spruch „Arbeit ist Scheiße und je weniger wir damit zu tun haben, desto besser“ verstecken. Das mag zwar teilweise stimmen, aber es ist nicht weniger wahr, dass diese Leute früher oder später wieder (befristete oder unbefristete) Arbeitsverhältnisse unter miserablen Bedingungen eingehen2.

Im Arbeitsbereich zu kämpfen bedeutet nicht nur, Verbesserungen für uns zu fordern, sondern wir glauben, dass in diesem Bereich noch viel mehr getan werden kann. Auf jeden Fall finden wir es genauso unvertretbar, sich mit der Arbeit zufrieden zu geben, ohne andere Wünsche zu haben, als unsere Arbeitskraft möglichst teuer zu verkaufen. In beiden Fällen handelt es sich nicht um eine revolutionäre Position als Klasse, sondern um eine individuelle Entscheidung, die nichts mit Revolution zu tun hat, sondern mit der Ablehnung kapitalistischer Erpressung. Daher können wir nicht von einer kollektiven Lösung sprechen, wenn wir nur arbeiten, wenn wir das Geld brauchen. Letztendlich fragen wir uns, wie wir uns der sozialen Organisation entziehen können, wenn Arbeit deren Grundlage ist und die Lohnabhängigkeit allgemein verbreitet ist. Dies umso mehr, als die Aussichten heute so miserabel sind und andere wegschauen.

Arbeitsunfälle wie der von David Marín3 lassen uns an der Ernsthaftigkeit solcher Diskurse zweifeln, wenn wir alle (mehr oder weniger) mit Prekarität und Unterlegenheit gegenüber dem Arbeitgeber konfrontiert sind, die immer offensichtlicher und immer brutaler werden. Wir benutzen Arbeitsunfälle nicht, um sentimental zu werden, denn was passiert ist, spricht schon für sich, ohne dass man gleich in Tränen ausbrechen muss, aber wir weigern uns, wegzuschauen, wenn es um extreme Ausbeutung geht, die die Jugend immer mehr erdrückt. Eine Jugend, die mehrheitlich die Rolle des ausgebeuteten Arbeiters akzeptiert, um ihren Konsum zu steigern, und die sich nur selten gegen die ausbeutende Klasse auflehnt, um von ihr eingestellt zu werden, und die in einer Minderheit zwar die Ausbeutung ablehnt, sich aber nicht gegen ihre Vertragsbedingungen wehrt, sondern sich unter den fragilen und vorübergehenden Mantel von Sozialleistungen, Beihilfen oder Scheinjobs flüchtet. Wir wissen aber alle, dass wir ausgebeutet werden und es auch weiterhin sein werden, wobei die einzige Frage ist, ob die Bedingungen im Vergleich zu anderen mehr oder weniger ungünstig sein werden. Es ist symptomatisch, dass junge Leute sich immer weniger für den Inhalt der Arbeitsreformen interessieren, die von den offiziellen Gewerkschaften/Syndikate auf Drängen der Arbeitgeberverbände unterzeichnet wurden, und für deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, zu dem wir früher oder später auf ungleiche Weise Zugang haben. Das Ergebnis ist ein Arbeiter, der sich nicht für die gemeinsamen Interessen interessiert und systematisch wegschaut. Deshalb möchten wir anhand einiger grundlegender Punkte eine Analyse erstellen, um die Frage der Lohnsklaverei und die damit verbundenen Fesseln zu verstehen. In diesem ersten Ansatz wollen wir besonders auf die Lebensbedingungen einer bestimmten Gruppe von Jugendlichen eingehen, zu der auch wir gehören.

