Gefunden auf der Seite von Tridni Valka, die Übersetzung ist von uns.
(2015) PKK, Demokratischer Konföderalismus und Unsinn – Juraj Katalenac
Wir veröffentlichen hier einen kritischen Text über die PKK und den „Demokratischen Konföderalismus“ (den wir ins Französische und Tschechische übersetzt haben) von militanten Mitgliedern, die sich hauptsächlich auf Kroatisch ausdrücken und ihrer Struktur den Namen SvjetskaRevolucija („Weltrevolution“) gegeben haben. Wir wissen nicht viel über diese Gruppe und es ist für uns sprachlich schwierig, unser Wissen über ihre programmatischen Positionen weiter zu vertiefen.
In einem ihrer grundlegenden Dokumente, das auf Kroatisch veröffentlicht wurde und eine Reihe interessanter Aussagen enthält, gibt es jedoch eine, die wir hier kurz kritisieren möchten. Es ist ihre Position zum „Terrorismus“, wenn diese Gefährten und Gefährtinnen sagen: „Der Terrorismus ist keine Kampfmethode der Arbeiterklasse. Er befürwortet die heimliche Aktion einer kleinen Clique, die im völligen Widerspruch zur Verteidigung der Klassengewalt steht, die sich aus der klassenbewussten und organisierten Massenaktion des Proletariats ergibt.“ [https://www.svjetskarevolucija.org/osnovni-stavovi/]
Wir sind mit dieser Position überhaupt nicht einverstanden, die dem Pazifismus im Namen der „Großen Nacht“, der kommenden Revolution, Tür und Tor öffnet, unter dem Vorwand, dass hier und jetzt „die Massen nicht bereit sind“, wie Sozialdemokraten aller Art seit Jahrzehnten behaupten, um unseren Kampf besser zu entwaffnen. Es gibt keinen „Terrorismus“ an sich! Jede Aktion, jeder Gedanke wird im Wesentlichen durch seinen Klasseninhalt und die vorherrschenden sozialen Beziehungen bestimmt; es gibt daher in der Tat einen Klassenterrorismus, der je nach Art des Programms, das er enthält und das ihn trägt, in einer Vielzahl von Formen (und Wesensarten) auftritt.
Es gibt also einerseits einen bourgeoisen, arbeitgeberischen, kapitalistischen, konterrevolutionären Terrorismus: Es ist der permanente Terror alltäglicher Natur in unserer Zwangsarbeit, es ist die polizeiliche und militärische (und gewerkschaftliche/syndikalistische) Repression, um unsere Streiks, unsere Kämpfe, unsere Hoffnungen zu zerschlagen, und es ist auch der Terror des mörderischen Gemetzels auf den Schlachtfeldern der Schrecken der bourgeoisen Kriege usw.
Aber, und in radikalem Gegensatz zu diesem konterrevolutionären Terrorismus, gibt es auch einen proletarischen, revolutionären, menschlichen Terrorismus: Es ist die permanente Sabotage der Werkzeuge der Ausbeutung, Entfremdung, Unterdrückung und Herrschaft durch unsere Klasse, es ist die Organisation, selbst in der Minderheit, der direkten Aktion, das heißt, ohne Vermittler, ohne Vermittlung, es ist die Zerstörung dessen, was uns zerstört, für die endgültige Abschaffung, die vollständige Ausrottung der eigentlichen Ursachen unseres Elends.
Zum Abschluss dieser kurzen Präsentation und brüderlichen Kritik möchten wir die lebenslangen Positionen der kommunistischen Bewegung (einige gute alte programmatische „Juwelen“) gegenüber der notwendigen revolutionären Gewalt bekräftigen, um dieser alten Welt ein für alle Mal ein Ende zu setzen:
„Die resultatlosen Metzeleien […], der Kannibalismus der Kontrerevolution selbst wird die Völker überzeugen, daß es nur ein Mittel gibt, die mörderischen Todeswehen der alten Gesellschaft, die blutigen Geburtswehen der neuen Gesellschaft abzukürzen, zu vereinfachen, zu konzentrieren, nur ein Mittel – den revolutionären Terrorismus.“ Karl Marx, „Der Sieg der Konterrevolution zu Wien“, Neue Rheinische Zeitung Nr. 136, 6. November 1848.
