Gefunden auf der Seite von Círculo Internacional de Comunistas Antibolcheviques (Internationaler Zirkel von Antibolschewistischen Kommunisten), die Übersetzung ist von uns.
Wie weit geht man individuell und kollektiv, bis zu seiner letzten Konsequenz und Kohärenz, undogmatisch, gegen Avantgarden und gegen Autorität, vor? Da bleiben einen, im individuellen und kollektiven Sinne, mehr Fragen offen als wie diese zu beantworten sind. Denn was für einen Sinn macht es alle Fragen nicht bis zu ihrer letzten Konsequenz und Kohärenz zu analysieren, kritisieren und anzugreifen?
Denn was wirklich überhaupt keinen Sinn macht, ist es Widersprüche zu entlarven, diese aber dann letzten Endes selber zu reproduzieren, in der eigenen Praxis zu pflegen, sprich am Ende sie nur durch einen „antiautoritären“ Mythos zu tarnen.
Wir sprechen, auch wenn dies hier pathetisch klingeln mag, von dem Moment wo wir Geschichte werden, wo wir aufhören Objekt zu sein und uns zum Subjekt verwirklichen. In ihrer reformistischen Semantik hören die meisten Anarchisten und Anarchistinnen nie auf gegen die soziale Revolution zu kämpfen, in der sie sich die Frage stellen „Was tun?“, in der sie doch davon reden die soziale Revolution anzuführen, oder diese zu bilden. Denn „Was tun?“ beinhaltet den Imperativ des „ohne uns läuft nichts“, oder „ohne uns keine soziale Revolution“. Was die Frage, die wirkliche Frage, der Avantgarde, der Anführung und Gestaltung jeglicher Form von Kämpfen prägt und bestimmt.
Dieser Text stellt Fragen, die das oben geschilderte kritisieren und thematisieren. Wir dürfen niemals die Angst haben, vor allem auch wenn es sich um den Anarchismus handelt, jegliche Form anarchistischer Mystifizierung und Ideologisierung als solche anzugreifen und zu kritisieren, oder andersrum. Wir sind dazu bereit die anarchistischen Popen und Kirchen nieder zu brennen, nur dann kann der Anarchismus zur revolutionären Kraft werden.
Was natürlich auch bedeutet, auch diesen Text nicht als letzte Wahrheit zu verstehen, sondern als einen weiteren Beitrag innerhalb revolutionärer Praxen und Diskussionen.
Die subversive Propaganda und die „-ismen“
Wir wollen die gesellschaftlichen Verhältnisse der Ausbeutung und Herrschaft zerstören und durch andere gesellschaftliche Verhältnisse ersetzen, in denen die Freiheit des Individuums die Bedingung für die Freiheit der Gesellschaft ist. Wir wollen eine Gesellschaft ohne Klassen und ohne Staat, wir wollen die Selbstverwaltung unseres Lebens.
Die Agitation und Propaganda unserer Ideen, wie wir den Kampf für die Gesellschaft, die wir wollen, führen und wie wir ihn mit dem Kampf um unser physisches Überleben, zu dem wir gezwungen sind, in Verbindung bringen, ist etwas, was wir tun können, um zur Veränderung des gegenwärtigen Zustands beizutragen. Wenn wir eine Gesellschaft wollen, in der jeder Mensch frei ist, und wir wissen, dass es falsch ist, dass ein Mensch einen anderen befreien kann, dass die Menschen sich selbst befreien müssen, dann ist es unser unmittelbares Ziel, unsere Aktivität auf unsere individuelle Selbstbefreiung zu richten und damit folgerichtig zur Selbstbefreiung anderer beizutragen.
Die Frage ist nur wie. Ob wir das mit quantitativen Kriterien oder mit qualitativen Kriterien machen. Mit einem ideologischen Kriterium oder mit einem praktischen Kriterium.
Das erste Kriterium beginnt mit der Abgrenzung/Akzeptanz eines „-ismus“ der Befreiung und fokussiert unsere Aktivität auf das Hinzufügen von Anhängern, das Hinzufügen von „-isten“ (A.d.Ü., z.B., Anarchisten und Anarchistinnen). Hier wird Selbstbefreiung nicht einmal in Erwägung gezogen oder nur ideologisch betrieben (das Festhalten an einem revolutionären Programm/Organisation/Ideologie und einer Art „revolutionärer Moral“ würde genügen).
