Wir haben diese Broschüre aus dem Jahr 1981 aus der Vergessenheit ausgegraben, da es sich um die Erfahrung eines Knastkampfes handelt.
Die Schlacht von Trani
Ein Tagebuch der Proletari Prigioneri zum Knastkampf in Italien (1981)
Eine Einführung
Die Geschichte der Roten Brigaden ist in den letzten 10 Jahren nicht in stromlinienförmiger Kontinuität verlaufen. Ihre Wurzeln haben sie in der 68ger Revolte, in den Arbeiterkämpfen der 60ger Jahre und im Partisanenkampf der 40ger Jahre, genauer gesagt in dem Teil des kommunistischen – Partisanenkampfes, der nach dem Sieg über den deutschen Faschismus nicht die Waffen abgeben wollte.
Wir wollen hier aber kein Geschichtsbuch machen, erst recht keine triumphalistische Geschichtsklitterung. Worum es uns geht, sind die neuen Aktionen der BR, ihre neue Qualität: die Perspektive einer sozialrevolutionären, umfassenden Bewegung, die sich nicht mehr auf Kader und abstrakte Politkommunique’s reduzieren läßt, die den Angriff auf Kapital und Staat direkt, von den proletarischen Bedürfnissen her – autonom also – artikuliert, offensiv: die Revolution.
Und da bahnt sich in Italien die BR-Debatte, der Kampf, an: Mit Brüchen, Widersprüchen und Auseinandersetzungen innerhalb der BR, mit verschiedenen Hügeln. Und diese Widersprüche kommen auch in den Dokument zum Ausdruck, das wir hier auf deutsch veröffentlichen: Wer die Marxorthodoxie und die Sprache der Dritten’ Internationalen kennt, in – der die BR bisher ihre Kommuniqués ganz ihrer Tradition und Entstehung entsprechend abgefaßt haben, wird staunen über die z.T. gewaltigen Veränderungen. Für Punk und Neue Autonomie wird auch dieses Papier von der Sprache her immer noch ein Greul sein. Klar. Aber worum geht es denn eigentlich? Worin bestehen die neuen Auseinandersetzungen? Was heißt da sozialrevolutionär?
In den neuen Aktionen der BR zeigt sich: Weg von der Attacke auf die Politschweine, die aufgrund ihres Machtsymbols ausgewählt und getroffen werden. Attacken jetzt auf Information und Kommandokanäle, auf Strukturen und Personen, in denen direkte Fäden von Planung und Verantwortung zusammenlaufen. Verbunden mit einem Kampfprogramm, das sich innerhalb einer sozialrevolutionären Bewegung definiert, das direkte proletarische Bedürfnisse artikuliert und sie als nicht mit Staat und Kapital vereinbar als reine Forderungen aufstellt.
Es geht um eine sozialrevolutionäre Bewegung – und das müssen wir auch selber diskutieren – .die sich nicht über alternative oder militante Teilbereiche definiert, auch nicht über im Grunde defensive militaristische Aktionen, sondern in aller Breite, in aller Deutlichkeit und Wut, in allem Widerstand gegen jede Ausbeutung, gegen das Gesamtsystem von Arbeit, gegen das Gesamtsystem von Arbeit, Misere und Knast anläuft:
KOMMUNISMUS ALS MINIMALPROGRAMM
Damit, in diesen Zusammenhang, gewinnen die BR eine neue Qualität, nicht als isolierte politisch abstrakte Formation des des bewaffneten Kampfs, sondern in der Perspektive einer umwälzenden Bewegung, die die harten Festungen von Kapital und Staat in den 80ger Jahren überrennen könnte und müßte. Viel Zeit ist nicht mehr.
Das muß man sich einmal vorstellen: Seit 78/79 läuft in Italien die totale Abräume. Das sind ganz andere Dimensionen als die des »Deutschen Herbst 77«. Da sind die BR die einzig politisch Überlebenden links von der KPI, und sind seit Herbst 80, seit den neuen Diskussionen und Aktionen, so stark wie nie zuvor. Sie haben mehr Unterstützung und Zulauf: In einer Situation wo in Italien
1. eine kapitalistische Gegenoffensive das Land bis in die Poren durchdringt: Marginalisierung (an den Rand drängen)/ Produktion von mehr und mehr Arbeitslosen/ Inflation/ Streichung öffentlicher Ausgaben/Rausschmiß und Automatisierung in den kämpferischsten Fabrikabteilungen/ brutale Steigerung der Arbeitshetze und Arbeitsstunden bei Fabrik-Frauenarbeit, in Klitschen, in Heim und Schwarzarbeit,
2. Ein militärischer Angriff des Staates auf die legalen und illegalen Gruppen, auf die verschiedenen Zentren des Widerstandes, auf die autonomen Strukturen läuft, wie in keinem westeuropäischen Staat nach dem
2. Weltkrieg: über 3000 sog. politische Gefangene.
3. die meisten revolutionären Gruppen unter dem nicht erwarteten Angriff und dem Gewicht eigener Fehler wie ein Kartenhaus zusammengebrochen sind. Auch die BR sind von solchen Einstürzen in manchen Regionen nicht verschont geblieben;
4. der Knast als Droh- und Kontrollinstrument viel näher gerückt ist. Seit 77 gibt es die Spezialknäste, als letzter Punkt (vor der Vernichtung) eines Differenzierungssystems, das sich bruchlos als System sozialer Kontrolle durch die Gesellschaft in den Knast hinein durchzieht. Differenzierung, Zerschlagung proletarischer Einheit: bei Insubordination (Nicht-Unterordnung) Bestrafung und Isolierung, bei Anpassung Belohnung.
5. In Süditalien die Misere durch das Erdbeben zum Ausbau staatlicher Macht genutzt wird.
Die Wut, die Betroffenheit und die massenhaften Ansätze des Widerstandes sind in dieser Situation meist informell.
Die Marginalisierung (gesellschaftlichen Rand gedrängt sein) ist so breit, die Kluft zwischen kapitalistischem System und Marginalisierten so tief, daß da keine klassische Arbeiterbewegung aus den Großfabriken heraus die Avantgarde spielen kann.
Die Hegemonie-(Vorherrschaft) Ansprüche fallen damit, sind dem Teufel sei Dank endlich zu Fall gebracht. Darüber geht aber die Uneinigkeit los, Darüber laufen die Auseinandersetzungen – über Marginalisierung, marginalisiertes Proletariat, aber auch über Hegemonie allgemein. Da fangen auch die Fragen an. Die Gefangenen Proletarier haben in Trani die Entführung d’Ursos zu ihrer eigenen Sache gemacht. Sie haben über die Vollstreckung des Todesurteils entschieden, haben es aufgehoben. Aber Knastorganisationen sind sehr rigide. Wie gehen die Gefangenen Proletarier mit Widersprüchen im eigenen Lager um? (Das ist kein Wort für den bürgerlichen Pluralismus der Distanzierer und Denunzianten).
Die Entführung Cirillos ist noch nicht beendet. Die Obdachlosen und Arbeitslosen werden das Sagen haben, über die Vollstreckung des beschlossenen Todesurteils. Begreift die BR-Aktion sich der Obdachlosen und Arbeitslosenbewegung als zugehörig. Wie weit wird sie auch so begriffen?
Wir sind nicht die Richter über die italienischen Organisationen und Bewegungen. Die Fragen sind keine Arroganz, sondern zielen auf uns selber: Was steht bei uns an? Lernen wir aus der italienischen Bewegung.
Die Aktionen der BR in Juni-Juli 81:
—Neapel: Entführung Cirillo’s, der für Städtebau, Stadtplanung, Verwaltung der wohnungsbaulichen Misere in Neapel verantwortlich ist. Forderungen (z.T. schon erfüllt): Abräumung der Wohnwagen-stadt, in denen tausende von Obdachlosen notdüftigst untergebracht waren. Beschlagnahme der leerstehenden Häuser und Wohnungen in Neapel.
Keine Deportation der Obdachlosen. Stadtwiederaufbau ohne Kaputtsanierung. Arbeitslose: Ordnung der Arbeitslosenliste ohne Klientel. Zahlung eines Arbeitslosengeldes an alle in der Liste Eingetragene. Weniger arbeiten – Arbeit für Alle! (alte Parole der autonomen Arbeitslosenkämpfe).
—Neapel: Entführung eines KPI-Stadtbaupolitikers für eine Stunde, in der er interviewt wird über Planung und soziale Kontrolle im Städtebau. Wird änschließend an einem Fabriktor rausgelassen, in die Beine geschossen. —Mehrmals an öffentlichen Plätzen Lautsprecher, die längere Zeit voll laufen.
—Rom: Guerilla offen auf der Straße, die auf Knastschweine schießen.
—Entführung von Roberto Peci, dem Bruder des Patricio Peci. Patricio Peci war lange in der BR und hat gegen hohe Belohnung und Vergünstigungen
ausgesagt. Sein Bruder hatte ihn schon vorher, noch in Freiheit, zur Zusammenarbeit mit den Bullen gebracht. Aktion als Kampf gegen die »Auspackerei«, das Singen im Knast. Forderung: Veröffentlichung der Aussagen Roberto Peci’s durch die Presse. —Mailand: Entführung Sandrucci’s. Verantwortlicher bei Alfa Romeo für die neuen Methoden und Technologien zur kollektiven Selbstkontrolle und -disziplinierung der Arbeiter bei Alfa Romeo.
—Messre/Porto Marghera: Entführung Talliercio’s von Montedison (Konzern). Seine Liquidierung hat heftige Proteste verschiedener BR-Flügel hervorgerufen, zumal an der Vollstreckung Teile der BR aus anderen Regionen (nicht aus der Gegend Mestte/Porto Marghera/Venezia) beteiligt gewesen sind.
Herausgeber: Leben als Revolte
DIE SCHLACHT VON TRANI
Tagebuch
Vorausschickend: Vor dem politisch-militärischen Tagebuch der Schlacht von Trani weisen wir kurz auf die spezielle Funktion hin, die Trani als Hochsicherheitsgefängnis als Teil aller Hochsicherheitsgefängnisse inne hat.
Vom Juli 77 bis zum Beginn der Schlacht in Trani stellte Trani ‚das andere Gesicht der Asinara‘ dar; im Gegensatz zur Asinara versuchte man, in Trani die Proletari Prigionieri-Bewegung (P.P.-Bewegung) „friedlich“ zu halten, bzw. sie zu vernichten.
Wenn wir von Reformen sprechen, deren Inhalt und Funktion die Vernichtung ist, so möchten wir darlegen, dass die demokratischen Spielräume und Bedingungen im Lager1) seitens der Direktion ausschliesslich folgenden Zweck haben:
Die Differenzierung und Spaltung der P.P.-Bewegung. Dies im Gegensatz zu Asinara und zum Knast in Nuoro, wo dasselbe mit brutaler Gewalt versucht wurde. In Trani war es der Direktion gelungen, den Konflikt einzufrieren und ein relativ friedliches Klima aufrechtzuerhalten.
In Trani gab es die strikte Trennung zwischen „gewöhnlichen“ und „politischen“ Gefangenen, die in verschiedenen Trakten und speziellen Sektionen im Lager untergebracht waren. Da wurde der kleinste soziale Freiraum dazu missbraucht, die politischen Kämpfer wissenschaftlich zu studieren, um jedwelche Aktion schon im Keime zu ersticken. Sogar das zahlenmäßige Gleichgewicht der verschiedenen Gefangenen wurde streng beachtet.
So wurden viele revolutionäre Genossen in anstaltsinterne Widersprüche hineinmanipuliert, was zur Folge hatte, dass die realen Probleme der P.P. nicht mehr wahrgenommen wurden.
Das alles hat ein Nachhinken Trani’s bewirkt; es stand außerhalb des sich entwickelnden Knastkampfes, der in der Schlacht vom 2. Oktober 79 auf der Asinara einen ersten Höhepunkt hatte.
Deshalb ist Trani als das andere Gesicht der Asinara‘ nicht nur aus der Sicht des Feindes, sondern auch aus jener der Bewegung zu verstehen. Denn Trani hat immer den absolut tiefsten Punkt in der Initiative des Kampfes eingenommen, und es war nie geglückt, von Trani aus die Kampagne der Bewegung effektiv mitzutragen. Genau das Gegenteil ist von der Asinara zu sagen, die immer den höchsten Entwicklungsstand der Knastbewegung aufwies.
Erst nach der Kampf- und Befreiungsinitiative von San Vittore, Volterra, Fossombrone, Nuoro etc. durch den Slogan ‚Schliessung der Asinara mit allen Mitteln‘ und durch die Versetzung vieler Gefangener veränderte sich die Einstellung der Gefangenen allmählich. Die Versetzung vieler proletarischer und kommunistischer Gefangener nach Trani trug mit dazu bei, den Prozess der Erstarkung der P.P.-Bewegung zu fördern. Während dieser Phase der Auseinandersetzung .und der veränderten Zusammensetzung gelangten wir zur Operation D’Urso, die es nötig machte, uns zu organisieren.
