(Peru) Die Demokratie – Grupo de Lucha Proletaria

Hier eine Kritik einer (räte)kommunistischen Gruppe namens Grupo de Lucha Proletaria aus Peru aus dem Jahr 2006, die unser Wissens nach auch nicht mehr existiert. Uns interessierte dieser Texte, weil er sich in die Liste der Kritik an der Demokratie anreiht die wir ständig erweitern und es immer auch sehr interessant und wichtig ist zu wissen was Revolutionäre entlang des Globus nicht nur dazu zu sagen haben, sondern auch dass man Kritikpunkte teilt. Teilen tun wir dennoch nicht alle Sichten, dies hat aber nicht die Qualität dieses Textes gemildert. Dieser Text wurde zu seiner Zeit von einem anarchistischen Verlags und Publikationsprojekt namens Mariposos del Caos veröffentlicht. Die Übersetzung ist von uns.


(Peru) DIE DEMOKRATIE – Grupo de Lucha Proletaria1

Grundlegendes Vokabular.

Damit unsere Leserinnen und Leser unsere Aussagen besser verstehen können, stellen wir dieses Grundvokabular vor, damit sie erkennen können, bis zu welchem Punkt die Gesellschaft des Kapitals uns entmenschlicht hat.

Staatsbürger: Die Kategorie, auf die wir Proletarier reduziert werden, nachdem uns die Mittel zur Befriedigung unserer Bedürfnisse vor Jahrhunderten von der privilegierten Klasse weggenommen wurden, die sie heute nach Belieben einsetzt. Um die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu vertuschen, geben die von den Gesetzgebern der herrschenden Klasse ausgearbeiteten Gesetze und Verfassungen vor, dass wir in Wirklichkeit alle „vor dem Gesetz gleich“ sind. Damit soll vorgetäuscht werden, dass wir unsere Klassenunterschiede vergessen, weil wir das Recht haben, zu wählen oder volljährig zu werden. Die Staatsbürgerschaft ist die Weihe des proletarischen zum bourgeoisen Individuum.

Waren oder Güter: Das sind alle Gegenstände, die für den Konsum hergestellt werden (Bleistifte, Schuhe, Pullover usw.). Einerseits werden sie mit der Arbeitskraft der proletarischen Arbeiter hergestellt, andererseits werden sie auf den Märkten getauscht und bringen den Besitzern von Fabriken und Werkstätten gigantische Gewinne ein. Die Ware ist also das Zentrum, der Nabel, um den sich die ganze Gesellschaft, in der wir leben, dreht. Das Leben in dieser Gesellschaft dreht sich nicht um das Glück und das Wohlergehen aller Menschen, sondern um einen brutalen Wettbewerb aller um die ultimative Ware: Geld.

Bourgeoisie: Soziale Klasse der Reichen; sie umfasst die sogenannten „Investoren“ oder „Unternehmer“, die Besitzer von Fabriken, Werkstätten und Land. Sie ist eine schmarotzende und blutsaugende Klasse, die mit allen Regierungen der Welt verbündet ist. Sie ist darauf angewiesen, dass wir Proletarier ihr unsere Arbeitskraft für 8, 10 oder 12 Stunden gegen einen Lohn zur Verfügung stellen, der uns zu modernen Sklaven macht und so ihre Profite sichert. Die Bourgeoisie organisiert sich in politischen Parteien (rechts, Mitte, links), um den Staat nach ihren Interessen zu lenken, und zwar durch Demokratie in Zeiten des sozialen Friedens und durch zivile oder militärische Diktatur in Zeiten des Volksprotests.

Proletariat: Die Klasse, zu der wir alle gehören, die unsere Arbeitskraft an andere (die Kapitalisten) verkaufen müssen, um zu überleben und unsere Angehörigen zu ernähren. Unsere Klasse hat einen sehr alten Ursprung, seit dem Auftauchen der ersten Klassengesellschaften (Mesopotamien, Ägypten) vor 5.000 Jahren. Seit der Zeit der Sklaverei haben die Proletarier versucht, sich von der Ausbeutung zu befreien: von der großen Rebellion des Spartacus vor Christus bis zu den antikapitalistischen Bewegungen in Mexiko mit Zapata, der russischen Revolution von 1917 oder der spanischen Revolution von 1936.

Das Ziel der Proletarier muss unveränderlich sein: der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ein Ende zu setzen, der Lohnsklaverei ein Ende zu bereiten und die Gleichheit auf der ganzen Welt herzustellen, indem sie die wahre MENSCHENGEMEINSCHAFT wiederherstellen.

0. EINLEITUNG.

Die Erstellung dieses Textes war unumgänglich; es war notwendig, dass jemand die Kritik an der Demokratie einleitet. Heute mehr denn je, wenn alle Medien (Radio, Fernsehen, Presse) und Institutionen (Parteien, Universitäten, Schulen, Vereine, Kirchen), kurz gesagt, alle gesellschaftlichen Bereiche lautstark ihren demokratischen Geist einfordern.

Die Ziele dieser Broschüre sind klar: Wir wollen bekannt machen, woher die Demokratie kommt, wofür sie da ist und wem sie wirklich nützt. Die Kritik kommt nicht von jetzt auf gleich, im Gegenteil, andere Proletarier vor uns haben dies seit dem 19. Jahrhundert getan; wir sind nur die Fortsetzer dieser militanten Linie.

Wir halten es für notwendig, die Demokratie zu analysieren, die wie ein heiliges Objekt unantastbar geworden ist, und wir sind der Meinung, dass das nicht so sein sollte. Das Wahlspektakel, dessen Zeuge wir allmählich werden, ist erbärmlich, heruntergekommen, mehr als erbärmlich; wir können sie sehen: Clowns, Schleimer, Schauspieler, ausgezeichnete Scharlatane, Gauner, die alles anbieten, kurzum, es gibt viele Adjektive. Der Punkt ist, dass wir und du, mein freundlicher Leser, gezwungen sein werden, für einige dieser Marionetten-Verteidiger des Kapitalismus zu stimmen, des Systems, in dem die Reichen herrschen und die Armen gehorchen. Sie nennen das „unsere staatsbürgerliche Pflicht erfüllen“.

