(Euskal Herria) Über die Geschichte der (Arbeiter-)Autonomie

Über die Geschichte der (Arbeiter-)Autonomie

von Emilio López Adán


Dieser Text erschien im Jahr 2006 in der anarchistischen Publikation Ekintza Zuzena Nummer 19 und als Vorwort des Buches Autonomoekin solasean von Jexux Arrizabalaga und Anjel Murias. Dieser Text befasst sich mit der Arbeiterinnen und Arbeiter – Autonomie im Baskenland. Das Phänomen der Arbeiterinnen und Arbeiter – Autonomie war nicht nur einer der nur in Italien, auch wenn bekannter, oder nur in Frankreich, hier eher unbekannt, stattfand. Im Gegensatz zu der Autonomen Bewegung im deutschsprachigen Raum, mit den jeweiligen Unterschieden, war sie im spanischen Staat, oder im Baskenland wie in diesem Falle, sowie in Italien, vor allem eine vom Proletariat geführte Bewegung. Jene Proleten die mit den historischen Avantgarden zu brechen wussten, sprich die Linke des Kapitals, und verstanden hatten, dass diese ihnen im Weg stehen würde, „um den Himmel zu stürmen (Marx)“ und um „eine neue Welt aufzubauen die wir in unseren Herzen tragen (Durruti)“. In diesem Artikel/Pamphlet, dreht es sich um diese Autonomie im Baskenland, die anders war als im restlichen spanischen Staat. Nicht besser, nicht schlechter, nur anders. Vor allem aber immer geprägt durch die spezifische Merkmale und Bedingungen der Baskischen Länder (Euskal Herria).

Autor des Textes ist Emilio López Adán. Emilio, geboren 1946 in Gasteiz, ist Arzt, Literat und ein Historiker der Geschichte des baskischen Nationalismus. Er war ein Mitglied von ETA von 1963 bis 1974 und innerhalb des Taktischen Exekutivkomitees (KET) tätig. Ab der V Asamblea 1966 vertrat er die Linie eines Arbeiterinternationalismus. Er veröffentlichte und widmete sich der Thematik der autonomen Bewegung der Arbeiterinnen und Arbeiter im Baskenland. Die Übersetzung ist von uns.

Zur Übersetzung einiger Begriffe: Im Gegensatz zu der üblichen Übersetzung von „Militante“ haben wir „Militante“ verwendet und nicht „Aktivistin und oder Aktivist“, wie es heutzutage so üblich ist. Dazu, zur Verwendung und zur Kritik des Begriffes „Militant“ werden wir eine Reihe von Texte noch veröffentlichen1.Jetzt zum Begriff „Pueblo“: wir haben den Begriff „Volk“ verwendet. An den Stellen wo der Autor den Begriff „Popular“ verwendet, haben wir es mit „populär“ übersetzt. Wir verwenden selber diese Begriffe nicht, vor allem weil wir sie als unpräzise, historisch verdrehbar, nicht adäquat und willkürlich empfinden, auch weil wir die ideologischen Komponenten dieser kritisieren. Nicht desto trotz, werden wir keinen Text umschreiben, nur weil uns die verwendete Begriffe/Sprache des Autoren nicht gefallen, denn dass nennt man ja bekanntlich „Zensur“ und gegebenfalls „Revisionismus“. Alle die sich aufgrund dessen aufregen, benennen wir klar und deutlichals infantil, ignorant und vulgär. Wir finden diesen Text wichtig, weil er über eine Geschichte erzählt die hier sehr unbekannt ist und jedes mal wenn sich Menschen zusammen getan haben um für eine freie und klassenlose Gesellschaft (nicht Staaten, oder Nationen) gekämpft haben, finden wir es wichtig, dass dies in Erinnerung bleibt und auch als Inspiration dienlich sein kann. Dies wollten wir erwähnen, was wir hiermit gemacht haben. Alles andere liegt jetzt in den Händen, oder eher Hirn, der Lesenden.

Lang lebe die Anarchie, Soligruppe für Gefangene


Über die Geschichte der (Arbeiter-)Autonomie

von Emilio López Adán


Über die Geschichte der Autonomie

In diesem Buch finden die Lesenden Zeugenaussagen. Das Wort derer, die gekämpft haben. Sie haben die Priorität. Das Ziel dieser Einführung ist es, die Lektüre zu erleichtern.

Um die von den Protagonisten kommentierten Fakten in Zeit und Raum zu verorten, wird eine kleine Geschichte der Autonomie angeboten. Und in einer solchen Geschichte mit Daten und Orten findet man auch Ideen.

Ob man es glaubt oder nicht, die Geschichte der Autonomie reicht bis gestern zurück. Die Ära der Massenkämpfe begann 1968 und kochte bis 1977 weiter über. Damals atmete man eine revolutionäre Euphorie. Wenn man dies weiß, kann man vielleicht verstehen, wie die immense Arbeit, die die Autonomie entwickelte, in der Bewegung eines ganzen Volkes Wurzeln schlug. Autonomie sollte nicht als marginal oder asozial betrachtet werden; im Gegenteil, als Teil einer bekannten spontanen Volksbewegung war sie lebendig und perfekt integriert.

Aber nach den Jahren der Euphorie befindet sie sich jetzt in einer Flaute. Genau, der bewaffnete Exponent der Autonomie, die Comandos Autonomos Anticapitalistas (CAA)- die Autonomen Antikapitalistischen Kommandos – entwickelte sich in den Jahren des oben erwähnten Niedergangs. Der Kampf der CAA ist daher ebenso hart wie tragisch: Die Massen und die Träume, die sie als Basis hatten, haben sie im Stich gelassen, sie haben schreckliche Repressionen erlitten, und die größte Bruchbewegung in Euskadi oder MLNV2, Movimiento de Liberación Nacional Vasco – die Baskische Nationale Befreiungsbewegung – wurde ihnen entgegengestellt. Die bitteren Worte, die man in den Meinungen der Protagonistinnen und Protagonisten findet, sind also leicht verständlich.

1968-1977: DIE AKTEURE DIE DIREKT IN DEN KAMPF DER MASSEN INVOLVIERT WAREN

Lasst uns mit 1968 beginnen. In Spanien war Franco noch an der Macht. In den Fabriken breiteten sich Arbeiterkämpfe aus; das baskische Volk, die Verlierer des Bürgerkriegs, erhob sein Haupt; alle vereinten sich gegen die Repression und schärften das revolutionäre Bewusstsein.

Unter unseren Protagonistinnen und Protagonisten gab es klare Motivationen dafür. Viele von ihnen haben ihre ersten organisatorischen Erfahrungen, ihre ersten Kämpfe, ihre ersten Energien in der Fabrik gesammelt; viele von ihnen sind Euskaltzales (aus der pro-baskischen Bewegung)3, und das ist wirklich eine Konstante unter den Autonomen. Andere wiederum kamen von der ETA4 oder in nahe gelegenen Bewegungen. Einige wenige stammten aus dem klassischen Anarchismus.

Am Ende fand die Autonomie, von einigen Ausnahmen abgesehen, ihren Boden in Euskadi, da es sich um eine dominierte Nation handelte; die Autonomie hat für die Freiheit der Arbeiterinnen und Arbeiter von Euskadi gekämpft und zur Stärkung dieser Freiheit an einen einzigen Prozess geglaubt: den, der soziale Revolution und Unabhängigkeit ohne Staat hervorbringt.

In den Kämpfen gegen den Kriegsgericht von Burgos (1970)5 fand die Gelegenheit für die Selbstverwaltung (A.d.Ü., der Kämpfe) statt, um alle Fronten zu vereinen. In Fabriken, Stadtvierteln usw. wurden Vollversammlungen6 abgehalten, und der Straßenkampf war der natürliche nächste Schritt zu diesen Vollversammlungen. Ohne vorgegebene Strategien von oben (A.d.Ü., ohne Avantgarden) fanden die Menschen selbst den Weg. Diese Erfahrung wird nicht vergessen. In diesem Wunsch nach Freiheit vervielfachten sich die Kämpfe in den Fabriken, den Vierteln und den sozialen Bewegungen. Um zu finden, muss man suchen.

Nachdem sie zwei oder drei Jahre lang ununterbrochen gearbeitet hatten, wurden die lebhaftesten populären Kämpfe, die von 1974 bis 1977 stattfanden, durch gut etablierte soziale Praktiken verstärkt. Zusammenfassend kann man sagen, dass in diesen ersten Jahren die Vollversammlungen und die Erfahrungen auf der Ebene der Fabrikssräte und der Delegierten recht präzise sind und dass Gewerkschaften/Syndikate und Parteien sehr oft versuchten, sie zu nutzen; aber dann wurden sie zu einem ständigen Werkzeug (A.d.Ü., gemeint sind die Vollversammlungen), und die Arbeiterbewegung artikuliert sich in Funktion zu diesen. Es entstehen öffentliche und einheitliche Gruppen, und Parteien und Gewerkschaften/Syndikate werden gezwungen, die Selbstorganisation der Arbeiterinnen und Arbeiter zu akzeptieren.

Wir sollten uns also nicht wundern, wenn sich die Protagonisten und Protagonistinnen optimistisch, stark und voller Illusionen zeigten.

Viele entwickelten sich in den Fabriken. In den letzten Jahren des Franco-Regimes fanden die Arbeiterinnen und Arbeiter nach der Überwindung des Sindicato Vertical7 – Vertikale Gewerkschaft – neue und funktionelle Strukturen. Sie trafen sich in Fabriken und beschäftigten sich sowohl mit Arbeitsfragen als auch mit politischen oder repressiven Themen. Der natürliche Treffpunkt war die Fabrik: Sie zwangen den Chef, die Vollversammlungen zu akzeptieren. Als sie sich infolge der Repression nicht mehr in den Fabriken treffen konnten, verwandelten sie die Stadt in einen Raum der Freiheit (Plätze, Kirchen, Vereine usw.), und wenn dies nicht ging, ab in die Berge, um viele Menschen zusammenzubringen. Bei den Zusammenkünften in den Bergen führten die Arbeiterinnen und Arbeiter selbst Kontrollen auf den Straßen durch, entweder um die Einreise von Spitzeln zu verhindern oder um vor der Ankunft der Polizei zu warnen.