Das zweite Kriterium ist die Ausrichtung unseres Handelns und Denkens im Sinne unserer Selbstbefreiung. Als Individuen, als Gruppen und als unterdrückte Klasse. Dies setzt voraus, dass unsere Tätigkeit immer mit konkreten praktischen Zielen verbunden ist, nicht mit Ideologien oder dem „Endziel“.
Ich glaube, dass das zweite Kriterium das richtige ist. Denn unsere Propaganda darauf zu konzentrieren, die Unterdrückten aufzufordern, sich einem „-ismus“ mit seiner eigenen vorgefertigten Geschichte und Tradition des Kampfes anzuschließen, ist ein großer Fehler. Es bedeutet, in wiederholte Handlungs- und Denkmuster zu verfallen, die keine Eigeninitiative, Autonomie und Kreativität zulassen. Denn so sehr der Diskurs eines bestimmten „-ismus“ den Kult der Autonomie und Spontaneität beinhaltet, so sehr verschwört er sich letztlich gegen sie, durch seine eigene Natur des „-ismus“, des versteinerten Denkens und vorhersehbaren Handelns.
Freiheit, Autonomie und „-ismen“ Alles ist eine Illusion, außer die Freiheit.
Wenn wir zur Schaffung einer freien menschlichen Gemeinschaft beitragen wollen, muss diese aus freien Männern und Frauen bestehen. Freiheit ist nur ein Wort wenn keine individuelle und kollektive Autonomie vorhanden ist. Autonomie ist viel mehr als die formale Gewährleistung des horizontalen und föderalistischen Charakters der Assoziation. Autonomie ist nicht möglich ohne totale Individuen, ohne eine integrale Selbstbildung der Individuen in all ihren Aspekten (physisch, intellektuell, spirituell, affektiv, etc.).
Das Ziel unserer Propaganda (die ein Moment unserer vitalen Aktivität und nicht etwas Äußerliches sein muss) muss es sein, zur wirklichen Autonomie der Individuen beizutragen, nicht zur Summe der Anhänger irgendeines „-ismus“ von Freiheit oder Autonomie. Denn keine Ideologie der Freiheit übertrumpft die Freiheit selbst. In der Tat ist die Ideologie der Freiheit der Feind der wirklichen Freiheit. Das Gleiche gilt für die Autonomie.
Der Beitrag zur wirklichen Freiheit der Menschen, zu ihrer Autonomie, erfordert eine radikal andere Haltung als die, an die uns die „-ismen“ gewöhnen. Die „-ismen“ gewöhnen uns daran, dass unser Handeln von einem autarken System von Ideen ausgeht, das seine eigene Logik hat, unabhängig von der Realität, in der wir leben. Unser Handeln reduziert sich dann auf die Ausführung dieses Gedankens, auf die Umsetzung der Ideologie in die Praxis.
Dadurch entsteht ein entfremdetes Verhältnis zwischen unserer Tätigkeit und unseren Zielen. Denn das Maß für die Kohärenz unserer Tätigkeit wird nicht der Vergleich zwischen unseren Zielen und den Ergebnissen unserer Tätigkeit, sondern der Vergleich zwischen letzteren und dem, was die Ideologie sagt. Bei den „-ismen“ wird unsere Praxis der Ideologie untergeordnet. Die Ideologie kann bereits geformt zu uns kommen oder unsere eigene Kreation sein, das spielt keine Rolle. Es ist Ideologie und bedeutet die Entfremdung zwischen unserem Handeln und unserem Denken.
Aktion und Gedanken
„Und dies wird normalerweise nicht gesagt, es ist in keiner Zeitung zu lesen, in keinem Buch und wird in jeder Schule verschwiegen. Denn dies ist das Geheimnis des Lebens: nie definitiv eine Trennung zwischen Gedanken und Aktion machen, zwischen den Sachen, die man weiss, und denen, die man versteht, den Sachen, die man tut, und den Sachen, über die wir agieren.” Alfredo Maria Bonanno „Die anarchistische Spannung“
Was notwendig ist, um zur wirklichen Freiheit der Personen beizutragen, ist, von einem anderen Standpunkt aus zu beginnen, unser Denken auf eine andere Weise mit unserem Handeln zu verbinden. Wenn unsere Praxis einem „-ismus“ untergeordnet wird, verlieren wir die Beziehung zwischen unserer geistigen und körperlichen Aktivität und unseren wirklichen Bedürfnissen und Wünschen, und auch die Beziehung zwischen Handlung und Denken.
