Gefunden auf materiales x la emancipacion, die Übersetzung ist von uns.
Erklärung zu den Protesten in Nepal
Frieden den Hütten! Krieg den Palästen! Gegen die Diktatur der Wirtschaft! Es lebe die internationale Revolte des Proletariats!
Hier ist eine Stellungnahme zu den aktuellen Ereignissen in Nepal. Auch wenn wir im Großen und Ganzen mit dem Text einverstanden sind, müssen wir doch kritisch auf einige Punkte hinweisen, mit denen wir nicht übereinstimmen. In dieser Stellungnahme wie auch in vielen anderen der selbsternannten kommunistischen Linken fällt leider auf, dass die Frage der „Jugendlichen und Studenten” immer noch aus der dualistischen Perspektive der sozialdemokratischen Konzeption behandelt wird, als wären diese „Jugendlichen und Studenten” ein von der Klasse getrennter Körper, also eine vom Proletariat „getrennte” Gruppe mit unterschiedlichen Interessen, was eine mechanistische und absurde Vereinfachung ist. Die Studenten sind letztendlich Kinder von Proletariern, die Reservearmee für die künftige Arbeitskraft, die der Kapitalismus braucht; tatsächlich arbeiten viele von ihnen oft als Teilzeitkräfte in prekären Jobs, um ihr Studium zu finanzieren, oder müssen im schlimmsten Fall ihr Studium abbrechen, weil sie einen Vollzeitjob annehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Wenn sich heute die jungen Proletarier in dieser Region gegen die Ordnung des Kapitals auflehnen, dann liegt das keineswegs daran, dass „Studenten und Jugendliche” die Klasse in einer Revolution ersetzen werden oder dass sich diese Frage durch die veraltete Formel „man kann nur rebellisch sein, wenn man jung ist” erklären lässt. In Wirklichkeit handelt die proletarische Jugend einfach so, weil sie, genau wie die gesamte Klasse, nicht von den brutalen Angriffen verschont bleibt, die das kapitalistische System täglich ausübt. Schließlich ist noch ein weiterer Aspekt hervorzuheben: Obwohl der Text sich deutlich gegen den Kapitalismus und den Staat ausspricht und für eine autonome Aktion des Proletariats eintritt, wird in Punkt 5 des zweiten Abschnitts seltsamerweise von einer „Verstaatlichung der Ressourcen” gesprochen, was völlig im Widerspruch zu allem steht, was zuvor im Text dargelegt wurde. Wir wissen aber nicht, ob das vielleicht ein Übersetzungsfehler aus der englischen Version ist (auf die wir uns stützen), weil wir keine andere Version in der Originalsprache finden konnten [Materialies].
Wir geben diese Erklärung von NWBCW South Asia [No War But ClassWar Südasien] wieder als Beispiel dafür, wie eine neue Generation in der Region mit dem Erbe des Stalinismus und Maoismus bricht und versucht, einen internationalistischen Kurs einzuschlagen. In Nepal hat eine Volksbewegung es geschafft, das verhasste Verbot sozialer Netzwerke aufzuheben und die aktuelle Regierung zu stürzen. Aber wie die Gefährten sagen, werden andere Teile der herrschenden Klasse brutal ihre Kontrolle wiederherstellen, wenn es keine politische Organisation gibt, die der Arbeiterklasse insgesamt als Bezugspunkt dient, und keine Organe der Klassenmacht, die die kapitalistischen Staatsstrukturen ersetzen können. Das globale kapitalistische System steckt in der Krise, und die Proteste in Nepal spiegeln diese Realität wider. Überall auf der Welt sehen wir Kriege, Repression, Streiks und Aufstände. In allen Fällen versucht die herrschende Klasse, ihre Macht zu stabilisieren, indem sie Arbeiterinnen, Arbeiter und die Zivilbevölkerung angreift. Die aktuellen Ereignisse in Nepal sind ein perfektes Beispiel dafür. [LeftCom]
Die Proteste in Nepal
In Nepal haben sich Studenten und junge Leute heftig aufgelehnt und sogar die bestehende kapitalistische Regierung gestürzt.
Die Proteste der Generation Z begannen, nachdem die Regierung ein Verbot für Social-Media-Plattformen verhängt hatte. Nepal ist ein Land mit 30 Millionen Einwohnern, das stark von den Überweisungen von fast 2 Millionen Arbeitern im Ausland abhängig ist. Im Jahr 2024 machten die 11 Milliarden Dollar, die sie nach Hause schickten, mehr als 26 % der nepalesischen Ökonomie aus. Dieses Geld sorgt für Essen, Medikamente und Bildung für ihre Familien. Das Verbot von sozialen Netzwerken, das verhängt wurde, weil Plattformen wie Facebook und YouTube nicht bei der Regierung registriert waren, hat die Familien von ihren weit entfernten Versorgern abgeschnitten.
Dies zeigt die düstere ökonomische Realität Nepals: eine tiefe Beschäftigungskrise, die Arbeiterinnen und Arbeiter dazu zwingt, auf der Suche nach Arbeit auszuwandern. Laut der 2024 veröffentlichten Umfrage zum Lebensstandard in Nepal lag die Arbeitslosenquote bei 12,6 % und damit über dem Niveau von fünf Jahren zuvor. Dies betrifft jedoch nur den formellen Sektor, während die meisten Nepalesen in der informellen Ökonomie arbeiten. Außerdem ist die Korruption weit verbreitet, wobei Beamte mit ausländischen Krediten imperialistischer Länder, darunter China, in Verbindung stehen, die durch die Ausbeutung der nepalesischen Massen zurückgezahlt werden.