Eine versklavte Jugend: Die Zukunft gehört euch, aber die Ketten auch

„Das war das neue moderne Spanien: Rentner, die von Montag bis Freitag Domino spielten und am Wochenende in Seniorenclubs Pasodobles tanzten, und ihre Kinder, die am Rande eines Lebens ohne Zukunft Bier tranken.“

Wenn wir über die Lage der Lohnabhängigen reden, meinen wir, dass wir unsere Zeit verkaufen, indem wir unsere Fähigkeiten einsetzen, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen, wobei wir die Kontrolle darüber verlieren und sie dem ökonomischen Profit des Unternehmens oder des jeweiligen Arbeitgebers unterordnen. Und wenn wir von Sklaverei sprechen, tun wir dies aus der Perspektive, dass es innerhalb der aktuellen kapitalistischen Ordnung keine andere Lösung gibt, als sie zu zerstören, sonst werden wir immer Sklaven bleiben, egal wie viele Ketten wir ablegen.

Um die Frage der Arbeit als Säule der kapitalistischen Gesellschaft zu verstehen, muss man den Weg, den wir von der Schule aus nehmen, ein wenig erklären, einem der ersten Orte der Ideologisierung und kollektiven Isolation. Die allgemeine und universelle Schulbildung und später die Universität stärken nicht die Fähigkeit der Arbeiterklasse zum kollektiven Denken, sondern führen eher zu einer Entklassifizierung der Jugendlichen, wodurch neue soziale Brüche zwischen Gruppen von Lohnempfängern entstehen und das Klassenbewusstsein verwischt wird. („Von der Vollbeschäftigung zur vollständigen Prekarität”).Ein großer Teil der Arbeiterklasse sieht sich selbst nicht als solche, sondern fühlt sich wohler, wenn sie sich als Mittelschicht betrachtet, während die Kategorie der Arbeiterklasse auf Handwerker, Bauarbeiter und wenig mehr beschränkt bleibt.

Nach ihrer Ausbildung treten junge Menschen unter den schlechtesten Bedingungen in den Arbeitsmarkt ein. Sie sind in der Regel eher befristeten Verträgen unterworfen, und die Arbeitslosigkeit ist unter jungen Menschen ebenfalls viel höher, was dazu führt, dass Arbeiter dieser Altersgruppe „in einer schwächeren Position sind, um ihre Bedenken hinsichtlich ihrer Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu äußern”. Mit anderen Worten: Wenn du dich weigerst, für deine Arbeit auf eine Höhe zu steigen, Überstunden zu machen oder Anweisungen oder Aufgaben zu befolgen, die nichts mit deiner Arbeit zu tun haben, kann dich das teuer zu stehen kommen, wenn auch nicht so teuer wie das Risiko, es zu tun. Die Anweisungen des Chefs befolgen oder den Job verlieren: Das ist kapitalistische Erpressung und ihre brutale Realität. Eine Realität, die dazu führt, dass junge Europäer zwischen 18 und 24 Jahren jede Minute einen schweren Arbeitsunfall erleiden und alle zwei Tage einer stirbt. Außerdem haben sie laut den Daten des Direktors der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz eine um 50 % höhere Wahrscheinlichkeit, einen Arbeitsunfall zu erleiden als Arbeiter anderer Altersgruppen. Wahrscheinlich wissen wir, wovon die Medien sprechen, weil wir einige dieser Fälle kennen. Leider sind sie uns sehr nahe.

Ein wichtiger Faktor in dieser Situation ist, dass viele Familien ihre Kinder bis ins hohe Alter ganz oder teilweise unterstützen, was dazu führt, dass viele junge Menschen viele Jahre lang prekäre Arbeitsplätze und niedrige Löhne in Kauf nehmen. Diese Rolle als „Sicherheitsnetz” ist in Ländern wie Spanien einer der Hauptgründe dafür, dass Arbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsverhältnisse nicht zu gewalttätigen Ausschreitungen und einer Radikalisierung der sozialen Konflikte geführt haben. Diese Situation ist nichts anderes als ein Spiegelbild der Kluft zwischen den Arbeitsbedingungen, die sich sehr deutlich (wenn auch nicht ausschließlich) auf der Generationenebene zeigt.

