Autonome Gruppen von Valencia in der zweiten Hälfte der 70er Jahre
Dieser Artikel erschien in der anarchistischen Publikation Ekintza Zuzena Nr. 34, aus dem Baskenland, im Jahr 2007. Hiermit machen wir an unserer Reihe zur Geschichte revolutionärer Bewegung im spanischen Staat weiter. Wir hatten schon eine Veranstaltung zu diesem Thema übersetzt, bei dem 2 ehemalige Mitglieder der Autonomen Gruppen zu Wort kommen, zu finden ist der Text hier, wie zu den Kämpfen gegen Knäste in den 70ern, zu finden hier. Die Übersetzung ist von uns.
Autonome Gruppen von Valencia in der zweiten Hälfte der 70er Jahre
In der Tat gab es in jenen Jahren eine große Anzahl autonomer Gruppen aller Art, die ohne Berücksichtigung anderer Abgrenzungen (Portugal, Italien, Frankreich, Deutschland usw.) über das gesamte spanische Staatsgebiet verteilt waren. Gruppen von Menschen, die durch Freundschaftsbeziehungen oder durch mehr oder weniger subjektive gemeinsame Interessen verbunden waren: Projekte des Zusammenlebens, des sozialen und politischen Aktivismus, des Lebens auf eine andere Art und Weise als die herrschende… Ihre Existenz war mehr oder weniger flüchtig. So gaben viele von ihnen oder die Personen, die sie bildeten, ihre Autonomie auf, indem sie sich an dem überstürzten Wiederaufbau der CNT beteiligten, der nach Francos Tod stattfand, oder indem sie sich anderen Gewerkschaften oder Avantgarde-Gruppen der extremen Linken anschlossen; andere wurden heroinabhängig, gründeten Kooperativen oder wurden Muslime; andere wurden einfache Diebe oder Drogenhändler oder normale Malocher oder Eltern. Von denen, die weiterhin Widerstand leisteten, landeten viele im Gefängnis, und einige wurden von der Polizei, von den Schließern, durch Drogen, durch Krankheit oder durch den Straßenverkehr getötet; einige andere begingen Selbstmord… Kurz gesagt, einige nahmen gleichzeitig oder nacheinander eine größere oder kleinere Summe dieser Schicksale oder andere der gleichen Art in Kauf; ich weiß nicht, ob dies das Ergebnis oder die Ursache der Niederlage der Bewegung war, an der sie teilgenommen hatten, oder beides zur gleichen Zeit.
Obwohl Gewalt oder „bewaffneter Kampf“ nicht die einzige oder wichtigste Handlungsweise war, griffen einige dieser Personen und Gruppen gelegentlich, mehr oder weniger häufig, zu mehr oder weniger gewalttätigen Aktionen, manchmal unter Einsatz von Waffen. Raub, Raubüberfälle, Sabotage, Angriffe auf Banken, Kasernen, Polizeistationen, Gerichte, Erziehungsanstalten, Gefängnisse, Arbeitsämter, Kaufhäuser, kapitalistische Infrastrukturen… Abgesehen von den autonomen antikapitalistischen Kommandos des Baskenlandes, die zwar sehr ähnliche theoretische und praktische Vorschläge unterbreiteten, die aber in einem anderen Kontext entstanden, ist der unmittelbare Hintergrund der meisten dieser Gruppen durch ihre eigene Wahl, durch ihre Denk- und Handlungsweise, durch ihre Beziehungen und durch einige der Personen, die zu ihnen gehörten, gekennzeichnet, waren z.B. die Grupos Autónomos de Combate – Autonomen Kampfgruppen und die MIL (Movimiento Ibérico de Liberación – Iberische Befreiungsbewegung), die von 71 bis 73 in Barcelona existierten, als Versuch einer theoretischen und praktischen Kritik am Avantgardismus und Reformismus der „Linken des Kapitals“ und zur Unterstützung der Autonomie der Arbeiterkämpfe, deren Anhänger aus den Comisiones Obreras – Arbeiterkommissionen und anderen aus ihnen hervorgegangenen Versuchen der Selbstorganisation gegen die Manipulation des Stalinismus und anderer linker Bürokratien im Nachteil gekämpft hatten. Oder die GARI (Grupos de Acción Revolucionaria Internacionalista – Revolutionäre Internationalistische Aktionsgruppen), die 1974 auf französischem und belgischem Territorium als Reaktion auf die legalisierte Ermordung von Salvador Puig Antich und zur Verteidigung der anderen Gefangenen der MIL handelten, von denen einige ebenfalls von der Hinrichtung bedroht waren. Oder die Vielzahl unbenannter autonomer Gruppen, die in den Kampagnen, die sich der Repression gegen Erstere stellten, entstanden sind.