„Weit entfernt, den sogenannten Exzessen, den Exempeln der Volksrache an verhaßten Individuen oder öffentlichen Gebäuden, an die sich nur gehässige Erinnerungen knüpfen, entgegenzutreten, muß man diese Exempel nicht nur dulden, sondern ihre Leitung selbst in die Hand nehmen. Während des Kampfes und nach dem Kampf müssen die Arbeiter neben den Forderungen der bürgerlichen Demokraten ihre eigenen Forderungen bei jeder Gelegenheit aufstellen.“ Karl Marx und Friedrich Engels, „Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März“, London, März 1850.
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PKK, demokratischer Konföderalismus und Unsinn – Juraj Katalenac
Täglich hören wir von der Bedrohung durch den Islamischen Staat (auch bekannt als ISIS oder ISIL). Die Medien informieren uns unablässig über deren brutale Hinrichtungen westlicher Journalisten und humanitärer Helfer, über Verbrechen gegen die Bevölkerung, die ihren religiösen Fundamentalismus und ihre militärischen Siege nicht akzeptiert. Der amerikanische Präsident Barack Obama schwor am 11. September dieses Jahres – dem Jahrestag der Terroranschläge auf das World Trade Center – den IS auszurotten, aber gleichzeitig zögern die Anführer des Westens, eine militärische Intervention im Irak zu starten – zumindest in einer Form wie sie gegen das Regime von Saddam Hussein geführt wurde. Viele Militärexperten warnen uns davor, dass es im Interesse der USA liegt, nicht vollständig gegen den IS zu intervenieren, sondern den IS nur aus dem Irak nach Syrien zu drängen, wo er gegen das Assad-Regime kämpft.
Aber der Kampf gegen den IS ist nicht das Thema dieses Artikels; stattdessen geht es um die scheinbar unwahrscheinliche Allianz, die aus der aktuellen Situation entstanden ist: eine zwischen den westlichen Mächten und der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) – bis vor kurzem noch als terroristische Organisation eingestuft.
Eine der Möglichkeiten, mit denen der Westen gegen den IS interveniert hat – mit Ausnahme von Luftangriffen – ist die Bewaffnung kurdischer Streitkräfte im Nordirak. Dies geschieht durch die Ausrüstung der Kämpfer und durch den Einsatz kroatischer Waffenlieferungen, die wir bei unserem NATO-Beitritt loswerden mussten. Die zunehmende Beteiligung der Kurden an den Kämpfen in der Region hat zu einer zunehmenden Unterstützung geführt, wie sie sie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr erlebt haben. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat die Schaffung eines unabhängigen Kurdistans als Bedingung für ein Bündnis „gemäßigter Staaten“ im Nahen Osten befürwortet, und auch die Türkei stimmt der Gründung eines kurdischen Staates im Nordirak zu. Abgesehen vom Widerstand des Iran steht der Verwirklichung eines kurdischen Staates nicht mehr viel im Wege.
Dieser Artikel wurde durch das perverse Interesse der westlichen Linken an der PKK angeregt: Es ist pervers, weil die PKK eine Organisation ist, die eine lange Geschichte von Missbrauch, Schikanierung und Erpressung der lokalen (kurdischen) Bevölkerung, sektiererischer Gewalt und Mord, Heroinhandel, Erpressung und Zwangsrekrutierung von Einheimischen in ihrem militärischen Flügel, und sie wird von westlichen Linken als „revolutionär“, „proletarisch“, „feministisch“ idealisiert … während sie genau das Gegenteil ist. Es muss auch erwähnt werden, dass das Interesse westlicher Linker an der PKK durch ihre angebliche „kommunale“ oder sogar „anarchistische“ Politik geweckt wurde, eine Wendung, die sich in der Ersetzung ihres früheren Marxismus-Leninismus (d. h. Stalinismus) durch „demokratischen Konföderalismus“ widerspiegelt. Das ist es, worüber wir in vielen Artikeln lesen können, wie z. B. „Die neue PKK: Entfesselung einer sozialen Revolution in Kurdistan“ von Rafael Taylor1 oder „Kurdischer Frühling: Wofür kämpft die PKK?“ von Brian Whelan2.
