Gefunden auf der Seite von Tridni Valka und auf Stuut.info, hier ein weiterer hervorragender, scharfsinniger und kritischer anarchistischer Text aus Belgien, der zum Krieg in der Ukraine ganz klar die Position vertritt dass wir als Anarchistinnen und Anarchisten, genauso sollte dies für alle Revolutionäre gelten die den Staat und das Kapital zerstören wollen, uns hinter keiner Fraktion des Kapitals stellen können. Mag es reaktionäre Kräfte geben die dies als „passiver Haltung“ betiteln, man würde sich nicht die Hände dreckig machen wollen, usw., egal was solche Kräfte sagen, in Zeiten der Verwirrung ist es umso wichtiger an unsere Ideen und Prinzipien festzuhalten. Wenn wir den Staat und das Kapital nicht in Zeiten des sogenannten sozialen Friedens unterstützen, warum sollten wir dies in Zeiten des Krieges tun? Unser Verhältnis ist und kann nur unversöhnlich sein.
Nieder mit dem Staat, nieder mit dem Kapital. PS: die meisten der Zitate stammen aus Texte die wir schon übersetzt hatten oder im Netz zu finden sind, wir haben uns daher von eigenen Übersetzungen bedient, sowie das was schon auf deutsch war. Wir haben überall dafür die Quellen angegeben.
Gegen alle Kriege … außer den „gerechten“ Kriegen?
Von den Verheerungen des kleineren Übels und des Antiimperialismus im anarchistischen Milieu.
November 2022 / waragainstwar@riseup.net
Auch HIER erhältlich (A.d.Ü., auf französischer Sprache)
Wenn es um Kriege geht – und das zeigt sich derzeit im Zusammenhang mit der Ukraine -, beschäftigen sich die herrschenden Analysen im Allgemeinen mit den geopolitischen Ursachen und Konsequenzen sowie den politischen und militärischen Strategien, je nach Fall mit mehr oder weniger Tiefgang oder Unterwerfung unter die offiziellen Narrative. Es wird über Frieden und Krieg und die Beziehungen zwischen beiden diskutiert, die sogar einige Kommentatoren, die den Mächtigen ergeben sind, mit einer gewissen Subtilität wiedergeben, angefangen bei dem wiederbelebten „si vis pacem, para bellum“ („Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor“) des antiken Roms über die Auffassung des Krieges als „eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“, wie General von Clausewitz es ausdrückte.
Für die Massen, einschließlich der gebildeten und intellektuellen, wird weiterhin industriell binäres Storytelling produziert, in dem das Gute gegen das Böse, der gerechte Krieg gegen den hinterhältigen und grausamen Feind und die große Tragödie der menschlichen Zivilisationen dargestellt werden. Die Apokalypse des Johannes beschreibt, dass der Reiter, der die Geißel des Krieges bringt, „die Macht erhalten hat, den Frieden von der Erde zu verbannen und zu bewirken, dass die Menschen einander töten; Und ihm wurde ein großes Schwert gegeben“. Diese Seiten wurden vor Jahrhunderten in einem schönen Einband den Büchern beigefügt, die in „Altes Testament“ umbenannt wurden und die ad nauseam (A.d.Ü., bis zum Überdruss) die militärischen Eroberungen und Massaker anpreisen, die mit der Hilfe Jahwes durchgeführt wurden, um das glorreiche Schicksal seines auserwählten Volkes zu begleiten und Sünder und Gottlose zu bestrafen.
Die geopolitische Dimension ist natürlich von Interesse, aber nur unter zwei Bedingungen: erstens muss sie in die Dynamik des Kapitals – in diesem Fall die Dynamik einer schweren Krise – eingeordnet werden, für die die Staaten nur die Anhängsel und bewaffneten Arme sind; zweitens darf man nicht aus den Augen verlieren, dass die Geschichte vor allem die Geschichte des Klassenkampfes bleibt. Der Kapitalismus, so totalitär und allmächtig er auch sein mag, wird nur so lange bestehen, wie wir weltweit bereit sind, ihn zu ertragen. Aus dieser Sicht ist der Krieg der Höhepunkt der Niederlage der Ausgebeuteten, die zu Kanonenfutter degradiert werden, um sich mit den Ausgebeuteten auf der anderen Seite für den Profit ihrer eigenen Ausbeuter zu zerfleischen. Jeder kapitalistische Krieg erfordert die Bildung von union sacrées hinter einem bestimmten Staat oder einer bestimmten bürgerlichen Fraktion, d. h. die Auflösung unserer Klasse im „Volk“, das hinter der Fahne vereint (und unterworfen) ist.
„Krieg und Frieden waren schon immer zwei unterschiedliche Worte, die den Fortbestand der Ausbeutung und der Herrschaft verdecken. (…) Die Anarchisten sind gegen den Krieg, gegen alle Kriege. Aber wir sind auch gegen den Frieden. Wir sind gegen den Frieden der Märkte, gegen den Frieden der Autorität, gegen den Frieden der Abstumpfung und der Knechtschaft.“1.
Der soziale Frieden ist also die Grundlage, die es dem Staat ermöglicht, in den Krieg zu ziehen, und die Mobilisierung soll ihn sogar noch festigen. Was die Entwicklung des Krieges und seiner Massaker betrifft, so bringen sie immer potenziell diese soziale Eintracht ins Spiel, die entweder auf mehr nationale Einheit und Kriegsfanatismus ausgerichtet ist oder Risse bekommt und durch Ungehorsam, Verbrüderung, Internationalismus der Klasse und revolutionären Defätismus gebrochen wird2. Halten wir fest: ob diese subversiven Impulse nun auftreten oder nicht, je nach Zeit und Ort, nichts anderes wird sich dem Krieg wirklich entgegenstellen können. Anders ausgedrückt: das einzige wirkliche Hindernis für kriegerische Massaker ist nicht die philosophische, sondern die aktive Verweigerung, die Wiederaufnahme des Kampfes, der soziale Krieg, der Krieg der Vaterlandslosen gegen ihre eigenen Staaten.
Letztendlich ist es, wenn man irgendeine nationale Union akzeptiert, immer der Staat, die Warengesellschaft und ihre Fähigkeit, Schaden anzurichten ( und Repression), die man verteidigt und stärkt, und sei es im Namen eines kleineren Übels oder eines Ideals der Emanzipation gegen eine Bedrohung durch größere Unterdrückung. Dazu braucht es Regimenter, die bereit sind, von der Maloche in die Schützengräben zu ziehen, wenn das Horn bläst, und die Nationalfarben müssen in den Fenstern der Ausgebeuteten und der Ausbeuter wehen. Unter den Ausbeutern genügt es schließlich, dass einige, die weniger prominente strategische Verantwortlichkeiten innehaben, handeln und sich organisieren, wohl wissend, dass das, was wirklich zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt auf dem Spiel steht, der soziale Krieg, das Risiko eines Aufstandes und, grundlegender, die Konfrontation zwischen der kapitalistischen Gesellschaft, aus der sie ihre Privilegien und ihre Macht beziehen, und der Perspektive ihres revolutionären Sturzes ist.
Es ist bekannt, dass die Darstellung von Ereignissen Gegenstand einer ständigen ideologischen Produktion ist, die der Reproduktion der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse dient. Während man uns zur Jagd auf „Fake News“ einlädt, ist es in Wirklichkeit jedes Ereignis, auf das wir aufmerksam gemacht werden (auf Kosten anderer, die heruntergespielt oder sogar verschwiegen werden), das ausgewählt, hierarchisiert und einem spezifischen Lexikon und einer spezifischen Erzählung unterworfen wird. Wenn der Staat reine Erfindungen braucht, werden sie nach demselben Verfahren produziert, und zwar auf der Grundlage von existierendem, verzerrtem und verfälschtem sozialem Material. Diese Produktion von Erzählungen und Gegenerzählungen ist ein integraler Bestandteil der Kriegsmaschinerie gegen jede subversive Kritik, gegen jede Möglichkeit, einen wünschenswerten Horizont jenseits der Mauer der Ware aufzuzeigen.
Das gilt auch für die Fokussierung auf den Krieg in der Ukraine (der bereits 2014 begonnen hatte) angesichts der globalen kriegerischen und zerstörerischen Katastrophe des Kapitalismus. Die westeuropäischen Medien, die die zwanghaften „Covid“-Statistiken losließen, stürzten sich sofort darauf mit vielen schrecklichen täglichen Details über die russische Invasion, was man weniger hört, wenn es um die ebenso ekelhaften Waffentaten „unserer guten Staaten“, „befreundeter“ Staaten (die, an die Waffen verkauft werden) oder Koalitionen unter westlicher Ägide in der ganzen Welt geht. Wie in dem Text „Kämpfe nicht für „dein“ Land“ (Internationalist Perspective) zu Recht erwähnt wird3:
„Ein seltsamer Begriff, „Kriegsverbrechen“. Eigentlich ist er überflüssig, denn Krieg ist per Definition ein Verbrechen, das größte aller Verbrechen. Was auch immer das Ziel ist, die Mittel sind immer Massenmord und Zerstörung. Es gibt keinen Krieg ohne grausame Massaker. Der Begriff suggeriert, dass es zwei Arten der Kriegsführung gibt: eine zivilisierte und eine kriminelle.“
In diesem Rahmen des „Rechts“ und der ideologischen Unterscheidung zwischen zivilisierter und krimineller Kriegsführung ist eine Organisation wie Amnesty International tätig. Nach verschiedenen Veröffentlichungen über die „Kriegsverbrechen“ der russischen Armee in der Ukraine veröffentlichte Amnesty am 4. August einen Bericht mit dem Titel „Ukraine, Les tactiques de combats ukrainiennes mettent en danger la population civile“ (A.d.Ü., Ukraine. Ukrainische Kampftaktiken gefährden die Zivilbevölkerung), der auf verschiedenen Erhebungen und Zeugenaussagen aus der Praxis beruht. Hier die einleitenden Worte des Berichts:
„Die ukrainischen Streitkräfte gefährden die Zivilbevölkerung, indem sie bei ihren Operationen zur Abwehr der russischen Invasion, die im Februar begann, Stützpunkte errichten und Waffensysteme in bewohnten Wohngebieten, einschließlich Schulen und Krankenhäusern, einsetzen.
Diese Kampftaktiken verstoßen gegen das humanitäre Völkerrecht und stellen eine ernsthafte Gefahr für die Zivilbevölkerung dar, da sie zivile Güter in militärische Ziele verwandeln. Die daraus resultierenden russischen Luftangriffe in bewohnten Gebieten haben Zivilisten getötet und zivile Infrastruktur zerstört.“4
Nach dieser Veröffentlichung wurde Amnesty, das eifrige Flaggschiff des internationalen Humanitarismus, in der westlichen Presse unter dem Vorwurf, Russland zu unterstützen, mehrfach angegriffen. Die Veröffentlichung des Berichts wurde jedoch aufrechterhalten und mit einer Pressemitteilung eingeleitet, um auf diese Anschuldigungen zu reagieren, was auf das derzeitige Klima des Drucks und der Propaganda, nicht nur von Seiten Russlands, hinweist. In der Ukraine wurden ab Februar 2022 die wichtigsten Medien zu einer Einheit namens United news zusammengefasst, um die Nation mit einer Stimme sprechen zu lassen.
In einem guten opportunistischen Schachzug verabschiedete „die Werchowna Rada der Ukraine (Parlament) am 15. März ein Gesetz, das beispiellose Einschränkungen in der Geschichte der unabhängigen Ukraine für Arbeiterrechte und Gewerkschafts-, Syndikatsaktivitäten vorsieht. Dieses Gesetz soll die Arbeitsbeziehungen im Zusammenhang mit den von Russland in der Ukraine begonnenen Feindseligkeiten regeln. Die Regierung ist der Ansicht, dass dies eine notwendige Maßnahme unter Kriegsbedingungen ist und dass die Gewerkschaften/Syndikate gezwungen sind, diese Situation ohne Protest zu akzeptieren. Die Gewerkschaften/Syndikate sagen, dass dies ein Vorwand für die Deregulierung ist, da bereits einige Monate vor Ausbruch des Krieges ein Gesetzentwurf vorgelegt worden war, der Einschränkungen der Arbeiterrechte vorsah… auf Anraten des britischen Außenministeriums (Quelle: Serhiy Guz / OpenDemocracy, 18. März 2022). Wir verstehen hier die Verbindung zwischen russischen oder ukrainischen Oligarchen, letztlich spielt es keine Rolle, und der britischen konservativen Regierung.“5
Auf der Seite des Politikers entschied der ukrainische Präsident Zelenski am 20. März für den Zeitraum des aktuellen Kriegsrechts, elf politische Parteien zu verbieten, die als zu russlandnah eingestuft wurden, von denen drei im ukrainischen Parlament sitzen, was in Sachen „liberale Demokratie, die gegen die russische Autokratie verteidigt werden muss“ ein wenig peinlich ist.