Grupos Autónomos Libertarios – Libertäre Autonome Gruppe ist der von der Polizei verwendete und von der Presse aufgegriffene Name, um bestimmte Personen zu kennzeichnen, die 1978 in Madrid, Barcelona und Valencia verhaftet wurden, weil sie des Raubes, der Körperverletzung und des Besitzes von Waffen und Sprengstoff beschuldigt wurden. Später unterzeichneten einige von ihnen und andere, die sich ihnen nach ihrem Fall im Gefängnis anschlossen, einige schriftliche Appelle, die aus dem Gefängnis heraus unter dem Namen Grupos Autónomos eingereicht wurden. Ende 1980, als zum ersten Mal eine Zusammenstellung dieser Kommuniqués veröffentlicht wurde, befanden sich etwa dreißig Personen in den Gefängnissen des spanischen Staates, die, gruppiert nach persönlicher Affinität, zwischen 75 und 79 tatsächlich Aktionen wie die folgenden durchgeführt hatten: das Werfen von Molotow-Cocktails gegen Banken, Arbeitsämter, Kaufhäuser, Polizeistationen, Kasernen der Guardia Civil und ähnliche Ziele, zum Beispiel als Reaktion auf die Ermordung von Salvador Puig Antich oder zu den Jahrestagen derselben oder der letzten Hinrichtungen des Franco-Regimes (im September 1975), oder als Reaktion auf das Massaker von Vitoria 1976 oder auf die Morde an der Polizei in den Straßen von Euskadi Anfang 1977. Eine Serie von Bomben- und Cocktailanschlägen im Jahr 77 gegen deutsche Unternehmen, als mehrere RAF-Häftlinge Selbstermordet1 auftauchten, gegen französische Unternehmen wegen der Auslieferung von Klaus Croissant – dem Anwalt einiger der Vorgänger2 – und während des Hungerstreiks von Apala, um seine Auslieferung zu verhindern, die gleichzeitig einige Male in Madrid und Barcelona, andere auch in Valencia und andere in Abstimmung mit französischen Gruppen durchgeführt wurden. Mitte 1978, anlässlich des Besuchs von Giscard d’Estaing in Spanien, wurden Böller3 und Cocktailpartys4 gegen französische Unternehmen in Spanien und gegen spanische Unternehmen in Frankreich gerichtet: Aktionen, die eine internationalistische Solidaritätsantwort gegen die Unterdrückung des Kapitals ohne Grenzen geben sollten. Unterstützung der autonomen Arbeiterkämpfe durch Angriffe auf die Betriebsgelände und -anlagen der Unternehmen: 1976 in Barcelona die Streiks „Roca“ und bei dem Transportunternehmen „Mateu Mateu“; 1976 in Madrid die Bauarbeiterstreiks, „Roca“ im selben Jahr und 1977 den Streik in der U-Bahn und Anfang 1978 wegen der Fahrpreiserhöhungen erneut gegen die U-Bahn. Zur Unterstützung des Kampfes der Gefangenen wurden 1977 und Anfang 1978 in Barcelona, Madrid und Valencia zahlreiche Angriffe auf Banken, Gerichte, Gefängnisse, Erziehungsanstalten und Jugendgerichte verübt. Neben einer großen Zahl von Enteignungen, die dem Kauf von Waffen und anderen Gütern dienen sollten, die sie zur Aufrechterhaltung und Ausweitung ihrer Handlungsweise brauchten, und als direkte Kritik am bürgerlichen Eigentum und als sofortige Abschaffung der Lohnarbeit zumindest im eigenen Leben. Es gab nie einen „Kollateralschaden“.
In der Praxis waren diese Gruppen in der Tat autonom, sogar die in derselben Stadt untereinander (A.d.Ü., agierten). Jeder Einzelne und jede Gruppe entschied über ihre eigenen Handlungen, ohne irgendeine Autorität oder Hierarchie zu akzeptieren. Sie einigten sich auf konkrete Aktionen und teilten sowohl Waffen und andere materielle Mittel als auch die erforderlichen Techniken und Informationen. All diese Dinge wurden zwischen ihnen sozialisiert und standen jeder gleichgesinnten Gruppe zur Verfügung, die bereit war, „die Ärmel hochzukrempeln“, d.h. auf eigene Faust und eigenes Risiko zu handeln, und die zuverlässig war, was auf der Grundlage persönlicher Beziehungen und gemeinsamer Teilnahme an den Kämpfen des Augenblicks geschätzt wurde. Aber sie bildeten nie eine feste Organisation, und der Name der autonomen Gruppen oder das Wort Autonomie wurde kaum verwendet, weder in den öffentlichen Forderungen der Aktionen noch in den internen Diskussionen der Gruppen. Ich glaube, es war allgemein bekannt, dass derjenige, der am meisten über Autonomie – oder Anarchie – sprach oder behauptete, sie zu vertreten, weniger Chancen hatte, sie tatsächlich zu erreichen, und mehr Chancen, ihr Feind zu werden. Die Idee der „Propaganda durch die Aktion“ war ihnen