In diesem Artikel werde ich mich daher nur mit drei Mythen über die PKK befassen: dass sie „revolutionär“, „proletarisch“ und „feministisch“ ist. Es ist wichtig, klar zu erklären, warum die Unterstützung solcher Organisationen schädlich und lächerlich ist.
KALTER KRIEG PKK
Die PKK wurde am 27. November 1978 von Abdullah Öcalan, Mazlum Doğan und zwanzig Anhängern gegründet. Das Ziel der PKK war es, den „türkischen Kolonialismus“ in Türkisch-Kurdistan zu bekämpfen und einen unabhängigen und vereinten kurdischen Staat zu errichten. Bei ihrer Gründung ließ sich die PKK von den Ideen des Marxismus-Leninismus inspirieren, wie viele ähnliche Organisationen in der Region, die von der Sowjetunion unterstützt wurden, und war in der Tat ein Vertreter der Außenpolitik der Sowjetunion im Kalten Krieg. Daher glaubte die PKK, dass sie durch Kampfhandlungen ihrer nationalen Guerillaarmee an die Macht kommen und Verbündete unter den Ostblockländern sowie unter den kurdischen Landbesitzern finden könnte, um gegen ihre kurdischen Rivalen zu kämpfen.
Am 15. August 1984 griff die PKK Polizeistationen in den Dörfern Eruh und Şemdinli an und löste damit einen Aufstand aus. Bei diesen Aktionen tötete sie zwei türkische Polizisten. Als Gegenmaßnahme hat die Türkei Tausende Kurden als Dorfschützer gegen die PKK rekrutiert. Die PKK ist diesen Wächtern gegenüber ebenso unfreundlich eingestellt wie allen anderen Kurden, die Sympathien für die türkische Regierung zeigten, und Rivalen, die bestimmte Landbesitzer angriffen, die auf der Seite der PKK standen. Aus diesem Grund verlor die PKK die Sympathien des Teils des kurdischen Volkes, der sich zwischen der PKK und der türkischen Armee gefangen sah. Außerdem hatte die PKK angespannte Beziehungen zu Kurden außerhalb der Türkei, wie Masoud Barzani im Nordirak.
Obwohl die PKK ursprünglich als marxistisch-leninistische Organisation gegründet wurde, hat sie infolge des Zusammenbruchs des Ostblocks im Jahr 1989 eine beträchtliche Anzahl ausländischer Verbündeter verloren. Der Golfkrieg von 1991 zeichnete eine neue Landkarte der Region, in der die marxistisch-leninistische „Verteidigung des Sozialismus“ durch den kurdischen Nationalismus als Ideologie für die Rekrutierung neuer Kämpfer ersetzt wurde. Da die verschiedenen imperialistischen Länder schon immer ein Stück vom Kuchen des Nahen Ostens abhaben wollten, hat sich die PKK als wichtiger strategischer Partner erwiesen, der die Unterstützung der Regierungen von Syrien, Iran, Irak, Armenien, Griechenland und Russland genießt. An dieser Stelle muss unbedingt die Rolle der EU-Länder hervorgehoben werden, die intervenierten, als die Türkei am 15. Februar 1999 Öcalan verhaftete. Durch die Intervention der EU wurde das ursprüngliche Todesurteil in lebenslange Haft umgewandelt.
Da ich bereits die Inhaftierung von Öcalan erwähnt habe, ist es notwendig, auf die Repression aufmerksam zu machen, die die Kurden durch den türkischen Staat erleiden. Tatsächlich wurde die PKK aus materiellen Gründen gegründet, weil der moderne türkische Staat, genau wie ihr Mentor Frankreich, keine Minderheiten anerkennt und repressive Maßnahmen anwendet, die jeglichen Widerstand ersticken. So wurden beispielsweise alle parlamentarischen Organisationen, die für die Interessen des kurdischen Volkes kämpften, verboten oder zu terroristischen Organisationen erklärt.