Wiederholte Versammlungen, Diskussionen, Aktionen haben bewirkt, dass jeder einzelne Gefangene seinen persönlichen Anteil zur Bildung des Comitato di Lotta (Kampfkommitee, CdL) beitragen konnte. Die Homogenität schon bei der Bildung des CdL ermöglichte dann auch einen homogenen und konsequenten Kampf gegen, alle Gefängnisse mit der Schlacht vom 29.-29. Dezember 90, wo ‚Befreiung‘ und ‚Krieg der Spaltung‘ zentrale Anliegen unserer Aktion waren.
Unsere ganze Initiative beruht auf einem politischen Konzept kollektiver Befreiung. Dieses Konzept haben wir gemeinsam entwickelt.
Der Kampf in Trani ist Teil und bezeichnendes Beispiel für eine zeitgemäße, politisch-militärische Ebene, die man anpacken und postulieren muss, um das Projekt der Befreiung zu verwirklichen.
Durch die Klarheit unseres Programmes war es möglich, die realen Spannungen innerhalb der P.P.-Bewegung in Trani zu überwinden und unsere Ziele weiterzuverfolgen:
Aufzuzeigen, dass zwischen Befreiung und Aufstand (System aus‘ den Angeln heben, Sabotage) kein .Widerspruch besteht, dass vielmehr aus den Angeln heben und Befreiung zwei Aspekte im selben Prozess sind.
Dieses Tagebuch ist das Ergebnis einer kollektiven Arbeit der P.P.-Bewegung von Trani. Als Mittel der Agitation, der Organisation, der Erstarkung und Mobilisierung aller, die gegen die imperialistischen Gefängnisse kämpfen. – Es ist nicht nur an die P.P.-Bewegung gerichtet, sondern an alle Proletarier und Revolutionäre.
TAGEBUCH DER SCHLACHT
29.12. 5.00 Uhr
Nach dem Zählappell undder generellen Durchsuchung wird nochmals eine Durchsuchung eingeleitet, die sich speziell gegen explosives Material richtet. Trotz der genauen Arbeit der Agenti di Custodia (AdC, Aufseher) bleiben unsere Verstecke für dieses Mal unbemerkt, was uns befähigt, unsere Bewaffnung bei zubehalten, die wir für die Realisierung der Schlacht brauchen werden.
15.20 Uhr
Die bewaffnete Gruppe des CdL von Trani erobert den 2. Stock. Dabei werden 13 Schergen festgenommen, einer leicht verletzt. Einige öffnen die Zellen und bereiten die Ver-tanikkdierunq vor, während andere den ersten Stock besetzen und weitere 5 Polizeiagenten festnehmen. ‚ Im ganzen werden 18 Personen gefangen genommen.
15.35 Uhr
Die beiden Stockwerke sind vollständig besetzt und verbarrikadiert, da beginnt vom Parterre her der erste Angriff der Schergen. Der Angriff wird durch den Wurf eines Molotow’s und einer leichten Ladung explosiven Plastiksprengstoffes, die so geworfen werden, dass schwere Verletzungen vermieden werden, abgeschlagen.
Die Barrikaden werden weiter ausgebaut und sich ablösende Wachen aufgestellt.
16.00 Uhr
Erster telefonischer Kontakt, zur Gefängnisdirektion, wobei wir unsere Bedingungen und politischen Ziele deklarieren. Wir weisen die Direktion darauf hin, dass jeder Angriff auf uns sich auf unsere Gefangenen übertragen wird.
Der Anwalt Todisco wird zur Vermittlung verlangt.
16.10 Uhr
Die Verantwortlichen des Comitao di Lotta versammeln sich, um über das weitere Vorgehen und den nötigen Wachdienst zu diskutieren.
Zweites Telefon mit der Knastdirektion, wobei wir fordern, dass Wasser und Licht wieder angeschaltet werde, die in der Zwischenzeit gesperrt wurden. Über die laufende Aktion werde das CdL der Direktion bald ein Kommuniqué zustellen. Es wird beschlossen, den leicht verletzten Schergen frei zu lassen, um allfällige verletzungsbedingte Komplikationen zu vermeiden.
Dies wird.der Direktion übermittelt, ebenso die Modalitäten der Übergabe. Modalitäten, die es der Direktion eigentlich erlauben sollten, die Übergabe anzunehmen, doch die Antwort fällt ablehnend aus. Die Direktion beschuldigt das CdL vielmehr, die Übergabe dazu benützen zu wollen, auch das Erdgeschoss zu besetzen. Vergeblich versuchen die Genossen ihre Absicht klar zu machen, dass dies nicht in ihrem Interesse liege. Sie hätten eh die Möglichkeit, durch einen Sprengsatz die Pforte zu sprengen und auch das Parterre zu besetzen.
In Realität will die Direktion den Verwundeten nicht, in der Öffentlichkeit leugnet man sogar seine Existenz. Diesen taktischen Zug wird man erst später verstehen. Die Regierung, vermittelt durch das Ministerio di Grazia e di Giustizia (MGG, Justiz- und Wohlfahrtsministerium) hatte schon beschlossen zu intervenieren, auch wenn ein Blutbad ‚ nicht zu vermeiden wäre.
Deshalb konnten sie sich nicht auf Verhandlungen über die Geiseln einlassen.
17.00 Uhr
Das Kommuniqué Nr. 1 wird übergeben. Anwalt Todisco kommt, dem man die Situation erklärt und ihn im besonderen darauf hinweist, dass die Direktion sich weigert, den Verletzten zu übernehmen.
Licht und Wasser werden eingeschaltet.
Kommuniqué Nr. 1
– Organisation der Befreiung der gefangenen Proletarier
– Zerstörung des Feldes der Differenzierung
– Aufbau und Stärkung der Kampfkommitees
– Sofortige Schliessung der Asinara
Heute, 28. Dezember 1980, haben die Proletari Prigionieri des Lagers von Trani den Knast militärisch besetzt. 18 Aufseher wurden gefangen genommen.
Mit dieser Aktion unterstreichen wir die direkte Verbindung zu den Brigate Rosse (BR) und transformieren D’Urso als unseren Gefangenen. Diese von den P.P. und den roten Brigaden durchgeführte Aktion fügt sich ein in die Kampagne gegen die Gefängnisse, die am 2. Oktober 79 auf der Asinara eröffnet wurde und von Aktionen in den Knästen Nuoro, Fossombrone, Cuneo und Florenz weitergetragen wurde.
Diese Praxis des Knastkampfes realisierte- die Beziehung der Organisazione – Combattenti Communisti (OCC, Kommunistische Kampforganisation) und der Massenbewegung, das gesamte politische Programm und das kurzfristige Programm eines Teils des Proletariato Metropolitana (PM, Proletarier der Metropole) und den P.P..
Diese Kampagne gegen die Gefängnisse zeigt deutlich einen fundamentalen Knotenpunkt im Kampf zwischen Revolution und Konterrevolution. Sie zeigt den tiefen Widerspruch im feindlichen Lager. Es zeigt sich auch die Unfähigkeit des imperialistischen Staates, der versucht, das Gefängniswesen zu „normalisieren“ und zu „befrieden“
Es gelingt dem Staat nicht, die Zahl der PM zu verringern und die einige tausend kommunistischen Kämpfer in seinen Konzentrationslagern zu neutralisieren. Dies stimmt vor allem, wenn man folgendes vor Augen hat: Die Breite und Allgemeinheit des Klassenkampfs, die Tiefe und die Unlösbarkeit der politisch-ökonomischen Krise, der offensichtlichen sozialen Verwurzelung der proletarischen Guerilla (trotz der konterrevolutionären Bemühungen).
Genossen! Die Aktion D’Urso zu verstehen und zu diskutieren, bedeutet zu erkennen, wie diese Aktion in einen immer klarer werdenden Gesamtangriff der Proletarier und organisierten Avantgarde gegen den imperialistischen Staat integriert ist. Verstehen, um zu agieren, bedeutet: Sich mit den Inhalten dieser Aktion vertraut zu machen, sie zu unterstützen, sie zu verstärken. Es bedeutet, den Kampf, wo diese Aktion nur Teil davon ist, auszuweiten und zu entwickeln. Einen Kampf für die Aufhebung und Zerstörung aller Knaste. Ein Kampf, der in dieser Aktion die Gemeinsamkeiten aller P.P. und Schichten des ganzen PM, umgesetzt und gesteigert werden soll. Die P.P. als Proletarier sind somit aufgerufen, ihren theoretischen Teil beizutragen, bis dass unsere verschiedenen Einzelaktionen zu einem einzigen Kampf verschmelzen, der eine der Grundmauern des Staates erschüttert und schwächt: Den imperialistischen Knast. .
Das Plakat, das das Schwein D’Urso halten musste, verkündet Inhalte eines Programms, die auch die unseren sind.
Das Programm ist direkt in und aus den Kämpfen heraus entstanden, die die P.P. in den letzten Jahren führten.
Es enthält sowohl die Bedürfnisse und Inhalte dieser Kämpfe, wie es auch eine Praxis aufzeigt. Dieses Programm ist Synthese vergangener Kämpfe mit Projekten zukünftiger Realisierung und Verbreitung der lnhalte.
Inhalt eines Programmes ist immer Inhalt derjenigen Klasse, die es bestimmt und darin ihre Ziele festlegt: Es lebt durch die revolutionäre Praxis dieser Klasse.
Uns interessiert. nicht nur wer, wie und wann, innerhalb der verschiedenen Komitees, die internen Spannungen und Bewusstseinsebenen in ein Programm integriert, sondern auch, dass Guerillaaktionen von aussen unsere Klasseninteressen korrekt reflektieren.
Ziel des – Programmes der P.P.-Bewegung ist es, die Macht, die einen Teil einer Klasse hinter Knastmauern in Ketten legt und abwürgt, zu modifizieren und- umzustürzen. Weiter die Zusammenführung der Kräfte zum Nutzen der P.P.-Bewegung, die es den Gefangenen ermöglicht, sich zu befreien
Die Realisierung des Programmes kann nur durch einen langen Kampf verwirklicht werden.
Wir haben uns deshalb kurz- und langfristige Aufgaben gestellt. Dabei bedeutet die Unterscheidung in kurz- und langfristig nichts anderes als sofortiger Kampfbeginn für die strategische Realisierung der Gefangenenbefreiung und Zerstörung aller Knäste. Es bedeutet auch, auf die Mobilisierung der Massen hinsichtlich jener Inhalte, die die P.P. vereinen, hinzuarbeiten, und das Kräfteverhältnis zu Gunsten des Proletariats zu verändern. Das kurzfristige Programm ist integraler Bestandteil und Ausdruck des strategischen Programmes, weil es alle kurzfristigen Punkte beinhaltet. Denn das strategische Programm lebt nur, wenn einzelne Punkte in spezifischen Situationen durch die Organe der P.P.-Bewegung umgesetzt werden.
Es heisst also Kämpfe zu führen, die die speziellen Bedürfnisse der Proletarier formulieren und die partiellen Kämpfe mit einem allgemeinen Programm der Machtergreifung verbinden.
Die Befreiung der proletarischen Gefangenen organisieren.
Dies bedeutet – als erstes, die Befreiung als Ausdruck der Kämpfe und gesammelten Kräfte der gesamten P.P.-Bewegung in den verschiedensten speziellen Situationen innerhalb der permanenten – Verlegung zu verstehen.
Dies bedeutet, dass zwischen der Befreiung und dem Aufstand (Disarticolazione, Sabotage) kein Widerspruch besteht. Vielmehr ist die Befreiung Ziel des Aufstandes, Aufstand eine Bedingung der Befreiung.
Zerstörung,des ganzen Feldes der Differenzierung (Circuito della Differenzazione, Spaltung) bedeutet die Vernichtung der differenzierten Behandlung, Vernichtung der Superknäste und allem, was dazugehört: Isolationstrakte, Isolationszellen, „spezielle“ Behandlungen etc.
Dies gilt natürlich auch für die Spezialknäste der Frauen von Messina bis zu den Grandi Giustiziarci Metropolitani (GGM, Spezialabteilungen der großstädtischen Knäste ), wo der größte Teil der P.P.-Frauen gefangen gehalten wird.
Eine Waffe im Umfeld der differenzierten Behandlung, speziell im sogenannten Normalvollzug und in den GGM ist u.a. Amnestie, Reform, die bedingte Entlassung oder die Halbfreiheit. Diese Waffen sind Grundzüge der Individualisierung der Strafe und der differenzierten Behandlung. Das Ziel der Knäste ist es, die P.P. zu spalten, zu schwächen und sie isoliert mit dem Staat zu konfrontieren. Proletarische Macht heisst nicht, Knast und Haft zu verwalten. Bewaffnete proletarische Macht (Potere Proletario Armato) heisst sich befreien, um den Knast zu zerstören, bzw. den Knast zerstören, um sich zu befreien. Wir dürfen diese Unterdrückungsinstrumente nicht verwalten, aber wir müssen sie dem Feind entreißen, damit er sie nicht wie bisher gegen uns verwendet.