nicht fremd, aber sie taten die Dinge nicht im Hinblick auf ihre spektakuläre Wirkung. Tatsächlich verwendeten sie nie ein festes Akronym oder einen festen Namen, und einige Aktionen beanspruchten sie nicht einmal. Sie waren nicht daran interessiert, durch das Spektakel identifiziert zu werden und ihnen ein Wesen in ihrer manipulierten Welt zuzuschreiben, wie sie es einst taten, als sie inhaftiert waren. Was sie wollten, war, ihre Ablehnung des kapitalistischen Systems durch sinnvolle Aktionen zum Ausdruck zu bringen, damit diejenigen, die genauso dachten und fühlten, wissen, dass sie da sind, in der Hoffnung, ihnen im Kampf zu begegnen. Zu zeigen, wie die MIL vorschlug, dass das Maß an Gewalt, mit dem man auf kapitalistische Gewalt reagieren konnte und sollte, viel höher war als gemeinhin angenommen. Dabei handelte es sich nicht um eine ideologische Option, sondern um eine praktische Tendenz, zu deren Hauptaspekten die theoretische und praktische Kritik an jeglicher Ideologie gehörte, der Versuch, die Theorie zur eigenen Praxis zu machen und die eigenen Ideen und Projekte in die Praxis umzusetzen. Es handelte sich um konkrete Merkmale bestimmter konkreter Aktionen, deren konkrete Erfahrung eine Art und Weise des Verstehens des Handelns und der Organisation, ja sogar eine Lebensweise mit sich brachte, in der es keine endgültige Trennung zwischen dem Politischen und dem Persönlichen gab. Und vor allem ging es darum, diese Art des Handelns zu verteidigen und gegen jede Art von Zumutung oder Manipulation, also eine eher negative Haltung, zu leben: antikapitalistisch, antistaatlich, antibürokratisch, antiautoritär, antihierarchisch, antiavantgardistisch, antidogmatisch… Der affirmative, kreative Teil wurde eher dem Unvorhersehbaren überlassen, der Freiheit jeder Gruppe und jeder Person und vor allem der Selbstorganisation jedes Kampfes durch einen Prozess des direkten Dialogs und der ständigen Entscheidung der Beteiligten.
Eine andere Frage war die nach der Autonomie der Kämpfe, die zu dieser Zeit in regelrechten Wellen auf dem gesamten Gebiet des spanischen Staates stattfanden, eine Autonomie, an die wir unsere revolutionären Erwartungen knüpften und die wir unterstützen und mittragen wollten, nicht um ihr zu sagen, wie sie sein oder was sie tun sollte. In diesen Jahren kam es zu einer Häufung wilder Streiks, bei denen sich die Arbeiter durch Versammlungen organisierten und die Unternehmer und den Staat zwangen, ihre Forderungen direkt mit den gewählten Delegierten zu verhandeln, die jederzeit widerrufen werden konnten, wobei die Gewerkschaft, die frankoistische oder demokratische Bürokratie und andere professionelle Vermittler außen vor blieben. Oft verbreiteten sich diese Streiks spontan, aus Solidarität und organisiert durch Delegierte Koordinatoren, bis sie sich ausbreiteten und den Rahmen der Forderungen, in dem sie begonnen hatten, sprengten. Sie wurden zu einem großen politischen Problem: eine praktische Auffassung von Demokratie, die in völligem Gegensatz zu dem stand, was die Koalition aus franquistischen Politikern und „Demokraten“ zu jener Zeit durchzusetzen versuchte, um das Herrschaftsregime zu modernisieren. Gleichzeitig vervielfachten sich die direkten Angriffe auf kapitalistisches Eigentum, insbesondere Banküberfälle, Aktionen, die auf die sofortige Befreiung von entfremdeter Arbeit abzielten, um einen Teil der Macht zurückzugewinnen, die das Kapital uns nimmt; während die sozialen Gefangenen die Gefängnisse durch Brände, Aufstände und Fluchten buchstäblich zerstörten und eine allgemeine Begnadigung forderten, auch selbst organisiert durch Versammlungen und eine Coordinadora de Presos En Lucha – Koordination der Gefangenen im Kampf (COPEL). Viele andere Protestbewegungen verstanden die Praxis der Demokratie auf ähnliche Weise, in den Vierteln, in den Irrenhäusern, in den Universitäten und Instituten, auf den Straßen… überall wurden die Prognosen und das Vorhersagen der Partei der Ordnung aus dem Ruder. All diese Dinge spielten eine nicht unbedeutende Rolle bei dem Zusammenbruch der sozialen Kontrolle, der zu dieser Zeit stattfand. Der Ungehorsam breitete sich aus, das Regieren wurde unmöglich, Politiker und Journalisten beklagten täglich die soziale und politische Instabilität.