Jeder Militäroperation geht somit eine ideologische Neukonfiguration voraus und wird von ihr begleitet, wobei auf allen Seiten Zensur, Umschreibungen, Emphasen, Kehrtwendungen und ewige Recyclingmethoden angewandt werden. Die mediale Verstärkung dieses Tumults tut ihr Übriges und trägt dazu bei, die wirklichen Brüche mit dem mörderischen Lauf der Dinge, die immer in der Minderheit sind, zu verleugnen. Im Zeitalter der Trommeln kann ein einfacher konsequenter Pazifismus mutig sein, weil er unterdrückt (A.d.Ü., im Sinne von Repression leiden) wird, aber er behält alle Grenzen eines moralischen Einwands gegen den Griff zu den Waffen, gegen den Krieg und für den Frieden, für friedliche Staaten, für Staaten ohne Armee oder für Armeen (und Ordnungskräfte) „unter demokratischer Kontrolle“. Der konsequente Antimilitarismus seinerseits will radikal auf keiner Seite stehen, außer auf der der Revolution, und in keinem Krieg Partei ergreifen, außer im sozialen Krieg, den der Staat immer und überall gegen uns führt, „in Kriegszeiten“ wie „in Friedenszeiten“, um diese sehr diskutable Unterscheidung wieder aufzugreifen. Dieser revolutionäre Antimilitarismus ist internationalistisch in dem Sinne, dass er kein Vaterland hat und auch keinen Schutzpatron. Er ist nicht per se gegen den Einsatz von Waffen im Kampf, sondern gegen ihren militärischen Einsatz, gegen jede militärische Konzeption des Kampfes und des Aufstandes, gegen jede militärische, separate, spezialisierte Organisation.
In der gegenwärtigen Verwirrung ist es leichter, den Antimilitarismus als das zu kritisieren, was er ist, nämlich eine Klassenposition, als ihn zu verfälschen, ihn mit Pazifismus gleichzusetzen, mit einer Grundsatzpetition gegen den Einsatz von Waffen, und ihn als intellektuellen Luxus für Salonredner zu bezeichnen, die nicht mit der Realität des Krieges konfrontiert sind. Hier wird ein Postulat wiederverwendet, das alles andere als neutral ist: die Entscheidungen, die von Personen oder Gruppen in einer bestimmten Situation getroffen werden, sind wertvoller als der Standpunkt, den man zu ihnen einnehmen kann. Wie es der Zufall will, wird dieses Postulat nie verwendet, um eine konsequente und entschlossene Kampfbewegung gegen ihre Totengräber zu unterstützen; es wird vielmehr systematisch gegen jede radikale Kritik verwendet, um die Praktiken der Kollaboration mit dem Staat und der Bourgeoisie zu verteidigen, indem eine Art absoluter freier Wille einer Arbeiterklasse fetischisiert wird, die „in der Situation“ immer Recht haben würde, zumindest wenn es dem herrschenden Diskurs passt. Das ist in der Tat ein liberal-demokratisches Postulat in seiner ganzen Pracht, eine Spaltungswaffe, die Territorien absteckt, zwischen denen es darum geht, die genossenschaftliche/gefährtenschaftliche, internationalistische Kritik am Zirkulieren zu hindern. Es ist auch ein Weg, die Proletarier an „ihre“ Unternehmen, „ihre“ nationale Ökonomie, die Geschichte „ihres“ Landes, „ihrer“ Nation, die Interessen „ihrer“ Bourgeoisie zu binden, statt an die historische Erfahrung ihrer Klasse, die keine Grenzen kennt.
Beim Abschluss dieser Publikation entdeckten wir die französische Übersetzung eines kürzlich auf Tschechisch veröffentlichten Textes, „Anarchistischer Antimilitarismus und Mythen über den Krieg in der Ukraine“6, der sich selbst als „der Versuch einer kritischen Reflexion über die gegenwärtigen militaristischen Tendenzen in der anarchistischen Bewegung“ bezeichnet und gleich zu Beginn erklärt, dass „es ist auffällig, wie viele Menschen, die sich mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine auf den Anarchismus berufen, sich die bourgeois-demokratische Propaganda zu eigen gemacht haben und die vom ukrainischen Staat koordinierte Kriegsmobilisierung unterstützen.“ Dieser Text, zu dessen Lektüre wir nur ermutigen können, hebt 31 Mythen hervor, die von dieser Propaganda verbreitet werden, um sie aus revolutionärer Sicht zu analysieren und zu beantworten, indem er verschiedene Gruppen auf der ganzen Welt zitiert, die gegen den Krieg und gegen alle staatlichen Lager Stellung bezogen haben.
Neben vielen anderen Themen werden die Verfälschung des Antimilitarismus und das Postulat des Primats der Versenkung, die wir gerade kritisiert haben, in vier Punkten dargestellt:
„Mythos 23: Antimilitarismus ist wichtig, aber er ist ein Problem, wenn er zum Dogma wird.
(…) Antimilitarismus ist kein abstraktes ideologisches Konstrukt, das von der Realität abgekoppelt ist. Im Gegenteil, er ist ein lebendiger Prozess, der aus dem Leben und den Kämpfen der Arbeiterklasse hervorgeht. Aus den Erfahrungen der Menschen aus Fleisch und Blut. Wenn wir über Antimilitarismus sprechen, geht es um praxiserprobte Prinzipien und nicht um theoretische Abhandlungen, die von den Schreibtischen der Akademiker fallen. Wir halten uns nicht an ein Dogma. Im Gegenteil, wir konfrontieren unsere Positionen ständig mit der Realität, die uns immer wieder beweist, dass Antimilitarismus während des Ersten Weltkriegs sinnvoll war, genauso wie im Fall des aktuellen Krieges in der Ukraine. (…)
Mythos 24: Die Weigerung, sich am Kampf auf der Seite des ukrainischen Kriegswiderstands zu beteiligen, ist Ausdruck der kulturellen Hybris der westlichen Linken. (…)
Mythos 25: Es ist leicht, die Teilnahme am Krieg von Menschen abzulehnen, die ihre Meinung an einem sicheren Ort fernab des Krieges äußern und nicht auf die Bombardierung ihrer Städte reagieren müssen. (…)
Mythos 26: Menschen, die die Teilnahme am Krieg aus sicherer Entfernung kritisieren, sind unempathisch und herablassend, weil sie den Menschen vor Ort nicht zuhören.“
Auf Seiten sozialdemokratischer Organisationen und Parteien in aller Welt ist es nicht verwunderlich, dass man zum Krieg drängt und gleichzeitig vom Frieden spricht, wie es schon 1914 praktiziert wurde – nicht aus „Verrat“ am Proletariat, sondern einfach aus Treue zum Kapitalismus. Heute von Frieden für die Ukraine zu sprechen, bedeutet, einen zumindest teilweisen Sieg der ukrainischen Armee über die russische Armee zu befürworten, mit saftigen Waffenbestellungen (hauptsächlich für die US-Rüstungsindustrie), wie das Programm mit dem süßen Namen Europäische Friedensfazilität beweist (A.d.Ü., Facilité européenne pour la Paix).
„ „Nach fünf Monaten (russischer) Aggression ist es sehr wichtig, der Ukraine zu zeigen, dass wir sie immer noch unterstützen“, sagte die neue belgische Chefdiplomatin (Hadja Lahbib), während die 27 Mitgliedstaaten ihre grundsätzliche Zustimmung zur Freigabe einer fünften Tranche von 500 Millionen Euro aus der Europäischen Friedensfazilität (A.d.Ü., Facilité européenne pour la Paix) geben müssen, um die Waffenkäufe an die Ukraine zu finanzieren“ (Le Soir, 18.07.22). Es ist anzumerken, dass die belgische Regierung seit Beginn des Krieges auf den Zug aufgesprungen war, um eine wiederholte Erhöhung des Verteidigungshaushalts zu beschließen, darunter 1 Milliarde Euro in der aktuellen Legislaturperiode.
In einem Text mit dem Titel „Des canons par centaines. L’effort de guerre français en période de paix“7 analysiert die Groupe Grothendieck am Beispiel Frankreichs den europäischen und internationalen Trend zur Erhöhung der Militärausgaben. Der französische Gesetzentwurf, der von der DGA (Direction générale de l’armement) diktiert wird, um zivile Produktionskapazitäten für militärische Zwecke zu requirieren, ist wiederum dem Defense priorities and Allocations System Program (DPAS) der USA nachempfunden.8
„Am 29. April 2021, als der Mehrjahreshaushalt 2021-2027 verabschiedet wurde, wurde der „Europäische Verteidigungsfonds“ beschlossen, der der militärisch-industriellen Industrie jährlich 8 Milliarden Euro zur Verfügung stellen wird, die unter Rüstungskonzernen, europäischen Sicherheits- und Verteidigungsagenturen, Lobbys, Beratungsgruppen und F&E-Zentren verteilt werden sollen. Europa nimmt seine militärische Macht klar an und verabschiedet endlich eine echte industrielle Strategie für die Produktion von Waffen und digitalen Sicherheitswerkzeugen. Während es in Bezug auf die Militärstrategie unter dem Stiefel der NATO steht, entwickelt es seinen eigenen militärisch-industriellen Komplex, der es ihm ermöglicht, auf globaler Ebene zunehmend wettbewerbsfähig zu sein.“ Die Verabschiedung dieses EU-Haushalts im Jahr 2021 kommt „zu der von den 28 NATO-Mitgliedsstaaten auf dem Gipfeltreffen 2014 in Wales eingegangenen Verpflichtung hinzu, bis 2024 2 % ihres BIP auszugeben.“
Inhaltlich betont die Group Grothendieck, dass „die Verwendung dieser kriegerischen Vorstellungswelt („Kriegsanstrengung“, „Kriegsökonomie“, „Bedrohung“, „Requisition“ usw.), die man den ganzen Tag in den Medien hört, nicht harmlos ist und sich bereits als Technik der Bevölkerungsverwaltung während der COVID-Krise (2020-2021) bewährt hat“.
Dies deckt sich mit den Aussagen in „Ukraine-Korrespondenzen (Teil 1 – 18.03.2022) „9:
„Die ukrainische Regierung und die Medien stellen die Invasion als ein „natürliches“, mythisches Ereignis dar. Der Gesundheitsminister ging ohne Schwierigkeiten dazu über, nicht mehr über die Zahl der Corona-Infizierten und -Toten zu berichten, sondern über die Zahl der ermordeten Kinder. Der Krieg und die Pandemie werden somit von der Normalität abgetrennt, ihre Ursachen und Folgen sollen mit dem Wesen des Staates und mit der Welt insgesamt nichts zu tun haben: Es sind halt unkontrollierbare Katastrophen. Der Massenmord an der ukrainischen Zivilbevölkerung wird als unpolitisch beschrieben, er geht von einer unmenschlichen und ansteckenden Population russischer „Orks“ aus. Der ukrainische Staat versucht nach dieser Darstellung einfach nur zu überleben, und es ist Verrat, ihn nicht unter Einsatz des eigenen Körpers zu verteidigen.“
In Temps Critiques heißt es dazu:
„Von der Welt danach, die nicht mehr so ist wie die Welt davor, blieb letztlich nur die Aufrechterhaltung einer theoretischen Wiederholung des Energiewandels übrig; denn weit davon entfernt, mit der Gesundheitskrise gestern und dem Krieg in der Ukraine heute zu „disrupten“ (A.d.Ü., bezogen auf Disruption, eine einschneidende (meist zerstörerische) Veränderung), steht dieser Wandel im Zentrum eines langfristigen Projekts der „nachhaltigen Entwicklung“. Sie ist der Brückenkopf des Projekts: „Es muss sich alles ändern, damit sich nichts ändert“, wie Lampedusa dans Le Guépard sagte.“10
Die ideologische Schockwelle, die den Krieg in der Ukraine begleitet, und die Schwierigkeit, gegen den Strom eine konsequente Position aufrechtzuerhalten, hat auch Kreise erfasst, die sich auf radikale Kritik und insbesondere auf den Anarchismus berufen, wie wir oben mit dem Text „Anarchistischer Antimilitarismus und Mythen über den Krieg in der Ukraine“11 erwähnt haben. Bereits vor der russischen Invasion Ende Februar wurde auf der Website der nordamerikanischen Gruppe Crimethinc (deren Sammlung „Ukraine: Zwischen zwei Fronten“ im März veröffentlicht wurde) mehrheitlich die Tendenz unter verschiedenen Gruppen, die sich auf den Anarchismus berufen (in der Ukraine, Russland und anderswo), verbreitet, den Krieg in der Ukraine als einen „Angriffskrieg“ Russlands zu betrachten, der es im Gegenzug rechtfertige, sich auf die eine oder andere Weise dem „Verteidigungskrieg“ unter ukrainischer Flagge anzuschließen.12
Die recht weit verbreitete Tatsache selbst, dass Russland in diesem Fall als imperialistischer angesehen wird, ist ein formales, oberflächliches und nicht umfassendes Verständnis des Imperialismus. Imperialistisch ist das Kapital in seiner Gesamtheit und in all seinen Teilen, die sowohl miteinander konkurrieren als auch voneinander abhängig sind. Die internationale Rolle und die Fähigkeit des Schadens des russischen Staates als Gendarm eines Teils der Welt (im nicht streng geopolitischen Sinne, sondern vor allem als Fähigkeit, Kämpfe dort zu unterdrücken, wo Staaten versagen) entspricht zwar nicht der Rolle des ukrainischen Staates, aber aus revolutionärer Sicht kann dies nicht rechtfertigen, diesen zum Opfer des letzteren zu machen, geschweige denn zu einem potenziellen Verbündeten, selbst wenn dieser strategisch und umständehalber ist. Den Staat als Weggefährten zu akzeptieren, bedeutet unweigerlich, wie der Teufel zu fahren (A.d.Ü., auf französisch „tombeau ouvert“, also offener Grab).