Die Vollversammlung war der wichtigste Ort: Dort wurden die Aktionen diskutiert und beschlossen. Um eine kontinuierliche Arbeit durchführen zu können, wählten die Arbeiterinnen und Arbeiter ihre Komitees, und die motiviertesten Militante bildeten Betriebskomitees oder Betriebsräte8.

Am Ende stand die Vollversammlung an erster Stelle; Komitees und Räte mussten für Stabilität und Kontinuität sorgen, ohne in Substitutionismus9 zu verfallen. In dieser Reihenfolge der Dinge wurde Gewalt zugelassen, um sowohl auf die Polizei als auch auf die Provokationen zu reagieren und auch um die spezifische Sabotage in der Fabrik durchzuführen.

Auch in der Stadt, auf den Straßen, ist der Kampf sehr präsent. Bereits 1967 begannen in Rekaldeberri die Nachbarschaftsassoziationen im Großraum Bilbao zu arbeiten. Sie breiteten sich dann auf das gesamte Baskenland aus: 1969 in Donosti und in Renteria, 1970 in Iruñea und 1974 in Gasteiz. Neben ihnen und im Bild der Strukturen, die in den Fabriken entstanden, gab es die Nachbarschaftskomitees, die von den am stärksten politisierten Militanten gefördert wurden. Diese Komitees waren in Navarra und Gipuzkoa sehr aktiv, hauptsächlich bis 1975. Später, mit der demokratischen Legalität, wurden sie in die Nachbarschaftsassoziationen integriert. Dieser städtische Kampf hatte seine spezifischen Bereiche.

Die städtische Frage war sehr wichtig, zum Beispiel im Fall von Renteria. Das Gleiche gilt für die Aktionen für Amnestie10 oder gegen Repression. Und die Feierlichkeiten.

Wer Freiheit suchte, wollte die ganze Freiheit, und wenn möglich alles gleichzeitig. Er verfolgte die soziale Revolution, die Unabhängigkeit und natürlich die individuelle Freiheit, das Glück. Das Volksfest gab dem Militanten einen weiten Raum, um das Allgemeine und das Tägliche zu verbinden. Und es lohnt sich, daran zu erinnern, dass das Volksbild der Feierlichkeiten in Bilbao 1978 durch die Karnvaltruppen und die Initiative von Txomin Barullo11 entstand: die Mitglieder dieser Gruppen waren keine Autonome, aber sie waren revolutionär und freiheitsliebend wie die Atmosphäre selbst.

Dieser Stadtkampf hatte auch enge Beziehungen zur Arbeiterbewegung. Erinnern wir uns an Gasteiz: 1976, harte und intensive Tage; drei Monate Streik, Vollversammlungen, Demonstrationen, Repressionen…; die fünf Toten am 3. März. Vor allem in den Stadtvierteln Zaramaga und Adurtza gingen die Kämpfe der Arbeiterinnen und Arbeiter und Bewohner im Allgemeinen Hand in Hand. Sie bezogen sich auf die Vollversammlungen, aber es berührte alle Menschen.

Auch andere soziale Bewegungen waren in den kollektiven Praktiken unserer Gesellschaft verortet. Die am weitesten verbreitete ist die Anti-Atom-Kampagne. Dabei ging es nicht nur darum, Lemoniz12 zu stoppen: Vielmehr wurden tiefgreifende Reflexionen über Konsum und Art zu Leben geführt, um die Logik des Produktivismus zu verurteilen und alternative Formen vorzustellen und zu praktizieren. Viele Menschen mobilisierten sich um Feste, Vollversammlungen, Aktionen und Demonstrationen: Am 14. Juli 1977 versammelten sich 200.000 Menschen in Bilbao. Der bewaffnete Kampf der ETA war von großer Bedeutung, um Lemoniz zu stoppen; es stimmt, dass viele diesen bewaffneten Protagonismus für schlecht hielten, da er schädlich für eine Art und Weise war, Dinge zu verstehen, die über die AKWs hinausgingen. Aber was wir hier hervorheben wollen, ist die Präsenz der Bewegung und ihre gesellschaftliche Akzeptanz.

Auch der Feminismus breitete sich in diesen Jahren aus. Gleichberechtigung ist ein unverzichtbarer Teil der Freiheit: Viele Militante sind der Ansicht, dass die Aktion von Frauen der wichtigste Bestandteil einer neuen Ordnung ist, die sie in ihrem täglichen Leben gestalten wollen. Männer können keine Revolutionäre sein, wenn sie die Hälfte der Bevölkerung ausbeuten und verachten, und Frauen können keine Revolutionäre sein, wenn sie ihr eigenes Geschlecht verachten und erniedrigen. Der Einfluss des Feminismus auf Militante beider Geschlechter war groß, und einige Frauenpersönlichkeiten passten perfekt zu den Autonomen

Antimilitarismus ist eine ideologische Komponente der Autonomie. Die Ablehnung und das Misstrauen gegenüber dieser Militärkaste, die die bewaffnete Macht entführt und monopolisiert, die Macht zu töten, ist offensichtlich. Auf der Straße waren die Formulierungen jedoch noch immer nicht sehr klar. Die Autonomen befürworteten die Desertion/die Fahnenflucht, aber eine solche Option erforderte ein hohes Maß an Engagement/Verpflichtung. Später haben junge Menschen den Weg der Totalverweigerung gefunden, und es gibt heute viele, die Vorläufer dieses Kampfes waren13.

Weitere besondere Bereiche waren die Freiheit der Gefangenen, Amnestie und die Zerstörung von Gefängnissen. Die MLNV gab diesem Kampf eine wichtige Rolle und die Autonomen arbeiteten hart in den Kampagnen für die Freiheit der Gefangenen. Sie gaben diesem Kampf aber auch einen besonderen Charakter, indem sie sich an Aktionen für gewöhnliche Gefangene beteiligten und harsche Kritik am Gefängnis- und Repressionssystem übten. In letzterem waren sie auch ziemlich einsam.

Im Allgemeinen beteiligten sich unsere Protagonistinnen und Protagonisten in einer sehr lebhaften Atmosphäre und auf einer sehr natürliche Weise an der Zusammenführung militanter Praktiken und populärerer Fragen.

Die Teilnahme an den Vollversammlungen war massiv und offen, und dort zu sein gab ein befriedigendes Gefühl: Militanz war nicht etwas Altmodisches, das in der dunklen Verborgenheit, abgesehen von den Menschen und dem Volk, gemacht wurde.

In der Fabrik mit den Gefährtinnen und Gefährten, in den Straßen und Bergen mit den Nachbarn; wie Fische im Wasser, von Anfang bis Ende völlig identifiziert. Der Bedarf an Koordination zwischen den Fabriken war ebenfalls natürlich.

Und anders als jetzt war es keine Überraschung, dass, wenn in einer Fabrik etwas geschah, die nächste als Ausdruck der Solidarität in den Streik trat. Und all diese Kämpfe sahen die Notwendigkeit einer Koordination, d.h. einer permanenten und aktiven gemeinsamen Arbeit zwischen Initiativen und Organisationen autonomer Natur. Zu diesem Zweck war die Führung einer organisierten Avantgarde nicht erlaubt: Ob Partei oder Gewerkschaft/Syndikat, es war dasselbe, denn keiner von ihnen sollte der Anführer der Massen sein. Die Allgemeingültigkeit, die Teilkämpfe integrieren zu können, kam von unten und überhaupt nicht wie von einer inventarisierten Avantgarde.

Wenn die Autonomie den Dirigismus nicht akzeptierte, dann glaubte sie auch nicht den ultralinken Flügel, der die Notwendigkeit einer Koordinierung negierte. In vielen Erfahrungen hat die Koordination mit ihren beiden Zielen, Transparenz und Effizienz, teilgenommen, die sich gegenseitig ertragen haben.

In diesem Kontext wurde die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes von Anfang an akzeptiert. Der Franquismus war die Folge eines blutigen Bürgerkrieges; was die Legitimität anbelangt, so hatten weder sie (A.d.Ü., die Autonome) noch das Volk ein Problem damit, die direkte Entstehung des bewaffneten Kampfes zu akzeptieren. Es gibt viele Beispiele in der Geschichte des Kampfes gegen den Kapitalismus, sowohl in der Dritten Welt als auch in Europa. Die Autonome aus Italiens sind die Erfahrung, die in jeder Phase am meisten berücksichtigt werden.

Um den Ausbeuter zu vertreiben, ist die Anwendung von Gewalt klar. Mit einem Wort, das Milieu selbst rief zum bewaffneten Kampf auf und hatte im Allgemeinen die Akzeptanz der Mehrheit; nicht alle hatten die gleiche Akzeptanz verinnerlicht, aber zumindest fast immer wurde sie damit gerechtfertigt, gegen den Faschismus zu sein.

In den Bergen, in den Fabriken und auf den Straßen verlangt die Würde angesichts der Angeberei und Gewalt, mit der wir behandelt wurden, eine Reaktion gegen Spitzel und Polizei. Und die erste Maßnahme des bewaffneten Kampfes, d.h. die sofortige Reaktion derer, auf die getreten wurde, war etwas Offensichtliches.

Dann geht es um den organisierten bewaffneten Kampf, innerhalb einer militärischen oder quasi-militärischen Gruppe… Darauf werden wir später eingehen, denn zuerst müssen wir die allgemeine Situation klären. Innerhalb der Autonomen Gruppen akzeptierte die Mehrheit den bewaffneten Kampf. Als gerechte Antwort, als Hilfe und Erweiterung anderer Kämpfe und als unvermeidliche Notwendigkeit, um das kapitalistische System zu Fall zu bringen, wurde der bewaffnete Kampf nicht angezweifelt.

Die Option der ETA erschien ihnen im Baskenland richtig. Sie betrachteten das Verhältnis zwischen dem Volk und den Militanten auf eine andere Weise, und sie sahen den Weg zur Unabhängigkeit auf eine andere Art und Weise. Aber sie hatten immer großen Respekt vor der ETA. Die CCAA (Comandos Autonomos Anticapitalistas – Autonome Antikapitalistiche Kommandos) führte viele Aktionen in Solidarität mit den ETA-Militanten durch: und als die Autonomie scheiterte, trat mehr als ein Autonomer der ETA bei.