Um 1976 gab es in Valencia eine Reihe von Menschen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund: Arbeiter, Studenten und Menschen ohne Arbeit und Sozialleistungen, Individuen und Gruppen, die durch persönliche Affinität und ein gemeinsames Verständnis der Teilnahme an den sozialen und politischen Umwälzungen der damaligen Zeit und des Handelns im Allgemeinen verbunden waren. Die meisten von uns würden sich lieber jetzt mit eigenen Mitteln von der Lohnarbeit befreien, als auf eine hypothetische Revolution zu warten, die andererseits nicht das ist, was wir auf gesamtgesellschaftlicher Ebene für unmittelbar bevorstehend hielten. Tatsächlich stimmten einige von uns der Vorstellung zu, dass die Möglichkeiten, „ein Zahn zuzulegen/einen Streit vom Zaun zu brechen“, die sich durch die aus der „Transición“5 resultierende Instabilität boten, nur einige Jahre dauern würden, und wir beabsichtigten, sie zu nutzen, solange wir noch Zeit hatten, und kurz vor dem Ende dieser Zeit nach Mexiko6 zu gehen, um uns vom Militärdienst zu befreien, ganz nebenbei. Für uns, dass was sich gelohnt hat, war die Revolution, diejenige, die wir jeden Tag in unserem eigenen Leben und in unseren persönlichen Beziehungen machen konnten. Wir waren größtenteils Menschen, die durch den ideologischen Dogmatismus und die autoritären und manipulativen Verfahren der linksextremen Gruppen ausgebrannt waren, und obwohl das Durchschnittsalter sehr jung war, waren für viele Menschen die Echos der Erholung der Comisiones Obreras7 – Arbeiterkommissionen durch die PCE (A.d.Ü., Partido Comunista de España – Kommunistische Partei Spaniens) ein Bezugspunkt, oder die der Nachbarschaftskommissionen und -versammlungen und die anschließenden Versuche der autonomen Organisation von Arbeiterkämpfen, wie die antikapitalistischen Plattformen, die auch von Avantgarde-Gruppen übernommen8 wurden, sowie die Erfahrungen des autonomen bewaffneten Kampfes, wie die der MIL oder der GARI. Es gab eine Vielzahl von Nachbarschaftsgruppen, von denen einige durch die Teilnahme an Nachbarschaftskämpfen entstanden waren, zum Beispiel durch überquellende Gemeindeklubs (A.d.Ü., von der Kirche), Orte, an denen die Kirche versuchte, die Jugend in den Arbeitervierteln zu bekehren, und an denen die Priester, aber auch die linken Bürokraten am Ende völlig die Kontrolle verloren. Unter diesen Menschen waren einige Arbeiter mit Erfahrung in Streiks und Arbeitskämpfen, andere waren vom Militär desertiert oder auf der Flucht, andere lebten am Busch und versuchten, der Arbeit zu entkommen, überlebten durch Dealen, raubten Supermärkte aus usw, andere hatten seit einiger Zeit an Solidaritätsaktionen mit den autonomen Gefangenen teilgenommen, andere in den „Komitees zur Unterstützung von COPEL“ und anderen Aktivitäten in Solidarität mit dem Kampf der Gefangenen gegen das Gefängnis, andere hatten kürzlich das Gefängnis verlassen, wo sie an den stattgefundenen Kämpfen teilgenommen hatten, wieder andere waren auf der Flucht… Man kann sagen, dass wir alle vor etwas davonliefen: vor dem Militär, vor der Fabrik, vor der Baustelle, vor den Klassenzimmern, vor der Familie, vor der Religion, vor der Ideologie, vor dem Gefängnis, vor der Gesellschaft…
In den Demos und Mobilisierungen aller Art, die es damals im Überfluss gab, waren wir immer die Letzten, die von der Straße gingen, und die Ersten, die sich der Polizei, den Faschos oder den Ordnungskräften der politischen und gewerkschaftlichen Bürokratien der Linken zusammenstießen. Auf diesen (A.d.Ü., Demonstrationen) und auf den Festen, die ihnen fast immer folgten, trafen wir uns und lernten uns kennen. Wir erkannten uns gegenseitig vor allem durch unsere antibürokratische Haltung an, die darauf abzielte, die gemäßigten Parolen der „demokratischen Kräfte“ aus dem Ruder laufen zu lassen. Die in jedem Moment versuchten, die Energien der sozialen, persönlichen, politischen Konflikte, die zu dieser Zeit, täglich und überall aufgeworfen wurden, zu kanalisieren, indem sie sich fast immer durch Versammlungen organisierten und sie in die Rathäuser, Parlamente, Verhandlungstische, „Konsens“-Pakte und andere „demokratische“ Institutionen zu bringen. Wir wollten im Gegenteil, dass sie weiterhin auf den Straßen, in den Gefängnissen, in den Vierteln, in den Fabriken und in den Elendsvierteln bis zu ihren letzten Konsequenzen aufgezogen werden, ohne dass die Versammlungen und Individuen ihre Macht verlieren. Während sie über die Bürgersinn der Massen wachten und der Polizei applaudierten, warfen wir Steine und Molotowcocktails auf sie, aber auch auf Banken, Kaufhäuser und andere Ziele. Während sie sich mit einer Teilamnestie für die Gemäßigten in ihren Reihen begnügten, forderten wir eine totale Amnestie, die auch diejenigen einschloss, die wegen Gewaltverbrechen verurteilt worden waren – unter ihnen befanden sich noch einige Leute von der MIL und später von autonomen Gruppen, mit denen Solidarität auch für uns ein Faktor der Einheit war. Während sie die „gewöhnlichen Gefangenen“ diskriminierten, forderten wir eine allgemeine Begnadigung und unterstützten die Zerstörung der Gefängnisse, die die Gefangenen selbst durchführten. Während sie „Nieder mit der Diktatur“ und „demokratische Freiheiten“ riefen, riefen wir „Tod dem Kapital“ und „Arbeitermacht“. Kurz gesagt, während sie (Gewerkschaften, Oppositionsparteien, linke Gruppen usw.) versuchten, in enger Zusammenarbeit mit den anderen Ordnungskräften jede Initiative, die über das zwischen dem Regime und der Opposition vereinbarte Projekt der Demokratisierung des Franquismus hinausgehen wollte, umzuleiten oder abzuschneiden, brachten wir unsere Wut auf Freiheit und unseren Wunsch zum Ausdruck, alles zu zerstören, was uns auszubeuten oder zu manipulieren suchte, während wir diejenigen aufspürten, die so dachten, fühlten und handelten wie wir, um uns ihnen zu vereinen.
