Gefunden auf der Seite von Tridni Valka, die Übersetzung ist von uns.
[AW2024] Bericht aus Prag
Über die Aktionswoche und den Antikriegskongress / Prag / 20. bis 26. Mai 2024 /. „Gemeinsam gegen die kapitalistischen Kriege und den kapitalistischen Frieden“.
Erster kurzer Versuch, eine Bilanz eines Experiments zu ziehen, das voller Versprechungen war … sich aber als organisatorisches Fiasko herausstellte.
ALS EINE ART „PRÄAMBEL“.
Versetzen wir uns zunächst in den Kontext. Es war ein Herbstabend, wir waren ein paar Gefährtinnen und Gefährten, die sich um einen Tisch versammelt hatten, um ein paar Gerichte zu essen, die stundenlang gekocht hatten, ein paar lokale Biere oder andere alkoholfreie Getränke zu genießen (je nach Geschmack und Wahl), und wir diskutierten wild über die neuesten Entwicklungen des Krieges in der Ukraine, die Ereignisse in Israel und Gaza, und ganz prosaisch über den zunehmenden Kurs in Richtung eines allgemeinen Krieges. Abgesehen von und gegen alle geostrategischen Analysen der Bourgeoisie und der extremen Linken des Kapitalismus betonten wir unsererseits vor allem die Notwendigkeit, sich zu organisieren und zu koordinieren, kurz gesagt, eine echte revolutionäre und defätistische Aktivität gegen den kapitalistischen Krieg und den kapitalistischen Frieden auf internationaler Ebene zu zentralisieren!
Wir planten daher ein internationales Treffen zwischen verschiedenen Gruppen und Gefährtinnen und Gefährten, die wir bereits kannten und mit denen wir schon eine Reihe von Aufgaben praktisch übernommen hatten: internationale Diskussionen, Übersetzung verschiedener programmatischer, aber auch Agitations- und Propagandamaterialien, Herausgabe und Verbreitung zahlreicher Beiträge usw. ohne jeglichen sektiererischen und parteipolitischen Geist. Ein maximal zweitägiges Treffen an einem Wochenende erschien uns nicht nur angemessen für diese Art von Treffen, sondern auch für die geringen militanten Kräfte, die wir und, wie wir annehmen, auch andere Gefährtinnen und Gefährten in dieser Periode haben, in der das Proletariat noch nicht die Initiative ergriffen hat und in der es nur wenige konsequente revolutionäre Minderheiten gibt, die vom Rest unserer Klasse sehr isoliert sind.
Aber schon bald begannen die Gefährtinnen und Gefährten, die diese Veranstaltung in Prag organisieren wollten, „größer“ zu denken (zu groß, wie wir später herausfinden werden)… Zu dem ursprünglichen internationalen Treffen kamen nun eine („kleine“) anarchistische Buchmesse und ein ‚Willkommenskonzert‘ hinzu. Wir sind also bereits bei drei Veranstaltungen angelangt, d. h. einem Abend und zwei vollen Tagen.
Wir versuchen auch sehr schnell zu reagieren und das hervorzuheben, was wir für uns und die Bedürfnisse der Militanten, die wir treffen wollen, als wesentlich erachten. Wir schrieben den Gefährtinnen und Gefährten, die die Initiative für die Organisation ergriffen hatten, Folgendes:
„ Was für uns am wichtigsten an eurem Vorschlag ist, ist die „nicht-öffentliche Konferenz“, d.h. eine praktische Diskussion darüber, wie man defätistische revolutionäre Aktivitäten organisieren kann.
Von dieser Diskussion erhoffen wir uns Folgendes:
- dass sie zur Festigung und Organisierung der revolutionären und Klassenkräfte beiträgt und die Möglichkeiten für Aktionen im Kampf gegen den Krieg und im Klassenkampf allgemein erhöht ;
- dass sie uns hilft, unsere Antwort auf den Krieg als Angriff des Kapitals auf das Proletariat zu koordinieren – gemeinsame Flugblätter und gleichzeitige Agitationskampagnen, Austausch von Informationen und Vorschlägen, Beziehungen und praktische Aktionen ;
- dass sie uns hilft, unser Klassenprogramm weiter zu verdeutlichen, nicht nur im Hinblick auf den Kampf gegen den kapitalistischen Krieg, sondern auch im Hinblick auf den Kampf für die Verwirklichung des kommunistischen Projekts der menschlichen Gemeinschaft, von dem er ein integraler Bestandteil ist.
Wir halten es für notwendig, dass nur Individuen und Gruppen an dieser „Konferenz“ teilnehmen, die die vorgeschlagenen Programmpunkte nicht nur unterstützen, sondern sie vor allem auch in ihrer Praxis umsetzen. Uns geht es nicht um eine theoretische Einigung über bestimmte Punkte, sondern um die praktische Tätigkeit der individuellen Teilnehmer. „
Was klar ist, und heute kritisieren wir uns dafür mehr denn je, ist, dass wir nicht entschlossen genug waren, um das Notwendige durchzusetzen und das Überflüssige, das Nebensächliche abzulehnen, wir haben zu viel zugelassen und die Struktur der Gefährtinnen und Gefährten ihren Weg „im Leerlauf“ fortsetzen lassen. Und dann kam der Plan einer „Aktionswoche“ mit verschiedenen Aktivitäten über mehrere Tage verteilt und immer eine „nicht-öffentliche Konferenz“ als Abschluss. Als Bonus wollten die Organisatoren sogar zu einer Demonstration auf der Straße aufrufen. Wir dachten uns, wenn wir (unsere kleine militante Struktur) nicht in der Lage sind, solche Veranstaltungen zu organisieren, dann sind es wahrscheinlich (mehr als wahrscheinlich, dachten wir) die Gefährtinnen und Gefährten, denen wir vertrauten… Die Entwicklung, die die Ereignisse nahmen, bewies uns das genaue Gegenteil…
Wir wollen hier nicht auf die Zweifel eingehen, die in uns aufkeimten, als wir uns dem schicksalhaften Datum des Beginns der „Aktionswoche“ näherten. Wir bekamen alarmierende Berichte von Organisatorentreffen, und Gefährtinnen und Gefährten, die glaubten, dass wir das Event organisierten (da wir die verschiedenen Einladungen, Aufrufe und Klarstellungstexte auf unserem Blog veröffentlicht und über unsere Mailinglisten weitergeleitet hatten), kontaktierten uns und baten uns um eine Antwort auf ihre Fragen, z. B. über den Empfang vor Ort, die Sicherheit und die versprochenen Unterkünfte, die diese Gefährtinnen und Gefährten erhalten hatten. Wir konnten ihnen nur antworten, dass wir die Organisatoren ansprechen würden, damit sie mit ihnen in Kontakt treten und den Organisationsprozess etwas beschleunigen würden. All das, auch wenn es nicht so aussieht, hat auch uns viel Zeit und Energie gekostet, die wir für andere zentrale Aktivitäten hätten aufwenden können.