Durch die Zusammenfassung aller Kampferfahrungen des CdL von Turin und der P.P. von Padua und ganz allgemein mit der Erfahrung von allen Kämpfen, die die Knastbewegung führte, unter diesen Voraussetzungen müssen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, die wir schon besitzen und die wir mit unserem Kampf und unserer Organisation noch entwickeln wollen, indem wir mittels Kräfte- und Machtverhältnissen eine generelle Strategie diesen Spaltungsanstalten entgegensetzen. So ist es beigegebener Einheit aller P.P. im gesamten Knastsystem möglich, diese Spaltungs- und Erpressungsanstalten umzuwandeln.
Wir bitten um nichts, wir nehmen es uns und setzen es durch) Es bedeutet im übrigen, sich unverzüglich aufzuraffen, wenn der Gesetzeszusatz über Spezialknäste am 31.12.80 in Kraft tritt, um eine Verzögerung der Anwendung dieses Gesetzes zu verhindern.
Sofortige und – definitive Schliessung der Asinara bedeutet, die Asinara sofort und endgültig zu schließen; Die Asinara ist das Epizentrum der imperialistischen Konterrevolution des Knastes, der Höhepunkt und das strategische Herz des Projektes – der Zerstörung. In diesem Lager ist das höchste terroristische und psychisch-physisch zerstörerischste Vermögen konzentriert, welches die -Staatsmacht in – der heutigen Phase auszudrücken vermag. Hier werden heute Methoden entwickelt,- die das gefangene Proletariat zerstören sollen.
Es geht darum, diese Funktion anzugreifen, um den Brennpunkt des Projektes des Feindes zu zerstören, anzugreifen, zu besiegen. In diesem Sinne wird es immer – ein Asinara – zu schließen geben! Es gibt immer eine Spitze, die angegriffen werden kann. Aber man darf die Asinara nicht als Ausnahme innerhalb der Gesamtheit der Sonderknäste betrachten. Jeder Spezialknast hat seine spezielle Funktion und jede Funktion hat zum Ziel, das gefangene Proletariat zu zerstören.
Das Lager Palmi ist erstes Beispiel der Trennung und lsolation der kommunistischen Gefangenen und ihren klassenzugehörigen Mitgefangenen. Palmi ist ein Anti-Guerilla-Labor, wo die wissenschaftliche .Zerstörung der OCC entwickelt wird. Diese Tendenz wird in Ascoli fortgesetzt: Dort wird die Pacificazione (Befriedung) bestimmter Teile einer Klasse durch eine reformistische Behandlung zwecks Zerstörung erprobt.
Trani ist in gewisser Hinsicht das Gegenteil der Asinara. Hier soll eingeschläfert sowie gleichzeitig, wie in Cuneo, ein Netz von Spitzeln aufgebaut werden, was ebenso zur Zerstörung der proletarischen Gefangenen führen soll.
Aufbau und Stärkung der Kampfkomitees zur Entwicklung und Realisation des Programmes. Wichtig ist, die Einheit – aller P.P. zu erreichen, sowie diejenige zwischen den P.P. in den – verschiedenen Lagern und der GGM, im speziellen, wie im normalen Haftregime, zwischen Frauen und Männern.
Es gilt auch Kampfphasen zu organisieren, welche sich Schlag auf Schlag folgen. Das bedeutet Auseinandersetzung mit der subversiven sozialen Praxis aller extralegalen Proletarier, die P.P. anzuerkennen als Teil der PM und zu sehen, dass die Funktion des Knastes ein Teil der gesamten Ausbeutung ist: Ausbeutung, zu Ende gedacht, bedeutet Knast für jene, die sich nicht ausbeuten lassen. Knast als Mittel zur Beugung, sich der Lohnarbeit zu unterwerfen. Knast und Fabrik sind Teil derselben Medaille; um Knast definitiv zu zerstören, muss man jede Form von Ausbeutung eliminieren.
Aufbau und Stärkung der OMR der P.P. bedeutet Aufbau der bewaffneten proletarischen Macht im Knast durch Entwicklung der Kämpfe und der Veränderung der Machtverhältnisse zu Gunsten der P.P.. Kampf, Programm, Proletarische Macht können ohne Organisation der P.P. nicht entwickelt, bzw. umgesetzt werden.
Wir beginnen heute nicht am Nullpunkt, denn die P.P.-Bewegung hat Geschichte: Die Roten Panther, die proletarischen Kollektive, die NAP (Nuclei Armati Proletari), die Kampf-komitees sind die verschiedenen, Jahre zurückreichenden Etappen im Kampf gegen das Knastsystem. Die Kampfkomitees sind Strukturen im Kampf, die sich selber im Kampf entwickelt haben.
Kurz gesagt:’Wir brauchen Entwicklung, und wir müssen uns immer weiter entwickeln, denn da, wo wir von Kontinuität‘ sprechen, denken wir auch an die Notwendigkeit des qualitativen Sprungs nach vorn.
In der ersten Phase der Organisation hatte das CdL die Funktion eines Meteors, der auftauchte und wieder verschwand je’nach Kampfgrund und -Situation. Doch dieser Meteor erzeugte einen „roten Faden“ (Linie), er hat Militante hervorgebracht, er birgt ein immenses Kapital an gemeinsamer Kampf- und Organisationserfahrung, die die reale und vollumfängliche Umsetzung des Programmes und all seiner Inhalte garantiert. Der Meteor ist zu einem „reisenden Stern“ geworden, der alle Massenorgane der P.P. begleitet. Aktionen und Programm des CdL können nur in engster Zusammenarbeit mit allen revolutionären Kräften realisiert werden. Die Kampfkommitees sind weder kleine Splittergruppen, noch rein kommunistische Organisationen:
Es ist die Organisation aller P.P. der Lager, die für die Zerstörung der Knäste und die Befreiung aller P.P. kämpfen.
Die Punkte, warum wir in den Kampf gestiegen sind:
– Sofortige Schliessung der Asinara. Sofortige Verlegung der dort gefangenen P.P. aus der speziellen Sektion Fornelli.
– Gegen die Erneuerung des Dekretes über die Hochsicherheitsgefängnisse, das am 31.12.80 abläuft.
– Ausstattung des Oustizdepartementes mit Möglichkeiten substantieller Verbesserungen des Haftreglementes.
– Verbesserung der sozialen Haftbedingungen: mehr Stunden Spaziergang, mehr Freiräume für kollektives Leben.
– Verbesserung der sozialen Kontakte mit der Aussenwelt: Mehr Besuchszeit, Urlaub, Abschaffung der Trennscheibe, Abschaffung der Paketsperre und Zensur, Abschaffung der Isolationszelle, Abschaffung der Sonderbehandlung.
– Schliessung der weiblichen Mikro-Asinara.
– Reduktion der Präventiv-Haft, Abschaffung der willkürlichen Polizeihaft, Schluss mit der Folter auf Polizeiwachen und in Gefängnissen.
– Vollständige Publikation dieses Communigues in den folgenden Tageszeitungen: Messagero, La Stampa, Repubblica, Il Corriere della Sera, Il Mattino, La Nuova Sardegna, Lotta Continua.
– Sofortige Freilassung des Genossen Gianfranco Faina, schwerwiegend an Knochenkrebs erkrankt während der Haftzeit.
KAMPFKOMMITEE DER GEFANGENEN PROLETARIER VON TRANI
17.30 Uhr
Einige gefangene Aufseher fragen, ob sie ihren Familien telefonieren dürfen. Das CdL erlaubt es, doch die Direktion, die die Telefonzentrale kontrolliert, unterbindet jegliches Gespräch nach außen. Die Weigerung der Direktion und des Justizministeriums auf den Wunsch der Geiseln einzugehen, führt zu einem andauernden Konflikt zwischen den gefangenen Aufsehern und dem Justizministerium, zumal die Direktion die Uebernahme ihres verwundeten Kollegen ablehnt. Dieser . Konflikt spitzt sich zu bis zum Bruch zwischen Aufsehern und Behörden.
18.00 Uhr
In einer Abstellraum-Zelle entdecken wir ein Schweissund Schleifgerät, mit dem wir uns sogleich an ie Arbeit machen und die neue Bewaffnung und Barrikaden etc. verbessern. Während der Besetzung wird die Debatte über das Kommuniqué Nr. 1 weitergeführt. Alle wissen von der Notwendigkeit, die Parole „Krieg gegen die Strategie der Differenzierung (Spaltung)“ von jetzt an bis zur bevorstehenden Schlacht als ein wichtiges Moment zu sehen.
29.12.
Am Morgen übergeben wir das Kommuniqué Nr. 2, in dbm wir die Präsenz von Journalisten, Anwälten, Justizbeamten und Parlamentariern verlangen, um eine Pressekonferenz durchführen zu können. Die Direktion erklärt sich bereit, die verschiedenen im ommuniqué Nr. 1 erwähnten Punkte aufzugreifen .
10.00 Uhr
Der verwundete Gefangene wird auf die andere Seite der Barrikade gelegt, wo ihn nur noch ein Tor von seinen Kollegen und der Direktion trennt. Doch die Direktion erlaubt nicht, ihn zu holen, so dass er dort liegen bleibt, da ihn niemand will.
14.00 Uhr
Der Direktor Brunetti, der Prokurator de Marinis und die ehrwürdigen. Cioce und Scamarcio von der Justizkommission des Senates kommen, um mit uns zu verhandeln.
Wir sprechen über die politischen Beweggründe der Aktion und verhandeln über die Freilassung der Geiseln. Die genannte Delegation bestätigt uns gegenüber, das Problem mit Verhandlungen zu lösen, und dass ihrerseits keine Aggressionen bevorstünden.
In Tat und Wahrheit aber war Scamarcio schon damals anders gesinnt, wie er auch später am 3.1.31 gegenüber Lotta Continua bestätigte, dass es nämlich dieses taktische Manöver brauchte, um Zeit zu gewinnen, bis dienötigen technischen Mittel und die Gruppi Interventi Speciali (GIS, Anti-Terror-Truppe) bereitgestanden hätten.
Die militärische Besetzung Tranis durch das Comitato di Lotta bedeutete ein grosses Ereignis für die P.P.-Bewegung und eine Niederlage des Gegners, der am Anfang politisch und militärisch desorientiert war. Er brauchte deshalb einen militärischen Erfolg, um das verlorene Vertrauen wieder herzustellen.
Dass das ganze nicht mit einem Massaker endete, ist nicht der Effizienz und der militärischen Vorbereitung der GIS-Leute zu verdanken, noch jener, die den politischen Entscheid des Einsatzes dieser Truppe getroffen hatten, sondern einzig und allein der politischen Intelligenz und der Haltung des CdL und der P.P.-Bewegung, die auch während der Offensive des Gegners die Situation unter Kontrolle hatten.
15.00 Uhr
Wir übergeben das Kommuniqué Nr. 3 zusammen mit der Kündigung der 18 – Aufseher, die verachtende Sätze an das Justizministerium und den Staat enthält. Auch appellierten die Aufseher an die Direktion und Vorgesetzten, gegen allfällig geplante militärische Schritte zu intervenieren, weil sie damit ihr Leben in Gefahr brächten.
Zusätzlich zu diesem Brief hatten die Aufseher mit der P.P.-Bewegung zu kollaborieren begonnen, indem sie wichtige Informationen vermittelten.
16.00 Uhr
Direktor Brunetti verkündet, .dass man den Verletzten hole, der schon den ganzen Tag wie ein Ausgestoßener auf der Treppe lag. Diese Bekanntmachung erwies sich als falsch und tendenziös.
16.20 Uhr
Die Spezialintervenierungstruppe, das Corpo Carabinieri und die Aufseher greifen uns mit Helikoptern an, ohne auf das Leben der Geiseln Rücksicht zu nehmen.
Ein erster Angriff vom Erdgeschoss her wehren wir mit Molotows und einem Satz Plastik-Sprengstoff ab. Der Luftangriff mit Helikoptern verursacht 20 Verletzte, was für unsere Zukunft entscheidende Bedeutung hat. Jetzt bringen wir 2 unserer Gefangenen vor das Tor der zweiten Schleuse, um den Gegner daran zu erinnern, dass wir über Geiseln verfügen und mit einer angemessenen Aggression gegen unsere Gefangenen antworten werden.
In der Zwischenzeit gelang es GIS-Leuten unter permanentem Feuerschutz auf die Zellenfenster des 1. und 2 . Stockes aus den Helikoptern. Das Gefängnisdach zu besetzen. Das Telephon-Zimmer, wo die Direktion die Verantwortlichen der P.P.-Bewegung vermutet, wird mit einer Serie Sprengsätzen versehen.
Während sich die Carabinieri von der ersten Schleuse zurückziehen, gelingt es anderen unter massivem Feuerschutz und mit vielen Sprengsätzen durch das Tor zur zweiten Schleuse vorzudringen. Gleichzeitig gelingt es den GIS-Leuten auf dem Dach, die Falltüre zur Treppe hin zu sprengen und ins zweite Stockwerk vorzudringen.