„KOMMUNISTISCHE“ WENDE
In den letzten Jahren ist die PKK bei westlichen Anarchistinnen und Anarchisten sowie Linken aufgrund der angeblichen ‚libertären Wende‘ der PKK, über die sie geschrieben haben, darunter Autoren wie die oben genannten Rafael Taylor und Brian Whelan, äußerst beliebt geworden. Sie behaupten, dass Öcalan im Gefängnis eine Reinigung durchgemacht und den Stalinismus durch libertären Sozialismus ersetzt habe, insbesondere durch Murray Bookchins libertären Munizipalismus. Öcalan hat den libertären Munizipalismus in Form des demokratischen Konföderalismus durch die Koma Civakên Kurdistan – KCK – (A.d.Ü., Union der Gemeinschaften Kurdistans) entwickelt, das territoriale Experiment der PKK in einer „freien und direkt demokratischen Gesellschaft“. Demokratischer Konföderalismus bedeutet für sie „demokratische, ökologische, geschlechterbefreite Gesellschaft“ oder „Demokratie ohne Staat“. Aber es ist notwendig, diesem Unsinn ein Ende zu bereiten und den wahren Hintergrund des ideologischen Wandels der PKK zu erklären.
Auf dem achten Kongress der PKK am 16. April 2002 wurde für die „demokratische Transformation“ gestimmt, was bedeutete, dass die PKK gewalttätige Mittel zur Erlangung der „Freiheit“ ablehnen würde, indem sie sich für die politischen Rechte der Kurden innerhalb der Türkei einsetzt. Seit diesem Kongress hat sich die PKK durch die Gründung einer neuen politischen Organisation, der KADEK (Kongreya-Azadiya Demokratika Kürdistan – Freiheits- und Demokratiekongress Kurdistan), gewandelt, dessen Aufgabe es ist, ausschließlich mit demokratischen Mitteln zu kämpfen. Trotz der politischen Wende des Sprechers der PKK/KADEK ist klar, dass die Volksverteidigungskräfte (HPG), der militärische Flügel der PKK, sich nicht auflösen werden, um sich weiterhin selbst verteidigen zu können. Im Laufe der Zeit wandelte sich KADEK in einen gemäßigteren Kongra-Gel (Volkskongress Kurdistan) um, da es sonst nicht möglich gewesen wäre, an Verhandlungen mit den türkischen Behörden teilzunehmen und die Teilnahme an der parlamentarischen Politik zu erleichtern. Die KCK, bekannt als Hauptorgan des „demokratischen Konföderalismus“, ist im Grunde ein Proto-Staat für das kurdische Volk unter der Verwaltung der PKK und versammelt viele andere kurdische Kräfte, die die Vorherrschaft der PKK anerkennen.
1999 nahmen kurdische Nationalisten erstmals an Kommunalwahlen teil und errangen eine große Mehrheit im türkischen Kurdistan, die sie seitdem halten. Seit 2005 versuchen kurdische Nationalisten erneut, ins türkische Parlament einzuziehen und über diesen Weg einen legalen Kampf zu führen. Dies begann mit der Partei der Demokratischen Gesellschaft (DTP), die gegründet wurde, um die kürzlich verbotene Demokratische Volkspartei (DEHAP) zu ersetzen. Diese Partei wurde jedoch wegen ihrer Verbindungen zur PKK vom türkischen Staat verboten, wie schon zuvor, und 2009 durch die neu gegründete Partei für Frieden und Demokratie (BDP) ersetzt. Obwohl sie mit der PKK verbunden ist, ist die BDP ein anerkanntes Mitglied der sozialdemokratischen Sozialistischen Internationale.
Die „kommunale Wende“ der kurdischen Nationalisten war eine Antwort auf die Repression der Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) gegen die kurdische Bevölkerung. Es handelt sich im Wesentlichen um einen Plan für eine demokratische Autonomie der Region im Rahmen des türkischen Staates und der türkischen Verfassung. Der ursprüngliche Separatismus und die Schaffung eines unabhängigen Staates wurden also aufgegeben. Der Plan sieht vor, dass die kurdische Sprache zusätzlich zu Türkisch und lokalen Dialekten zu den offiziellen Sprachen Kurdistans wird, dass es Vertreter eines autonomen Kurdistans im türkischen Parlament gibt, die die Umsetzung des Gesetzes und gleiche Rechte für Kurden garantieren, und dass das autonome Kurdistan eine eigene Flagge hat, die auf den nationalen Symbolen des kurdischen Volkes basiert. Mit der Zeit entwickelte sich die Idee zu einer Konföderation kurdischer Provinzen in der Region. Die PKK ist jedoch keine Alternative zur AKP – sie sind zwei Seiten derselben Medaille. Beide Seiten nähern sich zunehmend einer gemeinsamen Vereinbarung an, worüber die Mainstream-Medien bereits berichtet haben.
