(Negation) DAS PROLETARIAT ALS ZERSTÖRER DER ARBEIT

Gefunden auf libcom, die Übersetzung ist von uns.


(Negation) DAS PROLETARIAT ALS ZERSTÖRER DER ARBEIT

Wir dachten, es wäre gut, ein paar Begriffe aus diesem Text vorher zu erklären, weil sie in den üblichen ökonomischen Analysen nicht so geläufig sind – zum Glück aber immer weniger. Sie kommen aus Marx‘ weniger bekannten ökonomischen Werken – weniger bekannt, weil sie von den verschiedenen offiziellen oder akademischen Marxisten am meisten ignoriert, zensiert oder sogar schlechtgemacht wurden.

Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die „Grundrisse“ oder „Grundlagen der Kritik…“, auch bekannt als „Entwürfe zur Kritik…“ (1857) und das „6. Kapitel des Kapitals“ („Unveröffentlichtes Kapitel des Kapitals“ in der Sammlung 10-18*), die Marx in den Jahren 1863-66 verfasst hat.

ARBEITSPROZESS

Der Produktionsprozess von Gebrauchswerten.

VERWERTUNGSPROZESS

Der Produktionsprozess des Mehrwerts und damit des Tauschwerts. Im kapitalistischen Produktionsprozess sind sie untrennbar miteinander verbunden. Im „6. Kapitel“ gibt Marx diese allgemeine Definition: „Der Produktionsprozess ist die unmittelbare Einheit des Arbeitsprozesses und des Verwertungsprozesses, so wie sein unmittelbares Ergebnis, die Ware, die unmittelbare Einheit von Gebrauchswert und Tauschwert ist.

Aber der Arbeitsprozess ist nur ein Mittel zum Verwertungsprozess, und der Verwertungsprozess als solcher ist im Wesentlichen die Produktion von Mehrwert, d. h. der Prozess der Verdinglichung unbezahlter Arbeit. Der Gesamtcharakter des Produktionsprozesses ist damit konkret bestimmt.“ (S. 145, Sammlung 10/18.)

FORMELLE HERRSCHAFT DES KAPITALS ÜBER DIE ARBEIT (oder formelle Unterwerfung der Arbeit)…

Die erste historische Phase des Kapitals, in der die Herrschaft des Verwertungsprozesses über den Arbeitsprozess noch nicht real und total geworden ist und in der die kapitalistische Produktionsweise noch nicht in irgendeiner Form universell verwirklicht ist und vorkapitalistische Produktionszweige (Handwerk, Landwirtschaft: Leibeigenschaft oder sogar Sklaverei) neben ihr fortbestehen können.

REALE HERRSCHAFT DES KAPITALS… (oder reale Unterwerfung der Arbeit…)

Die zweite historische Phase des Kapitals, in der diese Herrschaft in mehreren Aspekten (sowohl industriell als auch landwirtschaftlich) wirksam und real geworden ist.

MATERIELLE GEMEINSCHAFT DES KAPITALS

Ein Zustand der Gesellschaft, in dem diese wirklich und vollständig dem Kapital unterworfen ist und in dem die Produkte dieser Herrschaft sichtbar werden, die gesamte Gesellschaft durchdringen und sich in verschiedenen Formen materialisieren: Waren, Geld, die Produktionsprozesse selbst, die Beziehungen zwischen den Menschen usw.

MENSCHLICHE GEMEINSCHAFT

Ein Zustand der Gesellschaft, der mit dem Kapital gebrochen hat, indem er es zerstört hat, allgemein bekannt als kommunistische Gesellschaft.

Alle diese Begriffe werden übrigens im Inhalt und im Verlauf des Textes selbst definiert.

Zu guter Letzt ist die kapitalistische Gesellschaft, von der wir in jeder historischen Phase sprechen, die der am weitesten fortgeschrittenen und damit am stärksten industrialisierten Länder, außer wenn wir ausdrücklich eine bestimmte historische Situation klären: Russland 1917.

TEIL 1:

AUF DEM WEG ZUM GIPFEL DER MENSCHLICHEN VORGESCHICHTE

I. DER KAPITALISMUS ALS SPEZIFISCHE PRODUKTIONSWEISE

1) – Damit die kapitalistische Produktionsweise entstehen kann, muss der Warenaustausch ausreichend entwickelt sein und folglich müssen die häuslichen Formen der Warenproduktion zu Fesseln dieser Entwicklung geworden sein und somit einer höheren Produktionsweise weichen: der kapitalistischen Produktion.

2) – Alle durch den Tauschwert regulierten Produktionsprozesse beinhalten eine Arbeitsteilung (um zu Tauschwerten getauscht zu werden, müssen Konsumgüter unterschiedliche Gebrauchswerte haben).

Alle durch den Wert regulierten Produktionsprozesse beinhalten (zum besseren Verständnis) ihre Entfaltung in einen Arbeitsprozess (der den Gebrauchswert erzeugt) und einen Verwertungsprozess (der den Tauschwert erzeugt). Der kapitalistische Produktionsprozess tendiert jedoch dazu, die Arbeitsteilung zu verallgemeinern und zu intensivieren, indem er die Produzenten in immer größere Produktionseinheiten zusammenfasst, und innerhalb dieses Prozesses tendiert der Verwertungsprozess dazu, den Arbeitsprozess zunehmend und rasch zu dominieren.

Um seine Herrschaft auszubauen, führt der Kapitalismus die beiden wesentlichen Faktoren des Tausches in seine Produktionssphäre ein: die Ware und das Geld, die in der häuslichen Warenproduktion nur die Sphäre der Zirkulation betreffen. Die Arbeitskraft ist eine Ware, die wie jede andere auf einem bestimmten Markt – dem Arbeitsmarkt – zirkuliert, wo sie gegen einen Lohn getauscht wird, der ihre Reproduktion ermöglicht.

Diese Ware schafft Wert, indem sie sich im Produktionsprozess verausgabt und den von der Mehrarbeit untrennbaren Mehrwert erzeugt.

Daher setzt der Kapitalismus die Arbeitszeit als einzigen Maßstab für den gesellschaftlichen Reichtum.

3) – Aus den beiden bisher definierten Hauptmerkmalen der kapitalistischen Produktionsweise – der Intensivierung der Arbeitsteilung und der Zeit als einzigem Maßstab für den gesellschaftlichen Reichtum – folgt, dass die Grundlage der Lohnarbeit die individuelle Arbeit ist (oder, genauer gesagt, dass unter Lohnarbeit die Menschen eine individuelle „Gesellschaftlichkeit“ besitzen, während sie in einer kommunistischen Produktionsweise – wie wir in Teil 2 sehen werden – eine soziale Individualität besitzen), in produktive Einheiten, d. h. Fabriken, gruppiert: Bei der Erfüllung seiner Funktion für das Kapital ist das Proletariat nichts anderes als eine Summe abstrakter Individualitäten (Waren), deren Anzahl und Einsatzzeit vom Kapital bestimmt werden.

4) – Damit eine Ware wie die Arbeitskraft existieren kann, muss der Produzent völlig enteignet sein und sowohl über keine Existenzmittel (soziale Reserven) als auch über keine Produktionsmittel verfügen.

Drei aufeinanderfolgende Merkmale zeichnen die proletarische Lage aus:

a) Negativ gesehen entsteht das Proletariat, indem es der Produktions- und Existenzmittel beraubt wird und nur noch seine Arbeitskraft als potenzielle Ware besitzt.

b) Es begründet seine tatsächliche Beziehung zur kapitalistischen Produktionsweise, indem es seine Arbeitskraft auf dem Markt an diesen oder jenen Kapitalisten verkauft, wo sie wie jede andere Ware verkehrt und als Ware verwirklicht wird.

c) Seine ganze Positivität für das Kapital erlangt es, indem es diese Arbeitskraft im Produktionsprozess verausgabt, wo sie zu einer spezifischen Ware wird, die Mehrwert produziert.

d) Unter der Lohnarbeit wird also die Arbeit als Voraussetzung für alles gesetzt. Das Leben der Sklaven und Leibeigenen war rechtlich ihren Herren und Lehnsherren unterworfen, und damit war auch ihre Arbeit als rechtliche Verpflichtung ihnen unterworfen. Das Proletariat fordert sein Leben, seine Freiheit und seine Gleichheit vor dem Gesetz zurück, nur um sie de facto sofort wieder in der Arbeit zu verlieren, von der seine Existenz völlig abhängt.

Für das Proletariat ist die Lohnarbeit die Ausübung einer ständigen Erpressung, die die Arbeit zu einer faktischen statt zu einer rechtlichen Verpflichtung macht.

II – FORMELLE HERRSCHAFT DES KAPITALS ÜBER DIE ARBEIT

1) – Zu Beginn des Kapitalismus und während seiner gesamten ersten Entwicklungsphase bleiben seine Auswirkungen auf den Produktionsprozess rein formal und potenziell.

Einerseits hat die kapitalistische Produktionsweise in dieser Phase nur relativ begrenzte Bereiche der Gesellschaft durchdrungen.

Zum anderen ordnet der Kapitalismus in seiner Anfangsphase den Arbeitsprozess so unter sich, wie er unter früheren Produktionsweisen existierte, d. h. als unmittelbarer und individueller Arbeitsprozess, in dem jede Arbeiterin und jeder Arbeiter den gesamten – oder zumindest den größten Teil – des Produktionsprozesses ausführt, daher auch die Bezeichnung „Arbeiterin“ und „Arbeiter“, die aus der handwerklichen Produktion stammt, in der die Arbeiterin und der Arbeiter ein Werkstück herstellten – erzeugten*. Jedenfalls dominiert der Arbeitsprozess weiterhin den Verwertungsprozess oder ist zumindest noch nicht von ihm dominiert worden. (In den von Marx angeführten Beispielen entspricht die notwendige Arbeitszeit im Allgemeinen der Mehrarbeitszeit: 6 Stunden und 6 Stunden.) So gibt es in der Phase der formalen Herrschaft des Kapitals eine „Dichotomie“ zwischen der Besonderheit der kapitalistischen Produktionsweise – der Lohnarbeit – und der Ähnlichkeit zwischen dem kapitalistischen Produktionsprozess und seinen Vorläufern: In dieser Phase ist der Arbeitsprozess, wenn nicht dominant, so doch zumindest sehr wichtig, und seine Grundlage ist der Mensch.

2) – Folglich hat der Proletarier im Produktionsprozess – sagen wir mal gleich – den doppelten Charakter eines Produzenten von Gebrauchswert (Arbeiter) und eines Produzenten von Tauschwert (Proletarier). Daher die „Dichotomie“ innerhalb des Proletariats selbst: Als potenzielle (potentiell enteignete) Ware ist er vollständig proletarisch.

– Als Ware, die zirkuliert und sich austauscht – als Lohnarbeit –, ist er ganz Proletarier.

– Als spezifische Ware, die im Produktionsprozess wirkt, ist er sowohl Proletarier als auch Arbeiter, und in erster Linie Arbeiter.

3) – So wie in dieser Phase die Herrschaft des Kapitals über die Arbeit und die Gesellschaft nur formal ist, ist auch die proletarische Lage noch nur formal vorherrschend. Ebenso wie innerhalb des Produktionsprozesses selbst die Produktion zunehmend vom Verwertungsprozess beherrscht wird, wird auch der Arbeiter zunehmend vom Proletarier beherrscht.

III- SOZIALE REPRÄSENTATIONEN VON KAPITAL UND ARBEIT

1) – Wie wir gesehen haben, hat die im Handels- und Finanzkapital materialisierte Dynamik des (Tausch-)Wertes kapitalistische Produktionsweisen und -verhältnisse hervorgebracht. Mit ihnen entstanden einerseits der Proletarier, der der Produktionsmittel beraubt ist, und andererseits der Kapitalist, der rechtmäßige Eigentümer dieser Mittel.

Beide entstanden aus der Wertdynamik, und der wahre Eigentümer der Produktionsmittel, von denen sie beide abhängig sind, ist das Kapital, das der Kapitalist lediglich als Verwalter der Produktionsverhältnisse verkörpert, der rechtlich zum Eigentümer dieser Mittel erhoben wurde. Wie wir später historisch nachweisen werden, bleibt das Kapital auch nach dem Verschwinden des traditionellen Kapitalisten durch die Schaffung neuer rechtlicher Eigentümer-Verwalter bestehen.

2) – Unter der formalen Herrschaft tritt das Proletariat als Arbeiterklasse – als Klasse der Arbeit – auf, weil diese Klasse noch immer die Grundlage der Produktion des gesellschaftlichen Reichtums und des Arbeitsprozesses ist.