Von dort aus begannen wir uns zu koordinieren, zum Beispiel bei Cocktailpartys gegen Banken, Arbeitsämter und ähnliche Ziele: Am selben Tag, zur selben Zeit, an verschiedenen Punkten Valencias, manchmal mit einem Motiv und manchmal mit einem anderen, warfen mindestens zehn oder fünfzehn Gruppen von zwei oder drei Personen einige Molotow-Cocktails und setzten damit ihre Ziele in Brand. Bei mehreren Gelegenheiten koordinierten wir uns auch mit Leuten aus Madrid, Barcelona, Frankreich… wie wir anfangs schon sagten. Bei Aktionen wie diesen knüpften wir Beziehungen und entwickelten den Brauch und die Verfahren, uns auf Initiativen zu verständigen, die über den Impuls, die „demokratischen“ Aufrufe zu überfluten, hinausgehen wollten. Vorher, während und nachher trafen wir erfahrenere Leute, von denen wir Techniken wie den Gebrauch von Waffen und Sprengstoffen, die Fälschung von Dokumenten, die Herstellung von „Schwertern“9, Autodiebstahl usw. lernten. Wir fingen an, Raubüberfälle zu begehen, wir lernten, wie man Böller (A.d.Ü., siehe Bemerkung weiter oben) zündet, unsere Aktion wurde immer intensiver. Aber gleichzeitig, fast ohne es zu merken, veränderte sich die soziale Situation, und der Boden, auf dem wir standen, begann unter unseren Füßen zu versagen. Mit der Zeit gerieten wir in den Knast – was Anfang 1978 begann, als wir infolge der Schwächung der allgemeinen Bewegung immer mehr isoliert wurden, während die Polizei und ihre Armee von Informanten uns viel mehr Aufmerksamkeit schenken konnten – setzten sich die Gefährten, die in Valencia und anderswo frei waren, und einige, denen die Flucht gelang, das Ziel, die Gefangenen zu befreien. Es wurden mehrere Tunnel von außen nach innen und von innen nach außen gebaut, Versuche, Menschen in den Verlegungen und Fahrten zum Prozess oder zu den Krankenhäusern zu befreien, und andere Aktionen, deren Prozentsatz an Erfolg nicht sehr hoch war, so dass die Menschen in ihnen oder in den Enteignungen, die zu ihrer Erhaltung durchgeführt werden mussten, schneller inhaftiert wurden, als es ihnen gelang, die Gefangenen herauszuholen. Am Ende wurden fast alle eingeknastet oder sind abgebrannt, während gleichzeitig die Bewegung im Allgemeinen definitiv besiegt wurde. Und so wurden wir in die 1980er Jahre eingetaucht, Jahre der Enttäuschung und Isolation für uns und der Arroganz des Kapitals und des Staates.
Für uns bestand die Revolution neben der Zerstörung des Staates und all seiner Instrumente der Gewalt und Unterdrückung vor allem in der Abschaffung der Lohnarbeit. Anstatt darüber zu phantasieren, wie ein zukünftiger Prozess der Befreiung von der Arbeit zustande kommen würde (nicht, dass wir dies nicht irgendwann taten), versuchten wir, uns sofort von Ausbeutungsverhältnissen im Allgemeinen zu befreien, indem wir zum Beispiel von kleinen und großen Raubüberfällen lebten, deren Emotionen und Risiken wir ebenso teilten wie deren Produkte. Was die Zukunft betrifft, so sollte die Revolution für uns der Beginn eines permanenten Prozesses der Selbsttransformation der Gesellschaft sein, durch die freie und gleichberechtigte Teilnahme aller Beteiligten an allen Entscheidungen und Aktivitäten, die das gesellschaftliche Leben ausmachen, durch die ständige Schaffung der Bedingungen für Freiheit, die Befreiung vom schmerzhaften Teil der Arbeit und die freie Teilnahme am schöpferischen Teil, am Aufbau der menschlichen Welt. Wie dies geschehen soll, müssen diejenigen, die dies tun, von dem Moment an entscheiden, in dem sie sich dazu entschließen, es zu tun. Wir haben versucht, das zu tun, in der Größenordnung unseres eigenen Lebens, ausgehend von unseren kleinen Gemeinschaften, und versucht, uns mit anderen ähnlichen Gemeinschaften zu koordinieren, die im Entstehen begriffen waren und die wir treffen konnten, sowie mit der Bewegung der Vollversammlungsarbeiter und den anderen ungehorsamen Bewegungen, über die wir gesprochen haben und die für uns bereits der Beginn der Revolution waren. Die Tatsache der Autonomie, d.h. die Handlungen, die Haltungen, die Verfahren wie wilde Streiks, die Streikendenversammlungen, die Kommissionen der in ihnen gewählten und jederzeit widerrufbaren Delegierten, die Solidarität, die Streikposten, die Affinitätsgruppen oder die spontanen Vereinbarungen, die im Augenblick der Aktion getroffen wurden, indem sie in ihr zusammenfielen, all das war für viele Menschen zu einem Brauch geworden, aber ihre Feinde waren zahlreich und gut organisiert, es war sehr schwierig, diese „guten Sitten“ gegen die Verfahren der bürokratischen, manipulierenden und anführenden Organisationen durchzusetzen, die linken Organisationen, Parteien und Gewerkschaften mussten ihre Mobilisierungs- und vor allem Demobilisierungskraft, ihre Kontrolle über die arbeitenden Massen unter Beweis stellen, um im Tausch gegen ihren Anteil am „demokratischen“ Kuchen etwas zu verkaufen, und sie konnten sich auf alle Mittel der herrschenden Macht verlassen, vom Monopol über die Manipulation von Informationen bis hin zum Eingreifen der Polizei.