Wir können dies besser verstehen, wenn wir eine öffentliche Erklärung in der Presse der PKK lesen:
„Das Modell der demokratischen Selbstverwaltung ist die vernünftigste Lösung, weil es der Geschichte und den politischen Umständen entspricht, in denen sich die Türkei befindet. Tatsächlich genossen die Kurden innerhalb der Grenzen des Osmanischen Reiches einen autonomen Status. Daher basiert dieser Vorschlag nicht auf Separatismus. Stattdessen wird unser Volk seine wechselseitigen Beziehungen auf der Grundlage des freien Willens und der freiwilligen Vereinigung in einem gemeinsamen Heimatland bestimmen. Das Modell sieht weder die Abschaffung des Staates noch eine Änderung der Grenzen vor. Die demokratische Türkei und das demokratische autonome Kurdistan sind eine konkrete Formel für unsere Völker, sich selbst mit ihrer eigenen Kultur und Identität und ihrem Recht auf ein freies Leben zu regieren.“3
Aber was steckt hinter dieser Kehrtwende? Handelt es sich um einen Bewusstseinswandel oder um etwas anderes? Ein wichtiger Grund ist sicherlich, dass Öcalan seit seiner Verhaftung versprochen hat, dem türkischen Staat zu dienen. Weitere Gründe sind in den geopolitischen Veränderungen nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu suchen.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Entzug der syrischen Unterstützung war die PKK gezwungen, sich nach neuen „Sponsoren“ umzusehen. Daher war es notwendig, den früheren Marxismus-Leninismus abzulehnen und ihn durch den „demokratischen Konföderalismus“ zu ersetzen, der perfekt passte, da im Gegensatz zum Marxismus-Leninismus „niemand verärgert ist und niemand etwas dagegen hat“, was es einfach machte, externe Verbündete zu finden. Außerdem versucht die PKK, einen Deal mit dem türkischen Staat zu machen, während sie gleichzeitig eine Ideologie braucht, die die „Einzigartigkeit“ Kurdistans betont. Diese neue außenpolitische Strategie der PKK basiert auf drei Prämissen. Die erste ist, dass die PKK versucht, so viele Spenden wie möglich von der kurdischen Diaspora weltweit zu sammeln. Außerdem versuchen sie, Unterstützung zu erhalten und sich als einzig wahre Vertreterin der Interessen des kurdischen Volkes zu präsentieren, was ihnen weitgehend gelungen ist. Das zweite Ziel ist die Streichung der PKK von der Liste der terroristischen Organisationen, wofür sie sehr hilfreiche Unterstützung von der westlichen Linken erhalten haben, die ständig Druck auf ihre Regierungen ausübt und auf die politische Situation und die Repression in der Türkei aufmerksam macht. Infolgedessen sind PKK-Militante äußerst aktiv darin, diesen Mythos des „demokratischen Konföderalismus“ in der westlichen Linken zu verbreiten. Und die dritte Prämisse ist die Unterstützung der „westlichen Verbündeten“, insbesondere der USA.
Und worin besteht das Interesse der USA an der PKK? Die USA sind in erster Linie daran interessiert, Kämpfer vor Ort zu haben, deren Machtinteressen mit den Interessen der USA übereinstimmen, damit die USA aufgrund der Unzufriedenheit der amerikanischen Bevölkerung keine eigenen Truppen entsenden müssen. Kurdische Nationalisten wollen im Nordirak einen Staat schaffen, der von den westlichen Mächten offen unterstützt wird und der gegen die Islamisten des IS kämpfen wird. Außerdem ist ihr Nationalismus dem Islamismus entgegengesetzt, gerade um die Unterstützung des Westens zu gewinnen. Natürlich haben die USA all dies in Absprache mit ihrem Verbündeten, der Türkei, getan, die von der Überquerung kurdischer Milizen in den Irak von der Türkei profitiert, weil dies der Türkei inneren Frieden gewährt, aber auch die Kontrolle über die lokale kurdische Bevölkerung erleichtert.