Diese Kluft zwischen den Generationen hat ihre Ursachen in einer Reihe von Arbeitsreformen, die durch die ökonomische Krise der 70er Jahre ausgelöst wurden und für die die spanische Bourgeoisie die hohen Arbeitskosten verantwortlich machte – die perfekte Ausrede für einen Angriff auf die Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse. Die vergessenen Freunde der taktischen Stimmabgabe möchten wir daran erinnern, dass jede einzelne der brutalsten Arbeitsmarktreformen von der PSOE durchgeführt wurde.

Um zu verstehen, wie ein solcher Einbruch der Arbeitsbedingungen möglich war, muss man mehrere Punkte berücksichtigen. Der erste ist die bereits erwähnte Weltwirtschaftskrise der 1970er- und 1980er-Jahre, die die Ursache ist. Der zweite ist die Rolle der Gewerkschaften/Syndikate, die dafür sorgten, dass sie ohne nennenswerte soziale Konflikte durchgeführt wurden. Schließlich kann diese Rolle nicht verstanden werden, wenn man nicht von der politischen Niederlage der autonomen Kämpfe der Arbeiterklasse in den 70er Jahren ausgeht, die ihren Höhepunkt in den Ereignissen von Vitoria 1976 fanden.

Diese Niederlage, für die die Gewerkschaften/Syndikate (zusammen mit der Repression, dem Ausbruch der Krise und anderen Faktoren) einen großen Teil der Verantwortung tragen, ermöglicht es ihnen, sich als „legitime Gesprächspartner” durchzusetzen, die bereit sind, die Arbeitsreformen in den Betrieben umzusetzen. Das Ergebnis ihrer Aktion ist eine zerfallende Arbeiterklasse, die in Segmentierung und Isolation, mangelnde Solidarität, Gleichgültigkeit und Passivität verfallen ist… Das ist das Erbe von heute. Ein super Terrain für soziale Kontrolle, Repression (am Arbeitsplatz und außerhalb) und Disziplin4.

All diese Entwicklungen führen dazu, dass sich die Generationskluft innerhalb der Arbeiterklasse nicht nur als dumme Frage des Musikgeschmacks und der Mode manifestiert, sondern als echte und weit verbreitete Spaltung zwischen Festangestellten und Zeitarbeitern, zwischen Angestellten und Leiharbeitern. Eine Spaltung, die Arbeitgeber und Gewerkschaften/Syndikate ohne zu zögern für ihre eigenen Interessen ausnutzen. Die Unternehmer nutzen die prekärsten Sektoren, um diejenigen mit besseren Arbeitsbedingungen einzuschüchtern und jeden Ansatz echter Solidarität zu unterbinden. Die Gewerkschaften/Syndikate zögern in vielen Fällen nicht, die Zeitarbeitskräfte und Subunternehmer als Verhandlungsmasse einzusetzen, um Frühverrentungen oder die Stabilität der Sektoren zu sichern, aus denen ihre Mitglieder stammen.

Im Grunde ist diese Spaltung zwischen den Generationen nur ein weiterer Ausdruck der allgemeinen Strategie der Bourgeoisie, das Proletariat zu kontrollieren: eine ganze Reihe von Spaltungen zwischen Männern und Frauen, zwischen Einwanderern und Einheimischen, zwischen Festangestellten und Zeitarbeitern, zwischen Lohnkategorien zu verbreiten, zu vertiefen und zu verstärken, damit wir unsere gemeinsamen Interessen in Konflikten nicht erkennen und daher keine gemeinschaftlichen und solidarischen Bindungen aufbauen können, die es uns ermöglichen würden, uns unseren Klassenfeinden zu stellen: Politikern, Unternehmern, Gewerkschaften/Syndikate…

