Gegen Anarcho-Liberalismus und den Fluch der Identitätspolitik

Gefunden auf woke anarchists, die Übersetzung ist von uns.


Gegen Anarcho-Liberalismus und den Fluch der Identitätspolitik

25. November 2018

Der Anarchismus in Großbritannien ist ein Witz. Einst ein Symbol für hart erkämpfte Freiheit, wurde das Wort entblößt, um Platz für engstirnige, separatistische und hasserfüllte Identitätspolitik von Aktivisten der Mittelklasse zu machen, die ihre eigenen Privilegien schützen wollen. Wir schreiben dieses Flugblatt, um den Anarchismus von diesen Identitätspolitikern zurückzufordern.

Wir schreiben als selbsternannte Anarchistinnen und Anarchisten, die unsere Wurzeln in den politischen Kämpfen der Vergangenheit sehen. Wir sind Antifaschist*innen, Antirassist*innen, Feminist*innen. Wir wollen ein Ende aller Unterdrückungen und wir beteiligen uns aktiv an diesen Kämpfen. Unser Ausgangspunkt ist jedoch nicht die dichte Sprache linksliberaler Akademiker, sondern der Anarchismus und seine Prinzipien: Freiheit, Zusammenarbeit, gegenseitige Hilfe, Solidarität und Gleichheit für alle. Machthierarchien, wie auch immer sie sich manifestieren, sind unsere Feinde.

Identitätspolitik ist Teil der Gesellschaft, die wir zerstören wollen.

Identitätspolitik ist nicht befreiend, sondern reformistisch. Sie ist nichts anderes als ein Nährboden für aufstrebende Identitätspolitiker aus der Mittelklasse. Ihre langfristige Vision ist die vollständige Eingliederung traditionell unterdrückter Gruppen in das hierarchische, wettbewerbsorientierte Gesellschaftssystem, das der Kapitalismus ist, und nicht die Zerstörung dieses Systems. Das Endergebnis ist der Regenbogenkapitalismus – eine effizientere und ausgefeiltere Form der sozialen Kontrolle, bei der jeder die Chance bekommt, eine Rolle zu spielen! Eingeschlossen in den „sicheren Raum“ von Gleichgesinnten, entfernen sich Identitätspolitiker zunehmend von der realen Welt.

Ein gutes Beispiel ist die „Queer-Theorie“ und wie sie sich an die Herren der Gesellschaft verkauft hat. Vor nicht allzu langer Zeit war der Begriff „queer“ etwas Subversives, das auf eine undefinierbare Sexualität hindeutete, auf den Wunsch, den Versuchen der Gesellschaft zu entkommen, alles zu definieren, zu untersuchen und zu diagnostizieren, von unserer geistigen Gesundheit bis hin zu unserer Sexualität. Da der Begriff jedoch wenig klassenkritisch ist, wurde er von Identitätspolitikern und Akademikern leicht übernommen, um ein weiteres exklusives Etikett für eine coole Clique zu schaffen, das ironischerweise alles andere als befreiend ist. In zunehmendem Maße ist „queer“ ein nettes Abzeichen, das sich einige aneignen, um so zu tun, als seien auch sie unterdrückt, und um zu vermeiden, dass ihre beschissene, bourgeoise Politik angeprangert wird.

Wir wollen nichts über das nächste DIY-Event, die nächste queere Nacht oder das nächste Fest im besetzten Haus hören, das alle ausschließt, außer denen, die die richtige Sprache, Kleiderordnung oder soziale Kreise haben. Kommt wieder, wenn ihr etwas wirklich Sinnvolles, Subversives und Gefährliches für den Status quo habt.

Identitätspolitik ist engstirnig/beschränkt, exklusiv und spaltend. In einer Zeit, in der wir mehr denn je über unsere eigenen kleinen Kreise hinausgehen müssen, geht es bei der Identitätspolitik nur darum, nach innen zu schauen. Das ist wahrscheinlich kein Zufall. Sie behauptet zwar, es ginge um Inklusion, ist aber höchst ausgrenzend und teilt die Welt in zwei große Gruppen ein: die unbestreitbar Unterdrückten und die von Natur aus Privilegierten. In der Praxis gibt es kaum Grauzonen, und der Konflikt zwischen diesen beiden Gruppen wird ständig geschürt.