DAS WAHRE GESICHT DER PKK
Zusätzlich zu dem bereits erwähnten Angriff auf die Dorfschützer führt die PKK seit Jahren eine Kampagne zur Tötung türkischer Lehrer durch, die als „Agenten des türkischen Staates“ angegriffen werden, weil sie die türkische Sprache unterrichten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Türkei junge Lehrer nach ihrem Abschluss dorthin schickt, wo sie gebraucht werden, insbesondere in die Dörfer und in die östlichen Teile der Türkei, sodass die Lehrer keine Wahl oder Chance haben. Die PKK griff auch lokale Linke an, aber auch kurdische Nationalisten, die mit der Politik der PKK nicht einverstanden waren.
Es sollte auch beachtet werden, dass die PKK die ethnische Säuberung der arabischen Bevölkerung in Syrien befürwortet, die in der kurdischen Region lebt. So sagte der Anführer der Partei der Demokratischen Union (PYD), der syrischen kurdischen Partei, die mit der PKK assoziiert ist, im Fernsehen: „Eines Tages werden die Araber, die in die kurdischen Gebiete gebracht wurden, vertrieben werden müssen (…). Wenn es so weitergeht, wird es einen Krieg zwischen Kurden und Arabern geben.“4 Das Interview wurde auf der Website von Unterstützern der PKK veröffentlicht, von der es auch zitiert wurde. Die PKK hat in der Vergangenheit eine äußerst schlechte Politik gegenüber Minderheiten in den Gebieten betrieben, in denen die Kurden in der Mehrheit waren. Derzeit ändert sich dies und die PKK wird oft als Verteidigerin aller Menschen in Kurdistan dargestellt. Aber wo die PKK mit vielen nationalen Minderheiten zusammenarbeiten kann, kann sie aus sehr offensichtlichen Gründen nicht mit Arabern, Türken und Persern zusammenarbeiten. Und wenn Konflikte mit ihnen ausbrechen, ist allen klar, dass die PKK in erster Linie eine ethnische Partei ist.
„FEMINISTISCHE“ PKK
Im Westen hat die PKK den Ruf einer Organisation, die Männer und Frauen gleich behandelt. Es gibt viele Berichte darüber, wie Frauen vor ihren Familien, arrangierten Ehen, Blutfehden und anderen patriarchalischen Bräuchen der kurdischen und türkischen Gesellschaft zur PKK fliehen. Aber im Gegensatz zu dem Bild, das von der PKK selbst gezeichnet wird, haben sie in der Organisation keine Rettung gefunden, sondern wurden in den Lagern der PKK Opfer von Missbrauch.
Diese Behauptung stammt nicht aus der „Propagandamaschinerie“ des türkischen Staates, sondern von PKK-Dissidenten. So schrieb Mehmet Cahit Şener – einer der Gründer der PKK, der die kurzlebige PKK-Vejin (eine Organisation, die sich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit der Führung von der PKK abgespalten hat) leitete – 1991, bevor er bei einer gemeinsamen Aktion der PKK und syrischer Geheimdienste getötet wurde:
„Apo [Öcalan] hat Dutzende unserer weiblichen Genossinnen zu unmoralischen Beziehungen mit ihm gezwungen, die meisten von ihnen entehrt und diejenigen, die sich weigerten, zu Menschen erklärt, die „die Partei nicht verstanden haben, die uns nicht verstanden haben“, und hat sie stark unterdrückt und sogar die Ermordung einiger angeordnet, die er als Agentinnen bezeichnete. Einige unserer Genossinnen, die sich in dieser Situation befinden, sind immer noch unter Arrest und werden gefoltert. Sie werden gezwungen, Geständnisse abzulegen, die den Szenarien entsprechen, dass sie Agentinnen sind (…). Die Beziehungen zwischen Männern und Frauen innerhalb der Partei haben sich in einen Harem in Apos Palast verwandelt und viele weibliche Genossinnen wurden von diesem Individuum wie Konkubinen behandelt.“5
Selim Çürükkaya, einer der Gründer der PKK, der wegen Apo nach Europa floh, schrieb ebenfalls über ähnliche Vorfälle. In seinen Memoiren schrieb Çürükkaya, dass sexuelle Beziehungen für die gesamte Mitgliedschaft verboten sind und dass diejenigen, die auf frischer Tat ertappt werden, unabhängig davon, ob es sich um Männer oder Frauen handelt, streng bestraft werden – gefoltert, eingesperrt und als Verräter gebrandmarkt, was zu ihrer Hinrichtung führen würde. Ganz im Gegensatz zu diesen Regeln hatte Öcalan ein Recht auf jede Frau in der Organisation, und der Rest der Führung wurde nach ihren Verdiensten belohnt. Diese Aussagen wurden von anderen Anführern der PKK bestätigt, die die Organisation inzwischen verlassen haben.