Das Proletariat ist daher der Hauptträger der Ideologie der Arbeit, und die Gegensätze Kapital-Arbeit nehmen die Form eines Gegensatzes zwischen produktiven und unproduktiven Mitgliedern der Gesellschaft an („Ehre den Ersteren, Schande den Letzteren!“, so die Ideologie der Arbeiterklasse).

In dieser Phase ist das Klassenbewusstsein des Proletariats auf der Ebene seiner Entfremdung von den Produktionsmitteln verortet und kommt dort zum Ausdruck, wo das Proletariat vollständig proletarisch ist. Innerhalb des Produktionsprozesses wird das Bewusstsein des Mehrwertproduzenten jedoch vom Bewusstsein des Produzenten der gesellschaftlichen Reichtümer überlagert, und die radikalsten Kämpfe der Arbeiterinnen und Arbeiter zielen auf die Aneignung der Produktionsmittel und die Selbstverwaltung der Produktionsverhältnisse ab. Wir können dieses Bewusstsein als das unmittelbare Klassenbewusstsein des Proletariats, als Produzentenbewusstsein bezeichnen.

3) – Zu dieser Zeit schuf die Arbeiterklasse die Organe zur Verteidigung ihrer unmittelbaren Interessen – des Preises ihrer Arbeitskraft –, nämlich die Gewerkschaften/Syndikate. Diese Vertreter der Arbeitskraft entstanden auch als Vertreter des menschlichen Arbeitsprozesses gegen den wissenschaftlichen und mechanisierten Arbeitsprozess und den Verwertungsprozess. (Die Arbeiterbewegung kämpfte gegen die Mechanisierung des Arbeitsprozesses, die gemäß der Logik des Systems Arbeitslosigkeit und eine verstärkte Trennung zwischen dem Produzenten und seinem Produkt bedeutete, und die Zerstörung von Maschinen ging Hand in Hand mit der inneren Mechanisierung, die am Ende des 19. Jahrhunderts stattfand.)

Aber gerade weil sie die Interessen der Arbeitskraft verteidigen, tragen die Gewerkschaften/Syndikae dazu bei, dass der Verwertungsprozess triumphiert. Denn früher oder später zwingen ziemlich große Lohnerhöhungen das Kapital zur Mechanisierung, und zwar in immer größerem Umfang; dasselbe gilt für die Verkürzung des Arbeitstages. So kommen wir von einer extensiven Ausbeutungsform zu einer intensiven Ausbeutungsform, vom absoluten Mehrwert zum relativen Mehrwert.

Es liegt nämlich in der Natur der Arbeiterbewegung, dass sie dazu neigt, die Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem Produktionsprozess zu entfernen, sodass im Wesentlichen nur noch das Proletariat übrig bleibt, und die tatsächliche Herrschaft des Kapitals herbeizuführen.

In diesem Zusammenhang und in der Phase der formalen Herrschaft bekommen Gewerkschaften/Syndikate eine „revolutionäre“ Dimension, insofern sie das Produkt des unmittelbaren Bewusstseins des Proletariats sind, das zur Verwaltung der Produktionsmittel und -verhältnisse tendiert: daher der Anarchosyndikalismus.

IV – DAS PROLETARIAT ALS KLASSE DES BEWUSSTSEINS UND DER IDEOLOGIE

1) – Alle revolutionären Klassen bis zum Proletariat waren das Produkt der Entwicklung des Werts und damit der Produktivkräfte, die die von ihnen verwaltete Produktionsweise im alten System hervorbrachten. Die Entwicklung dieser Produktionsweise wiederum machte die politische Herrschaft dieser Klassen notwendig, wodurch sie revolutionär wurden. Alle vergangenen Revolutionen waren im Wesentlichen politisch, und auf diese Weise verallgemeinerten sie die Herrschaft einer sozialen Klasse. Das Proletariat hingegen entsteht und verallgemeinert seine Existenz innerhalb eben jenes Systems, von dem es beherrscht wird. Diese Verallgemeinerung des Proletariats setzt die vorherige und beispiellose Entwicklung der Produktivkräfte und des Werts voraus, bis die reale und vollständige Herrschaft des Werts über die Arbeit und die Gesellschaft erreicht ist. Diese Entwicklung und diese Verallgemeinerung bilden die Grundlage für die Befreiung des Proletariats, die zugleich die Befreiung der Menschheit ist.

Aber genau deshalb kann das Proletariat, anders als die revolutionären Klassen der Vergangenheit, unter dem Kapitalismus keine proletarischen oder sozialistischen Produktionsbereiche aufbauen – denn die sozialistische Produktionsweise ist die der sozialisierten Menschheit, nicht die des Proletariats, das keine politische und ökonomische Zukunft hat. Seine einzige historische und revolutionäre Aufgabe ist es, sich selbst aufzuheben, um den Weg für diese Produktionsweise der Gesellschaft zu ebnen, in der die Menschheit sich selbst produziert.

In diesem Sinne ist das Proletariat revolutionär, oder es ist nichts.

2) Da das Proletariat aus der ökonomischen und sozialen Dynamik des Werts entstanden ist, muss es diese Dynamik beherrschen, indem es den Wert zerstört. Es ist somit die einzige revolutionäre Klasse in der Geschichte, die sich des historischen Bewusstseins ihrer Aufgabe bewusst werden muss, indem sie die Sache der sozialen Revolution, d. h. ihrer eigenen Abschaffung, auf sich nimmt.

3) Unter der formalen Herrschaft ermöglicht der Wert das Fortbestehen der politischen Ideologie, um seine Herrschaft zu ergänzen und zu sichern.

Das Gleiche gilt für das Proletariat, das seine schwache Entwicklung und die Dichotomie seines Wesens durch eine „revolutionäre“ Ideologie ausgleicht, die ein Ersatz für das historische Bewusstsein des Proletariats ist, von dem sie lebt, das aber nur potenziell vorhanden ist.

So entstanden die sogenannten „revolutionären“ Parteien, zuerst die Sozialdemokraten und dann die „Kommunisten“, die behaupteten, das historische Bewusstsein des Proletariats zu sein, und sich der Sache der „kommunistischen Revolution“ verschrieben.

Nun wurde die Parteiform von der Bourgeoisie und ihrem Bedürfnis nach demokratischer Organisation geschaffen. Die Partei ist die Organisationsform von Klassen, die innerhalb des Systems und nur innerhalb dieses Systems Interessen zu verteidigen haben: Die bourgeoisen Parteien unterstützten die (industrielle, kommerzielle, finanzielle) Bourgeoisie, und die Arbeiterparteien erklärten sich zu Reformisten und unterstützten die unmittelbaren Interessen der Arbeiterklasse, zu einer Zeit, als der Staat noch nicht wirklich von der industriellen Bourgeoisie übernommen worden war und in der die Arbeiterklasse in die demokratische Debatte zwischen den verschiedenen Fraktionen der Bourgeoisie und den feudalen Überresten eingreifen konnte, um ihre Interessen durchzusetzen (z. B. als die Chartistenpartei in England die Verkürzung des Arbeitstages durchsetzte, was natürlich mit den Kämpfen der Zeit zusammenhing).

Der Widerspruch, der die proletarischen revolutionären oder kommunistischen Parteien plagte, bestand darin, gleichzeitig die Sache des Proletariats und die Revolution zu vertreten. Die Sache des Proletariats zu vertreten ist offensichtlich das Gegenteil davon, seine Abschaffung zu vertreten. Dies allein ist schon ein klarer Beweis dafür, dass nur das Proletariat – das sich auf der Grundlage seiner Verallgemeinerung auf die gesamte Menschheit als Klasse konstituiert – die Sache seiner eigenen Abschaffung vertreten kann.

Folglich hat die Parteiform, die untrennbar mit der bourgeoisen Demokratie verbunden ist, nichts Proletarisches oder Revolutionäres an sich.

So destillieren unter formaler Herrschaft die sogenannten „revolutionären“ Parteien aus dem historischen Bewusstsein des Proletariats einen Inhalt, den sie dann in eine Organisationsform umwandeln, die von der Demokratie selbst hervorgebracht wird.

Dies zeigt deutlich, welche klassenpolitische Zukunft „revolutionäre“ Parteien erwartet, die durch soziale Bewegungen an die Macht gebracht werden.

Das zweite Merkmal der Partei als politische Vertretung des Proletariats besteht nämlich darin, dass ihre Macht aus den sozialen Bewegungen des Proletariats stammt, das dazu neigt, seine Existenz zu verallgemeinern, indem es sich auf der Grundlage seines unmittelbaren Bewusstseins die Produktionsmittel aneignet.

Aus diesem unmittelbaren Bewusstsein leitete Marx den Begriff der „Diktatur des Proletariats“ ab. Nun kann das Proletariat, wie wir gesehen haben, historisch gesehen kein politischer Diktator sein; vielmehr neigt es durch seine unmittelbaren Kämpfe dazu, seine Existenz zu verallgemeinern und auf diese Weise zu einer gesellschaftlich dominierenden Klasse zu werden.

Als Ersatz für das historische Bewusstsein des Proletariats neigt die Partei daher dazu, diese Kämpfe, von denen sie lebt, ideologisch mit einer historischen und politischen Bedeutung zu füllen.

Entsprechend ihrem grundlegenden Charakter und durch diese Kämpfe kann sich die Partei – in einem bestimmten Entwicklungsstadium – als historischer Ersatz verwirklichen und zur wahren politischen Diktatur werden.

In Abwesenheit einer Weltrevolution konnte die Macht der Sowjets – die sogenannte Diktatur des Proletariats – nichts anderes sein als die Macht der bolschewistischen Partei über die Sowjets, die, begrenzt durch ihr unmittelbares Bewusstsein – aufgrund der schwachen Entwicklung des Proletariats –, eine neue herrschende Klasse hervorbrachte, die Bürokratie, die neue Verwalterin der Produktionsmittel und -verhältnisse, der die Aufgabe zufiel, das Kapital in diesem Land zu entwickeln.

Was in den Sowjets auf dem Spiel stand – die nicht in Opposition zu den Gewerkschaften/Syndikaten entstanden, sondern in deren Abwesenheit –, war die Verallgemeinerung (durch die industrielle Entwicklung der Produktivkräfte) eines sehr kleinen Proletariats; dies war eine lange und schwierige Verallgemeinerung, die die Arbeiterklasse nicht in Angriff nehmen konnte – angesichts der potenziellen Gegenkraft, insbesondere der Bauernschaft, die trotz ihrer großen Armut an ihrem Land hing –, und die die bolschewistische Partei, nach der Zerschlagung der Sowjets als Klassenorganisation eher schlecht und widersprüchlich durchführte –, da die neue herrschende Klasse der Entwicklung des Kapitals unter formaler Herrschaft nicht gewachsen war und ihre Macht sowohl auf der Kleinbauernschaft als auch auf dem Proletariat beruhte.

Aufgrund ihres Wesens und ihrer Natur führte die Bürokratie diese mühsame Entwicklung durch eine brutale Diktatur über das Proletariat und durch ständigen Rückgriff auf die Lüge, die den Kern ihrer Existenz als Ersatz für die unmittelbare und historische Dimension des proletarischen Bewusstseins bildete!

V – DER ÜBERGANG

Zur gleichen Zeit, als die russische Revolution stattfand, gab es in Westeuropa und vor allem in Deutschland wichtige Kämpfe, die sowohl für die damalige Zeit als auch für unsere Zeit wichtig waren. Im Gegensatz zu Russland näherte sich dieses Land dem Ende einer Übergangsphase der Herrschaft des Kapitals, die durch eine massive Entwicklung der Produktivkräfte am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden war. Es ging von der formalen Herrschaft des Kapitals über Arbeit und Gesellschaft zur realen Herrschaft über.

Damals waren die Gewerkschaften sozusagen schon vor der tatsächlichen Integration des Arbeitsprozesses, den sie vertraten, in das Kapital integriert. Das lag vor allem am Ersten Weltkrieg und daran, dass das deutsche Kapital den sozialen Frieden sichern musste. Die Gewerkschaften stellten sich politisch bewusst auf die Seite des Kapitals und nahmen damit die Absorption des Arbeitsprozesses durch den Verwertungsprozess vorweg, den sie eigentlich bewusst und politisch herbeiführen wollten. Das durch diese Integration entstandene Vakuum führte zur Entstehung von Organen zur Verteidigung der Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter: den Räten, die bald ihren Inhalt in ein Potenzial für eine unmittelbare Revolution verwandelten, d. h. in die Verallgemeinerung des Proletariats und das Aufkommen der materiellen Gemeinschaft des Kapitals (reale Herrschaft). Was also potenziell in den deutschen Räten auf dem Spiel stand, war:

• Die tatsächliche Autonomie des Proletariats in Bezug auf seine wirtschaftliche und politische Vertretung: die Grundlagen für die Wiederaneignung seines historischen Bewusstseins.