Ein nächster Angriff vom Erdgeschoss her Richtung erster Schleuse wird von uns erneut zurückgeschlagen, doch die Carabinieri vom zweiten Stock dringen schon in den ersten vor, uns massiv mit Handgranaten und Plastiksprengstoff beschießend. Mit ihren letzten Bomben versucht die P.P.-Bewegung noch einmal, den gewaltsamen Angriff abzuwehren.
Unterdessen wird beschlossen, die Geiseln in einen Trakt des ersten Stockes zu bringen, doch ein Angriff der Carabinieri im Rundgang des ersten Stockes unterbricht diese Aktion und treibt unsere Kämpfer auseinander.
Der Feind belegt uns derart mit Maschinenpistolensalven, Handgranaten, Plastik-Bomben (BRCM), dass wir uns gezwungen sehen, uns in vier Trakten in den Zellen einzuschließen, nicht ohne die Geiseln mit uns zu nehmen. Dabei aber werden verschiedene P.P.-Leute durch Streifschüsse am Kopf und Steckschüsse am Körper verwundet. Eine Geisel wird trotz ihrer Uniform von einer Salve im Unterleib getroffen. Während einige Genossen die erlebte Staatsgewalt an die Geiseln weiterleiten, deklarieren die Carabinieri in unmissverständlichem Wortlaut:
„Wir haben freie Hand; Wir können euch alle umlegen, inbegriffen die gefangenen Wärter!“ Bestätigt werden diese Worte durch gezielte Schüsse und Bombenwürfe. Die Carabinieri beginnen alle Zellentüren – zu öffnen und die Leute herauszuholen.
Damit beginnt eine neue Repression des Feindes: Die Genossen werden auf dem Weg zum Gefängnishof zusammengeschlagen, mit Fußtritten, den Gewehren in den Unterleib und in die Nieren getreten und traktiert.
Das blutige Zusammenschlagen durch Carabinieri und Aufseher geht soweit, dass sich nur mehr wenige im Gefängnishof auf eigenen Füssen fortbewegen können. Verletzungen: Risswunden an Kopf und verschiedenen Körperstellen, herausgeschlagene Zähne, zerrissene Lippen, verschiedene Knochenbrüche und zahlreiche innere Verletzungen.
Im Hof werden die Genossen identifiziert und „individuell“ behandelt. Die in Verhandlungen als besonders kämpferisch hervorgetretenen Proletarier werden einer bestialischen und besonders gemeinen Tortur unterzogen. Dies geschieht mit vorbereiteten Listen und Photos.
20.00 Uhr
Nach dem Blutbad werden alle gefangenen Proletarier getrennt in den Innenhöfen gelassen, wo sie sich allein mit der Kälte der Nacht auseinandersetzen konnten.
Nur die vier am schwersten Verletzten werden in ein Spital gebracht. Die anderen werden vom Sanitätsdienst des Gefängnisses behandelt, wo sie dem sanitarischen Dirigenten Metzger Vincenzo Falco und seinen Lakaien als Meerschweinchen dienen.
Später wird bekannt, dass die roten Brigaden während dem Kampf ihr sechstes Kommuniqué veröffentlichten, das identisch mit dem ersten des CdL von Trani ist.
31.12.80
Nach einer Nacht und einem Tag in der Kälte werden die Gefangenen in zwei Trakten des Erdgeschosses eingepfercht. Die hygienischen und sanitarischen Bedingungen sind am Rande des Erträglichen. Instinktiv und ohne Koordinierung beginnen die P.P.-Leute jene Wachen, die sich an den bestialischen Prügeleien des Vortages beteiligt hatten, spontan und mit Volksfurore mit Ohrfeigen, Steinen und anderen Gegenständen zu traktieren. Diese spontane proletarische Aktion beweist, wie wenig die erlittene Qual die kämpferische Lust und Moral der P.P. Bewegung hat mindern können.
Die Antwort auf den bewaffneten Angriff der Spezial-Intervenierungstruppe lässt nicht auf sich warten. Der Supergeneral der Corpo Carabinieri, Gavaligi, die rechte Hand von Della Chiesa und verantwortlich für die Gefängnissicherheit, wird von den roten Brigaden als Hauptverantwortlicher des militärischen Einsatzes in Trani gerichtet. Diese Aktion, die eng mit dem Kampf von Trani verknüpft ist, vernichtet jegliches Aufkommen von Siegesfreude in den Reihen des Gegners.
4.1.81
Die roten Brigaden geben das Kommuniqué Nr. 8 heraus. Darin wird die Verurteilung D’Ursos zum Tode verkündet, ebenso die Bedingungen, die die Urteilsvollstreckung verhindern könnten.
In diesem Communique liest man unter anderm:
„Wir schließen, uns gleichgesinnt dem Programm und den Zielen der P.P.-Bewegung an, die sie sich in den Gefängnissen selber gegeben hat. Wir bleiben nicht bei einer unnützen verbalen Solidarität, sondern begeben uns auf ein Terrain, die Attacke gegen den imperialistischen Staat zu führen, um so die bewaffneten Genossen und ihre Ziele in den Gefängnissen zu unterstützen.
Der Kampf der P.P.-Bewegung, das Programm der CdL betreffen uns direkt, wie auch der Henker D’Urso. Wir sind vollständig mit den Proletariern von Trani einig, wenn sie sagen, dass D’Urso auch ihr .Gefangener sei. Was uns betrifft, haben wir schon ein Urteil gefällt, das nach den Kriterien der Arbeiterjustiz getroffen wurde und sicher dem entspricht, was jeder Arbeiter auch schon beschlossen hat.
Das Todesurteil über D’Urso zu fällen ist sicher richtig, die Ausführung hingegen hängt von der politischen Einschätzung ab.
Wir halten klar fest:
Es darf dem CdL von Trani und dem CUC von Palmi nicht verhindert werden, ihr Urteil und ihre politische Meinung kund zu tun. Es darf nichts zensiert werden, nicht ein Komma, ihre Meinung muss vollständig wiedergegeben sein.
Dies wollen wir von euren Instrumenten (Medien), Radio, TV, hören, dies wollen wir in den grössten Tageszeitungen lesen, so wie es schon die P.P.-Bewegung von Trani während ihrem Kampf verlangte.“
Im Anschluss an dieses Kommuniqué stellt sich in Trani eine Kommission der Radikalen Partei mit der Begründung vor, die Gesundheitszustände der Gefangenen zu überprüfen. Sie versuchen, das Terrain zu ebnen, um Verhandlungen mit dem CdL und um das Leben D’Ursos zu führen.
Hier manifestiert sich deutlich die Verlogenheit der alten Hure der Bourgeoisie, die zuerst militärisch und mit der Vernichtungsstrategie die P.P.-Bewegung angreift, dann mit der reformistisch-pazifistischen Hand versucht, mit dem CdL über‘ die Freilassung D’Ursos zu verhandeln.
Doch weder die reformistisch-pazifistische Hand der Radikalen, noch die bewaffnete der CIS schaffen es, die Lust, den Kampfwillen und die politische Einheit der P.P.-Bewegung zu zersetzen. Ihre politischen Manöver können keine Wurzeln schlagen. Der Besuch der Delegation der Radikalen war ein Manöver des Staates; so haben es die CdL-Leute empfunden und aufgenommen.
Es ist kein Zufall, dass dieser Delegation in Trani ein unbeschränkter Freiraum zur Verfügung stand.
So konnten sie von uns direkt, nachdem dies von der Direktion erlaubt wurde, das Dokument ‚Bilanz einer Kampfwoche im Lager von Trani‘ in Empfang nehmen. Der Direktor kam nach Absprache mit dem Ministerium unserer Forderung nach einer Schreibmaschine, um das Schriftstück abzufassen, nach.
Während die Radikalen und die PSI (Sozialistische Partei Italiens) ihre Parlamentarier-Delegationen für ihre schmutzigen Politspiele benützten, gelang es dem Kampfkomitee dank der Homogenität der Proletarier, diese Machenschaften umzustürzen, indem wir uns in die Widersprüche des Feindes einmischten und sie benützten, um unsere Einschätzungen in einem Kommuniqué über den Kampf der gesamten revolutionären Bewegung bekannt zu machen.
„Wegen des 8. Kommuniqué der BR, in welchem ausdrücklich das Kampfkomitee von -Trani und das CUC von Palmi aufgefordert werden, ihre politische Einschätzung bezüglich Aufhebung des Todesurteils gegen den Henker D’Urso mitzuteilen, vermittelt das CdL von Trani mit dem Dokument ‚Bilanz einer – Kampfwoche im Lager von Trani‘ seine positive politische Einschätzung bezüglich der laufenden Kampagne im Knastkampf und der Revolte von Trani und stellt sich der Nichtvollstreckung des Todesurteils gegenüber positiv, wenn das ganze Dokument und das Kommuniqué Nr. 1 – in den wichtigsten und grössten nationalen Medien veröffentlicht wird.“ .
BILANZ EINER KAMPFWOCHE IM LAGER VON TRANI
An die Bewegung der P.P., alle OCC, an die gesamte revolutionäre Bewegung.
1. Die Bilanz der Revolte von Trani ist unvollständig: Erst wenn alle ne. en Elemente genau erkennbar und weiterentwickelt sind, werden wir versuchen, präzise Dilanz zu ziehen.
Die Revolte von Trani muss im Zusammenhang mit dem langen Knastkampf gesehen werden, der sich nach Asinara, nach Milano, Volterra, Nuoro etc. in der Aktion D’Urso nicht nur mit den OCC, sondern mit dem gesamten PM verband und eine dialektische Beziehung fand.
Diese langfristige und komplexe Kampagne, in der sich unsere Revolte als qualitativ höchste Stufe der P.P. eingefügt hat, stellt mit Nachdruck das Programm auf, das als Brennpunkt die Befreiung dieses Klassensektors als Befreiung aller P.P. und die Zerstörung aller Knäste vereinigt.
Die Befreiung ist keine Bedingung, sondern ein Ziel.
Sie wird uns nicht vom Feind geschenkt, sondern wir erreichen sie nur durch einen langen Kampf und der Organisierung aller P.P. durch den Sieg des Kampfes um die Machtverhältnisse und dem Aufbau eines organisierten Netzes in allen Knästen. Deshalb darf der Kampf von Trani nur als Moment einer breiten Kampagne, die noch weiterläuft, wie z.B. die Exekution von Cavaligi zeigt, verstanden werden.
2. Es ist möglich, die Massen auf dem Gebiet des bewaffneten Kampfes zu organisieren.
Der Kampf von Trani zeigt auf: Dass es möglich ist, den Weg von der Erfüllung der proletarischen Bedürfnisse zum bewaffneten Kampf für den Kommunismus zu gehen; dass der Kampf für die Bedürfnisse schon bewaffneter Kampf ist, Tendenz zum Bürgerkrieg; dass der Aufbau der OMR heute schon Aufbau der bewaffneten proletarischen Macht ist.
3. Dieser Kampf . war ein Höhepunkt der Auseinandersetzung der P.P.-Bewegung in enger Gemeinsamkeit und Beziehung mit dem OCC im Verlaufe des langen Kampfes. Wenn wir dies sagen, meinen wir, dass es nötig ist weiter zu gehen. Der wichtigste Punkt ist, dass die P.P. für ihr Programm gekämpft haben: Befreiung aller P.P., Zerstörung aller Knäste, Kampf der Differenzierung, Schließung der Asinara und Abschaffung aller Sonderbehandlung.
Die P.P. haben es geschafft, dieses Programm umzusetzen: Sei es sofort und spezifisch, sei es als Vorschlag und Projekt des gesamten Klassensektors, wie von den speziellen Inhalten wie auch von der militärischen Form her. Sich ein Programm setzen und dafür zu kämpfen, bedeutet für die P.P., aus der engen Partialität herauszukommen, sich zu erkennen und sich erkennen zu lassen als Teil des gesamten PM. Dieses Programm und dieser Kampf sind schon als Bestandteil eingegangen in den ganzen Klassensektor. Es zeigt auf, wie sich die P.P. mit dem allgemeinen proletarischen Kampf und im speziellen mit dem der OCC verbunden haben, indem der Widerstand gegen eines der fundamentalen Machtmittel des Staates geleistet wird: den imperialistischen Knast.
4. Ziel des Kampfes war: Verbreitung des Programmes der P.P. via- Einschaltung in die D’Urso-Kampagne, um einige fundamentale Punkte des Programmes zu konkretisieren: Eröffnung einer politischen Debatte zwischen allen Teilen der P.P. und zwischen allen kommunistischen Militanten; Aufbau und Intensivierung des Kampfes in allen Teilen des Knastes.
Um diese Ziele zu erreichen, war nötig:
– Maximale Mobilisierung und Konzentration aller Kräfte der Gefangenen im Lager.
– Aufbau eines .politischen und organisatorischen Prozesses, der zur Gründung des Kampfkomitees führte.
– Aneignung der für die Situation geeigneten Waffen.