Die „Autonomie“ war damals eine Reihe von Bräuchen, Abläufe, Taktiken, die spontan in den konkreten Kämpfen auf den Straßen, in den Fabriken, in den Gefängnissen, in den Vierteln usw. übernommen wurden und die direkt und in vielen Fällen intuitiv die Lehren aus der unmittelbaren Vergangenheit anwendeten, ohne dass die meisten ihrer Protagonisten sich fragten, warum sie die Dinge so taten. Sie fiel unter ihr eigenes Gewicht (A.d.Ü., das heißt sie waren eine logische Folge), es gab keinen anderen Weg, dies zu erreichen. Vielleicht war der Hauptfehler das Fehlen eines klaren Bewusstseins darüber, was, getan wurde, wie und weshalb, und wer die Feinde dieser Handlungsweise und der Verfahrensweisen waren, mit denen sie sich ihr entgegenstellten. Unbewusste Spontaneität, Fehlen einer kritischen Theorie, einer ausreichend erweiterten strategischen Denkweise. Auf der anderen Seite waren die Menschen, die bereit waren, ohne Gnade zu kämpfen, eine Minderheit, die meisten von ihnen gehörten der damals so genannten „schweigenden Mehrheit“ an, die sich passiv mit dem „demokratischen“ Projekt identifizierten, völlig geblendet von der Illusion des „Wohlfahrtsstaates“ und der „Gesellschaft des Überflusses“ und sich nicht bewusst waren, dass die spanische Gesellschaft in all dem zu spät kam, als sie bereits in voller Zersetzung war. Es mag keine wirkliche „Bewegung“ gegeben haben, eine große Zahl von Menschen, die gemeinsam für ihre eigenen gemeinsamen Ziele kämpfen. Die meisten derer, die sich mobilisierten, sogar viele derer, die die Vollversammlungen verteidigten, taten dies für Verbesserungen ihrer Arbeits- und Konsumbedingungen und andere „besondere“ Forderungen, die perfekt in die Sprache des Staates und des Kapitals übersetzt werden konnten.
Vielleicht war die Situation nicht so „revolutionär“, wie einige von uns sich das gewünscht hätten. Dennoch kann man sagen, dass die Vollversammlungswelle von 76-78 eine große Kraft hatte, die die gesamte Entwicklung der „Transición“ bedingt hat und, solange sie andauerte, eine unregierbare Situation schuf, die sich von der Lohnarbeit auf viele andere Bereiche erstreckte und zu allen Zeiten die Profite des Kapitals gefährdete. Die gesamte „Transición“ kann also als eine Konfrontation zwischen denen gesehen werden, die die durch die Schwächung des Franco-Regimes freigesetzten Energien in „demokratische“ Kanäle lenken wollten, und denen, die sie überfluten/überrennen wollten.
Aber diese rebellischen Perspektiven wurden, hier wie im übrigen Europa, durch die kombinierte Aktion von Polizeigewalt, politischer und gewerkschaftlicher Täuschung und spektakulärer Verführung besiegt. Da die Revolution nicht gewann, triumphierte die Konterrevolution. Als ironische Antwort auf unsere Ablehnung der Lohnarbeit gab uns das Kapital die industrielle Umstrukturierung10, Arbeitslosigkeit, Schwarzarbeit und prekäre Beschäftigung, die Umstrukturierung der Produktion, eine Neuordnung des sozialen Territoriums, die vor allem auf den Kriterien der präventiven Konterrevolution beruht. Das Kapital, die „werdende Welt der Ware“, ist heute relevanter denn je. Ohne die große Entwicklung zu vergessen, die durch die konsumistische Dummheit erreicht wurde, bleibt die Lohnarbeit weiterhin die Sklaverei, die Knechtschaft unserer Zeit; die konkrete, aktuelle Tatsache der Entfremdung; der Modus ausbeuterischer sozialer Beziehungen, durch den wir unsere Freiheit verlieren, indem wir unsere Energie so verkaufen, dass das Kapital nach seinen eigenen Richtlinien und Interessen seine Marktwelt, in der wir mit Gewalt leben müssen, produziert und mit ihr reproduziert, ohne die geringste Möglichkeit, sie nach unseren eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu verändern oder zu gestalten,. Die technologische Entwicklung, die die Bedeutung der menschlichen Arbeitskraft im Produktionsprozess schmälert, hat die Lohnarbeit immer weniger notwendig gemacht, so dass sie die Form und den Inhalt einer Herrschaft erlangt hat, die nur an sich Sinn macht, nämlich die der Arroganz, des Sadismus auf Seiten der Ausbeuter und der freiwilligen Knechtschaft, was die Ausgebeuteten betrifft. Das Schlimme ist, dass wir immer noch Gefangene darin sind, wie unsere Eltern und Großeltern, aber wir haben nicht mehr die Stärke, die die Arbeiterklasse von gestern hatte, abgeleitet aus ihrer Position innerhalb der Produktionsweise und ihrem Klassenbewusstsein. Wir sind nach wie vor vom Kapital abhängig, während es immer weniger von uns abhängt. Es gibt kein wirksames menschliches Kriterium mehr, das den Lauf der Geschichte beurteilen und verändern kann; es ist die Strömung des Fortschritts, die vor allem urteilt und entscheidet. Die ausbeuterische Megamaschine, technologisch verstärkt, regiert als parasitäre Macht über das Leben, als die absolute Substanz, die die gesamte Realität ausmacht, und verhindert auf unendliche Weise die Bildung eines individuellen oder kollektiven Subjekts, das sich ihr entgegenstellen könnte.
Ich möchte klarstellen, dass ich nicht beabsichtige, dass diese Geschichte jetzt jemandem als Beispiel dienen soll. Im Gegenteil, in derselben Geschichte von dem, was wir dachten, oder von dem, was ich jetzt denke, was wir damals dachten, kann man gewisse ideologische Unsinnigkeiten und Illusionen unterscheiden, die keine andere Grundlage haben als die Entfremdung – die schließlich in einer Loslösung von der Realität besteht, auch wenn sie erzwungen wird – und in unserer Praxis viele Schwächen und einige Dummheiten. Zum Beispiel: ein gewisser Fetischismus für Waffen, eine Art bewaffneter Aktivismus, der uns häufig dazu brachte, Gewalt mit Radikalismus zu verwechseln, und der uns durch die Spezialisierung auf klandestine Aktionen und Dynamiken von den wirklichen sozialen Kämpfen distanzierte, die offensichtlich in einem viel breiteren Feld stattfanden. Ein unmittelbarer Gegenkulturalismus, der uns durch die zu starke Betonung des persönlichen Alltagslebens die Suche nach sozialen, historischen und strategischen Perspektiven vernachlässigen ließ. Eine gewisse selbstgenügsame Spontaneität, die uns die Notwendigkeit einer konkreten praktischen Koordinierung der verschiedenen Kämpfe und derer, die kämpften, vergessen ließ. In Wirklichkeit bewahrten wir noch viel von dem deterministischen Glauben, dass das Proletariat seine soziale Revolution verhängnisvoll machen würde, so dass wir sie zulassen konnten, während wir uns unserer eigenen widmeten. All dies begünstigte die vorherrschenden Tendenzen in allen Bereichen – Politik, Arbeitswelt, Nachbarschaft, Antirepressivität usw. -, die durch die Unterdrückung aller Verfahren und Gelegenheiten zum direkten Dialog, zur Reflexion, Entscheidung, Selbstorganisation und kollektiven Aktion, angefangen bei den Versammlungen, ihrer Ersetzung durch staatliche, merkantile und schließlich technologische Vermittlungsmechanismen und die Zurückgezogenheit aller in ihrem Privatleben, die Individuen, angefangen bei uns selbst, der Gnade der Polizei und des Marktes ausgeliefert ließen.
Was damals schon als Delirium und Illusion falsch war, wird heute, etwas mehr als zweiundzwanzig Jahre später, in einer viel schwierigeren und komplexeren Situation und in einigen wesentlichen Aspekten völlig anders sein. Nichts und niemand sollte mythologisiert werden. All diese Dinge machen nur dann Sinn, wenn sie denjenigen, die sie lesen, als Material dienen sollen, um die unmittelbare Vergangenheit so zu verstehen, wie sie dazu beigetragen hat, die Gegenwart zu konstituieren, d.h. in dem Maße, wie ihr in der Lage seit, zu beurteilen, was hier gesagt wird und was nicht gesagt wird, was voraussetzt, dass ihr euch Konzepte aus eurer eigenen praktischen Erfahrung selbst aufbaut, wenn sie für irgendetwas gut sind, auch um sie zu urteilen… In einer Welt, in der sich alle „Wirklichkeiten“ und vor allem die „Realität“ im Allgemeinen nach dem Diktat des Warenfetischs konstituieren, ist genau das, was als real erscheint, per Definition falsch, ein Bestandteil der herrschenden Lüge. Eine andere Wahrheit zu postulieren bedeutet, die Wahrheit, die uns auferlegt wird, in Frage zu stellen, was wir nicht tun sollten, wenn wir nicht genügend Kraft dazu haben. Zunächst muss diese Kraft aufgebaut werden. Andernfalls ist die Niederlage gesichert, und die kleinen und partiellen „Wirklichkeiten“, die gegen das Kapital deklariert und vorher besiegt werden, werden ebenfalls zur Ware oder zu Fetischen und Ritualen, zur Weihe der Ohnmacht, zur Akklimatisierung, zur Verfälschung der Rebellion. Der Feind hat auch auf der Ebene des Bewusstseins einen großen Vorteil uns gegenüber, er kennt ein Gebiet, das ihm gehört, viel besser als wir, und er kennt uns auch besser als wir uns selbst. All dies ist die Folge der Niederlage und der daraus folgenden Zerstreuung einer revolutionären Bewegung, die jahrelang dadurch unterbrochen wurde, dass sie als Subjekt besiegt wurde und gleichzeitig die materiellen, objektiven Bedingungen ihrer Existenz