In den letzten 20 Jahren haben sich die Sektoren, die sich als autonom oder revolutionär bezeichneten, sowie die große Mehrheit der außerparlamentarischen Linken aller Couleur aus den Arbeitskämpfen herausgehalten und es vorgezogen, sich in anderen Kämpfen wie Ökologie/Antientwicklungsbewegung, Hausbesetzungen, Antimilitarismus, Studentenbewegungen, Antifaschismus usw. zu engagieren. Wenn es doch zu Arbeitskämpfen kam, waren sie eher schwach und meistens von kleinen anarchistischen Gewerkschaften/Syndikate organisiert, und das auch nur in ganz seltenen Fällen. Wir kritisieren nicht so sehr, dass diese Kämpfe geführt wurden, sondern vielmehr die Spezialisierung, die Überdimensionierung einiger Kämpfe und vor allem ihre Parteilichkeit in dem Sinne, dass es nicht gelungen ist, all diese Kämpfe in einen allgemeinen Rahmen zu integrieren und zu strukturieren, der es ermöglicht, sie innerhalb eines mittel- und langfristigen Projekts und einer Strategie miteinander zu verknüpfen und zu koordinieren. Für uns kann nur der Klassenkampf ein solcher integrativer Rahmen sein.

Wir halten es für notwendig, erneut zu versuchen, die Arbeitskämpfe auf das Terrain der Konfrontation und des sozialen Konflikts zu verlagern, nicht nur, weil wir als Proletarier arbeiten müssen und die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, verbessern müssen, sondern auch, weil die Arbeit die Grundlage ist, um die sich die kapitalistische Gesellschaft dreht, und daher einer der Punkte, an denen ihr am meisten Schaden zugefügt werden kann.

Machen wir uns keine Illusionen, das ist keine leichte Aufgabe. Auf der einen Seite stehen die Gewerkschaften/Syndikate, die durch Subventionen und politische Ämter von der Macht korrumpiert und bürokratisiert sind und die Annäherung der Arbeiter an die Unternehmen fördern, indem sie Tarifverträge auf der Grundlage der Produktivität der Arbeiter selbst aushandeln, d. h. bessere Bedingungen versprechen, je besser die ökonomischen Ergebnisse des Unternehmens sind, einige zum Vorteil anderer verkaufen, und versuchen, ihre Mitglieder auch auf Kosten der Entlassung der Schwächsten unterzubringen, indem sie spalten, trennen, den Protest auf die juristische und gerichtliche Ebene verlagern, jede Praxis verhindern, die sich ihrer Kontrolle entziehen könnte, die direkte Konfrontation innerhalb der Grenzen des Fernsehspektakels halten und Menschen in sterilen Mobilisierungen verbrennen…

Auf der anderen Seite zwingen uns die prekären Bedingungen dazu, alte Kampfformen wieder aufzunehmen und neue zu erfinden. Was für einen Sinn hat es, als Ausgebeutete das Recht auf Vereinigungsfreiheit oder auf gewerkschaftliche/syndikalistische Organisation im Rahmen von „billigen“-Arbeitsverhältnissen einzufordern? Billig, weil Zeitarbeitskräfte zwar rechtlich frei sind, einer Gewerkschaft/Syndikat beizutreten, aber die Arbeitgeber ebenso frei sind, ihren Vertrag nicht zu verlängern. Wir sehen hier, dass es in Wirklichkeit um die Aufbürdung einer Klasse durch eine andere geht, um die Diktatur des Kapitals unter dem Deckmantel der Demokratie und Liberalität.

Wir fordern keine allgemeine Mobilisierung für die Abschaffung der Lohnarbeit, sondern wollen vielmehr die Frage der Arbeit wieder an den privilegierten Platz rücken, den sie verdient, da sie sowohl unser Leben (entweder weil wir arbeiten müssen oder weil wir uns ein Leben aufbauen wollen, um nicht arbeiten zu müssen) als auch die kapitalistische Gesellschaft prägt. Dabei ist uns immer klar, dass wir uns nicht auf Forderungen und Verbesserungen beschränken wollen, sondern dass wir Arbeitskonflikte als einen Weg sehen, um die Selbstorganisation in Vollversammlungen, autonome Praktiken, das Klassenbewusstsein und die Klassenperspektive, die zentrale Bedeutung der Konfrontation, die Solidarität, die Klärung der kollektiven Interessen, den Aufbau von Gemeinschaftsbindungen und letztendlich die Wiederbewaffnung des Proletariats und seines revolutionären Projekts.