• Die Vereinigung der Dimension des proletarischen Wesens als Lohnarbeiter mit seiner Position im Produktionsprozess, wo der Proletarier den Arbeiter vollständig liquidieren und einen Prozess rein wissenschaftlicher und sozialer Arbeit etablieren sollte (Entstehung der totalen proletarischen Verhältnisse).

• Parallel dazu die Verallgemeinerung der totalen proletarischen Bedingung auf die gesamte Menschheit. Dieser letzte Punkt wurde in der Sammlung der Arbeitslosen in den Fabrikorganisationen sichtbar.

Folglich kann die reale Herrschaft des Werts durch die bewusste Anstiftung des Proletariats hergestellt werden, das damit die Grundlagen für seine eigene Abschaffung und damit für die kommunistische Revolution legt: Die ununterbrochene Bewegung der Kämpfe des Proletariats, die eine ununterbrochene Entwicklung seines Klassenbewusstseins beinhaltet, das sich vom unmittelbaren zum historischen entwickeln kann, kann in relativ kurzer Zeit zum Aufstieg der menschlichen Gemeinschaft führen.

Dies sollte jedoch nicht der Fall sein, da die Bewegung auf das Fehlen von Kämpfen und Perspektiven außerhalb der Fabrik gegen den Staat stieß, der zwar in Bereitschaft stand, aber noch nicht zerstört war. Tatsächlich war diese Situation weitgehend das Ergebnis der Trennung von Ökonomie und Politik, die im deutschen Kapitalismus in den Jahren 1918–1920 noch – wenn auch nur noch schwach – bestand.

Folglich hatten die politische Ideologie und die „revolutionären“ Parteien als Repräsentanten des historischen Bewusstseins noch eine reale Existenz, was es für das Proletariat dramatisch unmöglich machte, sich dieses Bewusstsein wieder anzueignen.

Andererseits führten die erhebliche Entwicklung des Proletariats und der deutliche Verlust des Einflusses der politischen Ideologie dazu, dass die „revolutionären“ Parteien ihre Ersatzfunktion nicht erfüllen konnten, indem sie im Namen des Proletariats die Macht übernahmen.

Daher der endgültige Sieg der deutschen Bourgeoisie, die zwar ihre ökonomischen Probleme nicht lösen konnte, aber die Arbeiterinnen und Arbeiter, die ihre spezifische Aufgabe, die unmittelbare Aufgabe des Proletariats in den Arbeiterräten, nicht erfüllen konnten, weitgehend besiegte.
Die Verwirrung, die Unsicherheit und die Undurchsichtigkeit dieser Periode verkörperten sich in einer Partei wie der KAPD, die eine Partei sein wollte, ohne wirklich eine zu sein – „eine ‚Avantgarde’, die sich in der ‚Massenbewegung’ auflösen sollte“ –, sowie in den verschiedenen Fabrikorganisationen (AAUD, AAUD-E), die echte „informelle“ Parteien waren. Dies spiegelte sich auch in den theoretischen Kontroversen und den Versuchen einer theoretischen Artikulation zwischen den verschiedenen Komponenten der Kämpfe (Partei-Räte, Klasse-Partei) wider. Alle Theoretiker dieser Zeit – in Deutschland, aber auch anderswo, in Holland und Italien – versuchten, die Situation zu verstehen, und brachen sich dabei den Rücken, was zu dieser Zeit ein ganz logisches Ergebnis war.

Anstatt in den Räten die Verallgemeinerung des Proletariats zu sehen, sahen die Rätekommunisten – insbesondere Pannekoek und Rühle – in ihnen die Verwirklichung des Kommunismus.

Die Parteigänger – siehe insbesondere Bordiga und die auf Bordiga basierende Analyse in Invariance Nr. 1 (neue Reihe) – sahen in den Räten einen Rückzug der Klasse in die Fabrik, obwohl ein solcher Rückzug unmöglich war, da sich die Klasse im Gegensatz zu den Parteien und Organisationen nie anderswo manifestiert hatte; dies ist die klassische Substitution der Klasse durch die Partei, in diesem Fall jedoch in einer rein ideologischen Form, da ihre praktische Verwirklichung unmöglich war.

2) Ganz im Gegenteil lag das Problem in der Ausweitung der Kämpfe über die Fabriken hinaus, die nicht stattfand – mit Ausnahme einiger kleinerer Ausbrüche wie der „Aktion vom 23. März“, die tatsächlich von der KAPD provoziert wurde, die bereits die Niederlage der Arbeiterbewegung ahnte und versuchte, diese mit revolutionärem Willen zu umgehen. Auf diese Weise verwandelte die KAPD ihre verzweifelte Hilflosigkeit in eine Art „letzten Ehrenkampf“.

Letztendlich wurde die materielle Gemeinschaft des Kapitals, der tatsächliche Übergang zur realen Herrschaft, durch den Nationalsozialismus vollendet. Und das geschah gegen die deutsche Arbeiterbewegung, deren Niederlage durch ihre vollständige Zerstörung und die Integration des Proletariats in das Kapital durch seine Bindung an die Fabrik besiegelt wurde. Diese Niederlage wurde durch den Zweiten Weltkrieg noch verstärkt und gekrönt, aus dem das deutsche Proletariat gespalten hervorging: die beiden Deutschlands, die sich illusorisch ideologisch gegenüberstanden, traurige Bestätigung ihrer Wahrheit.

Das Kapital ging seinerseits doppelt siegreich hervor, verjüngt und mit einer echten und totalen Herrschaft über Arbeit und Gesellschaft.

Der Nationalsozialismus machte das Proletariat auf mystifizierte Weise zur „sozial herrschenden Klasse“: indem er die Proletarisierung der Mittelklassen qualitativ und quantitativ beschleunigte und sie gleichzeitig aus der Sphäre der Produktion heraushielt – innerhalb der vom Kapital nach seinen Bedürfnissen entwickelten Sphäre der Zirkulation –, wodurch sie als Mittelklassen erhalten blieben, zwar proletarisiert, aber nicht in das Industrieproletariat integriert. Letztere sahen ihrerseits ihre Rolle im Arbeitsprozess im quantitativen Verhältnis zum gesamten Produktionsprozess ständig schwinden, während sie gleichzeitig aufgrund der Herrschaft über den Verwertungsprozess immer entscheidender und damit qualitativ wichtiger wurden. Von nun an wurde die Mehrheit der Menschen zu Lohnarbeitern und eine Minderheit von ihnen zu Produzenten von Mehrwert.

TEIL 2

GEGEN ENDE DER VORGESCHICHTE DER MENSCHHEIT … ODER DAS ENDE DER MENSCHHEIT

I – DER SPEZIFISCH KAPITALISTISCHE PRODUKTIONSPROZESS

1) – Sobald das Kapital die Stufe der realen Herrschaft erreicht hat, wird der (menschliche) Arbeitsprozess vom Verwertungsprozess absorbiert, in dem Sinne, dass der Produktionsprozess zunehmend sozialer und wissenschaftlicher wird und die (menschliche) Arbeit im Wesentlichen als Quelle der Verwertung des Kapitals, d. h. als Quelle der Mehrwertproduktion, fortbesteht. Mit anderen Worten: Die Mehrarbeit dominiert zunehmend die notwendige Arbeit, und letztere wird zunehmend von Maschinen und Technologien verrichtet, die den Menschen ersetzen, der im Wesentlichen nur noch als Mehrarbeiter im Prozess verbleibt.

Der Produktionsprozess wird daher spezifisch kapitalistisch, wenn abstrakte und materialisierte Arbeit zusammenkommen, um die konkrete und menschliche Arbeit zu dominieren. Seine Vollendung und seine Grenze erreichen sie durch die Umwandlung der Produktionsmittel in einen automatischen Prozess.

2) – Dieser Produktionsprozess ist nur deshalb vollständig sozial, weil der Verwertungsprozess den Arbeitsprozess absorbiert. Er ist daher nur für das Kapital und durch dessen Vermittlung sozial. Dies spiegelt sich in seiner Organisation wider, in einer Arbeitsteilung, die ihren höchsten Ausdruck in der halbautomatischen Fließbandfertigung findet.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter, die einem immer schnelleren Arbeitstempo ausgesetzt sind, spüren die Auswirkungen des menschenfeindlichen Charakters einer solchen Organisation. Durch sie spüren sie die Auswirkungen des Kapitals: Die abstrakte, Tauschwert produzierende Arbeit entsteht und materialisiert sich für sie sozusagen in der Arbeitsorganisation selbst; dies ist einer der Aspekte der Vereinheitlichung des proletarischen Wesens, dessen volle Existenz als Mehrarbeiter im Produktionsprozess nun mit der vollen Existenz seiner Entfremdung als Lohnarbeiter gleichzieht.

3) – Der traditionelle Kapitalist verschwindet allmählich. Er kommt jetzt aus den Reihen der Organisatoren und Verwalter des Produktionsprozesses, wie Manager und Technokraten. Auf der anderen Seite neigt das Finanzkapital infolge der Automatisierung zunehmend dazu, sich die Produktionsmittel mittels Krediten anzueignen. Ausgehend vom Finanzkapital (und Handelskapital), aus dem es hervorgegangen ist, tendiert die voll entwickelte kapitalistische Produktionsweise also dazu, zu ihm zurückzukehren; nur dass jetzt er der Produzent und das Finanzkapital das Produkt ist: Der Kreis schließt sich.

4) – Für die Fabrikarbeiterinnen und -arbeiter kann das transformative Bewusstsein hinsichtlich ihrer Situation nur destruktiv und negativ sein, was die Organisation der Arbeit betrifft; und folglich kann es nur destruktiv sein in Bezug auf die Produktionsverhältnisse, weil diese Verhältnisse sich direkt in der Organisation der Arbeit zeigen.

Dieses Bewusstsein zeigt sich schon in den vielen organisierten Sabotageaktionen, die die meisten modernen Fabriken in Europa (Fiat, Turin, 1969) und vor allem in den USA betreffen, wo diese Aktionen immer mehr als von Arbeiterinnen und Arbeitern organisierte Kampfbewegungen in den Vordergrund treten, zu denen sich die Gewerkschaften/Syndikate nicht bekennen können. Unter anderem versuchen die Saboteure, sich durch die völlige Störung des Fließbandes freie Zeit zum Ausruhen zu verschaffen. Das ist eine Kritik an der Mehrarbeit, die ein Element der kapitalistischen Produktionsverhältnisse ist, eine Kritik an ihrer Existenz als Mehrarbeiter und ein Wunsch nach Leben. Diese Bewegungen beschäftigen sich nicht mit der Reorganisation der Produktion durch oder innerhalb des bestehenden Produktionsprozesses; sie haben keinerlei Führungsambitionen, weil die materiellen Grundlagen der Selbstverwaltung der Arbeiterinnen und Arbeiter mit dem unmittelbaren Produzenten verschwunden sind. Außerdem würde die Zerstörung der Arbeitsteilung angesichts des erreichten Standes der Arbeitsteilung die Zerstörung der Arbeit erfordern, und die Wiederaneignung der Produktionsmittel würde ihre Umwandlung in einen vollautomatisierten Prozess erfordern. Die Beherrschung des Produktionsprozesses durch die Menschheit durch ihre soziale Tätigkeit der Überwachung und Kontrolle: Das ist die Umwandlung des sozialen Charakters der Arbeit für das Kapital in ihren sozialen Charakter für die Menschheit.

5) – Die Gewerkschaften/Syndikate sind zusammen mit dem Arbeitsprozess in das Kapital integriert worden. Sie verteidigen den Preis der Arbeitskraft der Proletarier immer weniger und die Interessen des Kapitals immer mehr, daher Konsenspolitik und sogenannte „fortschrittliche“ Verträge, um kostspielige Streiks zu vermeiden; denn wenn Maschinen die Grundlage des Produktionsprozesses sind, „wirkt jede Unterbrechung des Produktionsprozesses von diesem Augenblick an als eine direkte Verringerung des Kapitals selbst, seines Anfangswertes. Der Wert des Fixkapitals wird nur in dem Maße reproduziert, wie es im Produktionsprozess verbraucht wird. Durch Nichtgebrauch verliert es seinen Gebrauchswert, ohne dass sein Wert auf das Produkt übergeht. Je größer also das Fixkapital in dem Sinne, wie wir es hier betrachten, entwickelt ist, desto mehr wird die Kontinuität des Produktionsprozesses oder der ständige Fluss der Reproduktion zu einer äußerlich zwingenden Bedingung für die auf dem Kapital gegründete Produktionsweise.” (Marx, Grundrisse: Heft VII, Fragment über die Maschinen). Organisierte Sabotage und Massenabsentionismus haben die gleiche Wirkung auf den Produktionsprozess wie Streiks, können aber nicht durch eine gute Vertragspolitik verhindert werden.