5. Ablauf der Schlacht:
Die Korrektheit einer politischen Linie, die die Notwendigkeit des Aufbaus im politisch-militärischen Sinne einer revolutionären Organisation.zu bestätigen wusste, ermöglichte eine Konsolidierung der Einheit, eine Geschlossenheit und eine Disziplin zwischen allen bewussten Proletariern: Diese Momente erlaubten eine absolut klandestine Struktur, womit es möglich war, den Spezialtrakt zu besetzen und 18 Schergen gefangen zu nehmen, Plastik-Bomben und andere .Waffen herzustellen und zu- gebrauchen mit dem Ziel: die ersten Angriffe der Pfähle abzuschlagen bis die Barrikaden gebaut waren. Im Verlaufe der Besetzung verfestigte sich diese Einheit durch die intensiven politischen Auseinandersetzungen und deren direkte Umsetzung, die alle politischen, proletarischen Teile miteinbezog.
Über diese Klarheit des Programmes entstand auch eine neue politisch-militärische Einheit mit dem „Autonomie-Kollektiv“ (Prima Linea), das sich von da an in diesem Kampf als Moment im Krieg gegen die Differenzierung erkannte und auf der Ebene der Kooperation bei der Gestaltung des Kampfes mitwirkte.
Auf welch hoher Ebene sich dieser politische Zusammenstoß abspielte, war für alle ganz deutlich erkennbar, als der Staat mit dem Angriff der Spezialeinheit ein Maximum an militärischer Kraft einsetzte um zu verhindern, dass der berühmte Funken einen Steppenbrand auslöst.
In dieser Schlacht hat der Staat eine Menge Munition eingesetzt, soviel wie nie zuvor im Kampf gegen die Guerilla. Die Schlacht, die mehr als zwei Stunden dauerte, wurde mit Sprengsätzen, Handgranaten, Maschinengewehrsalven, Gang um Gang, Zelle um Zelle, Treppe um Treppe geführt. Auf diesem massiven Einsatz, wo erstmals Helikopter benützt wurden, haben die P.P. auf bestmögliche Art und Weise reagiert: Mit Molis und Plastik-Bomben.
Es ist unnötig,. die Versionen der staatstreuen Schreiberlinge zu dementieren. Um über die Art und die Länge der Schlacht etwas zu erfahren, hätten sie irgendeinen von uns fragen können. Es ist uns aber klar, dass die staatliche Informationsverwaltung über den Kampf notwendig war, um eine Geschlossenheit zu demonstrieren, die die Widersprüche verdeckt.
Diese aber wurden verstärkt durch die schnelle und entschlossene Mobilisierung der P.P. von Trani, den blutigen Schlägereien nach der Schlacht. Auch der zweckdienliche und präzise Coup der BR in Rom verstärkte die dialektische Einheit zwischen P.P. und revolutionärer Organisation. Die Stimmung der P.P. von Trani ist sehr gut und die Einheit mit anderen Teilen hat sich weiter im Kampf verstärkt, den alle Gefangenen weiterführen, um die Wiederherstellung der Freiräume im Innern, wie auch mit der Außenwelt durchzusetzen, wie sie vor dem Kampf waren. Dieser unmittelbare Kampf enthält in- sich die Elemente seiner Weiterentwicklung, da die weitere Umstürzung der Machtverhältnisse zu unseren Gunsten ist, weil die Parolen des D’Urso-Plakates wiederaufgenommen worden sind.
Der bewaffnete Angriff, die mörderischen Schlägereien, die Nacht, die nach der Schlacht im Freien verbracht werden musste, die Plünderungen unserer Sachen, die Bücherverbrennungen (in Erinnerung an die Nazis) konnten den Antagonismus und die Kampfbereitschaft der kämpfenden Proletarier nicht dämpfen.
Mit den Aktionen dieser Woche haben wir gezeigt, wie wir die Direktion des Knastes äußer Gefecht setzen und das Ministerium zwingen können, auch ganz gewöhnliche administrative Fragen, die die Führung des Lagers betreffen, übernehmen zu müssen. Die politische Tragweite eines Kampfes wie diesem wird nicht heute abgeschätzt werden können und darf nicht innerhalb dieser Mauern eingeschlossen sein. Im Gegenteil: Schon lebt er im Bewusstsein aller P.P. und wird in alle Teile des Knastes getragen und zum Leben gebracht werden.
Die Erfahrungen von Trani im Knastsystem leben zu lassen, heißt, die Parolen des D’Urso-Plakates wieder aufzugreifen und die Erfordernisse, Bedürfnisse, die Spannung jeder einzelnen Situation zu artikulieren, es heißt auch, die realen Spannungen nicht zu verdrängen, sie vielmehr in einen Zusammenhang mit den Inhalten des unmittelbaren Programmes so aufzustellen, dass das antagonistische Merkmal herausgehoben wird und für die politische und organisatorische Verstärkung der P.P.-Bewegung gebraucht werden kann.
– Die Befreiung der gefangenen Proletarier organisieren.
– Das ganze Feld der Spaltung zerstören.
– Aufbau und Stärkung der Kampfkomitees.
– Besetzung der in der letzten Kampagne erkämpften politischen Freiräume.
CdL von Trani, 5.1.1981
8.1.81 . Die Staatsanwaltschaft von Florenz verkündet die provisorische Freilassung unseres Genossen Gianfranco Faina. Dies ein Resultat der Kampagne um D’Urso, neben der Schließung der Asinara. Es ist zu betonen, dass im Gegensatz zu Gnadenapellen der Machthabenden, diese Freilassung durch unseren Kampf erreicht wurde. Wir weisen darauf hin, dass die Freilassung unseres kranken Genossen Teil unseres Kampfes ist auf dem Weg der totalen Zerstörung der Knäste und der Befreiung aller Prigionieri Proletari. .
9.1.81
Die Zeitung „Lotta Continua“ publiziert als erste ‚Die Bilanz einer Kampfwoche im Lager von Trani‘. Ihr schließen sich in den folgenden Tagen noch einige andere Zeitungen an.
10.1.81
Die roten Brigaden geben das neunte Kommuniqué heraus.
Die „Lotta Continua“ drückt es vollständig ab:
– Organisation der Befreiung der Proletari Prigionieri.
– Zerstörung des ganzen Feldes der Differenzierung.
– Aufbau und Verstärkung der Kampfkommitees.
– Sofortige Schliessung der Asinara.
ENTSCHLOSSENHEIT UND ANGST
1. Entschlossenheit:
Dieser Tage haben wir ein Schauspiel des Regimes mit dem Titel: ‚Entschlossenheit‘ miterlebt. Es war ein Rennen verschiedener Teile des imperialistischen Staates, wobei es darum ging zu zeigen, dass jeder noch entschlossener, härter als Granit und fester wie Fels ist. Das war eine Orgie von Erklärungen der Mächtigen des Regimes mit Pfeife (Lama, Gewerkschaftsboss) oder ohne um zu zeigen, dass sie entschlossen sind, entschlossen bis zum Geht-nicht-mehr.
Die Regie dieser Aufführung ist peinlich genau und eisern, doch kann sie nicht überspielen, dass es sich nur um ein Spektakel handelt. Die fahlen Gesichtsausdrücke der Christdemokraten, ihr Gang zu Komplizen in verschiedenen Parteien, ihre Stimmen roboterartig und hysterisch verraten eine Schwäche, die auch nicht durch den Einsatz der bedrängten Medien überdeckt wird. Die Wahrheit, die sie nicht verheimlichen können, ist, dass dieses Regime, dieser Staat von allen Seiten her belagert wird und die Zersetzung unaufhaltbar ist.
Das Regime der Arbeitslosigkeit, der Superausbeutung, der KZs wird heute ohne Unterbruch vom Proletariat angegriffen, um diesem Herrschaftssystem, dieser materiellen und menschlichen Armut ein Ende zu setzen. Einem Regime und einem Staat so arrogant wie korrupt, dessen einzige Existenzberechtigung in der Unmenschlichkeit seiner Söldner liegt. Unter der Peitsche der Guerilla zwingt sich das Regime, stark und geschlossen zu wirken, doch das politische Gewebe, das konterrevolutionär und antiproletarisch regiert, ist eindeutig ausgefranst und zerrissen. Die bürgerliche Krise ist unumstößlich und ihre politischen Vertreter, die obszönen Marionetten der imperialistischen Multinationalen, können höchstens gewisse Löcher im verbalen Bereich ausbessern, dessen Rhetorik sie aus dem Abfalleimer der Faschisten gefischt haben, doch immer mehr-erscheinen sie als tragische Clowns. Ihre Entschlossenheit ist nur eine lächerliche Inszenierung, eine unnötige Nebelbank, die totale Hilflosigkeit, die die Unmöglichkeit verstecken soll, auch nur einen sozialen und politischen Legitimationsgrund für ihr Machtsystem zu finden. Je stärker sie ihre Entschlossenheit deklarieren, umso mehr tritt ihre Schwäche an den Tag.
Das imperialistische Bürgertum, das keinen politisch-sozialen Grund für seine Herrschaft hat, ist gezwungen, jegliche Überlebensmöglichkeit dem Schutze der Carabinieri von Forlani anzuvertrauen.
Doch auch diese Strategie, so brutal sie ist, wird nur von kurzer Dauer sein. Diese Regierung kann ihre best trainierten Gorillas losschicken, wie sie es gegen die P.P. von Trani taten, doch wird die revolutionäre Initiative immer die Oberhand innehaben. Auch in Trani hat die große und unzerstörbare Einheit der P.P. einen hervorragenden Kampf zu führen ermöglicht, der trotz der ungleichen Mittel zu ihren Gunsten endete.
Brutalität und Sadismus der uniformierten Söldner haben es nicht geschafft, die Mobilisierung, organisatorische Intelligenz und Fähigkeit zur Offensive, die dieser Klassenteil auf Massenebene gezeigt hat, zu zerstören.
Die politische Einheit, die in dieser Kampfkampagne zwischen den OMR und der organisierten Avantgarde gefestigt wurde, ermöglichte, die Offensive beizubehalten und hat das, was wie eine Kraftprobe des Regimes aussah, in einen Sieg der revolutionären Bewegung und der P.P. verwandelt. Die Schergen wirken unbesiegbar, wenn sie mit ihren spitzfindigen Mitteln,Wehrlose töten. Doch werden sie von einer Bewegung angegriffen, die sich bewaffnet organisiert und kämpft, wie es in Trani geschah; wenn die Bewegung sie aus ihren Verstecken sich holt, wie es die Bewegung mit Cavaligi getan hat, so kann jeder sie so sehen wie sie wirklich sind: Herangezogene Söldner, wilde und blutige Roboter. Wir lehnen den Triumphalismus ab, wir wissen, dass Kämpfe gewonnen und manchmal verloren werden können, doch die aufgezeigte starke Kraft der Verbindung der Massenbewegung mit der Guerilla zeigt, dass der Krieg von den Proletariern, von der revolutionären Bewegung gewonnen werden kann.
Das Regime der Vernichtung, der Massaker, der KZs hat keine Chance, weil, wir weiterhin die bewaffnete, proletarische Macht aufbauen und weiterkämpfen werden. Das Regime wird in den Fabriken, Quartieren, in den Knästen begraben werden,
2. Die Angst:
Das Bürgertum ist in einer Krise und weiss genau, wer sein Grab schaufeln geht: Es ist dies die revolutionäre Bewegung, die für eine kommunistische Gesellschaft kämpft.
Die Macht dieser Bewegung, die noch in der Anfangsphase-steckt, ist die einzige Alternative zum imperialistischen Staat. Es ist eine Massenbewegung, die sich in einer Strategie erkennt, die sich ein langfristiges Programm wie auch kurzfristige Ziele setzen kann, was ihr zu kämpfen und zu siegen erlaubt. Dies macht dem Bürgertum Angst.
All ihre konterrevolutionären Pläne, all ihre repressiven Manöver sind gekennzeichnet durch einen tiefen und unverkennbaren Fehler:
Die Tatsache, dass die revolutionäre Bewegung wächst, sowie die Klarheit und Bestimmtheit des Programmes, dürfen nicht bekannt, sondern müssen mystifiziert werden, um das Bürgertum zu rechtfertigen. Dazu brauchen sie die Presse, die Presse des Regimes. Die Presse spielen eine aktive Rolle, die nicht nur zensiert, sondern auch Aufbau am grünen Tisch der konterrevolutionären Propaganda, der psychologischen Konter-Guerilla im Sinne,der Regierung betreibt. Dies geschah bis vor kurzem.
Heute aber glauben einige Schreiberlinge, die ihre hysterische Angst nicht mehr zurückhalten können, dass es genügt, den Stecker rauszuziehen, um die Realität auszuschalten.
Was nicht mehr mystifiziert werden kann, wird schlicht verleugnet. Doch kann eine vorwärts strebende Bewegung nicht durch ein lächerliches ‚No comment‘ (black out),ausgeschaltet werden.