Um diese „Präambel“ abzuschließen, möchten wir auch mit den unzähligen Gerüchten aufräumen, die sowohl vor als auch während der „Aktionswoche“ über uns in Umlauf gebracht wurden, vor allem aus Kreisen der sogenannten „kommunistischen Linken“ (aber nicht nur, auch einige „Anarchistinnen und Anarchisten“ waren Teil dieses Tratsches!), in denen behauptet wurde, dass unsere Gruppe (Tridni valka) die Organisatoren der Ereignisse in Prag seien. Einige behaupteten sogar, sie hätten die „manipulative unsichtbare Hand“ unserer Struktur hinter den „Organisatoren“ gesehen… All dies ist völlig und zweifellos FALSCH und gehört zur reinsten Phantasmagorie, die dazu zwingt, die praktische Bewegung zur Abschaffung der alten Welt zu betrachten und sie zu spalten, indem man die Kategorien unserer Feinde benutzt: auf der einen Seite die Manipulierten und auf der anderen die Manipulierenden, oder auch auf der einen Seite die Massen und auf der anderen die Anführer, etc. ad nauseam.
Der Gipfel der Dummheit in diesem Bereich ist wahrscheinlich die GIGC (die selbsternannte „Groupe International de la Gauche Communiste – Internationale Gruppe der Kommunistischen Linken“), die in ihrer Zeitschrift über den „Antikriegskongress“ großspurig erklärt: „ Die treibende Kraft scheint die revolutionäre Gruppe Klassenkrieg zu sein – auch bekannt unter ihrem tschechischen Namen Tridni Valka -, die mehr oder weniger aus der Internationalistischen Kommunistischen Gruppe (IKG) hervorgegangen ist oder von ihr beeinflusst wurde “. Danke für all diese Informationen, die die Geschichte sicherlich als sehr „wichtig“ bewerten wird, die aber die praktische Organisation revolutionärer Aktivitäten nicht ein Jota voranbringen; wir sehen aufrichtig und wirklich keinen Sinn darin, diese einseitigen Behauptungen und Fabulierungen zu verbreiten, außer die polizeiliche Version der Geschichte zu nähren und diejenigen zu denunzieren, die wir uns vorstellen, hinter jeder Aktion unserer Klasse im gigantischen Kampf für ihre Selbstemanzipation zu stehen.
WAS IST MIT DER „AKTIONSWOCHE“ ?
Kommen wir nun zur „Aktionswoche“ selbst und zum „Antikriegskongress“ zurück. Wenn wir uns von Anfang an zu keinem Zeitpunkt als Organisatoren dieser Veranstaltungen gesehen haben (aus den bereits oben genannten Gründen), so müssen wir uns über unsere Rolle bei der Organisation klar sein: Was haben wir getan? Nicht mehr (oder weniger), aber auch nicht weniger als das, was unsere täglichen Aufgaben und militanten Aktivitäten ausmacht: Lektüre und Kritik der verschiedenen Beiträge, Diskussionen auf internationaler Ebene, Übersetzung und/oder Verbreitung der betreffenden Dokumente, Hilfe bei ihrer Online-Stellung, Hilfe bei der Einrichtung von Mailinglisten zur Vorbereitung der Diskussionen auf dem Kongress usw. Kurz gesagt, nichts Außergewöhnliches, wenn man bedenkt, was wir normalerweise tun und was unserer Meinung nach das Minimum dessen darstellt, was heute zu tun ist.
Von Anfang an hatten wir die Organisatoren angesichts unserer geringen Kräfte gewarnt, dass sie nicht mit uns rechnen sollten für mehr als das, was wir hier in aller Kürze wiedergegeben haben, dass unsere Anwesenheit während der „Woche“ auf das Wochenende beschränkt sein würde, hauptsächlich für die nicht-öffentliche Versammlung des „Antikriegskongresses“ am Sonntag. Als wir ankamen, waren die Würfel bereits gefallen, als bekannt wurde, dass die Organisatoren die für die Wochenendaktivitäten gemieteten Räumlichkeiten nicht mehr zur Verfügung hatten… Und was wir dann sahen, d. h. ein solches Maß an Desorganisation, hat uns gelähmt oder zumindest erschreckt.
Wir wollen hier entschieden sagen, dass die „Aktionswoche“ aus unserer Sicht, aber auch aus der Sicht vieler anderer Gefährtinnen und Gefährten, eine totale Katastrophe, ein Fiasko, war, was die Organisation der Ereignisse betrifft. Die Organisatoren, oder besser gesagt das falsch benannte „Organisationskomitee“, waren unter aller Kanone und nicht in der Lage, wirklich Verantwortung zu übernehmen. Im Moment konzentrieren wir uns auf eine wahrscheinliche Überschätzung der tatsächlichen Fähigkeiten der Gefährtinnen und Gefährten, die sich selbst eine Perspektive gaben, die sie nachweislich nicht erfüllen konnten.
Darüber hinaus haben verschiedene Strukturen der sogenannten „kommunistischen Linken“, die übrigens nicht eingeladen waren, sondern sich selbst eingeladen haben (was wir uns hier zu kritisieren ersparen werden!), offensichtlich nichts unternommen, um „mit einem blauen Auge davonzukommen“, so sehr sie auch daran interessiert waren, einerseits ein „anarchistisches“ Experiment des Internationalismus in die Brüche gehen zu sehen und andererseits zu versuchen, Militante auf der Suche nach Zusammenhalt zu rekrutieren. Ganz zu schweigen von den schmutzigen Denunziationen, die der Okhrana und der Tscheka zusammen würdig sind (siehe unser Postskriptum weiter unten)!
Eine Gruppe von internationalistischen Gefährtinnen und Gefährten, die nicht an den „Vergnügungen“ der letzten Tage teilgenommen hatten, die bereits einen Teil des „Organisationskomitees“ kannten und deren Vertrauen genossen, machten sich daran, das Ruder herumzureißen – „als unsichtbare Lotsen im Volkssturm“, wie Bakunin es ausdrückte. All dies geschah inmitten des Getöses und der Beschimpfungen, die von allen Seiten während der von einigen hochtrabend als „selbstorganisierte Vollversammlung“ bezeichneten Veranstaltung kamen, die uns in der Tat wie eine Art Vogelscheuche erschien, die unter der Hauptleitung einiger Gruppen, die sich als „kommunistische Linke“ bezeichneten, einer Gruppe von Leninisten und anderen Bolschewiki, sowie einigen ihrer mehr oder weniger anarchistischen Anhänger, die vorgaben, einen Parallelkongress zu organisieren, welches aus dem Hut gezaubert wurde. Nach den Ereignissen wurde zeitweise sogar von „zwei Kongressen“ gesprochen!
Kurzum, diese internationalistischen Gefährtinnen und Gefährten, von denen wir anfangs sprachen, ermöglichten trotz der Beleidigungen und Beschimpfungen, trotz der herrschenden Lynchatmosphäre, dass am nächsten Tag, am Samstag, ein Teil des Programms der öffentlichen Sitzung des Antikriegskongresses“ an einem zwar kleinen, aber dennoch sicheren Ort stattfinden konnte, zumindest glaubten wir das. Zwei Vorträge von Gefährtinnen und Gefährten vom Balkan (Antipolitika) und aus Deutschland (AST) führten zu interessanten Diskussionen gegen den Krieg und den kapitalistischen Frieden; Begegnungen von Gefährtinnen und Gefährten, die sich nicht immer persönlich kannten, waren sehr herzlich und begeisternd; Perspektiven für zukünftige Aktivitäten konnten aufgezeigt werden…
Wir müssen nun auch einen Moment auf die „Entschuldigungen“ und „Vorwände“ zurückkommen, die von den „Organisatoren“ in Bezug auf die „Sabotage“ durch pro-ukrainische tschechische Regierungs-„Anarchistinnen und Anarchisten“ vorgebracht wurden; „Vorwände“, die uns absolut nicht zufrieden gestellt haben. Zunächst einmal ist das Wort „Sabotage“ semantisch gesehen vom „Sabot“ abgeleitet, d. h. von den Holzschuhen, die die Arbeiter trugen und die sie in die Maschinen warfen, um sie zu zerstören. Somit sind die „Saboteure“ aus programmatischer Sicht auf der höchsten Abstraktionsebene nicht sie, sondern wir! Es ist das revolutionäre Proletariat, das durch seine kompromisslosen Kämpfe die Ökonomie sabotiert, wir sind es, die den kapitalistischen Krieg (und seinen Frieden!) sabotieren werden, wenn sich das Kräfteverhältnis infolge der subversiven Aktion unserer Klasse zu unseren Gunsten verändert. Natürlich haben diese sogenannten Anarchistinnen und Anarchisten schon oft ihr wahres Wesen bewiesen: Sie sind Reformer des Kapitals, „alternative“ Sozialdemokraten, die „radikaler“ sind als die offiziellen, sie sind die extremen linken und sogar ultralinken Fraktionen des Kapitalismus und seiner Demokratie – ad nauseam! Und sie hatten bereits mehrfach Gelegenheit, in der Vergangenheit und sogar in der jüngsten Vergangenheit ihre wahren Fähigkeiten zur Schädlichkeit gegenüber jeglicher Äußerung, Manifestation des wahren Internationalismus zu beweisen, der allen Verteidigern dieser alten, verrotteten, sterbenden Welt ins Gesicht explodiert (nicht so sehr, wie wir im Moment hoffen, leider!). Aber es hieße wieder einmal, in die Falle des Mythos der Demokratie zu tappen, wenn man sich vorstellte, dass man auf internationaler Ebene eine echte revolutionäre und defätistische Aktivität gegen den kapitalistischen Krieg und Frieden organisieren, koordinieren und zentralisieren könnte, ohne dass die kapitalistischen Kräfte (sein Staat, seine Polizei, seine Gewerkschaften/Syndikate, seine Sozialdemokratie, ad nauseam…) reagieren, uns unterdrücken, uns unsere Versammlungsorte verbieten usw. Die Organisatoren sind also nicht die einzigen, die sich in der Lage sehen, eine solche Aktivität zu organisieren und zu koordinieren. Die „Organisatoren“ waren darauf nicht vorbereitet, und schließlich waren wir es in gewisser Weise auch nicht, trotz all der starken Vorbehalte, die wir im Vorfeld geäußert hatten. An dieser Stelle ist ein Wort zum Thema Demokratie notwendig…
MYTHOS UND FETISCHISMUS DER DEMOKRATIE
Wir möchten an dieser Stelle einen grundlegenden Punkt ansprechen, der die Demokratie und ihre Diktatur über unser Leben und unsere Aktivitäten betrifft, oder vielmehr die permanente Bruchlosigkeit gegenüber der Demokratie. Demokratie kann keineswegs auf jene Formen und Kategorien reduziert werden, die vulgär von allen akzeptiert werden: Wahlrecht, Versammlungsrecht, Pressefreiheit, Legalisierung von Parteien und Gewerkschaften/Syndikate, ad nauseam. Aus der Sicht der historischen Kritik der Kommunistinnen und Kommunisten ist die Demokratie vor allem die soziale Diktatur des Kapitals, der Ware, des Weltmarkts, des sich verwertenden Werts… Sie ist die praktische Negation des unversöhnlichen Antagonismus zwischen zwei sozialen Klassen, den Besitzern der Produktionsmittel und den Enteigneten der Existenzmittel… Die Demokratie ist auch das giftige Gift, das in jeden unserer Kämpfe, unsere Aktivitäten und sogar in unsere militanten Strukturen eindringt. Die Demokratie steht schließlich für die Bildung falscher Gemeinschaften: die der Nation, des „souveränen Volkes“, des Geldes… gegen die einzige befreiende Gemeinschaft: die Gemeinschaft des proletarischen Kampfes, die die wahre menschliche Gemeinschaft, das Gemeinwesen, ankündigt! Das bedeutet, dass der Kampf gegen die Demokratie „permanent“ sein wird, d.h. solange die kapitalistischen Gesellschaftsverhältnisse existieren, und erst mit der endgültigen Zerstörung dessen, was uns täglich zerstört, enden wird.