Wenn wir unser Handeln auf unsere Ziele beziehen und nicht auf einen „-ismus“, dann werden wir ein korrektes Verhältnis zwischen unserem Denken und unserem Handeln aufrechterhalten. Die Ideen, die aus der Reflexion der Praxis (sowohl unserer eigenen als auch der historischen Praxis) hervorgehen, sollten nicht dazu dienen, absolute Wahrheiten aufzustellen, die uns bedingungslos zum „Endziel“ führen, sondern relative Wahrheiten, die uns in unserer täglichen Tätigkeit dienen und die ständig überprüft werden sollten.
Wir müssen keinem „-ismus“ anhängen, um die Dinge so zu verstehen, wie sie sind. Der Staat ist die Gewaltorganisation der herrschenden Klasse, um den Status quo aufrechtzuerhalten; Politiker sind Söldner der großen Wirtschaftskonzerne; die Rolle der Religionen ist es, Autorität in all ihren Formen zu legitimieren; die Rolle der Medien ist es, zu fehlinformieren, einen einzigen Gedanken namens „öffentliche Meinung“ aufzubauen und Paranoia zu verbreiten; Kriege dienen nur dazu, einige wenige mit dem Blut von Tausenden zu bereichern; die Polizei ist ein Organ von Söldnern im Dienste der Bosse; die Gewerkschaftsbewegung (A.d.Ü., auch der Syndikalismus) ist die Art und Weise des Systems, um sicherzustellen, dass die Kämpfe der Arbeiter innerhalb der Lohnarbeit bleiben; der Patriotismus dient nur den Interessen der Bourgeoisie; die politischen Arbeiterparteien haben die Aufgabe, die Kämpfe der Arbeiter in den Parlamentarismus zu tragen, damit einige Anführer einige Sitze bekommen oder, im Falle der antiparlamentarischen Parteien, damit eine Partei, die die Arbeiter vertritt, die Staatsmacht übernehmen und den Sozialismus, wie sie ihn verstehen, von der Mitte und von oben nach unten aufbauen kann.
Die Ideologie verschleiert diese praktischen Fragen nur, denn jeder „-ismus“ ist darauf bedacht, eine historische Position im Wettbewerb mit anderen „-ismen“ zu behaupten, während wir uns nicht für den ideologischen Sieg eines „-ismus“ über einen anderen interessieren sollten, sondern für den Sieg der Unterdrückten über den Kapital-Staat.
Was bedeutet es, alles, was zu diesem Thema geschrieben wurde, im Namen einer Art von „praktischem“ Pragmatismus zu verwerfen? Nein, es bedeutet, ein für alle Mal kritisches Denken zu üben, und das geht nur, wenn sich unsere Tätigkeit auf ein wirklich revolutionäres Ziel bezieht, nicht auf einen „-ismus“. Denn wenn wir uns einem „-ismus“ unterordnen, werden wir ihm gegenüber weniger kritisch sein als gegenüber anderen, da wir unsere gesamte Aktivität (einschließlich unserer Kritik) dem Sieg des „-ismus“ unterordnen, für den wir Partei ergriffen haben. Wir werden zu den Hütern dieses „-ismus“, zu den Bewahrern dieser spezifischen Tradition. Und alle Organisationen, die wir um diesen „-ismus“ herum bilden, werden, auch wenn wir sie mit anderen Namen bezeichnen, politische Parteien sein.
Konkret: Wenn wir uns in erster Linie als Unterstützer des Anarchismus verstehen, neigen wir dazu, uns von der Anarchie zu entfernen. Wir neigen dazu, den Kampf für die Anarchie zu etwas Privatem für diejenigen zu machen, die sich dafür entscheiden, Teil des Anarchismus zu sein. Unsere Praxis sollte nicht darauf abzielen, Menschen zum Anarchismus hinzuzufügen, sondern darauf, immer mehr Menschen dazu zu bringen, Anarchie zu leben und dafür zu kämpfen.
Unsere Tätigkeit und unsere Ziele
Wenn wir jede unserer Aktivitäten dem „Endziel“ der klassen- und staatenlosen Gesellschaft unterordnen, tappen wir in eine weitere Falle. Denn die klassen- und staatenlose Gesellschaft existiert nur als theoretische Notwendigkeit und Möglichkeit, nicht als Realität. Die Unterordnung unseres Handelns unter eine Utopie hat den gleichen Effekt wie die Unterordnung unter eine Ideologie. Utopien können als Inspiration dienen, als Motivation, aber mehr auch nicht.