Die Integration der Gewerkschaften/Syndikate führte in der Nachkriegszeit zu vielen wilden Streiks (die ersten fanden in Deutschland in den 1920er Jahren statt). Wilde Streiks sind eine unmittelbare Kritik an den Gewerkschaften/Syndikaten als vermeintliche Vertreterinnen der Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter; sie sind aber nicht und können auch nicht die Überwindung des Gewerkschaftswesens/Syndikalismus bedeuten, denn das würde eine Kritik der Rolle der Gewerkschaften/Syndikate als wahre Vertreterinnen der Interessen des Kapitals erfordern und auf ihre Zerstörung hinauslaufen: Die Integration der Gewerkschaften/Syndikate in das Kapital kann nur durch die Zerstörung des Kapitals und seiner Produktionsverhältnisse zerstört werden. Beides (Zerstörung) geht Hand in Hand, aber anders als viele Rätekommunisten glauben oder träumen, kann die Zerstörung der Gewerkschaften/Syndikate nicht vor der Zerstörung des Kapitals kommen.

Die Gewerkschaften/Syndikate zeigen sich immer mehr als das, was sie in den Augen des Proletariats sind, aber dieser schafft sie deswegen noch nicht ab, denn er kann sie nur praktisch abschaffen, indem er sich selbst praktisch abschafft.

Das Interesse der Gewerkschaften/Syndikate geht „natürlich“ in Richtung der Verwaltung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, was einige, wie die CFDT*, als „Selbstverwaltung“ getauft haben. Die fortschrittlicheren Manager, also die mit dem besten Blick für Klassenkämpfe, unterstützen diese Forderung, indem sie sich für Mitverwaltung aussprechen (siehe den Dialog zwischen PETRI, Präsident der italienischen Staatsholding IRI, und TRENTIN, Anführer der CGIL, veröffentlicht in der Ausgabe von Le Monde vom 14.12.71).

II – DIE MATERIELLE GEMEINSCHAFT DES KAPITALS

1) – Wenn der Wert autonom wird und die totale Herrschaft über die Arbeit und die Gesellschaft ausübt, wird er seine alten ideologischen Voraussetzungen wie die Politik los, aber auch die Religion und die Philosophie … die er nicht mehr braucht, um seine Herrschaft aufrechtzuerhalten, da er direkt die Existenz aller proletarischen und proletarisierten Menschen organisiert; er ist selbst eine Ideologie, die sich in der Ware (von den Situationisten als „Spektakel” bezeichnet) materialisiert. Der Wert organisiert die Existenz des Proletariats direkt durch seine Produkte, die sowohl die Masse der Waren sind, die von der Arbeitskraft verbraucht werden, um sich selbst zu produzieren, als auch die Kapital-Ware (Maschinen), die die Arbeitskraft im Produktionsprozess dieser Warenmasse verbraucht. So produziert und reproduziert der Wert seine eigenen spezifischen Verwertungsbedürfnisse. Die Ideologie des Werts neigt dazu, die Produkte der Entwicklung der Produktionsweise – insbesondere der kapitalistischen Wissenschaft, Maschinen, Freizeit – als Erbe der „Gesellschaft aller Klassen zusammen“ darzustellen, als ob sie bereits der menschlichen Gemeinschaft gehörten, obwohl sie lediglich das Erbe des Kapitals sind.

Der Staat ist nichts anderes als der Regulator der Ökonomie, d. h. des Lebens des Kapitals; folglich ist er überall und neigt dazu, sich als das historische Bewusstsein des Kapitalismus darzustellen.

2) – Die Wahrheit und Verwirklichung der Ideologie der produktiven Arbeit findet sich in der Ideologie des Warenprodukts, dem letzten ideologischen Produkt eines auf Arbeit und Produktion basierenden Systems.

Die Erpressung des Proletariats, zu arbeiten, um seine lebenswichtigen Bedürfnisse zu befriedigen, setzt sich fort in der Erpressung, seine entfremdeten Wünsche zu befriedigen – die Pseudobedürfnisse der Warenakkumulation, die in Wirklichkeit die lebenswichtigen Bedürfnisse des Kapitals sind.

Kurz gesagt: Wenn Arbeit und Kapital eins werden, präsentiert sich die materielle Gemeinschaft des Kapitals der Gesellschaft als menschliche Gemeinschaft: Wo man glaubt, mit Menschen zu tun zu haben, trifft man nur auf Wert und seine Verdinglichung in Form von Waren.
Dennoch lebt und entwickelt sich die menschliche Gemeinschaft unter der materiellen Gemeinschaft des Kapitals; unter entfremdeten Wünschen leben Wünsche, und das System produziert seine eigene Subversion.

III – DIE KRITIK DER ARBEIT UND DER BEWEGUNG DES PRODUKTS (ÜBER DIE NICHT-ARBEIT)

1) – Sobald die Wissenschaft den Menschen im Arbeitsprozess ersetzt hat, wird er immer mehr aus dem Produktionsprozess verdrängt, und die Arbeitslosigkeit wird von einem vorübergehenden zu einem strukturellen Phänomen, das mehr oder weniger dauerhaft wird (vor allem in den USA, siehe: James BOGGS, The American Revolution: Seiten aus dem Notizbuch eines schwarzen Arbeiters*); andererseits neigen die Proletarier dazu, sich zunehmend aus diesem Prozess auszuschließen, der, sobald sich der Vorrang des Verwertungsprozesses darin durchgesetzt hat, die materielle Grundlage der Arbeitsideologie zerstört. Junge Proletarier, die in die Zeit der tatsächlichen Herrschaft des Kapitals hineingeboren wurden oder unter dieser Herrschaft aufgewachsen sind, artikulieren die Kritik an der Arbeit, indem sie sie in verschiedenen Formen ablehnen, die von regelmäßigen Arbeitsausfällen bis zur kategorischen Verweigerung reichen, wobei sie auf Notlösungen als Mittel zum Lebensunterhalt zurückgreifen, was zur Entwicklung von Jugendkriminalität führt.

2) – Die so aus dem Produktionsprozess ausgegrenzten Proletarier entdecken ihre Existenz als potenzielle Ware wieder, die einst die Grundlage für die Schaffung der Lohnarbeit bildete. Im Gegensatz zu den Arbeitslosen und dem Lumpenproletariat des 19. Jahrhunderts bilden sie jedoch keinen rückständigen „Sektor“ des Kapitals: Im 19. Jahrhundert waren die Opfer der Zerstörung vorkapitalistischer Sektoren, die Arbeitslosen, was ihre Fähigkeit zur Verwertung im Produktionsprozess anging, die potenziellen Waren der Zukunft: einer Zukunft, die der entstehenden kapitalistischen Produktionsweise gehörte, die noch auf ihre Entwicklung wartete.

Heute sind die Arbeitslosen das Produkt dieser Entwicklung, die in den industrialisierten Nationen ihr Ende erreicht hat. Von nun an sind sie Waren ohne Zukunft, die sich nicht mehr in den kapitalistischen Produktionsprozess einbringen können oder wollen. Sie sind in gewisser Weise die äußersten Vorposten eines Systems, dessen Möglichkeiten sie historisch ausgeschöpft haben, und werden dadurch zu noch potenzielleren Waren.

3) – Da sie nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt zirkulieren, zirkulieren diese Waren unmittelbar auf dem allen Produkten gemeinsamen Markt: dem Raum-Zeit-Kontinuum von Distribution-Konsum, wo sie sich wie alle anderen Waren durch Rivalität, Nachahmung und Elimination gegenseitig konfrontieren und konsumieren. Auf dieser Grundlage entstanden in den Jahren 1956-60 hierarchische Gruppen junger Proletarier – „Greasers”, „Rockers” usw. –, die sich gegenseitig bekämpften und deren Mitglieder innerhalb jeder Gang um die Führung konkurrierten, da jede Ware und jede Warengemeinschaft nur durch Differenz existiert (die ersten Gangs dieser Art tauchten in den 1930er Jahren in Deutschland auf). Dieses Terrain der Zirkulation und des Konsums ist auch der Raum, in dem der ideologische Diskurs über den in Waren materialisierten Wert entfaltet wird. Diese Gemeinschaften junger Proletarier leben vollständig von dieser Ideologie und von nichts anderem. In ihrer Mitte geht die Verweigerung der Arbeit Hand in Hand mit der Verherrlichung der Waren und ihrer eigenen Selbstverherrlichung als Waren und Produkte des Systems (sie stellen ihre eigene Haltung zur Schau, nicht die des Produktionsprozesses). Auch sie existieren als Gemeinschaft des Kapitals, und ihre Besonderheit besteht darin, dass sie dies sichtbar tun.

4) – Wenn diese Gemeinschaften von nicht arbeitenden und sporadisch arbeitenden Proletariern jedoch gegen die kapitalistische Ordnung revoltieren, zeigen sie ein zerstörerisches Potenzial, das die gesamte Rationalität des Systems in Frage stellt. Aufgrund ihrer extremen Position entlarven diese kämpfenden Gemeinschaften das gesamte System und die Organisation ihrer Existenz als Ware.

Durch Plünderungen kritisieren sie eine Existenz, hinter der nichts anderes liegt als die vom Kapital befreite menschliche Gemeinschaft. So waren die Ausschreitungen von 1965 in den Vereinigten Staaten, die ein starkes kommunistisches Potenzial zeigten. Im Zuge des Mai ’68 wurden Plünderungen zu Aufständen (vor allem in Lyon) und auch im Pariser Quartier Latin – an einem schönen Samstagabend im Juni 1971 – als eine der ersten praktischen und massiven Manifestationen des europäischen Proletariats, das an den Orten des Konsums kämpfte. Dann passierten zwei bemerkenswerte Sachen: Die Linken bildeten sofort eine „öffentliche Miliz“ zur Verteidigung des Kapitals „des Volkes“ und „seiner“ Waren, und diese nicht arbeitenden Gruppen verschmolzen echt und halb bewusst mit anderen Teilen des Proletariats und der proletarisierten Mittelklasse (Studierende, Arbeiterinnen und Arbeiter mit Migrationshintergrund und „erwachsene und vernünftige“ Proletarier).

Indem das Kapital also die materiellen Grundlagen der Arbeit und ihre Ideologie zerstört und Interessengemeinschaften schafft, die jenseits der Arbeit und damit potenziell jenseits des Kapitals stehen, schafft es seinen Gegner und die Grundlagen für seine eigene Abschaffung: Das Produkt und seine Ideologie sind nichts, wenn die Möglichkeit und das Bewusstsein für produktive Arbeit weitgehend verschwunden sind.

Aufgrund ihres rein destruktiven Charakters sind diese Kämpfe, die potenzielle Negation der kapitalistischen Ordnung, von außen politisch nicht organisierbar. Denn was wir hier haben – in der Verweigerung der Arbeit oder der Unmöglichkeit, Zugang zu ihr zu erhalten – ist das historische Bewusstsein des Proletariats, das sowohl aus der Auflösung der Arbeitsideologie als auch aus der Auflösung der politischen Ideologie entstanden ist und sich entwickelt hat. Das historische Bewusstsein hat sich von seiner ideologischen Vereinnahmung befreit: Die Verweigerung der Arbeit geht Hand in Hand mit der Verweigerung der Politik.

In diesen Kämpfen zeigt sich das revolutionäre Bewusstsein in der unmittelbaren Form eines Bewusstseins der Zerstörung des Produkts, aller Produkte des Systems. Dieses Bewusstsein kann nicht innerhalb dieser Kämpfe oder auf ihrem Terrain, dem der unproduktiven Raum-Zeit, verwirklicht werden; es muss seinen Weg in die Produktionsstätten finden, wo die elende Produktion und Reproduktion der Waren-Existenz dieser Gemeinschaften stattfindet.

5) – Zwei wichtige Anmerkungen sind in diesem Zusammenhang angebracht. Die erste ist, dass diese Gemeinschaften von halb arbeitenden oder nicht arbeitenden Proletariern, je mehr sie gegen das System revoltieren und es konfrontieren, desto mehr entlarven sie es und desto mehr konfrontieren sie praktisch die Organisation ihrer eigenen Existenz und verwandeln sich unumkehrbar. In einem Text mit dem Titel „Naissance du mouvement radical“ („Geburt der radikalen Bewegung“), veröffentlicht in ICO, Nr. 93*, schrieb ein Gefährte Folgendes: „Letztere (die Rock ‚n‘ Roller) bildeten extrem hierarchische Banden mit unangefochtenen und bewährten Anführern, die das Recht hatten, „ihre Männer“ zu schlagen, das ausschließliche Recht, mit ihren Favoritinnen zu schlafen usw. Die Rivalität zwischen den Banden (blutige Schlägereien) war für jede einzelne Bande und für die Mitglieder jeder einzelnen Bande das Mittel zum Wettstreit und zum Überleben. Heute gibt es nur noch wenige Gangs, zumindest in ihrer früheren Form; sie wurden durch unorganisierte Gruppen ersetzt, deren Zusammensetzung je nach den Begegnungen des Tages schwankt. Natürlich gibt es mehr oder weniger durchsetzungsfähige Anführer, aber sie sind selten unangefochten. Sie kämpfen immer weniger gegen andere Gruppen, sondern zunehmend gegen die Macht, die ihr wahres Gesicht zeigt. Die Revolte der „marginalisierten“ Jugendlichen ist aus der Steinzeit in die ersten Jahre ihrer Geschichte eingetreten und verschmilzt mit der Arbeiterbewegung – zu der die „Außenseiter“ ja auch gehören –, indem sie diese entlarvt.“
Abgesehen von der falschen Verwendung des Begriffs „Außenseiter“ ist genau das der Fall.