Um auf Prag zurückzukommen, haben einige von uns nach unserer Ankunft und angesichts des Chaos„, das sowohl von den „Organisatoren“ als auch von der so genannten „selbstorganisierten Vollversammlung“ entwickelt wurde, direkt auf diese entscheidende Frage hingewiesen: die Fetischisierung der Demokratie. Wir organisieren uns gegen das Kapital und seine Kriege und können uns daher nicht darauf verlassen, dass das Kapital und seine Demokratie uns in Ruhe unsere Aktivitäten strukturieren lassen, uns die „Meinungsfreiheit“ oder das „Versammlungsrecht“ garantieren, die „unterzeichneten Verträge“ einhalten etc. Zum einen sind dies Konzepte, die der kommunistischen Bewegung fremd sind, und zum anderen wendet das Kapital sie nur dann à la carte an, wenn es ihm passt, um seine Herrschaft zu bestätigen, aber niemals, wenn es bedroht ist (oder sich bedroht fühlt). Die „Organisatoren“ haben sich zu sehr auf die Demokratie (und ihre einschläfernde Atmosphäre) verlassen, um die Aktion so ablaufen zu lassen, wie sie war, sie haben sich zu sehr darauf verlassen, dass die demokratischen Kräfte nicht gegen uns vorgehen würden, was sie im Übrigen auch sind: die verschiedenen repressiven Kräfte, die Polizei, die Geheimdienste, die ukrainische (oder auch russische) Botschaft und ihre Avatare, die NATO, die defensiven und bellizistischen „Anarchistinnen und Anarchisten“, ad nauseam. Kurz gesagt, die „Organisatoren“ waren zu offen, zu demokratisch, zu konziliant, zu naiv, was unfreundlichen Kräften die Möglichkeit gab, sich einzumischen. Für die Zukunft und die Entwicklung zukünftiger subversiver Aktivitäten müssen wir uns mehr denn je bewusst sein, dass es sich tatsächlich um einen sozialen Krieg, eine Klassenkonfrontation handelt, und die Mittel, Formen und Maßnahmen dementsprechend wählen…
Ein Beispiel unter vielen für diese (zumindest) Naivität der „Organisatoren“, das wir hier mit dem Finger aufzeigen und kritisieren müssen, ist die Sicherheit der Veranstaltungen. Abgesehen von der Unfähigkeit der „Organisatoren“, etwas wirklich Praktisches zu organisieren, wie z. B. einfach nur den Empfang und die Unterbringung der Teilnehmer (obwohl sie sich vorgenommen hatten, die logistischen Probleme zu lösen), gab es während der gesamten „Aktionswoche“ ein großes Problem mit der Sicherheit der Teilnehmenden. Wir werden nicht über die Identitätskontrollen durch die tschechische Polizei bei der Montagsdemonstration sprechen, da wir nicht dabei waren. Aber es reicht natürlich nicht aus, Slogans wie „No photography“, „No video recording“ an die Wände und in den Blog zu schreiben, damit dies auch tatsächlich so geschieht. Die „Eskapaden“ eines pro-ukrainischen tschechischen Think Tanks auf dem Gelände des „Antikriegskongresses“ sind das beste Beispiel und der Beweis dafür, wie wirkungslos es ist, große Proklamationen über „Sicherheit“ zu machen, ohne die realen und praktischen Mittel zu haben, sie zu gewährleisten, und wie unfähig wir derzeit sind (angesichts unserer schwachen Kräfte und der Situation des Klassenkampfes in Tschechien und sogar in Europa), eine solche öffentliche Veranstaltung zu organisieren oder daran teilzunehmen, die für alle offen ist, mehr oder weniger.
WEN EINLADEN UND WEN NICHT EINLADEN?
Wir möchten hier eine Frage von relativer Wichtigkeit ansprechen. Bei der Vorbereitung der gesamten „Aktionswoche“ und unsererseits vor allem der nicht-öffentlichen Sitzung des „Antikriegskongresses“ stellte sich natürlich die Frage, wen man einladen sollte und wen nicht. Oft haben sich die Organisatoren an uns gewandt und uns gefragt, was wir von einer bestimmten Gruppe oder Organisation halten und ob es sich lohnt, sie für diese oder jene Ebene der Veranstaltungen einzuladen. Es gibt eine Sache, die uns von einigen sehr kritisiert wurde: Warum waren die „großen“ Strukturen und Organisationen der so genannten „kommunistischen Linken“ nicht zur „Aktionswoche“ willkommen, ja, warum wurden sie überhaupt nicht eingeladen? Wir möchten zunächst klarstellen, dass wir uns generell gegen ALLE ideologischen Familien („Anarchismus“, „Marxismus“, „Kommunismus“, „Rätekommunismus“ usw.) wenden, aber in diesem Fall und in diesem Kapitel richten wir unsere Kritik insbesondere an die selbsternannte „kommunistische Linke“.
Zunächst einmal stimmen wir nicht mit der Terminologie „Linkskommunismus“ überein, die zur Bezeichnung der revolutionären Kräfte verwendet wird, die aus der Periode 1917-21 hervorgegangen sind, obwohl es sich dabei um eine historische Bezeichnung handelt, die die historische Materialisierung der Brüche mit der Sozialdemokratie einschließt. Diejenigen, die von der Konterrevolution als „Linkskommunisten“ bezeichnet werden, sind größtenteils die wahren und einzigen authentischen Kommunisten aus dieser Periode. Sie haben programmatisch (trotz der gängigen, von der revisionistischen Geschichtsschreibung aufgezwungenen Terminologie) nichts mit denen gemeinsam, gegen die sie sich in Wirklichkeit während ihres gesamten Kampfes ständig gewehrt haben.
Die Tatsache, dass Lenin (und hinter ihm andere rot angemalte Sozialdemokraten, die „kommunistische“ Rhetorik verwendeten) darauf beharrte, die Praxis der Kommunistinnen und Kommunisten als „Kinderkrankheit“ und die Kommunistinnen und Kommunisten selbst als „Anarchistinnen und Anarchisten“, „Linke“, „Anti-Parteien“ usw. zu denunzieren, ist nur ein Beweis für die zunehmende und klarere Unterscheidung zwischen der konterrevolutionären Politik der Bolschewiki und den revolutionären Ausdrucksformen, die weiterhin gegen die Strömung des Zentrismus kämpften.
Die Definition des Begriffs „Kommunist“ wird, wie Marx sagte, nicht durch das bestimmt, was ein Militanter über sich selbst sagt, sondern durch das, was er tut, d. h. also durch seine tatsächliche kommunistische Aktion in Bezug auf historische Perspektiven.
Es gibt keinen Kommunismus der „Linken“, genauso wenig wie es einen Kommunismus der „Rechten“ oder der „Mitte“ gibt. Der Kommunismus definiert sich in und durch die revolutionäre Praxis von Männern und Frauen, die für die Zerstörung des Staates kämpfen und sich somit auf den Standpunkt der Zerstörung der Armee, der Nationen, der kapitalistischen Verwaltungsorgane, des Kapitals und der Arbeit usw. stellen.
Es ist nicht ohne Grund, dass die Linke der Sozialdemokratie so hartnäckig diejenigen als „infantil“ und „krank“ denunziert hat, die sich ihrer Politik des Wiederaufbaus und der Verwaltung des Staates widersetzten, die den revolutionären Krieg gegen Friedensabkommen mit der Bourgeoisie befürworteten, die gegen Entrismus in den Gewerkschaften/Syndikate und gegen revolutionären Parlamentarismus kämpften. Die Sozialdemokraten – und wir sprechen hier in historischen und nicht formalen Begriffen, in Begriffen von Kräften, die über ihre Bezeichnung hinaus praktisch die Reform der Welt übernehmen! – beabsichtigten sich den Titel „Kommunist“ (ohne weitere Bezeichnung) anzueignen, weil dies zu einem Zeitpunkt, als die Revolution auf der Tagesordnung stand, der beste Weg war, sich vor all jenen zu schützen, die ihre Praxis des Staatsumbaus als konterrevolutionäre Praxis anprangern würden.
Und da sie den revolutionären Charakter der Aktionen derjenigen, die sich ihnen widersetzten, nicht leugnen konnten, schrieben sie kommunistischen Militanten das Adjektiv „links“ zu, um sie als „krank“ und „infantil“ zu bezeichnen sowie um auf einer politischen Linie zu bleiben, auf der kein qualitativer Bruch zu erkennen ist, nicht einmal in der Terminologie.
