Solidaritätserklärung

Von der Soligruppe für Gefangene

Veröffentlich am 31 Dezember 2016 in der Ausgabe Nummer 404 der Gefangenen Info

Solidaritätserklärung

Solidaritätserklärung mit den beschuldigten Gefährt*innen, die für die Enteignungen von Banken in Deutschland angeklagt sind.
Mit dieser Erklärung wollen die hier aufgelisteten Kollektive[1] ihre Solidarität mit den beschuldigten Gefährt*innen ausdrücken, die für eine Reihe von Überfällen, die in der Stadt von Aachen stattgefunden haben, verantwortlich gemacht werden.
Was wir hier unterschreiben, ist nicht nur eine Erklärung von Bruder- und Schwesterschaft, sondern auch eine Bestätigung unserer Überzeugungen. Trotz der Kriminalisierung, von denen die Gefährt*innen betroffen sind, erkennen wir in den Taten, für die sie beschuldigt werden, eine politisch-historische legitime Praxis, welche von den revolutionären Bewegungen ausgeübt worden sind. Es ist auch ein klarer Ausdruck dafür, dass es in Zeiten noch Hoffnung gibt, wo Verfolgung und Repression die Tagesordnung bestimmen.
In Aachen haben zwischen den Jahren 2012 und 2014 eine Reihe von Überfällen stattgefunden. Nach diesen Geschehnissen hat die ermittelnde Polizeieinheit[2] eine große mediale Kampagne angekurbelt. Es wurden öffentlich alle Details der Überfälle gezeigt, wobei auch Belohnungen für jegliche Informationen über die Verdächtigen angeboten wurden.
Im Sommer 2015 wurde an der griechisch-bulgarischen Grenze eine Gefährtin festgenommen. Der europaweite Haftbefehl wurde von der Staatsanwaltschaft Aachen gestellt und sie wurde für den Überfall im Juli 2013 beschuldigt. Nach mehreren Monaten U-Haft in Bulgarien wurde sie nach Deutschland ausgeliefert, bis sie aufgrund mangelnder Beweise freigelassen wurde. Zur Zeit[3] befindet sie sich wieder in U-Haft im Knast von Gelsenkirchen. Am 15. September 2016 entschied das Amsterdamer Gericht, sie nach  Deutschland abzuschieben. Seit dem 4. November 2016 findet der Prozess gegen die Gefährtin in Aachen statt.
Am 13. April 2016 fanden in Barcelona drei Hausdurchsuchungen statt. Diese wurden durch ein großes Polizeiaufgebot der Mossos d‘Esquadra durchgeführt. Es ging um das besetzte Haus Bloques Fantasma sowie zwei weitere Wohnsitze. Verhaftet wurde eine Gefährtin. Die Verhaftung wurde von der Staatsanwaltschaft Aachen angeordnet; wieder mittels eines europaweiten Haftbefehls. Sie wird beschuldigt, im November 2014 in derselben Stadt eine Bank ausgeraubt zu haben. Die Gefährtin wurde zuerst nach Madrid an die Audiencia Nacional [5] überstellt, wo der Richter Ely Velasco[4] beschlossen hat, dass die Gefährtin bis zu  ihrer Auslieferung nach Deutschland am 29. Juni im Knast von Soto del Real in U-Haft zu sitzen hat.
Die letzte Verhaftung fand am 21. Juni 2016 in Barcelona statt. Ein Gefährte wurde beschuldigt, sich am Überfall im November 2014 beteiligt zu haben. Er wurde im Knast von Soto del Real in U-Haft eingesperrt, von wo er an Deutschland ausgeliefert und in den Knast von Aachen eingesperrt wurde. Auch er wartet auf den Beginn des Verfahrens und befindet sich in einer ähnlichen Situation wie die anderen Gefährt*innen.
All diese Verhaftungen sind das Ergebnis einer engen und intensiven Zusammenarbeit europäischer Polizeibehörden. Eine Zusammenarbeit, die sich beim Austausch von Informationen und Gefangenen ausdrückt. Im konkreten Fall stützt sich die Grundlage der Ermittlungen auf DNA Spuren, welche die deutschen Behörden mit den Daten der restlichen Behörden in Europa verglichen hatten. Durch die enge Zusammenarbeit der Behörden können dann auch die europaweiten Haftbefehle gestellt und die technische Zusammenarbeit verbessert werden.
Auf der anderen Seite haben sowohl die deutsche wie die katalanische und spanische Presse sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, um unsere Gefährt*innen auf die Geschichte und die Interessen der Macht hinzudeuten und zu entwickeln.
Aber wir bleiben standhaft, genauso an unseren Überzeugungen wie an unserer eigenen Geschichte:
Egal, für welche die Entwicklung sich das Gericht entscheidet, wollen wir öffentlich unsere Unterstützung mit den Gefährt*innen zeigen. Wir erkennen die politisch-revolutionären Ziele, ihren Kampf, sowie ihre militante Tätigkeit als die unseren an. Der Versuch der Medien, sie als eine öffentliche Gefahr dahinzustellen, ist nichts anderes als pervers. Vor allem, wenn die mediale Manipulation die Banken als Opfer darstellt. Eine Verdrehung der Realität, wo jene, die uns jahrelang straflos beklauen, auspressen, betrügen, räumen und kürzen, während jene kriminalisiert werden, die gegen ihre Ordnung rebellieren und es wagen, sie anzugreifen.
Für uns spielt es keine Rolle, ob sie für die Überfälle verantwortlich sind oder nicht. Die Enteignung von Banken ist eine gerechte, ethische und politische Praxis. Eine Methode des Kampfes, welches ein Teil der Geschichte der revolutionären Bewegungen ist.
Die polizeiliche und mediale Jagd, die aufgrund der Überfälle in Deutschland stattgefunden hat, soll uns nicht die Perspektive verlieren lassen bzw. uns täuschen, wer der Feind ist. Die Verhaftung unserer Gefährt*innen ist ein weiterer Grund, um diese Eliten und das System, welches sie repräsentieren, zu bekämpfen. Ein System, welches sich nur nach der Akkumulation von Geld bewegt. Geld, welches unter wenigen aufgeteilt wird und auf Kosten und dem Leiden der Besitzlosen und der Ausbeutung der Restlichen basiert. Weder die polizeiliche Verfolgung, noch die massive Propaganda des Regimes können das, was für alle offensichtlich ist, verstecken. Denn schon wie der Dichter sagte – was ist der Raub einer Bank verglichen mit der Gründung einer solchen?

Freiheit für die gefangenen Anarchist*innen!!
Nieder mit den Mauern der Gefängnisse!!!

[1] A. d. Ü., als Colectivo im spanischen werden politische oder kulturelle Gruppen bezeichnet
[2] In diesem Fall, LKA Nordrhein-Westfalen
[3] Im November 2016 hat das Verfahren in Aachen gegen diese Gefährt*in auch schon begonnen
[4] Spanische Richter der in den letzten Jahren sehr viele Anarchist*Innen festnehmen hat lassen. Sie unter anderem Operación Columna, Operación Pandora, Operacion Piňata.
[5] Spanischer Sondergerichthof, Erbe von Francos Zeiten, wo unter anderem gegen „Terrorismus“ ermittelt wird

*Unterschrieben von: Arran Sant Andreu, Banc Expropiat, Assemblea Popular de Joves El Tramvia de Foc Clot-Camp de l’Arpa, Casal Popular Tres Lliris, CNT-AIT Tarragona, CNT Catalunya, CSO Blokes Fantasma, Elissa (Grup Llibertari del Palomar), Federación Anarquista de Gran Canaria (FAGC), Heura Negra (Assemblea Llibertària de Vallcarca), Kasa de la Muntanya, La Cinètika, Ateneu Llibertari de Sant Andreu del Palomar, Llibreria Aldarull, Acció Llibertària de Sants, Sindicat de barri de Gràcia, Bar Restaurant Resolís, Anarquismo en PDF, Procés Embat, Trespass Journal, RESCAT (Col·lectiu de suport a les preses polítiques catalanes), Rereguarda en Moviment, Ateneu Llibertari de Gràcia, El Berenjenal (Cuina autogestionada Ateneu Llibertari de Gràcia), Assemblea de festes feministes de Sant Andreu, CSA La Rampa, Bio-lentos (col·lectiu de poesia), La Bretxa (Llibertàries del Poblet), Ohdiosas (Equip de futbol femení), Punkbilles (Colla bastonera feminista de Barcelona), Radio Bronka (radio lliure de Barcelona), Dinamo DIY espai (Nou Barris), Ateneu Anarquista La Ruda (Manresa), Assemblea llibertària de Lleida, CSOA La Teixidora (Poblenou), FCAB (Festival de Cinema Anarquista de Barcelona), Virus Editorial, Distri La Polilla, Ateneu Zitzània (Clot – Camp de l’Arpa), Ateneu Columna Terra i llibertat (Berga), Assembla de Joves l’Aixada (Sant Vicenç dels Horts), FEL Zaragoza, Red de apoyo a las detenidas en las Operaciones Pandora y Piñata, El Nudo Transfeminista, Diario de Vurgos (diariodevurgos.com), Centro Social Recuperado de Gamonal (Burgos), Salut entre Totes (col·lectiu de Vallcarca), Agência de Notícias Anarquistas-ANA(Brasil), Feministes Indignades, Assemblea Llibertària L’Oca de Gràcia, Ateneu Flor de Maig (Poblenou), Anònims (restaurant, llibreria, cervesaria de Granollers), Assemblea de Dones Feministes de Gràcia, Oca Negra (Assemblea Llibertària del Clot), Adherentes a la Sexta Declaración de la Selva Lacandona de Barcelona, Ateneu Llibertari de Reus, CSOA Escárnio e maldizer (Compostela), Abordaxe! Comunicación anarquista de Galizia, Ateneu Llibertari del Bergadà, CSA Can Vies, Arran Horta, Tokaca y Fuga (programa de radio, boletín i web), Asamblea Bellota Libertaria (Zona Media de Navarra), Biblioteca Durruti de Altsasu (Navarra), Contramadriz, Assemblea Llibertària UB-Raval, CSO Kike Mur (Zaragoza), Solidaritat Antirepressiva de Terrassa (SAT), Kasal Okupat i Autogestionat Joan Berney (Kasalet).

Dieser Beitrag wurde unter Bankraub Aachen, Deutschland, Repression/Knast, Texte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.