KEINE UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE PKK
Ungeachtet der Verbrechen, die der IS begeht, ist es unmöglich, in diesem Konflikt Partei zu ergreifen. Ich denke, dass es für jeden, der die Situation klar beobachtet, nur zwei Möglichkeiten gibt: Islamischer Staat und westlicher Imperialismus. Die Kurden und die PKK stehen auf der Seite des westlichen Imperialismus.
Wir können zwar über die Verbrechen des Islamischen Staats gegen die kurdische Bevölkerung in Syrien entsetzt sein, sollten uns aber darüber im Klaren sein, dass die Unterstützung der PKK nichts bringt. Darüber hinaus bedeutet die Unterstützung der PKK die Unterstützung einer schrecklichen ethno-nationalistischen Politik, die wir bereits in den 1990er Jahren erlebt haben.6 Ebenso stärkt die Unterstützung der PKK nur ihre außenpolitischen Ziele, indem sie die Mythologie der westlichen Linken von einer libertären Gesellschaft nährt, während sie gleichzeitig ihre Position unter den westlichen Mächten stärkt und die Umsetzung ihrer ethnisch-nationalistischen Politik vor Ort erleichtert.
Natürlich ist es notwendig, die derzeitige Politik der Türkei gegenüber den Kurden zu verurteilen, aber die PKK ist keine Bewegung, die dieses Problem lösen wird. Die PKK ist eine Bewegung von Hühnerdieben, die die Einheimischen mehr einschüchtern (wie die jüngsten Angriffe auf die Dorfschulen zeigen), als dass sie gegen das System und die Diskriminierung kämpfen. Denn ihr letztendliches Ziel ist es, die Macht in Kurdistan zu übernehmen. Wenn sie eine separatistische Politik durchsetzen können, werden sie dies innerhalb der Türkei oder durch die Teilnahme am Irakkrieg an der Seite der USA erreichen.
Der Autor möchte den Gefährten und Gefährtinnen aus der Türkei (Dunya Devrim) für ihre Übersetzungsarbeit und die Informationen danken, ohne die dieser Artikel nicht fertiggestellt werden könnte.
Juraj Katalenac, Zarez.
Originalquelle auf Kroatisch: http://www.svjetskarevolucija.org/pkk-demokratski-konfederalizam-i-gluposti-juraj-katalenac/
Quelle auf Englisch: http://www.svjetskarevolucija.org/pkk-democratic-confederalism-and-nonsense-juraj-katalenac/
1Der Artikel wurde am 17. August 2014 im ROAR Magazine veröffentlicht; Link: http://roarmag.org/2014/08/pkk-kurdish-struggle-autonomy/
2Analyse von Brian Whelan, veröffentlicht auf der Website des britischen Senders Channel 4; Link: http://www.channel4.com/news/pkk-kurdistan-workers-party-islamic-state-kurdish-spring/
3Anmerkung des Übersetzers: „Pressemitteilung der KCK und Kongra-Gel“, Kongra-Gel-Präsidialrat, KCK-Präsidentschaft des Exekutivrats, 13. August 2010; Link: http://www.pkkonline.com/en/index.php?sys=article&artID=60
4Anmerkung des Übersetzers: Zitat erhalten von: peaceinkurdistancampaign.com/2013/11/29/kurdish-news-weekly-briefing-3-29-november-2013/
5Anmerkung des Übersetzers: Dieses Zitat war eine englische Übersetzung, die in diesem Artikel erschien: http://vejin.wordpress.com/mehmet-cahit-sener-2/
6Anmerkung des Übersetzers: Der Autor bezieht sich hier auf die Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren.