25 Jahre Haft im Fall von Rodrigo Lanza?
Neuigkeiten über Rodrigo Lanza,
wir hatten uns in der Vergangenheit zu dem Fall von Rodrigo geäußert; I am 22. Januar 2019 ; II am 11. September 2019 und seit einigen Zeit war es um ihn still, oder wir selber hatten nicht viel mitbekommen.
Rodrigo wurde beschuldigt im Jahr 2017 in einer Auseinandersetzung in einer Kneipe in Zaragoza, Spanien, einen Faschisten, Víctor Laínez, ermordet zu haben. Das Verfahren wurde als der „Hosenträger-Fall“ bekannt, weil der Faschist Laínez Hosenträger trug die die Fahne vom Königreich Spaniens abbildeten.
Beim ersten Verfahren, welches im November 2019 stand fand, wurde Rodrigo für schwere Körperverletzung verurteilt und die Anklage wegen Mord wurde fallen gelassen. Damals wurde er zu fünf Jahren Knast verurteilt. Rodrigo verbrachte die ganze Zeit in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft und die Nebenkläger sind in Revision gegangen und das höchste Gericht von Aragon erklärte das Urteil für nichtig an und deswegen wurde das Verfahren in der nächst höheren Instanz, die Provinzaudienz, wieder verhandelt.
Nun gab es in seinem Fall eine drastische Kehrtwende. Rodrigo wurde im nächsten Prozess von einer Jury, mit acht Stimmen gegen eine, des Mordes für schuldig erklärt. Die Staatsanwaltschaft forderte, wie beim ersten Verfahren, eine Haftstrafe von 20 Jahren sowie eine Entschädigung in einer Höhe von 150.000€. Die Jury erhöhte die Haftstrafe auf 25 Jahre Knast und die Entschädigung auf einer Höhe von 500.000€.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und muss noch von der Richterin María José Gil bestätigt werden, was ab heute am 21.09,2020 passieren könnte.
Ein wichtiger Punkt im ganzen Verfahren, war der Angriff des Faschisten Laínez mit einem Messer auf Rodirigo.
Rodrigo, sowie andere Zeugen, haben in der ganzen Zeit beteuert, dass der Faschist Laínez ihn mit einem Messer angegriffen hatte, dieses tauchte, sehr zugunsten der Staatsanwaltschaft und den Nebenkläger, niemals auf. Die Vermutung dass die Bullen dieses verschwinden ließen ist immer noch sehr groß. Denn dieses Mal entschied auch die Jury dass das besagte Messer niemals existiert hätte und Rodrigo den Faschisten Laínez nur aufgrund seiner Gesinnung ermordet hätte.
Medial ist dieser Fall, oder sogar die Figur selbst von Rodrigo, seit vielen Jahren ausgeschlachtet worden. Dies würde früher oder später, wieder unvermeidbar die Debatte über Schuld und Unschuld, über die Konstruktion von Fällen gegen eine revolutionäre Bewegung usw. in Gange setzten müssen, was ab hier nicht geschah, oder nur von den üblichen Verdächtigen geführt wurde.
Dies hat unter anderem mit dem ersten großen Fall zu tun, bei dem auch Rodrigo vor Gericht stand, nämlich den 4-F Fall. Seit dem ist ein Bulle querschnittsgelähmt. Am 4. Februar 2006, offiziell während der Räumung eines besetzten Hauses in Barcelona, wo gerade eine Party stattfand, wurde dieser verletzt weil ein Stein auf ihn geflogen ist. Rodrigo wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Die damals beschuldigten wurden gefoltert und verbrachten mehrere Jahre in U-Haft. Eine der Beschuldigten, nämlich Patricia Heras, nahm sich ihr Leben bei einem Ausgang aus dem Knast.
Die Kampagne für die gefangenen Beschuldigten, stützte sich sehr auf die Aussage deren Unschuld, was von vielen linken Politikern, wie die jetzige Bürgermeisterin von Barcelona – Ada Colau – oder Pablo Iglesias, der jetzige spanische Vizepräsident und viele andere, als Beispiel, mitgetragen wurde.
Wir erwähnen hier die Auseinandersetzung über Begriffe wie Schuld und Unschuld, vor allem wenn zweites auch in Kampagnen für Gefangene oder von Repression Betroffene als Parole hochgehalten wird, weil es in dieser Gesellschaft keine Sinn ergibt diese zu verwenden.
Der Staat, als Verwalter der kapitalistischen Organisation des Alltags, definiert alleine was Legal und Illegal ist, was Recht und Unrecht ist, welche Regeln gelten (Gesetzte) und wie deren nicht Einhaltung (Verbrechen) ausschaut, formiert, verstanden, verhandelt und verwaltet wird. Wie soll also daher, eine herrschende Ordnung die selbst ihre eigenen Regeln ständig ändert, missbraucht, umgeht, bricht und vor allem willkürlich anwendet, an die Unschuld appelliert werden. Wo diese ja keinen Sinn ergibt, vielleicht nur als Idealismus und Traumvorstellung einer menschlicheren Ausbeutung des Menschen durch den Menschen?
Nun dies sind Fragen, die sich um den Fall von Rodrigo ein Mensch, eine Person, eine Gruppe oder eine Bewegung sich stellen kann. Aber nicht nur im spanischen Staat, sondern auch hier. Denn unser Ziel ist jegliche herrschende Logik zu zerstören und sie nicht als eine moralische Stütze zu verwenden, weil die Unschuldigen immer die besseren Menschen wären. Was sowieso nicht stimmt, weil es in dieser Gesellschaft sowas einfach nicht gibt.