Wir haben verstanden, dass es nicht nur um die Klasse geht, aber wenn wir uns nicht zusammentun können, um zu erkennen, wer wirklich die Macht innehat, dann haben wir nicht die geringste Chance, etwas zu erreichen. Wenn ihre Vision wirklich die der Befreiung aller wäre, dann wäre ihre Politik nicht eine Politik der Spaltung, die ständig eine Gruppe gegen eine andere ausspielt, ähnlich wie im Kapitalismus und Nationalismus. Dinge, die die einfache Unterscheidung zwischen Unterdrückten und Privilegierten verwässern, wie persönliche Lebenserfahrungen oder Traumata (die sich nicht einfach mit der Identität als Mitglied einer unterdrückten Gruppe zusammenfassen lassen), oder Dinge, über die zu sprechen den Menschen unangenehm ist, wie psychische Gesundheit oder Klasse, werden von Identitätspolitikern oft geflissentlich ignoriert.

Das gilt natürlich auch für den offensichtlichsten Punkt: dass die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, weit über Queerphobie oder Transphobie hinausgehen, sondern das ganze verdammte System der planetarischen Versklavung, Zerstörung, Ausbeutung und Gefangenschaft betreffen. Wir wollen niemanden im Gefängnissystem sehen, egal ob es sich um schwarze Transfrauen oder weiße Cis-Männer handelt (die übrigens die überwiegende Mehrheit der Gefangenen in Großbritannien ausmachen). Es ist nicht verwunderlich, dass eine Politik, die auf einer solchen Ausschließlichkeit beruht, zu ständigen internen Auseinandersetzungen und gegenseitigen Feindbildern führt, insbesondere wenn man bedenkt, wie anfällig sie für die Ausbeutung durch identitätspolitische Manager der Mittelschicht ist.

Die Identitätspolitik ist ein Instrument der Mittelklasse. Sie wird von wortgewandten, gut ausgebildeten Gruppenvertretern schamlos eingesetzt und missbraucht, um ihre eigene Macht durch Politik, Dogmen und Mobbing zu festigen und zu erhalten. Der bequeme Hintergrund dieser Aktivisten wird nicht nur durch ihre akademische Sprache verraten, sondern auch durch ihr Anspruchsdenken und ihre Zuversicht, die Zeit und Energie anderer Aktivisten zu nutzen, um den Fokus auf sie und ihre Gefühle zu lenken. Ein Mangel an Arbeitsethik, eine gewisse Zerbrechlichkeit und die Beschäftigung mit Sicherheit und Sprache anstelle von materiellen Bedingungen und sinnvollen Veränderungen sind weitere Aspekte, die den Klassenhintergrund vieler Identitätspolitiker offenbaren.

Dies zeigt sich darin, wie leicht es diesen Individuen fällt, andere Menschen bei der geringsten Abweichung von dem von ihnen einseitig auferlegten Verhaltenskodex „zurechtzuweisen“, wobei sie davon ausgehen, dass jeder so denken sollte wie sie oder die Zeit haben sollte, dies zu lernen. Damit ignorieren sie die Realität des täglichen Klassenkampfes.

Es besteht eine falsche Gleichsetzung zwischen der Mitgliedschaft bei den zweifellos Unterdrückten und der Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse. Im Gegenteil, viele der fraglos Unterdrückten vertreten eher liberale Werte, die in der kapitalistischen Ideologie verwurzelt sind, als dass sie wirklich befreiend wären.

Eine Politik, die auf der richtigen Sprache und dem Zugang zum richtigen Ton und den richtigen Codes beruht, ist von Natur aus ein Instrument der Unterdrückung. Sie ist mit Sicherheit nicht repräsentativ für diejenigen, für die sie zu sprechen vorgibt, die am unteren Ende der Gesellschaft stehen. Eine anarchistische Analyse erkennt an, dass jemand zwar einer unterdrückten Gruppe angehören mag, seine Politik oder die Forderungen, die im Namen der fraglos Unterdrückten erhoben werden, aber dennoch rein liberal, bourgeois und prokapitalistisch sein können.

Identitätspolitik ist hierarchisch, weil sie die Macht und den Status von kleinen Politikern der Mittelklasse festigt. Abgesehen von den Schikanen ermöglicht die Auferlegung bestimmter Dogmen auch, dass diese Macht unhinterfragt bleibt. Dazu gehören: implizite Hierarchien der Unterdrückung; die Schaffung und Verwendung von belasteten Begriffen, die eine emotionale Reaktion hervorrufen sollen („triggering“, „sich unsicher fühlen“, „Terf“, „faschistisch“); denjenigen, die nicht Mitglieder bestimmter Gruppen sind, wird eine Meinung über die allgemeine Politik dieser Gruppen verwehrt; die Vorstellung, dass Mitglieder der Gruppe unter keinen Umständen irgendeine „Arbeit“ machen sollten, um ihre Politik gegenüber Nichtmitgliedern der Gruppe zu erklären; die Darstellung alternativer Diskurse als „Gewalt“; und die Vorstellung, dass man einen Vertreter oder ein Mitglied dieser Gruppen (egal wie schlecht ihre Politik ist) nicht in Frage stellen kann, weil sie unbestreitbar unterdrückt sind.

Diese Dogmen werden verwendet, um Normen aufrechtzuerhalten, sei es in Subkulturen oder in der breiteren Gesellschaft. Anarchistinnen und Anarchisten sollten allen Tendenzen gegenüber misstrauisch sein, die auf unhinterfragbaren Prinzipien beruhen, insbesondere solchen, die so offensichtlich Hierarchien schaffen.

Identitätspolitik nutzt oft Angst, Unsicherheiten und Schuldgefühle aus. Es ist wichtig, dass wir dies an zwei Fronten erkennen. Erstens wird sie eingesetzt, um Menschen zu entmündigen, anstatt sie zu stärken, wie behauptet wird. Sie verstärkt die Vorstellung, dass Menschen eher schwache Opfer als Akteure des Wandels sind und daher Anführer akzeptieren müssen. Obwohl sichere Räume und eine sichere Sprache wichtig sind, ist das Ausmaß der Besessenheit von diesen Dingen kein Zeichen von Stärke, sondern von sich selbst verstärkender Opferrolle.

Durch soziale Ängste wird allen anderen die Schuld auferlegt, irgendwie privilegiert zu sein und für die gigantischen Unterdrückungssysteme, von denen in Wirklichkeit nur einige wenige profitieren, voll und ganz verantwortlich zu sein. Es erlaubt auch denjenigen, die innerhalb von Minderheitengruppen von staatlichen und kapitalistischen Strukturen profitieren, sich von jeglicher Verantwortung für ihre unterdrückerischen Aktionen oder ihr vorurteilsbehaftetes Verhalten freizusprechen.

Eine anarchistische Analyse bedeutet, dass wir anerkennen sollten, dass auch Angehörige unterdrückter Gruppen elitäre und repressive Positionen innehaben können, und dass sie gleichermaßen herausgefordert werden sollten, anstatt sie einfach feige durchgehen zu lassen.

Die Identitätspolitik hat anarchistische Räume infiziert.

Traurigerweise wird der Anarchismus ausgehöhlt in dem Bemühen, Tugenden zu zeigen und „gute Verbündete“ zu sein. Verbündetsein wird allzu oft als blinde Akzeptanz der Politik derjenigen praktiziert, die unbestreitbar unterdrückt sind oder dies behaupten, ganz gleich wie beschissen ihre Politik oder ihr persönliches Verhalten ist. Es ist eine willige Unterwerfung unter die Politik der anderen, die am wenigsten anarchistische Position, die man einnehmen kann, und pure Rückgratlosigkeit.

Selbsternannte Anführer, die nicht mit unserer Politik übereinstimmen, sollten von uns keine Plattform erhalten. Es ist also eine Ironie, dass wir es Gruppen mit wenig oder gar keiner radikalen Politik erlaubt haben, in unsere Räume einzudringen und Debatten zu unterbinden, und zu behaupten, dass alles, was nicht mit ihrem Standpunkt übereinstimmt, faschistisch sein muss. Es sollte sich von selbst verstehen, dass Faschismus nicht auf diese Weise bagatellisiert werden sollte.

Es erstaunt uns auch, dass offensichtliche Parallelen zu rechter Politik nicht gesehen werden, nicht zuletzt in der Art und Weise, wie Feministinnen als „Feminazis“ abgetan werden, was sich in der aktuellen Verwendung des Wortes „faschistisch“ gegen radikale Feministinnen durch Trans-Rechts-Aktivistinnen widerspiegelt, sowie in Parolen, die zum Töten von „Terfs“ aufrufen, die regelmäßig in anarchistischen Räumen sowohl online als auch in der realen Welt auftauchen. Es ist schockierend, dass die Gewalt dieser Frauenfeindlichkeit gefeiert wird, anstatt sie zu verurteilen.

Anarchismus ist gegen Götter. Gibt es einen Satz, der den Anarchismus besser zusammenfasst als „keine Götter, keine Herren“? Eine solche Hierarchie und Exklusivität sind dem Anarchismus zuwider. Früher haben wir Politiker ermordet, und unzählige Gefährten und Gefährtinnen haben ihr Leben für den Kampf gegen die Macht gegeben. Wir lehnen nach wie vor Politiker jeglicher Couleur ab, ob Tories, Labour oder diejenigen, die sich als Anführer von Bewegungen verstehen, die auf Identität basieren. Es verstößt gegen die grundlegendsten Prinzipien des Anarchismus, die Führung durch andere zu akzeptieren, denn wir glauben, dass alle gleich sind. Ebenso wenig akzeptieren wir die Vorstellung, dass wir die Positionen anderer Aktivistinnen und Aktivisten oder derjenigen, die sich selbst als Anarchistinnen und Anarchisten bezeichnen, nicht in Frage stellen oder in Frage stellen dürfen – worauf die Identitätspolitik leider nur allzu oft beharrt.

Der Anarchismus unterstützt keine patriarchalischen Religionen und AnarchistInnen haben eine lange Geschichte des Konflikts mit ihnen. Es ist beschämend, dass ein Großteil dessen, was heute im Vereinigten Königreich als Anarchismus bezeichnet wird, als Apologeten für diejenigen auftritt, die jede Infragestellung ihres eigenen Sexismus und Patriarchats vermeiden oder sogar ihre unterdrückerischen Religionen weiterführen wollen, nur weil reaktionäre Konservative sie als Sündenböcke behandeln.

Die Zerstörung anarchistischer Projekte wird im Namen der Identitätspolitik betrieben und gefeiert, nur um diejenigen zu beschwichtigen, die kein Interesse am Anarchismus selbst haben. Und wenn jemand aufsteht und dies in Frage stellt, wird er beschimpft oder sogar körperlich angegriffen – ein Verhalten, das früher in Frage gestellt wurde, heute aber geduldet wird, weil es von denen kommt, die als unterdrückt gelten. Hier wird das völlige Versagen anarchistischer Politik durch diejenigen, die sie angeblich vertreten, am deutlichsten. Beginnen wir damit, Freedom News zu nennen, deren unkritische Unterstützung von Gruppen, die wenig mit dem Anarchismus gemeinsam haben, beschämend ist.

Anarchismus ist keine Identitätspolitik. Anarchismus ist nicht nur eine weitere Identität, wie einige gerne behaupten. Dies ist eine übliche grobe und faule reflexartige Reaktion der Identitätspolitiker und ein Weg, um Antworten auf tatsächliche politische Fragen zu vermeiden. Sie zeigt auch kein Verständnis dafür, wie Identitätspolitik dazu benutzt wird, anarchistische Räume für persönliche Zwecke zu manipulieren und zu unterwandern. Sicher, „Anarchist“ kann auch als Identität beansprucht werden, und Anarchisten neigen zu (oft zu Recht kritisiertem) Cliquenverhalten. Aber damit enden die Ähnlichkeiten.