Wenn wir manchmal Pleonasmen wie „revolutionäre Kommunisten“, „internationalistische Kommunisten“ oder sogar die Verzerrung „Linkskommunismus“ verwenden, obwohl wir die Terminologie unserer Feinde nicht akzeptieren, dann nur deshalb, weil das Gewicht der von Stalinisten und anderen rechten oder linken Bourgeois umgeschriebenen Geschichte wie alle Ideologien eine Kraft ist, die sich im Laufe der Jahrzehnte der Konterrevolution materialisiert hat. Wir müssen zu solchen sprachlichen Tricks greifen, um uns von all jenen zu unterscheiden – und das sind viele! – die in der Tat unsere Flaggen, Banner und Mottos gewaltsam geplündert haben.
Um es klar zu sagen: Es versteht sich von selbst, dass unsere programmatischen historischen Referenzen bei allen Militanten, Gruppen, Organisationen und Strukturen zu finden sind, die mit größter Entschlossenheit die Brüche mit der gesamten Ideologie und Praxis der Sozialdemokratie, einschließlich ihrer „Extreme“, vorangetrieben haben. Ob diese Brüche nun „kommunistische Linke“ oder „revolutionärer Anarchismus“ oder was auch immer heißen mögen … Aber wir lieben den Kommunismus als Projekt, als Bewegung, als Dynamik, als totale Subversion dieser Welt und des Bestehenden, als menschliche Gemeinschaft … zu sehr, um uns auf irgendeine „Linke“ zu berufen, die nur ein trauriges und trostloses Spiegelbild davon ist.
Um auf die „konkreteren“ Aspekte der Frage zurückzukommen, sagen wir klar und deutlich, dass keine Organisation, die offen zu einer der ideologischen Familien gehört, die zwar keine echten Internationalisten (in dem Sinne, wie wir es verstehen!) sind, sich aber dennoch auf internationaler Ebene organisieren und de facto „Internationalisten“ darstellen, den Kampf des Proletariats einrahmen wollen (sei es die besagte „kommunistische“ oder „marxistische“ Familie oder auch die „anarchistische“), nicht eingeladen wurden: Weder die CCI1 (Courant Communiste International), noch die TCI2 (Tendance Communiste Internationaliste), noch all ihre Ableger, noch die verschiedenen PCInt3 (Parti Communiste International), noch die IAA4 (Association Internationale des Travailleurs), noch die IFA5 (Internationale des Fédérations anarchistes), ad nauseam….
Für uns ging es nicht um Sektierertum, sondern darum, Kriterien festzulegen, um eine konstruktive Diskussion zu ermöglichen und Fortschritte bei der Aufgabe zu machen, den revolutionären Defätismus zu fördern und seine Entwicklung als Teil der proletarischen Bewegung zu unterstützen. Wir möchten betonen, dass wir eine echte Diskussion brauchen und nicht nur die Beiträge der anderen anhören, ohne zu einem gemeinsamen Punkt gelangen zu können.
Wir betrachteten die „Aktionswoche„ (bzw. die nichtöffentliche Sitzung des „Antikriegskongresses“ und ursprünglich sogar das internationale Treffen, wie wir es uns vorstellten) nicht als den Tag X, sondern als einen Moment im Prozess der Stärkung, Entwicklung und Konsolidierung der defätistischen revolutionären Gemeinschaft, wobei diese Gemeinschaft nicht erst aufgebaut werden muss, sondern bereits historisch präexistent ist und aus dem fruchtbaren Boden der Klassengesellschaften und der Notwendigkeit, sie abzuschaffen, hervorgeht. Ein Prozess, der den Austausch von Texten und Kritik, Diskussionen, die Organisation konkreter Aktionen, die Kontinuität der Gemeinschaft usw. umfasst, kurzum das genaue Gegenteil von dem, was uns die Linke und extreme Linke des Kapitals auf ihren Konferenzen und Kongressen gewohnt hat… Eine schonungslose Kritik des „Konferenzismus“ ‚ und des „Kongresstums“ ist mehr denn je notwendig und grundlegend…
Was wir uns erhofften (und weiterhin fördern), ist der Aufbau stärkerer Beziehungen im Lager des revolutionären Defätismus und, wenn möglich, das Erreichen eines gewissen Grades an programmatischer Zentralisierung bei gleichzeitiger Beibehaltung einer gewissen Dezentralisierung der Aktionen.
Leider (oder prosaischer hic et nunc!) können wir die „defätistischen“ Praktiken von Gruppen der so genannten „Kommunistischen Linken“ nicht so interpretieren, dass sie dieses Ziel verfolgen.
Basierend auf den Aktivitäten einiger Gruppen haben wir eher den Eindruck, dass ihr Ziel nicht der Aufbau einer echten Kampfgemeinschaft (die programmatisch zentralisiert, aber nicht unbedingt praktisch ist) ist, sondern der Aufbau einer „Partei“, noch dazu einer Massenpartei. Beispielsweise können wir in den Aktivitäten der Kollektive und der Plattform No War but the Class War den Versuch sehen, eine Art „Mindestprogramm“ zu schaffen, dem sich möglichst viele anschließen können, ohne dass es die Partikularismen der verschiedenen Elemente verschärft; insofern können wir darin nichts anderes als Rekrutierungsbüros erkennen. Wir können in diesen Praktiken gewisse Zugeständnisse an diejenigen sehen, die programmatisch nicht klar sind, damit sie ihren Aktivitäten eine Massendimension verleihen können. Wir für unseren Teil wollen genau das Gegenteil tun.
Natürlich haben wir nicht erwartet, dass alle zur „Aktionswoche“ eingeladenen Gruppen auf dem gleichen programmatischen Niveau sind, wir sind uns durchaus bewusst, dass die Kapitalismuskritik einiger Organisationen nicht in gleicher Weise entwickelt und vertieft wird. Aber unsere Hoffnung war, dass sie durch Diskussionen und gemeinsame Praxis ein höheres, dialektischeres und damit radikaleres Niveau des Verständnisses der Realität der auf Ausbeutung basierenden Welt erreichen und damit die Möglichkeit eines gemeinsamen Kampfes eröffnen.
Eine weitere Sache, die wir nicht gutheißen können, ist das Bemühen von Gruppen der so genannten „kommunistischen Linken“, so genannte „theoretische“ Diskussionen den Diskussionen über den tatsächlichen und praktischen Kampf der defätistischen revolutionären Bewegung vorzuziehen. Ihr methodischer Ansatz basiert zweifellos auf der Annahme, dass wir uns zuerst über den Ursprung des Krieges einigen sollten – der für die meisten von ihnen die Dekadenz des Kapitalismus zu sein scheint -, bevor wir irgendetwas anderes diskutieren.
Für uns sollte es keine Trennung zwischen einer sogenannten „theoretischen“ und einer „praktischen“ Diskussion geben. Was uns interessiert, ist in der Tat eine Diskussion darüber, wie man konkret gegen den kapitalistischen Krieg und den kapitalistischen Frieden kämpfen kann, was wir praktisch dagegen tun können. Und im Rahmen einer solchen Diskussion werden notwendigerweise auch theoretische und programmatische Fragen auftauchen und behandelt werden. Kurz gesagt, wir ziehen es vor, von der Praxis zur Theorie zu gehen, während es für alle diese Gruppen genau umgekehrt zu sein scheint.