Wir sind sehr zufrieden, dass die Regime-Presse, die durch die Bosse der DC gelenkt wird, Angst vor den Worten der revolutionären Kräfte hat. Dies bedeutet, dass die Kraft der Ideen des Programmes, das die proletarisch-revolutionäre Bewegung erarbeitet kann, so gross ist, dass sie Anhaltspunkt für die Mobilisierung der Arbeiterklasse und jeder proletarischen Schicht wird.
Dies bestärkt unsere Überzeugung von der Richtigkeit des Sinnes der historischen Gültigkeit des bewaffneten Kampfes für eine kommunistische Gesellschaft.
3. Der Kampf der P.P. geht weiter:
Wir haben gesagt, als wir das Todesurteil des Henkers D’Urso mitteilten, dass der Entschluss, ob das Urteil vollstreckt wird oder nicht, vom Kampfkomitee in Trani und dem CUC (Comitato Unitario di Campo) von Palmi beurteilt werden muss. Bis jetzt wurde diesen Organen nicht gestattet, in den Tageszeitungen vollumfänglich ihre Einschätzungen, die dem Entscheid zugrunde liegen bekanntzugeben.
Wir waren sicher, dass die Mächtigen von der Absonderung, und der Isolation, in der sie die Genossen halten, profitiert hätten, um das mitzuteilen, was ihnen passt.
Die revolutionäre Bewegung interessiert sich aber um ihre vollumfängliche Meinung und Beurteilung.
Wir haben kein Interesse daran, die Gefangenschaft D’Ursos länger als nötig hinzuziehen.
Wenn wir nicht innerhalb 48 Stunden den ganzen Text der beiden Massenorganen von Trani und Palmi in den größten Zeitungen lesen können, werden wir das durch uns gefällte Urteil vollstrecken.
Wir übernehmen unsere Verantwortung, wie auch die Mächtigen dieses Regimes und die Presse ihre übernehmen müssen. Sie werden die effektive Verantwortung übernehmen müssen, falls sie die Stimmen von Trani und Palmi begraben werden. Falls sie beabsichtigen, die Stimmen von Trani und Palmi zu begraben, werden sie die effektive Verantwortung dafür tragen, dass sie der proletarischen Justiz einen möglichen Akt der Gnade verweigert haben.
Rom, 10.Jan.1981, Per il Communismo Brigate rosse
12.1.1981
Das Communique der CUC von Palmi wird in der „Lotta Continua“ publiziert:
1) Die Zugeständnisse des Henkers D’Urso zeigen hervorragend, wie er für die politischen, konterrevolutionären Tricks verantwortlich ist, die die Exekutive gegen alle P.P. anwendet.
Wir finden, dass der Henker D’Urso aufgrund seiner vollbrachten, kriminellen Akte und seiner politischen Einstellung angemessen verurteilt wurde.
Die Entscheidung der roten Brigaden, ihn laufen zu lassen, ist in der heutigen Zeit ein Zeichen -höchster Humanität in diesem Lande, wo die Christ-Demokraten uns mit kriminellen Akten quälen und uns konfrontieren mit ihrem Opportunismus und idiotischen Reformismus.
Humane Akte sind für die Arbeiter all jene revolutionären Kampfhandlungen, die direkt oder indirekt den Niedergang des bürgerlichen Imperialismus und Staates beschleunigen. Unser Hauptinteresse ist es, die Lohnarbeit und die imperialistische Barbarei mit allen Mitteln so rasch wie möglich abzuschaffen.
Wir schließen uns den roten Brigaden an, den Henker D’Urso freizulassen, und fordern, dass dieses Kommuniqué wie jenes von Trani veröffentlicht wird.
Wir glauben, dass die Medien nicht mehr lange von den bürgerlichen Imperialisten monopolisiert werden. Denn die Medien verkörpern eine wichtige Substanz für alle proletarisch-revolutionären Kräfte, die heute in dieser Gesellschaft eine entscheidende Kraft sind. Es ist kein Zufall, dass alle vitalen Kräfte, die Arbeiter, die Angehörigen des Dienstleistungssektors, die Randgruppen, die P.P., die Jugend der grossen Metropolen in all diesen Jahren in soziale Konflikte mit dem christlich-demokratischen System einbezogen und konfrontiert waren.
Alle, die weiter versuchen werden, die sozialen Kommunikationsmittel zu monopolisieren, werden bezwungen werden.
Für das Schicksal D’Urso’s sind letzlich seine „Freunde“ zuständig. Unsere historischen Rechte werden wir uns ohnehin nehmen, d.h. in diesem Zusammenhang: Entmonopolisierung der sozialen Kommunikationsmittel oder „Staatsbegräbnis“, oder besser gesagt: „ein Begräbnis des Staates“ ‚
2) In den zehn Jahren Kampf haben sich die P.P. einer intensiven Diskussion über Klassenkampf unterzogen, was im Laufe der Zeit zu einem emanzipierten Bewusstsein über Klassenkampf führte, das alle Vertreter des PM, der Arbeiterklasse, der Randgruppen und Extralegalen im Kampf für den Kommunismus vereinigt.
Zerstörung der kapitalistischen Produktionsform heißt vor allem eine neue Qualität von Produktion und Arbeit/Freizeit für alle zu entwickeln. Zerstörung der Gefängnisse meint: Befreiung aller gefangenen Proletarier.
Die heutigen Bedingungen in Krisen sind maßgeblich daran beteiligt, wenn Teile der Arbeiterklasse zu Arbeitslosen, zu Entlassenen, zu Randständigen, zu Extralegalen und schließlich zu P.P. werden.
Zerstörung der Gefängnisse und Befreiung aller P.P. bedeutet auch, eine Gesellschaft aufzubauen, wo nicht so sehr die Arbeitskapazität überflüssig wird, sondern vielmehr alle totalen und repressiven Institutionen. Demontage des ganzen Feldes der Spaltung bedeutet, Demontage des konterrevolutionären Projektes der politischen Teilung zwischen gefangenen Proletariern und P.P.-Bewegung. Denn so versucht der imperialistische Staat die Kampffortschritte, das Bewusstsein und die Reifung zu zerstören.
Die physische Spaltung der Masse der P.P. und ihrer Avantgarde in „normale“ und „spezielle“ Gefangene, das Suchen nach einer politischen Teilung soll den Weg dazu ebnen, jegliche gegensätzliche Aussage im Knastbereich zu vernichten.
Wie illusorisch diese Taktik ist, beweist der Kampf, der am 2.10.79 auf der Asinara begann, sich auf alle Hochsicherheitsgefängnisse ausweitete bis zur jüngsten Schlacht von Trani, einem Kampf, der sich auch in Gerichtssälen abspielt und in den revolutionären Agitations- und Propaganda-Instrumenten zum Vorschein kommt. Dieser Kampf mit der politisch-militärischen Basis der roten Brigaden hat es der P.P.-Bewegung ermöglicht, jenen Punkt, von dem nicht abgelassen werden konnte, zu verwirklichen:
Die Schliessung von Asinara.
Damit auch die politische Vereinigung, das militärische Durchziehen und Final, das. die D’Urso-Kampagne mit dem Movimento di Masse der P.P. verschweißte. Dies ist der klarste Hinweis auf die nötige Dialektik, die zwischen der Aktion der Avantgarde, dem Programm des Überganges zum Kommunismus und seiner möglichen Verwirklichung herrscht innerhalb der politischen und materiellen Bedürfnisse der Klasse.
Die soziale, kapitalistische Arbeitsteilung zerlegt die Gesamtheit des PM in tausend konflikthafte Einzelteile auf der Ebene kurzfristiger Teilinteressen. Sich an die Aufhebung dieser Widersprüche heranzumachen ist ein Prozess, dessen materielle Möglichkeiten im Interesse, in den Wünschen und in den bewussten Motivationen der proletarischen Masse liegen, und in der Fähigkeit und Möglichkeit der Kommunisten, dies in einem lebendig gestalteten Programm zu vereinigen.
Die D’Urso-Kampagne zeichnet einen mutigen Schritt in dieser Richtung. Mit dieser Kampagne war es möglich, das lebenswichtige Problem dieser revolutionären Phase mit politischer Klarheit und Entschiedenheit hervorzuheben: Die Frage des Inhaltes des Programmes zur Herbeiführung des Kommunismus.
Es war richtig von der P.P.-Bewegung und ihrem Kampfe auszugehen, doch darf man nach diesem Sieg nicht darüber hinwegsehen, dass alle anderen, einzelnen Bewegungen, die das PM ausmachen, mit aller Kraft zusammengeschlossen werden müssen.
Bis zum Sieg!!!!
– Die Befreiung der P.P. organisieren
– Zerstörung des ganzen Feldes der Spaltung
– Aufbau und Stärkung der Kampfkomitees
Einheitskommitee des Lagers – Palmi 6/1/81
(Commitato unitario di campo)
Betrachtungen über die Kämpfe im Knast von Trani, die sich seit Beginn der Schlacht vom 28./29. Dezember entwickelt haben.
Die Chronologie dieser Tage kann nicht abgeschlossen werden ohne auf die Kämpfe hinzuweisen, die entstanden und die auch nach der bewaffneten Intervention der GIS bis jetzt noch im Gange sind.
Ziel des MGG war von Anfang an, eine „Neue Ordnung“ zu errichten mit dem Zweck, die Kraft und dasBewusstsein einzuschränken und abzuwürgen, welches die P.P. in der Schlacht ausgedrückt hatten.
Nicht nur um diese Politik zu bekämpfen, begann das CdL sofort, die P.P. im Gefängnis zu organisieren und zu mobilisieren, sondern auch um jenen politischen Freiraum zu erobern, welcher in der Richtung des Programminhaltes liegt.
Die von dem CdL vorangetriebene Organisation und Mobilisierung haben sich verwandelt, gegliedert und verlängert in einen Zyklus von Kämpfen, welche schon zur Genüge die vorwitzigen Bestrebungen des MGG und der Direktion zu Fall gebracht haben.
Um diese Kämpfe einzuschränken und zu gewinnen, konzentrierte und verbreitete der Feind enorme militärische Kräfte, indem er aus den verschiedensten Gefängnissen Italiens (Lecce, Taranto, Avellino, Bari, Foggia, Napoli, Nuoro etc.) die ärgsten Ganoven, Schläger und Schergen nach Trani kommen ließ. Um diesen Abschaum zu kommandieren, wurden aus dem Abfalleimer der Henker Siciliano (berüchtigter Direktor des Knastes von Lecce) und der faschistische und korrupte Marschall Manfra herbeigezogen. Aber auch diese, gezwungen durch die Geschlossenheit und Entschlossenheit der P.P., mussten mit eingezogenem Schwanz zum Rückzug blasen. So auch ihre Nachfolger, welche in so großer Zahl kamen und gingen, dass wir mit dem Zählen aufgehört hatten. Und bis jetzt bleibt die Situation für die Schweine unstabil und prekär, indem die Ordnung und das Kommando, welche die MGG wieder herstellen und aufzwingen wollten,reine Illusion blieben und so ein permanentes Machtvakuum entstand.
Die unter der Leitung des CdL geführten Kämpfe, die heute noch anhalten, sind Frucht und Ergebnis der historischen Erfahrung der P.P.: von der militärischen Besetzung des Knastes bis zur Gefangennahme der 18 AdC, von den Schlägereien bis zum Abfall schmeißen und zum Werfen der Scheisse und Pisse, vom Zerschlagen der Mikrophone der Gegensprechanlagen bis zu den Löchern in den Zellenwänden, vom Überfluten der Abteilungen bis zum Verstopfen der Abflussgräben und der Toiletten, von der Weigerung in die Zellen zurückzukehren bis zum Verbarrikadieren der Zellen und Wachen aufstellen bei Tag und Nacht, bis zur Konstruktion und Erbeutung von Instrumenten zur Selbstverteidigung, Verhinderung des Gebrauchs der Arrestzellen, Unwirksam machen und sofortige Beantwortung jedes Versuches der Repression.
Alle diese Initiativen wurden und werden immer noch von uns in konzentrierter Form gleichzeitig praktiziert in einen geschlossenen Zusammenhang gestellt und systematisch und mit Ausdauer vorangetrieben. Diese Kämpfe, welche die historische Erfahrung der P.P. darstellen, haben hier in Trani das höchste Niveau der Auseinandersetzungen erreicht, welches die P.P. je durchgehalten haben. Auch der Feind hat die Unbeugsamkeit unseres Antagonismus begriffen, dies sogar explizit ausgesprochen. Der Überwachungsrichter (giudice di sorveglianza) Noviello hat bestätigt: „Die Gefangenen von Trani zielen klar auf die Abschaffung der Hochsicherheitstrakte hin. Ihr Benehmen ist gekennzeichnet von ausdauerndem Protest, welcher unmöglich und in keiner Art und Weise beseitigt werden kann.“ (Repubblica, 18.1.1981)
Der rote Faden, welcher alle Initiativen nach der Schlacht verband, war die Sabotage durch die Massen (d.h. durch alle Gefangenen), geführt gegen die Strukturen der Unterdrückung, der Spaltung und der Knastdisziplin. Die Waffe der Massensabotage war entscheidend, um unsere Mobilisierung aufrechtzuerhalten und den Gegenangriff des Feindes und die Normalisierung im Gefängnis zu verhindern .
