Kann die Dialektik Ketten brechen?
Seit langem wünschen wir uns diesen Klassiker des revolutionären Kinos vom Jahre 1972 zu präsentieren. Da an diesem Wochenende viele sogenannte Anarchist*innen und Revolutionäre sich einen anderen Kino des Lebens, nämlich dem kapitalitischen Spektakel, namens Fusion, widmen werden, wäre es unangebracht die Waffen der Kritik im Elend des Alltags schweigen zu lassen. Es ist noch ein langer Weg bis zur allgemeinen Selbstverwaltung und zur Realisierung der menschlichen Gemeinschaft ohne Ausbeutung und Herrschaft des Menschen durch den Menschen.
Dieser Film, auf französisch La dialectique peut-elle casser des briques?, ist ein Film aus dem Umfeld und der Bewegung der SituationistInnen. Hauptfigur für dessen Realisierung war René Viénet, der auch das Buch Enragés et situationnistes dans le mouvement des occupations (Wütende und Situationisten in der Bewegung der Besetzungen), herausbrachte.
Dieser Film folgt das Konzept des „Detournemont“, welches aus den politischen und künstlerrischen Möglichkeiten enstand, um Dinge (Waren) die durch den Kapitalismus oder das herrschende hegemonische politische System erschaffen wurde, um diese aus ihren ursprünglichen Sinn und Gebrauch zu verzerren und daraus eine kritische Wirkung zu verursachen. In diesem Falle ging es darum einen Film, der als Ware sich konsolidiert hatte, in eine radikale Kritik der herrschenden Kultur und einer Waffe revolutionärer Subversion umzuwandeln.
Im ursprünglichen Film kämpfen KoreanerInnen mit ihren Kampfkünste gegen japanische UnterdrückerInnen. Durch das modifizierte Drehbruch (détourné), gibt die Geschichte eine Gruppe von Proleten wieder, die mit einer Gruppe von korrupten und gewaltätigen BürokratInnen, mit Hilfe der Dialektik und der radikalen Subjektivität, ein Ende setzen wollen. Dieser historische Konflikt, der fälschlischerweise von der radikalen Linken des Kapitalismus als ein Phänomen welches nur in industriellen und westlichen Ländern getragen wurde, verteidigt, bezieht sich auf jenen der innerhalb des sogenannten Staatskapitalismus stattfand. Damit sind ebene jene Länder gemeint, die das Paradies der ArbeiterInnenklasse werden sollten und sich logischerweise nur als ein weiterer Joch gegen diese sich beziehen. Eben dieser Staatskapitalismus, wo jede Kritik heutzutage, immer noch als Antikommunistisch bezeichnet wird und damit jede Kritik an den Leninismus und Stalinismus torpediert und verhindert wird. Dies lassen wir nicht zu.
Der Film sollte im damaligen Zeitgeist gesehen und verstanden werden. Auch wenn es immer noch viele Parallelen für das Jetzt gibt. Das heißt, das alle Dialoge, die ständig sich auf verschiedene Revolutionäre beziehen – wie Marx, Bakunin, Wilhelm Reich – eine unheimliche Kritik gegen die Kommunistische Partei in Frankreich waren. Sowie den Gewerkschaften und dem Maoismus die damals, und wieder heutzutage, En Vogue waren. So werden historische, und damals gegenwärtige Ereignisse dargestellt und thematisiert, wie z.B., die Pariser Kommune, die Mai Tage in Barcelona 1937, die französische Linke und die eigenen SitutionistInnen. In der Nebenhandlung, nicht aber als Nebenwiderspruch zu verstehen, tauchen genauso wichtige Fragen auf, wie die der Geschlechter, der Entfremdung und weiteren.
Fast so imposant wie die maoistischen Balletaufführungen, aber durchaus nicht so langweilig und pathetisch, wird dieser Film all denjenen empfohlen die sich den Ritualen, Traditionen und Dogmen einer radikalen Linken nicht untwerfen wollen und sich lieber auf die Seite jener AntagonistInnen und DissidentInnen schlagen, die die Kritik in eine Totalität/Gesamtheit stellen und nicht nur als eine verstümmelte Phrase. Die Kritik an die herrschenden Verhältnisse, in denen wir gezwungen sind zu leben, kann nur als eine Gesamheit aller Verhältnisse stattfinden. Dies nicht zu tun, bedeutet unwiederuflich diese weiterhin zu erneuern und am Leben zu erhalten. Der soziale Frieden des Kapitalismus wird nur durch den sozialen Krieg aller Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen auf den Scheiterhaufen der Geschichte landen.
Damit die radikale Subjektivität eine praktische Kraft wird!
Kein Gott, weder Cäsar, noch Tribun!
Für die Anarchie!
Soligruppe für Gefangene