Die Unterscheidung zwischen einem „angreifenden“ und einem „angegriffenen“ Staat (Land, Nation, Volk usw.) ist die häufigste Prämisse, die dazu führt, dass man seine Klassenposition aufgibt und sich einer nationalistischen Front anschließt. Diese Unterscheidung wird mit großen Prinzipien (gegen den Krieg, gegen die Wahl eines imperialistischen Lagers gegen ein anderes …) umhüllt, während man gleichzeitig die Gründe aufzählt, warum diese unantastbaren Prinzipien in diesem Fall nicht anwendbar sind. Andere antworten darauf ganz offen…
„Ihre Interessen, unsere Toten! Wir beziehen keine Position für einen der Konfliktstaaten, unabhängig davon, ob der eine nach der herrschenden bürgerlichen politischen Moral als „Aggressor“ und der andere als „Angegriffener“ kategorisiert wird oder umgekehrt. Ihre jeweiligen Interessen, die auf dem Spiel stehen, sind ausschließlich ihre eigenen und stehen in völligem Gegensatz zu denen der ausgebeuteten Klasse, d.h. uns Proletariern.“13
Man muss nicht weit zurückgehen, um eine ähnliche Kontroverse zu finden, wie dieser Text aus dem Jahr 2015 zeigt: „Wir sind für die soziale Revolution, für die gewaltsame und tiefgreifende Umwälzung der bestehenden sozialen Verhältnisse, welche auf der Ausbeutung und der Autorität basieren. Aber diese Felsen des anarchistischen Ideals halten während Stürmen nicht immer so gut stand. Es ist nicht selten geschehen, Gefährten sagen zu hören, dass die NATO-Intervention in Libyen nicht das Gelegenste sei, was es anzuprangern gilt. Ebenso, wie es heute wenige anarchistische Stimmen gibt, die sich gegen die militärische Intervention der internationalen Koalition in Syrien erheben. Es geschieht auch nicht selten, dass man sehen kann, wie Anarchisten dem Prinzip des taktischen Opportunismus erliegen: „der Feind meines Feindes ist mein Freund“.“14
Wir finden uns heute in demselben Muster wieder, das von Des anarchistes antimilitaristes15 aus Italien treffend beschrieben wird: „Einige sagen, dass es außergewöhnliche Situationen gibt, die eine Abweichung von diesen Prinzipien erfordern. In Wirklichkeit sind es gerade die „außergewöhnlichen“ Situationen – jene, in denen es schwieriger ist, sich theoretisch und praktisch zu orientieren -, in denen die Prinzipien am nötigsten sind. Die revolutionären Prinzipien sind keine abstrakten Konstrukte, sondern ein historisches Destillat von Ideen, Werten und Methoden (…)“, wir würden sogar eher sagen, ein Kondensat der Erfahrung vergangener Kämpfe, denn es gibt an sich keine revolutionären Ideen, keine revolutionäre Theorie, wenn nicht die Dekantierung der menschlichen Erfahrung der Konfrontation mit der Klassenherrschaft, der Enteignung, der Ausbeutung und dem Krieg. Die Gefährten fuhren fort: „Da es weithin bekannt ist, dass bestimmte Sirenen viel überzeugender werden, wenn der Feind vor der Tür steht, wäre es merkwürdig zu behaupten, dass man in einem Krieg seinen Antimilitarismus und Internationalismus beiseite legen sollte“.
Die russische Sektion der IAA (KRAS), die am 13. März von der Moiras-Gruppe in Spanien interviewt wurde, ist in dieser Hinsicht sehr klar:
„Die Teilnahme von Anarchistinnen und Anarchisten an diesem Krieg als Teil der bewaffneten Formationen, die in der Ukraine operieren, betrachten wir als einen Bruch mit der Idee und der Sache des Anarchismus. Diese Formationen/Verbände sind nicht unabhängig, sie sind der ukrainischen Armee unterstellt und erfüllen die von den Behörden festgelegten Aufgaben. Sie stellen keine sozialen Programme und Forderungen auf. Die Hoffnungen, unter ihnen eine anarchistische Agitation durchführen zu können, sind zweifelhaft. In der Ukraine gibt es keine soziale Revolution, die es zu verteidigen gilt. Mit anderen Worten: Diejenigen, die sich selbst als Anarchistinnen und Anarchisten bezeichnen, werden einfach zur „Verteidigung des Vaterlandes“ und des Staates entsandt, spielen die Rolle des Kanonenfutters für das Kapital und stärken die nationalistischen und militaristischen Gefühle der Massen.“16
Um die Verwirrung noch zu vergrößern, werden wir aufgefordert, für das „ukrainische Volk“ und sein „Recht auf Selbstbestimmung“ Partei zu ergreifen. Das klingt verlockend, vereinend und allumfassend, aber wenn man vom „Volk“ spricht, geht das wieder einmal auf Kosten eines subversiven Verständnisses der Realität und des ihr zugrunde liegenden Klassenwiderspruchs. Wo sich das „Volk“ tatsächlich materialisiert (sozialer Frieden, nationale Einheit, Krieg …), ist es genau dort, wo wir besiegt wurden, das dürfen wir nie vergessen. Wenn es paradoxerweise üblich ist, das Volk mit dem Kampf (oder den Widerstand gegen den Staat) in Verbindung zu bringen, so ist dies in Wirklichkeit wieder Teil der bewussten Verwirrung zwischen dem (Klassen-)Kampf und seinen Totengräbern, die immer „Freunde“ oder „Vertreter des Volkes“ und seiner „Interessen“ sind, wobei alle sozialen Klassen geschickt durcheinander geworfen werden, um den Kampf in kritischen Momenten besser neutralisieren und uns unbewaffnet in den Schoß und die Kerker des Staates zurückbringen zu können.
Zitieren wir noch einmal den Text „Anarchistischer Antimilitarismus und Mythen über den Krieg in der Ukraine“ in seiner Kritik des Mythos der Selbstbestimmung (Mythos 27):
„Die Rede vom Recht auf Selbstbestimmung wird sehr oft zu einem Argument, um über die Schrecken hinwegzusehen, die jemand gewählt hat. Manche sehen darin auch eine Rechtfertigung für die Unterstützung reaktionärer Tendenzen, die emanzipatorische Bewegungen behindern. Deshalb nehmen manche Anarchisten und Anarchistinnen Anstoß daran, dass ein Staat die Souveränität eines anderen Staates nicht respektiert, als ob es die Aufgabe von Anarchisten und Anarchistinnen sein sollte, für den Staat und seine Souveränität zu kämpfen. Dieselben Anarchisten und Anarchistinnen rufen auch zur Unterstützung des Teils der ukrainischen Bevölkerung auf, der sich entschieden hat, für die bourgeoise Demokratie zu kämpfen und zu sterben. Sie haben sich dafür entschieden, sagen sie, und wir müssen sie dabei unterstützen, damit wir nicht respektlos, paternalistisch und skrupellos sind. Kurz gesagt, dieser Teil der liberalen Demokraten, die sich aus irgendeinem Grund Anarchisten und Anarchistinnen nennen, sind bereit, selbst die dem Anarchismus feindlichsten Tendenzen zu unterstützen, mit der Begründung, dass wir die Selbstbestimmung und die Meinungen der Menschen, die diese Tendenzen zum Ausdruck bringen, respektieren müssen. (…) Wir organisieren uns nicht, um die ganze Welt zu überzeugen, dass wir wunderbar sind, sondern um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Dazu brauchen wir sicherlich Verbindungen zu anderen Menschen, aber nicht unbedingt zu allen und um jeden Preis. Wir erliegen nicht dem Quantitätswahn, der besagt, je mehr Menschen du zusammenbringst, desto mehr Erfolg hast du. Vielmehr schauen wir auf den Inhalt und darauf, zu welchem Zweck die Menschen sich verbinden. Reaktionäre und konterrevolutionäre Positionen werden von uns nicht unterstützt, selbst wenn sie von der großen Mehrheit der Menschheit gewählt werden, denn wir sehen das nicht als einen Weg, unsere Emanzipation anzugehen.“17
Die antimilitaristischen anarchistischen Gefährten aus Italien schlagen treffend in die gleiche Kerbe: „Wir können zu einigen grundlegenden Dingen nicht schweigen, obwohl wir wissen – ohne dass uns jemand daran erinnern muss – wie bequem es ist, weit weg von den Bomben zu reden. Aber gerade weil manche Debatten fast unmöglich werden, wenn der Krieg zu Hause ist, müssen die Fragen dort klar gestellt werden, wo man sie noch stellen kann. (…) Unser Gewicht als Internationalisten ist so gering, dass es eine Frechheit wäre, falsche Ideen auf die Waage zu legen. Mit dem ukrainischen Staat gegen die russische Invasion zusammenzuarbeiten und zu versuchen, sich innerhalb dieser Zusammenarbeit eine Handlungsautonomie zu verschaffen, ist unserer Meinung nach ein großer Fehler. Nicht nur, weil man damit zur Fortsetzung des Krieges beiträgt, sondern weil man wohl oder übel im Auftrag der NATO und des westlichen Kapitalismus kämpft.“18
Die Bezeichnung „populäre Selbstbestimmung“ bleibt also in Bezug auf Inhalt und Projekt verwirrend, in diesem Fall, wenn sie herangezogen wird, um die breite, vielschichtige Bewegung der Solidarität und der Selbstorganisation des Überlebens zu bezeichnen, die sich in der Ukraine unter dem Eindruck der Schrecken des Krieges entwickelt hat. Diese Solidarität hat natürlich einen klassenspezifischen Ursprung, und sogar einen kämpferischen, wenn es insbesondere darum geht, die Flucht von Deserteuren zu schützen. Es sind in der Tat bei weitem nicht die Bourgeois, die die Suppe auslöffeln, sie profitieren von der Situation und ihren Spekulationsmöglichkeiten.
Die Verwirrung ist nicht weniger offensichtlich, wenn man all diese Aktionen zum Beweis dafür macht, dass „das ukrainische Volk“ von nun an zu einem großen Teil außerhalb der Regierungskontrolle leben und sich organisieren würde. Wenn es nicht gerade zu einer aufständischen Situation kommt, was nicht der Fall ist, versagt der Staat immer dort, wo es ihm passt, solange es keine Gefahr für ihn und die soziale Ordnung darstellt und solange er nicht die Kontrolle über die Bevölkerung verliert. Diese Rede lässt zudem die Vorrechte außer Acht, die der ukrainische Staat weiterhin in den Bereichen Landesverteidigung, Angriffe auf die Lebensbedingungen, Rekrutierung und Unterdrückung ausübt.
Wie die Gefährten aus Tschechien in ihrem Text „Anarchistischer Antimilitarismus und Mythen über den Krieg in der Ukraine“ (Mythos 12) in Erinnerung rufen:
„Wenn der Staat wirklich destabilisiert wäre, würde nichts die Menschen daran hindern, autonome Initiativen zu ergreifen. Stattdessen versucht der Staat, die Aktivitäten im Land zentral zu kontrollieren und Ausdrucksformen der Autonomie zu unterdrücken. Das Gerede von der Destabilisierung des ukrainischen Staates spiegelt eher einen Wunsch als die Realität wider. Die Bewaffnung der ukrainischen Bevölkerung unterliegt der Kontrolle des Staates, der damit sicherstellt, dass die Waffen nicht gegen ihn selbst eingesetzt werden. Das bringt uns wieder darauf zurück, warum der Abwehrkampf der ukrainischen Truppen als Verteidigung und Stärkung der Rolle des Staates und nicht als bloßer Schutz der bombardierten Bevölkerung gesehen werden muss.“19
Die Verschiebung, die darin besteht, alle Solidaritätsaktionen als insgesamt Teil des „Widerstands des ukrainischen Volkes“ zu betrachten, und zwar „relativ autonom“ gegenüber dem Staat, bringt wie zufällig Wasser auf die Mühlen des „Verteidigungskriegs“, da dieser nun „volksnah“ und nicht mehr rein militärisch und staatlich ist. Widerstand gegen wen? Gegen was? Wieder ist die Verwirrung groß und die Instrumentalisierung der Fakten einseitig ausgerichtet, um Unentschlossene und potenzielle Fahnenflüchtige wieder unter die Fahne zu bringen. Was in der Tat medial und politisch gefördert und aufgewertet wird, unter all den komplexen und widersprüchlichen Vorgängen, die sich derzeit in der ukrainischen Bevölkerung abspielen, ist keineswegs eine Aktion gegen den laufenden Krieg, sondern genau genommen Formen sozialer Kriegshandlungen in dem entsprechend abgesteckten Bereich, in dem der „populäre Widerstand“ mit dem ukrainischen Staat das einzige Ziel des Augenblicks teilt: den russischen Feind.