unterdrückt hat. Die Wiederaufnahme dieser Bewegung ist nicht einfach eine Frage des Glaubens, der Ideologie, des Gefühls oder etwas in der Art. Es reicht auch nicht aus, sie zu wünschen, es ist notwendig, ein kollektives kritisches Bewusstsein wiederherzustellen, eine bewusste Praxis wieder aufzunehmen, sich auf einen Kommunikationsprozess einzulassen, der auf der Ablehnung der kapitalistischen Lebensweise und auf dem Wunsch und Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Würde beruht, und durch sie neue praktische Grundlagen, materielle Hebel zur Konfrontation mit dem Kapital zu finden. Es ist auch notwendig, anzuhalten und über die tatsächlichen Ergebnisse des bewaffneten Kampfes als direkte Konfrontation einiger zunehmend getrennter und militarisierter Gruppen mit dem Staat in der „Konterrevolution“ der späten 70er und 80er Jahre, insbesondere im Hinblick auf Manipulations- und Verzerrungsmanöver, sowie über die strategischen Veränderungen nachzudenken, die seither im Bereich der sozialen Kriegsführung stattgefunden haben. Wie handeln, ohne dies getan zu haben, unkritisch und ohne jegliche Vorbereitung Haltungen nachzuahmen, die in vielen Fällen schon damals falsch waren, macht es dem Feind zu leicht.
1A.d.Ü., hier wird ein Wortspiel verwendet, da die offizielle staatliche Version um die Tote in Stammheim 1977 ist nach wie vor die des Selbstmordes, deswegen Selbstermordet
2A.d.Ü., frühere Mitglieder der RAF werden hier gemeint.
3A.d.Ü., im Originaltext steht Petardo, was wortwörtlich Böller bedeutet, hier werden aber keine normalen Böller gemeint, sondern Sprengladungen die geringere Sprengkaft haben, wie Dynamit z.B..
4A.d.Ü., im Originaltext steht Cocteladas, was wortwörtlich Cocktailparty bedeutet, damit werden (unten in Text detailliert beschrieben) koordinierte Aktionen mit der Verwendung von Molotow-Cocktails gemeint und keine sozialen Events wie eine Cocktailparty.
5A.d.Ü., Transición bedeutet Übergang, als Transición wird die Übergangsphase des faschistischen Verwaltung des Kapitalismus, in die demokratische Verwaltung dessen, gemeint. Diese Übergangsphase umfasst offiziel die Jahre 1975 bis 1978. Aus einer revolutionären Ansicht, wird die Meinung vertreten dass das Ende der Transición die Zerschlagung der radikalen und unkontrollierten Arbeiter*innenbewegung war, dies trifft Anfang der 80er zu.
6(A.d.Ü., damals gab es zwischen Spanien und Mexiko noch keine Auslieferungsabkommen)
7Comisiones Obreras – CCOO, ist die größte Gewerkschaft in Spanien. Ihr Ursprung ruht auf wilde Bergarbeiter*innenstreiks in den früh 60ern in Asturias. Damals war CCOO verboten und autonom organisiert, bis die PCE sie unterwanderte und diese nach ihren Interessen missbrauchte.
8A.d.Ü., im Original steht Recuperado, was wortwörtlich wiedererlangt, wiederverwertet, zurückgewonnen, zurürckerobert und ähnliches bedeutet. Das Konzept der Recuperación (Wiedererlangung, Wiederverwertung, Zurückgewinnung, Zurückeroberung), inspiriert von Situationistischen Internationale, beruht auf die Idee das politische Instrumente der Herrschaft, damit sind auch Avantgarden gemeint (sämtliche linke und ML-Ideologien), sich einer Bewegung, einer Theorie und Praxis bedienen und aneignen und diese entleeren. Somit verliert sie ihren ursprünglichen Charakter und wird reformistisch.
9A.d.Ü., in der Knastsprache innerhalb des spanischen Staates ist ein Schwert ein Dietrich.
10A.d.Ü., im Origianltext steht Reconversión Industrial – industrielle Umstrukturierung, dies erklärt, oder steht für die Entscheidung des spanischen Staates, noch unter Franco, im Jahr 1973, als Folge der kapitalistischen Krise, die Industrie, vor allem die schwere, in Spanien abzubauen, weil nach kapitalistischer Logik, diese nicht mehr genug Profit abgaben. Dies traf vor allem die industriellen Zentren im spanischen Staat sehr schwer, die Metallindustrie, der Bergbau, der Schiffsbau, etc. Tausende verloren ihre Arbeitsplätze, was zu einer immensen Welle an Klassenkämpfe führte.