Auf diese . Art und – Weise wurde das ehrgeizige Projekt des MGG blockiert, welches mit der Absicht, beispielhaft in allen Gefängnissen eine Veränderung des Kräfteverhältnisses zu ihren Gunsten zu erzwingen, – dia Bewegung der P.P. auf ihrem stärksten Punkt schlagen wollten.
Für die irrwitzigen Träumer, welche aus Trani ein neues Asinara machen wollten und aus dem Nach-28./29. Dezember ,ein Nach-2. Oktober 79 gab es ein bitteres Erwachen: Die Kraft und das Bewusstsein der im CdL organisierten P.P. und ihre straffe Einheit mit der Bewegung des bewaffneten Kampfes für den Kommunismus.
SCHLUSSFOLGERUNGEN
Diese Schlussfolgerungen müssen als Beitrag gelesen werden zur Debatte und zur Kampfesinitiative,- um das Projekt der Unterdrückung im Herzen zu treffen. Es war Ziel und Ursache der Kampagne, in welcher die Schlacht von Trani eine grundlegende Rolle spielt, das Projekt im Herzen zu treffen, das der imperialistische Staat im Gefängnis entwickeln wollte: Es galt, dieses Projekt zu verzögern, zum Straucheln zu bringen und zu verzetteln. Für die P.P. bedeutete dies, das eigene Projekt zu bekräftigen, im Sinne einer lebendigen und sofortigen Anwendung des Programmes. Das Projekt der Unterdrückung, welches die imperialistische Bourgeoisie nach der Schlacht von Asinara (1./2. Oktober) im Gefängnis entwickeln wollte, bestand in der Trennung der verschiedenen Komponenten der revolutionären Bewegung, in der Trennung- der fortgeschrittensten undbewusstesten P.P. vom Rest der P.P.. Nach der Idee in den Gehirnen der Antiguerilla hätte diese Trennung erlauben sollen, jeden einzelnen Militanten oder P.P. zu analysieren.und zu studieren in Bezug auf seine Zugehörigkeit zu einer OCC oder einer antagonistischen sozialen Schicht, um möglichst viele Daten und Informationen zu sammeln, um dann die Gruppe oder Organisation, zu welcher der Einzelne gehört, zu unterdrücken und dadurch auch den Einzelnen selber zu unterdrücken. Der gegenwärtige Stand in der Anwendung dieses Projektes in Italien stellt einen entscheidenden Schritt vorwärts das in der Angleichung der konterrevolutionären Praktiken au.f europäischer Ebene. Die Perspektive zur Lösung der Widersprüche zwischen den Blöcken vermittels des imperialistischen Krieges zwingt jeden einzelnen Staat, die Etappen zur Befriedung an der „inneren Front“ zu beschleunigen, d.h., er ist verpflichtet, mit jedem Mittel das Ziel der Unterdrückung aller vom PM ausgedrückten Widersprüche zu verfolgen.
Dieses Projekt zu blockieren und aus . den Angeln zu heben, wurde für das Proletariat und für die OCC, welche Ausdruck davon sind, von vitaler Bedeutung und Wichtigkeit. Dieses Projekt zu Blockieren und aus den Angeln zu heben, war eine lebenswichtige Notwendigkeit für die P.P. und für seine organisierte Avantgarde, welche diese Klasse im Laufe vieler Jahre und vieler gemeinsamer Kämpfe hervorgebracht hat. Um diese Aufgabe zu realisieren, musste man diesen Willen, der schon in vielen Schlachten und Episoden des Kampfs offenbar geworden war, nach den Inhalten eines Programmes und eines Projektes erkennen ließ, um es dann aus den Angeln zu heben. Im Inneren dieser Bewegung wurde die Gefangennahme des Henkers D´Urso durch die BR zum zentralen Bezugspunkt, um den herum und durch den ein höchster Bewusstseinsstand reifte. Ein Grad von Bewusstsein und Kampfkraft der P.P., der im Stande war, die Inhalte des Programmes auf politisch-militärischer Ebene auszudrücken, die in den ersten Momenten der neuen Phase erforderlich wurde.
Diese Kampagne – eben weil sie direkter Bestandteil einer Auseinandersetzung zwischen Revolution und Konterrevolution war – bezog auch weitere Bereiche ein. Es ist jedoch nicht unsere Aufgabe als CdL, in diesem Tagebuch eine umfassende Bilanz zu geben, auch wenn wir nicht umhin kommen, gewisse Fragen zu berühren.
Als CdL vom Gefängnis in Trani sind wir jedoch imstande zu versichern, dass der Anfang der neuen Phase gekennzeichnet ist durch die Fähigkeit, OMR aufzubauen, von denen das CdL der P.P. die Keimzelle ist. Organismen, die fähig sind, ein eigenes Sofortprogramm einer präzisen Klassenschicht, die sich dem Programm der Machtübernahme durch das ganze Proletariat verpflichtet. Organismen, die – in spezifischer Ausgangssituation -sich voll bewusst in den revolutionären Prozess begeben und somit in die revolutionäre Praxis. Organismen, welche sich von Anbeginn im politisch-militärischen Sinne strukturieren, die den Kampf der Massen organisieren, vor der Staatsmacht versteckt operieren.
RESULTATE UND EFFEKTE DER KAMPAGNE
Einerseits haben wir mit dieser Kampagne das Projekt der Bourgeoisie in Bezug auf das Gefängniswesen durchkreuzt, andererseits erreichten wir ein höheres Niveau der revolutionären Bewegung.
In zwei Punkten hat diese- Kampagne sich besonders gelohnt:
1) Wir erreichten eine ganze Anzahl von Zielen, die wir angestrebt hatten:
– Sofortige Schliessung des HocCsicCerCeitstraktes der Asinara.
– Freilassung des Genossen G.Faina
– Publikation und Ausstrahlung der Communiques des CdL von Trani und des CuC von Palmi, Veröffentlichung des Programmes der P.P.-Bewegung.
2) Ende der Funktion von Trani als „Duwel“ des Staates in der Gesamtheit der Hochsicherheitsgefängnisse. Ende der Funktion Tranis bedeutet: Schluss mit der Politik auf der Basis – der persönlichen Differenzierung und Belohnung jener, die das. In-den-Arsch-Kriechen beherrschen.
Die Kampagne der Knastfront hat zutiefst an den wichtigsten Punkten der bürgerlichen Maschinerie gerüttelt und wesentliche Widersprüche ans Licht gebracht.
Den Widerspruch in der Regierung zwischen PSI und den übrigen Regierungsparteien ist zwar der offensichtlichste aber auch der unwichtigste. Wesentlich, wenn auch weniger ersichtlich sind die Widersprüche zwischen den mächtigen Vereinigungen, die den Staat durchsetzen, und dem Staat selber, z.B. dem Justizamt mit der Spezialpolizeitruppe und den politischen Parteien. Der größte Widerspruch, der noch einige Zeit bestehen bleiben wird, liegt in den Massenmedien, deren Inhalt von der konterrevolutionären Exekutive präventiv diktiert wird.
Dieser Widerspruch ist umso bedeutender, als die Massenmedien als soziales Vermittlungsorgan unersetzbar wichtig sind. Die Theorie des „No comment“ (black out) der Massenmedien beruht darauf, dass die Guerilla-Aktivität ein kranker Fremdkörper der Gesellschaft sein soll. In Anbetracht dessen schließen die Massenmedien die soziale Kommunikation über bewaffneten Kampf für den Kommunismus aus.
Wichtig ist, dass die revolutionäre Bewegung ihre Kommunikationskanäle hat, damit jede Schicht des PM über Spannungen, Forderungen, Kämpfe etc. informiert werden kann und‘ somit mit dem bewaffneten Kampf für den Kommunismus verbunden wird.
AUSWEITUNG UND VERBREITUNG DES KAMPFES
Die Kampagne der Knastfront hat gezeigt, dass die Rote Macht nicht die Summe kleiner Freiräume und kleiner Eroberungen ist: Sie hat gezeigt, dass die Rote Macht nicht Stein für Stein aufgebaut werden kann in der Hoffnung auf diese Weise die Spitze zu erreichen, sondern dass sie nur von einem allumfassenden Programm ausgehen kann Sie kann nur aufgebaut werden, indem auf höchster Ebene das Herz des bürgerlichen Imperialismus angegriffen wird; dies kann nur alle Artikulationen und spezifisches Unterscheiden von Situation zu Situation geschehen. Die höchste Ebene angreifen heißt aber nicht, vorwärts zu gehen und sich vom Rest der Klasse oder der Klassenschicht zu trennen, auf die man sich bezieht: es bedeutet vielmehr eine fortgeschrittenere Position zu erreichen und diese zu behalten, um sich politisch und organisatorisch zu stärken.
Sich verstärken und ausbreiten bedeutet, Bedingungen zu schaffen für einen neuen Angriff und für einen neuen qualitativen Sprung nach vorn. Rote Macht ist nicht die Verwaltung von Misere, sondern revolutionäre Diktatur des Proletariats: Dem Feind die organisatorische Kraft, die Phase für Phase, Situation für Situation vom Proletariat ausgedrückt wird, auferlegen. Die Schlacht von Trani ist plötzlich wie ein Pilz aus der Erde geschossen, doch war und ist sie Teil der Kampagne der gesamten Bewegung der P.P. in die sich die BR rechtzeitig und in richtiger und korrekter Weise eingeschaltet haben. Wer die Komplexität und Langfristigkeit der Kampagne, in die sich unsere Schlacht eingefügt hat, nicht versteht, der verschließt sich hinter Kurzsichtigkeit und Begrenztheit, der stellt sich damit an den Rand oder gar außerhalb der Kämpfe des P.P.. Der tut so, als ob die Ereignisse innerhalb wie außerhalb der Knäste uns nichts angingen!
Wer glaubt, dass Asinara und D’Urso uns nicht direkt betreffen, sondern, dass wir brav darauf warten, bis sich einige Hoffnungen oder Illusionen realisieren werden,. ist nicht nur dumm und blöd, sondern steht in einem Niemandsland, das niemanden interessiert. Diese erzschlauen Opportunisten haben gezeigt, dass sie nicht die Entwicklung der revolutionären Bewegung interessiert, sondern ganz einfach ihr mickriges individuelles Los.
Die Kampagne im Knasthof hat eine umfassende politische Bedeutung für das gesamte PM und die revolutionäre Bewegung, weshalb die aktive Unterstützung Aufgabe eines jeden Proletariers und Kommunisten war. Wer versucht hat, auf irgendeine Weise diese Kampagne zu stören, abgesehen davon, dass er erfolglos war, hat eine Optik der Niederlage und des Verrates. Diese Optik zeigt die Unfähigkeit, die P.P. als Klassenschicht zu verstehen, somit die Befreiung nicht als Kampfprogramm, und Folge reiferer Kräfteverhältnisse und kollektiver Bewegung zu verstehen. Die Schlacht von Trani, letzte in der Chronologie, beweist die von der proletarischen Organisation erreichte Qualität: Qualität, die die alte Praxis von Einzelnen oder kleinen Gruppen überholt hat, indem sie aufzeigt, wie und dass nur die Klassenbewegung unmittelbare und strategische Befreiung mit sich bringt.
Die P.P. von Trani haben lange das Niveau des Zusammenstosses nicht erkannt und sich somit auf dem Gebiet der Befreiung nicht geäussert, doch gerade die Schlacht von Trani zeigt auf (A.d.H., ab hier unleserlich, fehlt eine Zeile).
MIT DEM STAAT WIRD NICHT VERHANDELT!
Von Anfang an war es nicht unsere Absicht zu verhandeln; dies aus einer einfachen Überlegung heraus: Eine Verhandlung über das Programm der P.P. ist nicht möglich; so wie die Asinara durch unseren Kampf geschlossen wurde, nehmen wir uns auch den Rest. Es war nicht unsere Aufgabe zu verhandeln (die Aufseher und D’Urso waren für uns nur eine Garantie), sondern die Inhalte des Programmes und die Forderungen und Bedürfnisse einer Klassenschicht zu bestätigen und mitzuteilen :
Unsere Aufgabe war es, die Notwendigkeit und den Willen zur Umstürzung der Kräfte- und Machtverhältnisse aufzuzeigen und mitzuteilen, um Macht- und Kräfteverhältnisse aufzubauen, die den gesamten P.P. die Befreiung ermöglichen. .In diesem Sinne haben wir gesiegt, und die brutale Intervention des Staates und seiner Schergen hat nichts anderes gezeigt, als seine Unfähigkeit auf die Länge ein politisches Kräftemessen, wie wir es eröffnet haben, auszuhalten. Für all jene, die vom Militarismus nicht ganz vernebelt sind, möchten wir festhalten, dass die von uns erreichten politischen Erfolge langfristige Wirkung haben und sich mit der Zeit ausweiten werden:
Der Effekt der abgeschmackten wie wilden Reaktion des Staates und seiner Janitscharen ist, dass mit der Zeit die Wut und Bestimmtheit bei den P.P. und dem ganzen PM immer mehr wächst.