Um es gleich klarzustellen: In einer ungerechten Gesellschaft gibt es keine Staatsbürger, die „vor dem Gesetz gleich sind“, sondern nur zwei soziale Klassen, die einander gegenüberstehen: die Bourgeoisie und das Proletariat. Die Demokratie ist die Ordnung, die diese Realität aufrechterhält. Deshalb müssen wir Proletarier außerhalb und gegen die Demokratie sein. Wir hoffen, dass dieses Pamphlet auch dir hilft, diese Position einzunehmen.

I. DER HISTORISCHE URSPRUNG DER DEMOKRATIE.

Von der Auflösung der Urgemeinschaft zur Monarchie des Staates.

Vor Tausenden von Jahren waren die Menschen in kleinen Gruppen von Jägern und Sammlern organisiert, kleinen Gesellschaften ohne Klassen oder Ausbeuter, die heute als Paläolithikum bezeichnet werden. Mit dem Aufkommen des Ackerbaus in verschiedenen Teilen der Erde (Mesopotamien, Ägypten, Mittelamerika, Peru) verschwanden die ursprünglichen Gemeinschaften und wurden durch sesshafte Dörfer ersetzt, in denen sich eine Gruppe von Spezialisten für die Beobachtung des Himmels und seiner Zyklen in Bezug auf Regen und Dürre bildete. Diese Gruppe nutzte dieses Wissen und ließ die anderen Bewohner glauben, dass sie „von den Göttern“ auserwählt seien, um mit den Menschen zu kommunizieren. Sie brachte die Menschen dazu, mehr Gerste oder Mais zu produzieren, als für die Gemeinschaft notwendig war. Damit hatten sie den materiellen ÜBERSCHUSS für die Reproduktion aller herrschenden Klassen geschaffen. Aus dieser Priesterkaste wurden später die Priesterkönige und dann die Kriegerkönige, aus denen die ersten Stadtstaaten hervorgingen. Überall ist es das Gleiche: Ur, Uruk, Babylon, Memphis, Byblos. In Griechenland passiert das Gleiche, die Zivilisation entsteht, die Macht des Königs, dem das Land bereits gehört, und die Arbeiter, die darauf leben. Gleichzeitig drängten diese Könige ihre Untergebenen dazu, sich den Reichtum anderer Völker mit Gewalt anzueignen.

Die „Kunst des Krieges“ förderte den Aufstieg von Spezialisten für Raub und Plünderung in Massen. Nach der zynischen Formulierung von Aristoteles ist Plündern „auch eine Form der Industrie“; die Figuren der „Ilias“ und der „Odyssee“ waren nichts anderes als Piraten und Räuber von Beruf, so Heichelheim.

Die Folgen der griechischen Eroberungen waren gigantisch: Zum einen wurden Kriegsgefangene zur Ausbeutung der eroberten Länder und Minen eingesetzt, was Tausende von Männern, Frauen und Kindern in eine der abscheulichsten Formen der Ausbeutung stürzte, die die Menschheit kennt: die SKLAVEREI. Das Territorium der griechischen Städte war mit Tausenden von Sklaven bedeckt, und auf ihrem Rücken wurde die Produktion von Waren aufrechterhalten, auf deren Grundlage der NATIONALE HANDEL UND DIE DEMOKRATIE ALS KOSUMPOLITISCHE FORM entstand.

Andererseits machte die militärische und politische Macht dieser Erobererkaste sie zu einem Adel oder einer Aristokratie, in der der König gewählt wurde. Die Aristokratie festigte sich als Regierungsform in Athen, der späteren Wiege der Demokratie (800 v. Chr.).

Die Handelsrevolution brachte die Demokratie hervor.

Vor der Entstehung des Staates als solchem produzierten die akkasischen Gemeinschaften das, was sie zur Deckung ihrer eigenen Bedürfnisse benötigten. Der gemeinschaftliche Austausch fand in Form von Tauschhandel statt. Mit dem Aufkommen von Klassen, dem Staat, Eigentum und Handel, Sklaven- und Handwerksarbeit entstand eine absichtliche Produktion, die nicht mehr der Bedürfnisbefriedigung diente, sondern dem Profit auf Kosten der Ausbeutung der Untergebenen.

Die alten, wahrhaft menschlichen Beziehungen von einer Gemeinschaft zur anderen werden kontaminiert, wenn die Ware (und später das Geld als universelle Ware) zum Vermittler dieser Beziehungen wird. Neben den Waren treten Spezialisten für ihren Handel auf: die Kaufleute. Der Handel breitete sich im gesamten östlichen Mittelmeerraum, in Nordafrika und Kleinasien aus. Zu Beginn waren Syrien und Ägypten die wichtigsten Zentren, später die phönizischen Städte wie Byblos, Sidon und Tyrus, die Marktstädte waren, in denen Stoffe, Parfüm, Keramik, Glas, Holz, Mineralien und natürlich Menschen gehandelt wurden. Der Handel mit Zinn aus Italien und die wachsende Produktion von Getreide, Öl, Wein, Töpferwaren und Kunsthandwerk brachten eine kommerzielle Revolution nach Griechenland, die sich im Wohlstand von Städten wie Korinth, Sicione, Ägina und Athen manifestierte. Handelsrouten, die Griechenland mit Asien, dem Schwarzen Meer und der italienischen Halbinsel verbanden, verlagerten den Schwerpunkt der antiken Weltwirtschaft von Phönizien nach Griechenland. Hier führte der Aufstieg des Handels zum Niedergang der Landwirtschaft und der Handelsverkehr wurde zur wichtigsten Aktivität in vielen griechischen Städten (Polis), deren aristokratische politische Strukturen nicht mehr zu der neuen revolutionären merkantilen Realität passten. Die griechischen Kaufleute schufen eine mächtige Handelsflotte und gründeten überall im Mittelmeer Marktkolonien (Milet, Samos, Ampurias, Masalia, Sibaris, Syrakus und viele andere). Sie werden die Träger einer NEUEN WELTANSICHT SEIN: ALLES WIRD GEKAUFT UND VERKAUFT, der PROFIT IST EIN SELBSTZWECK.

Diese Kaufleute werden als neue herrschende Klasse in den Stadtstaaten aufsteigen und dem alten Agraradel, der sich gegen die Teilung der Macht wehrte, heftige Konkurrenz machen, was zu ihrem gewaltsamen Sturz in blutigen Bürgerkriegen führte. DIE KAUFLEUTE BRACHTEN NEUE FORMEN DER POLITISCHEN ORGANISATION IN EINKLANG MIT DER HANDELSTÄTIGKEIT. Die athenischen Kaufleute brachten zum Beispiel die politische Praxis, die sie in den phönizischen Städten beobachtet hatten, in ihre Stadt. Dies war das erste demokratische Modell. Zu Beginn des Jahres 700 v. Chr. wurde der Kampf zwischen Adligen und Kaufleuten um die Macht in der gesamten Helade bis zum Tod ausgetragen.

Die athenische Demokratie: Solon und die Herrschaft der Reichen.

Der erste Schlag, den die entstehende Demokratie dem aristokratischen System versetzte, waren die Reformen, die Solon (der zum Archon ernannt wurde) im Jahr 594 einführte. Dieser Kaufmann legte fest, dass nicht mehr die adlige Herkunft, sondern der Reichtum über die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe entscheiden sollte. Die Demokratie erkannte also Geld als den mächtigen Zauberstab an, der es den Reichen ermöglichte, die Spitzenpositionen der Staatsführung zu erobern. Um die Armen in diese politische Form einzubinden, durften sie in Vollversammlungen abstimmen, wo sie wiederum Staatsbeamte aus den Reihen der Reichen wählten. Dieser verwaltungstechnische Illusionismus machte die Ausgebeuteten zu aktiven Komplizen der Ordnung, die sie in Armut hielt, zu einer falschen Gemeinschaft, die auf ihre Ausbeuter zugeschnitten war. Angesichts der Feigheit Solons, den Adligen ihr Land wegzunehmen, wurde außerdem die Gleichheit vor dem Gesetz für alle Bewohner der Stadt verordnet. Im Klartext bedeutete das, dass es vor dem Gesetz nicht mehr Arme und Reiche gab, sondern STAATSBÜRGER, die auf dem Papier gleich, in der Realität aber ungleich waren.

Diese Situation des scheinbaren Gleichgewichts zwischen Demokraten und Aristokraten hielt nicht lange an. Die Demokraten fühlten sich stärker, rebellierten und ergriffen die Macht in der Stadt, zerstörten den Besitz der Adligen und errichteten die Tyrannei des PISISTRATES (560 v. Chr.), der entschlossen den Handel und die Wirtschaft in Athen förderte; er verteilte die konfiszierten Ländereien und verteilte kleinen Besitz. Mit seiner Politik der Almosen gewann die Demokratie das Gewissen und den Eifer des Volkes. Freiheit wurde als Synonym für gute Geschäfte und Gewinn verstanden; Glück war gleichbedeutend mit geschäftlichem Erfolg. Der REICHTUM WAR DER HEBEL ZUR MACHT. Die Freiheit der 40.000 Athener Staatsbürger war in Wirklichkeit nichts anderes als die Freiheit der reichen Kaufleute, die mit 6.000 auf Kosten der armen Staatsbürger und der Schmerzen und Leiden von einer Viertelmillion Sklaven lebten. Das ist das wahre Wesen der Demokratie.

In kaum 50 Jahren wurde der Personalismus von PISISTRATUS und seinem Nachfolger HYPIAS niedergeschlagen, was die Geschäftsleute ermutigte, die Regierung der Stadt selbst zu übernehmen und die Demokratie als IHR politisches System zu festigen. Die demokratische Partei wollte keine Mittelsmänner und kein Zusammenleben mehr. Ein neuer Krieg zeichnete sich über Athen ab.

Clisthenes und die Blütezeit der Demokratie.

Der Bürgerkrieg zwischen ISAGORAS und CLISTENS gipfelte im Aufstand der Demos (Gemeinden), dem es gelang, die Anhänger des ersteren und die Eindringlinge aus Sparta zu vertreiben; CLISTENS, der TRIUMPHANT, betrat ATHEN UND KONSOLIDIERTE SOLONS DEMOKRATISCHES WERK. Die herrschenden Klassen mussten die demokratischen Institutionen vervollkommnen, die es ihnen ermöglichten, ihre Privilegien und ihren Besitz zu bewahren, und die es ihnen außerdem erlaubten, die Staatsbürger-Proletarier in die Spinnweben des Verwaltismus zu verstricken. CLISTENES festigte die repräsentative Demokratie, indem er den Rat der Repräsentanten oder BULE (500 Mitglieder, 50 für jeden athenischen Stamm) und die Vollversammlung oder Ecclesia stärkte, die es in jedem der 100 Demos oder Provinzen gab, aus denen Athen bestand. Natürlich blieben die wichtigen Ämter (Archonat und Areopag) in den Händen der reichen Staatsbürger.

Für das Volk gab es nur Vollversammlungen, in denen die von den Reichen nominierten Kandidaten gesprochen und gewählt wurden. Diejenigen, die über 18 Jahre alt waren, nahmen daran teil, und die Geschichte wird dies als die „gerechteste“ Regierungsform festhalten, während in Wirklichkeit das Volk an der Aufrechterhaltung einer ungerechten und ausbeuterischen Ordnung beteiligt war. Alles, was Demokratie genannt wurde, überlebt noch weitere 150 Jahre. Zur Zeit von PERICLES etablierte sich die Polis von Athen als Bank-, Handels-, Industrie- und natürlich als demokratische Macht.

II. INHALT DER BESTÄTIGUNGEN.

1. Die Demokratie entsteht mit dem Zusammenbruch der Gleichheit zwischen den Menschen.

Die Demokratie ist das Produkt eines ganzen historischen Prozesses, der seinen Ursprung im Bruch der ursprünglichen Gemeinschaft hat, in der wir alle gleich waren, in der wir Menschen waren, die in der Lage waren, sich zu organisieren, um menschliche Aktivitäten zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse auszuführen.

Die Demokratie hat es nicht immer gegeben und ist auch nicht etwas Natürliches, wie viele Historiker und Politiker sagen, sondern ein historisches Produkt, wie wir bereits festgestellt haben.

Der Bruch der ursprünglichen Gemeinschaft, in der wir aufhören, Menschen zu sein, und zu Individuen werden, fällt mit der Existenz der Ware und damit des Handels zusammen und beginnt auch damit, dass er dem Privateigentum, der Lohnarbeit, dem Staat, der Spaltung und der Konfrontation antagonistischer sozialer Klassen weicht, die die Demokratie verbrüdern will, indem sie eine fiktive Gemeinschaft schafft, die nichts anderes als eine Lüge ist, in der sich die Interessen einiger weniger immer mehr durchsetzen.

2. Jede Demokratie braucht historisch gesehen einen Staat.

Es stimmt, dass es den Staat nicht immer gab, aber seit seinem Erscheinen in seinen ersten Formen diente er immer als Stütze und Fundament für die Demokratie; aber wer könnte besser als der Staat die Verteilung des Reichtums (der Produktion) und die Beziehungen zwischen den Individuen regeln und garantieren!

Das ist eine konkrete Realität, die jeder kennt; wie wir sehen, ist der Staat der Hüter (mit Terror und Waffen) der Reproduktionsbeziehungen der Kapitalgesellschaft, einer Gesellschaft, die mit antagonistischen Klasseninteressen (Bourgeoisie und Proletariat) konfrontiert ist.

Die Demokratie versucht, sich als demokratischer Staat zu konsolidieren, um ihre große Lüge, „dass man in der Gesellschaft in Wohlstand, Gleichheit und Frieden leben kann“, zu sichern und aufrechtzuerhalten, während wir unglücklichen Staatsbürger dem Regierungsmodus (was auch immer das ist) und dem Herrschaftsmodus einer Klasse unterworfen sind, die durch den demokratischen Staat die bestehenden gegensätzlichen Interessen vereint und versöhnt; Ein deutliches Beispiel sind die so genannten „breiten Fronten“, die in der Vergangenheit für die Demokratie auf die Straße gingen und bei denen wir sehen konnten, dass diese Organisationen von Unternehmern und Arbeitern, also Ausbeutern und Ausgebeuteten, gebildet wurden, als hätten beide die gleichen Interessen, als gehörten beide zur gleichen Klasse.

3. Die Demokratie ist nicht nur eine Regierungsform, sondern die Lebensweise, die uns der Kapitalismus aufzwingt.

Die Demokratie ist nicht nur eine Regierungsform, sondern die Lebensweise, die uns der Kapitalismus aufzwingt. Bis zum Überdruss wird uns gesagt, dass Demokratie und Wahlen das beste Lebenssystem sind, weil es uns die Freiheit gibt, zu wählen. „Nieder mit der Diktatur! Wir wollen die Demokratie!“, riefen die Parteien aller Richtungen in den jüngsten Kämpfen. Und wir fragen uns: Ist Demokratie nur eine Regierungsform, bei der man alle 5 Jahre wählt? Nein, Demokratie ist Versöhnung, die erzwungene Begegnung der Ausbeuter mit den Ausgebeuteten, die das Gesetz, die Verfassungen als „Gleiche“ anerkennen, auch wenn die Reichen in luxuriösen Häusern leben und gut essen, während die Armen, die Proletarier schlecht essen und in Slums und menschlichen Siedlungen leben. So ist die viel gepriesene Gleichheit der Staatsbürger oder Wähler nichts weiter als eine monumentale Lüge. Die Demokratie will vereinen, was ohnehin schon getrennt ist; sie ist eine Scheingemeinschaft, in der uns vorgegaukelt wird, dass Wählen gehen eine „große Feier“ ist, während wir doch nur die nächsten Tyrannen wählen, die dafür sorgen, dass wir bis zum Äußersten arbeiten, um die Profite der Bosse zu sichern, und dass wir Proletarier nicht das haben, was uns gehört. Das Ziel der Demokratie ist es, alles so zu belassen, wie es ist, und den Anschein von Veränderung zu erwecken, indem die Herrscher alle 3 oder 5 Jahre gewechselt werden, um zu gewährleisten, dass sich das Kapital immer weiter reproduziert. Wie auch immer man sie nennt (repräsentativ, direkt oder populär(volksnah)), die Demokratie ist das Reich der Ungerechtigkeit und des Betrugs, und deshalb unterscheidet sie sich nicht von der Diktatur, außer in einigen Methoden.

4. Demokratische Institutionen gruppieren Individuen zusammen, um das Kapital zu reproduzieren.

Die Demokratie hat immer nur ein Anliegen: die Erhaltung und Stärkung ihrer demokratischen Institutionen. Warum versucht sie, ihre Institutionen zu stärken? Das ist klar. Das Ziel ist es, die Massen zu kontrollieren, zu vereinen und sie in den neuen sozialen Formen, die dem Kapital passen, zu halten und zu fixieren. Zum Beispiel das Parlament, die politischen Parteien, die Schulen, die Universitäten, die Gewerkschaften/Syndikate, die Justiz und die Fußballvereine, die nichts anderes sind als Zuchtgemeinschaften für die Herrschaft des Kapitals.

Daher die ungesunde Beschäftigung der Demokratie mit der Suche nach guten Institutionen, die möglichst geeignet sind, die elenden Bürger in die Gefängnisse des Kapitals zu sperren.

Kurz gesagt: Demokratische Institutionen sind Strukturen des Zwangs, der Gewalt und der Willkür, die ebenso wie demokratische Rechte und Freiheiten Waffen der bourgeoisen Herrschaft und der herrschenden Klasse sind.

5. Wenn du auf die Straße gehst, um Demokratie zu fordern, schreist du nach der Aufrechterhaltung deiner Ketten.

Wenn du auf die Straße gehst, um Demokratie zu fordern, schreist du nach der Aufrechterhaltung deiner eigenen Ketten. Wenn die falschen Gemeinschaften (Studentenbewegungen, Parteien, Gewerkschaften/Syndikate, Fronten) Demokratie fordern, geht es in Wirklichkeit nur um die Aufrechterhaltung der Lebensweise und der Beziehungen zwischen den Menschen, die auf der ultimativen Ware basieren: dem Geld. Die Demokratie zu verteidigen bedeutet, die Klassengesellschaft zu verteidigen, die Existenz von Ausbeutern und Ausgebeuteten zu verteidigen, die Apparate zu verteidigen, die die herrschende Klasse eingerichtet hat, um unsere Ketten zu verstärken: den Kongress, den Staat, die Streitkräfte, die Justiz. Weil wir nicht mit unseren Feinden koexistieren wollen, lehnen wir die Demokratie ab. Ein echter proletarischer Kampf wird niemals Demokratie fordern, egal wie „populär“ sie erscheinen mag. Wir fordern die Abschaffung der Lohnarbeit, der Macht und der auf Ausbeutung basierenden menschlichen Beziehungen. Kurz gesagt: Wir kämpfen für die Abschaffung der Demokratie.

6. Demokratie und Diktatur sind keine Gegensätze, sie sind zwei Seiten derselben Medaille.

Demokratie und Diktatur sind keine unterschiedlichen politischen Regierungsformen, im Gegenteil, beiden ist eine Diktatur inhärent. Der demokratische oder diktatorische Staat ist immer mit einer Klassenherrschaft verbunden. Die Demokratie ist das Ideal des Weltkapitals; in ihr werden die Marktgesellschaft und das Privateigentum reproduziert. Daher ist die Demokratie die Diktatur des Kapitals schlechthin. Es gibt keinen Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur, beide erzeugen Wert, Ausbeutung, Hass und Kriege. Fujimori war ein Synonym für Diktatur und in ihr finden wir: soziale Klassen, Privateigentum, Waren… Wenn Toledo, Alan, Lourdes oder wer auch immer die Präsidentschaft übernimmt, wird es weiterhin soziale Klassen, Privateigentum, Waren und Elend geben, und solange es sie gibt, wird es immer Ausbeutung geben, d.h. ein Verhältnis von Ausbeutern und Ausgebeuteten, Glück auf der einen und Unglück auf der anderen Seite, Herren und Sklaven. Doch mit der Demokratie ist das nicht klar, denn die Demokratie spricht uns von Einheit und Versöhnung zwischen allen Peruanern; die Lüge dieses Diskurses dürfen wir nicht aus den Augen verlieren: Wir können nicht gleich sein vor unseren Ausbeutern, wir können nicht gleich sein vor unseren Ausbeutern, wir können keinen sozialen Frieden akzeptieren inmitten eines Krieges, der Tag für Tag gelebt wird und dessen Hauptlast das Proletariat trägt.

7. Die Menschen sind in der Demokratie nicht frei.

Was die Demokraten als „demokratische Freiheiten“ bezeichnen (Wahlrecht, Presse, Arbeit, Transit), ist nichts anderes als die Weihe von uneinigen Menschen, die zu Bürgern gemacht und gezwungen werden, unsere Arbeitskraft an andere zu verkaufen, die davon profitieren. Um in der Welt des Kapitals zu überleben, haben wir keinen Ausweg, keine Wahl, keine Freiheit zu wählen, ob wir uns von anderen ausbeuten lassen oder nicht; entweder wir fügen uns oder wir verhungern, du, deine Kinder und deine Eltern, so einfach, so brutal ist das. Im Grunde sind wir alle nichts anderes als moderne Sklaven, Verkäufer einer Ware namens Arbeit. Wir sind keine Menschen, sondern Dinge. Die Freiheit des Unternehmertums, der freie Wettbewerb, das Recht auf Eigentum, das von der demokratischen Ideologie so gerne verkündet wird, ist nichts anderes als die Freiheit des Kapitals, zu zirkulieren und der Kapitalisten, andere auszubeuten und miteinander zu konkurrieren. In all dem sind wir nichts weiter als Schachfiguren, die gezwungen werden, Instrumente dieses Mahlstroms zu sein, im Austausch für ein paar Cent für das tägliche Essen, für das Überleben. Die Demokratie, der Staat, die Löhne, der Wettbewerb, die Waren, das Privateigentum und die Rede- und Wahlfreiheit sind nur die wahren Weihen unserer Versklavung. Wahre Freiheit ist außerhalb und gegen die Demokratie.

8. Wählen ist das Ritual der Wahl unserer Henker für die nächsten 5 Jahre.

Der einheitliche und systematische Mechanismus der Wahlen, die alle 3 und 5 Jahre wiederholt werden, ist nichts anderes als die Delegation unserer Souveränität, unserer Fähigkeiten und unserer menschlichen Macht an den Staat. Das macht uns zu weniger naiven Staatsbürgern, die denken, dass wir mit dem Gang zur Wahl an der politischen Aktion teilnehmen, die den Verlauf unseres Lebens bestimmen wird. Nichts ist falscher als das, denn von dem Moment an, in dem wir unsere Macht als Menschen delegieren (wählen oder abstimmen), geben wir uns mit Leib und Seele unseren Henkern des Augenblicks hin, die unsere Sklaverei und Ausbeutung für weitere 5 Jahre garantieren.

Deshalb sprechen Demokraten bei Wahlen von „Garantien“ (siehe Fälle von Manipulation und Korruption bei vergangenen Wahlen). Um die Ausbeutungsverhältnisse zu garantieren und aufrechtzuerhalten.

Die demokratischen Garantien für eine „saubere Wahl“, die die Kandidaten fordern, sind nichts anderes als die Forderung nach Garantien dafür, dass sich das Kapital weiterhin reproduziert und niemand diesen Prozess stört.

Die Stimmabgabe ist der geringste Ausdruck für das Elend der Staatsbürger.

III. KRITIK AN DER DIREKTEN DEMOKRATIE

Seit einigen Jahren behaupten Ideologen der bourgeoisen Linken (Liberale, Nationalisten, Leninisten, Trotzkisten und viele Anarchisten) die Direkte Demokratie als „Alternative zur bourgeoisen, repräsentativen Demokratie“ und setzen sie mit dem Sozialismus gleich. Als Kommunisten und Internationalisten ist es unsere Pflicht, uns gegen solche Positionen auszusprechen, die das Proletariat nur verwirren und/oder, schlimmer noch, dazu verleiten, für die Aufrechterhaltung seines historischen Feindes zu kämpfen: das Kapital. Das kämpferische Proletariat kann die DEMOKRATIE NICHT FÜR SICH BEANSPRUCHEN, WIE RADIKAL ODER DIREKT sie auch sein mag. Für DIE DEMOKRATIE IN IRGENDEINER FORM ZU KÄMPFEN, HEIßT, DAS TREFFEN DER ANTAGONISTEN, BOURGEOISIE UND PROLETARIER ZU REPRODUZIEREN, WENN ES DARUM GEHT, DIE KLASSENGESELLSCHAFT ABZUSCHAFFEN, UM DIE MENSCHENGEMEINSCHAFT WIEDERHERZUSTELLEN. Wer vorgibt, das alte Parlament durch „neue“ demokratische Organisationen zu ersetzen, sperrt das Proletariat wieder in die Gefängnisse des kapitalistischen Institutionalismus, des Parlamentarismus, der Lohnarbeit und des Staates ein. Wenn also die fortschrittliche Bourgeoisie, die Parteien, die Gewerkschaften/Syndikate und die gesamte Sozialdemokratie nach „Volksdemokratie“, „proletarischer (Demoraktie)“, „Volksmacht“, „neuer Demokratie“, „Basisdemokratie“, „Selbstverwaltung“ und „Arbeitermacht“ rufen, dann fordern sie alle einen neuen Kapitalismus, der von seinen negativen Seiten befreit ist, einen Kapitalismus ohne Bourgeoisie, der vom „Volk“ verwaltet wird.