IDEOLOGIE, GRUPPEN UND KOORDINATION

Die Ideologie, oder besser gesagt, angesichts der Tatsache, dass unsere Protagonistinnen und Protagonisten keine Ideologie zugelassen/angenommen haben, die die Sichtweise der Autonome auf die Gegebenheiten/Dinge festmachte, bildet sie sich in diesen Jahren der Euphorie. Der Antiautoritarismus ist die stärkste Komponente dieses Denkens. Darüber hinaus gibt es die staatsfeindliche, kirchenfeindliche, armeefeindliche und linke Position gegen den Leninismus und alle seine Folgen.

Sie sagten, die sozialistischen Regime des Ostens seien nur unterdrückende Bürokratien und keineswegs vorbildlich. Folglich waren sie gegen die Führungs-Avantgarde und insbesondere gegen die Parteien und Gewerkschaften/Syndikate die sich über die Arbeiterklasse stellten.

Die antiautoritäre Haltung bediente sich aus dem Preisen der Praxis der direkten Demokratie, wobei letztere in der Vollversammlung verankert war. Wir haben bereits die Notwendigkeit gesehen, alle populären Initiativen zu koordinieren. In dem Kampf ist die Arbeiterklasse immer die direkte Protagonistin, und ihre Führung wird niemals an Retter oder Techniker delegiert werden.

Um diese Praktiken zu kristallisieren, waren die Autonomen nicht alleine: die gleichen Prinzipien lassen sich in den großen zusammenlaufenden Organisationen erkennen. Als Beispiel können wir die städtischen Kämpfe von Llodio oder Renteria nennen. In Llodio 1977 wurde klar zum Ausdruck gebracht, dass das Ziel darin bestand, eine populäre und auf Vollversammlungen basierende Gegenmacht zu schaffen, wobei kontinuistische Formeln abgelehnt wurden und der direkten Demokratie Vorrang eingeräumt wurde.

Eine weitere ideologische Komponente war ein stärkerer Antikapitalismus. Kapitalismus wurde als die allgemeine Art und Weise verstanden, eine ganze Gesellschaft zu beherrschen und zu unterdrücken; Antikapitalismus greift daher nicht nur die Ausbeutung von Arbeitskräften an, sondern richtet sich auch gegen die repräsentative Demokratie, Wahlen, Erziehung/Bildung oder die herrschende Moral. Sie wollten keinen Kompromiss mit der Bourgeoisie. Sie wollten einen allgemeinen Schritt zur Befreiung des Baskenlandes, ohne jeglichen Etapismus14.

Sie hatten also die baskische Nationalbourgeoisie als Feind, und niemand dachte daran, als momentanen Schritt so etwas wie eine Nationale Front zu bilden oder so etwas wie ein Autonomiestatut15 zu fordern. Die Tatsache, Baske zu sein, bedeutete für die lokale Bourgeoisie, für die Leiter der Werkstätten, nichts.

Die Alternative dagegen ist die auf die klarste individuelle Freiheit festgemachte Selbstorganisation. Auf diese Weise, dachte man, sollten die positiven Gefühle der Menschen, wie Liebe, Freundschaft oder Solidarität, erweitert werden können. Es war ein Standpunkt, im Allgemeinen optimistisch, frisch und klar.

Der globale Kampf für die Befreiung des Baskenlandes, revolutionär und abertzale16, ist mit dem Willen und der Fähigkeit, ihn zu führen, verbunden. Dieser Kampf muss mit den unzähligen Erfahrungen für die Freiheit jedes Einzelnen verschmelzen. Was kann man mehr von einem Kämpfer verlangen?

Wenn wir nach ideologischen Referenzen dieser Ideologie suchen, müssen wir den Anarchismus oder den Rätekommunismus zitieren, denn in Wirklichkeit gibt es auch in der Autonomie nicht viele ideologische Referenzen. Eine Gruppe, LAIA17, durchlief den Marxismus und fand dort ihre Wurzeln; sie nahm alles, was einer linksradikalen Sichtweise entsprach: Arbeiterräte, maoistische Kommunen, Kulturrevolution, die beiden Zweige des Trotzkismus, Kritik am Stalinismus oder die Theorie der permanenten Revolution. Die Ankunft von ZYX18 brachte den langen Strick des Anarchismus. Die OICE19 brachte die Apologie der Arbeiterräte mit. Doch wer versucht, die Spur des ideologischen Ursprungs der Autonomie zu finden, irrt sich.

Ich denke, dass zuerst die konkrete Situation die Grundlagen schafft und die ideologischen Muster dann kommen, um das, was man tut, zu erklären, zu ergänzen oder zu bereichern, aber nie als Leitfaden dienen. Diese heißen, optimistischen und reichhaltigen Zeiten begannen 1968 und erlebten ihre intensivsten Momente in den Jahren 1975, 1976 und 1977. Es gibt sagenhafte Orte, wie Renteria, Pasaia, Irún, Lezo, Donostia, Andoain, Tolosa oder Gasteiz.

Es gibt auch berühmte Daten: der Prozess von Burgos, der Streik bei Bianchi in Renteria 1971, der Streik im März 1976 in Gasteiz20 oder Koordinierung von Renteria 1977.

Erwähnenswert sind auch die organisatorischen Ursprünge der Autonomen Bewegung, denn die Lesenden finden Hinweise in den verschiedenen Zeugnissen.

Die Arbeiterkomitees waren die ersten. Sie entwickelten sich fast ausschließlich in Gipuzkoa, Navarra und Gasteiz. Sie sind antikapitalistisch, antiautoritär und befürworten harte Aktionen. In den Herbststreiks von 1969 begannen sie sich zu bewegen und wurden durch die anti-repressiven Mobilisierungen wegen Burgos beschleunigt. Hier schloßen sie sich den abertzale Antworten auf das nationale Problem an. Die abertzale Sichtweise brachte die Kritik einiger, genau genommen derer, die mit OICE gegangen sind, hervor.

Aus der ETA kamen auch Militante, die meisten von ihnen Veteranen, die in der Frente Obrero21 – Arbeiterfront – gewesen sind und die mit der militärischen Entwicklung der ETA nicht einverstanden waren. Unnötig zu sagen, dass sie Abertzales sind. Dann gab es auch einige Minderheiten der ETA VI22, die sich 1972 spalteten und die Beziehungen zwischen der Praxis der Vollversammlungen und der Klandestinität vertieften.

Auch von der ETA kamen, wenn auch indirekt, die von LAIA, und insbesondere die von LAIA-EZ. LAIA wurde 1974 geboren, von der ETA getrennt, mit einem eindeutig linken Charakter. Nach und nach nehmen sie rätekommunistische und libertäre Positionen ein; sie verurteilten die Alternative als etapistisch23. So ist die LAIA-EZ entstanden. Später fanden sie in Eibar, den Urola oder an der Küste las Comisiones de Trabajadores Anticapitalistas de Euskadi – die Kommissionen der antikapitalistischen Arbeiter von Euskadi – und 1975 die Autonome Bewegung.

Es gab auch die Anarchistinnen und Anarchisten um ZYX. Zuerst bildten sie die Gruppe Askatasuna – Liberación24 – Befreiung- , dann wurden sie zur Organización de Clase Anticapitalista (OCA-EKA)25 – Antikapitalistischen Klassenorganisation -, und schließlich betraten sie in das weite Feld der Autonomie ein.

All dies können wir in der Autonomie finden. Aber als Militante arbeiteten viele Menschen ohne den Namen einer konkreten Herkunftsorganisation, und auch niemand fragte sie nach dem Mitgliedsausweis. Im Umfeld gab es auch Militante und organisierte Gruppen. Dies ist nicht überraschend.

Von 1974 bis 1977 hatte unter den Arbeiterinnen und Arbeitern und in den städtischen Kämpfen die Dynamik der Vollversammlung die größte Kraft: Die reformistischen Parteien selbst mussten in diese Dynamik eintreten und sie akzeptieren, ob sie es wollten oder nicht. Ihrerseits hatten die Befürworter des Bruchs dort ein großes Kampffeld. Die Vollversammlungen waren nicht gerade Eigentum der Autonomen, aber auf ihnen waren alle da. Von den Organisationen und Parteien, die im Zusammenhang standen, werde ich in einer bestimmten chronologischen Reihenfolge diese sozialen Schulen nennen, JOC26, USO27, MC28, ORT29, PT30 usw.

Zwei Fälle sind hervorzuheben: der eine ist die CNT, eine anarchistische Organisation mit einer reichen Geschichte. Die Lerneifrigen jener Zeit sagen, dass sie stagnierte und noch an der gewerkschaftlichen/syndikalistischen und politischen Sichtweise der Vorkriegszeit gebunden war31. Es war eine Feststellung, die fast nichts mit der modernen Autonomie in Euskadi zu tun hatte.

Auf der anderen Seite die OICE (Organización de Izquierda Comunista de España). Unsere Interviewpartner erwähnen sie, mit dem Thema der gegenwärtigen liebe zu Spanien32. Diese Gruppe entstand 1974 aus der Fusion der Círculos Obreros Comunistas – Kommunistischen Arbeiterkreise, die von der alten FLP33 und den Núcleos Obreros Comunistas de Euskadi – Kommunistischen Arbeiterzellen von Euskadi, die 73 aus den nicht abertzale Comités Obreros – Arbeiterräten entstanden waren. Einige Minderheitengruppen aus der ETA VI traten ebenfalls ein. Sie waren Rätekommunisten, aber sie akzeptierten die Parteiarbeit und die Notwendigkeit der Einheit des spanischen Staates. Es ist daher nicht überraschend, dass die Beziehungen konfus waren. In diesem Nebel war die individuelle Freiheit ebenso wichtig wie die Koordination. Tatsächlich ist es einfacher, sich um die eigene Persönlichkeit zu kümmern als um die Zusammenarbeit selbst.

Es gab auch Versuche der Zusammenarbeit, die wenig Früchte trugen: in der Zeit von Burgos, die spontane Aktion durch die anti-repressiven Komitees 72; in 74 wurden die Komitees gegründet; in 75 die Konvergenz mit LAIA; in 76 die Comisiones Obreras Anticapitalistas de Euskadi – die antikapitalistischen Arbeiterkommissionen von Euskadi -; in 77 die Fusion der Komitees von Gipuzkoa mit OCA-EKA; in 77 Askatasuna, LAIA-EZ, CNT und die Konvergenz von OCA-EKA.