Wir müssen von Kämpfen um Forderungen zu Kämpfen revolutionärer politischer Art übergehen, wofür wir mit unseren Mitmenschen, den Ausgebeuteten, kommunizieren müssen. Niemand soll einen arbeiteristischen Diskurs sehen, wo es einen Bruch gibt, und niemand soll einen Bruch sehen, wo es einen integrativen Diskurs gibt.

Wir müssen generationenübergreifende Bindungen aufbauen, um die Solidarität in der Arbeiterklasse wiederherzustellen.

FÜR DIE ABSCHAFFUNG DER LOHNSKLAVEREI

FÜR DIE REVOLUTIONÄRE PRAXIS

Vereint euch, proletarische Brüder und Schwestern!


Wir hoffen, dass diese Annäherung an die Frage der Lohnsklaverei als das verstanden wird, was sie ist: eine Analyse und Reflexion dessen, was wir erleben. Sie ist in der ersten Person geschrieben, und genau darin liegt ihr Wert: Sie wurde von Sklaven geschrieben, die ihre proletarische Lage sprengen wollen.


1Denken wir daran, dass die Grundlage des kapitalistischen Profits der Mehrwert ist, also der Wert, der während der unbezahlten Arbeitszeit des Arbeiters produziert wird.

2Prekarisierung und befristete Arbeitsverhältnisse kommen dem kapitalistischen Produktionssystem übrigens sehr gelegen, da sie höhere ökonomische Gewinne ermöglichen und zur Zersplitterung der Arbeiterklasse zum Nachteil des Klassenkampfs geführt haben.

3Am 23. Juni verlor der 23-jährige David Marín bei der Arbeit sein Leben, als er die Bühne der 40 Principales im Vicente Calderón abbaute. Eine Eisenstange traf ihn am Kopf, und nach fünf Tagen im Koma starb er.

Minuten nach dem Unfall hat die Firma PASE PRODUCCIONES S.L. den Abbau der Anlagen beschleunigt, damit man nicht sehen konnte, dass es überhaupt keine Sicherheitsmaßnahmen gab, und hat Helme verteilt, um bei einer möglichen Inspektion keine Mängel zu zeigen. Er hatte keinen Vertrag und bekam 5 € pro Stunde. Ein Helm hätte gereicht, um seinen Tod zu verhindern.

Die Desinformationsmaßnahmen kamen zu dem Schluss, dass das Konzert der 40 Principales ein Erfolg war, ohne Davids Tod zu erwähnen. Außerdem veröffentlichte die Zeitung EL PAÍS am 23. Juli einen kleinen Bericht über Davids Geschichte, in dem erneut verschwiegen wurde, dass sich der Unfall beim Konzert der 40 Principales ereignet hatte.

Auszug aus dem Flugblatt, mit dem zu den Protestkundgebungen am 23. September 2006 und 22. Juni 2007 aufgerufen wurde.

4Es ist schon komisch, dass heute jeder in den Zusammenstößen zwischen den Werftarbeitern und der Polizei, zwischen Barrikaden und Steinschleudern, einen romantischen Nimbus sieht, während ein anderer Arbeiter als Zuschauer eine heldenhafte Verteidigung des „Brotes seiner Kinder” sieht, während er, wenn er seinen eigenen Sohn inmitten einer Barrikade sieht, wie er die Polizei angreift, nur einen kriminellen Vandalen sieht. Genau diese moralisierende Arbeit (bourgeoise Werte) ist das Ergebnis des Disziplinarsystems (wieder mal innerhalb und außerhalb der Arbeit).

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