Die zweite Bemerkung betrifft den Vergleich zwischen den durch diese Banden gebildeten Warengemeinschaften und den linken Gruppierungen, Sekten und verschiedenen Kapellen der studentischen und intellektuellen extremen Linken. Sie haben die gleiche Existenzweise – Rivalität, Nachahmung, Ausschaltung, Führung, Spaltungen usw. – und leben auch nur von der Differenzierung. (Siehe den Text „Pour une théorie des chapelles“ – „Für eine Theorie der Kapellen“ –, veröffentlicht in „Noir et Rouge“ Nr. 44**, der einen bemerkenswerten Versuch darstellt, dieses Phänomen zu beschreiben.) Der Grund dafür ist ganz einfach: Eine große Masse von Studierenden (und damit von Intellektuellen) hat noch nicht angefangen zu arbeiten und wird es vielleicht auch nie tun; sie sind zur Arbeitslosigkeit verdammt, nicht als Folge einer Krise oder einer „Umstrukturierung“, sondern weil dies, genau wie bei den jungen Arbeiterinnen und Arbeitern, ihr Los ist; damit sind sie noch mehr potenzielle Ware. Die Proletarisierung dieser Mittelklasse integriert sie nicht in die Reihen der produktiven oder unproduktiven Arbeiterinnen und Arbeiter, sondern in die Reihen der Nicht-Arbeitenden, was den Grad ihrer Proletarisierung relativ verstärkt. Wenn sie Proletarier werden, werden sie es sofort vollständig. Damit aber ist der Vergleich und die Vereinheitlichung auch schon erschöpft: Aufgrund ihrer sozialen Stellung atmen, sonnen sich und leben sie von politischer Ideologie. Während der junge „Rock ‚n‘ Roller” ausschließlich von der in der Ware materialisierten Wertideologie lebt, hinken sie noch hinterher und leben von der Ideologie der Wertorganisation unter formaler Herrschaft, der Ideologie der Ideologie, der Politik, dem Raum-Zeit-Kontinuum, in dem sie seit jeher ihr Handwerk ausüben. Folglich finden ihre Kämpfe auf derselben Ebene statt wie die des nicht arbeitenden Proletariats (Kämpfe im Nicht-Arbeits-Raum-Zeit: Straßen, Konsumorte, Universitäten usw.), aber aufgrund ihres „politischen“ Charakters tendieren sie dazu, sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen, d. h. das Kapital und seinen Prozess der Reproduktion der sozialen Beziehungen zu unterstützen, indem sie die Sprache der Organisation und des Bewusstseins sprechen, die von außen kommt: „Politik“. So geraten sie mit den Jugendbanden aneinander, weil sie versuchen, diese zu vereinnahmen, zu organisieren oder zu kanalisieren (siehe die Plünderungen im Quartier Latin), indem sie sich zu Nicht-Arbeits-Gewerkschaften/Syndikate zusammenschließen.

Ihr Kampf gegen die Gewerkschaften/Syndikate ist daher ein Wettstreit um die Teilung der Macht mit ihnen: Die Gewerkschaften/Syndikate und Parteien behalten die Kontrolle über die Produktionsstätten, und sie kontrollieren die unproduktive soziale Realität (Kritik an den Institutionen, Demonstrationen, Universitäten, „Volksgerichte“, Popfestivals usw.). Dieser Kampf ist jedoch illusorisch und zunehmend wirkungslos, denn es ist der Kampf des letzten historisch-politischen Bewusstseins, des Linkstums, gegen das Kapital und seine historischen sozialen Produkte.

Es ist der Kampf der Mittelklassen, den Ansturm der Zeit in genau dem historischen Moment aufzuhalten, in dem die soziale Zeit sie vernichtet. Indem sie die Politik bejahen, bejahen sie auch die Arbeit und erheben die Proletarier als unmittelbare Arbeiter sowie ihr unmittelbares Bewusstsein als ihr allgemeines Äquivalent.

Im Gegensatz zum jungen Rock ‚n‘ Roller, in dem das Bewusstsein der Zerstörung des Produkts (aller Produkte) auftaucht – ein Bewusstsein, das, um sich zu erfüllen, im Laufe einer vereinigenden Bewegung wieder in die Produktionspunkte eintreten muss –, präsentiert sich das Bewusstsein des jungen linken Intellektuellen als organisierendes und apologetisches Bewusstsein, als ein Bewusstsein der Arbeit und der Arbeiterinnen und Arbeiter, vermittelt durch eine dazwischenstehende soziale Person, die, um sich selbst zu erfüllen, sich von den Produktionsstellen fernhalten muss, wo die soziale Realität die Materialisierung des Diskurses ist, an dem er festhält. Gleichzeitig widerspricht seine Existenz als Proletarier oder als zunehmend proletarisiertes Wesen immer mehr seinem politischen Bewusstsein, was dazu führt, dass dieses seinen ideologischen Charakter noch deutlicher zum Ausdruck bringt. Entweder zerschlägt der Prozess der Proletarisierung die Ideologie der Arbeit und der Politik, und er schließt sich den Kämpfen des Proletariats an, oder aber die Ideologie der Arbeit und der Politik führt ihn dazu, sich in die Reihen der organisierten Konterrevolution einzureihen.

IV – DIE GEBURT DER KOMMUNISTISCHEN BEWEGUNG

1) – Seit einigen Jahren in den Vereinigten Staaten und seit kurzem auch in Europa hat sich die Kritik an der Arbeit massiv unter den Proletariern verbreitet, die noch in der Produktion arbeiten. Diese Kritik hat viele Seiten: – organisierte Sabotage, wie wir oben gesehen haben – massives Fernbleiben von der Arbeit in den meisten wichtigen und modernsten Betrieben (jeden Tag fehlen 12 % der Arbeiterinnen und Arbeiter bei General Motors ohne Angabe von Gründen – laut ICO Nr. 115-116 –, ungefähr genauso viele wie bei Fiat in Turin, und in vielen Fabriken in Großbritannien ist montagmorgens fast niemand da! — häufiger Fabrikwechsel der meisten jungen Proletarier mit mehr oder weniger langen Perioden vollständiger Arbeitsniederlegung zwischen den (Schicht)Wechseln.

Alle Aspekte dieser Kritik finden sich bei denselben Proletariern, die sabotieren, der Arbeit fernbleiben, sich krankschreiben lassen, sabotieren usw.

Diese Praxis erweist sich als Kritik an den kapitalistischen Produktionsverhältnissen und insbesondere an der vorherrschenden Mehrarbeit, also als Kritik an der proletarischen Lage.

Durch diese Praxis behaupten junge Proletarier ihre Entscheidung für (nicht arbeitende) Freizeit als Maßstab für sozialen Reichtum.

In der Freizeit (Nicht-Arbeit) besteht bereits die Möglichkeit einer Wahlaffinität zwischen den Menschen (auch wenn diese Wahl unter dem Kapital mystifiziert bleibt), mit denen man leben möchte, während diese Wahl in der Fabrik allein dem Kapital gehört. Diese Wahl ist die bewusste Bejahung der Menschengemeinschaft, die die Dinge beherrscht, die leidenschaftliche und faszinierende Rationalität der sozialen Menschheit im Gegensatz zur eisigen, kalten Rationalität des Kapitals: Die Proletarier von Detroit, USA, die ihre Werkstatt verlassen, um sich ihren Freunden in anderen Werkstätten anzuschließen, behaupten ihre Gegenwahl. (Vgl. die bereits zitierte ICO-Nr.: „Gegenplanung in der Fabrik”).

Die Menschengemeinschaft wird sich selbst wählen, weil sie nur sich selbst bewusst zu produzieren hat.

Deshalb sind sowohl die Wahl der Gemeinschaft als auch die Wahl der „Freizeit” als Maßstab für den gesellschaftlichen Reichtum bereits eine unmittelbare Bekenntnis zum Kommunismus.

2) – Die kapitalistische Produktionsweise kennt jedoch nur die Arbeitszeit als Maßstab und produziert Freizeit nur in Bezug auf die Arbeit: Es besteht ein direkter Widerspruch zwischen der Aufrechterhaltung dieser Produktionsweise und den sozialen Praktiken der jungen Proletarier. Neben Sabotage und als deren Ergänzung schlägt sich dieser Widerspruch in Bezug auf Kämpfe auf zwei Ebenen nieder:

• Kämpfe an „Freizeitorten”, von der Straße bis zu Tanzlokalen, wo junge Proletarier zunehmend das Kapital als Organisator der Zeit-Raum der Nicht-Arbeit entdecken.

• Intensivierung der Kämpfe an den Produktionsstätten während der Arbeitszeit, weil sie so viel Kohle wie möglich verdienen müssen, um ihren Bedarf in der Zeit in der sie nicht arbeiten zu decken müssen (Bildung einer Art sozialer Reserve). Sie werden so zur Speerspitze wilder Streiks.
Deshalb haben immer mehr junge Proletarier eine Kampfpraxis, die die soziale Realität als Ganzes abdeckt. Sie behaupten sich als Besitzer einer dialektischen Praxis, die nichts außer Acht lässt. Wo immer das Kapital in seinen verschiedenen Materialisierungen auftritt, behaupten sie sich als Subjekt seiner Zerstörung.

Die Kritik der Arbeitsbewegung gibt der wilden Streikbewegung ihre volle Bedeutung.

3) – Es war nur natürlich, dass die proletarische Bewegung sich dort, wo sie in den 1920er und 1930er Jahren gehemmt worden war – in den Fabriken –, mit einem Inhalt, der sie nach ihrer Niederlage zu einem bloßen Objekt des Kapitals gemacht hatte, neu und global zu manifestieren begann: mit Besetzungen.

In Frankreich, wo diese Hemmung den demokratischsten Charakter hatte (die Besetzungsbewegung von 1936) und wo diese Art der Wiederholung (Mai-Juni 1968) fortgesetzt wurde, akzeptierte die Bewegung sie bei ihrem Wiederauftauchen nicht mehr und begann, sie zu überwinden: negativ durch das Fehlen jeglicher Versuche, die kapitalistische Produktion neu zu organisieren, und positiv durch das Verlassen der Fabriken durch viele junge Proletarier, die, wann immer sie konnten, ihre Kämpfe auf die Straße und auf die Barrikaden trugen.

Es war nicht weniger natürlich, dass der proletarischen Bewegung die Studentenbewegung vorausging und sie „katalysierte“, die gleichzeitig die Bewegung der „proletarisierten“ Mittelklasse war, die „Demokratie“ forderte, und die Bewegung der noch nicht arbeitenden Bevölkerung.

Das ist es, was die gesamte Bewegung des Mai 1968 mystifizierte, die sich aufgrund ihrer Inkohärenz, die aus ihren vielfältigen Klassenkomponenten und historischen Dimensionen (Vergangenheit und Zukunft) resultierte, nicht selbst erkennen konnte. Die Studentenbewegung wurde nicht von der proletarischen Bewegung abgelöst, was deutlich alle Grenzen des Mai 1968 aufzeigt und erklärt, warum die Debatte damals und auch später auf der Ebene der Demokratie und Selbstverwaltung blieb.

4) – Die proletarische Bewegung der Negation muss wieder in den Kurs des Faschismus eintreten, aber in umgekehrter Richtung: Wo das „klassische“ Proletariat (Produzent des Mehrwerts) zum Objekt geworden war, tendiert es nun dazu, wieder zum Subjekt zu werden. Durch seine dialektische Praxis bildet es die praktische Führung der Kämpfe der Klasse im Prozess ihrer Universalisierung: der Gesamtheit der proletarisierten Menschheit, die beginnt, sich dem Kapital entgegenzustellen. Durch seine Praxis – die nur dann revolutionär ist, wenn sie negativ ist – gibt das „klassische“ Proletariat dieser Konfrontation ihren vollen Sinn: den Kampf für die Befreiung der Menschheit. Zusätzlich zu den Kämpfen des unproduktiven, arbeitslosen oder nicht arbeitenden Proletariats muss es die Kämpfe der proletarisierten Mittelklasse in seine Bewegung der Negation integrieren und diejenigen zerstören, die es nicht integrieren kann, um nicht von ihnen zerstört und/oder integriert zu werden.

So wird das, was durch eine mit der Phase der formalen Herrschaft des Kapitals verbundene marxistische Ideologie im Konzept einer „politischen Diktatur des Proletariats” erstarrt und versteinert war, praktisch wieder in Bewegung gesetzt.

Die kommunistische Bewegung entsteht auf den Trümmern der kommunistischen Ideologie und gegen sie.

V – DIE ALTEN POLITISCHEN RACKETS

1) – Wenn die Herrschaft des Kapitals real und total ist, werden „revolutionäre“ Parteien zu Organisationen für die Partei (die Partei der Partei!).

Sie drücken damit lediglich ihre Unfähigkeit aus, sich auf das wahre Terrain des Lebens des Proletariats zu begeben; daher ihre sektiererische Existenz und ihre Unfähigkeit, den Bruch mit dem System zu organisieren, den die radikalsten Kämpfe darstellen.

Von nun an können sie nur noch die Existenz des Proletariats unterstützen, da dieses nun in der Lage ist, seine eigene Abschaffung selbst und sofort zu verwirklichen. Infolgedessen sind linke Gruppierungen darauf reduziert, vorzugeben, das Proletariat als eine Gemeinschaft des Kapitals innerhalb des Kapitals zu organisieren; daher der positive Charakter, den sie dem Proletariat, aber auch dem Kapital verleihen (Alle Macht den Arbeiterinnen und Arbeitern!).

Die verschiedenen linken Gruppen, die mit ihrer „klassischen“ Ideologie bewaffnet sind, sind nichts anderes als Rackets, die sich für die Arbeit einsetzen und miteinander im Sinne der Existenzweise des Kapitals konkurrieren.

Die Racketform ist die Wahrheit der Parteiform.

2) – Folglich liegt die Wahrheit der alten, von Intellektuellen geführten Parteien in den heutigen Rackets, die sich im Wesentlichen aus Intellektuellen zusammensetzen, ein Phänomen, das mit ihrem Entstehen als soziale Schicht nach dem Ende des Krieges im Einklang steht. Während sich die kleinen und mittleren Intellektuellen früher als „ideologische Schicht ohne spezifische soziale Interessen“ präsentierten, die sowohl dem Proletariat als auch der Bourgeoisie dienen konnte, erfüllten sie sich 1917 – in Sowjetrussland – zum ersten Mal sowohl als soziale Klasse als auch als Klasse der Lügner. Eine Lüge, die sie nun nicht nur gegenüber dem Proletariat immer wieder wiederholen müssen – was ihnen zunehmend schwerer fällt –, sondern vor allem auch innerhalb ihrer eigenen Klasse, indem sie ihr die Proletarisierung verheimlichen (und damit auch sich selbst), um sie im exklusiven Bereich der politischen Ideologie weiterentwickeln zu können. Tatsächlich betreiben linke Gruppierungen ihr Geschäft viel mehr unter Intellektuellen (Professoren, Studenten) als unter dem „klassischen“ Proletariat, aber dadurch neigen sie dazu, sich zu Rackets über die universelle Klasse zu formieren, die sich tendenziell aus den proletarisierten Schichten zusammensetzt.

Die Haltung und Praxis dieser Schichten bestimmen jedoch die Zukunft des Klassenkampfs und teilweise auch seinen Ausgang. Solange die universelle Klasse noch nicht wirklich gebildet ist und diese proletarisierten Schichten der Mittelklasse sich nicht praktisch und sozial dafür entschieden haben, dem Kapital entgegenzutreten, um es zu zerstören (was der Fall ist, wenn sie sich weiterhin weitgehend auf die politische Sphäre beschränken), können sie zwischen Revolution und Konterrevolution schwanken. Letzteres ist im Moment wahrscheinlicher, da sich die Mittelklasse immer mehr der Ideologie des Proletariats und seinem unmittelbaren Bewusstsein (im Gegensatz zu seiner sozialen Praxis und seinem negativen Bewusstsein) anschließt – ein Anschluss, der die Grundlage für Faschismus, Nationalsozialismus und Stalinismus war.

Bestimmte Ausdrucksformen der maoistischen Praxis – die wir in der nächsten Ausgabe von „Négation“ untersuchen werden – können derzeit sogar als das Aufkommen der Konterrevolution interpretiert werden.

Was wir „Maoismus“ nennen, bezieht sich nicht einfach auf maoistische Organisationen, die in Frankreich tatsächlich mehr oder weniger zerfallen, sondern auf die Gesamtheit der sozialen Determinanten und des Klassenbewusstseins, die zu einer Praxis führen, um die sich die Mehrheit der proletarisierten Mittelklassen schart und in der sie sich wiedererkennt. Der Zerfall des Maoismus in Form „klassischer“ Organisationen ist außerdem ein Zeichen dafür, dass diese Klassen beginnen, mit Schwierigkeiten auf eine viel direktere soziale Weise konfrontiert zu werden, woraus sich die Herausforderungen dieser Situation ergeben: Integration in die Kämpfe des Proletariats oder Kämpfe gegen das Proletariat.

Für uns geht es bei der Kritik des Linkstums als politischer Racket also nicht so sehr darum, den anachronistischen Charakter der politischen und ideologischen Existenz dieser Sekten zu kritisieren, sondern vielmehr darum, die soziale Praxis zu verstehen, die sich in dieser Existenz niederschlägt.

VI – DIE NEUEN POLITISCHEN RACKETS

(Potere Operaio)

1) – Während Frankreich im Großen und Ganzen am klassischen Linkstums festhält, ist in Italien eine neue Art des Rackets aufgetaucht, in Form von Gruppen wie Potere Operaio, die versuchen, die Arbeitsverweigerungsbewegung zu organisieren. Die europäische Strategie dieser Gruppierung lässt sich in ihrem Slogan zusammenfassen: „politischer Lohn”, d. h. Löhne für das gesamte Proletariat, sowohl für die Arbeitenden als auch für die Nichtarbeitenden, unabhängig von jeglichen ökonomischen Überlegungen gegenüber dem Kapital und insbesondere unabhängig von der Produktivität.

Kurz gesagt, es geht um allgemeine Lohnarbeit, die sich gegen die Lohnarbeit stellen will. Der grundlegende Widerspruch, der ein Racket wie PO plagt, wird sofort klar: Politik als spezielle Tätigkeit entstand zur gleichen Zeit, als die Arbeit zum doppelten Produzenten von Gebrauchswert und Tauschwert wurde. In der historischen Entwicklung des Werts ist die politische Ideologie eng mit der Arbeitsideologie verbunden. Wenn der Wert eine reale und totale Herrschaft ausübt, brechen, wie wir oben gesehen haben, gleichzeitig die materiellen Grundlagen der Arbeitsideologie und der politischen Ideologie zusammen.

Und dann kommt die PO und versucht, das, was eine Kritik sowohl der Arbeit als auch der Politik ist, politisch zu organisieren.

Ihre „theoretische“ Argumentation lautet wie folgt: Da die Verweigerung der Arbeit über den Rahmen der Ökonomie (die die PO auf den produktiven Bereich beschränkt) hinausgeht, ist diese Bewegung direkt politisch, woraus sich die Möglichkeit ihrer Organisation ergibt. Nun ist es zwar richtig, dass das Proletariat, das sich als Klasse konstituiert und sich selbst abschafft, die Politik verwirklichen wird, indem es sie ein für alle Mal als spezialisierte Tätigkeit beendet, aber alle seine Kämpfe, die auf diese Selbstorganisation und Abschaffung abzielen, finden auf dem Terrain des Lebens des Kapitals statt, das sich überall eingeschlichen hat, indem es das Leben der Proletarier selbst organisiert hat. Die Ökonomie dominiert alles in einem solchen Ausmaß, dass sie zu verschwinden scheint, daher der von diesem Fetischismus geprägte Ausdruck „alles ist politisch“.

2) – Konsequenterweise bestimmen und begrenzen mehrere Merkmale gleichzeitig die Existenz eines Rackets wie dass der PO:

a) Die Nicht-Arbeit-Bewegung wird in ihrer unmittelbaren Realität betrachtet, entsprechend der Position, die sie im System einnimmt, d. h. als das negative Element in dieser Gesellschaft (genauso wie traditionelle Parteibefürwörter und Rätekommunisten die Fabrik nur in ihrer unmittelbaren Realität betrachten, als das positive Element in dieser Gesellschaft). Nun kann nur die Dialektik der Bewegung, indem sie die Kämpfe, die im Nicht-Arbeit-Raum-Zeit stattfinden, mit den Kämpfen in der Fabrik verknüpft, die Nicht-Arbeit-Gemeinschaft vom negativen Element dieser Gesellschaft in eine Negation dieser Gesellschaft verwandeln und umgekehrt der Fabrikgemeinschaft einen negierenden Charakter verleihen. Die PO reduziert sich darauf, die Nicht-Arbeit-Gemeinschaft auf unbestimmte Zeit als das negative Element innerhalb des Systems zu betrachten und ihr damit eine politische Positivität zu verleihen, eine zwingende Voraussetzung für die Existenz jeder Art von Racket. Infolgedessen kann die PO nicht die Organisation der zerstörerischen Kämpfe dieser Gemeinschaft auf sich nehmen; sie kann nur Demonstrationen für den politischen Lohn organisieren, die sich spektakulär den Demonstrationen der klassischen Rackets für das Recht auf Arbeit entgegenstellen. In der Strategie der PO soll sich die Fabrikbewegung mit der Nicht-Arbeit-Bewegung auf deren Terrain verbinden und so selbst politisch werden: eine undialektische Karikatur der Klassenkonstitution des Proletariats, aber aufgrund der Notwendigkeiten der Rackets.
Daher spielt die PO auch die Bewegung des Absensteismus herunter, die, da sie wie in den USA bereits vorhanden ist und einen kommunistischen Inhalt der dialektischen Bewegung der Kämpfe zum Ausdruck bringt, was aus politischer Sicht völlig unorganisierbar ist.

b) Trennungen – sogar Gegensätze – zwischen den verschiedenen Gemeinschaften des Proletariats werden in ihrer unmittelbaren Realität ebenfalls als strategische Grundlage für eine europäische Intervention gegenüber Einwanderern betrachtet.

Die PO kritisiert die traditionellen Gruppierungen, die sich aus Wunschdenken heraus die Vereinigung von Einwanderern und einheimischen Proletariern zum Ziel setzen, und will im Gegenteil diese Trennungen verstärken, die vom Kapital geschaffene Kluft in der Realität vergrößern, „um sie an einen Punkt der Auflösung zu bringen, an dem eine Wiedervereinigung möglich wird“. Hier stoßen wir wieder auf die komische Gymnastik, die bei dieser Gruppe an die Stelle der Dialektik tritt und den Widerspruch, der die PO zerreißt, verschleiert, aber in Wirklichkeit offenbart: ihre betrügerische Grundlage, die in der Trennung der verschiedenen proletarischen Gemeinschaften selbst liegt. Die Vereinigung der Kämpfe durch und innerhalb des Kampfes bedeutet den Tod für einen Racket (denn sie bedeutet die Konstituierung der Klasse durch die Wiederaneignung ihres historischen Bewusstseins), daher die kombinierte Strategie der Verschärfung der Spaltungen bei gleichzeitiger Förderung der ideologischen Vereinigung durch und innerhalb der politischen Sphäre, in der die PO als Bewusstsein herrschen würde.

Trotz ihrer Bemühungen, sich von ihnen zu distanzieren, kann dieses erbärmliche Racket nichts Besseres tun als traditionelle linke Gruppierungen: zu versuchen, das Proletariat als Gemeinschaft des Kapitals zu organisieren.

3) – Während die klassischen Rackets aufgrund der gegenwärtigen Unmöglichkeit des Wiederauftauchens des unmittelbaren Bewusstseins des Proletariats – des Bewusstseins der Produzenten von Gebrauchswerten – nichts finden, woran sie sich festbeißen können, und somit zur Ohnmacht verdammt sind, zieht die PO, das Produkt dieser Unmöglichkeit, die Konsequenzen, um eine Racket-Kritik der Arbeiterräte zu formulieren und sich so auf das Terrain der Erscheinung des historischen Bewusstseins des Proletariats zu stellen: die Kritik und die Verweigerung der Arbeit.

Das läuft darauf hinaus, dass sie sich direkt an die Stelle dieses Bewusstseins setzen will – mit einem Wort, dass sie das Bewusstsein des Bewusstseins sein will, so wie die anderen linken Gruppierungen die Partei der Partei sein wollen – und dass sie ihre eigene Negation als Racket organisieren will! Tatsächlich können sie sich, wie wir gesehen haben, die Erfüllung dieses historischen Bewusstseins nicht anmaßen, weil sie gleichzeitig ablehnen, anzuerkennen, dass die Produktionsstätten sein Verwirklichungsraum sind, und weil sie die reale Vereinigung der verschiedenen kämpfenden Gemeinschaften des Proletariats nicht anerkennen wollen: Das fasst ihren Widerspruch und ihre Begrenztheit zusammen.

4) – Trotzdem können sich solche Rackets, wenn sie auf dem realen und unmittelbaren Terrain der Existenz des Proletariats und der Entstehung seines negativen Bewusstseins intervenieren, nicht sofort als solche präsentieren, weil sie sich an die Realität halten müssen, um sich in sie einzufügen. Sie spielen also eine mystifizierende Rolle und sind ein echtes Hindernis für die Kämpfe, daher ist es wichtig, sie durch eine unerbittliche Kritik zu entmystifizieren.

Da sie stärker als andere linke Gruppen von der Entwicklung des Systems und von Klassenkämpfen abhängig sind, entstehen solche Gruppierungen in Ländern, in denen die ökonomische Lage und die Kämpfe am weitesten fortgeschritten sind, und zwar in unterschiedlichen Formen, je nach dem Grad dieser Entwicklung. So entstand in Italien, wo die PO entstand, diese politische Gruppierung fast sofort als solche und sucht nun ihren zweiten Wind und die Wiedererlangung ihrer ursprünglichen Unschuld, indem sie sich auf andere europäische Länder ausdehnt.

In Großbritannien, wo die Kämpfe der Arbeiterklasse – sowohl in den Fabriken als auch in der praktischen proletarischen Kritik der Arbeit – weiter fortgeschritten zu sein scheinen als anderswo in Europa, tauchen sie sofort in Nicht-Arbeiterbewegungen wie den Claimants Unions (Organisationen, die die Interessen von Arbeitslosen und Nicht-Arbeitern verteidigen) auf, und schon bei ihrem Auftauchen sind sie nicht mehr in der Lage, sich in der traditionellen Form linker Gruppierungen zu präsentieren, während sie dennoch dazu aufrufen, die verabscheuungswürdige nationalsozialistische IRA zusammen mit all den anderen Schwachköpfen der traditionellen Gruppierungen zu unterstützen.

In den USA sind sie nie aufgetaucht, und von nun an scheint die Situation in diesem Land jede Möglichkeit ihrer Entstehung ausgeschlossen zu haben. Die Kämpfe in den USA scheinen bereits jede reformistische Möglichkeit auszuschließen. Die kommunistische Revolution steht dort auf der Tagesordnung, und das bedeutet, dass von nun an keine Organisation außerhalb der Klasse und ihrer Kämpfe Fuß fassen kann.

In Frankreich, einem der Länder, die sowohl in der ökonomischen Entwicklung als auch in den Kämpfen am weitesten zurückliegen, könnte es so aussehen, als ob die Zukunft für eine Gruppe wie die PO rosig wäre, und sie hat sich dort in Gestalt der Gruppe „Matériaux pour l’intervention“ (Martin Adler, B. P. 42-06, Paris) einen stammelnden Handlanger geschaffen. Das ist aber nur hypothetisch, denn Frankreich ist Teil der kapitalistischen Welt; eine schnelle Entwicklung und Verschärfung der Kämpfe in den fortgeschrittensten Ländern würde sich auf Frankreich selbst auswirken und es direkt auf das Niveau dieser Kämpfe bringen. Das könnte eine der Folgen des Beitritts Großbritanniens zum Gemeinsamen Markt sein.

Gruppen wie PO scheinen Ausdruck einer zunehmenden Proletarisierung der Intellektuellen und ihres Bewusstseins zu sein. Was die französische Gruppe „Matériaux pour l’intervention“ betrifft, die hauptsächlich aus Lehrern besteht, scheint dies im Einklang mit dem ideologischen Zerfall dieses Milieus zu stehen, der in den letzten zwei Jahren offensichtlich geworden ist: Sobald die ideologische Inszenierung der Lehrtätigkeit – „Wissen“ – abgelegt ist, zeigt sie sich zunehmend als das, was sie ist: „Lohnarbeit“. Daher auch die Kritik durch immer jüngere Lehrer, von denen viele diese ideologische Macht auf die Politik, auf die politische Organisation des Proletariats übertragen und sich damit als letzte Ideologen und letzte Politiker aufspielen.

5) – Zusammenfassend könnte man sagen, dass der ganze Widerspruch der PO in ihrem Namen steckt: Sich „Arbeitermacht“ zu nennen, zeigt – neben dem Ersetzen auch gleich erklären – , dass für dieses Racket das Proletariat nicht so weit gehen soll, sich selbst abzuschaffen, sondern dass es die Macht übernehmen soll und obendrein wieder zum kollektiven Arbeiter werden soll, was bedeutet, dass der Verwertungsprozess und das Proletariat zurückgehen und in die historische Phase zurückkehren sollen, in der sie nicht viel bedeuteten und menschliche Arbeit und der Produzent von Gebrauchswerten eine große Rolle spielten!

Was die PO übrigens mit ihrem Anspruch, die Geschichte aus der Perspektive eines reinen Marxismus, der von allem sozialdemokratischen, leninistischen und stalinistischen Mist gesäubert ist, umzuschreiben, lächerlicherweise zu erreichen versucht, ist ein ständiger Rückschritt der Geschichte.

Sie sind übrigens nicht die Einzigen, die dieses kleine Brettspiel spielen: Der wahre Marxismus, der einzige, ungekürzte, unverfälschte, unüberarbeitete, zeigt sich in deiner Nähe, wie Jesus!

– EIN PAAR SCHLUSSFOLGERUNGEN –

1) – Der Marxismus war eine Ideologisierung von Marx‘ Theorie. Er selbst hat an dieser Erstarrung mitgewirkt, insbesondere in seinen „politischen“ Schriften und Positionen.

Der Widerspruch, der Marx plagte, bestand darin, das Leben eines Wesens, des Kapitals, von seiner Geburt bis zu seinem Tod zu beschreiben, während er in einer Zeit lebte, in der dieses Wesen noch unentwickelt war, daher die Verherrlichung der Politik, als er versuchte, seine Analyse der kapitalistischen Produktionsverhältnisse in unmittelbare und aktive Realität zu übersetzen.

Es gab einen schrecklichen Widerspruch zwischen den praktischen Möglichkeiten der Bewegung – damals ausschließlich der „Arbeiterbewegung“ –, die im Wesentlichen eminent „politische“ Aufgaben zu erfüllen hatte (die Errichtung der republikanischen bourgeoisen Demokratie und/oder der „Volksdemokratien“ zwischen 1830 und 1879 sowie die Verallgemeinerung der Lohnarbeit und des Proletariats: Zweite Internationale). All dies und die Schlussfolgerungen, die Marx aus seiner Analyse des Kapitalismus zog, die über die Grenzen seiner Zeit hinausgingen, standen also im Widerspruch zueinander. Und doch war diese Analyse mit den grundlegend kommunistischen Kämpfen des Proletariats jener Zeit verbunden. Was Marx sagte, war eine radikale Kritik dessen, was er teilweise selbst tun konnte. Er war sich dessen bewusst und hat es in seiner Korrespondenz mehr oder weniger auch so formuliert. Innerhalb der unmittelbaren Bewegung konnte Marx den Beitrag seiner radikalen theoretischen Arbeit jedoch nur qualitativ begrenzen. (Man denke an die fast vollständige Isolation von Marx und Engels auf der doktrinären Ebene und daran, wie sie selbst von ihren Anhängern missverstanden wurden: vgl. die Kritik des Erfurter und des Gothaer Programms.)

So waren Marx und auch Engels trotz allem die ersten Bürokraten und Ideologen der Arbeiterbewegung. Die grundlegenden Schriften des ersteren (die Ökonomisch-philosophischen Manuskripte von 1844, die Grundrisse, die Einleitung zu einem Beitrag zur Kritik …, Das Kapital usw.) werden erst jetzt in ihrer ganzen Bedeutung und Wahrheit verständlich, weil erst jetzt der von Marx beschriebene Kapitalismus vollständig verwirklicht ist und folglich der Kommunismus auf der Tagesordnung steht.

Marx‘ Werke konnten daher keinem anderen Zweck dienen, als zur ideologischen Ausbildung der sozialistischen Bürokratie beizutragen, die sich aus Intellektuellen zusammensetzte, die sich auf die Anwendung von Dialektik und Ökonomie – allerdings als getrennte Bereiche – spezialisiert hatten, sowie aus einem Teil der Arbeiteraristokratie. Die marxistische Theorie diente keinem anderen Zweck, als dank der Kenntnis ihrer „Gesetze“ (vgl. Althusser) die Notwendigkeit des Kapitalismus zu beweisen und damit die kapitalistischen Verhältnisse in der Macht der Bosse, Anführer von Gewerkschaften/Syndikate und Politiker aufrechtzuerhalten. Dass Marx sich auf die Kritik der Ökonomie konzentrierte, war nicht das Problem: Das Problem war, dass diese Kritik der Ökonomie als Wissenschaft angesehen wurde, anstatt als Kern der Theorie der kommunistischen Praxis des Proletariats.

Die Grundlage dieses Ökonomismus war die Notwendigkeit, die kapitalistische Ökonomie zu verstehen, um die Lohnarbeit gegen das Kapital zu verteidigen (Sozialdemokratie) oder den Kapitalismus von Grund auf zu schaffen (Leninismus).

Andererseits brachte diese schreckliche Dichotomie die intellektuelle/manuelle Dichotomie zum Ausdruck, die beide Seiten des innerhalb der Ersten Internationale tobenden Kampfes, die manipulative marxistische Bürokratie und die konspirative bakunistische Bürokratie, als spöttische Fahne und Zerrspiegel schwangen.

Jede der Stufen, die von Marx zum Stalinismus führten, war die Wahrheit der vorherigen: Blanquismus und politisch voreingenommener Marxismus – ökonomistischer und deterministischer sozialdemokratischer Marxismus – Leninismus – Stalinismus. Der Trotzkismus ist ein archaischer Rückschritt; der Bordigismus ist die falsche Realität des Bürokratie-Marxismus und gleichzeitig dessen „wissenschaftlichster“ Ausdruck.

Heute ist der Marxismus zum Diskurs der herrschenden Klasse im „östlichen“ Kapitalismus geworden und zum akademischen Diskurs, der im Westen zunehmend dominiert. Die Existenz dieser beiden Diskurse erfordert offensichtlich die Zensur oder Verharmlosung einiger Schriften von Marx, die Verzerrung oder Fragmentierung bestimmter anderer und die Hervorhebung wieder anderer.

2) Im 19. Jahrhundert hatten die Anarchistinnen und Anarchisten Recht, als sie sagten, dass es keinen wirklich proletarischen Staat geben könne. Diese Aussage war aber nicht frei von Widersprüchen: Unter den Anarchistinnen und Anarchisten war die Ideologie der Arbeit genauso ausgeprägt wie in der „Arbeiterbewegung“ insgesamt.

Tatsächlich war die Richtigkeit ihrer Vorstellung damals eine humanistische, fast religiöse Subutopie. Die anarchistische Ideologie konnte sich dem üblichen Schicksal der Ideologen unter formaler Herrschaft nicht entziehen: die Realität des Kapitals und der Klassenkämpfe gleichzeitig auszudrücken und zu mystifizieren.

Die Wahrheit der anarchistischen Ideologie (zwanzig Jahre nachdem sie sich wie die gesamte sozialistische Oberschicht jener Zeit – insbesondere durch Kropotkin – im Ersten Weltkrieg kompromittiert hatte) zeigte sich 1936 in Spanien, wo der Skandal nicht in der Beteiligung anarchistischer Anführer an der republikanischen konterrevolutionären Regierung lag, sondern in dem Grund für diese Beteiligung: Die „Kollektive”, die von den Anarchistinnen und Anarchisten als Zerstörung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse angesehen wurden, stellten auch dort sehr schnell (trotz der vielversprechenden Voraussetzungen, die durch den großartigen Klassenkampf des spanischen Proletariats geschaffen worden waren) das Potenzial für eine Verallgemeinerung und Rationalisierung dar.

Es ist offensichtlich, dass der anarchistische Föderalismus nichts Kommunistisches oder Staatsfeindliches an sich hat. Es handelt sich um eine Konzeption, die mit der Entstehung des Kapitalismus verbunden ist, eine Utopie, die nichts anderes als ein historischer Rückschritt wäre (in dem Gruppen von Produzenten auf einem durch die Regulierung des Anti-Staates „fairen” Markt miteinander konkurrieren würden).