Wir dürfen nicht vergessen, dass all diese Gruppierungen, die für einen reformierten Kapitalismus kämpfen, den linken Flügel des Kapitals bilden. Alle, von Proudhon bis Lenin, von Stalin bis Mao, über Trotzki, Che Guevara, Marcos und die CNT/FAI, ALLE, SAGEN WIR, HABEN IHREN GLAUBEN AN DIE DEMOKRATIEN NEUEN TYPS BEKUNDET. Deshalb KÄMPFEN wir Internationalisten NICHT FÜR IRGENDEINE DEMOKRATIE. SONDERN FÜR DIE KLASSENLOSE GESELLSCHAFT, OHNE DEMOKRATIE, FÜR DIE MENSCHLICHE GEMEINSCHAFT. Unser Kampf ist völlig antidemokratisch, denn wir wollen weder die Warengesellschaft wieder reproduzieren noch Institutionen schaffen, die die Menschen wieder trennen und unterdrücken.

Demokratie und proletarische Organisation.

Der antikapitalistische Kampf ist keine Frage der Partizipationsmechanismen, sondern eine Frage der ANTIKAPITALISTISCHEN PRAXIS UND RICHTUNG. Partizipationismus, Basisdemokratie, garantieren absolut nichts. Die Sozialdemokratie geht mit dem Argument hausieren, dass diese Institutionen ihren bourgeoisen Charakter ändern würden, wenn das „Volk“ den Staat, die Ökonomie und die Unternehmen verwalten würde. Diesen Herren zufolge verwandelt der Zauberstab der „direkten, proletarischen Verwaltung“ die Institutionen des Kapitals in „revolutionäre“ Institutionen. Nichts könnte falscher sein. So lässt unsere Klasse die Demokratie als Methode (Abstimmungen, Vorstände, widerrufliche Delegierte, Föderalismus) oder als Übergangsziel (bourgeois-demokratische Aufgaben, Verfassunggebende Vollversammlung) in ihre Organisationen einschleichen; als Einheitsfront (klassenübergreifendes Bündnis zwischen Sozialdemokraten, Progressiven, Christen, Nationalisten, kleinbourgeoisen Händlern) oder als Endziel („gegen Privatisierung, gegen das Freihandelsabkommen, gegen Diktatur, für demokratische und Arbeitnehmerrechte und -freiheiten usw.“). In all diesen Fällen gibt unsere Klasse ihre Rolle als historischer Bestatter des Kapitals auf, indem sie ihre Klasseninteressen auflöst, um die des Feindes und seiner Verbündeten zu übernehmen.

Schließlich wollen die Ideologen der direkten Demokratie zeigen, dass die Nachbarschafts- oder Wohlfahrtsorganisationen (wie Vorstände, Jugendverbände, Genossenschaften, Verteidigungsfronten, Volksküchen, Milchgläser, alternative Schulen) eine Art „Keimzelle einer neuen Gesellschaft“ wären, ein Vorgeschmack auf die „sozialistische Gesellschaft der Zukunft“. Und natürlich sind diese Soziologen und Philosophen der Reform des Kapitals begeistert und geben vor, die Unvorsichtigen zu begeistern. Diese alte Strategie der Sozialdemokratie des „kleineren Übels“, der kleinen „selbstverwalteten“ Insel, der kommunalen, basisnahen Erfahrungen. Wir prangern diese demokratischen Ideologien an, weil in diesen Organisationen das kämpfende Proletariat, der Todfeind des Kapitalismus, nie verwirklicht wird. Im Gegenteil, was dort verwirklicht wird, ist der elende Staatsbürger, der um Brosamen vom Staat bittet, um mehr Gleise, mehr Milch, mehr Essen. So werden diese Organisationen zu einer perfekten Ergänzung des Kapitalismus, die das Proletariat unorganisiert und entwaffnet hält, indem sie es mit der elenden Illusion betäubt, dass „Errungenschaften“innerhalb der Fäulnis des Kapitals möglich sind, und das alles mit der Illusion der „Selbstverwaltung“. Kurz gesagt, diese Organisationen kämpfen nicht für die Zerstörung des Kapitals, sondern um das (Nicht-)Leben in der bourgeoisen Gesellschaft für die Proletarier erträglich zu machen, indem sie die Proletarier als Unterstützungsbasis für die jeweiligen Regierungen, als Wählermasse oder als parapolizeiliche oder paramilitärische Apparate instrumentalisieren.

NIEDER MIT DER DEMOKRATIE IN ALL IHREN FORMEN! ES LEBE DER KOMMUNISMUS!


ANHÄNGE:

Wir fügen der vorliegenden Ausgabe von „Die Demokratie“ den Text „Partei: Mythos und Realität“ ebenfalls von G.L.P. hinzu, da er als Ergänzung zum vorherigen Text dient. Und das Fragment „Prozess und Strafe?“, das von einigen Anarchisten in Rosario (Argentinien) geschrieben wurde, um die falsche Rivalität zwischen demokratischer Diktatur und Militärdiktatur zu entlarven, wobei wir verstehen, dass sie nicht genau dasselbe sind, aber dass wir als Ausgebeutete weder für das eine noch für das andere kämpfen sollten.


PARTEI: MYTHOS UND REALITÄT.

Grupo de Lucha Proletaria

Im Wesentlichen ist die Partei eine Übereinkommensgruppe mit gemeinsamen Visionen, Vorstellungen; die Klassen sind Übereinkommensgruppen nach ökonomischen Interessen. Das Mitglied einer Klasse wird durch seine Position im Produktionsprozess bestimmt; das Mitglied einer Partei ist mit Menschen zusammen, die seinen Vorstellungen von sozialen Problemen anhängen.