Dies schuf die Voraussetzungen für den Zusammenbruch. Als die Regierung mit dem Erschießen junger Demonstranten reagierte, schlugen Studenten und Jugendliche zurück und griffen staatliche Institutionen wie das Parlament, den Obersten Gerichtshof und andere an. Dies zeigt die enorme Wut der Bevölkerung über den Status quo.
Ähnlicher Kontext
Vor einigen Monaten gab es einen ähnlichen Vorfall in Bangladesch, als Studenten die Regierung von Sheikh Hasina durch gewalttätige Proteste stürzten. Aber außer einigen geringfügigen Reformen hat sich dadurch nichts grundlegend geändert. Man könnte aber sagen, dass sich die Lage mit dem allgemeinen ökonomischen Niedergang, der galoppierenden Inflation und dem rasanten Aufstieg der Islamisten, die sich von Randparteien, deren einzige Chance auf Macht darin bestand, sich mit größeren Parteien zu verbünden, zu den Favoriten für die nächsten Wahlen entwickelt haben, verschlechtert hat. Infolgedessen hat die Gewalt gegen religiöse Minderheiten zugenommen. Die Stimmen, die die Freiheit der Frauen einschränken wollen, sind lauter denn je. Die Wahlen zur Studentenvereinigung sind ein wichtiges und dramatisches Ereignis in Bangladesch, und selbst in der Hochburg der Linken in Bangladesch, der Universität von Dhaka, wurden nun die Islamisten zur dominierenden Kraft gewählt.
Es scheint auch einen „süd-/südostasiatischen Frühling” zu geben, mit Myanmar im Jahr 2021, Sri Lanka im Jahr 2022 und Bangladesch und Indonesien ganz aktuell. Ohne starke revolutionäre Organisationen wird aus diesen Unruhen nichts Gutes entstehen.
Kommunistische Schlussfolgerungen
Aus diesen Ereignissen können Kommunisten mehrere Schlussfolgerungen ziehen:
1. Studenten und Jugendliche sind keine revolutionäre Kraft. Sie können zwar radikal sein, aber sie können keinen grundlegenden Wandel herbeiführen. Es ist eine bourgeoise Illusion, zu glauben, dass sie revolutionär sind. Die einzige revolutionäre Kraft auf der ganzen Welt ist das Proletariat, die arbeitenden Massen, die die Gesellschaft aufbauen und die Ablehnung des Privateigentums verkörpern. Ohne ihre Führung kann keine Bewegung gegen die grundlegende Ursache der Unterdrückung kämpfen.
2. Die Sozialdemokratie und ihre Varianten müssen abgelehnt werden. Nationalismus, liberale Demokratie, Marxismus-Leninismus und Maoismus gehören auf den Müllhaufen der Geschichte und müssen gewaltsam zerschlagen werden.
3. Die Arbeiterinnen und Arbeiter müssen einen unabhängigen Kampf führen. Dieser Kampf muss über nationale Grenzen hinausgehen und von einem wissenschaftlichen Programm geleitet werden, das aus dem historischen Klassenkampf hervorgegangen ist.
Der kapitalistische Staat muss zerstört werden. Ohne die Zerschlagung des Staatsapparats des Kapitals ist keine wirkliche Veränderung möglich.
Taktische Vorschläge für das nepalesische Proletariat
1. Alle „marxistisch-leninistischen”, maoistischen und liberalen Parteien verlassen. Den politischen Kampf gegen sie aufnehmen. Sich in Form von Arbeiterkomitees und bewaffneten Arbeiterräten unter einem zentralisierten Programm organisieren. Wenn möglich, eine internationalistische Partei oder Organisation aufbauen. Eine internationalistische Partei wäre für den Kampf unverzichtbar.
2. Einen politischen und gewaltsamen Kampf gegen imperialistische NGOs, monarchistische und reaktionäre nationalistische Kräfte und den Staatsapparat führen. Auch gegen reformistische Tendenzen wie Liberale und Maoisten kämpfen.
3. Fabriken, Nahrungsmittelressourcen, Energieressourcen, Transportmittel und Waffen beschlagnahmen.
4. Arbeiterversammlungen organisieren. Kontakt zu Arbeiterorganisationen in Nachbarländern wie Bangladesch, Indien, China usw. aufnehmen.
5. Politische Forderungen stellen, damit die Ressourcen an die Arbeiterkomitees übergeben werden. Parolen für unbefristete Arbeitsplätze, die Verkürzung der Arbeitszeit und die Verstaatlichung der Ressourcen verbreiten.
6. Parolen für die Abschaffung bürokratischer Privilegien verbreiten. Kampf gegen die Großgrundbesitzer in Zusammenarbeit mit den Bauern.
7. Da die Studenten stark in diese Proteste involviert sind, vor allem gegen die Privilegien der Elite, politische Forderungen nach kostenloser und allgemeiner Bildung für alle stellen.
Fazit
Die Proteste in Nepal zeigen die Wut der Massen, aber auch die Grenzen der spontanen Rebellion der Jugend. Nur die Arbeiterklasse, die unabhängig organisiert ist und von einem revolutionären Programm geleitet wird, kann diese Aufstände in einen entscheidenden Kampf gegen den Kapitalismus verwandeln.
NWBCW Südasien – September 2025
https://nwbcwsouthasia.com/2025/09/11/statement-on-the-protests-in-nepal/