Die heutige Regierung ist schon durch die Kämpfe des PM‘ und die Angriffe der OCC und durch die zersetzenden Skandale und überflutende Korruption in tiefer Krise; vor der schon funktionierenden Verschweißung im und für den Kampf aller P.P. und zwischen den P.P. und den OCC verliert sie vollständig den Kopf.
Der Bourgeoisie blieb nur die Alternative, ein undifferenziertes Massaker zu veranstalten, ohne Rücksicht auf die Geiseln zu nehmen. Diese destruktive Schaukel zwischen politischer Sackgasse und militärischen Abenteuern zeigt deutlich die Unfähigkeit und Unmöglichkeit des imperialistischen Bürgertums und seines führenden Politikerstandes lange auszuhalten:
Es hat nicht ’nur keine Perspektive, sondern auch kein politisches Projekt, das mehr als einige Stunden Gültigkeit hat.
Die Euphorie über die ‚wunderbare Operation‘, kunstvoll aufgebauscht und verbreitet durch die Massenmedien, dauerte kaum einen Tag. Dann folgte die Depression nach den Ereignissen von Rom, sowie die üblichen Grübeleien, verursacht durch die P.P.-Bewegung und ihrem festen Entschluss, sich weder in die Normalität noch in die Befriedung drängen zu lassen. Die ‚brillante Operation‘ wieder auf den Boden zurückzubringen, heisst aber nicht, die Fehler und Schwächen unserer Aktion nicht an den Tag zu legen; im Gegenteil:
Unsere ganze Kritikfähigkeit muss sich auf die Analyse und das genaue Studieren der Fehler und Schwächen konzentrieren.
Kritik und Selbstkritik sind für die Kommunisten Teil einer Bewegung, die vorwärts führt und erlaubt, sich zu verbessern und den anderen Genossen ermöglicht, Fehler nicht zu wiederholen.
Die folgenden Fehler führen wir ohne Anspruch auf Vollständigkeit auf:
A) Die Schlacht fand auf einem uns neuen Terrain statt. Teilweise waren wir unvorbereitet. Dies betrifft die harte militärische Intervention und die Art und Weise wie man ihr begegnet oder ausweicht.
B) Wir haben die internen Widersprüche des Feindes überschätzt, die ihn zu irrsinnigen Schwankungen zwingen und zur militärischen Intervention führten.
C) Wir haben das politische Gewicht D’Ursos und der gefangenen Aufseher überschätzt.
D) Wir haben die Entwicklung der Situation, welche wir geschaffen haben und in der wir uns befanden, nicht voll umfängüch in Betracht gezogen angesichts des extrem hohen politischen Niveaus unserer Aktion:
Wir befanden uns also in einer schwer zu verteidigenden Situation mit unzulänglicher Bewaffnung gegen den GIS-Angriff.
Unsere Taktik hätte geschmeidiger und flexibler sein müssen, um sich den Verschiedenheiten der Momente entgegenstellen zu können, wie zum Beispiel der Zerstörung des Lagers und die stufenweise und autonome Befreiung der Geiseln.
Es muss jedoch -gesagt werden, dass die Schlacht von Trani einen derart hohen und wichtigen politischen Inhalt ausdrückte, dass jedes nur kleinste Nachgeben bezüglich der uns gesetzten Ziele diesen entstellt hätte. Weiter muss gesagt werden, dass der Staat mit seinen GIS den Höhepunkt seiner Möglichkeiten erreicht hatte, wir aber. können mehr. Die Schlacht von Trani hat einmal mehr hervorgehoben, dass das Hauptziel aller P.P. die Befreiung ist.
Die praktisch vollständige Besetzung dreier Stockwerke hat uns zusätzlich gezeigt, wie kurz der Weg zwischen Parterre und Mauer ist. Die Schlussfolgerung daraus ist aber nicht:, dass es unmöglich ist, das Lager zu besetzen und zu zerstören, sondern es zeigt sich nur die Notwendigkeit, die Situation sorgfältiger einzuschätzen und sich eine angemessene Taktik anzueignen.
Die Schlacht von Trani hat bestätigt, dass ohne organisierte P.P. es unmöglich ist, irgendeine Aktion zu Ende zu führen. Sie hat gezeigt, dass das Kampfkomitee nur im Moment des Kampfes aufgebaut werden kann, dass nur im Kampf eine reale Einheit aller P.P. und aller Revolutionäre sich wirklich festigen kann.
Die Schlacht von Trani hat zum Schluss einige Charakteristika des revolutionären Krieges in den imperialistischen Metropolen ans Licht gebracht, über die es wichtig ist zu reflektieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen:
A) Der politisch-militärische Charakter, der den revolutionären Krieg in jeder Phase begleitet.
B) Die inhaltliche Ausweitung der Kämpfe vorantreiben.
c) Die Lösung der verschiedenen politisch-militärischen Operationen kann nicht im Verlauf einer Schlacht, sondern im Lauf der Kampagne, der die Schlacht angehört, gefunden werden. Anders ausgedrückt :
Im revolutionären Metropolenkrieg gibt es keine begrenzten Schlachtfelder mehr, Orte, die begrenzt und fixiert sind; es ist der ganze Raum der ökonomisch-sozialen Formation, der zum Kampfgebiet wird und ein Zusammen von Kampagnen, die sich folgen und in der Funktion auflösen, sei es in der Intensität des politisch-militärischen Zusammenpralls der Klassen, sei es in den erreichten organisatorischen Niveaus der OCC und der OMR der PM.
ALLGEMEINE UND SPEZIELLE PERSPEKTIVEN
Die Schlacht von Trani darf nicht gesehen werden, als betreffe sie nur das Lager von Trani. Sie ist Teil einer breiten Kampagne und hat generelle Kampfperspektiven im Knast eröffnet. Es wird unsere Aufgabe sein, diese Perspektiven zu vertiefen und noch mehr zu präzisieren mit dem Ziel, die Auseinandersetzung, das organisatorische Wachstum und die Kampfinitiativen im ganzen PM zu stimulieren, bis die Inhalte unseres Kampfes in die sogenannt ’normalen1 Knäste überfließen.
Vom Standpunkt unserer Situation aus müssen wir im Moment die Initiative zur permanenten Unangepasstheit und die Funktionsstörungen von dem, was vom Knast übrig bleibt, erhalten. Diejenigen, welche mit der Rückkehr der früheren Situation liebäugeln, liebäugeln bewusst oder unbewusst mit der Rückkehr der Politik und speziellen Funktion dieses Knastes, die wir schon ausreichend ausgeführt ‚ haben.
Die Rückkehr zu dieser Situation ist unmöglich und wir wollen nicht dahin zurück. Es wird die Aufgabe des CdL sein, durch Verstärkung der Auseinandersetzung und der Lagerorganisation alle Konsequenzen, die sich wegen der Verschiebung der Kräfteverhältnisse in unserem Lager ergeben haben, zu ziehen.
Aus der Schlacht von Trani muss die P.P.-Bewegung eine fundamentale Lehre ziehen: Heute kann keine Schlacht geführt und gewonnen werden, ohne sich mit der revolutionären Bewegung und den OCC zu vereinigen; heute kann keine Schlacht geführt und gewonnen werden ohne die aktive Teilnahme der gesamten P.P.-Bewegung innerhalb der Knäste.
Mit der Aktion D’Urso und der Schlacht von Trani schließt sich ein Zyklus des Knastkampfes begonnen mit der Schlacht. vom 2.Oktober auf der Asinara, gleichzeitig wird ein neuer eröffnet. Mit der Schließung der Asinara und dem Ende der Funktion von Trani misslingt auch das Projekt der Superknäste, das diese beiden Knäste mit ihren speziellen Funktionen zusammenfassten und verdichteten. Dieses Misslingen zwingt das Justizministerium die Restrukturierung zu beschleunigen, begonnen mit der Eröffnung der Lager Palmi und Ascoli, sein Projekt neu zu definieren, das fähig sein sollte, der differenzierten Strategie auf politischer und militärischer Ebene, die die P.P.-Bewegung und die gesamte revolutionäre Bewegung erreicht hat, zu begegnen.
Dies bedeutet, dass der Feind, vorangetrieben durch seine Schwierigkeiten, sich bemüht, die Differenzierung auf ein fortgeschrittenes Niveau zu bringen: Nicht nur um neue Palmis und Ascolis zu bauen, sondern auch um die Kommunisten untereinander zu differenzieren, indem er sie in immer präzisere Komponenten aufteilt, um die P.P. noch mehr von den Kommunisten und untereinander nach Gefährlichkeit und Widersprüchlichkeit zu differenzieren. Dieser neue Schritt der Strategie der Differenzierung wird Zeit, Struktur und Fähigkeit vom Feind verlangen, damit er Einigkeit und Festigkeit für dieses Projekt zu erwecken.
Es muss gesagt werden, dass Zeit und die Arten und Formen der Umsetzung dieses Projektes abhängig sind von den Kämpfen. die die P.P. zu entwickeln in der Lage sind in dieser Zeit des Überganges des ‚alten‘ zum ’neuen‘ Projekt. Es gibt keine Abstufung zwischen der Zeit vor und nach D’Urso, doch es gibt einen dialektischen Sprung, d.h. Kontinuität mit dem vorausgegangenen Kampfzyklus und dem revolutionären Druck nach vorn.
Die Schlacht von Trani war keine ’schöne Schlacht‘:
Es war die Initiative, die die Massen der P.P. verbunden hat, die ihrerseits durch eine interne Avantgarde revolutionär vorangetrieben wurde.
Vor Abschluss dieses Tagebuchs können wir nicht über das Massaker und die Folter hinwegsehen, denen wir unterworfen waren. Damit eng verknüpft sind der Marschall Campanale und Knastdirektor Brunetti, die sich auf . die gleiche Ebene wie die Corpo di Carabinieri und die GIS-Leute stellten.
Diese Schweine sollen der ganzen P.P.-Bewegung, der ganzen revolutionären Bewegung und den OCC bekannt sein, damit nichts ungestraft bleibt. Außer diesen Schweinen vergessen wir nicht die widerliche Rolle, die der apulische Abgeordnete Scamarcio hatte, als er den Boden für den GIS-Angriff vorbereitete. Nicht vergessen werden wir die Rolle der ‚Experten‘, die beratend auf der Seite des Justizministeriums während der letzten Phase der Schlacht standen, darunter der frühere Gefangene Di Gennaro, der jetzt in provisorischer Freiheit ist und wichtige Spitzeldienste gegen die P.P.-Bewegung leistete. Wir laden die gesamte revolutionäre Bewegung ein, die Urteilsvollstreckung zu übernehmen, die sich diese Leute verdient haben.
Wir weisen auf weitere Zielscheiben hin: Abgesehen von den Spitzen des Justizministeriums die zivilen Hierarchien des Knastes (vom Direktor zum Ueberwachungsrichter bis hin zum Sanitätschef und Psychologen), die militärischen Hierarchien (abgesehen vom externen Ueberwachungsdienst der CC das System der Marschalls, Brigadiere und aller Teile der militärischen Struktur).
– Ausbreitung und Erweiterung der Initiative auf genereller Ebene in der Knastfront.
– Herstellung der Einheit und nötigen Organisation, um das Projekt der Spaltung und Vernichtung der P.P. aus den Angeln zu heben.
– Für die Befreiung aller proletarischen Gefangenen.
Februar 1981
Kampfkommitee der gefangenen Proletarier des Lagers von Trani
Häufige Abkürzungen im Text:
P.P. Proletari Prigionieri, Gefangene Proletarier
PM Proletariato Metropolitano, Grossstädtisches Proletari
OCC Organisazione Combatenti Communisti, Organisation Kämpfender Kommunisten
CUC Comitato Unitario di Campo, Einheitskommitte des Lagei
CdL Comitato di Lotta
CC Corpo Carabinieri
AdC Agenti di Custodia, Aufseher, Pfähle
Anmerkung der Übersetzer:
Fehlende Öffentlichkeit. Nicht nur bei uns – auch in Italien. Diese Übersetzung eines von den Proletari Prigionieri verfassten Papers ist direkt und ohne Zensur/Verfälschung entstanden und soll auch so weiterverbreitet werden.
Wir erhoffen uns dabei neben der Vermittlung von Information auch, eine Diskussion über Situation, Bedingungen und Perspektiven des Knastkampfes in Zürich/ der Schweiz anzuregen und zu führen gerade nach Regensdorfer Revolte und nachdem immer mehr von uns hinter Mauern verschwinden und wir die geplanten Neubauten dereinst füllen sollen.
So beabsichtigen wir – ausgehend vom vorliegenden Text -eine Broschüre mit Diskussionsbeiträgen herauszubringen.
Zürich, im Juli 1981
1Lager: Campo. – In Anspielung auf deutsche KZ werden ‚carceri speciali‘ oft ‚campi.‘ bzw. ‚kampi‘ genannt.