Auch in diesem Punkt zeigen die tschechischen Gefährten eine große Scharfsinnigkeit (Mythos 6):
„Der ukrainische Staat sorgt dafür, dass die Streitkräfte unter dem zentralen Kommando seiner Behörden und seiner Armee stehen, dem sich selbst jene „Anarchisten und Anarchistinnen“ unterwerfen, die kopfüber in militaristische Tendenzen verfallen sind. Es ist davon auszugehen, dass der ukrainische Staat selbst dann, wenn die russische Armee militärisch besiegt wird, versuchen wird, die Bevölkerung zu entwaffnen, die sich jetzt unter dem wachsamen Auge der staatlichen Behörden bewaffnet. Wenn ein Staat in der Vergangenheit Anarchisten und Anarchistinnen erlaubt hat, sich in größerem Umfang zu bewaffnen, hat er später alles getan, um sie zu entwaffnen. Anarchisten und Anarchistinnen haben mehr als einmal die Rolle von nützlichen Idioten gespielt, die zunächst für die Interessen des Staates und der Bourgeoisie kämpften, die sie fälschlicherweise als die Interessen der Arbeiterklasse definierten, um dann, nachdem sie ihre Kämpfe ausgefochten hatten, in Gefängnissen und Folterkammern, vor den Gerichten und auf den Hinrichtungsplätzen eben jener Institutionen zu landen, die sie mit Waffen versorgt hatten.“20
Ein Wort nun zu der Position, die wir als eklektische Unterstützung bezeichnen wollen. Sie geht von dem oben erwähnten Prinzip aus, dass wir nicht über die vor Ort getroffenen Entscheidungen zu urteilen haben, und besteht darin, Gruppen und Personen zu unterstützen, die aufgrund früherer Affinitäten oder aus Prinzip ausgewählt wurden, und zwar unabhängig von diesen Entscheidungen, ob es sich um Desertion, Engagement unter der ukrainischen Flagge, Netzwerke zur Unterstützung von Bombenopfern, Vertriebenen und/oder Exilkandidaten usw. handelt. Es ist anzunehmen, dass diese Unterstützung Grenzen hätte, wenn auch unausgesprochen und daher unklar. Diese Position muss auf jeden Fall Widersprüche aushalten, und das nicht zu knapp, insbesondere zwischen Desertion und der Armee, die sie verfolgt, zwischen der Unterstützung von Zivilisten und der Armee, die sie skrupellos aussetzt, zwischen dem wachsenden Elend auf globaler Ebene und der allgemeinen Erhöhung der Militärbudgets, natürlich „um Angriffskriege zu beenden“. Wenn man schließlich an die Demonstrationen von Müttern in Khust in Transkarpatien Ende April 2022 denkt, die sich gegen die Entsendung von Jugendlichen an die Front und gegen die Korruption, die bourgeoise Familien davor bewahrt21, richten, dann führt eine eklektische Unterstützung dazu, dass man mit dem Arsch auf beiden Seiten der Barrikade steht.
Schließlich wird auch das Argument des antifaschistischen Kampfes zuhauf verwendet, in diesem Fall von beiden imperialistischen Lagern, sowohl von Putin als auch in der pro-ukrainischen Argumentation, mit proklamierten „Faschisten“ und „Antifaschisten“ auf beiden Seiten der Front. Es ist anzumerken, dass die Integration des Asow-Regiments in die ukrainische Armee (im Rahmen der Übernahme nach der Maidan-Bewegung von 2014) einige Gefährten zu einer gewissen taktischen Flexibilität zwingt.22
Die Frage ist wie immer, sich nicht damit zu begnügen, das Bestehende und sein finsteres Marktkalkül anzuprangern, sondern sich mit den Perspektiven zu beschäftigen, um daraus auszubrechen, durch die Vordertür, es zu unterwandern, darin zu agieren, um sich davon zu emanzipieren, letztendlich radikal und endgültig. Dass verschiedene Bestrebungen, sich der russischen Militärinvasion zu widersetzen, entstehen, ist eine Sache, die Aufmerksamkeit verdient, aber man muss auch sehen, wie und mit welchem Ziel. Selbst die Entstehung eines Maquis außerhalb der ukrainischen Armee, der sich sowohl gegen die russische Armee als auch gegen die unvermeidlichen Versuche einer nationalistischen Militarisierung richtet, würde die Frage nach seinen Zielen aufwerfen, wie bei jedem bewaffneten Widerstand. Der Text von Tristan Léoni „Lebewohl zum Leben, Lebewohl zur Liebe…Ukraine, Krieg und Selbstorganisation“23 versucht unter anderem, diese Frage zu klären. Die Frage, ob es möglich ist, eine Form des Widerstands gegen den Krieg, den Staat und jede Form der nationalen Befreiung zu führen, bleibt brennend, nicht nur, weil es unmittelbar um Leben geht, sondern auch wegen der weiteren Entwicklung und ihrer Auswirkungen auf den Kampf im Allgemeinen. Sich darüber Geschichten zu erzählen, ist das Schlimmste, was man im Namen des Kampfes gegen den Krieg und im Namen der Revolution tun kann.
Es geht um die Möglichkeit, gegen das zu handeln, was uns zerstört, eine entscheidende, direkt internationalistische Frage, die mehr denn je geteilt werden muss. Die Gefahr in Bezug auf die Ukraine und weit darüber hinaus besteht darin, dass diese Diskussion selbst von Anfang an negiert und sabotiert wird, dass der Verzicht auf Prinzipien sich im Namen eines angeblichen Realitätsprinzips durchsetzt.
Wie der Text „Gegen den Frieden, Gegen den Krieg“ (2015) in Erinnerung ruft:
„Gegenüber dem Krieg und dem Massaker an Aufständischen kann der anarchistische Vorschlag nur jener der internationalistischen Aktion sein. Diese ist zuallernächst eine Weigerung, sich hinter das eine oder andere Lager zu stellen, das als «weniger schlimm» gilt, oder den militaristischen Interventionen von grossen Mächten gegen oder für dieses oder jenes Lager zu applaudieren. In diesem Kontext besteht die internationalistische Aktion grundlegend darin, den Aufstand und die soziale Revolution gegen die Reaktion zu verteidigen. Sie verläuft entlang von zwei grundlegenden Achsen, diejenige, die revolutionären und antiautoritären Tendenzen innerhalb des Aufstands selbst zu unterstützen, und diejenige des Angriffs gegen das repressive und militärische Bestreben hier.“24
Die antimilitaristischen anarchistischen Gefährten aus Italien ziehen ihrerseits diese Bilanz der aktuellen Situation: „Eine konsequente internationalistische Entscheidung in der Ukraine impliziert heute zweifellos unpopuläre Positionen: Denunzierung der Verantwortung des „eigenen“ Staates und des westlichen Lagers, Forderung nach Frieden unter allen Bedingungen (d.h. auf Kosten der Regierung und der ukrainischen Armee), Opposition gegen das Kriegsrecht und die Zwangsrekrutierung, Unterstützung all derer, die fliehen wollen, Einsatz von Mitteln des Kampfes und der Selbstverteidigung gegenüber der Besatzungsarmee, die sich der Logik des Krieges und der Fronten entziehen, die später als Form der Befehlsverweigerung und des Widerstands gegen die Schaffung einer möglichen Marionettenregierung seitens des Kreml übernommen werden können, Befriedigung der Bedürfnisse, die mit dem Überleben verbunden sind, durch die Enteignung derjenigen, die sich durch die Liquidierung der Reichtümer an das westliche Kapital bereichert haben. In wenigen Worten: Frieden mit dem Feind der Nation, um den Krieg gegen den Klassenfeind zu vertiefen (…). Mit welchen Kräften soll ein solcher Defätismus umgesetzt werden? Wir wissen es nicht. (…) Heute können wir nur sagen, was wir nicht sind, was wir nicht wollen.“25
Diese Verwendung des Begriffs „Frieden“ und seine Forderung nach einem sofortigen Ende des innerimperialistischen Krieges ist hier weder „pazifistisch“ noch „pro-russisch“, sondern würde eine weitere Diskussion erfordern, wie 1917 in Deutschland und Russland und 1918 mit der revolutionären Opposition gegen die Unterzeichnung des Friedensvertrags von Brest-Litowsk durch die Bolschewiki mit Deutschland. Die revolutionäre Herausforderung wird nie per se der Frieden oder die Rückkehr zu einer Situation „vor dem Krieg“ sein, sondern die Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen Klassenkrieg gegen die Ausbeuter. Ebenso ist die Frage des revolutionären Defätismus nur aus einer internationalistischen Perspektive sinnvoll: Das Bedürfnis des Kapitals, ständig in Kriegen zu sein, und seine Fähigkeit, diese zu führen, werden auf globaler Ebene entschieden und nicht nur auf dem hier behandelten Kriegsschauplatz.
Schließlich sei noch der Text „Perspectives internationalistes en temps de guerre“ (A.d.Ü., Internationalistische Perspektiven in Zeiten des Krieges) aus der Zeitschrift Mauvais sang – journal bâtard pour la révolution (Nr. 2, April 2022)26 zitiert:
„Lasst uns unsere Perspektiven, unsere Praktiken und unsere Ideen in Umlauf bringen. Lasst uns übersetzen, schreiben, austauschen, in den Kämpfen, für die Kämpfe, mit der Zerstörung aller Grenzen, aller Nation-Staaten und aller Phantasmagorien von Vereinten Völkern als Horizont. Es ist an der Zeit, die Revolutionsgeschichte neu zu hinterfragen: Im Gegensatz zu den nationalen Revolutionen des 19. Jahrhunderts wurde die Notwendigkeit des Internationalismus angesichts der Grenzen der nationalen Unabhängigkeitskriege schon lange beobachtet. Dennoch stehen wir wieder einmal vor der Aufgabe, gegen bestimmte aktive Ideologien zur Verteidigung der nationalen Souveränität unter dem Vorwand des Antiimperialismus zu kämpfen. Angesichts des 21. Jahrhunderts und eines mörderischen Krieges sollten wir uns daran erinnern, dass unsere radikal antistaatlichen Perspektiven weder tot noch vergessen sind und mehr Bedeutung haben als je zuvor!“
Wie die folgenden Texte aus aktuellem Anlass zeigen, ist das Thema der Autonomie gegenüber dem Staat ein wiederkehrendes Thema und Gegenstand von Verdrehungen und Kontroversen. Auch historische Parallelen werden immer wieder gezogen: die revolutionären Positionen zur großen Weltschlacht von 1914-1918, die Kritik am sogenannten Manifest der 16 (das mitten im Krieg veröffentlicht wurde), die revolutionäre Erfahrung der Machnowschtschina in der Ukraine 1918-1921 und die anschließenden internationalen Diskussionen während der Zeit im Exil über den revolutionären Krieg, den revolutionären Defätismus, die aufständischen Bewegungen und die Organisation des Kampfes.
Das Spanien von 1936 wird ebenfalls herangezogen, und zwar zwangsläufig nicht immer zum richtigen Zweck, wenn die Abkehr vom libertären Kommunismus, die mit der (Regierungs-)Kollaboration der CNT-Führung durchgeführt wurde, zugunsten der antifaschistischen und republikanischen Wende (noch ein taktisches „kleineres Übel“) oder der fatalen Militarisierung der Milizen verschwiegen oder verharmlost wird, an die die aktuelle „anarchistische“ Rekrutierung unter ukrainischer Flagge anknüpft, auch wenn sie nur eine Handvoll Militanter in der Masse der mobilisierten Truppen betrifft und der aktuelle Kontext vom revolutionären Standpunkt aus nicht vergleichbar ist. Historische Parallelen sind zwar nie ein mechanisches Argument, aber wenn wir uns diese Höhepunkte der Konfrontation zwischen Revolution und Konterrevolution und die Kontroversen, die sie unter Revolutionären ausgelöst haben, wieder aneignen, kann uns das nur dabei helfen, den gegenwärtigen Moment zu beleuchten, um besser und schärfer bewaffnet zu sein.
Auszüge aus Texten über anarchistische und radikale Positionen zum Krieg (und zum Krieg in der Ukraine).
Antwort der internationalen anarchistischen Gruppe in London auf das Manifest der Sechzehn (April 1916)27
„Hier sind sie, die einen Imperialismus anprangern, den sie jetzt nur bei ihren Gegnern entdecken. Als wären sie in den Geheimnissen der Ministerien, der Kanzleien und der Generalstäbe, jonglieren sie mit Entschädigungszahlen, schätzen die militärischen Kräfte ab und erstellen ebenfalls, diese ehemaligen Verehrer der Idee des Vaterlandes, die Weltkarte auf der Grundlage des Völkerrechts und des Nationalitätenprinzips neu. Da sie es für gefährlich hielten, von Frieden zu sprechen, bis der preußische Militarismus zerschlagen war, zogen sie es vor, der Gefahr ins Auge zu blicken, weg von den Kugeln. Wenn wir die Ideen, die in ihrer Erklärung zum Ausdruck kommen, zusammenfassend betrachten, stellen wir fest, dass es keinen Unterschied zwischen der darin vertretenen These und dem üblichen Thema der autoritären Parteien gibt, die in jeder kriegführenden Nation in der Union sacrée zusammengeschlossen sind. Auch sie, diese reuigen Anarchisten, sind in die Union sacrée eingetreten, um die berühmten erworbenen Freiheiten zu verteidigen, und ihnen fällt nichts Besseres ein, um diese angebliche Freiheit der Völker, für die sie sich einsetzen, zu schützen, als den Einzelnen zu zwingen, zum Mörder zu werden und sich im Auftrag und zum Nutzen des Staates ermorden zu lassen. In Wirklichkeit ist diese Erklärung nicht das Werk von Anarchisten.
(…) Als Produzenten des gesellschaftlichen/sozialen Reichtums, als manuelle und intellektuelle Proletarier, als Menschen mit einer befreiten Mentalität sind wir de facto und aus eigenem Willen heimatlos. Übrigens ist Vaterland nur der poetische Name des Staates. Da wir nichts zu verteidigen haben, nicht einmal die erworbenen Freiheiten, die uns der Staat nicht geben kann, lehnen wir die scheinheilige Unterscheidung zwischen Angriffs- und Verteidigungskriegen ab. Wir kennen nur Kriege, die zwischen Regierungen und Kapitalisten geführt werden, auf Kosten des Lebens, des Schmerzes und des Elends ihrer Untertanen. Der gegenwärtige Krieg ist ein schlagendes Beispiel dafür“.
Errico Malatestas Antwort auf das Manifest der Sechzehn
„Die populäre Revolution ausgenommen, gibt es keinen anderen Weg, der Bedrohung durch eine disziplinierte Armee zu widerstehen, als zu versuchen, eine stärkere und diszipliniertere Armee zu haben, so dass die entschiedensten Antimilitaristen, wenn sie nicht Anarchisten sind und die Zerstörung des Staates fürchten, unweigerlich dazu verleitet werden, glühende Militaristen zu werden.
In der Tat haben sie in der problematischen Hoffnung, den preußischen Militarismus zu zerstören, alle Traditionen der Freiheit aufgegeben; sie haben England und Frankreich preußisiert; sie haben sich dem Zarismus unterworfen; sie haben das Prestige des wackeligen Throns in Italien wiederhergestellt.
Können Anarchisten diesen Zustand auch nur einen Augenblick lang akzeptieren, ohne jedes Recht aufzugeben, sich Anarchisten zu nennen? Für mich ist sogar die gewaltsam erlittene und zur Revolte führende Fremdherrschaft besser als die freiwillig und fast dankbar angenommene innere Unterdrückung, in dem Glauben, dass wir dadurch vor größerem Übel bewahrt werden. Es ist völlig sinnlos zu sagen, dass es sich um außergewöhnliche Umstände handelt und dass wir, nachdem wir zum Sieg der Entente in „diesem Krieg“ beigetragen haben, jeder in sein eigenes Lager zurückkehren und für seine eigenen Ideale kämpfen werden.
Wenn es heute notwendig ist, in Harmonie mit der Regierung und den Kapitalisten zu arbeiten, um uns selbst gegen die „deutsche Bedrohung“ zu verteidigen, dann wird dies auch nach, sowie während des Krieges notwendig sein.
(…) Die Linie der Anarchisten ist durch die Logik ihrer Bestrebungen klar vorgezeichnet. Der Krieg hätte durch die Revolution verhindert werden müssen, oder zumindest dadurch, dass man den Regierungen die Angst vor der Revolution einflößt. Es fehlte die nötige Kraft oder Kühnheit. Der Frieden sollte durch die Revolution oder zumindest durch die Androhung einer solchen erzwungen werden. Bisher fehlt die Kraft oder der Wille dazu. Nun, es gibt nur ein Heilmittel; es in Zukunft besser machen. Mehr denn je müssen wir Kompromisse vermeiden, die Kluft zwischen Kapitalisten und Lohnsklaven, zwischen Regierenden und Regierten vertiefen; die Enteignung des individuellen Eigentums und die Zerstörung der Staaten als die einzigen Mittel predigen, um die Brüderlichkeit unter den Völkern und Gerechtigkeit und Freiheit für alle zu garantieren; und wir müssen uns darauf vorbereiten, diese Dinge zu vollbringen.
In der Zwischenzeit scheint es mir kriminell zu sein, irgendetwas zu tun, das darauf abzielt, den Krieg zu verlängern, dieses Massaker an Menschen, das den kollektiven Reichtum zerstört und jede Wiederaufnahme des Kampfes für die Emanzipation lähmt.
(…) Heute, wie immer, soll dies unser Motto sein: Nieder mit den Kapitalisten und den Regierungen, allen Kapitalisten und allen Regierungen.
Es leben die Völker, alle Völker“.
Italien: Sabotieren wir den Krieg, indem wir die Internationale entfesseln28
„Als Internationalisten, die dazu verdammt oder privilegiert sind – je nach Sichtweise – in diesen Breitengraden zu leben, stellt sich uns die Aufgabe, die nationale Einheit und das tödliche Klima des sozialen Friedens, das sie schafft, mit allen Mitteln zu sabotieren, zu entgleisen und zu zerstören. Dies ist die für uns unverzichtbare Verabredung in den kommenden Monaten. Mit anderen Worten, die nationale Einheit bereitet den inneren Frieden zwischen den Klassen und den äußeren Krieg zwischen den Nationen vor. Unser Internationalismus hat immer das Gegenteil gefordert: kein Krieg zwischen Nationen und kein Frieden zwischen Klassen. Mit Galleani wiederholen wir, dass wir gegen Krieg und gegen Frieden, aber für die soziale Revolution sind.
Der Internationalismus ist jedoch nach wie vor nur ein Gefühl. Doch korrigiert durch den Grundsatz, dass meine Regierung mein Hauptfeind ist, enthält der Internationalismus wie jedes Gefühl auch etwas Unbeschreibliches. Der mutige Schritt, den wir tun sollten, besteht darin, vom Internationalismus zur Internationale überzugehen. Das heißt, eine informelle, aber reale historische Verschwörung von Revolutionären in der ganzen Welt zu begründen und konkret zu propagieren. Eine „Organisation“, so sehr uns dieser Begriff auch ängstigt und die Augen der Repression auf sich zieht. Aber was sind die Alternativen? Hunger, Krieg und Tod. Die Organisation des assoziierten menschlichen Lebens auf der Grundlage von Hierarchie und Profit hat nun gezeigt, dass sie die von ihr erzeugte Komplexität nicht beherrschen kann und uns alle in die Katastrophe treibt – gesundheitlich, ökologisch und militärisch. Nur eine Weltrevolution kann uns retten. Lasst uns an die Arbeit gehen.“
Aus Bezmotivny, anno II, numero 4, 21. Februar 2022.
Der Krieg beginnt hier29
„Als vor einem Jahrhundert das Gemetzel des Ersten Weltkriegs Millionen von Menschenleben forderte und fast die gesamte untergegangene Arbeiter- und Revolutionsbewegung in ihre kriegerische Logik hineinzog, die eigentlich hätte argumentieren müssen, dass die Proletarier aufgrund ähnlicher Ausbeutungsbedingungen unabhängig von ihrem Herkunftsland demselben Lager angehören, erinnerten sich einige internationalistische Anarchisten daran: „Die Aufgabe der Anarchisten ist es, in der gegenwärtigen Tragödie, an welchem Ort und in welcher Situation sie sich auch befinden mögen, weiterhin zu verkünden, dass es nur einen Befreiungskrieg gibt: den, der in jedem Land von den Unterdrückten gegen die Unterdrücker, von den Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter geführt wird. Unsere Aufgabe ist es, die Sklaven dazu zu bringen, sich gegen ihre Herren aufzulehnen. Die anarchistische Aktion und Propaganda muss unermüdlich und beharrlich darauf abzielen, die verschiedenen Staaten zu schwächen und zu zerschlagen, den Geist der Revolte zu kultivieren und die Unzufriedenheit in der Bevölkerung und Armeen zu schüren“.
(…) Geopolitische Analysen und raffinierte Berechnungen nützen nichts, um den Krieg abzulehnen: Dies kann nur geschehen, indem man die innere Front, die sich Tag für Tag bildet, aufbricht, die nationale Einheit untergräbt, sich der Militarisierung der Gesellschaft und einer Sprache widersetzt, die nicht aus der heutigen Zeit stammt („Krieg gegen den Terrorismus“, „Krieg gegen das Virus“ . …), indem wir laut sagen, dass wir die kriegerische Einstellung weder der EU- und NATO-Mitgliedsländer, noch Putins Russlands teilen und offen zum Defätismus aufrufen: Es geht darum, den Krieg zwischen den Staaten in einen Krieg gegen die Staaten zu verwandeln.
(…) die Produktion von Rüstungsgütern und Kriegsmaschinerie, von Verteidigungs- und Sicherheitssystemen, von Überwachungs- und Kontrollsystemen, die zur Führung von Kriegen eingesetzt werden, dieselben sind, die hier den Arm der Unterdrückung aufrichten.
Frieden wird ein leeres Wort bleiben, solange wir nicht alle Staaten und ihre Grenzen zerstört haben, solange die Interessen derer, die sich an Ausbeutung und Krieg bereichern, derer, die sie gewollt haben, derer, die siestudieren, derer, die sie fördern, derer, die sie finanzieren, derer, die sie vorbereiten, mit anderen Worten all derer, die von nah und fern mit ihnen kollaborieren.. Unabhängig von der jeweiligen Nationalität sind sie es, die wir als unsere Feinde anerkennen, denn sie werden immer Feinde der Freiheit sein.“
Aus Anarchie! Nr. 23, März 2022
Gegen die Kriege des Kapitalismus, lautet unsere Antwort sozialer Krieg30
„Gegen die NATO, gegen die EU, gegen die Ukraine, gegen Russland, für die Vernichtung des Staates-Kapitals
Die ukrainische herrschende Klasse ist sich seiner selbst so sicher, dass sie sogar Waffen unter der Bevölkerung austeilt, ohne dass sie sich Sorgen machen muss, dass diese gegen sie gerichtet werden, wenn auch die Arbeiter und Arbeiterinnen dort (sowie hier) alle Gründe dafür haben. Die Frage ist nicht nur, dass das Proletariat sich bewaffnet, sondern was dieses mit den Waffen tut. (…) Nichts scheint verführerischer als der Ruf nach den Fahnen zur Verteidigung der Nation, was zuletzt immer die Verteidigung der Bourgeoisie eines gewissen Territoriums ist.
(…) Jetzt scheint nichts dringlicher als der Frieden zu sein, dass die militärischen Handlungen ein Ende nehmen, denn, was auch richtig ist, die Menschen leiden unter dem Massaker eines jeden Krieges. Doch man darf nicht vergessen, dass der Frieden nichts anderes ist als der Frieden der Herrschaft des Kapitals und dies ist ein Krieg gegen die Menschheit, die tagtäglich um ihr Überleben zu kämpfen hat, auch wenn diese die Möglichkeit der Lohnabhängigkeit hat.
(…) Was uns wieder beunruhigt, aber dennoch nicht überrascht, ist, dass sogenannte Anarchisten und Anarchistinnen sich in diesem Konflikt innerhalb zwei gegenüberstehenden bourgeoisen Fraktionen einreihen. Unter dem Deckmantel der Demokratie, der nationalen Souveränität, Schulter an Schulter mit Nazis und ukrainischen Nationalisten auf der Seite der ukrainischen Nation und der NATO und den imperialistischen Interessen, deren Partner und Assoziierte und auf der anderen Seite unter dem Deckmantel des Antifaschismus, der nationalen Souveränität, Schulter an Schulter mit russischen Nationalisten auf der Seite der russischen Nation, dessen Partner und Assoziierte und dessen imperialistischen Interessen.
Dies konnte, ob wahr oder nicht, aufgeblasen oder übertrieben, aus verschiedenen Artikel herausgelesen werden, die entweder von Crimethinc oder auf anderen anarchistischen Nachrichtenportalen veröffentlicht oder erschienen sind. Dort ist die Rede einer Art von Union Sacrée, bei der alle gemeinsam gegen den russischen Aggressor kämpfen, das einheimische Kapital wird gegen ein ausländisches verteidigt. Ohne Scheu wird über die Notwendigkeit geredet, dass es vorzuziehen sei, in einer ukrainischen Nation anstatt in einer unter russischer Herrschaft, ob direkt oder indirekt, zu leben. Was anscheinend dazu geführt hatte und hat, dass man dazu aufgerufen hat, sich der Armee oder unterschiedlicher nationalistischer und faschistischer Milizen anzuschließen hat und angeschlossen hatte. Wie können Anarchisten und Anarchistinnen darüber reden das eigene Land zu verteidigen, da wir weder Land noch Vaterland haben?
Wenn auch nicht mit derselben Tragweite erinnert uns dies zu sehr an das Manifest der Sechzehn, ein Manifest, welches eigentlich von fünfzehn Anarchisten und Anarchistinnen veröffentlicht wurde, die sich 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, für den Krieg gegen das Deutsche Kaiserreich positionierten. Der bekannteste der Unterzeichnenden war der aus Russland stammende Piotr Kropotkin. Die offene Unterstützung der Alliierten und der Entente seitens einiger weniger führte zu einem Tumult innerhalb der anarchistischen Bewegungen, der sich nur zehn Jahre später in der Debatte um den Plattformismus wiederholen würde.
Wie gesagt, die internationale anarchistische Bewegung lehnte dieses Manifest ab. Es sei erwähnt, dass damit ungefähr die absolute Mehrheit der Bewegung die Kritik vertrat und dieses Manifest eines Verrats an den anarchistischen Prinzipien beschuldigte. Dass es sich eben nicht um einen Krieg zwischen dem deutschen Imperialismus und der internationalen Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung handelte, sondern dass es sich um einen Krieg zwischen kapitalistischen Staaten handeln würde, welcher auf den Schulter der Arbeiter- und Arbeiterinnenklasse getragen wurde. Unter den Kritikern des Manifests fanden sich Malatesta, Goldman, Bergman, Faure, Fabbri, Mühsam, Rocker und viele andere bekanntere.
(…) seit der Corona-Pandemie hat sich die Verteidigung des Staates, als Garant für Gesundheit und Wohlergehen, breit gemacht und nicht nur innerhalb der Linken des Kapitals, sondern auch in anarchistischen Kreisen, die sich damit innerhalb der Linken des Kapitals eingereiht haben.
(…) Dass es kein Sinn ergibt, sich in diesem kapitalistischen Krieg auf irgendeiner Seite der Kriegsparteien zu positionieren. Wir sind nicht das Kanonenfutter, weder für die NATO, die EU, Russland oder wen auch immer, egal wie fortschrittlich und menschenfreundlich sich diese oder jene Fraktion des Kapitals präsentiert. Unser Ziel ist es, die Menschheit vom Joch der Lohnsklaverei und dem Staat zu befreien und wir müssen diesen und nur diesen Weg beschreiten. Dass alle Anstrengungen der anarchistischen Bewegung es sein müssen, einen Aufstand voranzutreiben, der in einer sozialen Revolution mündet. Sozialer Krieg und Klassenkrieg überall und ohne Rast. Dass unsere Anstrengungen gegen den kapitalistischen Krieg immer für den Krieg gegen die herrschende Klasse sein muss, dass nur die ausgebeuteten Massen diesem und jedem Gemetzel ein Ende setzen können, dass wir mit unseren vermeintlichen Gegnern – verschleiert durch die Maskerade des Nationalismus – mehr teilen, da wir alle unter derselben Herrschaft des Kapitals ausgebeutet werden.
Nieder mit dem kapitalistischen Krieg und dem kapitalistischen Frieden!
Aufstand, Revolte, soziale Revolution!
Für die klassen- und staatenlose freie Gemeinschaft!
Für die Anarchie!
Kämpfe nicht für „dein“ Land31
„Man denke nur an den Jemen, wo die saudischen Streitkräfte die Zivilbevölkerung viel schlimmer bombardiert und ausgehungert haben, als es die russische Armee bisher in der Ukraine getan hat. Die saudische Luftwaffe hätte ohne britische und amerikanische militärisch-technische Unterstützung und Waffenlieferungen kaum eine Woche durchgehalten. Ist das auch „ein Krieg für die Demokratie“? Diese Gräueltat findet außerhalb des Medieninteresses statt. Geht weiter, es gibt nichts zu sehen. Hier gibt es keine Kriegsverbrechen.
(…) Wir leben in einem System, das brutal mit den Bedürfnissen der Menschheit kollidiert. Ein System, das sich im Krieg mit dem Planeten, im Krieg mit dem Leben selbst befindet. Sich zu wehren, das kapitalistische System zu besiegen, ist der einzige Krieg, der Sinn ergibt.
(…) Die Erweiterung der NATO bedeutete eine enorme Markterweiterung für die amerikanische (und andere westliche) Rüstungsindustrie, denn neue Mitglieder müssen ihre Waffenarsenale an die NATO-Standards anpassen.
(…) Diese Armee stellte die „Ordnung“ im Inneren (Tschetschenien), in den Grenzstaaten (Georgien, Kasachstan) und außerhalb (Syrien) blutig wieder her. Doch 2015 lag die Industrieproduktion immer noch unter dem Niveau von 1990.
(…) Die beste Nachricht, die wir über den Krieg gehört haben, ist, dass einige russische Soldaten ihre eigene Ausrüstung sabotieren und desertieren. Wie viele, ist unklar. Wir können nur hoffen, dass die Desertion massiv wird. Auf beiden Seiten. Dass sich russische und ukrainische Soldaten verbrüdern und ihre Waffen gegen ihre Anführer richten, die sie in den Tod geschickt haben. Dass russische und ukrainische Arbeiter gegen den Krieg streiken. Friedensdemonstrationen allein können den Krieg nicht beenden, wenn die Bevölkerung den Krieg mit all seinen Folgen weiter erträgt. Das wird nur möglich, wenn sich die große Masse, die Arbeiterklasse, gegen den Krieg wendet. Der Erste Weltkrieg wurde durch die Revolte der Arbeiterklasse gegen den Krieg gestoppt, zuerst 1917 in Russland und ein Jahr später in Deutschland. Aber das ist schon lange her. Heute gibt es in Russland keine Atmosphäre der Massenrebellion, aber die katastrophalen Folgen des Krieges könnten einen schlafenden Riesen erwecken.
(…) Die Sozialausgaben wurden von den aufeinanderfolgenden ukrainischen Regierungen von 20 % des Haushalts im Jahr 2014 auf heute 13 % gekürzt. Die große Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung war bereits arm und wird nach dem Krieg noch viel ärmer sein. Ihre Interessen und die der herrschenden Klasse sind nicht die gleichen. Genau wie in Russland. In der Ukraine töten sich russische und ukrainische Soldaten gegenseitig für Interessen, die antagonistisch zu ihren eigenen sind.
(…) Seit der „Großen Rezession“ von 2008 befindet sich die weltweite Ökonomie in einer tiefen Krise. Die weltweite Rentabilität ist auf einen historischen Tiefststand gesunken. Der Zusammenbruch konnte nur durch eine gigantische Geldschöpfung und massive Anleihen aus der Zukunft vermieden werden.
(…) nichts hilft gegen die Krise des Systems, das auf Wachstum, auf Wertakkumulation angewiesen, aber zunehmend unfähig ist, diese zu leisten.
(…) Die Ökonomie ist so global wie nie zuvor. Die Interessen sind miteinander verflochten. Man kann seinen Feind nicht ökonomisch bestrafen, ohne sich ins eigene Fleisch zu schneiden.
(…) Der Krieg und die Sanktionen werden die kommende Rezession, die ohnehin unvermeidlich war, beschleunigen und vertiefen. Jetzt kann der Krieg dafür verantwortlich gemacht werden. Biden wird sie „Putins Rezession“ nennen. Putin wird den ökonomischen Krieg des Westens gegen Russland verantwortlich machen.
(…) Aber es gibt einen dritten, entscheidenden Unterschied zu den Vorkriegszeiten der Vergangenheit. Es geht um das Bewusstsein. Was jede herrschende Klasse braucht, um die eigene Bevölkerung einem totalen Kriegseinsatz zu unterwerfen, ist die Zerstörung des Klassenbewusstseins, die Atomisierung der Individuen und ihre Einigung in der falschen Gemeinschaft der Nation. Putin ist noch nicht so weit. Er hat das russische Volk nicht in der Tasche wie Hitler das deutsche. Es stimmt, dass trotz der zahlreichen Proteste in Russland gegen den Krieg der Widerstand dagegen vorerst begrenzt blieb. Aber patriotische Unterstützungsbekundungen für Putin waren nirgends zu sehen, abgesehen von einer Massenversammlung, zu deren Teilnahme viele von staatlicher Seite gedrängt wurden. Putin kann, abgesehen von seinen militärischen Fähigkeiten, den Krieg nicht wie Hitler eskalieren, weil seine ideologische Kontrolle zu schwach ist. Andererseits muss er gerade deshalb eskalieren: Ohne einen Sieg riskiert er, vom Sockel zu fallen wie die argentinische Junta nach der Niederlage auf den Falklandinseln.
Auch in den meisten anderen Ländern mit einer Tradition des sozialen Kampfes ist die ideologische Kontrolle zu schwach, um die Bevölkerung in einen groß angelegten Krieg zu ziehen. Aber es wird daran gearbeitet. Wir werden geformt. Wir lernen, Soldaten wieder als Helden zu verehren, wir lernen, Siege auf dem Schlachtfeld wieder zu bejubeln, wir lernen zu akzeptieren, dass wir für die Kriegsanstrengungen Opfer bringen müssen. Und obwohl es für keines unserer Probleme – ökonomische Krise, Klimakatastrophe, Pandemien, Verarmung usw. – nationale Lösungen gibt, lernen wir, dass es nichts Schöneres gibt, als für Grenzen zu kämpfen, für das Vaterland zu sterben.“
Krieg – der Nerv des Geldes
Von Kasimir – Sendung Distro-Lapinothèque auf Radio Air Libre (Brüssel) vom 31. März 2022 – Auszüge:
„Der Krieg ist kein Makel, kein Exzess, keine kapitalistische Monstrosität, sondern das eigentliche Gewebe dieser Produktionsweise, verflochten mit dem Kettenfaden, der uns mit ihr verbindet, zu jeder Zeit und an jedem Punkt der Erde. In diesem Sinne ist der Krieg vor allem die Verlängerung … des Krieges. Grenzen sind filternde Sperren, die auf einem Kontinuum aus voneinander abhängiger globaler Produktion, globalem Markt und planetaren Waren- und Wertströmen gezogen werden. Es ist nicht so sehr das Geld, das der Nerv des Krieges ist, sondern der Krieg, der der Nerv des Geldes und erst recht des Kapitals ist.
(…) Dieses riesige Domino-Spiel, diese schöne Welt der Transaktionen und Spekulationen wird immer den Schlamm und das Blut der Schlachtfelder brauchen, um die Positionen des konkurrierenden Kapitals zu sichern, hinter dem Täuschungsspiel der Nationalflaggen und ihrer Kakophonie der Trauermärsche. Doch ihr einziger Feind sind potenziell wir, als soziale Klasse, die von der kapitalistischen Katastrophe nie etwas zu gewinnen hatte, nicht einmal in ihren aufgelesenen Krümeln und ihrem giftigen Rieseln.
(…) Die Gesundheit einer Armee kann immer durch das Aufkommen von sozialem Widerspruch in ihrem Inneren und einer Schwächung der nationalen Einheit, die sie von hinten stützt, bedroht werden (eine Frage, die für den Staat akuter wird, wenn der Konflikt ins Stocken gerät und die Zahl der Toten steigt), aber auch durch das, was in dem Land, in das sie sich wagt, sozial geschieht, was wiederum mit dem verbunden ist, was im Rest der Welt geschieht, da unsere Klasse kein Vaterland hat, wie man sich erinnern sollte. Das unterscheidet den Internationalismus der Klasse vom Pazifismus, der sich im Namen eines abstrakten Prinzips auf keine Seite schlagen will. In einer überfallenen Zone geht es also um eine entscheidende Frage: wenn eine Dynamik der Selbstverteidigung in Gang gesetzt wird, nach welcher Logik, Methode und Perspektive? Welche Autonomie kann sie entwickeln und vor allem aufrechterhalten, sozial und operativ, angesichts der immer noch mächtigen staatlichen Dynamik der Militarisierung, des Aufgehens in der nationalen Verteidigung, der nationalen Einheit, der nationalen Befreiung, dem „Volkskrieg“… mit anderen Worten in der Stärkung unserer eigenen Unterdrücker von gestern und morgen? Während der Staat in der Ukraine zum „Widerstand“ aufruft, fährt er fort, mobilisierbare männliche Erwachsene aufzuspüren und sie zu bewaffnen, ohne die Kontrolle über sie zu verlieren. Hinter dem heiligen „Volk in Waffen“ lauert für den Staat immer das Gespenst der Klasse, die entwaffnet werden muss.“
Wenn die Bevölkerung sich gegen den Krieg auflehnt: In Russland und der Ukraine werden Rekrutierungszentren angegriffen…32
„Ukraine. Die wichtigste Methode des Widerstands gegen den Krieg seitens der ukrainischen Bevölkerung ist die Weigerung, sich an ihm zu beteiligen. Viele männliche ukrainische Staatsbürger, die zuvor das Land verlassen hatten, um zu arbeiten, haben es nicht eilig zurückzukehren, da sie die Mobilisierung fürchten.
Im April wurde der Gesetzentwurf Nr. 7265 in das ukrainische Parlament (Rada) eingebracht. Er sieht vor, dass im Falle der Einführung des Kriegsrechts – auf dem gesamten Gebiet der Ukraine oder einem Teil davon – Personen, die während der Mobilisierung laut Gesetz der Wehrpflicht unterliegen, innerhalb von 15 Tagen in die Ukraine zurückkehren müssen. Bei Nichteinhaltung dieses Gesetzes soll eine strafrechtliche Verantwortung eingeführt werden, die bis zu 10 Jahre Gefängnis bedeuten kann. Die Maßnahme könnte Millionen von Menschen betreffen.
(…) Unterdessen brach in der Stadt Khust in Transkarpatien (im äußersten Westen des Landes, weit entfernt von der Frontlinie) ein regelrechter Anti-Kriegs-Aufstand aus, der von Frauen organisiert wurde, die gegen die Mobilisierung ihrer Ehemänner und Söhne protestierten.
Am 29. April versammelten sich etwa 50 Frauen zu einer Demonstration vor dem Rekrutierungszentrum der Stadt Khust und verlangten zu erfahren, warum ihre Männer, die für die Territorialverteidigung mobilisiert worden waren, ohne Erklärung in das Kriegsgebiet geschickt wurden.
Die friedliche Versammlung verwandelte sich schnell in eine Demonstration vor dem Büro für militärische Registrierung und Rekrutierung, als der Leiter des Zentrums, Militärkommissar Zubatow, sich weigerte, zu den Menschen zu gehen und die Entscheidung zu erklären. Als Reaktion darauf begannen die Teilnehmer, Steine gegen die Fenster zu werfen und in das Gebäude einzubrechen.
(…) Darüber hinaus wurde der Leiter des Büros für militärische Registrierung und Einberufung, Zubatow, der Korruption beschuldigt, weil er einigen Menschen ohne offensichtliche Begründung eine Bescheinigung über ihre militärische Untauglichkeit ausgestellt hatte, obwohl er am 14. März 2022 die allgemeine Mobilmachung aller männlichen Arbeiter erklärt hatte, unabhängig davon, ob sie behindert, Eltern von drei Kindern oder völlig ohne militärische Erfahrung waren.
Den Demonstrantinnen missfällt die Tatsache, dass, während ihre Angehörigen gezwungen sind zu kämpfen, und das sogar ohne angemessene Ausrüstung, die Reichen und ihre Kinder weiterhin im Luxus leben und das Leben genießen.“
Fragmente für einen aufständischen Kampf gegen den Militarismus und die Welt, die ihn benötigt33
Falsche Verbündete im Kampf gegen den Militarismus
Man muss nicht auf das Manifest der Sechzehn zurückgreifen – in welchem bekannte Anarchisten dazu aufriefen, sich dem Lager Frankreichs wegen seiner revolutionären Tradition anzuschließen und gegen den kaiserlichen Absolutismus Deutschlands zu kämpfen – um angesichts des Krieges Beispiele für den kompletten Verlust der Orientierung und des Gespürs für die involvierten Interessen seitens der Anarchisten zu finden. Der Großteil des heutigen „antifaschistischen“ Diskurses reproduziert im Miniaturformat die gleichen Fehler und spiegelt die Ideen des in den 70er Jahren weit verbreiteten „Antiimperialismus“ wieder: Demokraten vs. Faschisten hier, Staaten der Dritten Welt gegen Staaten des Westens dort. In jüngster Zeit akzeptieren die Unterstützer des Kampfes gegen „den Faschismus“ der Dschihadisten in Syrien sogar die Streitkräfte der US-Luftwaffe im eigenen Lager. Eine Position die bereits während jenes Krieges präsent war, welcher zum Zerfall des ehemaligen Jugoslawien in den 90er Jahren führte. In gleichem Maße verteidigen viele mit gerümpfter Nase die internationalen Interventionen, um die Grausamkeiten einzudämmen, die während der „Bürgerkriege“ in vielen afrikanischen Ländern begangen wurden (bevorzugt die Interventionen der Blauhelme, welche weniger Ablehnung provoziert als die der französischen Fremdenlegion oder die einer Koalition der NATO). Heutzutage hat es fast den Anschein, dass die westlichen Armeen eher freiwillige Rekruten einsetzen, anstatt einer Massenrekrutierung, um ihre Drecksarbeit durchzuführen. Sprich, der einzige Faktor der uns davor verschont zu sehen, wie Libertäre sich in die Armeen einreihen, um die „Bösen“ zu bekämpfen, die noch stärker konter-revolutionär sind, als die Anhänger der kommerziellen Demokratie.
Aus Die Reihen Durchbrechen. Gegen den Krieg, Gegen den Frieden, für die soziale Revolution.34
Man sollte meinen, das erübrige sich zu bemerken, dass ein Staat niemals ein Verbündeter im Kampf gegen den Militarismus sein könne. Und doch scheinen vergangene und jüngere Parteinahmen von Antimilitarist*innen dringend einer solchen Klarstellung zu bedürfen. Und wenn ich in diesem Kontext Staat sage, so meine ich auch jede militaristische Bestrebung mit der Absicht, einen Staat zu gründen oder anderweitig staatliche Aufgaben zu übernehmen. Was aus einer antimilitaristischen Perspektive, so wie ich sie verstehe, mindestens unlogisch erscheint, lässt sich mit einer anarchistischen Perspektive dagegen überhaupt nicht vereinbaren. Was sich bereits früher in Solidaritätsbewegungen mit dem bolschewistischen Regime, der Fatah und Hamas oder in der Kuba-Solidaritätsbewegung beobachten ließ, findet seinen Ausdruck dieser Tage beispielsweise bei jenen, die buchstäblich die Fahnen von YPG und YPJ schwenken. Schöne Anarchist*innen und Antimilitarist*innen sind das, die da die Banner militärischer Verbände spazieren tragen, die Verhaftungen durchführen, Gefängnisse und Lager betreiben und von ihren Söldner*innen die militaristische Disziplin des Tötens auf Befehl einfordern.
Aber es ist weniger interessant, die Tatsache, dass dies so ist, festzuhalten, sondern weitaus spannender ist doch die Frage des Warum? Wie kommt es, dass unverhohlen militaristische und autoritäre Organisationen schließlich von ihren eigentlichen Gegner*innen verteidigt werden als „geringeres Übel“ – was noch die ehrlichste Betrachtungsweise ist – oder gar als „Notwendigkeit“ im Krieg gegen den imperialistischen Militarismus. Dass der Antimilitarismus hier als eine Mobilisierungsstrategie für den Militarismus dient, mag wie eine grausame Ironie erscheinen, ich unterstelle jedoch, dass hier vielmehr jene Rekuperationen des Antimilitarismus sichtbar werden, die die Abwesenheit von Krieg, die Ordnung des sozialen Friedens und die repressive Kontrolle über jegliche diese Ordnung störenden Tendenzen zum Ziel eines jeden Antimilitarimus umzudeuten versuchen. Dies mag vielleicht auch das Ziel eines humanistischen, kommunistischen oder demokratischen Antimilitarismus sein, als Ziel eines anarchistischen Antimilitarismus scheint es mir jedoch völlig unzureichend. Spannend finde ich am aktuellen Beispiel der Rojava-Solidarität, die auch unter Anarchist*innen, wenn sie nicht gar unkritisch übernommen wird, so doch weitestgehend unkommentiert bleibt, wie eine bestimmte Art und Weise der Argumentation reproduziert wird, die umgekehrt bei einer staatlichen, kapitalistischen oder nationalistischen Legitimation von und Propaganda für Militarismus zu Recht kritisiert wird. Es ist das Narrativ einer nationalen Verteidigung – auch wenn dieses nationale Motiv vielleicht verschleiert werden mag und sich teilweise hinter identitätspolitisch ansprechenderen Begriffen wie „Frauenrevolution“ (jaja, das Ziel 40% der Posten mit Frauen besetzen zu wollen und die gezielte Präsentation weiblicher Militärs durch die Propaganda scheint da heute bereits zu genügen) oder „ökologischer Revolution“ verbirgt – gegen einen im Anmarsch befindlichen Feind.
(… ) Wie könnte eine aufständische Perspektive aussehen, die nicht nur den Militarismus des türkischen Regimes, den der NATO und den des IS angreift, sondern die sich eben auch gegen den Militarismus von YPG und YPJ und ihrer sozialdemokratischen bis leninistischen Parteien, der PYD und der PKK, sowie überhaupt gegen jede Herrschaft, auch gegen die dessen, was Demokratischer Konförderalismus genannt wird und sowieso nur in den Augen eines Trotzkisten, der sich kurzerhand zum Anarchisten erklärt hat, als anarchistisch im Sinne des Begriffs gelten kann, richtet?“
Putins Fluch (Mirasol, März-April 2022)35
„Die russische Offensive gegen die Ukraine wäre also aus der Sicht dieses Staates eine Polizeioperation, die darauf abzielt, das zu beenden, was in den Augen der russischen Machthaber einer „Maidan-Klammer“ gleicht, die ihrerseits im Gefolge der orangenen Revolution von 2004 steht.
Diese Sequenz von Strafverfolgungsmaßnahmen ist die logische Folge der Niederschlagung des belarussischen Aufstands im Jahr 2020, auf die der russische Staat mit einem Beinahe-Anschluss des Landes reagierte, und der Niederschlagung des Aufstands in Kasachstan im Januar 2022, die auch die erste Intervention der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) war, einer Allianz, der mehrere Länder der ehemaligen UdSSR angehören – aber nicht die Ukraine. Und von nun an geht es darum, diese Situation zu reparieren.
(…) „Für die neue ukrainische Führung war dieser Krieg zwar schwierig, aber auch eine unverhoffte Gelegenheit, ihre Position zu festigen. Die Energie, die auf dem Maidan entstanden war, wurde schnell in die freiwillige Unterstützung der ukrainischen Armee geleitet. Diese schwache und halb ruinierte Armee war offensichtlich nicht in der Lage, es mit der russischen Armee aufzunehmen. So entstanden die Freiwilligenbataillone, die einige Elemente der Selbstverteidigungskräfte des Maidan aufnahmen. Die „Revolution der Würde“ zu verteidigen bedeutete nun nicht mehr, auf den Barrikaden in Kiew zu stehen, sondern an der Front. Und plötzlich erlosch die Bewegung völlig: Man protestiert nicht, während sich das Land im Krieg befindet“36.
Wie dieser Text beschreibt, trug dieser Aufstand eine viel größere Perspektive in sich … und wurde besiegt. Die Tendenzen, die eine Überwindung des nationalistischen und pro-demokratischen bourgeoisen Charakters des Aufstands mit sich brachten, wurden beraubt und besiegt.
(…) Der ukrainische Staat wird manchmal als das kleinere Übel dargestellt. Diese Art der Argumentation ist nicht unsere. Staaten, wie auch klassenübergreifende nationalistische Koalitionen, verraten am Ende immer die revolutionären Elemente und massakrieren sie oft, wie die Bilanz der antikolonialen Befreiungskämpfe zeigt. Dennoch scheint die Zuflucht zu einer pauschalen Verurteilung aller Widerstandsversuche eine prinzipielle Position ohne konkrete Umsetzung zu sein…
Um ehrlich zu sein, überzeugt uns derzeit keine Position. Wir sehen die Repression der Plünderungen, die Bemühungen zur Verteidigung des Privateigentums auf Kosten der Interessen und Bedürfnisse der Bevölkerung. Wir lehnen daher sowohl jede Theoretisierung einer auch nur kritischen Unterstützung des ukrainischen Staates ab … als auch die prinzipielle Verurteilung von Gefährten, die zu den Waffen greifen. Wir können nur feststellen, dass der Horizont im Moment versperrt ist und von einer breiteren Perspektive und insbesondere von der Situation in Russland abhängt.
(…) Wir können nur feststellen, dass in dieser kapitalistischen Katastrophe, wie es die Regel ist, die Staaten und ihre Unterstützer immer in erster Linie den Fortbestand des Kapitals verteidigen und die Bevölkerung als Schachfiguren benutzen werden, selbst auf die Gefahr hin, sie in den Auseinandersetzungen zu opfern, um Druck auszuüben, für das Image etc. Daher könnten nur Selbstorganisation und revolutionärer Kampf einen Ausweg aus dieser Tragödie darstellen…
(…) Wie die drei Aufstände in Belarus, Kasachstan und der Ukraine (mit all ihren Besonderheiten) gezeigt haben – und wir können hier Kirgisistan, Syrien, Iran, Irak, Libanon… usw. hinzufügen – ist eine revolutionäre Ausweitung in dieser Region der Welt nur unter der Bedingung möglich, dass der russische Staat neutralisiert wird. Die Explosion dieses Schlosses hätte immense, weltweite Konsequenzen. Wer weiß, wie weit eine solche revolutionäre Ansteckung gehen könnte.“
„Es gibt Leute, die für den Frieden sprechen, ich spreche für den Krieg. Für diesen Krieg, der die Menschen nicht an die Grenzen wirft, sondern sie gegen den Unterdrücker aller Tage, aller Länder aufstellt.“
Albert Libertad (1876-1908)
1«Contre la guerre Contre la paix – Eléments de lutte insurrectionnelle contre le militarisme et la répression» (2015): https://cestdejatoutdesuite.noblogs.org/files/2015/04/contrelaguerre_lapaix.pdf – Gegen den Krieg, Gegen den Frieden Elemente für einen aufständischen Kampf gegen den Militarismus und die Repression (2015): https://anarchistischebibliothek.org/library/gegen-den-krieg-gegen-den-frieden
2Siehe dazu: Louis Mercier Vega, „La Chevauchée anonyme: une attitude internationiste devant la guerre (1939-1942)“, und Pierre Lanneret, „Les Internationalistes du „troisième camp“ pendant la Seconde Guerre mondiale“ (Acratie, 1995), als PDF verfügbar unter https://archivesautonomies.org.
3Auf englisch: https://internationalistperspective.org/dont-fight-for-your-country/ Auf französisch (Kontroversen): https://internationalistperspective.org/ne-vous-battez-pas-pour-votre-pays/ – Auf deutsch: https://panopticon.blackblogs.org/2022/05/24/kampfe-nicht-fur-dein-land/
4https://www.amnesty.org/fr/latest/news/2022/08/ukraine-ukrainian-fighting-tactics-endanger-civilians/
5«Guerre du capital et antiennes anti-impérialistes: l’Ukraine», Temps critiques, 21 mars 2022: tempscritiques.free.fr/spip.php?article520. Zitierte Quelle: https://www.opendemocracy.net/en/odr/ukraine-suspends-labour-law-war-russia/
6Originaltext auf tschechisch: https://antimilitarismus.noblogs.org/post/2022/09/14/anarchisticky-antimilitarismus-a-myty-o-valce-na-ukrajine/, französische Übersetzung: https://www.autistici.org/tridnivalka/antimilitarismus-antimilitarisme-anarchiste-et-mythes-sur-la-guerre-en-ukraine/ PDF Version: https://www.autistici.org/tridnivalka/wp-content/uploads/antimilitarismus-fr.pdf, deutsche Übersetzung: https://panopticon.blackblogs.org/2022/10/12/tschechien-anarchistischer-antimilitarismus-und-mythen-uber-den-krieg-in-der-ukraine/
7https://lundi.am/Des-canons-par-centaines, siehe Anmerkung in Fußnote 36.
8Zu diesem Thema siehe auch „Economie de guerre“, in Avis de tempêtes. Bulletin anarchiste pour la guerre sociale, n°54 : https://avisdetempetes.noblogs.org, abgedruckt in der Zeitschrift Guerre à la Guerre, Nr. 2 (beide im Juni 2022).
9https://tousdehors.net/Lettres-d-Ukraine/, diese Briefe aus der Ukraine wie auch einige andere hier zitierte Texte finden sich auch in einem Dossier „Guerre en Ukraine“ in der Nummer 3 von ASAP Révolution (Sommer 2022) in großem A2-Format mit 20 Seiten, herausgegeben in Rennes: asaprevolution.net. Auf deutsch: https://communaut.org/de/ukraine-korrespondenzen-teil-i-und-ii, https://communaut.org/de/ukraine-korrespondenzen-teil-iii
10«Guerre du capital et antiennes anti-impérialistes: l’Ukraine», 21 März 2022: tempscritiques.free.fr/spip.php?article520.
11https://www.autistici.org/tridnivalka/antimilitarismus-antimilitarisme-anarchiste-et-mythes-sur-la-guerre-en-ukraine/
12In Bezug auf „anarchistische“ Unterstützung für den „Verteidigungskrieg“ in der Ukraine sei hier der emblematische Fall der Gruppe RevDia genannt: https://revdia.org/2022/03/13/navishho-anarhisti-jdut-na-vijnu/, ins Englische übersetzt von Riot Turtle: https://enoughisenough14.org/2022/03/13/why-do-anarchists-go-to-war-ukraine/.
13„Manifeste internationaliste contre la guerre et la paix capitaliste en Ukraine… „, Klassenkrieg, verfügbar (ebenso wie ihr gesamtes Dossier „Logiques de guerre“ mit unveröffentlichten Übersetzungen aus verschiedenen Sprachen), auf ihrem Blog: https://autistici.org/tridnivalka/. Auf deutsch: https://panopticon.blackblogs.org/2022/08/11/internationalistisches-manifest-gegen-den-kapitalistischen-krieg-und-frieden-in-der-ukraine/
14„Contre la guerre Contre la paix“, erhältlich hier: https://cestdejatoutdesuite.noblogs.org/files/2015/04/contrelaguerre_lapaix.pdf, auf deutsch: https://anarchistischebibliothek.org/library/gegen-den-krieg-gegen-den-frieden
15„Des idées pour la récréation?“, März 2022, aus dem Italienischen übersetzt von der anarchistischen Website ilrovescio.info, in der Zeitschrift Guerre à la Guerre Nr. 2, Juni 2022 (bisher nicht als PDF verfügbar, Inhaltsverzeichnis auf https://sansnom.noblogs.org/archives/13780, Kontakt: lapaixlaguerre@riseup.net).
16https://grupomoiras.noblogs.org/post/2022/03/13/kras-ait-acerca-de-la-guerra-en-ucrania/ Französische Übersetzung (von mehreren): https://nowar.solidarite.online/blog/interview-des-anarcho-syndicalistes-russes-pas-de-guerre-sauf-la-guerre-de-classe. Auf deutsch: https://panopticon.blackblogs.org/2022/04/25/kras-iaa-uber-den-krieg-in-der-ukraine/
17https://www.autistici.org/tridnivalka/antimilitarismus-antimilitarisme-anarchiste-et-mythes-sur-la-guerre-en-ukraine/, auf deutsch: https://panopticon.blackblogs.org/2022/10/12/tschechien-anarchistischer-antimilitarismus-und-mythen-uber-den-krieg-in-der-ukraine/
18„Des idées pour la récréation?“, März 2022, aus dem Italienischen übersetzt von der anarchistischen Website ilrovescio.info, in der Zeitschrift Guerre à la Guerre Nr. 2, Juni 2022 (bisher nicht als PDF verfügbar, Inhaltsverzeichnis auf https://sansnom.noblogs.org/archives/13780, Kontakt: lapaixlaguerre@riseup.net).
19https://www.autistici.org/tridnivalka/antimilitarismus-antimilitarisme-anarchiste-et-mythes-sur-la-guerre-en-ukraine/, auf deutsch: https://panopticon.blackblogs.org/2022/10/12/tschechien-anarchistischer-antimilitarismus-und-mythen-uber-den-krieg-in-der-ukraine/
20https://www.autistici.org/tridnivalka/antimilitarismus-antimilitarisme-anarchiste-et-mythes-sur-la-guerre-en-ukraine/, auf deutsch: https://panopticon.blackblogs.org/2022/10/12/tschechien-anarchistischer-antimilitarismus-und-mythen-uber-den-krieg-in-der-ukraine/
21„Quand la population se rebelle contre la guerre : en Russie et en Ukraine, des centres de recrutement sont attaqués“, siehe weiter unten und hier abrufbar: https://www.autistici.org/tridnivalka/logiques-de-guerre/.
22Siehe dazu den Artikel „Gilets jaunes et extrême droite : les leçons de Maïdan“ auf https://lundi.am/Maïdan-1667.
23https://ddt21.noblogs.org/?page_id=3423, auf deutsch: https://panopticon.blackblogs.org/2022/05/26/frankreich-lebewohl-zum-leben-lebewohl-zur-liebe-ukraine-krieg-und-selbstorganisation/
24„Contre la guerre Contre la paix“, erhältlich hier: https://cestdejatoutdesuite.noblogs.org/files/2015/04/contrelaguerre_lapaix.pdf, auf deutsch: https://anarchistischebibliothek.org/library/gegen-den-krieg-gegen-den-frieden
25„Des idées pour la récréation?“, März 2022, aus dem Italienischen übersetzt von der anarchistischen Website ilrovescio.info, in der Zeitschrift Guerre à la Guerre Nr. 2, Juni 2022 (bisher nicht als PDF verfügbar, Inhaltsverzeichnis auf https://sansnom.noblogs.org/archives/13780, Kontakt: lapaixlaguerre@riseup.net).
26https://mauvaissang.noblogs.org/files/2022/04/Mauvais-Sang-N2.pdf
27Die Broschüre „Les anarchistes contre la guerre – 1914-2022“ ist hier erhältlich: https://quatre.zone/2022/04/01/les-anarchistes-contre-la-guerre/ Anzumerken ist, dass die darin enthaltene historische Darstellung aus der Feder von Maurice Laisant aus dem Jahr 1964 für Le Monde Libertaire (dessen Mitbegründer er war) ziemlich pompös ist.
28In französischer Sprache auf https://attaque.noblogs.org/post/2022/03/02/italie-sabotons-la-guerre-en-declenchantlinternationale/
29Auszug aus der Zeitschrift Guerre à la guerre – perspectives anarchistes et internationalistes (März 2022), hier als PDF verfügbar:https://sansnom.noblogs.org/archives/11155/
30Quelle in deutscher Sprache: https://panopticon.blackblogs.org/2022/03/02/gegen-die-kriege-des-kapitalismus-lautet-unsere-antwort-sozialer-krieg/ Französische Übersetzung: https://www.autistici.org/tridnivalka/logiques-de-guerre/
31Auf englisch: https://internationalistperspective.org/dont-fight-for-your-country/ Auf französisch (Kontroversen): https://internationalistperspective.org/ne-vous-battez-pas-pour-votre-pays/ – Auf deutsch: https://panopticon.blackblogs.org/2022/05/24/kampfe-nicht-fur-dein-land/
32Quelle auf Russisch: https://www.aitrus.info/node/5963/ Französische Übersetzung: https://www.autistici.org/tridnivalka/logiques-de-guerre/
33Auf Deutsch erschienen auf Zundlumpen, Nr. 83, Mai 2021 und in Guerre à la guerre Nr. 1 (März 2022), abrufbar unter https://sansnom.noblogs.org/archives/11155, auf deutsch: https://zuendlappen.noblogs.org/post/2022/01/07/fragmente-fuer-einen-aufstaendischen-kampf-gegen-den-militarismus-und-die-welt-die-ihn-benoetigt/. Der Text erinnert an eine andere, die 2015 zur Zeit der Gedenkfeiern zu 1914-1918 und des Krieges in Syrien veröffentlicht wurde: „Contre la guerre Contre la paix. Eléments de lutte insurrectionnelle contre le militarisme et la répression„, hier abrufbar: https://cestdejatoutdesuite.noblogs.org/files/2015/04/contrelaguerre_lapaix.pdf., auf deutsch: https://anarchistischebibliothek.org/library/gegen-den-krieg-gegen-den-frieden
34Quellenangabe zu diesem Buch unter https://hourriya.noblogs.org/post/2018/10/10/n5-rompre-les-rangs-contre-la-guerre-contre-la-paix-pour-la-revolution-sociale/
35Verfügbar unter camaraderevolution.org/index.php/2022/04/07/la-malediction-de-poutine/
36Auszug aus „Gilets jaunes et extrême droite: les leçons de Maïdan“, abrufbar unter https://lundi.am/Maïdan-1667, ohne jedoch dem Intellektualismus und der Ideologie des „appelistischen“ Typs von Lundi matin zuzustimmen.