Trotz der Versuche gab es keine große Vereinigung. Aber in der aufflammenden Stimmung auf den Straßen, war die allgemeine Sichtweise jener Zeit sehr optimistisch. LAIA-EZ glaubte, dass die Situation pre-revolutionär war. Im Autonomen Milieu, im Allgemeinen und mit den Worten der Protagonistinnen und Protagonsten, wurde folgendes gedacht:

„Die bourgeoise Demokratie war noch nicht garantiert, und wir hatten Hoffnung auf einen starken sozialen Wandel auf dem Weg aus dem Franquismus, einen Wandel, der die bourgeoise Demokratie übertreffen würde.“

KRISE DER POPULÄREN AUTONOMIE

Aber die Realität der Gesellschaft war nicht nur das, was die Militanten kannten und hervorbrachten. In Zeiten des Kampfes schweigen konservative Gruppen und Ideen, und die Menschen die zurückgezogen sind, schweigen und werden nicht gesehen. Aber sie sind da. Und sie erscheinen, wenn man ihnen die geringste Chance gibt. Sie legitimierten die Reform im spanischen Staat, als sie auf den Weg gebracht wurde.

Die größte Herausforderung der Autonomie, die Revolution zu gewinnen, scheiterte. 1978 wurde die Reform im Staat (A.d.Ü., Spanischen Staat) und im südlichen Baskenland34 durchgesetzt, und mit ihr hat der Reformismus gesiegt. Zweifellos war die Situation nicht vorrevolutionär. Der Radikalismus der Massen war nicht das Ergebnis einer unbezähmbaren bewussten Reife, sondern ein einfacher vorübergehender Ausdruck. Die Wut gegen Repression und das Fehlen anderer normaler Ausdrucksformen verstärkte radikale und rupturistische Erscheinungen. In den unruhigen Gewässern des Post-Franquismus wurde die Realität der Gesellschaft nicht so widergespiegelt, wie sie sein sollte. Nachdem der Reformismus seinen Weg gefunden hatte, tauchten die konservative Tendenz der Massen, die historische Trägheit und die Angst vor der Revolution wieder und für lange Zeit auf.

So ging der schöne Traum von der Autonomie den Bach runter. Und obwohl es viel Hoffnung und Freude brachte, wurde alles mit Blut und Tränen geknetet.

In der Krise der Autonomie bildet daher die reformerische Veränderung der allgemeinen Lage den Hintergrund. Was die konkreten und unmittelbaren Ursachen betrifft, so sollten drei Gründe analysiert werden.

Erstens, die Repression, die nicht gering war.

Zweitens, interne Probleme der Autonomie.

Es ist klar, dass es Koordinationsprobleme gab. Dies ist eine Schwierigkeit, auf die soziale Bewegungen im Allgemeinen stoßen. Darüber hinaus wurde bereits erwähnt, dass in der Autonomie eine Angst vor der permanenten und autoritären Struktur besteht. Es gab also keine umfassende oder schnelle Koordinierung. Und in der internen Organisation jeder Gruppe wiederholten sich die gleichen Probleme.

Der schlimmste Fehler der Autonomie ist jedoch derjenige, der sich auf den schädlichen Einfluss von Parteien und Gewerkschaften/Syndikate bezieht, weil diese innerhalb der Vollversammlungsbewegungen, die der Autonomie ihren Körper gaben, sprengten und untergruben.

Fangen wir mit den Gewerkschaften/Syndikate an. Die Autonome wollte nichts mit dem traditionellen Gewerkschaftswesen/Syndikalismus zu tun haben. Sie glaubten, dass sie Teile des Kapitalismus sind, Bestandteile des Systems.

Im Allgemeinen befestigen sie den Kapitalismus und hier haben sie Reformen gefordert. Die Gewerkschaften/Syndikate sind nur Instrumente der Macht in den Fabriken. In den ersten Tagen, die wir erwähnt haben, funktionierten ELA und Comisiones Obreras (Arbeiterkommissionen) wenig, und die UGT noch viel weniger. Am Anfang nutzten sie die Vollversammlungen, um das Spiel zu machen, das sie wollten. Später akzeptierten sie die Führung der Vollversammlungsbewegung, aber sie waren dazu gezwungen und hatten keine große Lust dazu. Als die Reform kam, unternahmen sie alle Anstrengungen, um die Dinge wieder in das normale System zurückzuführen, d.h. um den direkten Protagonismus der Arbeiterinnen und Arbeiter verschwinden zu lassen und sich selbst zu den einzigen rationalen Gesprächspartnern des Kapitals zu machen.

Ab 1976, nach dem Tod Francos, befürwortet die Mehrheit der Parteien und Gewerkschaften/Syndikate die Reform. Die CCOO, UGT und ELA versuchten nur, sich selbst zu stärken35. So verschwandt 1977 die Coordinadora de Fabricas – Koordination der Fabriken in Bizkaia. Mit einem Wort: Die Bedeutung der Reform, die Begierde der Gewerkschaften/Syndikate und der Konformismus der Massen stimmen überein. Die Gewerkschaften/Syndikate werden intern alle Anstrengungen unternehmen, um die Vollversammlungen unbewaffnet zu lassen, während die Arbeitgeber und der Staat, die nur und immer mit den Gewerkschaften/Syndikate verhandeln, die Massen glauben lassen werden, dass dies der einzig mögliche, realistische und erwachsene Weg ist, um etwas zu erreichen.

GEGEN DIE ALTERNATIVA KAS36 ALTERNATIVE UND DIE BEZIEHUNGEN MIT DER MLNV

Wenn die Autonomie in ihrer sozialen Basis unter der Offensive des reformistischen Gewerkschaftswesen/Syndikalismus37 litt, war die Vertiefung des Nicht-Verstehens mit anderen Antagonisten38 noch stärker. Ich beziehe mich auf den radikalen baskischen Nationalismus, mit dieser breiten Bewegung um die ETA: der Movimiento de Liberación Nacional Vasco (MLNV)- die Baskische Nationale Befreiungsbewegung.

Auch die MLNV hat die Reform nicht akzeptiert. Die Abertzales waren Abertzales und die Revolutionäre waren Revolutionäre. Nicht wie die Autonomen, aber in gewisser Weise auf der gleichen Seite der Barrikade. Und die rücksichtslose Offensive der MLNV gegen die Autonomie schwächte, beeinträchtigte und demoralisierte sie.

Tatsächlich machte die Autonomie ihre erste Offensive auf dem Terrain der politischen Kritik. Sie akzeptierte die Alternativa KAS nicht und lehnte sie entschieden ab. Das taten die Autonome im Allgemeinen und die Comandos Autónomos – Autonomen Kommandos. LAIA sagte zum Beispiel, dass das Programm der KAS mit der bourgeoisen Demokratie vereinbar sei und dass es ein Rückschritt für die revolutionäre Option sein könnte. Unter den Autonomen ist es klar:

„Das Programm der KAS ist ein Minimum (A.d.Ü., Minimalforderung) zur Erreichung der bourgeoisen Demokratie; für uns sollte der Bourgeoisie nichts angeboten werden, denn was getan werden muss, ist es den Kampf auszuweiten und zu vertiefen, direkt gegen die Macht“.

Die Comandos Autonomos – Autonomen Kommandos ihrerseits sagten folgendes:

„Die Alternativa KAS, obwohl sie eine ziemlich fortgeschrittene Art von Demokratie meint, vermeidet nicht die Gefahr, dass sich diese Demokratie konsolidiert, und obwohl sie fortgeschritten ist, bleibt sie bourgeois. Wir glauben, dass der einzige Weg, diese Gefahren zu vermeiden, darin besteht, schon heute für das Endziel zu kämpfen, d.h. den Menschen ständig zu sagen, was unsere Ziele sind, nämlich die Unabhängigkeit und den Sozialismus“ (1978).

Das heißt: Die Alternativa KAS hört nicht auf, bourgeois zu sein, auch wenn es eine fortschrittliche bourgeoise Reform ist, aber sie bleibt trotzdem bourgeois. Dabei besteht die Gefahr, dass wir es vermeiden müssen, die Menschen immobilisiert zu lassen; und um nicht in so etwas hineinzufallen, müssen wir von heute an klar für Unabhängigkeit und Sozialismus kämpfen.

Die MLNV wusste die harte Kritik von links nicht zu schätzen. In den ersten Jahren war jedoch der Einfluss der Dynamik der Vollversammlungen innerhalb der MLNV spürbar. LAB zum Beispiel übte (A.d.Ü., funktionierte nach dem Prinzip …) in der Gründung im Jahr 1975 Vollversammlungen aus. Aber nachher nicht mehr.

Als die schwindelerregende Krise der sozialen Vollversammlungsbewegungen eintrat, legte LAB ihre Jugendsünden beiseite und wurde 1978 eine Mitgliedsgewerkschaft- und syndikat 39. Es war nicht so, dass bei so etwas die verrotteten Ziele der reformistischen Gewerkschaften/Syndikate überraschen würden, aber es war ein weiterer Schlag gegen die Träume der Autonomie. Im Allgemeinen übernahm die gesamte MLNV auf Geheiß der Führung die leninistische Struktur: die MLNV als die Avantgarde des Volkes und die ETA als die Avantgarde der MLNV.

In den Strukturen, die sie kontrollierten, und in den Milieu, die sie beeinflussten, wurde die Einheit gepriesen, was Verachtung und Denunziation der linken Gefährten von nebenan bedeutete.

Die Beschwerden der Autonomen waren und sind eindeutig. In diesem Buch werdet ihr sie auch finden.

Sie sagten: „Herri Batasuna will alles zerlegen, was sie nicht kontrolliert… HASI (heute verschwunden, aber damals zentrale Partei der MLNV) ist total leninistisch und meint, dass Revolution nur unter der Führung der Partei gemacht werden kann“

In der Praxis zerlegte HB (Herri Batasuna) die Vollversammlungen in ihrem Umfeld von innen heraus auf und nutzte dafür das moralische und politische Gewicht der ETA. Dagegen konnten die Autonomen auf dem Terrain der Abertzales nur sehr wenig ausrichten.

Einige standen auf und konfrontierten damit HB und die MLNV, die meisten aber nicht. Wie gesagt wurde: „Unsere Leute wollten nicht klar und direkt gegen die organisierte baskische Bewegung vorgehen“.

Sie hatten großen Respekt vor der ETA, moralisch und politisch, den Respekt, den man vor denen hat, die das eigene Leben riskieren. Mehr als Respekt. Viele dachten, dass der Autonome Traum auch innerhalb der MLNV gelebt werden könnte. Sie schätzten und glaubten an die Vollversammlungsgesten, die in HB zu sehen waren. Wie gesehen werden kann, gab es viele Autonome innerhalb von HB und in den MLNV-Gruppen. Amnestie40, AEK41, Umwelt usw., waren solche Beispiele. Einige sind ausgebrannt und sind in der MLNV verloren gegangen; andere haben weiter gemacht und sind heute bekannte Persönlichkeiten geworden. Im Allgemeinen, obwohl die Autonomie sehr hart die MLNV kritisierte, zog sie aber vor, sie als einen Barrikadengefährten zu haben.

Aber das größte Hindernis in den Beziehungen zwischen den Autonomen und der MLNV war die bloße Existenz der Comandos Autonomos – Autonomen Kommandos. Diese sind wirklich ein Teil der Autonomie selbst. Der wichtigste? Das glaube ich nicht. Sie kann es es sein, innerhalb dieser breiten sozialen Bewegung in der die Basis der Autonomie tief liegt. Das haben die Comandos selbst gesagt. In jeder Hinsicht haben bewaffnete Äußerungen immer ihren besonderen Platz gehabt; die Medien haben ihnen bevorzugte Aufmerksamkeit geschenkt, und seitens der MLNV spiegelt sich die zentrale Rolle, die der ETA zugeschrieben wird, in dem Standpunkt wider, den ihre Militanten gegenüber anderen Bewegungen einnehmen.

Die Comandos Autonomos nehmen also eine ganz besondere Rolle ein, und wir werden jetzt über sie sprechen.

DIE COMANDOS AUTONOMOS ANTICAPITALITSTAS – AUTONOMEN ANTIKAPITALISTISCHEN KOMMANDOS

Leider enstanden die Comandos erst dann, als die Situation ihren Höhepunkt erreicht hatte, was bedeutete, dass die Welle bereits zu sinken begonnen hatte. Die Militante, die den härtsten Engagment/Verpflichtung akzeptierten, taten dies im schlechtesten Moment, als die Infrastruktur ihres stürmischen Kampfes zur Schwächung/Niederlage verurteilt war. Damit wurde auch die klandestine bewaffnete Gruppe selbst verurteilt.

Die Comandos entstanden um 1976. Wie bereits erwähnt, hatten die Autonomen die Gewohnheit, harte, wenn auch nicht militärische Aktionen durchzuführen. Demonstrationen und Sabotage waren für sie normal.

In der theoretischen vorrevolutionären Situation und als der Massenkampf stark zunahm, zogen sie ernsthaft den bewaffneten Kampf in Betracht. Vom rein autonomen Standpunkt aus betrachtet, musste der bewaffnete Kampf von unten nach oben geführt werden, direkt mit den Kämpfen der Arbeiterinnen und Arbeiter verbunden sein. Für diejenigen mit libertärem Hintergrund bestand das Hauptproblem nicht in der Strategie zur Erlangung der Macht, sondern darin, dem Volk zu helfen, Protagonisten zu werden, um der Macht der Bourgeoisie ein Ende zu bereiten. Die Achse der Strategie bestand also darin, dem Protagonismus der Revolution, dem sich selbst organisierenden Volk, der Autonomie der Arbeiterklasse den Vorrang zu geben. Die bewaffneten Aktionen würden entsprechend dem Beschluss der Vollversammlungsbewegung durchgeführt.

Wörtlich: „Das Volk muss der einzige direkte Protagonist und Anführer des revolutionären Prozesses sein, wobei unsere Aufgabe darin besteht, diesen Protagonismus zu stärken und die direkte Aktion des bewaffneten Volkes zu vollenden/ergänzen, indem wir die Möglichkeiten einer klandestinen Struktur nutzen, uns aber den allgemeinen Richtlinien des Volkes unterwerfen“.

Die Aktionen würden sich von selbst erklären, weil sie direkt vom Volk kämen und weil sie nach dem Wunsch des kämpfenden Volkes selbst durchgeführt würden. Das Ideal war, dass die grundlegenden Achsen der notwendigen Aktionen in der Vollversammlung diskutiert würden, ebenso wie die konkreten und objektiven Formen, die die klandestine bewaffnete Gruppe wählen würde. Um die natürliche und spontane Gewalt, die aus den Vollversammlungen hervorging, richtig zu kanalisieren, wurden die Comandos gegründet.

Aber der klandestine bewaffnete Kampf hat sehr schwere Regeln; er wird nicht spontan improvisiert. Zu Beginn muss man die notwendigen Waffen und Militante finden. Und in der Entstehungszeit der Comandos hatten diejenigen, die von der ETA kamen, eine materielle Infrastruktur und die Gewohnheit, sich in der Klandestinität zu bewegen.

In den Jahren 1975 und 1976 fand die erste Konvergenz statt. Minderheiten von ETA-VI, Leute aus LAIA-EZ und die Berezis von ETA-PM: Leute aus jeder Gruppe kamen zusammen. Die ersten beiden Gruppen vertraten einen libertären Standpunkt und waren im sozialen und politischen Sinne des Wortes Autonom. Die Berezis waren dass nicht. Autonom zu sein bedeutete für sie nicht, unter einer Hauptrichtung zu stehen und die Handlungsfreiheit für jedes Kommando zu haben. Die Berezis hatten Probleme mit ihrer Führung. Da sie Abertzale und Revolutionäre waren, reichte ihnen dies ihrer Meinung nach aus, um handeln zu können, ohne jemandes Mandat befolgen zu müssen.

Und darin lag der Widerspruch, der in der Geschichte der Comandos verblieb. Es kamen zwei unterschiedliche Sensibilitäten und Hintergründe zusammen, was den Besitz von ein paar Waffen oder das Zusammenbringen von Menschen betraf – das waren zwei verschiedene Arten, den Kampf zu verstehen.

Dann kamen neue Leute hinzu, vor allem in den Jahren 1978-79, die aus den Erfahrungen der populären autonomen Praxis stammten. Die Comandos breiteten sich aus und wurden bald etwas in Azpeitia, im Alto Deba usw.

In der Geschichte der klandestinen Comandos fanden sie eine Vielzahl von Problemen. Repression kann nicht vergessen werden. Darüber hinaus nahm die Effektivität der Polizei parallel zur Stärke der ETA zu. Diese führte einen sehr starker Kampf, während die Polizei ihre Informationskanäle und ihre Interventionsinstrumente verbesserte, um sich nicht von der ETA abhängen zu lassen. Die Comandos hatten viel weniger Infrastruktur, und in diesem Rennen waren sie am Ende die Verlierer, reine Außenseiter. Die Bedingungen, um durchzuhalten, waren daher sehr hart.

Andererseits waren der Traum von der Autonomie und die harte Realität nicht dasselbe: die Gewohnheit der Vollversammlungen und die Bedürfnisse der Klandestinen sind nicht sehr kompatibel. Hätte die Volksbewegung weitergemacht, hätte der äußere Anstoß die internen Probleme überwinden können, aber das ist nicht geschehen. Auch die Zeugen in diesem Buch sprechen über diesen Widerspruch.

Aber meiner Meinung nach waren die größten Probleme die Existenz der ETA und die Ereignisse im Zusammenhang mit der Praxis.

Innerhalb der Comandos gab es große Diskussionen über das Ziel des bewaffneten Kampfes. Zu der anfänglich eindeutigen Position, nämlich der spontanen Gewalt in den Massenkämpfen Kontinuität zu verleihen, kam später die Notwendigkeit antirepressiver Maßnahmen hinzu. Und die Repression konzentrierte sich schnell auf die ETA. Ob Polizisten getötet werden sollte oder nicht oder ob sich die Aktionen nur auf die Ausdrucksformen der populäre Bewegung beziehen sollten, wurde diskutiert. Es muss gesagt werden, dass die anti-repressiven Aktionen akzeptiert wurden, was der ETA eine ganz besondere Stellung verschaffte: Die Comandos führten als Reaktion auf die Repression, unter der die ETA litt, harte Angriffe durch. Es war das Gesetz der Solidarität. Die ETA hingegen sah das Thema nicht in einem guten Licht und diese Aktionen erschienen ihr als Parasitismus oder gefährliche Abweichungen von dem Kampf, den sie führten. Dieser Widerspruch explodierte mit aller Deutlichkeit in den letzten Momenten der Comandos.

In den ersten Momenten, als sie noch jung und bereit waren, hatten die Comandos eine Fotokopie der Position, die die Autonomie über der MLNV innehatte. Mit anderen Worten, sie kritisierten die ETA für ihren Leninismus, sie akzeptierten weder das KAS Programm noch seine Konsequenzen, weil sie Etapisten waren, aber sie hatten großen Respekt vor der ETA und ihren Militanten und machten deutlich, dass sie zusammenarbeiten wollten. Am Anfang gab es die Möglichkeit, zusammenzuarbeiten, aber ein echten Willen? Die Zeugen dieses Buches sagen ja, in der Zeit von Argala und dann durch den Einfluss von Txomin Iturbe… Dennoch habe ich über diesen Aspekt keine Kenntnisse.

Aber ich bin mir im Klaren über die Debatten und den Konfrontationen. 1979 gab es in den Comandos eine Spaltung: Die Haltung gegenüber der ETA befand sich mitten im Konflikt. Die Befürworter der traditionellen Autonomie sahen keine Möglichkeit, mit ETA-m zusammenzuarbeiten. So drücken sie es aus:

„ETA ist in ihrer Konzeption der Revolution und in ihrer Rolle als Avantgarde elitär, autoritär im inneren ihrer Organisation und der Aufrechterhaltung einer taktischen Verhandlungslinie, dem KAS Programm, das von der Bourgeoisie assimilierbar ist.

Für sie ist die Autonomie die Autonomie der Klasse. Ihre Ziele sind völlig antikapitalistisch. Der Kampf gegen das System, allgemein. Daher, akzeptiert ihre auf der direkten Demokratie basierende Strategie, nur die Organisationen der Volksmacht, und sie ist in jedem Punkt unvereinbar mit Parteien, Gewerkschaften/Syndikate und ähnlichen autoritären und substitutionistischen Strukturen.

Diese Comandos akzeptieren die Solidarität mit der ETA und direkte Aktionen gegen die Repression, aber sie wollen nichts mit dem Programm der KAS oder den Strukturen und Disziplinen der MLNV zu tun haben.

Auf der anderen Seite ist ein Teil der Comandos für die KAS und die MLNV. Für sie ist Autonomie das autonome Funktionieren jedes Comandos, und jeder, der für Sozialismus und Unabhängigkeit ist, jeder, der Selbstorganisation und Vollversammlung akzeptiert, kann ein Autonomer sein. Diese Position sei mit der Alternativa KAS und mit der Unterstützung und Akzeptanz der MLNV-Parteien und Gewerkschaften/Syndikate völlig vereinbar.

Diese beiden Strömungen sind von Anfang an entstanden und werden weiterhin so weitermachen.“

RACHE UM RACHE BIS ZUM ENDE

Die ETA reagierte auf die Kritiker, und zwar nicht auf eine süße Art und Weise.

Es wurde gesagt, dass die ETA sie als Parasiten ihres Kampfes empfand. Außerdem war die ETA sehr schlecht im Umgang mit einer solchen Konkurrenz. Die radikale Kritik von links schadet jeder orthodoxen Partei, die das Monopol auf die Revolution haben will. So etwas geschah mit der MLNV. Die ETA steckte sich mit den schlechten Gewohnheiten der kommunistischen Parteien an. So stellten sie sehr bald die ideologische Kritiken mit dem Polizeikomplott gleich; objektiv gesehen, so sagen sie, schwächen diese Kritiken die Revolution, so dass sie – in einfachem Syllogismus – zu dem Schluss kommen, dass sie sie von Menschen erschaffen wurde die gegen die Revolution sind. Der objektive Feind wird leicht zum Diener der Polizei.

Wie wir sehen werden, wurde die polizeiliche Wahrnehmung der Geschichte bald und bis zuletzt von der ETA und der MLNV auf die Comandos angewandt.

Sehen wir es uns in einem der ersten Kommuniqués der ETA mal an:

„Ihre Aktionen sind eine reale Gefahr einer negativen Opposition gegen den baskischen revolutionären Prozess, der von den KAS-Kräften in Angriff genommen wird. Im Baskenland eine von den Arbeitern demokratisch geführte bewaffnete Aktion, ist eine vollkommen unausführbare Absurdität (bis zu diesem Punkt ist die ideologische und strategische Kritik völlig legitim).“

„Die Comandos sind aufgrund ihrer mehr oder weniger anarchischen Struktur sehr zugänglich für die Infiltration der Polizei oder von Agenten im Sold des spanischen Informationsdienstes, die auf diese Weise eine Reihe von Aktionen provozieren würden, die darauf abzielen, diesen Prozess des bewaffneten Kampfes zu diskreditieren und in Verruf zu bringen. Auf diese Weise konnte die ETA denken, dass es sich um Gruppen handelt, die durch repressive Toleranz gestärkt und unterstützt werden, mit dem Ziel, sie dazu zu benutzen, dem Potenzial des bewaffneten Kampfes der ETA entgegenzuwirken.“ (1979)

In diesem Kontext fanden die letzten Schritte statt. 1984 wurde Enrique Casas getötet. Später verübte die Polizei ein Massaker in Pasaia, bei dem das Kommando, welches Casas getötet hatte, gnadenlos ermordet wurde. In diesen schmerzlichen Ereignissen wurde sehr deutlich, wo die MLNV die Comandos plazierte. Am Ende, von der Repression geschlagen, mit einer total geschwächten sozialen Basis und von der MLNV gehasst, kommt das Ende des Comandos Autonomos, ein Ende voller Tränen, Wut und Blut. Wie uns gesagt wird, wurden die Comandos „allein gelassen und verkauft“.

Enrique Casas war ein Senator aus Guipuzcoa, Spitzenkandidat der kommenden Landeswahlen und Mitglied des zwischen der Zentralregierung und der Landesregierung geschaffenen Sicherheitsrates. Diese letzte Funktion wurde von den Comandos Autonomos hervorgehoben. Für sie war Casas einer der Hauptverantwortlichen für den schmutzigen Krieg42, der zu dieser Zeit sehr hart war: Die spanische Regierung hatte die Politik der Verfolgung und Eliminierung der politischen Flüchtlinge in Iparralde begonnen. Gerade als Casas am 23. Februar starb, betonten die Comandos, dass sie keine Entführungen und Morde mehr hinnehmen würden, und erinnerten dabei an die Namen Lasa, Peru, Zabala und Stein43.

Auf diese Weise wird deutlich, dass es sich um eine Solidaritätsaktion der Comandos Autonomos handelte, die auf dieser kontinuierlichen Position beruhte. Aber die ETA und die MLNV akzeptieren es nicht auf diese Weise. Die Medien machen ETA für den Attentat verantwortlich und alle Verfassungsparteien44 nutzen die Gelegenheit, um Herri Batasuna anzugreifen. Es war ein sehr harter Angriff, am Vorabend der Wahlen.

Auf die Frage, wer bei einem solchen Verbrechen was davon haben könnte, starten ETA und MLNV ernsthafte Diskreditierungen und sagten, dass sie der Provokation der Polizei, wenn nicht sogar nur der einfachen Polizisten, zum Opfer gefallen seien.

Die ETA sagte:

„Wir sind nicht verantwortlich. Wir rahmen diesen Attentat im Rahmen des schmutzigen Krieges ein, der von der PSOE selbst begonnen wurde, um die Alternativa KAS im Hinblick auf die Wahlen am 26. zu diskreditieren. Wir machen für diesen Attentat die PSOE selbst verantwortlich.“

Herri Batasuna sagte:

„Entschiedene Verurteilung … eindeutige Provokation… Klare Absicht, den Wahlkampf zu boykottieren… Wer steckt hinter diesem Tod? (…) (Man sagt, dass diejenigen, die sehen, dass HB bei den Wahlen voranschreitet, ihnen Hindernisse in den Weg legen wollen)… Es gibt versteckte Fäden, die eng mit den Geheimdienstzentren verbunden sind, die den Reformprozess des spanischen Staates leiten, die dahinter stehen müssen, sowie viele andere Aktionen, die in letzter Zeit geschehen sind… (Der Tod von Enrique Casas) ist die letzte Aktion des schmutzigen Krieges…“

Die letzte Konsequenz dieses Standpunktes findet nach den Ermordungen von Pasaia statt. Die MLNV argumentierte, die Morde durch die Polizei hätten ein klares Ziel: die Zeugen zu eliminieren, um die schmutzigen Polizeimanöver für immer zu verbergen. Für diejenigen, die in Pasaia Freunde verloren haben, waren die Aussagen des MLNV ein hartes und unvergessliches Vergehen.

Aber auf diese Weise wurde die offizielle Position der MLNV in dieser Frage für immer festgelegt: Die Autonomen? Im besten Fall eine marginale anarchistische Bewegung die sich in der Scheiße bewegen; im schlimmsten Fall ein Polizeimanöver zur Schwächung von ETA und der MLNV.

Für diejenigen von uns, die die Geschichte der Autonomie und ihrer Menschen/Protagonisten kennen, war es eine lange harte Zeit.

Im April ’87 ereigneten sich die Ereignisse in Portugalete. Jugendliche warfen mehrere Molotow Cocktails auf die Casa del Pueblo (Volkshaus, Parteizentrale der PSOE) und töteten und verletzten die Anwesenden. Wieder einmal waren Wahlzeiten. Und unter denen, die die Molotow Cocktails geworfen hatten, gehörten einige zum Kollektiv „Mendeku“ (Rache)… wer weiß, durch welchen Zufall, es war der Name des Kommandos, dass den Angriff auf Casas durchführte.

In jenen Jahren war das Milieu der Autonomie nicht mehr das der Arbeiterinnen und Arbeiter oder das der großen Bewegung der Vollversammlungen in den Städten. Im Gegenteil, Jugendliche mit einem ausgesprochen antiautoritärem Charakter arbeiteten auf einer niedrigeren Ebene: Wohnungsfrage, Räumlichkeitsfrage, Konzerte, Militärdienst usw. Sie wollten sich gegen jede Art von Autorität organisieren, auch gegen die Kontrolle von HB. Wie die Autonomen vor ihnen sind sie solidarisch mit den ETA-Militanten, die von der Polizei verfolgt werden. Genauer gesagt, sie planen das Werfen der Molotow Cocktails, als zwei politische Flüchtlinge von der französischen an die spanische Polizei übergeben werden.

In Portugalete sind es die „Anarchos“ und „Autonomaten“ von denen HB die Schnauze voll hat, denn sie akzeptieren die Alternativa KAS nicht, und es sind junge Libertäre, die Jarrai45 ablehnt.

Die Medien tragen die Botschaft dick gegen ETA und HB auf, und diese wiederholt frühere Argumente. Sie sagten schnell, was sie zu sagen hatten:

„Die Polizei und die zivile Regierung wissen genau, dass die Gruppe „Mendeku“ ein ideologischer und politischer Feind von HB war und ist. Die Aktion mit den Molotow Cocktails in Portugalete ist der politischen Provokation sehr ähnlich, die mit dem Tod von Enrique Casas endete, die ebenfalls von ideologischen Gruppen, die Feinde von HB sind, und zufällig während der Wahlen durchgeführt wurde“.

Ausgehend von Portugalete als Motiv wurde die Affäre in einem unüberwindlichen Ausmaß halluzinatorisch und lächerlich. Ich werde nur einen Text zur Verfügung stellen, der von Jarrai´s damaligem Sprecher, Floren Aoiz, unterzeichnet ist. Den Mord an Casas vergleicht er mit dem Reichstagsbrand durch die Nazis (!) und sagt über den Tod des PSOE-Senators:

„Er starb durch die Hand einer ultralinken Gruppe, der Comandos Autónomos Anticapitalistas, völlig fremd und gegensätzlich zur Ideologie und Praxis der MLNV.

Diese Gruppe, die Comandos Autonomos Anticapitalistas, wurde möglicherweise bei dieser Aktion infiltriert, aber bisher ist nicht bekannt, warum die spanische Polizei sie später in Pasaia physisch liquidiert hat, bis auf eine Ausnahme“ („Portugalete o la historia de una provocación – Portugalete oder die Geschichte einer Provokation“).

DIE ZUKUNFT, WENN ES ÜBERHAUPT EINE GIBT, GEHÖRT UNS

Die Autonomen haben weitergemacht. In den Erklärungen wirst du, Leserin und Leser, lesen, dass sie weitergemacht haben. In den Kämpfen von immer, nur jetzt, so gut wie es geht. Bereit, zu ihren alten Waffen zu greifen, falls sich die Gelegenheit dazu ergibt, falls sich das Volk jemals erheben will. Die konfliktreichen Beziehungen mit der MLNV haben sich fortgesetzt. Einige fühlten sich in den Gefängnissen und den Dörfern verlassen und ausgegrenzt, andere haben sich vollständig in MLNV-Kollektive integriert.

Meiner Meinung nach werdet ihr euch vor mutigen und aufrichtigen Kämpfern wiederfinden. Wenn es eines Tages eine Revolution gibt, wenn wir sie machen, wird sie aus dem Weg kommen, den sie verteidigt haben. Sie haben ihre Wette gegen die Reformen verloren, aber das bedeutet nicht, dass ihre Werte nicht angemessen waren. Der Sieg hat wenig mit Gerechtigkeit zu tun.

Aber sie sind immer noch hungrig nach Gerechtigkeit, und das gibt ihnen die Chance, weiterzumachen.

Und all dies, weil sie aufrichtige Kämpfer waren, weil wir uns nach Gerechtigkeit sehnen, möchte ich zum Abschluss dieser Einleitung etwas ganz Persönliches sagen, das den Herausgeber dieses Buches nicht kompromittieren sollte: all die Scheiße, die auf sie gefallen ist, muss aufgeräumt werden.

Ich kann nicht von Politikern und konstitutionellen Medien verlangen, den ganzen Scheiß zu korrigieren. Das liegt hinter uns, Punkt. Aber ich tue es mit HB: Dies sind Zeiten der Öffnung und des Urrats-Berri-Prozesses46. Ich denke, sie würden gut daran tun, wenn sie die Gelegenheit nutzen würden, die Haltung zu korrigieren, mit der sie die Autonomie beschmutzt haben, und zu erkennen, dass sie Kämpferinnen und Kämpfer für die Freiheit dieses Volkes sind.

Bei allem Respekt, den so etwas verdient. Über politische Meinungsverschiedenheiten hinaus für Ehrlichkeit und Freundschaft unter Revolutionären.

Emilio López Adán


1Was wir schon getan haben, siehe Kritik an Militanz-Organisation. Diese Übersetzung haben wir vor vielen Jahren fertig gemacht. Keine Ahnung warum wir so lange gewartet haben.

2A.d.Ü., als MLNV wird nach wie vor die ganze Bewegung in den baskischen Ländern (oder Euskal Herria auf Baskisch) bezeichnet die sich der Unabhängigkeit dieser widmet. Auf spanischen wie auf französischen Territorium. Dazu gehören alle Gruppen, Parteien, Gewerkschaften/Syndikate und bis zu ihrer Auflösung gehörte ETA (Euskadi Ta Askatasuna – Baskenland und Freiheit) auch dazu, eben alle, die eine sozialistische baskische Nation und einen baskischen Staat wollen.

3A.d.Ü., Euskaltzales (Euskal = baskisch, tzale = pro, dafür, Befürworter) nennt man jene Personen oder Gruppen, die sich für den Erhalt und für die Verbreitung der baskischen Sprache einsetzten. Heute wie damals.

4A.d.Ü., ETA war eine 1958 gegründete bewaffnete Gruppe die die Unabhängigkeit der baskischen Länder strebte und einen sozialistischen Staat etablieren wollte. Der letzte aktive Flügel der Organisation die 1958 begann, ETA(m), löste sich offiziell 2018 auf, es sitzen immer noch mehrere hundert Mitglieder von ETA im Knast.

5A.d.Ü., der Prozess von Burgos, auch bekannt als das Kriegsgericht von Burgos, war ein Gerichtsprozess in der Stadt von Burgos am 3. Dezember 1970 gegen 16 Mitglieder von ETA. 6 von den Beschuldigten wurden zu Tode verurteilt, was aber durch die breiten Mobilisierungen, in Spanien und Weltweit verhindert werden konnte.

6A.d.Ü., im Originaltext steht Asamblea (Vollversammlung), im Verlauf des Textes taucht dieser Begriff in verschiedenen Formen (als Adjektiv, als Subjekt, als Objekt, ja sogar als Adverb) auf. Dieser Begriff steht nicht nur für eine Vollversammlung, sondern diese als eine Form politischer Praxis, als ein Ausdruck des antiautoritären Charakters und Ziele der Kämpfe selbst.

7A.d.Ü., die Sindicatos Verticales, offiziell Organización Sindical Española war die unter Franco, einzige erlaubte staats- und regimetreue Gewerkschaft/Syndikat. Es handelt sich daher hier um eine faschistische klassenübergreifende Organisation.

8A.d.Ü., darunter kann man sich nicht das gegenwärtige Modell der Betriebsräte im deutschsprachigem Raum vorstellen, sondern hier wird die ursprüngliche Idee dieser Räte praktiziert, nämlich einen Arbeiter*innenrat (Sowjet) in der Fabrik, im Unternehmen oder im Betrieb um sich dort zu organisieren, nicht als eine Stelle wo Arbeiterinnen und Arbeiter ihre offiziellen Vertreter, anerkannt durch die Unternehmen und durch die Gewerkschaften/Syndikate, wählen. Also eben jene die für sie sprechen, ohne in Verbindung zu ihnen zu stehen.

9A.d.Ü., im Originaltext ist die Sprache von Sustituismo, was die Ideologie der Vertretung bedeutet. Alle Macht dem Rat, bedeutet keine Macht dem Verterer, diese leiten nur die Entscheidungen der Räte/Vollversammlung weiter.

10A.d.Ü., zu diesem Thema, dass der Amnestie der Gefangenen und der Kämpfe gegen die Knäste haben wir selber einen Text übersetzt, der diesen Zeitraum schildert.

11A.d.Ü., Txomin Barullo ist eine politische Karnevalstruppe die zu den Stadtfesten von Bilbao immer einen riesigen Stand/Pavillon seit 1978 aufbauen, sie beteiligen sich auch in solidarischen und sozialen Aktionen ( Antimilitarismus, Migration, Umwelt, Internationalismus, gegen Globalisierung,…).

12A.d.Ü., in der Ortschaft von Lemóniz sollte ein AKW gebaut werden, der Bau begann 1972. Das Projekt wurde 1984 aufgegeben. Es gab eine riesige soziale Bewegung gegen den Bau des AKW´s und ETA verübte mehrere Anschläge gegen den Bau. Es gab eine große Auseinandersetzung zwischen der Bewegung und ETA über die Anwendung von Gewalt, da bei einem Anschlag zwei Arbeiter auf der Baustelle des AKW´s umgebracht wurden.

13A.d.Ü., anscheinend, als dieser Text verfasst wurde, gab es im spanischen Staat noch den Militärdienst.

14A.d.Ü., die soziale Revolution soll nicht als ein Prozess verstanden werden, der durch Etappen stattfindet, sondern hier und jetzt. Die soziale Revolution nicht für den Kommunismus/Anarchismus, sondern durch den Kommunismus/Anarchismus. Diese historische Debatte tauchte immer wieder auf, sprich über die Spontanität des Proletariats versus eine straffen Organisation.

15A.d.Ü., nach Francos Tot, wurde die Verwaltung der Autonomen Gemeinschaften neu definiert, die Verwaltung der Länder im spanischen Staat ist etwas zentralisierter, als die der Bundesländer in der BRD, außer für das Baskenland, Katalonien und ein paar andere. Für viele Parteien, war dies eine wichtige Forderung, für Revolutionäre nicht.

16A.d.Ü., Abertzale, bedeutet auf baskisch „Patriot“, wortwörtlich „Liebhaber des Vaterlandes“. In der Gegenwart, sowie seit vielen Jahren, gilt es als Synonym für die linke Kräfte im Baskenland die nach der Unabhängigkeit streben.

17A.d.Ü., Langile Abertzale Iraultzaileen Alderdia (LAIA), bedeutet auf baksich „Partei der revolutionären patriotischen Arbeiter“. LAIA war eine kommunistische und nationalistische politische Partei im Baskenland. Sie gründete sich aus einer Spaltung mit ETA. 1976 sollte sich LAIA selber auch in zwei Fraktionen spalten, nämlich in LAIA(bai) und LAIA(ez), sprich in LAIA(ja) und LAIA(nein). Aus dem Streit sollte die Alternativa KAS entsehen.

18A.d.Ü., ZYX war ein Verlagsprojekt welches 1963 von Arbeitern und Pfarrern gegründet wurde. Dieser Verlag veröffentlichte während der Diktatur, sowie später, unzählige von Bücher über die Geschichte des Kommunismus und des Anarchismus, sowie im Allgemeinen über die Geschichte des Proletariats.

19A.d.Ü., Organización de Izquierda Comunista de España (OICE), bedeutet auf spanisch „Organisation der kommunistischen Linke Spaniens“. OICE war eine linkskommunistische Gruppe mit rätekommunistischen Tendenzen bis sie ab 1977 sich voll und ganz zu einer ML-Partei entwickelte.

20A.d.Ü., Im Janaur 1976 begannen mehrere Tausend Arbeiterinnen und Arbeiter in der Stadt von Gasteiz einen Streik für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Am 3. März ereignete sich der dritte Generalstreik. Im Verlauf des Tages gab es viele Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Arbeiterinnen und Arbeitern, bis die Polizei vor einer Kirche, in der eine Vollversammlung stattfand, das Feuer eröffnete. Dabei würden 5 Arbeiter ermordet und weitere 150 verletzt.

21A.d.Ü., Frente Obrero, auf spanisch, Arbeiterfront, war ein Flügel in ETA, der sich von der Organisation trennte und später LAIA gründete.

22A.d.Ü., am 31. August 1970 findet die 6. Vollversammlung von ETA statt, nach diese sehr hart unter der Repression der spanischen Staates gelitten hatte. Dort standen zwei Positionen gegenüber, eine militärische und eine proletarische. Aus diesem Treffen würden sich dann 4 Flügel bilden, von denen ETA V Asamblea (militaristische Position, würden später ETA(m) werden) und ETA VI Asamblea (proletarische Position, würden sich später der trotzkistischen Gruppe LCR anschließen) die wichtigsten sein würden.

23A.d.Ü., siehe Fußnote Nr. 13

24A.d.Ü., Askatasuna, auf deutsch Freiheit, war eine anarchistische Gruppe und gleichnamige Publikation die 1971 gegründet wurde. Am 24. August 1978 verübte die faschistische Gruppe Fuerza Nueva einen Anschlag gegen ihre Büros und errichtete einen hohen Schaden. Die Publikation entwickelte sich hinzu linken Positionen, bis sie den Anarchismus aufgab und 1980 sich auflöste.

25A.d.Ü., wir haben zu dieser Gruppe leider wenige Informationen gefunden. Die Organización de Clase Anticapitalista (OCA-EKA) -Organisation der antikapitalistischen Klasse – war eher eine antikapitalistische Strömung oder ein organisatorischer Bereich im Baskenland, die in der zweiten Hälfte des Jahres 1975 entstand, als eine formelle Organisation. Sie rahmte sich in die breitere Strömung des Rätekommunismus ein und unterstützte oder organisierte Arbeiterkonflikte zwischen 1974 und 1977.

26A.d.Ü., Juventud Obrera Cristiana, auf deutsch: Christliche Arbeiterjugend. Diese Organisation diente schon unter Francos Zeiten dafür, dass sich viele Arbeiterinnen und Arbeiter mit tabuisierten politischen Fragen jener Zeit auseinandersetzten konnten.

27A.d.Ü., Unión Sindical Obrera, auf deutsch: Gewerkschaftliche/Syndikalistische Arbeitervereinigung. Ist eine 1961 in der Klandestinität gegründete christliche Gewerkschaft/Syndikat, die sich aus christlichen Zellen innerhalb der Arbeiterklasse bildete, sie ist heutzutage die dritt größte Gewerkschaft/Syndikat in Spanien.

28A.d.Ü., Movimiento Comunista, auf deutsch: Kommunistische Bewegung, war eine maoistische Partei die sich aus der Folge vieler Spaltung im spanischen Staat bildete, unter anderem auch aus ehemaligen ETA(berri) Militanten.

29A.d.Ü., Organización Revolucionaria de Trabajadores, auf deutsch: Revolutionäre Arbeiterorganisation, war eine maoistiche Partei die eine gewisse Relevanz in Extremadura, Baskenland und la Rioja hatte, 1979 fusionierte sie mit der PTE, ehemals PCE(i) (EX-FRAP) und gründete mit dieser die PT. Siehe Fußnote 31.

30A.d.Ü., Partido de los Trabajodes (España) – ORT, auf deutsch: Partei der Arbeiter (Spanien) – ORT, war eine Fusion von der PTE und der ORT, die PT ist eine marxistisch-leninistische Partei, sich 1980 wieder auflöste und die 2009 wieder gründetet wurde.

31A.d.Ü., es ist kein Mythos, dass die CNT nach der Niederlage der sozialen Revolution nach 1936 nur noch ein Schatten ihrer selbst gewesen ist. Immer mit einem Fuß in den Fabeln von ´36 und einen inmitten jeder gegenwärtigen Realität, die sie meistens nicht zu meistern wusste. Aber auch dass ist eine Geschichte für sich.

32A.d.Ü., im Originaltext Españolismo, auf deutsch: Spanienliebe, Spanientum, usw., oder eine zu Spanien positive Haltung.

33A.d.Ü., Frente de Liberación Popular, auf deutsch: Volksbefreiungsfront, oder auch genannt als Felipes, war eine klandestine linke Organisation die sich vor allem aus Studentinnen und Studenten speiste und sich durch offeneres denken sich von der PCE – Kommunistische Partei Spaniens – differenzierte.

34A.d.Ü., die Baskischen Ländern (Euskal Herria) sind aufgeteilt in Norden (Iparralde, was in Frankreich liegt) und Süden (Hegoalde, was im spanischen Staat liegt).

35A.d.Ü., in deren Position als einzige Repräsentanten der Arbeiterklasse

36A.d.Ü., KAS Koordinadora Abertzale Sozialista, Patriotische Sozialistische Koordination, war ein Programm von verschiedenen politischen baskischen Gruppen, sowie auch ETA(pm) und ETA (m), welches 1976 veröffentlicht wurde Dieses Programm sah vor dass: 1) Demokratische Freiheiten eingeführt werden sollten 2) Amnestie für die Gefangenen 3) Einsetzung von Mitteln, die dazu dienen sollten, die Lebensbedingungen der populären Massen und vor allem der Arbeiterklasse, verbessern sollten 4) Auflösung der Repressionsbehörden 5) Anerkennung der nationalen Souveränität von Euskadi, was bedeutet dass das baskische Volk das Recht und die volle Freiheit hat, um ihr nationales Ziel zu entscheiden und aus dem ein eigenen Staat bilden zu können 6) Sofortige Errichtung und durch einen vorläufigen Titel eines Autonomiestatuts welches Wirkung auf Araba, Gipuzkoa, Nafarroa und Bizkaia hat 7) Bildung, im Rahmen des Autonomiestatuts, einer provisorischen Regierung von Euskadi.

37A.d.Ü., auf spanisch Sindicalismo Reformista, es gibt auf spanisch keine inhaltliche Trennung zwischen Syndikat und Gewerkschaft. Die Autonome Bewegung verstand alle Gewerkschaften/Syndikate als reformistisch, hätten wir diese Stelle als reformistische Gewerkschaften übersetzt, würde es bedeuten dass es auch revolutionäre Gewerkschaften/Syndikate geben würde, was aber die Autonomen scharf kritisiert, verneint und negiert haben.

38A.d.Ü., auf spanisch Rupturistas, Ruptur/Bruch/Abbruch auf einen Menschen bezogen, was hier bedeutet Menschen die die Ruptur/Bruch mit der Herrschaft, Kapitalismus, etc., folgen, oder als Ziel haben.

39A.d.Ü., auf spanisch Sindicato de Afiliación, das heißt LAB war kein Werkzeug des Klassenkampfes, sondern nur ein Organisation der Dienstleistung, die nur hilft wenn man Mitglied wird.

40A.d.Ü., auch hier, wie jedes mal über Amnestie die Rede ist, geht es um den Kampf für die Gefangenen, die Autonomen machten keine Unterschiede zwischen politischen und sozialen Gefangenen, die MLNV logischerweiße schon.

41A.d.Ü., AEK sind Schulen die das Lernen von Euskera (Baskisch) fördern.

42A.d.Ü., als schmutziger Krieg (Guerra Sucia), oder Staatsterrorismus, wird im Spanischen Staat die Zeit benannt als (inoffiziell ab den Ende der 1960er) Sicherheitskräfte (Polizei, Militär, Geheimdienste, Söldner), im Auftrag der Regierung, oder zumindest im Mitwissen in einigen Fällen, Anschläge, Entführungen und Morde gegen Mitglieder bewaffneter Gruppen (vor allem ETA-m, aber auch Comandos Autonomos Anticapitalistas), oder deren vermeintlichen Umfeld, auf spanischen und französischen Territorium durchführte. Die bekannteste dieser Gruppen waren die GAL (Grupos Antiterroristas de Liberación) die von der damaligen sozialistischen Regierung von Felipe González (PSOE) finanziert und unterstützt hat. Es gab aber auch andere Gruppen wie Batallón Vasco Español (BVE), Alianza Apostólica Anticomunista, Grupos Armados Españoles (GAE) oder Guerrilleros de Cristo Rey,.

43A.d.Ü., 1981 wurden José Antonio Lasa Aróstegui und José Ignacio Zabala Artano, beide 18 Jahre alt und Mitglieder von Euskadi Ta Askatasuna (ETA), vom GAL in Frankreich entführt, danach nach ins Quartier der Guardia Civil von Intxaurrondo in Donosti (San Sebastián) verschleppt wo sie gefoltert wurden. Die Guardias Civiles Enrique Dorado und Felipe Bayo verschleppten sie nach Aguas de Busot (liegt bei Alicante, 755 Kilometer entfernt), wo sie sie zwangen ihre eigenen Gräber zu schaufeln. Dorado schoss beiden drei Mal in den Kopf und wurden nachher mit Calciumoxid überschüttet und begraben. Die Leichen wurden erst 1995 entdeckt.

1984 wurden, Ángel Gurmindo Lizarraga und Vicente Perurena Telletxea, beide Mitglieder von ETA in Hendaia (Iparralde) aus einem Auto mit einer Maschinengewehrsalve erschossen, für den Mord übernahm später GAL die Verantwotung.

44A.d.Ü., also sämtliche Parteien (PSOE, AP, CIU, …).

45A.d.Ü., Jarrai war eine Jugendorganisation der MLNV, also ein Teil der linken Abertzale. 2009 verboten weil sie Verbindung mit ETA gebracht wurde.

46A.d.Ü., der Urrats Berri (Prozess) in Herri Batasuna fand 1992 statt, als Kritik gegen ETA innerhalb der Partei lauter wurden, diese Kritik stellte im Allgemeinen den bewaffneten Kampf in Frage. Es war das erste Mal, wenn auch nur von einer Minderheit, wo so eine Kritik stattfand. Dieser Prozess innerhalb der Partei sah auch, unter anderem, vor nationalistische Bewegungen in Ost-Europa zu unterstützen, abgesehen ob diese sozialistisch waren oder nicht. Ein klarer Beispiel des reinen Nationalismus und worum es am Ende immer bei solchen Bewegungen es geht.

Dieser Beitrag wurde unter Anarchistische/Revolutionäre Geschichte, Klassenkrieg/Sozialer Krieg, Kritik am Leninismus, Kritik am Reformismus, Kritik an der (radikalen) Linke des Kapitals, Kritik an Gewerkschaften/Syndikalismus, Proletarische Autonomie Spanischer Staat, Texte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.