Die menschliche Gemeinschaft ist sowohl anarchisch als auch zentralisiert, und ihr Fundament ist das Bewusstsein des sozialen Menschen.

Der Beitrag der anarchistischen Schriften zu diesem letzten Punkt ist beträchtlich, auch wenn sie damals kaum mehr als humanistische, an Mystizismus grenzende und folglich mystifizierende Aussagen waren.

Heute, wo es in den Kämpfen des Proletariats um die Zerstörung des Staates und die Errichtung der praktischen Anarchie geht, wird die anarchistische Ideologie neben den stinkenden alten Gefährten von einst (FA*) von Sektenorganisationen verbreitet, die ihr Dasein nach dem Vorbild leninistischer Organisationen gestalten: Die Verwirrung der Ideologien und ihre spektakuläre Opposition finden auf der Ebene von Rackets statt. Diese Ideologie wird auch von handwerklichen oder landwirtschaftlichen „Kommunen“ verbreitet, die illusorisch zu den Grundlagen der vorkapitalistischen Produktion zurückkehren wollen, weil sie glauben, dass sie so der dreifachen Armut entkommen können, Proletarier (na klar!), Ideologen und „ideologisiert“ (der Gestank der Religion) zu sein.

Der radikal negative Charakter der revolutionären anarchistischen Literatur – Bakunin, Coeur de Roy, Erich Mühsam, Malatesta, Camillo Berneri usw. – gegenüber dem kapitalistischen System und die Forderung nach der vollständigen Befreiung der Menschheit auf allen Ebenen, die darin zu finden ist, sind für Anarchistinnen und Anarchisten ein Schlag ins Gesicht, genauso wie das Werk von Marx für Marxistinnen und Marxisten ein Tritt in den Hintern ist.

3) In den Kreisen, die den Leninismus hinter sich gelassen haben, steht die Kritik an den Arbeiterräten jetzt auf der Tagesordnung, aber sie weicht in der Regel der eigentlichen Frage aus, indem sie in den deutschen Räten lediglich einen oberflächlichen Ausdruck der Arbeiterklasse sieht oder behauptet, dass die Opposition zwischen den Sowjets und der bolschewistischen Partei nur in den Köpfen der Rätekommunisten existiere. Die Rätekommunisten machen ihrerseits das Verhältnis zwischen Räten und Parteien zu einem starren, fast moralischen Gegensatz: Die Parteien scheinen keine materielle Existenzgrundlage und Erfüllung als Ersatz für das historische Bewusstsein gehabt zu haben.

In der Realität gab es tatsächlich einen echten Gegensatz zwischen Arbeiterräten und Parteien, und dieser bestand in nichts anderem als dem Potenzial der Klasse zur Autonomie gegenüber ihren politischen Vertretungen; dieser Gegensatz war jedoch nicht starr; was diese beiden Begriffe einander entgegensetzte, war eine Verbindung, und was sie miteinander verband, war ein Gegensatz.

Für den deutschen Rätekommunisten Otto Rülhe aus den 1920er Jahren war der Proletarier nur in der Fabrik Proletarier; anderswo verhielt er sich wie ein Petit Bourgeois usw. Wie wir gesehen haben, war der Proletarier zunächst einmal Proletarier, weil er keine Mittel – Produktions- und Existenzmittel – hatte, um es nicht zu sein. Heute ist diese rätekommunistische Konzeption, die damals aufgrund der Grenzen der Kämpfe der Zeit – abgesehen von der ideologischen Nuance der falschen Bezeichnung „Petit Bourgeois“ – reale Grundlagen hatte, ein völliges Missverständnis der Kämpfe und ein ideologisches Hindernis für das Verständnis der revolutionären Bewegung, die wieder Gestalt annimmt. Alle Neorätekommunisten (ganz zu schweigen von den idiotischen Para-Situs vom Typ GRCA*, deren einzige Besonderheit darin besteht, dass sie sich kürzlich aufgelöst haben) beschränken sich darauf, politische Organisationen für das Aufkommen der Arbeiterräte (siehe die jüngste rätekommunistische Fusion zwischen den Cahiers du Communisme de Conseils aus Marseille und Révolution Internationale aus Toulouse und Paris mit der lächerlichen Organisation conseilliste aus Clermont-Ferrand*): Kurz gesagt, es ist wieder einmal das verkehrte parteiische Racket in einer noch lächerlicheren Form.

Wenn jedoch festgestellt werden muss, dass der Proletarier nur in der Fabrik Proletarier ist, muss ebenso fest festgestellt werden, dass seine Existenz im Produktionsprozess immer entscheidender wird.

Die Vollendung der Zerstörung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse hängt daher letztlich und grundlegend von der Abschaffung des Proletariats innerhalb des Prozesses und in dem Raum ab, in dem er stattfindet: der Fabrik. Folglich können Räte als Kampforganisationen wieder auftauchen, aber ihr Inhalt muss völlig anders und sogar gegensätzlich zu dem der deutschen und italienischen Arbeiterräte und der russischen Sowjets sein. Sie müssen in einer Bewegung des zerstörerischen Kampfes Wurzeln schlagen, die die soziale Realität in ihrer Gesamtheit umfasst (die Gesamtheit des Raumes und die Gesamtheit der proletarisierten Menschen – also auch die nichtproduktiven Proletarier und insbesondere die nicht arbeitenden Proletarier –, deren bloßer ordnender Polizist der Staat ist). Sie können nichts anderes sein als proletarische Räte – und das ist angesichts der Einheit des proletarischen Seins keine bloße Wortfrage –, die sofort damit beginnen, den Prozess der Produktion und Verwertung abzuschaffen.

Wie der Gefährte, der „Kapitalismus und Kommunismus“ geschrieben hat, sagt:

„… um die Produktion zu revolutionieren, um die Unternehmen als solche zu zerstören, muss die kommunistische Revolution sich der Produktion bedienen. Das ist ihr wesentlicher ‚Hebel‘, zumindest in einer Phase. Das Ziel ist nicht, die Fabriken zu übernehmen, um dort zu bleiben und sie zu verwalten, sondern aus ihnen herauszukommen, sie ohne Austausch miteinander zu verbinden, was sie als Unternehmen zerstört.“

Räte können nur entstehen, um sich selbst abzuschaffen.

Mit anderen Worten: Als endgültige Bestätigung der praktischen Führung des fundamentalen Proletariats im Verlauf der Bewegung können sie die ökonomische und soziale Demokratie verwirklichen, um sie ein für alle Mal zu zerstören, indem sie jede Trennung zwischen Sein und Denken aufheben, denn die Delegation menschlicher Macht, von der jede Demokratie – direkt oder indirekt – abhängt, kann das Aufkommen der menschlichen Gemeinschaft nicht überleben.

4) – Die Theorie hat keine andere Aufgabe, als das Bewusstsein, das die Proletarier von ihrer Lage und ihren Kämpfen haben, global zum Ausdruck zu bringen und zu klären, ein Bewusstsein, das untrennbar mit ihrer Praxis verbunden ist, und gleichzeitig die Entwicklung der revolutionären Bewegung zu erklären und zu aktualisieren. Die Ablehnung jeder Ideologie, die versucht, sich an die Stelle dieses Bewusstseins zu setzen (Selbstverwaltung, Organisation usw.), ist Teil dieser Klärung.

Das bedeutet, dass „Theoretiker“ keine unmittelbaren und historischen Klasseninteressen haben, die denen des sich universalisierenden Proletariats entgegenstehen, in das sie bereits praktisch und sozial eingebunden sein müssen; und das bedeutet wiederum, dass sie nichts anderes mehr sind als „Theoretiker“.

5) – Die Arbeit, der organische Austausch zwischen dem „Menschen als Individuum“ und der Natur, wird in Wirklichkeit durch die kapitalistische Produktionsweise selbst zerstört, die sie durch ihre allmähliche Vergesellschaftung in eine einzige Profitfunktion und damit in eine Entfremdung für die gesamte Menschheit und Natur verwandelt. Das Proletariat muss diese Funktion zerstören, indem es sich selbst abschafft. Damit bringt es die Zerstörung der individuellen menschlichen Arbeit im menschlich-sozialen Sinne herbei, befreit die Menschheit und die Natur, indem es sie miteinander versöhnt, und legt den Grundstein für eine produktive soziale Tätigkeit, die als organischer Austausch zwischen dem sozialen Menschen und der Natur definiert werden kann.
Der Höhepunkt der Vorgeschichte ist erreicht, wenn das Kapital die reale und totale Herrschaft über die Arbeit und die Gesellschaft erlangt und dazu neigt, die natürliche Umwelt des Menschen zu zerstören. Die den sozialen Beziehungen der Menschen innewohnende Bewegung scheint dann zu verschwinden, und nur noch der feste Charakter der Dinge tritt in Erscheinung. Dennoch lebt und entwickelt sich die Bewegung unter der Ware Kapital: Jeder produktive Akt ist eine soziale Bewegung, und die kapitalistische Produktionsweise ist ein Antagonismus in Bewegung, die Entwicklung eines Widerspruchs. Und gerade in dem Moment, in dem die Bewegung spektakulär verschwindet, lebt sie anonym, unsichtbar für die Augen der ihr Fremden. Sie entwickelt sich zur Negation der Versteinerung der Dinge und des Kapitals, bis sie wieder allgemein sichtbar wird, indem sie Bereiche erobert, die ihr bisher blind gegenüberstanden. Durch sie und in ihr kommt alles langsam wieder in Bewegung.

Der Bruch mit dem Kapital ist der Punkt, an dem der bewegte Charakter des wiederentdeckten Menschen den festen Charakter der Dinge beherrscht; mit dem Ende der Arbeit endet auch die Vorgeschichte der Menschheit.

„So wie sich das System der bourgeoisen Ökonomie für uns nur stufenweise entwickelt hat, so entwickelt sich auch seine Negation, die sein Endresultat ist. Wir haben es jetzt noch mit dem direkten Produktionsprozess zu tun. Wenn wir die bourgeoise Gesellschaft in ihrer langen Entwicklung und als Ganzes betrachten, dann erscheint als Endresultat des gesellschaftlichen Produktionsprozesses immer die Gesellschaft selbst, d. h. der Mensch selbst in seinen gesellschaftlichen Beziehungen. Alles, was eine feste Form hat, wie das Produkt usw., erscheint in dieser Bewegung nur als ein Moment, als ein verschwindender Moment. Der unmittelbare Produktionsprozess selbst erscheint hier nur als ein Moment. Die Bedingungen und Verobjektivierungen des Prozesses sind selbst gleichermaßen Momente desselben, und seine einzigen Subjekte sind die Individuen, aber Individuen in gegenseitigen Beziehungen, die sie gleichermaßen reproduzieren und neu produzieren. Der ständige Prozess ihrer eigenen Bewegung, in dem sie sich selbst erneuern, während sie die von ihnen geschaffene Welt der Reichtümer erneuern. Karl Marx (Grundrisse)

Der Kommunismus ist wie die Liebe „alles Lebendige, alles Spontane, alles Sinnliche, mit einem Wort alles reale Erlebnis, von dem man nie im Voraus weiß, woher es kommt und wohin es führt“. Karl Marx (Die heilige Familie)

6) – Für uns ist die Revolution natürlich nicht unvermeidlich; unvermeidlich ist jedoch die doppelte Konfrontation des fundamentalen Proletariats mit dem Kapital und den bereits proletarisierten oder zur Proletarisierung tendierenden Schichten der Mittelklasse. Wenn das Proletariat diese Schichten in seine zerstörerischen Kämpfe einbezieht, wird die überwiegende Mehrheit der proletarisierten Menschheit dem Kapital gegenüberstehen, um es zu vernichten. Wenn sich die Proletarier hingegen in die unmittelbaren Kämpfe dieser Mittelklassen für die Demokratie und damit für das Kapital einbinden lassen, können sich die Antagonismen, die deren bloße Existenz zwischen den verschiedenen Teilen des universellen Proletariats – und sogar innerhalb des fundamentalen Proletariats – schürt, nur verschärfen und zur physischen Selbstzerstörung der Menschheit führen, zu ihrer Negation durch das triumphierende Kapital, ohne andere Perspektive als diese teilweise oder vollständige Zerstörung.

In den Klassenkämpfen von heute geht es entweder um die Negation des Proletariats oder um die Negation der Menschheit. Daher ist es wichtig, das Aufkommen der Konterrevolution im Voraus zu erkennen.

Wir werden diese Schlussfolgerungen und die anderen wesentlichen Punkte dieses Textes in späteren Veröffentlichungen weiterentwickeln.

Paris – Mai 1972

Négation*

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