Im Laufe des Kampfes gegen das Kapital trifft man häufig auf kleine Gruppen, die danach streben, eine Partei zu sein, die ein Instrument wäre, um die Massen zur Revolution zu führen (eine ziemlich seltsame und manchmal falsche Vorstellung davon, was Sozialismus wäre). Diese Vision geht von der Trennung der Partei von der Klasse aus und führt zu einer neuen Trennung, der Trennung zwischen „Führenden“ und „Ausführenden“. Der Führende wäre die so genannte Partei und die Ausführenden sind die Mitglieder der Klasse.

In seinem Text „Partei und Klasse“ sagt Pannekoek: Daher vermeiden wir es, eine neue Partei zu bilden; nicht, weil wir zu wenig sind – jede Partei mußte klein anfangen – sondern weil eine Partei jetzt eine Organisation bedeutet, die die Arbeiterklasse führen und beherrschen will. Im Laufe der Geschichte markiert das Kapital die Drehungen und Wendungen der Ökonomie, ihre Höhen und Tiefen, aber es markiert auch die Revolte und die Möglichkeit ihrer Überwindung durch die revolutionäre Gewalt der Klasse, die das Virus des Kommunismus in sich trägt: das Proletariat.

Was auch immer gesagt werden mag, die Organisation des Proletariats erfordert eine Zentralisierung und eine einheitliche Führung, um zur herrschenden Klasse aufzusteigen und die Diktatur des Proletariats zu errichten. Obwohl letzteres ein ziemlich abgedroschener und sogar verratener Begriff ist, sowohl durch ökonomistische Abweichungen als auch durch politizistische Tendenzen, die die Diktatur des Proletariats als Diktatur dieses oder jenes Apparats oder im schlimmsten Fall als „Demokratie“ dieses oder jenes Apparats sehen.

Die Kommunisten unterscheiden sich von den übrigen proletarischen Parteien nur dadurch, daß sie einerseits in den verschiedenen nationalen Kämpfen der Proletarier die gemeinsamen, von der Nationalität unabhängigen Interessen des gesamten Proletariats hervorheben und zur Geltung bringen, andrerseits dadurch, daß sie in den verschiedenen Entwicklungsstufen, welche der Kampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie durchläuft, stets das Interesse der Gesamtbewegung vertreten.“

Später fügt er hinzu: „sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus.“2

Wir sehen also, dass der Kommunismus (den andere Anarchie nennen) keine Ideologie ist, der man anhängen kann oder nicht, sondern dass er die wirkliche Bewegung zur Aufhebung der bestehenden Verhältnisse ist.

Bewusst oder unbewusst trägt das Proletariat in seinen Kämpfen und Revolten diesen Keim in sich. Deshalb sollte es uns nicht überraschen, dass die Arbeiterorganisationen, von den Anarchosyndikalisten wie der CNT bis hin zu den eher reformistischen, von der revolutionären Aktion des als Klasse konstituierten Proletariats überholt werden.

Aber ist es in diesem Zusammenhang nicht überflüssig, von einer Partei zu sprechen? Um diese Frage zu beantworten, ist es notwendig, darüber zu sprechen, was wir als Klassenpartei verstehen können, zu untersuchen, was ihre Rolle sein kann, welche Rolle die Parteien gespielt haben usw.

Historisch gesehen sind diejenigen von uns, die sich für eine einheitliche Führung in der proletarischen Bewegung entschieden haben, auf die Instrumente und Ideologien der Konterrevolution gestoßen (sei es die Sozialdemokratie, der Leninismus, der Stalinismus, der Maoismus, der Trotzkismus oder sogar der „Anarchismus“). Die Idee der Partei ist für diese Figuren das Instrument, um die Klasse zur Ergreifung der politischen Macht zu führen (selbst im Fall des Anarchismus ist bekannt, dass ein Teil dieser Bewegung in den Jahren 36 und 37 in Spanien mit der Volksfront kollaborierte), um eine Diktatur der „Partei“ (d. h. der linken Bürokratien) zu installieren. All diese Ideologien haben dazu beigetragen, den sozialen Antagonismus zu verwischen, d. h. das Proletariat abzugrenzen und zu isolieren. Alle diese Strömungen hatten den „Fehler“, den bourgeoisen Staat zum Wohle des Proletariats nutzen zu wollen, und in den extremsten Fällen, wie bei Bernstein dem Schwein, den, die Ökonomie zum Wohle der revolutionären Klasse besetzen zu wollen (was dann zu einer reaktionären Utopie wird). Was ist also die Partei in einem revolutionären Sinne? Nun, die Partei war, ist und wird die Konstituierung des Proletariats als Klasse sein, seine Anerkennung und sein Bewusstsein, sein eigenes Projekt zu haben, den Kommunismus, die Anarchie (die klassenlose Gesellschaft, ohne Staat, die Diktatur der menschlichen Bedürfnisse).

Daher ist die „Kommunistische Partei“ (im realen Sinne und mit historischer Mission) keine Gruppe von Menschen, die sich der Rekrutierung von Kämpfern widmet und ihnen eine Richtung gibt, sie mit dieser oder jener Ideologie ausstattet, sondern sie ist eine reale Bewegung, die das Proletariat für seine eigene Existenz und die bewusste Anerkennung dieser Existenz annimmt.

Auf der anderen Seite sehen wir, dass dieses Programm von den so genannten revolutionären Marxisten einer klar staats- und warenfeindlichen Tendenz und von einem eher aufständischen Sektor des Anarchismus, der mit dieser „heiligen Familie“ und ihrem ewigen Geschwätz von der individuellen Freiheit (die oft von ihrem Sockel gefallen ist) brechen würde, undeutlich bekräftigt wurde. Wie der Gefährte Gianfranco Sanguinetti in eine Broschüre, das an Gewerkschaften/Syndikate, an die Presse, an Teile der Regierung und der Bourgeoisie verteilt wurde, sagen würde: „Wohin will ich gelangen?

Natürlich zum Triumph meiner Partei. Und meine Partei ist die Partei der autonomen Organisation der Arbeitervollversammlungen, die alle Entscheidungs- und Durchführungsbefugnisse übernehmen; sie ist die Partei der Arbeiterräte mit jederzeit von der Basis widerrufbaren Delegierten; die einzige Partei, die überall gegen die bourgeoisen und bürokratischen herrschenden Klassen kämpft; die Partei, die, wann immer sie sich manifestiert, versucht, die Abschaffung der Klassen und des Staates, der Lohnarbeit und der Waren und all ihres Spektakels zu erreichen. Und ich werde niemals einer anderen dienen“.