Das hat die meisten dieser „großen“ Organisationen der sogenannten „kommunistischen Linken“ nicht daran gehindert, sich selbst einzuladen und noch mehr Chaos in das von den „Organisatoren“ hinterlassene Chaos zu bringen, kurz gesagt, der den „Organisatoren“ selbst innewohnenden Desorganisation noch eine ernsthafte Schicht der Desorganisation hinzuzufügen. Wie ein Gefährte, der vor Ort sehr aktiv war, sagte: Ihre Aktivitäten, die Kontrolle zu übernehmen oder zumindest ihre Agenda festzulegen, wurden durch das Chaos, das durch die Desorganisation verursacht wurde, erheblich verstärkt“.
Kurz vor der Aktionswoche, genauer gesagt am 1. Mai, veröffentlichte die TCI einen Blogeintrag, in dem sie ankündigte, dass sie entweder direkt oder über ihre Satellitenstrukturen wie die No War but the Class War-Kollektive nach Prag kommen würde. Darin hieß es unter anderem: „der Aufruf der Prager Aktionswoche im Wesentlichen nicht von den fünf grundlegenden Punkten, die wir von der Initiative „No War but the Class War“ (NWBCW) vertreten. […] Keiner der im Aufruf zur Aktionswoche in Prag benannten Punkte widerspricht den grundlegenden Zielen der NWBCW. In der Tat könnten wir diese fünf Punkte durchaus erweitern, um die acht Punkte von Prag (siehe unten) einzubeziehen“6.7
Einige, die sich selbst als „kommunistische Linke“ bezeichneten, wiesen darauf hin, dass keine der eingeladenen „anarchistischen“ Gruppen den Kriterien entsprach, die in den „acht Punkten“ entwickelt worden waren, während die Gruppen der „kommunistischen Linken“ dies taten. „Die ursprüngliche Einladungsliste enthielt etwa 60 Namen, die meisten von ihnen Anarchisten, Anarchokommunisten, Kommunisten und Schwarze Blöcke, die einem oder mehreren der Kriterien entsprechen konnten. Es fehlten die Namen von linken, italienischen oder deutsch-niederländischen, leninistischen Kommunisten mit internationalistischen Positionen, die alle Kriterien erfüllten.“ Auf diese Art von Argumenten antworten wir, wie wir bereits zuvor per Brief geantwortet hatten, dass zwar „theoretische Positionen“ diesen Kriterien entsprechen können, dass es aber eher die tatsächliche Praxis der Organisationen ist, die sich auf eine ideologische politische Familie berufen (hier im vorliegenden Fall und zur Erinnerung: die besagte „kommunistische Linke“), die sich nicht mit den in dem fraglichen Dokument vorgebrachten Punkten deckt.
Zum Beispiel: Es ist vor allem ihre „Position“ (und ihre tatsächliche Praxis) zu Lenin und den Bolschewiki und ihre gesamte Politik des Wiederaufbaus des Staates und der nationalen Ökonomie in Russland, der Repression von Streiks und proletarischen Kämpfen, die weniger mit dem vierten als vielmehr mit dem siebten Punkt übereinstimmt, nämlich:
- Diejenigen Individuen und Gruppen, die gegen die Politik der „Verteidigung der nationalen Ökonomie“ und der „Aufopferung für die Kriegsökonomie“ kämpfen, diejenigen, die die Expansionstaktik der eigenen Bourgeoisie nicht akzeptieren, selbst wenn sie einem ökonomischen, politischen oder militärischen Angriff ausgesetzt sind.
- An alle, die in ihrer Praxis erkennen, dass das Proletariat kein Vaterland zu verteidigen hat. Unser Feind sind nicht die in die Schützengräben getriebenen Proletarier auf der anderen Seite der Front, sondern die Bourgeoisie – in der Praxis vor allem die Bourgeoisie „im eigenen Land“, „unsere eigene“ Bourgeoisie, die unsere Ausbeutung direkt organisiert.
Insgesamt fordern oder befürworten alle Gruppen der so genannten „kommunistischen Linken“ den Vertrag von Brest-Litowsk (der ein echter Dolchstoß in den Rücken der Proletarier sowohl in Russland als auch in Deutschland und Österreich-Ungarn war – ein „Verrat“, wie manche sagen!), was im krassen Gegensatz zu dem steht, was wir unter revolutionärem Defätismus verstehen (in Punkt 6):
- An alle, die den bourgeoisen Krieg in einen revolutionären Krieg verwandeln wollen, einen Krieg zwischen Staaten in einen Kampf um die Zerstörung aller Staaten.
Um die Frage von Brest-Litowsk und der Abkommen/Beziehungen, die das Proletariat mit seinem Klassenfeind entwickeln/unterhalten könnte, etwas zu vertiefen, sei nur gesagt: Nie und nimmer könnte irgendeine „proletarische Macht“, wie die Bolschewiki sich fälschlicherweise seit Oktober in Russland rühmten, eine solche bleiben, wenn sie Abkommen verhandelt, diskutiert, unterzeichnet, die gegen unsere Klasseninteressen gerichtet sind. Wenn eine „proletarische Macht“ sich mit dem bourgeoisen Staat an den Verhandlungstisch setzt (egal, welche formellen Vertreter ihm gegenüberstehen), dann hat der bourgeoise Staat bereits gewonnen und die „proletarische Macht“ verliert ihre subversive Substanz, wenn sie überhaupt eine solche hat. Wenn der Staat der Kapitalisten mit dem Proletariat „verhandelt“, dann bedeutet das, dass unser Kampf, unsere Offensive bereits sehr stark im Niedergang begriffen ist, dass wir in der Defensive sind, in der Klemme, dass wir bereits verloren haben… Der bourgeoise Staat „verhandelt“ mit uns nur, um uns besser und endgültig zerschlagen zu können…
Und wir wollen hier nicht über andere Meinungsverschiedenheiten sprechen, die wir mit den Gruppen der so genannten „kommunistischen Linken“ haben, wie ihre Beanspruchung (revendication) der Zimmerwald-Konferenz von 1915. Insgesamt ging es bei diesem Treffen von Pazifisten hauptsächlich darum, sich außerhalb der offiziellen Sozialdemokratie zu organisieren, aber nicht gegen sie; dieses Treffen führte zu spektakulären Reden und aufsehenerregenden Erklärungen, aber nicht zu einem wirklichen Bruch mit den Methoden, Praktiken und Programmen der Sozialdemokratie.
Und was die so genannte „Zimmerwalder Linke“ betrifft, so diente die Anwesenheit kommunistischer Militanter in diesem Chaos letztlich nur als radikale Bürgschaft, als Rekrutierungsbüro, um wirklich proletarische Äußerungen wieder in die Spur einer Sozialdemokratie zu bringen, deren Fassade man nur abgewetzt hatte. Kein Wunder also, dass praktisch alle Organisationen der so genannten „kommunistischen Linken“ heute ein „neues Zimmerwald“ machen wollen, das passt perfekt zu ihnen. Schließlich können wir, um Rosa Luxemburg (!!!) zu paraphrasieren, die Aktivitäten dieser „Zimmerwalder Linken“ grundsätzlich so zusammenfassen: „besser ein schlechter Zimmerwald als gar kein Zimmerwald“!
Die bolschewistische Partei und Lenin selbst haben das konterrevolutionäre und pazifistische Programm der Internationale und ihrer verschiedenen Mitgliedsparteien aktiv gefördert. Dies steht im Gegensatz zum fünften Punkt:
- An alle, die sich nicht als Pazifisten, sondern als Revolutionäre verstehen. An alle, die keinen bourgeoisen Frieden anstreben, in dem die Ausbeutung unserer Arbeitskräfte unter etwas anderen Bedingungen weitergehen kann.
Darüber hinaus verteidigt die besagte „kommunistische Linke“ (mehr oder weniger, je nach den von jeder dieser Organisationen bevorzugten Nuancen) die Position der III. Internationale in der Kolonialfrage. Dies steht auch nicht im Einklang mit dem dritten Punkt:
- Diejenigen, die nicht eine Fraktion der Bourgeoisie gegen die andere unterstützen, sondern gegen jede von ihnen kämpfen. Diejenigen, die die klassenübergreifenden Fronten nicht verteidigen oder an ihnen teilnehmen.
FASSEN WIR DIE EREIGNISSE IN PRAG KURZ ZUSAMMEN.
Es gab zwei verschiedene Ebenen mit ebenso verschiedenen Inhalten.
Auf der einen Seite gab es die „Aktionswoche“ mit Demonstrationen, Happenings und anderen „Feierlichkeiten“, die im Bereich des Spektakels blieben. Die Grundidee der Organisatoren war es, den revolutionären Defätismus sichtbarer zu machen, mit den kriegsbefürwortenden Anarchistinnen und Anarchisten zu konkurrieren und sich als „Anziehungspunkt für Unentschlossene“ anzubieten. Aber all das erwies sich als Illusion und vor allem als kontraproduktiv angesichts unserer schwachen Kräfte. Wir kritisierten die Organisatoren in diesem Sinne und machten deutlich, dass eine solche Veranstaltung keine Demonstration der Existenz der Antikriegsbewegung, der Bewegung gegen die kapitalistische Ausbeutung im Allgemeinen, sein kann, da diese Bewegung nur in Ansätzen existiert und sich derzeit auf einige verstreute Minderheiten in der ganzen Welt beschränkt. Wir haben auch betont, dass Revolutionäre diese Bewegung auf keinen Fall schaffen können. Sie können (und wollen) dem Proletariat keinerlei Bewusstseinsbildung bringen, denn diese kann nur aus den materiellen Bedingungen, in denen sich das Proletariat befindet, und aus dem Kampf unserer Klasse gegen diese Bedingungen entstehen. Die Aufgabe der Kommunistinnen und Kommunisten ist es, den unveränderlichen Inhalt, den wirklichen unmittelbaren Kampf der Arbeiterklasse gegen die Ausbeutung, der sich hinter den mehr oder weniger klaren Manifestationen des Proletariats verbirgt, zu entdecken, ihn mit anderen Kämpfen in der Gegenwart und in der Vergangenheit zu verbinden und ihn zu verallgemeinern. Wir erinnerten sie auch daran, dass unsere Aufgabe und unser einziges Interesse die potenzielle Stärkung der bereits existierenden defätistischen revolutionären Kräfte ist, die willens und in der Lage sind, sich sowohl programmatisch als auch praktisch dem Krieg zu widersetzen.
Wir haben nicht an diesen Veranstaltungen teilgenommen und haben zu keinem Zeitpunkt (auf unserem Blog, unseren Mailinglisten usw.) dieses Aktivitätsniveau gefördert, im Gegenteil, wir haben es kritisiert (leider allzu oft „privat“!). Gleichzeitig waren wir nicht stark genug, um den Organisatoren unsere Meinung aufzuzwingen und sie davon zu überzeugen, diese mehr als anekdotischen Veranstaltungen nicht zu veranstalten.
Andererseits gab es den „Antikriegskongress“ (oder die Konferenz oder das internationale Treffen), eine Veranstaltung, die wir für äußerst wichtig hielten und die wir öffentlich als Versuch propagierten, unsere defätistischen revolutionären Aktivitäten zu organisieren und zu zentralisieren, unsere bereits und vorab bestehende Kampfgemeinschaft zu stärken, die unter anderem (und soweit es die wenigen Minderheiten betrifft, die sich bereits kennen) auf der Praxis verschiedener Gruppen, auf gemeinsamen Diskussionen und praktischen Aktivitäten beruht. Für uns bestand der Zweck dieses internationalen Treffens wirklich darin, zu versuchen, ein gewisses Maß an Zentralisierung und Formalisierung der bestehenden Praktiken zu erreichen und zu versuchen, sie auf eine bestimmte Materialisierung auszurichten: eine gemeinsame Kampagne gegen den Krieg, wie wir in unserem Beitrag zur Mailingliste spezifiziert haben. Dies ist auch das, was wir in Prag zu entwickeln und zu fördern versucht haben. Die Zukunft wird zeigen, ob unsere Versuche vergeblich waren oder ob sie etwas Nützliches für den proletarischen Widerstand gegen den Krieg und für den sozialen Frieden hervorbringen werden.
In einer sehr brüderlichen Kritik, die wir einige Tage vor der „Aktionswoche“ erhielten, sagten uns Gefährtinnen und Gefährten über unsere Hoffnung, durch diese Aktion „unsere Isolation überwinden“ zu können, folgendes: „Es gibt keine Abkürzungen, es gibt keine magischen Formeln, es ist der unmittelbare Kampf des Proletariats gegen die Ausbeutung, für die Verteidigung seiner materiellen Bedürfnisse und die Entwicklung dieses Kampfes, der die Substanz liefert, die den Organisationsprozess des Proletariats ausmacht und die Aktionen der revolutionären Minderheiten bestimmt. Das Durchbrechen der Isolation – auf allen Ebenen – entwickelt sich nur in diesem Prozess, als Entwicklung des proletarischen Assoziationismus, alles andere gehört in die Welt des Spektakels und dient nur dazu, die verschiedenen Versuche unserer Klasse, sich zu organisieren, abzulenken und zu neutralisieren. Es ist wie der Mythos einiger Strömungen der Vergangenheit, die glaubten, dass der Aufruf zum Generalstreik die Grundlage sei, um die Revolution einzuleiten. “
Das ist absolut richtig und wir stimmen dieser Ansicht voll und ganz zu. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass wir weder eine Anti-Kriegs-Bewegung schaffen noch den Krieg stoppen können. Aber das bedeutet nicht, dass wir tatenlos auf die Entwicklung des Klassenkampfes warten sollten. In dem Maße, wie der Bruch mit den gesellschaftlichen Verhältnissen des Kapitals nur auf Minderheiten beschränkt ist, müssen wir die Elemente organisieren, die durch ihre Praxis den Bruch mit dem Kapital zum Ausdruck bringen, wir müssen unsere Positionen klären, die Lehren aus den gegenwärtigen und vergangenen Kämpfen des Proletariats, wir müssen die Erfahrungen zusammenfassen, die in der Entwicklung der Revolution und der Konterrevolution gesammelt wurden. Wir sind als kämpfende Klasse und Ausdruck dieses Prozesses ein integraler Bestandteil des Proletariats und müssen die realen und praktischen Aufgaben der subversiven Bewegung übernehmen, auch wenn wir wissen, dass die materiellen Folgen unserer Aktivität im Moment vernachlässigbar sind.
Schlussendlich zeigen uns die Ereignisse in Prag (um den Renegaten Lenin umgekehrt zu paraphrasieren), „was (nicht) tun“! Von Anfang an wollten wir kein öffentliches Treffen organisieren, geschweige denn eine Demonstration (um wem was zu beweisen!?), eine Buchmesse und verschiedene damit verbundene Aktivitäten, die unter dem Label „Aktionswoche“ zusammengefasst werden. Was uns wichtig war (und ist), ist die Notwendigkeit, uns zu koordinieren, unsere Aktivitäten mit anderen militanten Strukturen zu zentralisieren, nicht „nur“ gegen den Krieg und den sozialen Frieden, sondern um wirklich am vitalen Prozess, an der elementaren Dynamik der Umwandlung des kapitalistischen Krieges und Friedens in eine weltweite soziale Revolution, in eine Revolution für die Abschaffung der kapitalistischen Gesellschaftsverhältnisse, in eine Revolution für den Kommunismus teilzunehmen!!!
Und um dies zu erreichen, bleibt ein nicht-öffentliches internationales Treffen von Gruppen und Strukturen, die sich bereits kennen und gemeinsam handeln, heute eine Notwendigkeit, die wir weiterhin mehr denn je betonen. Ohne Schminke und ohne Werbung, ohne vorherige donnernde Erklärung!!!
ALS POSTSKRIPTUM
Nach diesem riesigen organisatorischen Fiasko war es zu erwarten, und wir haben es erwartet: Die Neo-Torquemadisten haben wieder zugeschlagen, oder besser gesagt geifern, wie man es besser ausdrücken sollte, in diesem Fall durch diese Eiterbeule der Arbeiterklasse, die die unbedeutende kleine paranoide Sekte namens CCI darstellt. Wir können in der Tat den faulen Atem der Lehrmeister riechen, all diese Aasgeier, die nach den Ereignissen in Prag gelacht haben und zum vorletzten Mal kommen, um uns ihre düsteren Ratschläge zuzuflüstern, gemischt mit einigen Phrasen demagogischer Bewunderung, als gute „Bankräuber der Revolution“ (so Bordiga), die sie sind. Und es sind immer noch dieselben Geier, die seit Jahrzehnten über den Leichen der von der Repression massakrierten Proletarier kreisen und kichern: „Sie hätten nicht zu den Waffen greifen sollen“ (Plechanow).
Wenn es sich dabei nur um schäbige, verbitterte Kommentare von als Revolutionäre verkleideten sozialdemokratischen Hyänen handeln würde, könnte man sie ignorieren und mit einer festen Handbewegung an ihren Bestimmungsort zurückschicken: die Mülltonnen der Geschichte. Aber noch einmal, und das seit mehr als vierzig Jahren, wenn der CCI es sich erlaubt, von seinen ideologischen Kanzeln und den Balkonen des politischen Spektakels sein sententiöses Geplapper zu verbreiten, sind es immer die bösartigen Intrigen, die Verleumdungen, die Denunziationen und letztendlich die polizeiliche Version der Geschichte, die triumphieren. Zitieren wir also ein letztes Mal die giftige Galle dieser todbringenden Kapos aus ihren jüngsten Erklärungen zu den Ereignissen in Prag: „Was die Position des offiziellen Komitees zur Sicherheit betrifft, sollten wir auch darauf hinweisen, dass Tridni Valka eine gewisse Kontinuität mit dem Groupe Communiste Internationaliste behauptet, obwohl es in der Vergangenheit einige unausgesprochene Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen gab und die GCI als solche nicht mehr existiert. Aber die GCI war eine Gruppe, die einen sehr gefährlichen und destruktiven Kurs verfolgte – vor allem ein Flirt mit dem Terrorismus [Hervorhebung durch die Redaktion], der eine ernste Gefahr für die gesamte revolutionäre Bewegung darstellte.[8] Dazu gehörte eine Art Tarnkappenstrategie, die Tridni Valka anscheinend übernommen hat und die sicherlich zur Desorganisation der Woche und dem Misstrauen beigetragen hat, das viele der Teilnehmenden ihnen gegenüber entwickelten.“ Amen!
Die CCI kann, wie andere ähnliche Sekten, die Aktivitäten von Revolutionären nur als „Verschwörungen“ verstehen und anprangern. Aber verschwören heißt atmen, wie das Sprichwort sagt, und wir für unseren Teil behaupten laut und deutlich, gegen alle Versuche, unsere Klasse zu fesseln, die internationale Verschwörung des Proletariats! Ja, wir verschwören uns, wie „Dampf und Elektrizität sich gegen den Status quo verschwören“ (wie Marx sagte), wir verschwören uns „wie die Sonne gegen die Dunkelheit“ (idem)… Auf jeden Fall ist es sehr wahrscheinlich, dass die tschechischen (und anderen) Staatssicherheitsdienste sich über diese Art von „Enthüllungen“ und „Informationen“ über die angeblichen Verbindungen unserer Gruppe „zum Terrorismus“ freuen werden. Vielen Dank an die Spitzel des CCI, der sich besser in CCI-B umbenennen sollte, mit einem B für „Bolschewik“, aber vor allem für „Verräterinnen und Verräter“!8 Verdammte VERRÄTERINNEN UND VERRÄTER!!!
1A.d.Ü., Internationale Kommunistische Strömung.
2A.d.Ü., Internationalistische Kommunistische Tendenz.
3A.d.Ü., Internationale Kommunistische Partei.
4A.d.Ü., Internationale ArbeiterInnen-Assoziation.
5A.d.Ü., Internationale der Anarchistischen Föderationen.
6Zur Erinnerung: Die „Acht Punkte“, die erklären, an wen der Prager Appell gerichtet war, können auf dem Blog von Action Week gelesen werden: https: //actionweek.noblogs.org/francais/, sowie auf unserem eigenen Blog: https: //www.autistici.org/tridnivalka/semaine-daction-prague-20-26-mai-2024/.
7A.d.Ü., zitiert von An die InternationalistInnen die an der Prager Aktionswoche teilnehmen.
8A.d.Ü., in der englischen und in der französischen Version werden die Begriffe Betrayer (Verräterin und Verräter) und Balance (Rate) verwendet. Wie entschieden uns für erstere Möglichkeit.