Es nützt uns nichts, wenn wir unsere Tätigkeit etwas unterordnen, das erst einmal nur als sehr langfristiges Projekt existiert. Es macht es zu einer „Sache“, und unser Leben einer „Sache“ außerhalb davon unterzuordnen, ist die schlimmste Art der Entfremdung. Unser Denken und Handeln muss mit Zielen verbunden sein, die mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen wir leben wollen, kohärent sind und die gleichzeitig in unserer Reichweite liegen.
Es wird oft gesagt, dass die Anarchie unser Ziel und gleichzeitig unser Mittel sein muss. Machen wir es konkret!
Zunächst einmal ist es notwendig zu erkennen, dass jeder von uns ein Unterdrückter ist und dass in uns das System wohnt. Selbst diejenigen von uns, die sich der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse bewusst sind und sie gegen radikal andere austauschen wollen, sind von diesem System erzogen worden, wir sind in seinen gesellschaftlichen Verhältnissen aufgewachsen. Wir sind nicht frei. Und wenn wir uns nicht bewusst darum bemühen, uns zu überwinden, werden wir die sozialen Beziehungen des Systems in unserem täglichen Leben reproduzieren.
Unsere Selbstbefreiung als Individuen wird niemals vollständig sein, solange andere weiterhin als Meister und/oder Sklaven agieren, aber niemand kann sie initiieren außer uns selbst. Kein Individuum kann seine Befreiung an ein anderes delegieren, denn Freiheit ist keine Sache, die man geben oder wegnehmen kann, sie ist eine Beziehung zu sich selbst und zur Welt. Die Verknüpfung unseres Denkens und unseres Handelns im Streben nach unserer Selbstbefreiung ist das Erste, was wir tun müssen. Die Revolution beginnt in jedem von uns. Der Mensch, der alles außer sich selbst ändern will, ist reformistisch und autoritär, denn er wird seine Aktivität unweigerlich darauf ausrichten, andere so zu machen wie sich selbst, anstatt andere dazu zu bringen, er selbst zu sein.
Unsere ganzheitliche Selbstbildung auf der affektiven, spirituellen, physischen und intellektuellen Ebene ist eine Aufgabe, die unser ganzes Leben in Anspruch nehmen wird. Bei unserer intellektuellen Selbstbildung geht es zunächst darum, unser Denken von allem „-ismen“, von aller Ideologie zu befreien. Das ideologische Denken, auch das, das sich revolutionär nennt, ist die charakteristische Denkform der Klassengesellschaft, denn das entfremdete Verhältnis zwischen Denken und Handeln ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen und technischen Teilung von Hand- und Kopfarbeit, der Trennung zwischen Produzenten und Produktionsmitteln, der Trennung zwischen politischer Macht und Gemeinschaft. Wenn wir nicht aus dieser Denkweise herauskommen, wird die Menge der Bücher und Texte, die wir lesen, uns nur Gelehrsamkeit und Intellektualismus bringen. Wenn wir glauben, dass das Gegenmittel zum Intellektualismus nicht darin besteht, uns intellektuell zu bilden, werden wir in Dummheit verfallen. Wenn wir unsere Individualität nicht von Rollen befreien, wird unsere intellektuelle Selbsterziehung nur dazu beitragen, die Rolle, in die wir gesteckt wurden, zu verstärken. Der Ausstieg aus der Rolle ist der erste Schritt für unsere Agitation und Propaganda, um aus der Logik des Clubs, der Reproduktion von Rollen herauszukommen.
Militante Propaganda vs. Subversive Propaganda
Die Rolle des „revolutionären Militanten“ ist eine Form der Aktivität, die zu dieser Gesellschaft gehört und die nur dazu dienen kann, wahre revolutionäre Aktivität und als „Antikörper“ gegen das System wiederzuerlangen. Die Rolle des „revolutionären Militanten“ kämpft nicht nur nicht gegen die Entfremdung, sondern enthält eine ganze Extraportion davon: den Kult des Märtyrertums und der Selbstaufopferung in Verfolgung einer dem Individuum fremden „Sache“. Nach der Logik des „revolutionären Militanten“ wird die Revolution näher rücken, wenn die Zahl der Anhänger seiner „Sache“ steigt. Dann wird ihre Propaganda nicht darauf abzielen, dass jeder Einzelne sein Leben selbst in die Hand nimmt, sondern darauf, andere dazu zu bringen, das Gewicht ihrer „Sache“ zu teilen. Die einzige Botschaft, die militante Propaganda vermitteln kann, ist, andere zu drängen – durch Schuldgefühle, durch „Jetzt muss etwas getan werden!“ -, „militante Revolutionäre“ zu werden und dem Club der Märtyrer und Selbstopfer beizutreten.