Heute erleben wir das Wiederaufleben des proletarischen Assoziationismus, der sich aufgrund der Niederlagen, die unsere Klasse seit langem erlebt hat, noch in sektiererischen Phasen befindet.

Die Bedingungen des gegenwärtigen Zustands des Kapitalismus dürfen uns nicht vom Wesentlichen ablenken, nämlich der Konstituierung des Proletariats zu einer Klasse und damit zu einer Partei für die Abschaffung der bestehenden Gesellschaft.


PROZESS UND STRAFE?

Anarchisten Rosario3

Der demokratische Staat wird keinen Selbstmord begehen, er wird seine folternde Bullen4 nicht liquidieren, im Gegenteil, er wird sie immer schützen. Die Linke hat immer versucht, die Wut gegen die Bullen in Institutionen und Prozesse zu kanalisieren.

Aber die Folter und das physische Verschwinden von Menschen war weder ein Exzess des Militärs noch der Wahnsinn einiger Offiziere, sondern eine staatliche Politik, in diesem Fall des argentinischen Staates.

Als Adolfo Scilingo (Folterer Offizier der Marine der für das Verschwinden von Menschen zuständig war) in einem Interview mit Página 12 nach den Flügen gefragt wurde, bei denen proletarische Militante in den Fluss geworfen wurden, antwortete er: „Das nannte man einen Flug. Das war normal, auch wenn es in diesem Moment wie ein Irrweg aussieht. So wie Pernias oder Rolón den Senatoren erzählten, dass die Folter, um Informationen aus dem Feind herauszubekommen, regelmäßig angewandt wurde, so war es auch hier (…) Die meisten Marineoffiziere machten einen Flug, es war, um die Leute zu rotieren, eine Art Kommunion. Es war etwas, das getan werden musste. Niemand mochte es, es war keine nette Sache, die man tat. Aber es wurde getan und man war sich einig, dass es der beste Weg war, darüber gab es keinen Streit. Es war die beste Sache, die man für das Land tun konnte. Eine überragende Tat.

Als der Befehl erteilt wurde, gab es kein Gerede mehr darüber. Er wurde automatisch ausgeführt. Sie wurden aus dem ganzen Land geholt. Einige wurden vielleicht verschont, aber das ist nur eine Anekdote. Es war keine kleine Gruppe, es war die ganze Marine (…) Sie wurden nackt ausgezogen und als der Kommandant des Flugzeugs den Befehl gab, je nachdem, wo sich das Flugzeug befand, vor Punta Indio, wurde die Luke geöffnet und sie wurden einer nach dem anderen nackt hinausgeworfen. Das ist die wahre Geschichte, die niemand leugnen kann. Es geschah aus Skyvan-Flugzeugen der Präfektur und aus Electra-Flugzeugen der Marine…“.

Während Alfonsíns Präsidentschaft fand der Prozess statt, mit dem berühmten Strassera als Ankläger (derselbe Richter der Diktatur, der Habeas Corpus in den Müll warf und wiederholte: „Madam, fragen Sie nicht nach Ihrem Sohn, denn er ist nicht hier im Land oder er ist bei einer anderen Frau“). Von den dreißigtausend Verschwundenen wurden siebenhundert Fälle ausgewählt, nur zweihundertsiebzig wurden vor Gericht gestellt und nur siebzig wurden verurteilt. Diejenigen, die inhaftiert wurden, kamen offensichtlich nicht in normale Gefängnisse.

Der Staat schafft die Bedingungen, die ihn angeblich notwendig machen, deshalb lehnen wir die Vielfalt der Dinge, die zum Staat führen, als Schlussfolgerung ab. Die Gesetze und die bürgerliche Justiz zu unterstützen heißt, das Gefängnis zu unterstützen, und das sind keine isolierten Fragmente, sondern integrale Bestandteile eines Ganzen. Es ist inkohärent, gegen das Gefängnissystem zu sein und nicht gegen das, was und wer es aufrechterhält, ob es gut oder schlecht funktioniert.

Das ist kein juristisches Problem, wie es den üblichen Demokraten scheint, die sich mehr um die Verletzung von „Menschenrechten“ kümmern als um die Verletzung von Menschen aus Fleisch und Blut. Unsere Freiheit ist weder ein göttliches Geschenk noch ein Preis der UNO dafür, dass wir in der westlichen Welt geboren sind. Autoritäre haben sich erdreistet, uns Rechte zuzugestehen. Das kann nur in einer Gesellschaft geschehen, in der wir ständig kontrolliert werden, in der unsere Bedürfnisse als „Rechte“ bezeichnet werden und wir dann aufgefordert werden, „Pflichten“ zu erfüllen.

Hört sich das in demokratischen Ohren intolerant an? Toleranz ist ein blinder Vermittler, der den Fortbestand der Demokratie sichert, der diejenigen, die gefoltert werden, zum Dialog mit ihrem Peiniger zwingt, aber wenn das Opfer angreift, die Polizei ruft oder fordert, dass die Gesetze eingehalten werden.

Die Herausforderungen sind klar, ohne die Zerstörung dieser Klassengesellschaft, so wie sie ist, wird es immer Folterer, Staatsverbrecher und mordende Bullen geben, gehen wir davon aus, dass nur die soziale Revolution den Staatsterrorismus für immer liquidieren wird, ob in einer Militärdiktatur oder einer demokratischen Diktatur.

Nehmen wir einen völlig internationalistischen Charakter an in diesem Kampf von immer, dem Kampf der Erschossenen, der Eingesperrten, der Verschwundenen, der Verfolgten auf der ganzen Welt durch denselben Feind: den Kapitalismus und seinen Staat.

WEDER WAHLEN NOCH MILITÄRSTIELFEL! SOZIALE REVOLUTION!


1Kontakt für die G.L.P.: glproletaria@hotmail.com;www.geocities.com/grupolp

2A.d.Ü., die letzten beiden Zitate stammen allerdings vom Manifest der Kommunistischen Partei.

3Fragment von „30 JAHRE NACH DEM MILITÄRISCHEN Putsch HÄLT DIE DIKTATORISCHERE REGIERUNG AN…“.

Kontakt: anarquistasrosario@yahoo.com.ar

4A.d.Ü., im Originaltext ist die Rede von milicos was in einigen Ländern in Lateinamerika für Mitglieder des staatlichen Gewaltmonopols verwendet wird.

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