(Sibirien, Russland) Gefangenenstreik in der IK-15-Gefängniskolonie

Gefunden auf Publicación Refractario (Chile), dieser Text wurde auf spanisch am 11. Mai 2020 veröffentlicht, von uns übersetzt.

 

Gefangenenstreik in der Hochsicherheits-Gefängniskolonie IK-15 in Angarsk (Sibirien)

Nach offiziellen Angaben sind zwei Gefangene tot.
Am 9. April verprügelte der Assistent des Leiters der Krutynov-Kolonie in der Strafzelle einen Gefangenen. Anton Obolenitschew schlitzte sich als Reaktion auf diese Form der Behandlung die Pulsadern auf und nahm dies als eine Protestnachricht per Telefon auf. Für seinen Versuch, auf das Problem aufmerksam zu machen, wurde er wiederholt geschlagen.

In der Folge schnitten sich Dutzende anderer Gefangener ihre Adern auf, um auf die systematische Folter und die Verletzung grundlegender Menschenrechte in russischen Gefängnissen aufmerksam zu machen.

Die Leitung der Kolonie war nicht bereit, mit den Gefangenen zu verhandeln.
Die randalierenden Häftlinge besetzten die industrielle Zwangsarbeitszone, wo sie jeden Monat Millionen von Rubbeln an Gewinn für das Gefängnissystem einbringen.

Die Schließer des Gefängnisses griffen die Insassen mit Granaten an, die den Industrieblock in Brand setzten. Nach 10 Stunden Feuer wurde die Industriezone der Kolonie zerstört. Die Feuerwehrleute erhielten keine Erlaubnis, in das Gebiet des Gefängnisses einzudringen.

Der Aufstand wurde in der Nacht zum 10. April nach dem Eingreifen der Spezialeinheiten niedergeschlagen. Während des Angriffs wurden Lärmgranaten und Schusswaffen eingesetzt.

Mehr als 200 Gefangene wurden erneut wegen verschiedener Straftaten angeklagt.

Menschenrechtsverteidiger und Rechtsanwälte dürfen unter dem Vorwand, die Verbreitung von COVID-19 zu verhindern, keine Kolonien und Gefängnisse in der Russischen Föderation betreten.

Am 16. April konnten die Anwälte Khumaid Khuraev sehen, der zum Organisator der Unruhen erklärt worden war. Er erzählte ihnen von der Folter und dem Mangel an medizinischer Hilfe. Khumaid hatte mehrere gebrochene Finger, hatte aber keine Hilfe vom Gesundheitspersonal des Gefängnisses erhalten.

Angehörige anderer Gefangener verlangten Informationen und suchten nach Möglichkeiten, mit ihnen zu kommunizieren. So haben beispielsweise weder Verwandte noch Menschenrechtsverteidiger Informationen über den Zustand von Anton Obolenitschew, einem der IK-15-Häftlinge.

Die Gefangenen fordern Solidarität, Untersuchung von Fällen von Folter und Machtmissbrauch durch Beamte öffentlicher Gefängnisse.

Vollständige Amnestie im Angesicht des Coronavirus!
Keine Gefängnisse mehr, keine Folter mehr!

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