Aber unsere Selbstbildung als echte und totale Individuen, das heißt: wir selbst zu sein, unsere wirklichen Bedürfnisse und Wünsche von den Bedürfnissen und Wünschen zu unterscheiden, die das System für uns geschaffen hat, erfordert die Befreiung unserer Individualität von allen Rollen. Und das ist nicht nur eine Aufgabe, die im Sinne der sozialen Revolution und der Anarchie zu erledigen ist, sondern auch die einzige Möglichkeit, uns als Menschen zu verwirklichen, ein erfülltes Leben zu erreichen. Oder wozu machen wir das alles? Wozu wollen wir die Freiheit, wenn nicht, um uns selbst vollständig verwirklichen zu können? Wir können unsere Verwirklichung als Individuen nicht für „nach der Revolution“ aufheben, unser Kampf hier und jetzt, uns als freie Individuen und als Gemeinschaft freier Individuen zu verwirklichen, ist die Revolution.
Nur wenn wir vermeiden, in Rollen zu fallen, werden wir erkennen, dass das, was für uns selbst wahr ist, auch für andere wahr sein muss. Wir können keine feste und abstrakte Trennung zwischen „den Revolutionären“ und „den Massen“ herstellen, ohne in Avantgardismus, Paternalismus und andere autoritäre Haltungen zu verfallen. Im Prinzip müssen wir für alle unterdrückten Menschen sprechen. Die zeitlich und räumlich konkrete Unterscheidung zwischen denjenigen, die diese Gesellschaftsordnung zerstören wollen, und denjenigen, die sie allenfalls reformieren wollen, ist notwendig für die Bewertung der kurz- oder mittelfristig erreichbaren Ziele. Aber wenn wir in eine Club-Haltung verfallen und die Botschaft unserer Sprache, unserer Haltung, unserer Aktivität ist „tritt unserem Club bei“, tragen wir nicht wirklich zur Selbstbefreiung der Menschen bei.
Wenn wir in der integralen Selbsterziehung der Individuen den Weg zur Überwindung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse erkennen, muss unsere Propaganda auf dieses Ziel ausgerichtet sein. Unser Beitrag zur Selbstbefreiung anderer muss ein Moment unseres eigenen Prozesses der individuellen Selbstbefreiung sein, nicht etwas Fremdes und von ihm Getrenntes.
Die konkrete Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse, in die wir eingetaucht sind, und praktische Vorschläge, wie man sie bekämpfen kann. Das, kurz gesagt, ist es, was unsere Reflexion und unsere Propaganda beschäftigen sollte, nämlich die Verbreitung unserer Reflexion, damit sie kollektiv bewertet werden kann.
Ich habe ein Ziel, das darin besteht, mein Denken sowohl von der herrschenden Ideologie als auch von denen zu befreien, die sich „revolutionär“ nennen (die Kandidaten für herrschende Ideologien sind). Ich möchte mit meiner Reflexion sowohl zu meiner eigenen Selbstbefreiung als auch zu der von anderen beitragen. Das Schreiben dieses Textes hat mir geholfen, meine aktuellen Gedanken zu diesem Thema zu klären, und seine Verbreitung kann für andere nützlich sein. Ich weiß, dass die Verbreitung dieses Textes begrenzt sein wird, deshalb habe ich ihn denjenigen von uns gewidmet, die in diesem Moment bewusst für die Zerstörung dieser Gesellschaftsordnung kämpfen und eine Gesellschaft wollen, in der jedes Individuum frei ist, sein volles Potenzial zu verwirklichen. Ziel dieses Textes war es, das Thema der subversiven Propaganda zu behandeln und es mit der aktivistischen Logik in Verbindung zu bringen, die immer noch einen großen Teil der Unterdrückten beherrscht, die sich emanzipieren wollen.
Ricardo Fuego
08.05.2006
Vom Círculo Internacional de Comunistas Antibolcheviques (Internationaler Zirkel von Antibolschewistischen Kommunisten) geschrieben und digitalisiert.