Im Gegensatz zu Identitätspolitikern oder der SWP versuchen die meisten Anarchistinnen und Anarchisten nicht, Anhänger zu rekrutieren, sondern Ideen zu verbreiten, die Gemeinschaften dabei unterstützen, für sich selbst zu kämpfen, und zwar auf eine Art und Weise, die nicht mehr rückholbar ist. Unsere Agenda ist radikal anders und selten, da es bei unserer zentralen Politik nicht darum geht, unsere eigene persönliche Macht und unseren Status zu fördern. Der Anarchismus ermutigt die Menschen, alles in Frage zu stellen, sogar das, was wir selbst zu sagen haben, im Geiste der Freiheit.

Im Gegensatz zu den inhärenten, exklusiven Merkmalen der Identitätspolitik mit ihren In-Groups und Out-Groups ist der Anarchismus für uns eine Reihe von ethischen Grundsätzen, die uns leiten, wie wir die Welt verstehen und auf sie reagieren. Er ist offen für jeden, der hinschaut oder zuhört, etwas, das jeder fühlen kann, unabhängig von seiner Herkunft. Die Ergebnisse sind oft sehr unterschiedlich, da die Menschen sie mit ihren individuellen Persönlichkeiten, Lebenserfahrungen und anderen Aspekten ihrer Identität kombinieren.

Man braucht das Wort Anarchie nicht zu kennen, um es zu spüren. Es handelt sich um eine einfache und konsistente Reihe von Ideen, die von der Orientierung in einem bestimmten Konflikt bis hin zur Grundlage künftiger Gesellschaften reichen können. Sich auf anarchistische Prinzipien zu berufen, wenn es um identitätspolitische Konflikte geht, macht Sinn, wenn wir angeblich durch diese Prinzipien geeint sind.

Homosexuell zu sein oder eine braune Hautfarbe zu haben, führt zu ähnlichen Erfahrungen wie diejenigen, die diese Merkmale teilen, und bedeutet natürlich, dass man wahrscheinlich soziale Bindungen, Empathie oder ein Gefühl der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe hat. Das gelebte Leben ist jedoch viel komplexer, und du hast vielleicht genauso viel oder mehr mit einer zufälligen weißen queeren Frau gemeinsam als mit einem braunen Cis-Mann.

Die Identitätspolitik spiegelt zuweilen den Chauvinismus des Nationalismus wider, bei dem verschiedene Gruppen versuchen, ihre eigenen Machtbereiche nach Kategorien abzugrenzen, die sich aus der kapitalistischen Ordnung ergeben. Wir hingegen sind Internationalisten, die an Gerechtigkeit für alle glauben. Der Anarchismus versucht, alle Stimmen zu erheben, nicht nur die von Minderheitengruppen. Die Vorstellung, die Unterdrückung betreffe nur Minderheiten und nicht die Massen, ist das Produkt einer bourgeoisen Politik, die nie ein Interesse an revolutionären Veränderungen hatte.

Die Identitätspolitik ist der Nährboden für die extreme Rechte. Abschließend ist zu betonen, wie sehr die Identitätspolitik der extremen Rechten in die Hände spielt. Im besten Fall sieht „radikale“ Politik für viele immer mehr nach irrelevanter Nabelschau aus. Schlimmstenfalls leisten identitätspolitische Politiker aus der Mittelschicht hervorragende Arbeit bei der Entfremdung von bereits entrechteten weißen Menschen, die zufällig die große Mehrheit der Menschen im Vereinigten Königreich ausmachen und sich zunehmend der Rechten zuwenden.

Es wäre der Gipfel der Arroganz, diese Tatsache zu ignorieren und sich weiterhin an identitätspolitischen Auseinandersetzungen zu beteiligen. Doch in einer Zeit, in der faschistische Bewegungen zunehmen, lassen sich Anarchistinnen und Anarchisten immer noch von der Politik der Spaltung ablenken. Für zu viele ist Identitätspolitik einfach ein Spiel, dessen Duldung zu einer ständigen Störung der Aktivistenkreise führt.

Letzte Anmerkung. Für uns bedeutet Anarchismus Zusammenarbeit, gegenseitige Hilfe, Solidarität und der Kampf gegen die wahren Machtzentren. Anarchistische Räume sollten nicht für diejenigen sein, die nur ihre Umgebung bekämpfen wollen. Wir haben eine stolze Geschichte des Internationalismus und der Vielfalt, also lasst uns unsere Politik für eine wirklich inklusive Zukunft zurückfordern.

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