Von der Soligruppe für Gefangene
Wie wir erfahren haben, und auch auf verschiedenen spanischsprachigen Seiten nachlesen konnten, ist in der Nacht vom 24. April 2019 auf den 25. April 2019, Pastora gestorben. Sie erlitt einen Herzinfarkt.
Für viele wurde sie bekannt, weil sie die Mutter des anarchistischen FIES-Gefangenen, Xosé Tarrío, war. Aber nicht nur deswegen, sondern weil sie sich wie wenige für Gefangene einsetzte und gegen Knäste kämpfte. Diejenigen die sie kennen lernen durften, sahen in ihr eine aufrechte, tapfere und herzliche Frau die voller Kraft trotzte. Ein Bündel an Energie der so ansteckend war wie ein Sonnenstrahl nach einer regnerischen Nacht. Ihr Mut, ihre Würde und ihre Empathie machten sie zu einer geliebten Person.
Eine von wenigen, ist es gelungen Familienangehörige von Knackis, die gegen Knäste kämpfen, mit der anarchistischen Bewegung zu verbinden.
Im deutschsprachigem Raum hatten viele das Glück sie kennenzulernen als das Buch von Xosé Tarrío, Hau ab Mensch, in vielen Städten präsentiert wurde und sie Veranstaltungen dazu machte. Xosé war schon Tod und sie berichtete über seine Geschichte ab dem Moment wo das Buch aufhört.
Pastora die selber aus armen Verhältnissen kam und aus Spanien auswandern musste, kam wieder zurück um ihren Sohn zu unterstützten der in der berühmten spanischen Isolationshaft FIES, gegen diese, kämpfte.
Das Buch von Xosé Tarrío, welches schon auf vielen Sprachen erschienen ist und in Spanien schon viele Auflagen hatte, erzählt im Detail, von den Schikanen, der Folter, den Misshandlungen und den harten Lebensbedingungen der FIES-Gefangenen in den 1990ern. Die Geschichte ist aber nicht vorbei weil es in Spanien immer noch FIES gibt.
Dieses Buch prägte mehrere Generationen von Anarchist*innen und anderen Menschen. Xosé selber nahm an vielen der Kämpfe gegen FIES teil, sowie versuchten Ausbrüchen und Meutereien. Wir selber haben in mehreren Artikeln darüber versucht zu berichten.
Es ist schwierig über Pastora zu berichten, ohne über ihren Sohn zu berichten, aber eigentlich ist es andersrum genauso. Pastora selber hat viele Kämpfe gegen die spanischen Knäste mitgetragen und unterstützt. Sie war eine derjenigen die immer auf der anderen Seite der Mauern war. Die nicht für ihren Sohn kämpfe, sondern für alle Söhne und Töchter jener Gesellschaft die sie lieber in den Knast steckt und vergisst.
Xosé Tarrío und Pastora sind gutes Beispiele im Aufheben des Widerspruches zwischen politischen und sozialen Gefangenen, sowie zwischen Szene und Gesellschaft. Pastora selber, sagte nie sie sei eine Anarchistin, aber sie fände Anarchist*innen gut, weil sie die Armut des Kapitalismus zerstören wollen, die so viele, wie ihren Sohn, in den Knast steckten.
Zur Erinnerung, Xosé Tarrío wurde anfangs wegen einem Einbruch zu 2 Jahren und 4 Monaten 1987 verurteilt. Er war damals drogensüchtig. Im Knast wurde er clean und bewaffnete sich mit dem Bewusstsein anarchistischer Ideen. Aus dem ersten Urteil würden im Laufe der Zeit sich insgesamt 71 Jahr Knast zusammenrechnen, weil Xosé im Knast kämpfte und weiter und weiter verurteilt wurde. Insgesamt war er 17 Jahre im Knast von denen er 12 in der Isolationshaft von FIES verbüßte.
Pastora wurde in ihm geliebten Galizien (Nordwest Spanien) bestattet. Ihre Asche wurde an der selben Stelle begraben, am einen Wald neben einen Strand, wo schon 2005 die Asche von ihrem Sohn Xosé Tarrío begraben wurde. Jetzt liegen sie wieder nebeneinander. Über hundert Anarchist*innen waren vor Ort um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Trotz des Regens kamen zu der Beerdigung so viele Menschen aus dem ganzen Staat. Es wurde Musik gespielt und Gedichte gelesen um sich an Pastora zu erinnern, genauso wie dazu ausgerufen wurde, dass der Kampf nicht aufhören soll.
Nach dem emotionalen Akt fand vor Ort ein gemeinsames Essen statt.
Pastora selber, war trotz ihres Altes in vielen Projekten involviert und hatte viele Ideen die sie umsetzen wollte. Sie nahm im Anarchistischen Zentrum, Xosé Tarrío, in Coruña teil. Dort organisierte sie Essen um den Kampf gegen Knäste unterstützen zu können. Sie wollte auch Essenstafel organisieren, damit „niemandem ein Teller Essen fehlt“. Dies sagte sie den Gefährt*innen des Zentrums.
Zusätzlich kümmerte sie sich um Fälle wo Menschen in Knästen oder von der Polizei misshandelt wurde. Genauso wie das Organisieren einer Zusammenarbeit zwischen allen Familienangehörigen von Knackis und von Repression Betroffenen im ganzen Staat.
Eine der letzten Ideen war es ein Stück Land zu kaufen, sowie ein Haus, um Ex-Knackis ohne Familie aufnehmen zu können, um ihnen ein Zuhause geben zu können.
In Coruña, erschien auch eine Wandmalerei, in der Nähe des berühmten Herkules Turmes, wo gelesen werden kann „Que la lucha no muera. Abaixo os muros. A Nai das punks” (Dass der Kampf nicht stirbt. Nieder mit den Mauern. Die Mutter der Punks). Eine Widmung an eine Frau die ein weiteres mal bewiesen hat, was für eine Kraft Mütter haben, wenn sie ihre Kinder vor Ungerechtigkeiten schützen.